Sorry,
ich werde bis Ende der Woche (Freitag) erst so ab 22.30 online sein können.
Die Abeit ruft ...
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Die Abeit ruft ...
Es war schon seltsam: Da kannten sie sich erst seit wenigen Stunden und hatten sich erst neulich das erste Mal gesehen, und dann war das dieses tiefe, aufrichtige und reine Gefühl, welches sie verband, ein Gefühl, was so viel Sorgen und Leid wett machte, ja, es schien fast so, als würde der Kummer klein und nichtig sein.
Dennoch gab er Albina natürlich Recht und nach ihrer zweiten Aufforderung liess er sie schliesslich herunter. Er kam sich wie ein kleiner Schuljunge vor, auch wenn er sich an seine eigene Schulzeit nicht erinnerte.
»Du hast Recht, Albina. Wir sollten so schnell wie möglich zurück und ausnutzen, dass wir vielleicht schneller da sind als dieser Mann, der sich hoffentlich gerade verläuft und wir somit Zeit gewinnen. Aber dann? Soll ich ihn an der Tür abfangen? Vielleicht bringt er ja auch nur eine Nachricht und verschwindet wieder. Dann wäre es besser, wenn er uns gar nicht erst zu Gesicht bekommt ... « Verres raufte sich leicht sorgenvoll die Haare. Und dann jedoch blickte er sie wieder warm an und sprach:
»Und bitte, verstehe mich. Ich besitze weder eine Vergangenheit, weder eine Familie, an die ich mich erinnere und nur die Erinnerung an die letzten Monate. Und die waren geprägt von Marter in meinem Kopf, weil ich immer wieder versuche, mich an etwas zu erinnern.
Und nun bist du da und all diese Sorgen treten einfach ein wenig in den Hintergrund. Verstehst du?«
Er versuchte sie von unten herauf treu an zublicken, so gut das bei seiner Grösse ging.
»Dennoch, ja, wie sollten gehen.« Er verbeugte sich leicht, machte eine ausladende Handbewegung und sprach: »Bitte nach mir, edle Dame!«
»Was nun?« fragte er kurz. Es war ihm egal.
Schöner hätten ihre Worte nicht sein können. Nein, niemals schöner. Er liebte sie, das war ihm bewusst und er wollte auch nicht länger darüber nach denken. Immer und immer wieder hörte er ihre Worte und verstand sein Glück kaum. Etwas war in Erfüllung gegangen, was er sie glaubte, zu hoffen. Sie liebte ihn? So wie er sie liebte, obwohl sie sich doch kaum kannten? Und doch war ihm nun bewusst, mehr als je zu vor, dass es so etwas gab. Und Verres war für diesen Moment der glücklichste Mensch überhaupt.
Sanft schloss er Alnina in seine Arme.
Es war so seltsam und so schnell gegangen und doch war alles wahr. Er glaubte es einfach erst nicht und dann doch.
»Ich danke dir so sehr ....« sprach er leise und hauchte ihr nun viele leichte Küsse auf ihr Gesicht, während er sie weiter umschlungen hielt. Wie nur sollte er ihr zeigen, wie er sich fühlte, wie er sie sah, wie glücklich er war, obwohl er doch nur ein Sklave war. Nein, dies war einfach gerade nicht wichtig: Hier hatten sich zwei Menschen gefunden, egal, welchen Standes. Und Verres war überglücklich. Er wollte es Alina zeigen und tat es dann auch. Er hob sie mit seinen kräftigen Armen hoch und drehte sich mit ihr.
Sie liebte ihn auch. Er konnte es kaum fassen und drehte sich mir ihr, er war voller Leidenschaft und Glück und er vergass für einen Moment den Mann, der sie eben gestört hatte und der alles Glück zerstören konnte.
»Oh, Albina ... oh meine liebste Albina ... « hauchte Verres nur und wirbelte sie vorsichtig herum.
Was hatte Verres nur angerichtet? Er fühlte sich so schuldig und doch waren seine Gefühle für Albina so ernst und aufrichtig. Und doch war es einfach alles nur von einem bösen Ohmen beherrscht und das, obwohl doch ihnen beiden klar war, wie ihre Gefühle waren.
Und dennoch, Verres spürte, dass es nun Ärger geben würde und er wollte diese liebliche, zarte Frau schützen. Eine Frau, die doch so stark war. Auch wenn sie so zerbrechlich wirkte.
Als der Mann sich verabschiedete und seinen Weg ging, da sah ihm Verres noch nach und als er sich gewiss war, dass niemand sie mehr ansah, nahm er Albina sanft in seine Arme und sprach ganz ernsthaft: »Was auch immer geschieht! Ich werde dich beschützen. Ich werde alles für dich tun! Wirklich alles! Und sollte es zu einer Offenbarung kommen, so nehme ich meinen Tod in Kauf.« Verres Worte waren ernst. Was hatte er schon zu verlieren: Gut, sein Leben, aber er liebte es eh nicht besonders.
Und so nahm er Albina noch einmal in seine Arme, als wäre es das letzte Mal.
»Was auch geschieht: Bitte: Vergiss mich nicht ...« Und dann bohrte sich sein Blick in sie und er sprach aus, was er fühlte: »Ich liebe dich ...«
Seine letzten Worte waren sehr aufrichtig und obwohl er sie kaum kannte, so waren es seine Gefühle für sie.
Nicht, dass Verres sich keine Gedanken gemacht hätte, aber er ahnte schliesslich nicht, WER sie da ansprach, deswegen war er etwas barsch gewesen. Es konnte irgendein Mann sein, irgend ein Sklave.
Als dieser aber erneut den Namen der Villa aussprach, wo Albina und er wohnten, glaubte er fast einen Herzinfarkt zu bekommen. Dabei hatte er den Namen der Villa schon eben genannt, doch Verres hatte es irgendwie überhört. Doch nun war es klar: Dieser Mann wollte zu Villa Tiberia. Götter, was sollte er nur tun? Den Mann einfach umbringen? Sein erster Gedanke, um das schlimme Schicksal abzuwenden, aber Verres war nicht so gestrickt.
Doch er verstand auch nicht, warum ihnen ausgerechnet hier jemanden begegnen musste, der zu IHRER Casa wollte. Mehr Pech konnte man wohl einfach nicht bekommen ...
Dachte Verres eben noch, dass sein Herz raste, so spürte r nun, dass er kurz vor dem Zerspringen war. Was sollte er nur tun? Wie sollte er die Situation retten? Und gab es eigendlich eine Rettung?
Er entliess nun Albina, nicht, weil er sich schämte, sondern aus reiner Hilflosigkeit. Er suchte in ihrem Blick Rat, doch er sah ihr eigenes Entsetzen. Was nur sollte er tun? Er musste den Kontakt herstellen. Zu diesem Mann. Aber was wäre, wenn er nur kurz eine Nachricht überbringen wollte und dann verschwand? Wäre das eine Chance? Was aber, wenn er länger blieb. Verres war wie erstarrt und er wusste keinen Rat, doch er musste handeln. Doch wie nur?
Würde Verres sagen, dass er es nicht wüsste, wo sich diese Villa befand, würde der Mann den nächsten fragen. Wie auch immer, er würde sein Ziel erreichen. Und dann?
Fast wollte Verres fragen, was der Mann bei der Villa wollte, aber das wäre zu auffällig. Und so blieb ihm nur etwas, was er ungern tat. Er beschrieb ihm einen ganz falschen Weg. Irgendwo, wo er sich in der Subura verlaufen sollte. Einfach, um etwas Zeit zu gewinnen. Und doch, nachdem er ihm den falschen Weg beschrieb, kam sich Verres elendig vor. Irgendwann würde dieser Mann, der augenscheinlich ein Sklave war, in die Villa kommen ...
Verres war mehr als glücklich, dass Albina seinen Kuss erwiderte. Und als er spürte,wie sie auch eine Hand an seinen Nacken legte, ihren Kopf leicht nach hinten legte, da stellten sich auch bei ihm die Nackenhaare auf. Doch das war alles nichts gegen das, was er dann fühlte: Albinas weiche, zarten Lippen auf den seinen. Er glaubte vor Glück zu explodieren. Sie schmeckte so gut und er genoss den Moment, wo sich ihre Lippen vereinigten und er hatte seine Augen geschlossen und glaubte, er wäre in einem Traum, so unvorstellbar kam ihm dies alles vor. SIE in seinen Armen zu halten. SIE, die er mehr und mehr begehrte. SIE, die ihm Wärme spendete und noch so viel mehr: Sie war es, die ihm das Gefühl gab, ein Mensch zu sein, egal ob Sklave oder Bürger. Er genoss es in vollen Zügen, sie so zu halten und sie zu küssen, sie zu spüren und als sie sich dann von einander trennten, nach einer Ewigkeit, die nicht enden wollte, sie seinen Namen hauchte, glaubte Verres nie glücklicher gewesen zu sein in der kurzen Zeit seines vergessenen Lebens und er schenkte ihr das wärmste, aufrichtigste und schönes Lächeln ...
... bis etwas passierte!
Verres nahm es erst nicht wahr. Er glaubte an eine Sinnestäuschung, doch dann wurde ihm bewusst: Irgendwer sprach sie an. In diesem so magischen Augenblick. Ausgerechnet jetzt. Während er sie so liebevoll anschaute, seinen Druck auf ihrer Haut verstärkte, sie nicht mehr aus seinen Armen lassen wollen ... eine fremde Stimme, die alles durchbrach, wie ein Dolch, der sich in sein Herz bohrte: Schmerzhaft, unabdingbar.
Obwohl Verres es nicht wollte, musste er nun seinen Kopf drehen zu dem Mann, der sie ansprach. Dennoch entliess er Albina nicht aus seinen Armen.
»Verdammt, merkst du nicht, dass du störst?« presste er bitter über seine Lippen. Kurz musterte er finster den Mann. War es ein Sklave? Von der Tracht her mochte er es sein. Aber es war Verres eh egal.
Was Verres gehofft hatte, war eingetreten. Albina ging nicht. Stattdessen drehte sie sich langsam zu ihm um und blickte ihm in die Augen. Er wusste nicht genau, was er darin sehen konnte, aber er spürte, dass sie schon ein wenig mit sich kämpfte. So wie er auch. Doch dass sie nicht gegangen war, war für ihn ein unendlich schöner Beweis, so hoffte er, dass sie ihm vergeben würde.
Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Auch er sah sie an. Von oben herab, doch nicht auf so eine arrogante Art, eher entschuldigend, in dem er leicht den Kopf gesenkt hielt und sie nun warm anlächelte.
Er schaute in ihr zartes Gesicht und in diese strahlenden blauen Augen, in denen sich Unsicherheit widerspiegelten, aber auch noch etwas anderes. Sein Blick verharrte einen Wimpernschlag auf ihren sinnlichen Lippen.
Immer noch hielt er seine grosse Hand auf ihrer schlanken Schulter. Und auch wenn sich seine Gedanken überschlugen, so gab es für ihn nun nur noch eines, was er zu tun gedenkte, ohne, dass er sich darüber so viele Gedanken machte.
Er legte seine andere Hand auf ihre andere Schulter, schenkte ihr ein erleichtertes und dann sehr charmantes und liebevolles Lächeln, hauchte noch: »Albina ...« und zog sie dann mit sanften Druck an sich heran. Eine Hand wanderte zu ihrem Rücken, die andere schob sich unter ihre Haare am Nacken und er beugte sich zu ihr hinunter, um seine Lippen sanft auf die ihren zu drücken.
Es ging alles recht schnell und doch waren seine Sinne alle bei ihr, so dass er jede Regung, jedes Versteifens ihres Körpers, jede noch so kleine Gegenwehr fühlen würde, denn was er tat, war ein weiterer Schritt, und er wollte sie nicht bedrängen.
Doch er musste es tun, er wollte es tun, es gab für ihn einfach kaum ein Halten mehr ...
Verres kam sich erbärmlich vor. Ihm ging es ebenso wie Albina, doch konnte er ja nicht wissen, was in ihr wirklich vorging. Deutlich spürte er nun, wie verletzt sie war, wie verletzt er sie hatte, damit, dass er seine Umarmung von ihr gelöst hatte und die falschen Worte gesagt hatte. Er selber war leicht überfordert und war hin und her gerissen zwischen seinen Gefühlen für sie und den Konventionen. Und er glaubte, sie schützen zu müssen vor dem, was sie eigentlich beide wollten, doch er hatte Angst, dass sie es vielleicht später doch bereuen würde.
Aber machte er sich nicht viel zu viele Gedanken? Er war doch eh eigentlich jemand gewesen, den die Konventionen nicht gefielen.
Als sie schliesslich aufstand und ihre nächsten Worte sprach, versetzten diese im ebenso einen Stich in sein Herz und er sah sie traurig an, stand ebenfalls auf, denn er spürte, wie auf einmal dieser magische Moment zwischen ihnen zerstört war und dass Albina vielleicht gleich fort gehen würde, auch wenn er ihr folgen müsste. Aber er wollte sie nicht so gehen lassen, mit all ihrer beider Unsicherheit und der Traurigkeit und Verletztheit in ihren Augen und in ihrem Tonfall.
Und als sie dann im Begriff war, zu gehen, entschied er sich, sie aufzuhalten, egal, was da nun kommen würde. Er griff sie sanft an der Schulter und sprach bittend: »Bitte bleib, Albina. Du hast ja Recht. Und nein, der Moment war es nicht, der mir leid tat.«
Er hoffte, dass sie sich aufhalten liess und ihn anblicken würde. Und er wollte noch so viel erklären, doch ihm schien in diesem Augenblick zu viele Worte unangebracht. Viel lieber wollte er sie in seine Arme schliessen, sie ganz nah bei sich spüren und ihr über ihr wunderschönes Haar streichen. Und wenn sie blieb, sich aufhalten lassen würde, wusste Verres was er im nächsten Augenblick tun würde ...
Und Verres verstand genau, was sie meinte und doch wollte er es nicht wahr haben. Zu schön, zu süsslich, zu traumhaft war dieser Moment, sie fest in seinen Armen zu halten, sie zu fühlen, zu spüren, ja, zu riechen ...
Und doch nahm er ihre Traurigkeit in der Stimme wahr. Dennoch ... sie hatte so Recht.
Es war für einen Moment so magisch, als er sie hielt, verboten, aber auch eben so wundervoll und magisch und nie wollte er sie wieder los lassen, hatte er doch das Gefühl, dass sie es wohl ebenso wollte, diesem Moment, diese Berührung, Wie er es für einen Augenblick, der ewig schien, genoss. Er sog ihren Duft in sich, nahm jeden Atemzug von ihr wahr, jeden Herzschlag, jedes ihrer Worte, was sie seufzte ...
Doch mehr noch genoss er den Augenblick der Stille, als sie nichts sprach, sondern genoss, so wie er, sie zu fühlen.
Und dann waren da ihre Worte: "Das dürfen wir nicht."
Ja, sie hatte Recht und so ungern er von ihr abliess, so ungern er nicht wollte, sie weiter bei sich zu spüren, so Recht hatte sie und je mehr wurde ihm schmerzlich bewusst, was er getan hatte und dann passierte, was passieren musste: Auch wenn es ihn unendlich schmerzte: Sie sprach es aus, auch wenn er glaubte, dass sie sich etwas anderes wünschte, aber er musste nun so handeln, alleine schon deshalb, um ihr die Angst zu nehmen:
Verres loste sich von ihr. Zaghaft, willenlos, aber er tat es. Und als er seine Hände bei sich hatte, starrte er verzweifelt und traurig zu Boden und nickte leicht, wenn auch ungern und sprach: »Verzeih, ich hätte ... ich ... hätte nicht ... es tut mir leid ...«
Und doch hatte er in dem Moment der Berührung das Gefühl, dass sie beide das selbe wollten und auch wenn es verboten war, so hatte er es über alle Maßen genossen und es war ein magischer Augenblick gewesen, der nicht hätte schöner sein können.
Er wollte sich nicht von ihr lösen, im Gegenteil. Er wollte ihr noch näher sein, er wollte sie küssen, ihr zeigen, wie lieb er sie hatte, doch auf einmal war alles anders. Das Leben, die Realität hatte ihn zurück und erneut brach etwas in ihm schmerzlich zusammen, etwas, was er nicht beschreiben konnte, etwas, was aber sehr weh tat. Ihn schmerzte, als würde man ihm sein Herz herausreissen.
Verres hätte niemals daran geglaubt, was gerade passierte. SIE berührte seine Hand und es war wie ein Traum. So sanft, so zart, so liebevoll. Nein, ihm schwindelte. Und doch spürte er ihre Hand, sanft und so zart und so aufrichtig. Er wollte dennoch seine Hand wegziehen, es war doch nicht richtig. Aber konnte einfach nicht, zu liebevoll war diese Berührungen und ihm schwanden fast die Sinne.
Diese Wärme, diese Ehrlichkeit und doch wusste er, wie wie, dass es falsch war, aber er konnte nicht anders.
»Tiberia Albina!« hauchte er zart und sah sie doch unsicher an. Doch sein Blick offenbarte nun, dass er sie begehrte.
Und dann legte er sanft seinen Arm um ihre Schultern. Er konnte nicht anders. Aber er fand auch keine Worte.
Und dann spürte er ihre Körperwärme und drückte sie sanft an sich.
Verres verstand die Welt für einen Moment nicht mehr. Irgendwie, irgendwo glaubte er an ein tiefes Band zwischen ihnen beiden und doch musste er dagegen ankämpfen. Was auch immer er nun, nach ihren Worten für sie empfand, er musste zurückstecken. Er war nur ein Sklave. Verdammt!!!! Nur ein Sklave!.
Und doch wollte er den Arm um sie legen. Aus Freundschaft und auch, weil es für ihn mehr war, als nur Freundschaft, was er für sie empfand, doch er konnte es nicht. Und auch wenn er wusste, dass sie hier vielleicht an einem abgelegegenen Platz waren. Und so zauderte er.
Aber er wollte sie nah bei sich spüren. Er wollte ihr halt geben und auf einmal war es kein Begehren mehr, sondern Freundschaft. Oder was auch immer.
Und bevor er etwas tat, was er bereuen sollte, sprach er:
»Ich weiss nichts von meinem Leben vor all dem. Ich weiss nichts von Liebe. Von Gefühlen. Es war unrecht, dich zu fragen danach und doch ...«
Er senkte seinen Blick, weil er sch schämte. Ja, er fand Albinia sehr anziehend, aber er wusste, dass dies nicht sein durfte.
»Ich verstehe dich, so glaube ich. Es tut mir sehr leid. Ich gebe zu, ich will es irgendwie nicht wahrhaben: Ihr Frauen habt ein so schreckliches Los, ähnlich uns Sklaven. Ich frage dich: Warum muss es so sein?«
Fast verzweifelt blickte er in das Anlitz seines schönen Gegenübers.
»Warum?« Sein Arm wollte sich um ihre Schulter legen, er deutete es an, ein Skandal für sich schon, doch dann zog er seinen Arm zurück.
Aufmerksam hatte Verres den Worten der jungen Frau neben sich gelauscht. Und er selber war sich seiner seltsamen Gefühle nicht bewusst. Begehrte er sie inzwischen oder wollte er ihr nur ein guter Freund sein? Letzteres wäre vielleicht gerade noch alles so denkbar, das andere auf keinen Fall und für einen Moment hasste er sein Dasein mehrfach. Doch hier ging es nun nicht um ihn.
Immerhin war nicht das passiert, was er befürchtet hatte. Was sie erzählte, kam wahrscheinlich in vielen römischen Familien vor. Dennoch verstand er sie. Und hatte sie nicht eigentlich auch beklagt, dass so mancher Mann ihr nachstellte?
Wieder war da dieses Bedürfnis, einen Arm um sie zu legen, aber Verres tat es nicht. Gerade nun nicht. Nein, er konnte froh sein, dass er ihr vielleicht als Freund eine kleine Stützte sein konnte. Und so sprach er:
»Das tut mir sehr leid. Ich ahne, wie dir zu mute sein muss. Als Frau hat man es nicht einfach ...«
Wieder blickte er sie an und konnte sich nicht satt sehen an ihrem Anlitz, doch dann richtete er seinen Blick auf einen Kiesel, der etwas entfernt von der Bank war.
Dennoch fragte er: »Und was erwarten deine Eltern? Und ...« Er machte eine kurze Pause, um seine direkte Frage zu stellen: »Glaubst du an die Liebe?« Warum er das fragte, wusste er nicht, aber nun war es raus.
Das Albina nicht aufbegehrte, als er seine Frage stellte, freute Verres natürlich. Doch da sie nur nickte und kein Wort hervorbrachte, irritierte ihn, so dass er nun sehr vorsichtig und behutsam vorgehen musste, denn er wollte nicht, dass sie noch auf die Idee kam, dass er ihren Kummer auf irgendwelche Weise ausnutzte.
Und so trat er zu der Bank und liess sich neben der jungen Frau nieder. Zwar hätte er wirklich gerne einen Arm um sie gelegt, aber das war undenkbar.
Und um ihr das Gefühl zu geben, dass er wirklich nicht eine weitere Nähe zu ihr suchte, auch wenn er da anders dachte, setzte er sich auch nicht zu nah an sie heran. Er spreizte leicht seine Knie und legte seine Oberarme darauf, während er nun zu Boden schaute.
»Was ist passiert? Bei diesem Essen? Und warum schickten dich deine Eltern nach Rom? Sollst du verheiratet werden?« Die Vorstellung, jemanden zu heiraten, den man nicht liebte, war Verres irgendwie ein Graus, auch wenn es Gang und Gäbe war.
Und dann drehte Verres seinen Kopf zu ihr und merkte, wie sehr er es genoß, ihr so nah zu sein. »Bitte, hab Vertrauen. Was war mit Tiberius Vitamalacus?«
Fast ahnte er schon wirklich schlimmes.
Verres hatte ihre Worte aufgenommen, doch nicht wohlwollend. Nicht, dass sie etwas falsches gesagt hätte, aber irgendwie schien sie sehr bedrückt und das löste bei Verres seine Beschützerinstinkte aus, aber auch, weil er Albina einfach mochte. Und auch, weil sie so offen zu ihm war und ihm das Gefühl gab, ein Mensch zu sein, der er schliesslich war.
Nun war es einfach für ihn an der Zeit, nicht weiter tatenlos vor ihr zu hocken. Er glaubte zu spüren, dass sie einen Freund brauchte, der ihr weiter zu hörte und sie verstand und ausserdem war er nun sehr neugierig. Und so erhob er sich.
»Darf ich mich neben dich setzen?« fragte er freundlich und in seiner Stimme war kein Hintergedanke heraus zuhören.Außerdem war seine hockende Haltung eh unbequem auf Dauer.
Wie auch immer sie sich entscheiden würde, aber auf das, was sie eben gesagt hatte, würde er erst gleich eingehen. Und er hoffte, dass sie ihn nicht falsch verstand.
Verres rührte sich und sah seinem neuen Herren auch nicht nach, dennoch war er froh, dass er nun ging. Verwirrt und irgendwie betrübt liess Verres sich wieder auf seinem Bett nieder, stützte seine Ellenbogen auf seine Knie und dann seine Stirn in seine Hände und starrte verwirrt zu Boden.
Er musste zur Ruhe kommen, irgendwie. Sein Herz raste. Weniger wegen der schroffen Behandlung seines Herren, sondern weil sich seine Gedanken nur so überschlugen. Wer war er nur? Und wie sollte das alles weiter gehen? Diese Unwissenheit nagte heftig an seinem Gemüt.
Das Ikarus, sein Zimmergenosse, leise in den Raum eintrat, bemerkte er erst nicht.
Danke, Quintus!
Timon hiess der Mann also. Na, den Namen würde er sich merken. Irgendwie hatte Verres das Gefühl, dass es mit dem noch Ärger geben könnte.
Verres grinste leicht. Der Sklave schien nicht sehr glücklich, aber auch nicht sehr humorvoll zu sein.
Dann schaute er nun leicht belustigt der grossen Menge von Sklaven nach, welche nun in die Casa traten. Wozu brauchte ein einzelner Mann 8 oder 9 Sklaven? Er kratzte sich leicht am Kopf. Nun aber auch, weil er sich fragte, wo er die Neuankömmlinge unterbringen sollte ...
Schliesslich schloss er erst einmal die Tür.
Wo soll ich euch hinführen? *grübel*
Verres war froh, dass sie beeide nun das Thema wechselten. Ihm war gar nicht aufgefallen, dass er ihre Frage, ob sie ihm irgendwie helfen könnte, vollkommen ignoriert hatte. Er war so in Gedanken gewesen, dass er einfach nicht mehr dran denken wollte und ausserdem war er von ihrem hübschen Gesicht fasziniert. Hübsch war dabei noch weit untertrieben. Engelsgleich war es und elegant umrahmten ihre dunklen, gepflegten Haare ihre helle, samtweiche Haut. Blau erstrahlten ihre wachen Augen, die seinen Blick immer wieder streifte.
Aufmerksam lauschte er ihren Worten. Ihre angenehme Stimme und die kleinen Zeichnen, welche sie dabei in die Luft malte, um ihrer Beschreibung ihrer Heimat mehr Nachdruck zu verleihen, vermochten Verres einen sehr bildlichen Eindruck zu verschaffen. Fast meinte er den süsslichen Duft der Blumen zu riechen und schmunzelte dann, denn um sie herum wuchsen viele bunte und gutriechende Blumen. Er lächelte bei ihrer Erzählung und liess sich für einen Moment von ihren Worten verzaubern, die so sanft über ihre Lippen kamen und doch voller Sehnsucht klangen, was er dann auch in ihren Augen erblickte.
Wieder hätte er gerne nach ihren Händen gegriffen, einfach um sie zu halten, zu spüren und nicht nur, um ihr Trost zu geben wegen ihres Heimwehs.
Das sie ihn nach ihrer Erzählung dann ein wenig ausgiebig musterte, entging dem Sklaven nicht und auch nicht die aufkommende Röte auf ihren sonst so hellen Wangen. Er fragte sich für diesen Moment, der nicht sehr lange andauerte, was in ihrem kleinen Kopf vor sich ging. Als sie dann wegschaute, ahnte er, dass es in irgendwelcher Form Gedanken sein mussten, für die sie sich schämte. Fand sie ihn anziehend, so wie er sich zu ihr hingezogen fühlte? Oder war das von Verres reines Wunschdenken? Sie kannten sich nicht einmal ein paar Stunden ...
Doch Verres gestand sich nun ein, dass er Albinia nicht nur interessant fand, sondern sich bei ihm ein seltsames Gefühl im Bauch breit machte, je länger er sie ansah. Irgendwie strahlte sie auf ihn eine unbeschreibbare Magie aus.
Sie mochte nicht älter als 20 sein und doch wirkte sie nicht wie manch junge Frauen, deren noch die nötige Reife fehlte. Verres fühlte sich in ihrer Gegenwart frei. Als würde zwischen ihnen nicht das Verhältnis von Herrin und Sklavin herrschen und das gefiel Verres ausserordentlich gut.
Während sie noch die Bacchus-Skulptur anschaute, liess nun auch Verres unweigerlich seinen Blick über ihren Körper wandern und nahm ihre überaus anziehenden Rundungen war, doch dann verharrte sein Blick auf ihrer rechten Hand. Ihre Hände waren wohlgeformt und schlank und gerne hätte er sie gehalten.
Doch das kam für ihn niemals in Frage. Selbst wenn er ein Bürger Roms gewesen wäre. Überhaupt sollte er mal an etwas anderes denken, schalt er sich.
Für einen Moment herrschte eine seltsame Stille zwischen ihnen. Damit diese jedoch nicht zu peinlich lange andauerte, sprach er: »Du vermisst deine Heimat sehr, nicht wahr? So schön, wie du mir davon erzählt hast, muss es so sein!« Weiter ruhte sein Blick auf ihren leicht weggedrehten Gesicht. Seine Worte klangen warm und verständnisvoll.
»Ein Trost?« Er sah sie traurig an und doch lächelte er, auch wenn seine Augen dieses Lächeln nicht erreichte. »Es ist schon in Ordnung. Ich werde damit leben müssen.« Und doch wieder strahlten seine Augen vergeblich. Doch es war auch unsagbare Trauer in seinen Augen zu sehen. Die Sehnsucht nach Wissen, nach Information, die er nicht wusste.
«Sei mir nicht böse, aber lass uns ein anderes Thema wählen ...«
Und so versuchte er von sich abzulenken: »Wo bist du aufgewachsen?«
Irgendwie wirkte Tiberia Albina auf einmal hilflos und zerbrechlich und er verstand bei ihren wenigen Worten, was sie meinte, dass sie darunter litt, dass hier so viel getratscht wurde.
Am liebsten hätte er seine Hand ausgestreckt und die ihre sanft umschlossen, als freundliche Geste, doch natürlich unterliess er es.
Er nickte dann bei ihren Worten, was ihren Cousin anging und sprach: »Ich verspreche dir, dass es niemand erfahren wird. Du hast mein heiliges Ehrenwort!« Aufrichtig und ernsthaft kamen diese Worte über seine Lippen und er schenkte ihr ein charmantes Lächeln.
Und dann seufzte er ein wenig auf und starrte schliesslich auf einen Punkt, der eher neben Tiberia Albina lag und sammelte kurz seine Gedanken.
»Nun, was meine Geschichte angeht, so ist sie nicht sehr lang.« Er verzog leicht seinen Mund und wirkte nun ein wenig betrübt, als er vorfuhr, ohne sie dabei anzusehen. Er hockte weiter vor der Bank und hatte seine Ellenbogen auf seine leicht von einander weg liegenden Knie gelegt und verschränkte seine Hände in einander.
»Mein Problem ist, dass ich mich an die Zeit vor einigen Monaten nicht mehr erinnere. Ich wachte mit heftigsten Kopfschmerzen in einem dakischen Dorf auf. Wie ich erfuhr, hatte man mich halb tot und halb nackt im Wald gefunden und in dem Dorf über lange Zeit gesund gepflegt. Da ich keine Ahnung hatte, wer ich war, auch wenn ich mich an den einen Namen erinnerte, lebte ich in diesem Dorf einige Monate und half den Bewohnern aus Dankbarkeit bei vielen Arbeiten. Eines Tages kam eine Cohorte römischer Soldaten. Es kam zum Kampf.« Er schluckte und senkte seinen Blick, der nun vor ihren Füssen zur Ruhe kam. Ganz nebenbei fielen ihm ihre schön geformten Fussknöchel auf, doch dann riss er sich zusammen und erzählte weiter.
»Man nahm die, die überlebten, gefangen und so landete ich als Sklave hier in Rom ... « Er seufzte schwer und wandte seinen Blick den nächsten Moment nicht vom Boden ab. Doch schliesslich hob er seinen Kopf, blickte sie geradeaus an und fügte hinzu in einem Ton, der deutlich machte, wie sehr er darunter litt, was geschehen war: »Das ist die volle Wahrheit. Deinem Cousin hat mir geglaubt und nach einem langen Gespräch kam raus, dass ich vielleicht als römischer dort gedient hatte ...«
Kaum hatte er das letzte ausgesprochen, biss er sich leicht auf die Lippe. Hatte Tiberius Vitamalacus nicht gesagt, er sollte darüber lieber schweigen? Naja, nun war es raus.
Edit: Tippfehler