Spurius Baebius Lupus
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Was für ein Scheisstag das doch war! Es hatte schon angefangen, als Lupus auch nur den Versuch unternahm sich wie immer mit dem Brüllen des Centurio aus seiner Koje zu schwingen. Als hätte ihn eine Quadriga überfahren, so fühlte er sich, mal ganz davon abgesehen, dass seine verdammte Tunika so nassgeschwitzt war, als hätte er sich wie ein zweijähriger eingenässt! Von den Kopfschmerzen ganz zu schweigen. Die Dunkelheit vor dem Sonnenaufgang war da noch dankbar, aber je heller es wurde, desto heftiger versuchte das Pochen hinter seiner Stirn ihm die Augen aus dem Schädel zu drücken.
Mit Besorgnis hatte er die leere Koje auf der anderen Seite der Stube registriert, in der sein Kamerad Fuscus gelegen hatte, bis der Optio ihn ins Lazarett hat schleifen lassen. Bei dem hatte es auch so angefangen! Erst der Husten... dieses ständige, nervige Husten mit dem er die ganze Stube und die zwei daneben wachgehalten hatte. Selbst als ihnen vor die Tür gekotzt hatte, hatte man das noch mit schlechten Witzen abgetan. Der Centurio war natürlich garnicht begeistert gewesen... aber wann zeigte der sich schon einmal begeistert? Und dann war er eines Morgens nicht mehr aufgestanden, hatte nurnoch kreidebleich, klatschnass und wimmernd in seinem Bett gelegen und nach seiner Mutter gerufen.
Lupus würde sich diese Schwäche nicht geben. Nein, nicht er. Er wollte schließlich irgendwann in die Truppe versetzt werden, die den Aquilifer schützte. Vielleicht selbst irgendwann den Adler zu tragen. Aber bis dahin war es wohl noch ein weiter Weg, weil vor ihm all jene gefragt würden, die in Parthia dabei gewesen waren. Und das waren so einige, nur er nicht. Was für ihn bedeutete: sich noch mehr reinhängen! Dem Centurio den Arsch küssen und dem Optio schöne Augen machen. So sah das aus! Und da konnte man nicht einfach den Schwanz einkneifen nur weil einem übel war.
Was das Exerzieren allerdings nicht einfacher machte. Gestern hatte er sich schon gefühlt als hätte das verdammte Castellum an einem Tag im Alleingang errichtet. Heute.. heute trug er den Fels des Sysiphos mit sich herum, der ihm immer wieder entglitt. Jeden. Verdammten. Schritt.
Lupus keuchte schwer, und unterdrückte nur mit Mühe ein Husten als er sich der Erschöpfung nahe zwischen die anderen seiner Stube stellte, die ihn argwöhnisch betrachteten und ihm leise zuraunten, er solle sich endlich ins Lazarett verpissen. Aber das kam für ihn garnicht in Frage.. auch wenn er zunehmend das Gefühl hatte, keine Luft mehr zu bekommen. Und dann war da diese Übelkeit! Dabei hatte er nicht einmal etwas gefrühstückt, aus lauter Angst, es nicht bei sich behalten zu können.
Sie nahmen Haltung an, er mehr schlecht als recht, und der Centurio brüllte etwas, das sich Lupus' Geist nicht erschloss. Ihm erschloss sich garnichts mehr, denn auf einmal drehte sich nurnoch alles, und als er spürte wie ihm die Galle hochkam, war schon alles zu spät: er kippte einfach nach vorn, nur kurz aufgehalten vom Rücken eines überraschten Kameraden, an dem er abrutschte und auf seine Knie versank, nur um in ein heiseres, leeres Röcheln auszubrechen als sein Magen versuchte die Leere nach oben abzuschieben. Einen bewussten Atemzug tat er noch, dann umfing ihn Schwärze und er fiel mit dem Gesicht voran in den Matsch vor der Barracke seiner Centurie.
Von der Panik seiner Kameraden, die der Centurio nur mit dem Schlagstock unterdrücken konnte, bekam er schon garnichts mehr mit.