Was hatte die Stadt leiden müssen in den vergangenen Monaten. Ganze Familien waren durch die Seuche ausgelöscht worden, die Ordnung war zusammengebrochen und den Menschen war ihre Ohnmacht gegenüber einer solchen Krise einmal mehr deutlich vor Augen geführt worden. Aber auch die Soldaten der Legion waren nicht verschont geblieben. Manche Centurien hatten große Löcher in ihren Reihen zu beklagen, und das, ohne dass auch nur ein Gladius oder Pilum gezogen wurde.
Einige Stuben würden in den kommenden Wochen leer bleiben, viele Beförderungen waren vonnöten um die an der Seuche verreckten Offiziere und Unteroffiziere zu ersetzen. Und noch mehr Stein und Marmor würde gebraucht, wenn die Kameraden, die überlebt hatten ihren Toten die üblichen Erinnerungssteine setzen würden.
Dieser Tag aber sollte den Lebenden gehören. Alles, was sich bei der Legion ohne weiteres aus den Aufgaben reißen ließ stand heute in Reih und Glied auf dem Campus außerhalb der Mauern des Castellums. Für jemanden, der in dieser Masse aus Blech und Fleisch stand war das immernoch ein beeindruckendes Gefühl von Zahl und Macht, aber den Soldaten war deutlich anzusehen, dass die vergangenen Wochen deutlich an Körper und Geist genagt hatten. Die einzigen, die sich unbeeindruckt zeigten waren die abgebrühten Veteranen der vergangenen Feldzüge, die sich höchstens darüber ärgerten, der Krise kaum etwas fühlbares entgegen gesetzt zu haben.
Für jemanden, der einen Blick über die aufmarschierte Legion werfen konnte, offenbarte sich wie sehr die Mannstärke der Legion durch die Seuche gelitten hatte. Und doch konnte man die Hoffnung der Männer, das alles hinter sich zu haben, schon fast mit den Händen greifen.