Die kleine Römerin hatte sich aus dem Staub gemacht. Irgendwo, weit weg im Wald verklangen ihre Schritte. Rutger schnaubte wütend, und wollte schon blindlings hinterherstürmen, besann sich dann aber. Zu Fuß würde er sie schwerlich einholen. Er bückte sich, und nahm das kleine Messer an sich, dessen Klinge von seinem Blut gerötet war. Biest!
Daraufhin wickelte er sich schnell einen Stoffetzen um die lädierte Hand, wischte sich das Blut von der Brust, und entfernte ein paar Fäden seiner Tunika aus der Wunde - glücklicherweise schienen die Schnitte nur oberflächlich zu sein.
Er legte den Gürtel des erschlagenen Hirten um, an dem in einer Lederscheide dessen langer Hirschfänger baumelte - den würde er so schnell nicht mehr ablegen. Hastig raffte er dann das Gepäck zusammen, zäumte und belud das Pferd. Zuletzt pinkelte er noch das Feuer aus, dann stieg er mit verkniffener Miene auf den Pferderücken, lenkte Phaidra zwischen den Zypressen hindurch, und verließ den Lagerplatz.
Der Schauplatz solch dramatischer Szenen lag nun wieder ruhig und verlassen da, die Bäume raunten, die Nebelschleier und der Tau wichen dem heraufziehenden Tag, und ein paar Feldmäuse huschten durch das Gras und verzehrten ein vergessenes Stück Schafskäse.
Vornüber gebeugt saß Rutger im Sattel, und musterte den Waldboden. Hier ein zertretener Zweig, da ein halber Fußabdruck in den weichen federnden Schichten von Piniennadeln - Arrecinas Spur war nicht allzu schwer zu finden. Er trieb Phaidra weiter, kam aber zwischen den dicht stehenden Bäumen nur langsam vorwärts. Pinienzweige streiften ihn. Rutger atmete tief ein, und genoß den feuchten und erdigen Geruch nach Wald. Viel zu lange war er in der Stadt eingesperrt gewesen.
In einer Senke zwischen hohem Stechginster hatte sich der Nebel gesammelt, und reichte Phaidra bis zu den Fesseln, als sie hindurchwatete. Als würde man auf Wolken reiten... dachte sich Rutger, und hielt weiter Ausschau nach der Spur.
Hohe Wurzeln ragten jetzt vor Phaidras Hufen auf, und behinderten das Vorwärtskommen immer mehr. Ein beständiges Rauschen war in der Ferne zu hören. Hmm, wo war denn bloß die Spur? Der Boden war hier zu hart, und der Nebel zu dicht... Rutger ließ die Stute langsam hin und her gehen, und suchte. Ein lautes Krächzen ließ ihn aufmerken, und er sah, etwa einen Steinwurf entfernt, eine Krähe aufflattern. Aufgescheucht vielleicht? Rutger zog den langen Dolch und hielt auf die Stelle zu, spitzte dabei die Ohren, und musterte achtsam seine Umgebung.