Beiträge von Rutger Severus

    Die kleine Römerin hatte sich aus dem Staub gemacht. Irgendwo, weit weg im Wald verklangen ihre Schritte. Rutger schnaubte wütend, und wollte schon blindlings hinterherstürmen, besann sich dann aber. Zu Fuß würde er sie schwerlich einholen. Er bückte sich, und nahm das kleine Messer an sich, dessen Klinge von seinem Blut gerötet war. Biest!
    Daraufhin wickelte er sich schnell einen Stoffetzen um die lädierte Hand, wischte sich das Blut von der Brust, und entfernte ein paar Fäden seiner Tunika aus der Wunde - glücklicherweise schienen die Schnitte nur oberflächlich zu sein.
    Er legte den Gürtel des erschlagenen Hirten um, an dem in einer Lederscheide dessen langer Hirschfänger baumelte - den würde er so schnell nicht mehr ablegen. Hastig raffte er dann das Gepäck zusammen, zäumte und belud das Pferd. Zuletzt pinkelte er noch das Feuer aus, dann stieg er mit verkniffener Miene auf den Pferderücken, lenkte Phaidra zwischen den Zypressen hindurch, und verließ den Lagerplatz.
    Der Schauplatz solch dramatischer Szenen lag nun wieder ruhig und verlassen da, die Bäume raunten, die Nebelschleier und der Tau wichen dem heraufziehenden Tag, und ein paar Feldmäuse huschten durch das Gras und verzehrten ein vergessenes Stück Schafskäse.


    Vornüber gebeugt saß Rutger im Sattel, und musterte den Waldboden. Hier ein zertretener Zweig, da ein halber Fußabdruck in den weichen federnden Schichten von Piniennadeln - Arrecinas Spur war nicht allzu schwer zu finden. Er trieb Phaidra weiter, kam aber zwischen den dicht stehenden Bäumen nur langsam vorwärts. Pinienzweige streiften ihn. Rutger atmete tief ein, und genoß den feuchten und erdigen Geruch nach Wald. Viel zu lange war er in der Stadt eingesperrt gewesen.
    In einer Senke zwischen hohem Stechginster hatte sich der Nebel gesammelt, und reichte Phaidra bis zu den Fesseln, als sie hindurchwatete. Als würde man auf Wolken reiten... dachte sich Rutger, und hielt weiter Ausschau nach der Spur.


    Hohe Wurzeln ragten jetzt vor Phaidras Hufen auf, und behinderten das Vorwärtskommen immer mehr. Ein beständiges Rauschen war in der Ferne zu hören. Hmm, wo war denn bloß die Spur? Der Boden war hier zu hart, und der Nebel zu dicht... Rutger ließ die Stute langsam hin und her gehen, und suchte. Ein lautes Krächzen ließ ihn aufmerken, und er sah, etwa einen Steinwurf entfernt, eine Krähe aufflattern. Aufgescheucht vielleicht? Rutger zog den langen Dolch und hielt auf die Stelle zu, spitzte dabei die Ohren, und musterte achtsam seine Umgebung.

    "Na also." Erleichtert sah Rutger das Messer endlich zu Boden fallen. Er lockerte ein wenig den schmerzhaft festen Griff um Arrecinas Handgelenke. Wie kämpferisch die kleine Römerin sich plötzlich gebärdet hatte - der Blick so wild, das Haar so wirr, bereit sich gegen jede Vernunft bis zum letzten zu verteidigen... ganz hingerissen blickte er sie an, sah ihre zierlichen Nasenflügel beben, ihre weichen Lippen entschlossen zusammengepresst, ihre hohe Stirn von einer dunklen Strähne durchzogen, eine ganz feine Ader schimmerte an der Schläfe durch, und pochte schnell...


    Ihr sicher nicht weniger anmutiges Knie bemerkte er allerdings erst, als sie es ihm energisch zwischen die Beine rammte. Mit einem grabestiefen Ächzen krümmte sich der Germane zusammen, das Gesicht schmerzverzerrt. Er wankte, sah Dunkelheit, und darin kleine Sternchen tanzen. Seine Hände lösten sich von Arrecinas Handgelenken, und legten sich schützend über sein Gemächt, während er sich weiter stöhnend krümmte. Was für ein tückisches kleines Biest!
    Erst als die höllischen Schmerzen ein wenig abklangen, und er wieder etwas klarer sah, richtete er sich verbissen wieder auf. Das würde sie bereuen! Bloß - wo war das kleine Biest?

    Ärgerlich runzelte Rutger die Stirn. Die Zeit lief ihm davon. Die Verfolger waren ihm sicher schon dicht auf den Fersen. Und nun mußte Arrecina hier die Schildmaid spielen. So ganz ernst nahm er sie nicht - ein kleines Mädchen mit einem kleinen Messer eben.
    "Gib das her, sonst ... - Was? Ich soll was?"
    Verblüfft über Arrecinas kühne Forderung, sah er sie groß an, und fing dann herzhaft an zu lachen. Der Gedanke, er könne sich ihr ergeben, erschien ihm völlig abwegig, er hatte kurz das absurde Bild vor Augen wie sie ihn verschnürte, über den Sattel warf, und nach Rom zurückschleppte, und sein schon ziemlich strapazierter - und auch in besseren Zeiten nicht unbedingt besonders solider - Geduldsfaden riss.


    Jäh schnellte seine Linke vor, täuschte einen Schlag an, während er mit der Rechten Arrecinas Messerhand zu packen suchte... Flinker als er ihr das zugetraut hätte, riss sie sie zurück zog ihm dabei sogar das Messer seitlich an der Hand entlang, und mit einem mal sauste die Klinge wie wild, fuchtelnd, vor ihm hin und her.
    Rutger wich zurück, um nicht seine Nasenspitze zu verlieren, setzte reflexartig zu einem Tritt in den Bauch an - 'aber doch nicht bei einem Mädchen!' - ließ es dann doch, und versuchte statt dessen Arrecinas Arme zu umfassen und festzuhalten.
    Bis ihm das schließlich gelang, handelte er sich noch einen Schnitt an der Brust ein, der ebenso wie der an der Hand kräftig blutete - aber dann hatte er Arrecinas Arme fest gepackt, und besonders die Messerhand fixiert.
    "Angrbrodas Brut!" fluchte er wütend - das kleine Mädchen hatte ihn doch tatsächlich verletzt!
    "Lass das Messer fallen!" knurrte er grimmig. "Aber sofort!"

    Rutger ging langsam, Schritt für Schritt, leicht hinkend, auf Arrecina zu. Mutig, die kleine Römerin. Oder nur verzweifelt, wegen ihm. Direkt vor ihr blieb er scheinbar ungerührt stehen.
    "Kleines, leg das Messer weg."
    Er lächelte milde.
    "Du wirst dich nur selbst verletzen."
    Demonstrativ sah er auf ihre zitternden Hände, dann wieder in ihr Gesicht. Trotz seiner lässigen Pose war er innerlich durchaus angespannt, achtete auf jede Regung, sah ihr genau in die Augen, und wartete auf jenes Aufblitzen, das einem Angriff voranging.
    "Mach keinen Unsinn. Deine Handlung ist zwar recht tapfer, aber völlig sinnlos. Du machst doch alles nur schlimmer. Ich will dir nichts tun, verstehst du?"
    Er streckte ihr die offene Hand entgegen, sah ihr in die Augen, und forderte mit fester Stimme:
    "Also sei vernünftig, und gib das jetzt her."

    Rutger nahm Corvinus das Bündel ab, packte es hinter den Sattel, wo schon so einiges Gepäck verstaut war, und schnürte es mit einem Lederriemen obendrauf fest. Wieder zickte sein Pferd, er kämpfte damit, es zu bändigen, und wartete ungeduldig darauf, daß es endlich losging - er war schon sehr gespannt, und brannte darauf, endlich das große Wunder Meer, von dem Sigmar damals so geschwärmt hatte, mit eigenen Augen zu sehen. Ob es wirklich so viele verschiedene Farben auf einmal hatte? Und richtig nach Salz schmeckte? Und ob er vielleicht auch ein Seeungeheuer erblicken würde?


    Nur mit einem Ohr hörte er die Unterhaltung der beiden Patrizier, horchte allerdings auf, als Corvinus Germanien erwähnte. Schon wollte er ihn fragen wo er denn gewesen war, schwieg dann aber - er wollte an diesem Tag mal ausnahmsweise keinen Ärger - und nickte nur.
    Ja, er wollte los. Er wollte sogar so dringend los, daß er sich mit Elan vom Pferd herunterschwang, die Zügel um den Arm herumschlang, und mit den Worten "Ich helfe dir aufsitzen." auf Corvinus zutrat. Bereitwillig bot er ihm die verschränkten Hände.
    "Stütz das Knie da hinein, und stoß dich kräftig ab. Bitte."

    Arrecinas Worte hallten in Rutgers Kopf wieder. Ich habe dir vertraut.....
    Er richtete sich auf, zog dabei seine Tunika zurecht, und spürte wieder einen Stich durch das Bein gehen.
    Wie die kleine Römerin schwankte... Barsch wandte er sich ab, und schüttelte abwehrend den Kopf. Hätte er sie doch gleich getötet! Oder niemals mitgenommen!
    Eine knorrige Wurzel verging funkensprühend in den Flammen. Es qualmte stark. Erschrocken fragte sich Rutger wie lange schon. Den Rauch mußte man ja meilenweit sehen. Rasch zog er mit einem Stock die Wurzel aus dem Feuer, und scharrte die Glut auseinander.


    Schnelle Schritte ließen ihn aufhorchen, er sah Arrecina auf den Baum mit dem Dolch zustürzen, und setzte ihr hastig nach - über die Feuerstelle hinweg, dann an einem kantigen Felsen vorbei. Gerade streckte er die Hand aus, um sie an der Schulter zu packen, und herumzureißen, spürte schon den Stoff ihres Gewandes unter den Fingern, als er mit dem verletzten Bein unglücklich auf einem taunassen glitschigen Stein aufkam, und strauchelte. Mit einem unterdrückten Wehlaut knickte er ein, fiel vornüber ins Gras, und bis er sich wieder aufgerappelt hatte, war Arrecina längst außer seiner Reichweite.

    Reuig hielt Rutger Arrecina in den Armen, und strich ihr über den Rücken, während er stockend versuchte zu erklären:
    "Arrecina... ich... wenn ich sehr wütend bin, oder meine Lust so angestachelt ist wie eben - dann passieren manchmal Dinge, die ich nicht will... es ist eine Raserei, die dann über mich kommt... und mich lenkt..."
    Hilflos fuhr er ihr über das Haar, und stützte vorsichtig ihren Kopf an seiner Schulter.
    "Es ist ein Erbe meiner Ahnen. Vor Zeiten war diese Wut so stark, daß die Krieger meiner Sippe in der Schlacht, wenn ihr Zorn entfesselt war, zu reissenden Wölfen wurden, und weder Eisen noch Feuer konnte ihnen etwas anhaben... und, ohne es zu wollen, töteten sie oft die Frauen, denen sie beiwohnten.
    Diese Wut... sie ist heute nicht mehr so stark wie damals. Und ich bin kein
    Wolfshäuter. Aber... du hast mich eben verrückt gemacht... und ich bin sehr zornig auf deinen Vater - zurecht! - ... aber nicht auf dich... ich... ich mag dich..."


    Rutger schloß die Augen. Er war doch die Raserei, das Vermächtnis seiner Ahnen, die schuld war! Nicht er! Warum schämte er sich jetzt so? Das änderte doch auch nichts. Lingwe würde sich nicht schämen. Der nahm die Frauen des Feindes wann immer er sie kriegen konnte. Es war doch Krieg.
    Verstört durch diese Gewissensbisse, die sich für einen harten Hallvardungen nicht ziemten, schlang Rutger mit unsicheren Händen die Decke fest um Arrecinas Schultern herum. Neben dem Feuer sah er im Gras die Schwanenfibel liegen, die in der Nacht seiner Hand entfallen war. Er hob sie hoch, einige Ascheflocken klebten daran, klare Tautropfen standen wie kleine Perlen darauf, rannen bei der Bewegung hinunter und befeuchteten seine Hand. Er rieb die Fibel an seiner Tunika so blank wie es ging, und steckte Arrecina damit die Decke wie einen Umhang über der Schulter zusammen.
    "Wir müssen weiter."

    Langsam hob Rutger den Kopf, um noch einmal Arrecinas Mund zu küssen. Seine Lippen streiften ihre nasse Wange, und er schmeckte die salzigen Tränen. Der Blick ihrer starren leeren Augen schien sich tief in ihn hineinzubohren. Ein kalter Schauder überlief ihn.
    Jäh löste er sich von ihr, richtete sich zum sitzen auf, und barg beschämt sein Gesicht in den Händen. Gier. Er hatte sich von der Gier leiten lassen. Und von dem Triumph, sich über sie an ihrem Vater zu rächen. Er hatte sie in den letzten Tagen liebgewonnen. Nun lag sie da und weinte.


    Linkisch streckte er die Hand aus, um ihr die Tränen fortzuwischen, tupfte sie sorgfältig von ihren Wangen, so als ob er damit sein Verbrechen ebenso auswischen und ungeschehen machen könnte.
    "Arrecina... ich..." Hilflos griff Rutger nach der Decke, und bedeckte ihre Blöße damit.
    "Ich habe mich hinreißen lassen. Ich... wollte dir nichts tun... ich... es tut mir leid..."
    Sinnloses lächerliches Gestammel, hohl auch in seinen Ohren. Ungelenk streichelte er ihre Schultern, und zog Arrecina hoch zu sich, schlang die Arme um sie, in dem absurden Versuch, sie zu trösten.

    "Ich bin hier."
    Ruhig sprach Rutger diese Worte, und beugte sich ein wenig vor. Ein bleicher Lichtstrahl von der Villa her fiel kurz seitlich auf sein Gesicht, erleuchtete die eine Hälfte - fahl und von dem Striemen wie entzwei geteilt - während die andere im Schatten lag.
    Er lehnte sich wieder zurück, sah Aquilius entgegen, und fragte sich seltsam unbeteiligt, ob der Flavier ihn töten wollte. 'Vielleicht sollte ich jetzt aufspringen, zum Stall stürzen, und mich mit einer Heugabel verteidigen' dachte sich Rutger, aber das erschien ihm zu würdelos, und so blieb er sitzen.


    Er betrachtete das Schwert, das der Flavier in der Hand hielt, die schlichte Form, den metallischen Glanz, und wünschte sich, er hätte auch eines. Oder eine Frame, oder überhaupt eine Waffe, um wie ein Mann um sein Leben zu kämpfen. Immerhin, einen Stein erfühlte er zwischen den Wurzeln des Oleanderbusches, und spöttisch über sich selber lächelnd schloß er die Finger darum. Ein Stein... man sollte einen Stein nie unterschätzen. Hatte er doch letztlich Flavius Aristides bei ihrem ersten Zusammentreffen nicht mit der Frame, sondern mit einem Stein besiegt. Ein Kampf der ihm gezeigt hatte: auch die Römer sollte man nie unterschätzen.
    "Willst du mich töten?" fragte Rutger Aquilius. Weder Hass noch Provokation lag in seiner Stimme, es war eher eine sachliche Frage, mit einem leichten Unterton von Traurigkeit.

    Es stand auf Messers Schneide. Doch Fro Ingwe half, und Rutgers Lippen verzogen sich wieder zu einem hungrigen Lächeln, etwa so wie bei dem Bösen Wolf, der gerade das Rotkäppchen fressen wollte.
    Lüstern schnappte er nach Arrecinas Hand an seinem Kinn, und grub die Zähne in ihren Handballen.
    "Du machst mich verrückt, Kleines..." keuchte Rutger, presste sich noch enger an sie, packte ihre Schenkel und drückte sie weit auseinander.
    "Sieh mich an..." Sein Augen bohrten sich in ihre, förmlich brennend vor Leidenschaft, und ohne weitere Umschweife fiel er hemmungslos und gierig über sie her.


    ****************


    Gesättigt blieb er schließlich schwer auf ihr liegen, noch immer ganz mit ihr verschlungen. Rauh tasteten sich seine Lippen dann wieder zu Arrecinas Kehle vor. Sein Atem, noch immer heiß und schnell, strich über ihren schlanken Hals hinweg, als er ihr, langsam und genüßlich, mit der Zunge den Schweiß von der Haut leckte.

    "Ich da...da... dachte..." stammelte Rutger verdattert, erblasste, und starrte Medeia aus weit aufgerissenen Augen entsetzt an. Diese Frau war ja völlig wahnsinnig! Starr vor Schreck spürte er ihre spitze Drohung an seinen edlen Teilen - augenblicklich verging ihm jede Lust. Kleine Schweißtröpfchen standen ihm auf der kreidebleichen Stirn. Sein panischer Blick irrte, beinahe hilfesuchend, zu Aquilius, dann wieder zu der wahrlich dornigen Rose.
    Er schluckte. "Ich wollte nicht..." - seine Stimme war brüchig - "...nimm das da weg! ...es tut mir leid!"
    Zu Tode erschrocken rutschte er hastig auf der Kline zurück, sprang wie von der Tarantel gestochen auf, und entfloh. Über die Schulter warf er noch einen Blick zurück auf Medeia - das Grauen stand darin -, dann verschwand er zwischen einer Gruppe von betrunken lärmenden Gästen.


    Im hinteren Bereich des Hofes angekommen, suchte er, mit noch immer weichen Knien, Zuflucht in einem dunklen Eingang. So wankte Rutger also in den Elefantenstall hinein, bemerkte, noch von seinem Schock umfangen, weder die Elefanten noch die Besucher, und lehnte sich schwer auf einen Bretterverschlag.
    Sein Atem beruhigte sich langsam, der eiskalte Schrecken wich... - und jetzt wurde Rutger wütend.
    Was für eine Blamage! Wie peinlich! Diese Römerin hatte ihn aufs übelste vorgeführt - hatte sich erst wie eine Hure benommen, ihn scharf gemacht, ihm so deutliche einladende Signale gegeben... und ihn dann ins offene Messer laufen lassen, und dabei noch so erhaben getan! Falsche Schlange, giftiges Weibstück! Und jetzt lachten die beiden wahrscheinlich gerade herzhaft über ihn, den "Barbaren", mit dem sie ihr tückisches kleines Spielchen getrieben hatten...
    Die Pest über alle Römer!


    Grimmig ballte Rutger die Faust, und starrte mit wildem Blick in das Halbdunkel des Stalles hinein - und nahm erst jetzt die riesigen grauen Tiere wahr, die da so ruhig standen.
    "Donars Keil! Was ist das?" flüsterte er erstaunt in seiner Muttersprache, und trat ganz fasziniert näher heran.
    Die Ellbogen auf die Umfriedung gestützt, betrachtete er diese fremdartigen, ungeheuerlichen Riesengeschöpfe mit ungläubigem Staunen.

    Rutgers Zunge erkundete, stimulierte, und neckte hemmungslos. Als es ihm nach mehr gelüstete, kroch er langsam an Arrecinas Körper entlang wieder nach oben, ohne dabei von ihr abzulassen. Den störenden Stoff, den sie noch am Leibe trug, schob er unwirsch weiter aus dem Weg, langte so an ihren Brüsten an, und grub seine Zähne spielerisch in ihr köstliches Fleisch hinein.
    Schließlich richtete er sich schwer atmend halb über Arrecina auf, und sah mit purer Begierde in den Augen auf sie hinunter.
    "Hast du schon mal... ?"


    Kraftvoll umfasste er eines ihrer Beine, um es sich um die Hüften herum zu legen, so daß nichts seine Verletzung berührte, als er nun endlich den ersehnten Platz zwischen ihren Beinen einnahm. Hart drängte seine Erregung gegen die Innenseite ihrer Schenkel, und die Gier, diese süße Blume nun zu pflücken wurde schier übermächtig. Doch hielt sich Rutger noch um ein weniges zurück, griff mit beiden Händen in Arrecinas Haar, presste wieder hitzig seine Lippen auf ihren Mund, und berauschte sich, am ganzen Körper bebend, daran, ihr mit einem wilden Zungenkuss einen Hauch ihres eigenen Geschmacks zurückzugeben...


    Da plötzlich, kam unvermittelt ein schrecklicher Gedanke in ihm auf - was wenn der Flavier seine Männlichkeit verflucht hatte!? Diese grauenvolle Vorstellung ließ ihn stocken, seine Augen weiteten sich, und... entsetzt stellte Rutger fest, daß seine Erregung gerade tatsächlich Anstalten machte, an Härte zu verlieren. Bei allen Asen und Wanen! Inbrünstig sandte Rutger sein stummes Stoßgebet gen Himmel.
    'Fro Ingwe, steh mir bei! Fro Ingwe, steh mir bitte jetzt bei!!!'.

    Zitat

    Original von Artoria Medeia


    "Ja, du wolltest mir von Othis-theuz dem Heerkönig erzählen." erinnerte sich Rutger, und blickte zweifelnd auf den Flamingo. Das sollte man essen?
    Gebannt verfolgte er Medeias Bewegungen, als sie nach dem Fleisch griff, ihre schlanken Finger darum schloß, und es zum Mund führte. Als das Stück Fleisch ihre Lippen berührte, wurden seine Augen ein wenig schmaler, und als sie schluckte, fuhr er sich unwillkürlich mit der Zunge über die Lippen. Schnell beugte er sich vor, nahm sich ein großes Stück von dem exotischen Vogel, tunkte es tief in die Fischeier hinein, und verzehrte das Fleisch gierig, während er Medeia unverhohlen mit den Augen verschlang. Ja, völlig schamlos, zutiefst unanständig, und äusserst.... lockend, diese Frau.


    Er schluckte, nahm sich gleich noch ein Stück Fleisch, und hielt einem kleinen Sklaven fordernd seinen leeren Becher unter die Nase. Der füllte ihn dienstbeflissen, und Rutger ließ noch mehr von dem roten Wein durch seine Kehle rinnen, während Medeia zu Aquilius über irgendeine Stadt sprach, von der er noch nie gehört hatte.
    Er betrachtete ihre Locken, diese rote Flut, und bekam Lust, sein Gesicht darin zu vergraben, sich tief hinein zu wühlen, darunter ihren zarten Nacken zu finden, und auf der Alabasterhaut mit den Zähnen ein rotes Mal zu hinterlassen.....


    Unwillig, sich von dieser Römerin noch weiter in den Bann schlagen zu lassen, wandte er den Blick ab, und sah statt dessen der Tänzerin zu. Sie konnte ihn aber nicht lange fesseln. Dafür fiel ihm jetzt besonders auf, wie zügellos man sich um ihn herum in die Arme sank - das war ganz offensichtlich der Zweck dieser verdorbenen Veranstaltung - und offensichtlich war diese Medea auch deshalb hier. Also warum nicht sein Glück versuchen?
    Kurz hatte er doch noch Bedenken - was wenn sein "Herr" sie für sich beanspruchte? Das würde noch mehr Ärger geben, und davon hatte Rutger so schon genug. Er warf einen abwägenden Blick auf Aquilius... kühl, beherrscht, vielleicht ein wenig resigniert wirkte der gerade, fand Rutger. Er wollte wohl nur etwas gepflegte Konversation mit der Frau betreiben. Kannte dieser Flavier eigentlich gar keine Leidenschaften? Na egal.


    So beugte sich Rutger nun unbefangen näher zu der aufregenden Medea hin - wie aufreizend sie sich doch auf der Kline räkelte... - wie wollüstig sie den letzten Bissen herunterschluckte... Er fasste die feuerrot glänzende Locke, die sich so vorwitzig in ihrem Ausschnitt verlor, zupfte sie leicht hervor, und kringelte sie um seinen Finger herum. Mit den Lippen fuhr er rauh über Medeas Schulter hinweg, stieß rasch und forsch bis zu ihrer zierlichen Ohrmuschel vor, und flüsterte ihr heiß atmend leise etwas ins Ohr:
    "Heute nacht schläfst du mit mir."
    Einen glühenden Kuss mit Zunge und Zähnen drückte er noch auf ihren Schwanenhals, um diesen Worten etwas Nachdruck zu verleihen - zuversichtlich, daß die schöne Römerin ihn nicht gleich von sich stoßen würde. Zurecht?

    Forsch stieß Rutgers Zunge in Arrecinas Mund vor, traf auf ihre, und umspielte sie heiß. Die hinreißende Mischung aus Unschuld, Widerstreben und lustvoller Hingabe, die ihm von Arrecina entgegenschlug, ließ das Feuer in ihm hell auflodern, und immer resoluter schoben seine Hände die störende Tunika beiseite, und erforschten und liebkosten immer glühender Arrecinas jungen Leib - so zart, so weich, so... metallisch??
    Verwirrt zog Rutger den Dolch aus ihrem Gewand hervor, und löste sich aus dem Kuss.
    "Was haben wir denn da?"
    Er hob die Augenbrauen, und schüttelte tadelnd den Kopf.
    "Schwer bewaffnet, meine kleine Römerin?"
    Er grinste, und warf den Dolch gegen einen Baumstamm, mit der Spitze grub sich die Klinge hinein und blieb zitternd stecken.


    Sogleich wendete er sich wieder Arrecina zu, tauchte unter die Decke, und ließ seine Lippen über ihren Bauch gleiten, während seine Hände begierig an ihren köstlichen Schenkeln entlang strichen, mit den Fingernägeln kratzten und massierten, und sich so langsam an der Innenseite emporschmeichelten.
    Derweil umzüngelte Rutgers Zunge heiß und nass Arrecinas Bauchnabel, und sein Atem war ein hitziger Hauch auf ihrer Haut, der dann plötzlich etwas abgehackt kam - zugleich zuckten Rutgers Schultern - er lachte stumm, denn ihm war soeben der Gedanke gekommen, daß es den Neiding sicher auch hart treffen würde, wenn er die Unschuld seiner Tochter raubte.
    Natürlich wäre Rutger dann ein grausamer Tod gewiss, falls er wieder eingefangen würde, aber das war ja sowieso schon der Fall... Was ihm in diesem sehr kurzen Moment des Nachdenkens eher Sorgen bereitete, war die Gewissheit, daß er Arrecina in Zukunft ganz sicher nichts mehr würde antun können - da kannte er sich, und seine verdammte Weichherzigkeit viel zu gut.


    Aber schon war der Moment wieder vorbei, und Rutger dachte gar nicht mehr. Der Fokus seines Seins lag jetzt darin, hingebungsvoll an Arrecinas Bauchnabel zu knabbern - und dann darin, mit den Lippen tiefer zu wandern, und dabei ausgiebig jeden Zoll ihrer weichen Haut zu schmecken. Stürmisch befreite er sie von ihrem Lendentuch, verharrte mit den Lippen kurz auf der hauchzarten Haut an ihrer Leiste, und spürte das Pochen ihres Blutes, dann vergrub sich sein Mund zwischen ihren Schenkeln, und seine Zunge stieß zielstrebig weiter vor, begierig darauf, den Geschmack ihrer Lust zu kosten.

    Der Nordstern. Rutger seufzte, setzte sich im Schatten eines Oleanderbusches auf den Boden, lehnte sich zurück und versank schwermütig in der Betrachtung des Himmelszeltes. Aus der Sklavenküche drang das Klappern von Geschirr, er würde wohl das Abendessen versäumen, aber Rutger wollte gerade einfach nur alleine sein. Das war schwer hier, immer war jemand um einen herum.
    Mit Macht wallte nun das Heimweh in ihm auf, und er träumte sich nach Hause zurück. Jorun war sicher inzwischen mit Erengist vermählt. Ob er gut zu ihr war? Vielleicht würde sein Vater beschließen, im Winter mit den Sivichungen zu lagern, und dann im Frühjahr mit ihnen gemeinsam in den Kampf zu ziehen, um endlich diese Fehde mit den elenden Hermunduren von Salte zu klären... ohne ihn. Aber er hatte ja Lingwe, und sogar Starkad hatte er immer mehr zugetraut als Rutger... Sicher hielten sie ihn alle für tot. Und das war auch gut so. Wenn sie wüßten, daß er in römische Knechtschaft geraten war, daß er sich nicht bis zum Tod dagegen gewehrt hatte - sie würden sich in Grund und Boden schämen.
    Rutger schämte sich auch. Sein "Niemals" kam ihm immer halbherziger vor, immer lächerlicher. Er fuhr sich über die Striemen im Gesicht, die noch etwas brannten, und starrte verzweifelt in den Nachhimmel.
    Ein Bild erschien vor seinem inneren Auge, penetrant, es blendete die Sterne aus und ließ sich nicht verscheuchen: ein riesiger Mahlstein, der sich unaufhaltsam drehte, Knochen und Schädel zermalmte, auch ganze Gliedmaßen zerquetschte er gnadenlos, es blieben nur blutige Splitter, und am Ende rann ein ganz feines rötliches Mehl heraus... Knochenmühle...


    Das scharfe Sausen einer Klinge, die die Luft zerschnitt, riss Rutger aus diesen trüben Gedanken. Aufgeschreckt wandte er den Kopf in diese Richtung, und sah Aquilius mit dem Schwert. Suchte der ihn? Wollte er ihn für seinen Ausbruch vorhin in Stücke hacken? Man konnte es meinen, so erbittert, wie der das Gladius schwang. Rutger rutschte noch etwas tiefer in den Schatten des Oleanders, verhielt sich ruhig, und behielt seinen "Herrn" mißtrauisch im Auge.
    So mit der Zeit gewann er doch den Eindruck, daß der Flavier nur am üben war. Neugierig beobachtete Rutger ihn, zog dabei die Beine an, umschlang sie mit den Armen, und stützte das Kinn auf dem Knien ab. Aufmerksam verfolgte er Aquilius Bewegungen, und versuchte ihn als Kämpfer einzuschätzen. Wäre sicher interessant, gegen ihn anzutreten, dachte sich Rutger, lehnte sich bequem zurück, stützte sich mit der Hand irgendwo ab, und zuckte zusammen, als unter seinem Handballen ein trockener Ast zerbrach. Wie ein Peitschenhieb schallte das laute Knacken über den Hof.

    Auf einem grobknochigen grauen Wallach ritt Rutger in Aquilius' Schlepptau. Der große Germane war an diesem schönen Tag ein wenig kleinlaut... hätte er doch nicht damit gerechnet, in der nächsten Zeit überhaupt jemals die Villa verlassen zu dürfen, geschweige denn die Mauern der Stadt. Er atmete befreit auf, als sie diese hinter sich gelassen hatten, und die Straße sich gerade und frei vor ihnen in der Sonne erstreckte.
    Nachdenklich hielt er die Augen auf Aquilius' Rücken gerichtet, und fragte sich, warum der ihn eigentlich mitgenommen hatte. Bevor er allzu kontemplativ werden konnte, begann allerdings sein Pferd seine Aufmerksamkeit zu beanspruchen. "Canus" war ein übellauniges, etwas heimtückisches Tier. Mal keilte er nach einem harmlosen Passanten aus, mal schnappte er plötzlich nach "Lapsus", dann wiederum scheute er fürchterlich vor einer schnatternden Gans - Rutger hatte seine liebe Mühe, ihn unter Kontrolle zu behalten.


    Auch während Aquilius Corvinus begrüßte, wollte Canus nicht still stehen, tänzelte nervös, und setzte dann plötzlich zu einem Bocksprung in den Straßengraben an, von dem ihn Rutger gerade noch abhalten konnte.
    Barsch zügelte er das Pferd, nickte Corvinus schweigend zu, und streckte die Hand aus, um dessen Gepäck in Empfang zu nehmen.

    "Nicht?" Rutger hob den Kopf ein wenig, schmiegte seinen Nacken in Arrecinas Hände, und lächelte sie verschmitzt an.
    "Nicht?" fragte er unschuldig, und suchte mit den Lippen ihren Hals, knabberte an der zarten Haut, kitzelte sie mit seinem heißen, schneller gehenden Atem, und fuhr spielerisch mit der Zunge an ihrer Kehle entlang.
    Und "Nicht?" vergewisserte er sich, als er sich leidenschaftlich enger an sie drängte, glühend mit der Hand unter ihre Tunika fuhr, und sie inbrünstig an der Flanke und am Bauch streichelte.
    "Wirklich nicht...?" gleich verschloß er ihr schon wieder die Lippen mit einem Kuss, kostete genüßlich ihr Aroma, und schmolz ihre Lippen begierig mit der Zunge auf...


    Einige Äste in der Glut waren inzwischen in Brand geraten, es knackte und knisterte, Flammen flackerten hell auf, und rote Funken stoben hoch in den verhangenen Morgenhimmel. Phaidra erwachte, erhob sich umständlich auf ihre vier Beine, schüttelte sich ausgiebig und schnaubte prustend.

    Ein undeutbares Lächeln umspielte Rutger Lippen, als Arrecina seine Hand umfasste, und sacht fuhr sein Daumen über ihren Handteller hinweg, und streichelte sie da leicht.
    "Lass uns noch etwas liegenbleiben, kleine Römerin... ist doch schön warm..." flüsterte Rutger, während seine freie Hand unter der Decke über ihren Rücken strich, und sich dann in ihrem Haar verlor. Behutsam fuhr er mit den Fingern hindurch, glättete eine wirre Strähne, zupfte ein welkes Blatt heraus, und spielte mit den Strähnen zwischen seinen Fingern...
    Mit einem versonnen Lächeln sah er Arrecina in die Augen - seine Finger wanderten in ihren Nacken und kraulten sie da rauh - dann umschlang er sie mit einem mal fest, und rollte sich schwungvoll mit ihr herum. Bei der Bewegung stach wieder die Wunde, kurz biss Rutger sich auf die Lippen, dann lag er schon über Arrecina.


    Er stützte sich auf die Ellbogen, und sah mit einem mephistophelischen Funkeln in den Augen auf sie hinab. Das Haar hing ihm strähnig in die Stirn, an der Erde und getrockneter Schweiß klebte. Seinen Geruch konnte man, nach den anstrengenden letzten Tagen, auch mit dem besten Willen nur als "männlich herb" bezeichnen.
    Leicht legte Rutger den Handrücken an Arrecinas Wange, verharrte kurz, und strich ihr dann rauh über Kinn und Hals hinweg, stürmisch glitt die Hand auch unter ihr Gewand und liebkoste da ihre Schulter.
    Zugleich beugte er sich immer näher an sie heran, wölfisch lächelnd, und vereinte ungestüm seine rauhen Lippen mit ihren zarten zu einem wilden Kuss.

    ...blieb Rutger lieber noch ein bisschen liegen, in den Decken vergraben und mit Arrecina in den Armen. Wie kalt ihre Hände schon wieder waren. Rutger nutzte die Gelegenheit, zog sie noch ein bißchen enger an sich, und griff nach ihren Händen, um sie zu reiben. Sein Albtraum verblasste, sein Bein schmerzte gerade nicht übermäßig, und so lächelte er Arrecina erleichtert an und antwortete ehrlich:
    "Es geht besser."
    Mit einem schiefen Grinsen stellte er das offensichtliche fest:
    "Du bist ja noch da."
    Er drehte den Kopf und sah Phaidra, die im Liegen schlief, und weiße Wolken ausstieß wie ein Reif-Thurse. Ihre Nüstern waren vom kondensierten Atem weiß umrahmt.
    "Woher hast du denn die Schramme da?" fragte Rutger leise, und fuhr Arrecina ganz unschuldig über die Stirn hinweg, strich ihr in der selben Bewegung dann auch gleich ein paar zerzauste Haarsträhnen zurück.


    Das Feuer zischte, qualmte, und brannte nur widerwillig ein wenig höher. Nebelschwaden trieben wie Schleier zwischen den taunassen Zypressen, drehten sich langsam, flossen ineinander und verwehten. Einen Moment lang meinte Rutger ganz vage die bleiche und schöne Gestalt einer Nebelfrau zu erkennen, und andächtig hielt er den Atem an.

    Alles war verloren. Die Sonne stand gleißend hoch über ihm am Himmel, weiß und stechend. Ihre Strahlen umfächerten blendendhell die Umrisse der Gestalten, die sich über ihn beugten, und machten sie zu schwarzen Scherenschnitten. Rutger kniff die Augen zusammen, wollte die Hand heben, um sie zu beschirmen, und spürte feste Stricke, die seine Glieder umspannten. Er kämpfte dagegen an, bäumte sich in den Fesseln auf, stemmte sich gegen den Balken auf dem er lag, versuchte, die seitlich ausgestreckten Arme zurückzuziehen... Vergeblich.


    Spitze Holzsplitter bohrten sich in seine Haut, und er vermochte sich keinen Zoll von der Stelle rühren, konnte nur hilflos aufblicken, als eine der Gestalten nähertrat.
    Groß und dunkel ragte Flavius Aristides über ihm auf, hob die Hand, und die Form eines großen, spitzen Nagels zeichnete sich vor der Sonne ab. Unaufhaltsam beugte sich vor, kam immer näher, und setzte den kalten eisernen Nagel mit der Spitze auf Rutgers Handgelenk auf.


    "Es wird Tage dauern bis du tot bist, kleiner Bastard."


    Mit breitem bösem Grinsen sah er auf Rutger hinunter.


    Andere Gesichter schälten sich heraus: Arrecina, noch immer schmutzig und zerzaust, setzte hämisch lächelnd einen Nagel an Rutgers anderem Handgelenk an. "Wir werden dir beim Sterben zusehen, Sklave, und viel Spaß dabei haben." flötete sie zuckersüß.


    Und da war auch Aquilius. "Du wirst wimmern und um Gnade flehen." sagte er mit amüsiertem Schmunzeln, und strich sich gelangweilt eine Togafalte zurecht. "Du hättest es anders haben können. Es lag an dir. Zu spät!"


    Auf seinen Wink trat Nefertiri vor, sie sah betörender aus denn je, legte anmutig die Hände vor der Brust zusammen und verbeugte sich leicht. "Wie kann ich meinem Herrn dienen?"
    "Den Hammer."


    Elegant reichte die zarte Ägypterin ihrem Herrn einen schweren Hammer. Sie sah verstohlen zu Rutger, lächelte verführerisch, und meinte mit ihrer melodischen Stimme ein wenig entschuldigend: "Mein Herr hat es befohlen, Ruth-geer."
    Aquilius nahm den Hammer kritisch in Augenschein, und reichte ihn dann an Aristides weiter. Der wog ihn in der Hand, nickte dann zufrieden. Auch Arrecina erhielt einen, und gleichzeitig hoben Vater und Tochter ihre Hämmer hoch. Panisch kämpfte Rutger gegen seine Bande, aber ein schweres Gewicht lastete auf ihm und er konnte keinen Finger rühren.
    Aristides nickte knapp, und dann fuhren die Hämmer synchron hernieder, um die eisernen Nägel in Rutgers Fleisch zu treiben!
    Er schrie...



    ...und erwachte von seinem eigenen erstickten Schrei. Weit riss er die Augen auf, sah den fahlen Morgenhimmel über sich, und starrte wild auf seine Handgelenke - sie waren unversehrt. Erleichtert atmete er auf - nur ein Traum! -, sah dem frostigen Wölkchen seines Atems beim Verwehen zu, und bemerkte dann auch, wessen Kopf da so traut an seiner Brust lag.
    Hmm. Nun ja. Ein wenig verschwommen erinnerte er sich daran, daß sie sich am Vorabend sehr aufmerksam um ihn gekümmert hatte. Wo sollte das bloß hinführen?
    "Hab ich dich geweckt?" flüsterte er, legte einen Arm um sie, und zog die klamme Decke fest um sie beide - an so einem kalten Morgen ganz klar die völlig natürliche Handlungsweise.
    Den anderen Arm steckte er lang aus, angelte ein bißchen Holz, und fütterte die Glut unter der Asche des Feuers. Er fühlte sich noch zerschlagen, aber doch sehr viel klarer als am Vortag.