Beiträge von Sextus Germanicus Sollianus

    Er hörte ihre Worte, hörte ihr sogar zu, ließ aber nicht von seinen Blicken ab, musterte sie weiter, folgte ihren Blicken ein wenig, behielt sie aber die ganze Zeit im Auge. Es war eine Herausforderung. Sie war eine Herausforderung. Vor Allem, wenn er bedachte, dass er die letzten Monate fast nur damit verbracht hatte im Castellum seine Zeit zu verdingen. Wenn er auf den Straßen Roms gewesen war, dann immer nur im Dienst und er war nun einmal ein, nun man konnte ruhig sagen, aktiver Mann, der sich gerne auch vergnügte und genau danach war ihm. Ob es ihm gelingen würde sie heute soweit zu bringen? Wollte er eigentlich wirklich nur das von ihr oder war da noch etwas? Er war sich dessen nicht mehr zu 100% sicher. Aber nun war es erst einmal an ihm zu lächeln. "Das freut mich, dass es scheinbar gut zu laufen scheint. Macht Dir diese Art der Arbeit Spaß oder hättest Du lieber etwas Festes?"

    Er nickte und gab die Bestellung auf. Dazu allerdings auch noch gefüllte Eier, nach denen es ihm gelüstete. Als die Bedienung sich wieder auf den Weg machte, nahm er vorsichtig Celestes Hände, so das sie sie jederzeit zurück ziehen konnte, würde ihr der Sinn danach stehen und musterte sie eindringlich und doch irgendwie auch fast zärtlich. Es schien, als hätte er sie länger nicht mehr gesehen, was ja sogar durchaus der Wahrheit entsprach, und würde sie nun neu entdecken wollen. Was wahrscheinlich auch der Wahrheit entsprach.
    Wieder lagen seine Augen auf ihrem blonden Haar, den blauen Augen und ihr schönes, breites Lächeln, das ihm schon beim ersten Mal gefallen hatte. Die leichten Lachfalten die dann entstanden empfand er als besonders anziehend und noch immer verspürte er den Wunsch mit ihr eine Nacht zu verbringen, aber er hatte bereits bei den letzten Malen bemerkt, dass sie nicht so einfach zu erobern war. Auch nicht sein schwierigster Fall, aber dennoch nicht so leicht wie manch andere. "Erzähl, was hast Du in all der Zeit, die wir uns nicht sahen getan?"

    Als er am Morgen geweckt wurde, war er schnell auf den Beinen gewesen. In der ersten Zeit bei der CU war ihm dies meist noch schwer gefallen, war er früher doch eher, wenn auch ein Sportler, der Lebemann gewesen und musste sich erst an die neue Zeit und den Drill gewöhnen. Das erste Laufen vor dem Frühstück war für ihn sogar eine Wohltat, wurde er doch immer und immer wieder am Besten durch dieses Laufen wach und richtig fit. An Tagen, an denen er nicht laufen konnte, mutierte er oft zu einem Morgenmuffel. Das war so, seit er in Achaia gehofft hatte an den olympischen Spielen teilzunehmen und so mit dem Laufen begann. Doch auch wenn er es nie tat, nie gut genug für seinen Lehrmeister war und irgendwann selber merkte, dass seine Leistungen zwar im Vergleich zu den Meisten weit über Durchschnitt waren aber niemals an denen eines Olympioniken heranreichten, hatte er begonnen im Laufen einfach nur noch Spaß und eine Art Lebensbestätigung zu finden.


    Nach dem Frühstück, welches sich im Wesentlichen nicht sonderlich von dem bei der CU unterschied, fühlte er sich zu allem bereit. Auch dazu sich eine längere Ansprache anhören zu müssen, die sich dann aber als erstaunlich kurz erwies, wofür er definitiv nicht undankbar war. Er erinnerte sich zu gut an seinen ersten längeren Auftritt in der Einheit, damals noch als Probatus, wo er das sagenhafte Vergnügen hatte in der Hitze beim Abschied irgendeines ihm unbekannten Tribunen dabei zu sein. Damals war er fast eingeschlafen vor Langeweile. Allerdings hatte sich seit dem Einiges geändert. Gerade als er loslaufen wollte, sagte der Optio ihm, dass er stehen zu bleiben habe und so tat er dies und meinte respektvoll und fragend: "Optio Flavius?"


    Aufmerksam lauschte er seinen Worten und fragte sich, ob das bereits Castellumsgespräch war oder es sich nur auf ein paar Wenige beschränkte. Letzteres wäre ihm eindeutig lieber, denn er konnte wirklich nicht behaupten, dass ihm die Situation gefiel. Als der Optio davon sprach, dass er seinen Ausbildungsgrad überprüfen wolle und die Arbeit bei der CU ganz anders sei als bei der Legio, hob er unmerklich eine Braue. Ja sicher, dachte er bei sich, hier muss ich keine Verbrecher durch halb Rom jagen und kriminalistisch denken. Zumindest bezweifle ich, dass die Legionäre das tagtäglich als Anforderung erhalten. Aber er schwieg zu diesem Thema und behielt die Gedanken für sich. Er konnte den Optio noch nicht einschätzen, ging aber davon aus, dass er gewisse Vorurteile hatten, die letztlich dazu führen würden, dass ihm selber Schwerstarbeit bevorstehen würde diese von ihm abzubauen. Aber wer nicht wagte, der gewann auch nicht.


    Als der Optio einen Bericht erwartete, begann er diesen, wie es ihm zur Gewohnheit wurde wenn er über Verbrechen und Ermittlungsverläufe berichten musste, dies in chronologisch inhaltlicher Reihenfolge zu tätigen: "Die Ausbildung der Probati beinhaltete Konditions- und Krafttraining, Formalübungen, Ausbildung an den Waffen: Gladius, Pilum und Hasta, des weiteren strafrechtliche Theorie wie auch Praxis. Möchtest Du über diese tiefergehende Informationen haben, Optio?" Sein Blick war direkt auf einem Punkt über dessen linken Schulter gerichtet. "Als Miles sind die Ausbildungsgänge vertiefend und erweiternd. Hinzu kommen vielfältige Aufgaben im kriminalistischen aber auch militärischen Bereich: Patrouillen, Wachen und so weiter. Wünschst Du eine genauere Erläuterung der Dienstinhalte eines Urbaners, Optio Flavius?" Da ihm nicht gesagt worden war sich zu rühren, stand er noch immer stramm vor dem Optio, wirkte dabei aber dennoch recht entspannt, zumindest im Vergleich zu den anderen Probati, denen einfach die Übung mit höheren Rängen fehlte.

    Beinahe hätte er geantwortet was ihm auf der Zunge lag, stattdessen murmelte er nur ein: "Das wüsste ich auch gerne," ehe er vernehmbar antwortete: "Nun im Rekrutierungsbüro war man wohl sehr über die Tatsache verwundert, dass ich nur Entlassungspapiere und kein Versetzungsschreiben hatte, Centurio. Der Miles klärte dies und schrieb mich zunächst als Probatus ein, da man meinen Ausbildungsstand zu überprüfen gedachte, laut seinen Aussagen." Diese ganze Situation war, gelinde gesagt, ziemlicher Bockmist und ging ihm gewaltig auf seine vorderen vier Buchstaben. Aber eines Tages würde er schon zu seiner Genugtuung in dieser Sache kommen, garantiert! Er nickte dann als er den Befehl bekam wegzutreten, salutierte vorschriftsmäßig und sagte: "Danke Centurio! Vale!" Dann drehte er sich um und begab sich nach draussen. Dort atmete er ein paar Mal tief durch, schüttelte den Kopf über das Ganze und machte sich dann auf den Weg zurück in die Unterkünfte.

    "Das freut mich," meinte er sanft lächelnd und folgte ihr dann. Die Taberna war nur halb gefüllt und der Tisch in einer ruhigen Ecke. Kaum das er saß, sah er auch schon die Bedienung auf sie beide zukommen. "Was möchtest Du Trinken und Essen?"

    Er beobachtete den Centurio aufmerksam, einerseits, weil er sich fragte, wie er zu dem Fall stand, der Name implizierte Verwandtschaftsverhältnisse, andererseits, weil er sich bei der CU angewöhnt hatte genauestens zu beobachten. Und da kam die Frage zum wiederholten Male und er fühlte sich fast wie einer der Verbrecher beim Verhör, denen er selber auch öfter die Fragen mehrfach gestellt hatte. Ob er wohl auch ein Urbaner früher war? "Das ist korrekt, Centurio. Ich wurde am ANTE DIEM III NON SEP DCCCLVI A.U.C. (3.9.2006/103 n.Chr.) zum Miles befördert und war es bis ID NOV DCCCLVI A.U.C. (13.11.2006/103 n.Chr.). An dem Tag erbat ich meine Versetzung zur Ersten und ja, den Rest kennst Du wohl."

    Scheinbar sagten ihm mindestens einer der Männer etwas. Dennoch hielt er sich zurück mit seiner Neugierde und schwieg. Als es um einen der Fälle ging schüttelte er den Kopf. "Ich bedauere! Ich glaube um den Fall hat sich Centurio Sura persönlich gekümmert. Ich kenne leider auch nciht die Aktenlage dazu. Die CU hatte in letzter Zeit viel zu tun und dadurch bekommt man nicht Alles mit." Einen Moment dachte er an all seine Fälle und wie anstrengend im Vergleich zu den Fällen selbst die Bürokratie gewesen war.

    Er selber wusste nichts Neues, meinte dann nur, als es ihm einfiel: "Der Miles Coltrius hat Dir bereits den gefundenen Anhänger überreicht?" Den hatte man gleich zu Anfang unter der Hand des Toten gefunden, weshalb er wohl wahrscheinlich vom Täter oder der Täterin stammte.

    Schweigend wartete er auf eine Reaktion und verzog innerlich einmal mehr bei dem Probatus das Gesicht, während er äusserlich ungerührt schien. DIe Wiederholung des Offensichtlichen jedoch amüsierte ihn leicht, auch wenn er auch dieses nicht zeigte. "Meine Grundausbildung fand hauptsächlich unter Princeps Prior Decimus Nepos statt, Centurio. Weiterführende Ausbildungen wie auch kriminalistische Anleitungen und spätere Begleitungen wurden oftmals von Centurio Octavius Sura durchgeführt. Einige Fälle wurden auch unter dem Befehl von Tribunus Iulius Seneca untersucht." Bei der Auflistung stellte er fest, dass er schon unter einigen unterschiedlichen befehlen gedient hatte.



    /edit: Rang Seneca eingefügt

    Er sah den Centurio an und dachte sich, dass er vielleicht das nächste Mal klarer sich erklären müsste, weshalb er antwortete: "Dem Gedanken Rom den Rücken kehren zu müssen, Centurio." Auf die weitere Frage hin schüttelte er den Kopf. "Nein Centurio, entweder ich widme mich einer Sache ganz oder ich lasse es gleich bleiben. Sicher gibt es immer Unwägbarkeiten, die dann dazu führen, dass doch noch was sich drastisch ändert wie im Fall der Cohorten, aber wenn der Regelfall eintritt habe ich es aus meiner Sicht her nicht vor die Legio I als Übergangslösung anzusehen."

    Was er sogleich tat. Etwas entspannter sah er den Centurio an und nickte. "Das ist korrekt, Centurio." Bezüglich der Frage neigte er leicht seinen Kopf zur Seite, ehe er antwortete: "Ich habe viele Jahre die Welt bereist und festgestellt, als ich in Rom lebte, dass die große Stadt ncihts für mich ist, zumindest nicht derzeit. Die Aufgaben selbst waren gut, gefielen mir, waren herausfordernd und beanspruchten einen erfüllend, aber es reichte nicht um mich von dem Gedanken abbringen zu können." Ausserdem hab ic mittlerweile eine Aversion gegen Victor, aber das muss ich wohl niemandem auf dei NAse binden, dachte er noch.

    Wie oft er ihn wohl noch in seinem Leben würde leisten müssen? Und vor Allem wie oft noch als Probatus? Er richtete seine Augen auf die Feldzeichen und sagte klar und deutlich:
    "IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA.""

    Von der Ausrüstungskammer her hatte man ihm gesagt welche Baracke er ansteuern musste und genau an dieser kam er jetzt auch an. Er sah sich kurz um und grüßte die hier anwesenden zukünftigen beziehungsweise bereits existenten Kameraden und suchte sich dann einen leeren Platz, an dem er sein Lager beziehen konnte. Dieses war am anderen Ende des Contuberniums in dem er gelandet war und er musste an den Anderen vorbei, grüßte sie mit einem knappen aber nicht unfreundlichen Nicken und bezog dann sein "Reich".

    Er klopfte an der Kammer an und wartete auf das Herein. Als dieses kam öffnete er die Tür und betrat den Raum. Dann salutierte er und meldete: "Mil... Probatus Germanicus Sollianus," er verkniff sich etwas Anderes als Neutralität in der Stimme zu haben, "ich wurde aus dem Rekrutierungsofficium hier her gesandt um meine Ausrüstung abzuholen."
    Dabei dachte er, dass er nur hoffen konnte, dass der Mann nun nicht versuchen wollte ihn darüber aufzuklären, was wofür war, denn das wusste er nun wahrlich zur Genüge, er hatte schliesslich nicht erst einmal seine Uniform auf Vordermann gebracht und auf Hochglanz poliert. Also hoffte er nur, während er auf eine Reaktion des Mannes wartete.

    Die Frage forderte dann doch ein leichtes Lächeln auf seine Lippen. "Ich bevorzuge weniger ansteckende Dämlichkeiten," meinte er und dachte an die ein oder andere Flucht vor zu früh heimkommenden oder zu neugierigen Ehemännern, Brüdern und Väter. Aber angesichts des mangelnden Humors des Miles sagte er dies möglichst neutral und ohne das Lächeln zu lange zu zeigen.
    Und nun den ganzen Mist noch mal von vorne, dachte er seufzend. Als wenn ich mich nicht schon einmal durch all den Schmu hätte quälen müssen. Er würde noch in die Geschichte eingehen als der am Häufigsten Probatus gewesene Soldat, da war er sicher. Dennoch nickte er nur bei der Aufzählung und konnte sich ein "Das Prozedere ist mir bekannt," nicht ganz verkneifen. Die Willkommensgrüße nahm er erneut mit einem Nicken entgegen. "Danke, Miles!" Er salutierte und drehte sich auf dem Absatz um, ehe er das Rejrutierungsbüro wieder verließ und zu den genannten Örtlichkeiten ging. Auf ein Neues also. Er hatte ja auch nichts Besseres vor.

    Er sah sie immer noch an und lächelte leicht. "Ich würde mich sehr freuen. Und mach Dir nichts daraus, ob Du gut oder nicht gut drin bist. Alleine etwas von Dir zu hören wiegt jeden Fehler auf." Er sah kurz in Richtung Innenleben Taverne. "Wollen wir noch was Essen gehen?"

    Er bemerkte ihre Stimmung und hörte den feinen Ton heraus. Sanft legte sich eine Hand auf ihren Unterarm und er sah sie lange schweigend an, hielt, wie so oft an dem einen Abend, ihren Blick fest. "Warum bist Du hierher gekommen?" fragte er sie mit einem nicht ganz deutbaren aber sogleich diesen freundlichen Ton um dann noch anzusetzen. "Würdest Du mir schreiben? Nach Mantua?"

    Er schmunzelte ob dieser Fragen und sah sie weiter an, schwieg aber noch einen Augenblick, ehe er antwortet: "Die Frage könnte ich wohl auch Dir stellen," sagte er mit einem Lächeln in der Stimme. "Eigentlich dachte ich nicht, dass es Dich noch einmal hier her treibt." Dann schüttelte er den Kopf. "Ich habe den Dienst bei der CU quittiert. Eigentlich wollte ich mich nur zur I. versetzen lassen, aber der Praefectus Urbi macht sowas nicht und entlässt die Leute nur," sagte er mit einem Schulterzucken und dennoch bemerkte man, wie sehr ihn diese Situation ankotzte. "Ich hatte Dir eine Nachricht hinterlassen, eben, weil ich auf dem weg nach Mantua bin," sagte er sanft.