Beiträge von Centurio Legionis I

    Spurius Maevius Scipio


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    Es gab nichts irritierenderes für einen einfachen Soldaten als einen Offizier der sich vor ihm rechtfertigte. So war es Scipio auch äußerst unangenehm gerade den Legaten, der nur mit einem Finger schnippsen musste um seinen Befehlen Nachdruck zu verleihen in einer solchen Situation vorzufinden. Und was sollte man als Soldat auch groß dazu sagen? Das Heer stand und fiel mit seiner Hierarchie. Umso unbequemer war ihm nun die Wahl einer passenden Antwort, und das schlichte, aber effektive "Sehr wohl, Legatus." war alles, was dem sichtlich überforderten Optio in dieser Situation einfallen wollte.


    Spurius Maevius Scipio


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    Man konnte dem Optio ansehen, dass ihn die Antwort des Legaten kaum glücklich stimmte. Aushalteparolen hatte er selbst schon zur Genüge ausgegeben. Allerdings hatte er nicht die Mittel, um die Lupanare in einer Welt nach der Seuche für eine Woche komplett umsonst freizugeben. Und die Aussicht auf ein paar Tage außerhalb der Stadt waren auch aufmunternder als die Aussicht auf die ganze Zeit unter Sterbenden Kameraden und Nichtkameraden. Und auch wenn die Durchhalteparolen seine Leute wohl kaum aufmuntern würden, so würden sie wenigstens nicht noch hoffnungsloser werden, wenn er vom Legaten ein paar handfeste Versprechen bekam.


    "Sehr wohl, Legatus.", brummte der Optio daher und versuchte dabei nicht allzu unglücklich auszusehen.


    Zitat

    Original von Titus Aurelius Ursus
    Ein Schmunzeln, das war doch direkt ein erfreulicher Anblick. Ursus konnte sich schon denken, wie gern der Optio dem Tribun diese Nachricht überbrachte. Fast beneidete er den Mann darum, sich an der zu erwartenden gnieseligen Miene des Germanen erfreuen zu können.


    Die weiteren Nachrichten waren nicht so erfreulich. Ursus legte nachdenklich seine Hand an das Kinn. "Sie resignieren? Das ist nicht gut. Wir könnten es mit einem großen gemeinsamen Opfer versuchen, aber andererseits würden dabei wieder viele Menschen zusammenkommen und sich am Ende gegenseitig anstecken. An sich scheint die Lage langsam besser zu werden, ich fürchte nur, daß dies da draußen auf der Straße noch nicht zu bemerken ist. Hast Du einen Vorschlag, wie wir die Männer wieder ein bißchen aufrichten könnten?" Sicher würde er sich selbst auch noch Gedanken darüber machen, doch er wollte auch hören, ob der Optio sich bereits etwas überlegt hatte. Er war viel näher an den Männern dran als Ursus, von daher hatte er vielleicht Ideen, auf die Ursus niemals kommen würde.


    Spurius Maevius Scipio


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    "Die Lupanare sind entweder geschlossen oder... nicht zu empfehlen.", ergab sich der Optio in einem Anflug von brutaler Ehrlichkeit. Viele der Lupae waren krank und nur aus reiner Verzweiflung noch in ihren Etablissements, verdienten aber kaum einen Dupondius und wurden oft auch von wütenden Ehefrauen aus ihren Lupanaren vertrieben weil diese Angst davor hatten, dass die Winde sich vor allem in den Freudenhäusern ausbreiten würden weil dort quasi jeder ein und ausging.


    "Meine Männer sind müde, ermattet und haben eine verdammte Angst... und seit das Holz für die Lagerthermen zusammengestrichen wurde um die Feuer für die Toten zu versorgen wird es auch keinen Deut besser. Ich glaube, das einzige was uns jetzt noch helfen kann ist ein Wink der Götter. Oder eine Versetzung in die Umgebung, um zumindest für einen oder zwei Tage Abstand vom Geschehen in der Stadt zu bekommen, Legatus."


    Zitat

    Original von Titus Aurelius Ursus
    "Befehle? Er will Befehle?" Ursus' Blick verfinsterte sich und er schüttelte den Kopf. "Gib ihm folgenden Befehl von mir weiter: Er hat sich auszukurieren, und zwar gründlich! Die Ärzte werden ihm schon zu befehlen wissen und ich befehle ihm, ihnen zu gehorchen!" So weit kam es noch, daß der Germane ihm die Seuche hier verteilte. Nein, der sollte schön bleiben wo er war, bis er wirklich wieder einsatzfähig war.


    "Deserteure..." Das war schon schwieriger. Ursus legte nachdenklich die Hand an das Kinn. "Normalerweise würden wir sie einsperren und es Rom überlassen, das nötige Urteil zu sprechen. Aber hier und jetzt ist die Situation nun einmal anders. Wir brauchen jedes Paar Hände." Andererseits würde es ein schlechtes Signal an die Leute geben, wenn sie einfach weitermachen durften. "Sie werden unter Aufsicht bei der Bestattung der Toten mitarbeiten. Dafür sind eh kaum noch Leute zu bekommen und die Ansteckungsgefahr ist groß. Genau das Richtige für diese Kerle." So taten sie wenigstens etwas Sinnvolles und würden sicher von niemandem darum beneidet. "Optio, berichte mir, wie es in Deiner Einheit zur Zeit aussieht."


    Spurius Maevius Scipio
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    "Sehr wohl, Legatus. Auskurieren und den Medici gehorchen.", ein kleines müdes Schmunzeln konnte Scipio sich dann doch nicht verkneifen als der Legat sehr deutlich auf die Anfrage des Tribunen reagierte. Wann hatte man schon einmal die Gelegenheit einen Offizier zu ärgern? Richtig, wenn ein noch höherer Offizier einem den Befehl dazu gab. Die kleinen Freuden des Soldatenlebens...


    "Unter Aufsicht zu den Bestattungen abkommandieren, jawohl.", nickte er den Befehl hinsichtlich der Deserteure ab. In normalen Zeiten wäre das wohl ein Gnadenspruch gewesen, aber Scipio erinnerte sich sehr genau daran, wie gewisse Centurionen ihre Leute quasi zu den Massengräbern der Legion prügeln mussten um sie noch irgendwie zur Arbeit zu bewegen. In diesen Tagen war der Dienst außerhalb der Stadt in etwa gleichbedeutend mit einem indirekten Todesurteil. Und wenn Deserteure dazu abgeurteilt wurden, mussten weniger pflichttreue Soldaten diese Arbeit verrichten.


    "Seit es im Lager genauso schlimm ist wie in der Stadt begrüßen meine Kameraden die Verlegung in die Stadt. Der zusätzliche Schlaf zahlt sich aus, allerdings wird jeder neue Krankenfall immer gleichgültiger hingenommen... auch opfern meine Männer weniger als noch vor einer Woche. Ich glaube, sie resignieren, Legatus.", druckste der Optio sich etwas um eine klare Ansage, kam schließlich aber doch mit dem Problem heraus, das ihn seit einer Weile umtrieb.


    Spurius Maevius Scipio


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    "Legatus.", dankte der Optio knapp und entspannte sich... so sehr, wie die Gegenwart des Legaten das überhaupt zuließ. Also nicht viel.


    "Ich habe zwei Dinge zu berichten. Eh.. der Tribunus Laticlavius ist wieder aufgetaucht, wurde von den wachhabenden Männern an der Castra in das Lazarett in den Thermen geschafft, als ihn die Seuche erwischte. Der..", stockte Scipio, als ihm gewahr wurde, dass er hier das Schicksal seines eigenen Vorgängers dozierte, "..Optio, der ihm zugeteilt war, starb am selben Tag an der Seuche im Lazarett. Eh.. nun. Der Duccius meint auf dem Weg der Besserung zu sein, die Medici sehen das allerdings kritischer, und er bittet um Befehle um sich wieder einbringen zu können. Eh.. das zum verlorenen Tribunen, soweit."


    Der Optio räusperte sich, als der für ihn prekärere Teil an der Reihe war. Alle hassten Deserteure, weil oft nicht nur diese bei Ergreifen bestraft wurden, sondern gleich die komplette Centurie mit. In diesen Tagen aber hatte sich ein unheilvolles Verständnis dafür entwickelt, wenn einer stiften ging. Auch wenn das für den Rest mehr Arbeit bedeutete. Sie wurden gehasst, aber verstanden. Das machte die Sache nicht viel besser...


    "Zwei Soldaten die sich unerlaubt von der Truppe entfernt haben.. eh... wurden heute aufgegriffen. Beim plündern eines... einer Villa Rustica im Süden. Der Centurio Villius will wissen, wie mit den Männern... in dieser Situation... umzugehen ist. Ehm... Legatus."


    Spurius Maevius Scipio


    Freilich würde er das. Kein Unteroffizier blieb gerne lang in der Gesellschaft von großen Tieren, besonders, wenn diese viel zu tun hatten. Auch wenn ihm die Aussicht, draußen Dienst zu tun nicht viel besser erschien.
    So nickte der Optio dem Scriba nur schmallippig zu, klopfte an und stapfte in das Officium, um ohne einen Blick zum Legaten sofort strammzustehen und ordnungsgemäß zu salutieren: "Salve, Legatus Aurelius. Optio Maevius Scipio, erste Centurie dritte Kohorte meldet sich zum Bericht."


    Spurius Maevius Scipio


    Die ganze Legion befand sich in der Stadt, stellte Scipio fest, als er sich durch die Straßen von den Thermen auf zur Curia machte, wo der Legat der Legion mittlerweile sein Kommando führte. Die Soldaten kehrten eigentlich nurnoch ins Castellum zurück, wenn sie schliefen. Und selbst das nicht einmal. Scipio selbst hatte die vergangenen Nächte in einer leerstehenden Taberna verbracht, weil er sich so mit seinem Männern den Weg zurück in die Castra ersparen konnte und dadurch eine Stunde mehr Schlaf hatte. Der Centurio hatte es nur sehr widerwillig genehmigt, weil er die Sorge hatte, dass es noch mehr Deserteure geben würde. Gab es nicht, eher im Gegenteil. Zwei Standartenflüchtige waren gefasst worden, als sie einen verlassenen Hof eine halbe Stunde von Mantua entfernt geplündert hatten, und man hatte Maevius kurzerhand damit beauftrag, dem Legaten davon zu berichten. Zusätzlich zu dem, was er ihm eh vorzutragen hatte.


    "Optio Maevius, erste Centurie dritte Kohorte.", meldete er sich zunächst einem der Scribae, die das Officium des Legaten bewachten, "Ich komme vom Tribunus Angusticlavius.. eh... und von Centurio Villius. Ich soll Bericht erstatten."
    Er wusste nicht, wie das Prozedere war, oder besser: nicht mehr. Die Curia war überlaufen von Menschen die entweder zum Legaten oder zum Duumvir wollten, und Scipio selbst hatte nicht so schnell salutieren können, wie ihn hier Tribuni und Centuriones beiseite rempelten. Wahrscheinlich würde der Scriba seinen Bericht entgegennehmen und ihn an den Legaten weiterleiten, andererseits brauchte er aber für seinen Centurio direkte Befehle, was mit den Deserteuren anzufangen sei. Vielleicht sollte er das noch explizit erwähnen?
    "Eh.. wir haben zwei Deserteure aufgegriffen, und der Centurio will wissen, ob wir dem Standard entsprechen sollen, oder ein Exempel statuieren um den... naja... ein Exempel halt."


    Volusus Centenius Decianus
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    "....Holzmangel in der Stadt und im Umland, deshalb ist man jetzt dazu übergegangen, die Toten in der Erde zu verscharren, deren Zahl immernoch nicht absehbar ist. Man geht davon aus, dass jeder zweite in der Stadt krank ist.", schloss einer der obersten Schreiber den Bericht der zivilen Maßnahmen in der Stadt ab, und nahm eine andere Wachstafel zur Hand.


    "Jetzt die Zusammenfassung der Meldungen aus der Legion von heute. Zu den Zuständen in der ersten Cohorte haben wir nichts, aber ich gehe davon aus, dass der Tribun Artorius uns bald aufklärt. Tribunus Iuventius hat folgende Zahlen zum Zustand der zweiten Cohorte genannt: 21 neue Erkrankungen heute. Das sind vier mehr als gestern. Damit liegen jetzt 124 Männer der zweiten krank danieder. Gestorben sind heute sechs, unter ihnen der Centurio der dritten Centurie der zweiten. Das sind dann 43 Tote bisher. Iuventius berichtet auch von neun Soldaten die von Missionen aus der Stadt nicht zurückgekehrt sind, und verbucht diese Männer als desertiert. Das sind dann schon 19 Desertores alleine in der zweiten Cohorte. Eh... damit haben wir also... 186 Ausfälle in der zweiten Kohorte.", begann der Scriba mit den Berichten aus den Cohortes, und nahm in den folgenden Minuten mehrere Wachstafeln zur Hand um dem Legionskommandanten die Lage der Legion zu schildern, "...damit ist die Lage in den anderen Cohortes ernst, aber nicht so ernst wie ein der zweiten. Die dritte hat ein Fünftel ihrer Sollstärke eingebüßt, die vierte ein Siebtel, die fünfte ein Viertel, die sechste und siebte auch. Die achte verzeichnet kaum Verluste, was nicht einmal der leitende Centurio erklären kann. Die neunte verzeichnet ebenfalls ein Fünftel Verluste, und die zehnte ist mit Siebtel auch noch einsatzfähig. Aus den Turmae gibt es zu berichten, dass dort insgesamt 15 Mann ausgefallen sind, zwei davon gelten als desertiert. Eh... bei den Offizieren... zusätzlich zu den Centurionen und Optiones die ich erwähnt habe, ist der Tribunus Laticlavius heute Abend auch in das Lazarett in den Thermen... eh... eingeliefert worden. Blutend vom Pferd gefallen, der leitende Medicus meint, er wäre nicht krank. Ein anderer meint, er würde die Nacht nicht überstehen. Der Tribunus Parcolius ist allerdings wieder auf dem Weg der Besserung, wie es scheint. Zumindest kann er wieder Nahrung zu sich nehmen ohne diese... nunja... zu erbrechen."


    Damit wanderten die Wachstafeln die den Zustand der Einheiten der Legion betrafen in die dafür vorgesehene Tasche, und eine weitere kam heraus: "Gutes gibt es von der Versorgung der Einheiten zu berichten: es sind bisher keine Engpässe aufgetreten und es sind auch keine zu erwarten. Trotz der Ausfälle scheinen die vierte und achte Cohorte die Infrastruktur im Griff zu haben. Zur Sicherheit der Stadt.. man erzählt von Raubzügen und Plünderungen in den Nächten, aber ich glaube der Tribun der ersten, die immerhin die Sicherheit in der Stadt im Auge hat, wird das besser berichten können. Abschließend bleibt zu sagen, dass die Maßnahmen greifen. Die Lage wird zwar noch nicht besser, aber sie ist weniger schlimmer als Gestern noch im Vergleich zu Vorgestern war, Legatus."
    Der Schreiber holte tief Luft, war der Marsch durch die Berichte damit von seiner Seite beendet, und so blickte er erwartungsvoll dem Legaten entgegen um auf etwaige neue Order zu warten.

    Quintus Mucius Septitianus
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    "Iiiiiiiiiiiiiiiiiim Naaaaaaamen der ersten Legioooon...", rief Septitianus über die menschenleere Straße vor den großen Thermen, "...erklääääääääre ich dieses Gebäude für beSCHLAGnahmt!!"
    Keine Resonanz. War ja irgendwie auch klar, hatten die Leute doch genug zu tun, vor allem: Angst zu haben. Es war schon fast unheimlich, mit dem Nebel in den Straßen, in dem man nur ab und an ein Wimmern oder Gejammer hörte. Zumindest nicht das, was man von den Straßen einer Stadt wie Mantua erwarten könnte.
    "RUHE!!!!", brüllte er nach hinten, als er aus den Reihen der ihm folgenden Soldaten Gekicher hörte. Es war kein losgelöstes Kichern, denn so etwas bekam er nicht mit. Dies war das Kichern von Soldaten die versuchten ihre eigene Nervosität mit schlechten Witzen zu überdecken.
    Einer seiner persönlichen Adjudanten schob den fetten Schlüssel in die Tür, den sie sich aus der Curia von einem sichtlich eingeschüchterten Scriba requiriert hatten, und die Tür schwang mit einem Ächzen auf. Als er mit festem Schritt in die Vorhalle der Thermen trat, empfing ihn gespenstische Stille. Es war kalt. Arschkalt. Vor allem: vollkommen untypisch kalt für die Thermen, die eigentlich durchgehend beheizt wurden, weil es teurer wäre die Thermen einmal komplett neu durchzuheizen anstelle sie auf einem gewissen Pegel zu halten. Wahrscheinlich waren die Sklaven, die für diese Arbeit eingeteilt waren mittlerweile selbst krank. Oder geflohen. Irgendwie hoffte er für die armen Bastarde auf zweiteres.


    "CENTURIO ALBUCIUS!!", brüllte er in die Halle, nur um wenig später hinter sich die eilenden Schritte des herbefohlenen Offiziers der dritten Centurie der vierten Cohorte hinter sich zu hören. Mit grimmigem Blick nickte er dem Mann zu, und gab ihm die Order sich mit ein paar Männern um die Beheizung des Komplexes zu kümmern. Eine weitere Gruppe ließ er die Wasserversorgung sicherstellen, gefolgt von einer kompletten Centurie, die die Räumlichkeiten der Therme in ein Lazarett mit genau ver- und aufgeteilten Betten und Liegen zu verwandeln. Wobei noch ein ganzer Haufen fehlte, der aber sicherlich bald folgen würde, sobald die zweite Centurie mit ihrer Schreinerarbeit im Castellum fertig war.


    Es dauerte einen halben Tag bis man die ersten Patienten, unter spärlichem Protest der sie behandelnden Medici, in die Thermen verlegt hatte, und bald war die gespenstische Stille einem noch viel gespenstischeren Röcheln, Stöhnen, Husten, Jammern, Wehklagen und noch viel schlimmeren Geräuschen gewichen. Und dies waren nur die Ärmsten der Armen, die sich keine Behandlung im Hause leisten konnten. Oder jene, deren Familien geflüchtet waren und ihre Kranken einfach zurückgelassen hatten.Am Abend des Tages sah Septitianus sich in einem einigermaßen funktionsfähigen Lazarett, in dem sich zu seinem Bedauern auch immer mehr Soldaten behandeln lassen mussten.
    Aber erst als zwei Soldaten eine in Tuch geschlagene Figur aus einem der Räume trugen, schwante ihm, dass sie noch viel mehr würden leisten müssen, um dem hier einigermaßen Herr zu werden.


    "STULTUS!!! EH... STULUS!!", rief er einen Optio herbei, "Finde den Tribunus Laticlavius Duccius, und berichte ihm, dass sein Befehl ausgeführt wurde. Die Thermen sind nun Herberge für die Kranken und die Medici..."


    Spurius Baebius Lupus
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    Was für ein Scheisstag das doch war! Es hatte schon angefangen, als Lupus auch nur den Versuch unternahm sich wie immer mit dem Brüllen des Centurio aus seiner Koje zu schwingen. Als hätte ihn eine Quadriga überfahren, so fühlte er sich, mal ganz davon abgesehen, dass seine verdammte Tunika so nassgeschwitzt war, als hätte er sich wie ein zweijähriger eingenässt! Von den Kopfschmerzen ganz zu schweigen. Die Dunkelheit vor dem Sonnenaufgang war da noch dankbar, aber je heller es wurde, desto heftiger versuchte das Pochen hinter seiner Stirn ihm die Augen aus dem Schädel zu drücken.
    Mit Besorgnis hatte er die leere Koje auf der anderen Seite der Stube registriert, in der sein Kamerad Fuscus gelegen hatte, bis der Optio ihn ins Lazarett hat schleifen lassen. Bei dem hatte es auch so angefangen! Erst der Husten... dieses ständige, nervige Husten mit dem er die ganze Stube und die zwei daneben wachgehalten hatte. Selbst als ihnen vor die Tür gekotzt hatte, hatte man das noch mit schlechten Witzen abgetan. Der Centurio war natürlich garnicht begeistert gewesen... aber wann zeigte der sich schon einmal begeistert? Und dann war er eines Morgens nicht mehr aufgestanden, hatte nurnoch kreidebleich, klatschnass und wimmernd in seinem Bett gelegen und nach seiner Mutter gerufen.


    Lupus würde sich diese Schwäche nicht geben. Nein, nicht er. Er wollte schließlich irgendwann in die Truppe versetzt werden, die den Aquilifer schützte. Vielleicht selbst irgendwann den Adler zu tragen. Aber bis dahin war es wohl noch ein weiter Weg, weil vor ihm all jene gefragt würden, die in Parthia dabei gewesen waren. Und das waren so einige, nur er nicht. Was für ihn bedeutete: sich noch mehr reinhängen! Dem Centurio den Arsch küssen und dem Optio schöne Augen machen. So sah das aus! Und da konnte man nicht einfach den Schwanz einkneifen nur weil einem übel war.


    Was das Exerzieren allerdings nicht einfacher machte. Gestern hatte er sich schon gefühlt als hätte das verdammte Castellum an einem Tag im Alleingang errichtet. Heute.. heute trug er den Fels des Sysiphos mit sich herum, der ihm immer wieder entglitt. Jeden. Verdammten. Schritt.
    Lupus keuchte schwer, und unterdrückte nur mit Mühe ein Husten als er sich der Erschöpfung nahe zwischen die anderen seiner Stube stellte, die ihn argwöhnisch betrachteten und ihm leise zuraunten, er solle sich endlich ins Lazarett verpissen. Aber das kam für ihn garnicht in Frage.. auch wenn er zunehmend das Gefühl hatte, keine Luft mehr zu bekommen. Und dann war da diese Übelkeit! Dabei hatte er nicht einmal etwas gefrühstückt, aus lauter Angst, es nicht bei sich behalten zu können.


    Sie nahmen Haltung an, er mehr schlecht als recht, und der Centurio brüllte etwas, das sich Lupus' Geist nicht erschloss. Ihm erschloss sich garnichts mehr, denn auf einmal drehte sich nurnoch alles, und als er spürte wie ihm die Galle hochkam, war schon alles zu spät: er kippte einfach nach vorn, nur kurz aufgehalten vom Rücken eines überraschten Kameraden, an dem er abrutschte und auf seine Knie versank, nur um in ein heiseres, leeres Röcheln auszubrechen als sein Magen versuchte die Leere nach oben abzuschieben. Einen bewussten Atemzug tat er noch, dann umfing ihn Schwärze und er fiel mit dem Gesicht voran in den Matsch vor der Barracke seiner Centurie.


    Von der Panik seiner Kameraden, die der Centurio nur mit dem Schlagstock unterdrücken konnte, bekam er schon garnichts mehr mit.


    "Natürlich, Primus Pilus.", antwortete der Optio auf die zivilstmögliche Soldatenart, was in etwa einem verbalen Schulterzucken gleichkam. Als der Iulier im Officium des Legaten verschwunden war, deutete der Chefschreiber der Legion drei weiteren Schreibern frische Tabulae bereit zu halten, für den Fall dass Tribun und Primus Pilus gleichzeitig auf sie eingingen.

    "Ah, da ist...", rief der Optio, um gleichzeitig den Centurio als auch den Tribunen auf sich aufmerksam zu machen. Allerdings mit kläglichem Erfolg, denn der senatorische Tribun verschwand ohne großes Federlesen im nächstbesten Officium.


    "..da WAR der Tribun. Ich würde fast vorschlagen, du wartest vor dem Officium des Tribunus Artorius. Denn das war gerade der einzige Weg hinein. Also muss er da auch wieder hinaus... oder aber du gehst direkt zum Legaten.", der Meinung des Optios entsprechend könnte der Iulier dem Duccius auch einfach ein Bein stellen. Oder eine Falle, gebaut aus den Schreibtischen der Schreibstube. Aber der Primus Pilus war sicherlich schlau genug um eines abspenstigen Tribunus Laticlavius habhaft zu werden. Immerhin war er der Primus Pilus! Der Optio blickte auf sein Tintenfass... das könnte natürlich auch klappen. Wenn er nur schnell genug wäre.. aber er hatte schon so lange nicht mehr. Ja, es wurde definitiv Zeit mal wieder am Exerzieren mit dem Pilum teilzunehmen.

    Der Optio, der es gewohnt war den Prellbock für die seltsamsten Entscheidungen zu stellen, zuckte nur arglos mit den Schultern.
    "Natürlich, Primus Pilus.", war daher das einzige, was er dem enervierten Centurio zu erwidern hatte. So vergingen einige Momente, in denen der Optio verlegen auf einer Tabula rumkritzelte und dabei versuchte so zu tun als sei der wartende Centurio die natürlichste Erscheinung überhaupt.

    "Salve, Primus Pilus.", grüßte der Optio den Iulier knapp, "Ja, weiß ich. Der Legat hat befohlen sämtlichen nicht dringlichen Ausgang in Richtung Stadt und Umland vorerst zu streichen. Aus... wie hat der Tribun es noch ausgedrückt.. Gründen die unklaren Umstände in Mantua und die Erhaltung der Einsatzbereitschaft der Legion betreffend. So war das. In Mantua geht wohl was um, wie ich gehört habe, und wir sollen uns bereit halten etwas dagegen zu tun.. aber WAS, das erfahren wir wohl erst, wenn der Legat den Tribunen wieder ausgespuckt hat."


    Optio Memmius Laetorius Laevinus
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    "Aaaaaahahaaaaaachtung.", schallte die Stimme des bärigen Optio Laetorius durch das Tor, als er durch den Matsch auf die wachhabenden Soldaten zumarschiert kam, "Es gibt Neues. Ab sofort kommt hier keiner mehr raus, der in der Stadt nur privaten Firlefanz zu erledigen hat, alles klar? Das bedeutet: wenn jemand seine Lieblingslupa besuchen will, hat er das verdammt nochmal später zu machen. Verstanden? Niemand ohne ausdrücklichen Befehl! Sehr schön... weitermachen."


    Sprach's, und stapfte in Richtung des nächsten Tores davon, um dort seine Runde fortzusetzen und dafür zu sorgen, dass dem Befehl des Legaten Sorge getragen wurde.


    PHASE II
    Publius Cornelius Sotericus
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    "Wollt ihr mich eigentlich alle verarschen?", brüllte der dem Praefectus Castrorum direkt unterstellte Optio die ahnungslos dreinschauenden Soldaten an, die wie so viele vor ihm mit fast leeren Händen gekommen waren, "Das wird ja wohl nicht alles sein! Wo ist der verdammte Rest?"


    Die Milites zuckten nur mit den Achseln, und es entsprach seiner alten Angewohnheit, die Leute so lange mit Blicken aufzuspießen bis sie ihm sagten was er hören wollte. Was dann schließlich auch einer der jüngeren Soldaten tat, nachdem er sich von einem Hustanfall wieder erholt hatte: "Die Bauernhöfe liegen quasi brach. Die Rustici die wir angetroffen haben, hatten kaum etwas zu verkaufen. Die Vorräte vergammeln im Regen, weil niemand sie aufstockt, und die Bauern alleine können es nicht leisten. Viele Arbeiter und Tagelöhner liegen krank daheim, von manchen hat man garnichts gehört."


    Die Faust des Optios sauste gegen eine Strebe die bis zum Dach des Lagerraums reichte: "BLÖDER SCHEISS! LABER MICH NICHT VOLL. WO IST DIE WARE?"


    "Es ist aber so.", druckste ein weiterer rum, "Schau doch einfach nur einmal raus auf die Via. Wieviele Händler sind heute ins Lager gekommen? Die Straße ist im Vergleich zu früher wie leer gefegt. Zehn verdammte Händler! Da stehen normalerweise hundert! Die Stadt liegt brach, genauso wie die Bauernhöfe in der Gegend. Die Leute liegen im Bett oder versuchen sich alleine an der Arbeit..."


    "Verdammte Axt...", grollte der Optio, der die Nahrungsmittelversorgung der Legion zwar nicht in Gefahr, aber doch in Schwierigkeiten sah, "...dann werden wir uns was anderes einfallen lassen müssen. Glotzt nicht so! Weggetreten!"


    "Ja, damit hast Du durchaus Recht. Also gut, dann also die Legion für Dich." Der Centurio nahm die Wachstafel, auf der noch nicht viel mehr als der Name des Anwärters stand. "Nimm das und melde Dich im... Moment mal! Sagtest Du XVII.? Dein Vater kann nicht bei der XVII. gedient haben. Sie wurde vernichtet in Germanien unter Varus. Und nicht wieder aufgestellt. Willst Du mich verkohlen, Bursche?" Nun wurde der Blick des Centurios scharf und durchdringend.

    Diese Äußerung veranlaßte sogar diesen sonst so gestrengen Centurio zum lauten Lachen. "An Selbstvertrauen mangelt es Dir jedenfalls nicht. Griechisch und schreibkundig. Warum dann also die Legio? Warum suchst Du Dir nicht eine gut bezahlte Stelle als Scriba bei einem der reichen Dickbäuche?" Dieser letzte Punkt war ihm noch nicht ganz schlüssig. Doch er bereitete schon mal die Wachtafel für die Musterung vor.

    Der Centurio kniff kurz die Augen zusammen. Der Mann log gut. Sehr gut sogar. Denn 22 Sommer und noch keine Lupa? Wohl kaum, denn wie ein Schlappschwanz wirkte der Mann wirklich nicht. "Scriba personalis? Bei wem und wie lange? Für mich klingt das, als hättest Du Dich eigentlich zu Höherem berufen gefühlt. Warum meldest Du Dich nun also zur Legion? Woher stammst Du überhaupt?" Er kritzelte auf eine Wachstafel den Namen des Mannes und machte einen kleinen Vermerk, daß er schreibkundig war.