Beiträge von Verres

    Und dann stand Verres langsam auf. Er wankte nicht. Er fühlte sich eher wie der Fels in der stürmischen Brandung, der allem trotzte. Und dennoch traf ihn immer wieder ab und an eine so harte Kraft, dass er leicht bebte. Dies waren sie Zweifel, die auch immer wieder in ihm aufkamen: Hatte er wirklich etwas falsch gemacht? Hätte er Albina, von der er ausging, dass sie nun wie er furchtbare Qualen litt, vor sich und den Gefühlen zu ihr, schützen müssen? Hätte er standhaft bleiben müssen, als sie seine Hand nach ihm ausgestreckt hatte und er sie erst abwies? Und hatte er sie eigentlich abgewiesen? Eigentlich hatte er sich nichts sehnlicher gewünscht, dass sie ihn berührte. Den ersten Schritt hätte er niemals gewagt, so viel Anstand hatte er in sich gehabt. Aber er hatte doch, als sie sprach, dass sie das nicht dürften, abgewiesen, als er gesagt hatte, dass es ihm leid tat. Er war ja damals im Park selber unsicher gewesen und doch voller Gefühl für sie. Aber hätte er ...


    hätte hätte hätte: Es war geschehen. Und sie waren für einige Momente glücklich gewesen. Auch, als er sie nachts besuchte, sie dann ihren Kopf auf seine Brust gelegt hatte und so selig eingeschlafen war. Was waren das alles für magisch wunderbare Momente gewesen. Er hatte seinen Gedächtnisverlust vergessen und auch seine ständigen zermürbenen Gedanken, wer er denn eigentlich war, die ihn seit damals, als er in Dakien in der kleinen einfachen Hütte aufgewacht war, immer während quälten. Er hatte vergessen, das er ein Sklave war und fühlte sich so leicht und frei wie ein Vogel, der, wenn er er wollte, einfach seine Flügel bewegen und davon fliegen können, auch wenn er das in ihrer Gegenwart und gerade wegen Albina gar nicht wollte.


    Seine kleine Albina. Sie war so unschuldig wie ein Reh. So rein und zart und doch so innerlich stark. Vor allem war es auch ihre Offenheit ihm gegenüber und dann war es einfach diese Liebe, diese aufrichtige Liebe ihm gegenüber, einem Mann, den sie doch kaum kannte. Und der so viel älter war als sie und zu dem auch noch ein Sklave.


    Als er so an die schönen Momente dachte, fühlte Verres, wie stark er sich fühlte, vor allem auch, weil er glaubte, diese Kraft war etwas, was Albinas Liebe verursachte.


    Er ging zu seinem Bett und setzte sich darauf.
    Seine Beine hatte er rechts und links leicht seitlich von seinem Körper bewegt und nun stützte er seine Ellenbogen je auf eines seiner Knie und senkte seinen Kopf in seine Hände, so dass seine Handflächen seine Stirn umfassten und er den Boden anstarrte.


    Ein Fels in der Brandung? Ein König Lenoidas, der sich opferte? Ein Miles? Ein Liebender? Oder nur ein Sklave seiner Umstände?


    Zweifel wechselte mit Standhaftigkeit und das irritierte den verwirrten Sklaven mehr, als er erst zugeben wollte. Doch Verres wollte sich auch nicht belügen. Auch wenn es die schwerste Zeit war nach seiner Versklavung und auf alte Erinnerungen konnte er ja nicht zurückgreifen.


    Alles war so verwirrend.


    Auf der einen Seite wollte er um diese magische Liebe zu Albina kämpfen, auch wenn seine Vorraussetzungen nicht schlechter sein konnten als Sklave. Diesmal ging es ihm nicht darum, dass er sich deswegen bemitleidete, wie er es vielleicht manchmal tat. Es war nun mal eine Tatsache, die er endlich akzeptieren musste. Er hatte kaum Rechte als Sklave und natürlich war es ihm klar, dass es in den Augen der Gesellschaft nicht rechtens war, eine freie Frau zu lieben. Aber er fühlte sich als Mensch und ja, er war zu stolz und zu lebenshungrig nach der Wahrheit, als dass er sich dermaßen unterorden wollte, sich seinem Schicksal kampflos zu ergeben. Und wenn er um Albina und ihre gemeinsame Liebe kämpfen wollte, musste er um vieles mehr stärker sein, als bisher in seinem kurzen Leben der Erinnerungen, die ihm blieben. Er musste seit damals in Dakien sein Leben neu anfangen, da er nicht auf die Ressoursen der Erfahrung seines eigentlich längeren Lebens zurückgreifen konnte: Er wusste nicht, wie er früher gehandelt, gedacht, gefühlt hätte. Es schmerzte ihn schon, aber vielleicht war dies auch ein Neubeginn, den er nutzen sollte. Doch es fiel ihm schwer: Ständig fragte er sich: Wer war ich vorher, wie hätte ich gehandelt. Doch mit einem Mal akzeptierte er seinen Zustand: Er wusste es nicht und nahm es in diesem Moment als Neubeginn an, auch wenn es schwer viel.
    -Vielleicht warst du auch ein arroganter Mistkerl- kam es ihm plötzlich in den Sinn und er sagte sich: - Wer du auch warst, du bist heute der Verres, der du bist!-


    Es war seltsam, aber kurz huschte ein Lächeln über Verres Gesicht: Ja, er hatte ein wenig mit seinen Überlegungen etwas erreicht: Er nahm sich an, wie er jetzt war. Auch wenn er immer wieder daran denken würde, wer er vor seinem Gedächtnisverlust war, doch nun half ihm diese Erkenntnis, sich auf die Gegenwart und Zukunft zu konzentrieren. Und die war wichtiger als die Vergangenheit.


    Und eines wusste er: Die Liebe zu Albina war für ihn etwas besonderes. Natürlich dachte er darüber nach, ob es so etwas wie eine Flucht sein konnte, dass er so an ihr hing, sie so liebte, weil er sich vorher wegen seines Gedächtnisverlust so alleine fühlte, aber dann kam ihm eine andere Erkenntnis: Wäre es so gewesen, würde er nicht ganz so um sie trauern, würde sie nicht ganz so lieben: Nein, er war sich sicher: Sie und ihn verband etwas anderes, etwas, was vielleicht nur die Götter verstehen würden. Er war ja jemand, der zweifelte und immer wieder dachte er: Vielleicht war es nur ein Moment, eine Leidenschaft und er dachte sogar daran, dass Albina vielleicht alles bereute, weil es so viel Ärger bedeutete. Und ja, sie war jung und vielleicht war Verres der erste Mann, der solche faszenierenden Gefühle in ihr ausgelöst hatte. Doch es war seltsam: Verres glaubte daran nicht. Albina war kein naives Weibchen, welches sich schnell beeinflussen lies. Dann hätte er sich nicht in sie verliebt. Er spürte, dass es da was anderes gab.


    In dem Moment aber wechselte seine Stärke wieder um zu seinen Zweifeln und der Fels bebte: War er zu egoistisch und zu stolz? Redete er sich etwas ein, an das er glauben wollte, weil er selber so wenig Glauben und Wissen über sich hatte: WOLLTE er an die grosse Liebe glauben?


    In diesem Moment dachte er nur eines: Verzeihe mir, Albina, dass ich so denke, aber ich bin wahrlich kein Prophet oder jemand der die Weisheit mit Löffeln gegessen hat. Ich liebe dich!


    Dennoch kam er sich seltsam vor, dass er angefangen hatte damit, ihrer beider Liebe in Zweifel zu ziehen. Doch er wollte alle Möglichkeiten durchgehen:
    War er, Verres vielleicht einfach nur zur richtigen Zeit bei ihr? Sie war jung und unerfahren, hatte ein wenig Angst vor der grossen Stadt und sehnte sich nach ihrem Zuhause. War Verres einfach jemand, in dem sie glaubte, einen Menschen gefunden zu haben, dem sie ihre Sorgen und Ängste erzählen konnte?


    NEIN! Verres glaubte es nicht.


    In seinem Kopf brodelte es und noch nie so wie jetzt merkte er, wie er verzweifelt nach einer Antwort suchte. Und etwas anderes kam ihm schmerzlich in den Sinn: Was war mit ihr? Wie behandelte Quintus sie? War er ihr sehr böse? Verres hoffte es nicht, denn er war sich sicher, dass ihr das nicht helfen würde. Er hoffte, dass sein neuer Herr ihr vergeben würde. Auch wenn er ihm, Verres nicht vergeben würde und Verres meinte es ernst und es war ihm egal, dass es vielleicht so sein würde, doch er sorgte sich in diesem Augenblick nur um seine Albina und wünschte ihr, dass man sie auffing.


    Doch im nächsten Augenblick spürte Verres auch, dass das alles so kompletter Wahnsinn war und dachte an seinen Wolf, seinen Freund, den er so gerne nun bei sich hätte. Wollte Verres uneigennützig sein für seine Albina, wollte er alles Gute für sie und sich dafür aufgeben? War das Liebe?


    Und dann kamen mehr und mehr Zweifel: Bin ich zu egoistisch? Bin ich zu stolz? Bin ich von mir zu voreingenommen? Sollte ich Albina einfach vergessen? Ihr zu Liebe? Vielleicht wird sie mich schnell vergessen und einen Mann an ihrer Seite finden ...


    Nun raufte sich Verres die Haare. Wie er es auch dachte, alles schien ihm falsch: Er wollte und konnte es nicht glauben und es tat ihm Leid, an ihrer Liebe zu zweifeln. Und doch wusste er: Sie ist noch so unerfahren, vielleicht ähnlich wie ich, da ich nicht weiss, wie ich vorher war. Er hätte heulen können, denn er merkte, wie er sich verrannte: Was war schon richtig oder falsch und alles lag daran, dass er nicht mit ihr reden konnte: Ein Berg von Spekulationen baute sich vor ihm auf, wie der Leichenberg der Gegner bei König Leonidas und Verres spürte, dass er langsam an seine Grenzen kam und es so keinen Sinn hatte:
    Er musste Kontakt aufnehmen zu seiner Albina. Und dann fühlte er sich wieder stark und kräftig und war voller Hoffnung, doch dann kam wieder ein zweifelnder Gedanke: Sollte ich sie vergessen, damit sie mich einfach vergisst? Ist es nicht so, dass ich kein Öl ins Feuer giessen sollte?


    Wieder war Verres kurz am verzweifeln.


    Und dann spürte er erst, wie verzweifelt er war: Dieses Hin und her zwischen Stärke und Schwäche machte ihn fertig, er musste sich endlich entscheiden. Und dann fragte er sich, ob er früher nicht einfach gehandelt und sich entschieden hätte: Denn was gerade in ihm abging, dieses Hin und Her, brachte ihm im Moment nur Verwirrung und würde Albina nicht helfen. Und immer wieder dachte er, ob er egoistisch wäre, wenn er um Albina kämpfen würde. Und zwar deswegen, weil er sie nicht enttäuschen wollte, sondern ihr zeigen, wie wichtig sie ihm war, damit sie spürte, was für ein feiner Mensch sie war und er ihrer Liebe zollen konnte.


    Oder war er egoistisch und wollte damit unbewusst wissen, wie er geliebt wurde?


    Verres wusste es nicht und es war die schlimmste Herausforderung in seinem bewussten Leben. Er wollte perfekt sein, er wollte so viel. Doch auf einmal kam er zu sich: Es gibt niemals den goldenen Weg. Ich liebe Albina, ja, auch wenn sie sich kaum kannten. Er liebte sie nicht, weil sie für ihn da war, nein, Verres glaubte an etwas höheres. Denn er wusste um die tiefen Gefühle für Albina, die er für sie empfand und das nach so kurzer Zeit.


    Und dann liess er sich auf sein Bett nieder, verschränkte seine Arme hinter dem Kopf und plötzlich dachte er an die Götter und sprach leise: »Ihr lieben Götter? Warum? Schickt mir doch ein Zeichen? Ich meine es doch ernst, warum all dies Leid? Warum? Ich weiss, dass das Leben aus Prüfungen besteht ... aber ich liebe Albina wegen ihrer selbst, nicht nur weil sie mir das Gefühl gibt, ein Mensch zu sein, oder weil sie für mich da war, in meiner Not.ist und ich ihr ein Freund sein konnte. Ich liebe sie, wie sie ist, mit ihren Stärken und Schwächen. Warum ich sie wirklich so liebe, wisst nur ihr Götter. «


    Und dann starrte Verres an die Decke und erneut begann er zu denken, mit Stärke aber auch mit Schwäche, denn er war nur ein Mensch. Er wollte sich und Albina nicht belügen und doch wusste er, dass es keine Wahrheit gab, denn diese Wahrheit war immer von den Menschen erdacht.

    Erst schien Verres voller Hoffnung, das Quintus noch nicht aus seiner Hörreiche gewesen war und seine letzten Worte wohl doch noch vernommen hatte. Doch dessen Antwrt kam vernichtender, als Verres erhofft hatte.


    Albina wird jemanden anderen heiraten ... jemanden anderen, den sie nicht liebte. Aus reiner Konvention. Aus reiner Strafe, aus Rachsuch.


    Sie wird es gegen ihren willen tun ... weil es Quintus und ihre Familie es so vorsah. Und Verres kniete immer noch am Boden und verharrte: Alles war etwas viel: Das Schicksal seiner Albina und sein Freund, das letzte was ihm geblieben war und nun auch seiner fern: Achilles: der Wolf, den er aufgepäppelt hatte und an den er sich erinnerte.


    Niemals glaubte sich Verres so elend zu fühlen und so hilflos und fast lachte er über seinen Herren, der ihn als Miles gesehen hatte. Was erwartete er von einem Miles? Das er kämpfte? Das hatte Verres vor. Oder erwartete er, dass er sich als Miles unterordnete?


    Und dann fiel ihm die Geschichte des König Leonidas von Sparta ein, welche erst später von Herodot wirklich aufgeschrieben wurde: Eine Unterzahl ausgebildeter Spartaner hielt einige Zeit die Armee des Perserkönig Xerxes auf ... auf einmal kam ihm diese Geschichte in den Sinn. Und auch wenn er wusste, dass er nur ein Sklave war, diese Geschichte stahl sich plötzlich in seinen sonst so leeren Kopf. Und er sah den König, der seinen Männern befahl, nicht aufzugeben, für Griechenland, für die Freiheit.


    Und wieder fühlte sich Verres stark und doch so schwach wie König Lenonidas, der an seine Frau und seinen Sohn dachte, vielleicht.


    Verres sank auf seine Kien, nachdem Quintus nun endgültig den Raum verlassen hatte. Seine Albina würde heiraten? Er würde seinen Wolf nicht wieder sehen? Nein, so durfte die Geschichte nicht ausgehen. Niemals.
    Er sah und glaubte an Albinas unglaublichen Blick, der ihm so unendlich viel gab, nämlich das Gefühl von Gleichheit, von Liebe ... und er glaubte an Achilles, seinem treuen Wolf ....


    Doch auf einmal wurde Verres bewusst, wie er im Nachteil war: Quintus hatte die Macht, sein Herr hatte die Macht.
    So schrecklich Verres auch fühlte, er versuchte nun ruhig zu bleiben: Für seine Albina.



    Und sein letzter verzweidelter Gedanke war: Nein sie wird nicht heiraten!



    Darin war sich Verres sicher!

    Immer noch kniete Verres am Boden. Und durch die Schläge mit dem Vitis, die seine Haltung berichtigten sollten und ihre Wirkung gezeigt hatten, kniete er immer noch sehr aufrecht und gerade am Boden. Während er seine Worte gesprochen hatte, aber auch als er nun Quintus' Worte darauf hörte, die rein kühl über die Lippen seines Herren kamen, der es im Gegensatz zu Verres innerer Aufgewühltheit schaffte, nichts von seiner Wut auf Verres zu zeigen, kniete er aufrecht und doch auf eine Weise geschlagen am Boden.


    Ein Narr? Ja, er war wohl ein Narr. Doch im Gegensatz zu Quintus brodelte ein Meer an Emotionen in Verres Kopf. Ja, er mochte wohl in den meisten Augen der Menschen ein Narr sein. Aber die meisten ahnten ja auch nicht, was in ihm vorging: Er wollte stark sein und fühlte sich so elendig. Aber er durfte es auf der einen Seite nicht zeigen.


    Und so nahm er Quintus Worte einfach erst einmal hin: Schwere Arbeit: Naja, was war das für eine Strafe? Es gab schlimmeres. Auch wenn er so erst Recht von seiner Albina getrennt war, an die er fest glaubte. Auch wenn ihm nun vor Augen geführt worden war, dass er es hätte besser wissen müssen. Aber das war die Meinung der Gesellschaft. Was wusste die schon von Emotionen? Die hatte sich ihr eigenes Bild geprägt, das war eine Instanz, die nichts mehr mit Menschlichkeit zu tun hatte: Es waren einfach Regeln, die mussten eingehalten werden ...
    Und doch, Verres mochte jämmerlich wirken in dieser Gesellschaft und doch war ihm eines wichtig: Er versuchte immer er selber zu sein: Ob stark oder schwach. Und auf Grund seines Gedächtnisverlust viel ihm dies so verdammt schwer, da er keine Ahnung von sich hatte, nicht auf vergangene Erlebnisse und Erfahrungen zurückgreifen konnte. Er war fast wie ein erwachsenes Kind: Er wusste viel und doch fehlte es ihm an Erfahrung.


    Und da er dieses seltsam einsame und leere Gefühl inzwischen kannte, auch wenn er darunter litt, so war es tatsächlich seine Alnina, um die er sich sorgte. Doch er wusste nicht, wie es ihr ging, was sie erwartete und wie er handeln sollte. Alles war so unwirklich und so unverständlich.


    Als Quintus dann den Raum verliess, rief ihm Verres noch eines nach, bevor er das klägliche Jaulen seines Wolfes hörte: »Quintus: Bitte! Albina ist nicht Schuld! Aber sag mir eines: Was passiert mit ihr?«


    Und erst danach hörte er etwas, was ihn bis ins Mark traf: Sein Freund, der Wolf Achilles war hier im Haus. War das nun ein gutes Zeichen oder ein schlechtes?
    Wie gebannt starrte der noch immer kniende Verres zu Tür und er hoffte so auf eine ehrliche Antwort. Und klang in seiner Frage nach Albina nicht wirkliche Aufrichtigkeit mit?

    Verres war dankbar dafür, dass Rahel redete, auch wenn es sehr angeschlagen klang. Es ging ihr definitiv nicht gut. Und es war gut, dass sie ihre Arme um seinen Hals schlang, so hatte sie besseren Halt. Zwar stöhnte sie immer wieder vor Schmerzen auf, doch bemühte sie sich auch zusammenzureissen. Gerade wollte Verres sie nun vom Boden anheben, als plötzlich Ikarus zu ihnen kam und sich neben sie hockte und seine Frage stellte, was passiert sei. Vielleicht mochte es offensichtlich sein, aber Verres war nur selten ein Zyniker und schon gar nicht in solchen ernsten Situationen und so antwortete er Ikarus: »Rahel ist die Treppe hinunter gefallen.« Der Berg an Wäsche, der um sie herum und auf dem sie teilweise lag, musste wirklich gross gewesen sein. Dann, während er sie schliesslich anhob, sprach er beruhigend auf die junge Sklavin ein: »Jetzt mach dir mal keine Sorgen! So etwas kann jedem einmal passieren!«


    Dann trug er sie zu der nahe gelegenen Bank im Flur und bettete sie vorsichtig darauf. Schliesslich fuhr er sich leicht ratlos und nachdenkend mit beiden Händen durch seine Haare, während er sie besorgt anblickte: »Es ist keine Schande zu stolpern und die Treppe herunter zu fallen.« Versuchte er sie zu beruhigen und musste augenblicklich an den Herren denken, bei dem er vorher gearbeitet hatte. Dieser hatte ihm nur die Nase gebrochen, weil er aus Versehen eine Vase hatte fallen lassen. Doch so schätze Verres Quintus nicht ein und bisher auch niemanden anderen hier in der Casa. Dennoch rieb er sich unbewusst über den verheilten Nasenrücken. »Ein Medikus wäre deshalb gut, falls du dir ernsthafte Verletzungen zugezogen hast. Das sollte man ernst nehmen. Was meinst du, Ikarus?«


    Sim-Off:

    Hi ihr zwei. =) Da es ja üblich ist, mehrfach zu posten an verschiedenen Orten, möchte ich euch bitten, dass dieser Vorfall vor der Entarnung der Liebschaft von Verres und Albina stattfand, da Verres a. Zimmerarrest hat und b. sonst vollkommen anders reagieren würde. Danke im Vorraus.:)

    Schmerzhaft traf ihn der Schlag des Vitis in Verres Kniekehlen, so dass er nicht anders konnte und auf die Knie fiel. Doch kein Laut kam über seine Lippen, der Schmerz war zu ertragen, im Gegensatz zu dem Schmerz in seinem Herzen. Verres wunderte sich selber über sich, er war verwirrt und doch voller Hass.
    Lag es an seinem Gedächtnisverlust, dass er unsicher war, welchen Gefühlen und Gedanken er nachgeben sollte? Auf der einen Seite wollte er nicht alles noch schlimmer machen, als es schon war. Doch ward ihm das eigentlich bewusst? Auf der anderen Seite hätte er Quintus am liebsten die Kehle zugedrückt für seine Worte und die Demütigung. Natürlich, vielleicht hätte er das ewige Lied mit dem Sklaven sein lassen sollen. Aber so war es nun mal: Wäre Verres ein Bürger, hätte er nicht diese Behandlung nötig. Und so konnte Quitus sicherlich kein Verständnis erwarten können von dem Sklaven, der nun auch noch am Boden kniete und weiter zurecht gewiesen wurde von Quintus.
    Verdammt: Verres mochte vielleicht ein seltsames Bewusstsein von Stolz haben, aber Quitus lag so vollkommen falsch bei seiner Behandlung und schürte damit nur Hass bei Verres. Aber so war es eben immer: Die Herrschaften meinten strafen zu können, wenn sie Gewalt einsetzen, doch Verres war, auch wenn er im Moment verletzlicher und empfänglicher war für Demütigungen, dennoch aus einem ganz anderen Holz geschnitzt. Auch wenn er momentan und auch gestern geweifelt hatte, weil ihn die ganze verfluchte Situation überfordert hatte und er nicht auf seine alten Verhaltensmuster zurückgreifen konnte, weil er sich einfach nicht daran erinnerte, wer er einmal gewesen war, so spürte er nun etwas, von dem er glaubte, das es eben doch ein Teil von ihm war. Hass!


    Doch er wollte auch nicht rein emotional und unüberlegt handeln. Eigentlich wollte er den perfekten Weg. Doch gab es diesen überhaupt? Eigentlich wollte er einen kühlen Kopf bewahren. Doch wieder waren da die Zweifel und die Angst: Was sollte er tun? Wie sollte er handeln? WAS war denn für ihn eigentlich das beste? Nichts mehr sagen und in Zukunft planen, alles ruhig angehen? Oder Quintus entgegentreten? Doch dann? Wenn er diesen reizen würde, konnte es doch gut sein, dass dessen Geduld am Ende war und er Verres einfach töten liess. Damit war weder Verres geholfen, noch Albina.


    Und für einen Moment dachte er an sie, sehnsüchtig. Hatte sie seine Liebe nun aufgegeben? Was war wohl zwischen ihr und Quintus geschehen, nachdem Titus Verres zur Villa geschleift hatte.
    Nein, Verres war sich sicher: Sie würde ihn nicht aufgeben, so wie er sie nicht. Warum er sich nach so kurzer Zeit so sicher war, wusste er nicht. Er traute ihr einfach und glaubte an sie. Und doch kamen Ängste und Zweifel auch hier immer wieder hoch: Sie kannten sich doch kaum, vielleicht wurden Albina also doch die Füsse heiss? NEIN! Verres glaubte an ihre Liebe und dies machte ihn stark und Mut. Er glaubte an so etwas, wie eine Seelenverwandschaft. Sonst wären sie auch nicht in so kurzer Zeit zusammengekommen.


    »Ich bin kein Miles, Quintus ....« presste Verres dann nur zwischen seinen Lippen hervor und recht eindringlich, wenn auch leise, dafür aber um so schärfer. »Vielleicht war ich es mal. Vielleicht, aber nun bin ich hier nur ein Mensch! Dein Sklave, mit dem du machen kannst, was du willst. Doch dies ist mir fast egal. Schlage mich, trete mich, demütige mich. Erwarte von mir Gehorsam! Aber auch wenn ich wieder einen Fehler mache! Du sollst eines wissen: Wir sind zu verschieden. Und ich mag in deinen Augen noch so dumm handeln, aber ich bin kein Mensch, der sich gerne verstellt. Das mag mein Fehler sein. ...
    Verres seufzte. Wahrscheinlich war alles, was er redete eh egal. Es war der schwache Versuch, ein letztes Mal an die Vernunft eines Menschens zu appelieren, den er wirklich eigentlich schätzte. Doch vielleicht hing Verres da einem Traum nach.


    »Was Titus angeht: Ich bin nicht Titus. Ich bin Verres! Und wenn ich mich beugen soll, so werde ich es nicht tun. Nicht auf diese Weise. Aber ich bin bereit für vieles, aber rede mit mir und auch wenn du deine Gewalt einsetzt, so kann ich dir nichts versprechen. Ich weiss, dass du die Macht hast. Und ich traue dir auch zu, sie weiter ein zusetzen.«


    Verres Entschluss stand fest: Er wollte auf seine kleine Weise kämpfen, auch wenn er damit ein sehr grosses Risiko einging.


    »Es war ein Fehler, und doch passiert so etwas. Ich nenne dies Menschlichkeit, auch wenn so etwas in den Köpfen vieler keinen Platz hat.«


    Verres musste selber schlucken. Er hatte all diese Worte ausgesprochen. Und er hatte keine Erwartungen. Aber was er sprach, war seine so genannte Wahrheit. Ob es falsch oder richtig war, darum ging es nicht. Doch er hatte sich entschieden, aufrichtig zu sein, ohne Quintus anzugreifen. Aber sich einfach nur feige fügen, das wollte er auch nicht. Er war kein Mensch, der sich verstellte, um das vielleicht beste für sich herauszuschlagen. Nein, das wäre für ihn Verrat an sich selber.


    »Wenn du willst, dann töte mich auf der Stelle. Wenn ich in deinen Augen kein Recht habe, zu leben, tue es. Ich werde nicht um mein Leben flehen. Wenn nicht, versichere ich dir, dass ich es ernst meine und damit nicht deine Macht und Autorität untergraben wollte. Ich schätze dich und versuche dich und dein Handeln zu verstehen und bitte, was auch immer ich gesagt habe: Ich meine es aufrichtig.«


    Und Verres meinte es sehr aufrichtig und so kamen seine Worte auch rüber. Ob Quintus sie allerdings auch so aufnehmen, würde sich zeigen.


    Aber als Verres diese vielen Worte gesprochen hatte, würde ihm bewusst, dass er eigentlich nicht einmal die Berechtigung hatte, zu leben und dies veranlasste ihn zu seien ehrlichen Worten. Er ging damit aufs Ganze, aber es war für ihn sein Weg, egal, ob er auf Verständnis traf oder nicht. Noch nie war ihm dies so bewusst wie nun.
    »Ich liebe Albina, auch wenn ich weiss, dass es verboten ist. Aber ich wollte dir sagen, dass ich diese Liebe nicht verleugnen werde, auch wenn ich sie nie wieder sehe. Mehr an Aufrichtigkeit kann ich dir nicht wiedergeben. Und auch wenn es in deinen Augen ein Fehler ist und du mich dafür, dass ich aufrichtig war, verachten solltest, dann liegt es in deinen Händen, in deinem Handeln, meinem Leben ein Ende zu setzen.«

    Verres vernahm Quintus Worte und bemerkte auch die Härte in seinem Tonfall. Er stand zwar aufrecht da, doch alles kam ihm auch falsch und sinnlos vor: Natürlich wollte er keine Schwäche zeigen. Er war ein Mann, der viel erlebt hatte. Und doch fehlte ihm so manches an Erinnerungen, auf die er zurückgreifen hätte können. Er wusste zu kämpfen, er konnte lesen und schreiben, irgendwie wusste er viel, doch nicht, wer er eigentlich war. Wer war er vorher? Wer war seine Familie? Was hatte er damals erlebt, wie hatte er damals gefühlt, reagiert, gelernt?
    All das war ihm fremd. Manchmal fühlte er sich wie eine leere Hülle.


    Vielleicht war dies auch der Grund, warum er Albina so liebte: Sie liebte ihn, wie er war. Ohne Hintergrund. Ohne Vorurteile. Sie mochte ihn, wie er war und wie er lernen musste, wer er war: Ehrlich. Und natürlich sehnte sich Verres nach einer Vertrautheit, nach Nähe, wusste er doch nicht, wer er war.


    Aber wie sollte dies jemand verstehen, der all das hatte, was Verres nicht hatte. Er hatte Albina nicht um denn Finger gewickelt noch hatte er sie gezwungen. Es kam, wie es kam. Und es war ihm ernst. Doch nun war alles anders und Verres hatte es doppelt schwer: er wusste wegen seines Gedächtnisverlust so wenig, er hatte kaum Emotionen dafür, was richtig war. Zugegeben: Er mochte an sich denken. Aber er hatte auch an Albina gedacht. Sie war jung und er hatte sich dennoch so zu ihr hingezogen gefühlt, weil sie ihn sah, wie er war: Ohne vielen Erinnerungen oder vielleicht auch wegen etwas anderem. Aber nie dachte er, sie auszunutzen. Er fühlte sich in ihrer Gegenwart einfach nur frei und wie ein Mensch. Und nun wurde ihm dies alles genommen. So wie alles, denn er dachte nun auch an seinen Wolf. Warum nur kam alles zusammen? Und dennoch versuchte er Quintus zu verstehen, auch wenn dieser ihn wohl nur hasste.


    Verres wusste kaum etwas zu sagen. Und eigentlich wollte er auch keine Schwäche zeigen, aber er mochte Quintus. Er war immer sehr ehrlich und gerecht.


    Und so senkte Verres nur seinen Blick und schaute zu Boden. Er wagte nichts zu sagen, denn er spürte die Wut von Quintus. Ja, Verres senkte seine Augen, als Zeichen der Demut, auch wenn es ihm schwer fiel. Aber in diesem Moment wurde ihm bewusst, dass er es nicht tat, um unterwürfig zu sein, sondern weil er seinem Herren zeigen wollte, dass es ihm wirklich leid tat, denn er schätzte Quintus. Doch vielleicht war es zu spät.


    Fast wagte er nicht zu sprechen, als er auf den Boden blickte. Er wollte auch kein Mitleid und doch sprach Verres:


    »Es tut mir leid, ich weiss, es war ein Fehler. Aber ...« Er schluckte und wusste, dass er nun einen Fehler machte, aber das war ihm alles wert, egal, was kommen würde: »Meine Absichten waren ehrlich. Dennoch weiss ich, es war nicht gut und ich erwarte keine Verzeihung. Ich bin nur ein Sklave, der keine Rechte hat.«


    Verres wollte noch mehr sagen, doch er schwieg.
    Er dachte an Albina. Nur an sie. Doch da er wusste, dass er sie wohl niemals wieder sehen würde, blieb ihm nur noch eine Hoffnung, die er auch fast aufgab: Sein Wolf.

    An einen angenehmen Schlaf war nicht zu denken. Verres hatten einen schlechten Traum nach dem anderen und hinzu kamen immer wieder seine Kopfschmerzen. Doch der wahre Alptraum kam erst, nachdem er durch die barschen Worte von Quintus geweckt wurde.


    Hart weckten ihn seine emotionslosen und scharf gesprochenen Worte. Und auch wenn er einen Moment brauchte, alles richtig zu ordnen, war ihm klar, dass es nun Quintus war, der ihn so ansprach und im Augenblick wusste Verres warum.


    Dennoch, alles, an wen er zuerst denken konnte, war Albina. Dennoch wachte er augenblicklich auf und setzte sich bei den Worten seines Herren im Bett auf. Er trug noch seine Tageskleidung, er hatte sich nicht umgezogen und dann starrte er Quintus ausdruckslos an. Er grüsste ihn nicht und salutierte auch nicht. Auch wenn sie beide glaubten, dass er ein Soldat gewesen war: Verres war es nicht mehr und so reagierte er auch nicht wie ein Miles. Dennoch war er nun hellwach und rieb sich auch nicht seinen Schlaf aus seinen Augen. Das war ihm egal. er starrte Quintus einfach an, ein wenig erschrocken, weil dieser ihn so heftig aus dem Schlaf gerissen hatte, aber auch leicht trotzig, denn Verres wollte nicht mehr schwach sein, er wollte zeigen, dass er wusste, wer er war, auch wenn er sich nicht erinnerte.


    Und so blickte er tief in Quintus harte Augen, doch noch saß er einfach aufrecht in seinem Bett. Erst mühsam stand er schliesslich auf, trat neben sein Bet, aber auch nur, weil er seinem Gegner ebenbürdig sein wollte. Keinerlei Angst spiegelte sich in Verres Blick wieder, eher war es ein Blick, der ahnte, was kommen würde, aber er war gefasst. Oder schien es zumindest, jedenfalls hatte Verres sich sehr gut unter Kontrolle, trotzdem Quintus ihn so heftig weckte.


    Doch sagen tat er nichts. Stattdessen blickte er seinen Herren nur stumm und ausdruckslos an.

    Achilles (Wolf von Verres)


    [Blockierte Grafik: http://www.normin.de/medi/lupus.jpg]
    ------------------


    Irgendwann dann gab Achilles Ruhe. So traurig er auch war, aber auch ihm ward besusst, dass sein Freund nicht mehr bald auftauchte. Zwar verstand er nichts mehr und was sich dann auf dem Hof abspielte, interessierte ihn nicht mehr. Seine Kehle hatte er rausgeschrien, doch nun ward er heiser. Da war kein Verres, kein Freund, der zurückkam und so verkroch er sich traurig in die hinterste Ecke seines Käfig und rollte sich dort zusammen, legte seine Schnauze, welche er eben noch an den Gitterstäben fast wundgedrückt hatte, auf seine vor ihm ausgestrecken Vorderläufe und trauerte ohne einen Ton vor sich dahin.


    ;)

    Lange sass er so da, vollkommen verwirrt, vollkommen traurig und verzweifelt und wusste nicht, was er tun sollte. Er dachte immer wieder an Albina, wie es ihr wohl gerade gehen würde, dachte daran, was in ihr vorging und malte sich alles mögliche aus. Was hatte er ihr nur angetan? Und was sprachen vielleicht zu diesem Zeitpunkt Quintus und Albina? Hatte sie sich von ihrer Ohnmacht erholen können?
    Verres war so ziemlich am Ende. Das er noch eine Strafe bekommen würde, daran dachte er gar nicht mehr, diese Strafe war ihm egal. Seine Gedanken waren nur bei diesem lieben Menschen, in den er sich Hals über Kopf verliebt hatte, auch wenn es in den Augen der Gesellschaft falsch war. Aber eben nur in den Augen der sogenannten Gesellscht, zu der er ja eh nicht gehörte.


    Doch auf einmal hatte es Verres satt, sich und Albina zu bemitleiden. Er hatte es einfach satt, nicht wie ein Mensch behandelt zu werden, nur weil es die Gesellschaft so vor sah. Und doch versuchte er ja auch zu verstehen. Er war eben "nur" ein Sklave und diese hatten kaum Rechte. Aber er wollte es nun einmal mehr nicht verstehen. Er fühlte doch ähnlich wie alle anderen Menschen. Vielleicht sogar ähnlich wie Quintus, sein Herr. Was war nur so anders? Wa war doch nur die Bezwichnuung, wer wer war: Er, Verres ein Sklave, Quintus der Herr! Aber wer war nun der wirklich bessere Mensch? Eigentlich niemand, ausser, dass Sklaven doch einfach keine Chance hatten, sich zu beweisen. Sie wurden von vorne rein verurteilt ...



    Doch Verres wusste nun, dass er dem nicht zustimmen würde. Nicht er, nicht Verres und dann schalt er sich einen Narren: Er hatte wirklich an Suizid gedacht: Nein, nicht mit ihm. Er hatte schon so viel durchgestanden, so einfach würde er es der sogenannten Gesellschaft nicht machen.


    Das das, was er dann vorhatte, nicht einfach würde, wusste er, aber genau dafür brauchte er einen klaren Kopf. Er würde sich etwas einfallen lassen, sofern es Albina noch wollte ...


    Und dann waren da aber wieder seine Gedanken an sie: Überforderte er sie vielleicht mit seinen Visionen? Nicht, dass er an ihrer Liebe zweifelte, aber er wusste ja nun auch nicht, was in ihr vorging. Bereute sie vielleicht sogar doch langsam ihre gemeinsame Liebe? Immerhin war oder schien er der erste Mann in ihrem Leben. Vielleicht sollte er sie frei geben und ihr keine weiteren Schwierigkeiten machen? Verres war verzweifelt: Wenn er sie doch nur sprechen und sehen könnte.


    Und vielleicht war er ja zu egoistisch? Vielleicht sollte er sie vergessen, damit sie ein glückliches Leben ohne ihn führen konnte. Sie war doch noch so jung. Vielleicht bedeutete er ihr nicht so viel, wie sie ihm. Aber er wusste es nicht und so stützte er mit quälenden Gedanken seinen Kopf in seine Hände.


    Er dachte weiter nach, den ganzen restlichen Tag. Und fliehen konnte er auch nicht, stand doch eine Wache vor seiner Tür. Und irgendwann legte sich Verres nieder auf seine Schlafstatt und auch wenn er dort noch lange wach blieb. Irgendwann übermannte ihn seine Müdigkeit und er schlief ein, auch wenn er es nicht wollte.


    Er träumte davon, wie er mit Albina und seinem treuen Wolf Achilles ausgelassen über eine Wiese lief. Doch dann holten ihn die Albträume ein ...


    Egal, wie schlecht er träumte, alles half Verres und er gewann seine alte Kaft wieder: Nein, niemals würde er aufgeben, niemals!

    Pläne schmieden? Was blieb ihm denn da noch offen? Ein Mann bewachte seine Tür! Was nur sollte er tun? Am liebsten hätte er Albina entführt, doch dies würde er nur tun, wenn sie es auch wollte. Und dann?


    Wie gerne wäre Verres geflüchtet und wie sehr zweifelte er an sich, dass er so fertig war.
    Aber vor seine Kammer stand eine Wache. Umbringen müsste er sie, doch wollte Verres niemanden töten, schon gar nicht jemanden, der für all das nichts konnte. Und seinen Dolch, den Quintus ihm geschenkt hatte, der ward ihm eh abgenommen.


    Und so sass er da auf seiner Schlafstatt, immer in Gedanken an Alnina und sein kleines Leben. Denn was hatte er schon, ausser den wenigen Erinnerungen nach seinem Gedächtnisverlust. Da war so wenig. Und ebenso, wie er an Albina dachte, machte es ihn fertig, nicht zu wissen, wer er eigentlich war und was er erlebt hatte.


    Was blieb ihm? Seine käglichen Erinnerungen, nachdem er in diesem dakischen Dorf aufgewacht war, dann seine Versklavung und seine neuen Herrin und immer wieder musste er an Albina und nun auch an seinen Wolf denken.


    Alles aber wurde ihm genommen. Alles. Und er konnte nicht auf seine Erinnerungen zurückgreifen, die er davor erlebt hatte.
    Verres fühlte sich elendig und alleine. Alles was ihm blieb war seine Liebe an Albina und er würde sie immer lieben, das war ihm klar. Doch was war mit seinem Wolf, auch dies schmerzte ihn. Warum war das Leben so ungerecht?


    Auch wenn Verres eigentlich hatte versucht mit allem umzugehen, so drängte sich langsam ein Gedanke auf: Sollte er seinem Leben einfach ein Ende setzen?


    Eigentlich hatte er in seinem kurzen Leben, an das er sich erinnerte, geglaubt, eine Kämpfernatur zu sein. Doch nun war alles so anders.


    Und so sass er auf seiner Liege, starrte apathisch vor sich hin und dachte daran, seinem verfluchten Leben ein Ende zu setzen. Doch wie?

    Achilles (Wolf von Verres)


    [Blockierte Grafik: http://www.normin.de/medi/lupus.jpg]
    ------------------


    Es passierte erst nichts. Und Achilles Fiepen verebbte erst, doch er gab nicht auf. Er war wie sein Freund Verres, der hatte damals bei dieser fiesen Intrige auch nicht aufgebenen.


    Und so bellte er immer wieder. Doch dann kam ein Sklave und schnauzte ihn böse an, dass er ruhig sein sollte, denn langsam wurden alle anderen Tiere hier auch nervöser. Doch Achilles war eine Kämpfernatur, er liess sich nicht so leicht einschüchtern. Er wollte zu seinem Freund Verres. Warum lies man ihn nur nicht? Und dann fletschte er erst die Zähne gegen den Sklaven und bellte dann um so lauter.


    Verdammt, wie hasste er doch diese Gitterstäbe vor sich, die ihm die Freiheit nahmen.

    Verres war erleichtert, dass Rahel wieder zu Bewusstsein kam und die Augen langsam öffnete, ihn aber eher schmerzverzerrt und fragend anblinzelte, bevor sie dann sprach. Nach dem Sturz tat ihr sicherlich alles weh und vielleicht hatte sie sich ja auch etwas gebrochen. Kurz sah er an ihr herunter. Ihr Fuss schaute wahrlich nicht gerade gut aus. Was sollte er tun? Er musste Hilfe holen. Aber er konnte sie ja auch nicht einfach hier liegen lassen.
    Und so blickte er sich kurz um. Im Flur stand eine längliche Bank, lang genug, um sie dort hinzu legen. Und ohne weiter zu zögern, schob er einen Arm unter ihren Rücken und den anderen unter ihre Knie und während er sagte: »Ich werde dich erst einmal dort auf die Bank legen und dann muss ein Medikus her und dich untersuchen!«


    Doch bevor er sie anhob, wartete er auf ihre Reaktion, würde sie nämlich nun laut aufschreien, konnte sie vielleicht so ernsthafte Verletzungen haben, dass er sie vielleicht nicht bewegen sollte.

    Nachdem Titus ihn, Verres, von dem Desaster, auf dem Tiermarkt weggezerrt hatte, nachdem Quintus ihm dies, Titus, seinem grossen Hünen, befohlen hatte, liess sich Verres fast widerstandlos zurück zur Villa zerren oder bringen. Er war ausser sich und dennoch ruhig.Er war dennoch vollkommen aufgewühlt. Ach, eigentlich wusste Verres nicht, wie es ihm ging. Er zweifelte, dachte nacht, was ihm nicht gelang. Nein, er war hin und her gerissen. Den ganzen langen Weg zu Casa. Er wustte auf der einen Seite nicht, was er denken sollte und fühlte sich zerbrochen und doch war da noch ein Funken verstand, wie er glaubte. Und doch war alles so viel.


    Auf dem Weg zu Casa sprach er kein Wort mit Titus und er war erleichtert, dass Titus ihn auch nicht ansprach. Zu aufgewühlt war Verres, zu sehr dachte er nur an seine Blume. Zu sehr haderte er mit sich, zu sehr zweifelte er und dieser Zustand raubte ihm so viel. Und doch wollte er doch auch retten: Seine Blume, seine liebliche Blume Albina.


    Was hatte er nur getan? Doch auch wenn er mit sich zweifelte, er musste sie retten, er musste klug handeln oder zumindest nachdenken.
    Er nutzte den Weg zu Casa, verzweifelnd, haderns und dann immer mit all den Zweifeln und dann im Kampf mit sich, nicht aufzugeben. Fast schon glaubte er sich als ein Versager, weil er so gehandelt hatte und wollte aufgeben, doch dann sah er Albinas Gesicht vor seinen Augen, dann ihre Reaktion und auch wenn er sie schützen wollte, seine Liebe zu ihr verleugnen wollte, um sie zu schützen, auf einmal kam ihm etwas in den Sinn, was ihm Kraft gab: WAS bitte war das für ein Irrsinn? Nur weil er ein Sklave war, war er kein Mensch, der lieben durfte? Der Empfindungen hatte?


    Er hatte so keine Ahnung von der Welt, durch seinen Gedächtnisverlust. Seine Welt war so klein. Warum nun dies auch noch? Was hatten die Götter nur gegen ihn? War er vorher ein so schlechter Mensch? Das die Götter ihn so strafen mussten? Wer war er? Langsam glaubte Verres dass er ein schlechter Mensch vorher gewesen sein musste. Wie gerne würde er darüber etwas wissen und er war bereit, alles auf sich zunehmen. Doch wer war er damals gewesen? War er ein Ungeheuer? Und wenn ja? Er wusste es dich einfach nicht und nun lebte er in seiner kleinen Welt und verstand so wenig. Er wusste, dass er mal ein anderer wahr, doch er erinnerte sich nicht, was blieb ihm denn da noch übrig:
    Ja, seine Welt war klein, weil er sich doch an nicht erinnerte. Oder kaum etwas. So gerne er wollte. Aber er konnte dafür doch nichts?! Oder war es eine Strafe? War alles eine Prüfung? Aber seine Welt war doch so klein ... er hatte soo wenig Erinnerungen an sein Leben, Er wusste di so wenig ...


    Wie auch immer: Eines wusste er: Er würde erneut bestraft, wegen Alnina. Doch auch wenn alles Angst machte: Für seine Albina würde er alle Strafe, allein Schmerz auf sich sich nehmen und dies nahm ihm seine Angst.


    Denn so sehr er verwirrt war, er wusste eines: Er liebte sie, seine Albnina!!! Es war magisch ....


    Und dennoch, so sehr Verres versuchte, einen klaren Kopf zu bekommen, das nächste Thema war sein Freund: Der Wolf Achilles, wen er gefunden und so gleich wieder verloren hatte. Und es zerriss ihm das Herz: Albinas Ohnmacht und dann die verzweifelte Trauer seines Freundes ...


    Oh Götter ...


    Und dennoch versuchte Verres sich der Schwäche nicht so sehr hinzugeben und sprach leise, während er auf seiner Schlafstatt sass:


    »Ich werde dich immer lieben, Albina und bitte verzeih ... «


    Lange sass er da und dachte an seine Blume, seine Albina und als letztes sagte er leise: »Und verzeih auch du mir, Achilles ...


    Verres saß wie erstarrt in seiner Kammer, alleine. Er achte an Flucht, doch er wusste: Auch wenn die Kammer nicht verschlossen war von aussen, draussen stand ein Wächter ... und dennoch wusste Verres eines: NIE würde er aufgeben und so schmiedete er Pläne .... für seine Blume ...

    Achilles (Wolf von Verres)


    [Blockierte Grafik: http://www.normin.de/medi/lupus.jpg]
    ------------------


    Achilles hatte zugesehen, wie man seinen Freund wegbrachte, denn es lag in der Luft, er roch so etwas, dass er nicht gerade gerne und freiwillig gegangen war und so wie dieser andere Mensch (Titus) ihn von dem Ort des geschehen wegzerrte, auch wenn sein Freund Verres keinen wirklichen Widerstand leistete, so spürte der Wolf, dass sein Freund litt. Aber auch diese anderen zwei, dieser Menschenmann und diese Menschenfrau, die nun von dem Mann zu einem Tisch geführt wurde, schienen emotional sehr aufgewühlt. Wölfe spürten viel mehr die Gefühle von Menschen, als viele dieser oft annahmen, mehr noch als ihre domestizierten Nachkommen, die Hunde. Achilles spürte es auch, wenn jemand Angst hatte. Und Angst lag eben in der Luft. So wie Verwirrung und Wut.


    Kaum dass er seinen Freund wieder gefunden hatte, und seine Freude war unermesslich, so wurde diese Freude nun so barsch unterbrochen. Mit traurigen Augen hatte er Verres nachgesehen, seinen letzten Blick zurück und sofort fing Achilles lauter an zu winseln, fiepen und schliesslich zu bellen. Das war seine Rebellion. Warum nur hatte ihn sein Freund Verres nicht aus diesem dummen Raum heraus geholt, in dem er schon seit einiger Zeit festsass und nicht wie früher in den Wäldern herum streifen konnte, gemeinsam mit Verres?


    Warum war er gekommen und wieder gegangen. Achilles hatte doch Verres Freude gespürt bei ihrem Wiedersehen. Er war doch gekommen, um ihn, Achilles mit zunehmen. Oder nicht? Nun es war nicht gerade so, dass der Wolf ernsthaft so zweifelte, oder nachdachte, aber auch er war nun verwirrt.
    Stattdessen presste er immer wieder seine Schnauze durch diese verfluchte Behinderung vor seiner empfindlichen Nase, diese kalten Gitterstäbe, die sich einfach nicht öffnen wollten.


    Und immer wieder jauelte und bellte er und sein Wehklagen hallte über den ganzen Hof.

    Was hatte Verres in seinem Wahn nur angerichtet? Er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen, alles erschien ihm wie im Traum. Zwar schwindelte ihm nicht, aber es war, als würde er gerade aus diesem Traum erwachen: Albinas Liebe und sein Freund Achilles ... seine Kopfschmerzen .... sein Gedächtnisverlust ... die Schwäche eben: Alles war irgendwie zu viel auf einmal, dabei hatte er doch bis her fast immer einen kühlen Kopf bewahrt und nun diese Katastrophe ... und er war daran schuld ...


    Versteinert sah er, wie Albina ohnmächtig drohte zu fallen, auch wenn sie sofort in Quintus Arme sank. Sein erster Impuls war, Albina aufzufangen, doch er war zu versteinert, zu entsetzt über sich selber, über seine Unachtsamkeit, über seine gnadenlose Dummheit. Er hatte sie verraten, seine Albina und dabei wollte er sie doch nur schützen. Doch er hatte es alles einfach nur falsch angefangen und nun war es zu spät ...


    Hart klangen die Worte aus Quintus' Mund und Verres erschien es wie eine Ohrfeige. Was hatte er nur getan, wie hatte er sich so gehen lassen können? Er war noch zu gelähmt um sich auch nur im Leisesten auszumalen, was das für Konsequenzen hatte ... doch er würde sie tragen, was auch immer geschehen würde.


    Und dann liess er sich widerstandslos und versteinert von Titus vom Ort des Geschehens wegziehen, innerlich aufgewühlt und und doch vollkommen leer.
    Ein Letztes Mal schaute er zurück, sah, wie sich Quintus um Albina kümmerte, sah ihre geschlossenen Lider und er litt furchtbare Qualen wegen dem, was er ihnen, besonders ihr angetan hatte.
    Und ein Letztes Mal blickte er zu seinem Wolf Achilles, der zwar etwas ruhiger geworden war, doch der zu spüren schien, dass hier etwas nicht in Ordnung war und mit seinen treuen Augen blickte er Verres hinterher und winselte, hatte er doch gehofft, mit ihm gehen zu können, doch es kam nun alles ganz anders ... GANZ anders ...


    Sklavenunterkuft ¦ Ikarus und Verres


    Sim-Off:

    Viel Spass noch, ihr zwei ;) In Verres Kammer schreibe ich dann heute Nacht weiter, muss los!

    Verres hatte seine Arbeit gerade beendet und wollte sich beim Majordomus melden, um zu fragen, was er als nächstes tun sollte und so eilte er durch die Casa, als er ein seltsames Poltern hörte, was irgendwie nichts Gutes verhiess und kaum war um die Ecke, da sah er sie liegen.
    Rahel, hiess sie, glaubte er sich zu erinnern, denn zu viele waren es, die hier im Haus lebten und doch versuchte er sich jeden Namen zu merken.
    Am Boden lag sie unterhalb der Treppe, in mitten von Wäsche und regte sich nicht.
    Keinen Moment zögerte Verres und stürzte zu ihr, hockte sich neben sie und instinktiv fasste er ihr an den Hals, um zu spüren, ob er dort noch einen Herzschlag vernahm, während er entsetzt und mit klopfenden Herzen sie leise ansprach:


    »Rahel? RAHEL?« Eindringlich waren seine Worte und er hoffte, dass sie noch am Leben war, denn ihre Haltung war leicht verdreht. Fast wollte er sofort um Hilfe rufen, doch zuerst musste er sich Gewissheit verschaffen, wie ernst die Lage war.


    Und dann spürte er ein schwaches Klopfen und er hielt sein Ohr an ihre Nase und Mund und auch dort vernahm er ein schwaches Atem. Doch vielleicht hatte sie sich sämtliche Knochen gebrochen? Denn es war eindeutig, dass sie die Treppe herunter gestürzt war.
    Behutsam strich er ihr über das Gesicht. »Rahel!!??« fragte er noch einmal völlig besorgt. Im nächsten Moment würde er um Hilfe rufen ...

    Noch war Verres vollkommen verwirrt, eben noch war er fast ohnmächtig geworden und drohte in die Bärengrübe zu stürzen, doch Titus hatte ihn gerettet. Dann stiess ihn sein Mitsklave an die Wand und erst dann hatte Verres registriert, wie sehr ihn Titus geholfen hatte. Da war seine Verletzung und dann all die Gedabnen an Albina und all die Zweifel.
    Obwohl Verres eine starke Persönlichkeit war, so merkte er, wie schwach er war. Was wusste vielleicht seine Liebe Albina, was wusste sie , was wusste er, was sie nicht wusste, über diesen Cato. Und dann diese Schwäche, was seine Verletzung anging. Alles zusammen wurde ihm zu viel, dabei wollte er doch so stark sein. Und er wusste, dass er stark sein konnte. Das er aber eben fast in die Grube der Bären gefallen wäre, weil eben seine alte Kopfverletzung ihm Probleme bereitete, daran hatte er nicht gedacht und dann kam da all seine Angst und seine Zweifel bezüglich Albina nahe ... und dann auch das noch: Sein Freund
    Achilles, sein treuer Freund.
    Verres wusste nichts mehr, er war so verwirrt von all seinen Gedanken und Zweifeln. Wer war er eigentlich und wie waren seine Gedanken? Was dachte er, wo lagen seine eigendlichen Gefühle?


    [Blockierte Grafik: http://www.normin.de/medi/lupus.jpg]


    Und dann war da dieser Wolf. Er erinnerte sich plötzlich .... Achilles.
    Ein Stück aus seinem so fremden Leben und er fühlte sich so glücklich, so wie er sich glücklich fühlte, wenn er an Albina dachte. Er liebte sie und sie ihn auch, so hoffte er, oder zweifelte sie nun doch? Weil er nur ein Sklave war? So wie er zweifelte, eben weil er nur ein Sklave war? Es war zum Verrücktwerden. Aber Verres hoffte und glaubte ... und doch wollte er sie doch so vor ihrem Unheil schützen.


    Und nun war da etwas, was er eben so liebte, wenn auch anders: Seinen Freund, seinen Wolf Achilles.


    Erst langsam begriff er, dass sein Herr mit Abina sich ihnen näherte und sein Herr frage, was los sei und Verres starrte beide an, doch Albina etwas länger und sie konnte all seine Hoffnung und Unsicherheit und seinen Schmerz sehen und er stammelte:»Dies ist mein Achilles ... mein Freund ...« Und Verres starrte nun beide an, denn alles war ihm zu viel und auch wenn er Albina liebte, so kam ihm alles etwas zu viel vor. Er wusste nicht mehr wirklich, was er sagen sollte, jetzt wo er Albina vor sich sah. Er sah ihre Angst und ihre Zweifel und er wusste, dass er einen Fehler gemacht hatte und dann schien fast alles entschieden und Verres sagte nur:


    »Achilles ist mein Freund und ich bitte Euch, Herr, verkauft mich und bringt mich weit fort ... gemeinsam mit Achilles ... «


    Ganz kurz sah er zu Albina, aber sein Blick sprach Bände. Er liebte sie, über alles, aber er wollte sie schützen und doch konnte sie, wenn sie wollte, alle seine Trauer sehen und wie etwas ihm zerbrach. Er wollte das nicht, was er tat, aber er flehte sie auch in seinem Blick an, dass er glauben sollte, dass es besser so wäre. Nur sagen konnte er es ihr nicht und das schmerzte ihn zuiefst. Warum das nun alles auf einmal so kam, das wusste er nicht und er wollte nur Albina schnappen und mit ihr flüchten. Vielleicht war es diese Erkenntnis, einen Freund, ein Teil seines Lebens wiedergefunden zu haben und etwas anderes gehen lassen zu müssen, etwas, was er mehr liebste als alles andere, doch etwas, dem er nur schadete ...


    Aber er glaubte so handeln zu müssen. Er freute sich über seinen Wolf, doch er sah auch dass er Albina gehen lassen musste und seine Augen waren unendlich traurig und in ihnen schien etwas zu zerbrechen. Ein letztes Mal lächelte er noch und dann flehte er: »Schickt mich weit fort, bitte, aber lasst mit Achilles . Er ist vielleicht alles , was ich noch habe, und was man mir als vielleicht Sklave lässt ... «

    Zuerst hatte Verres es einfach nicht mitbekommen, dass man ihm und Titus einen Becher reichte. Verres hatte ihn erst neben sich gestellt, war er doch zu sehr beschäftigt. Doch nach und nach hellte sich sein vernebelter Verstand auf. Langsam kam er zu sich. Hatte er Titus gedankt? ja, hatte er, oder nicht?


    Nein, Verres wirkte noch sehr verwirrt, doch dann nahm er den Becher mit Wasser, sagte zu irgendwem danke, nahm einen Schluck und reichte dann dem Wolf davon einen Schluck. »MEin geliebter Achilles ...«

    Verres glaubte seinen Augen kaum.
    Da saß er da leicht hechelnd an der Wand zwischen den Tierzellen, doch seine Aufmerksam galt nur diesem einen Wolf, denn die anderen waren nur unruhig. Doch dieser eine Wolf schien etwas besonderes. Zwar trug er nicht das rote Tuch mehr um seinen Hals, doch Verres erkannte ihn sofort und es war eine der wenigen Erinnerungen, die ihm sofort klar waren.
    Und als Titus fragte, nickte Verres nur. »Ja, es ist mein Achilles!« Obwohl Verres noch leicht geschwächt wirkte durch seinen Zusammenbruch eben, so schien ihm nun alle Kraft und Hoffnung gegeben zu sein und wie ein Wunder strahlte er überglücklich. Er hatte seine Hände an die Gitterstäbe gelegt und der Wolf biss ihn nicht, sondern leckte seine Finger.
    Verres wusste nicht wie ihm geschah. Aber er spürte so viel Hoffnung und rief nur flehend : »Lass ihn frei, bitte lasst ihn frei.» Und auch wenn er sich nicht zu Tiberius Vitamalacus umdrehte, weil er es noch nicht fassen konnte, was hier geschah, rief er: »Tiberius Vitamalacus! Bitte, tut doch etwas! Dies ist Achilles ... mein Freund .... «


    Verres schien wirklich wie von Sinnen. Zwar stand ihm noch seine Schwäche in den Augen, er war blas und nicht ganz körperlich auf der Höhe, doch seine Aufmerksamkeit galt nur noch diesem Wolf, der eindeutig Verres zu kennen schien.
    Und immer wieder redete er auf den Wolf ein: »Achilles, mein Freund ... oh Achilles, du hier ... ein Wunder, es ist ein Wunder.«


    Verres traten leicht die Tränen in die Augen und kurz schaute er Titus an, dankbar, endlich sich an etwas aus seiner Vergangenheit zu erinnern. »Ich habe ihn von klein auf aufgepäppelt. Er ist mir der beste Freund ...«


    Für diesen Moment vergass er fast Albina, denn es ging ihm zu nah. Und doch dachte er an sie und sie war stets in seinen Gedanken und wie gerne hätte er sie umarmt, vor lauter Freude, die er empfing. Und dennoch, so verwirrt er auch war und voller Freunde über seinen Wolf: Vielleicht sollte er Tiberius Vitamalacus bitten, ihn zu verkaufen ... nur um Albina zu schützen. Doch im Moment war Verres zu überwältigt darüber, dass er seinen Wolf wieder gefunden hatte und sich erinnerte. Endlich ein Zeichen ...