Beiträge von Ikarus

    Es spritzte ziemlich heftig, als ich das Brot in das Öl warf. Ich war nicht in bester Laune. Nein, ich war in einer verdammten Scheißlaune. Zunächst war ich schon brav mit meinem Legaten durch dieses komische Land da gereist, mir den Arsch aufgerissen, damit der noch brav in Wohlstand leben kann. So dachte ich zumindest. Dann starb ja irgendwie der Kaiser - na und? - und dann gings wieder zurück, und alle waren irgendwie nicht alzu begeistert. Maaaann! Immer diese Römer, und erst recht diese Patrizier. Keine Ahnung von gar nichts, und wissen nie, was sie wollen. Ich freute mich schon jetzt auf den Tag, wo ich nicht mehr jeden Tag hier den Sklaven spielen musste. Allerdings, dass ich ich jeden Tag hier den Sklaven spielen musste, hing wohl ziemlich direkt damit zusammen, dass ich hier der Sklave war. Gut, ich war nicht ganz alleine hier. Neben den anderen komischen Patrizier (wobei die Damen waren immer wieder nett anzuschauen), gab es ja auch noch ein paar Mitsklaven. Da fiel mir ein - wo waren die eigentlich? Wollten die mir nicht helfen das Essen vorzubereiten?


    Sim-Off:

    Hat irgendjemand von den Mitsklaven Lust? :)

    Ins Exil für eine gewisse Zeit, wenn ich bitten darf. (die Spielleitung sollte wohl außerdem mal ihre PN's auslehren ;)) :)

    "Aaargh! Was denkst du dann wo wir suchen sollen? Vielleicht in einem Friseur?", meinte ich böse und kickte einen Stein, der gerade in den Weg kam aus dem Weg. Damit traf ich einen anderen, der noch ein paar mal rum sprang, bis er ein Bein eines Ausländers traf. Der schaut nur kurz auf und blickte dann wieder weg. Ich war ein wenig beruhigt. Zum ersten, weil ich mich abreagiert hatte, zum zweiten, dass der etwas fülligere Mann nicht wütend wurde. Dann stampfte ich weiter ohne mich um zublicken. Saldus würde schon mitkommen. Erst bei einer kleineren Kreuzung blieb ich stehen. "Wohin?", brummelte ich.

    Ich tippte Saldus begeistert auf die Schulter. "Schau mal Saldus - eine Gaststätte. Wie wärs, wenn wir uns noch ein kleinen Wein gönnen?" Fröhlich grinsend und nicht auf Saldus wartend ging ich ziel strebig über die dreckige Straße. Ich blieb vor der Gaststätte stehen und versuchte den Namen jener zu entziffern, aber es gelang mir nicht. Was war das hier überhaupt für ein Land? Kannten sie überhaupt Wein? Oder dieses germanische Gesöff? Oder und wieso liefen die alle so komisch angezogen rum. Und was ist das da vorne für ein Fluss? Kann man darin baden? Ich vergaß den Auftrag und hatte nur noch ein wenig eigenen Spaß im Sinn. Das einzige Problem waren dabei die oben gestellten Fragen und Saldus, der mir das Geld geben hätte können, was er aber eh nicht getan hätte, hätte ich ihn gefragt, weshalb ich es nicht tat. "Komm, Saldus, wir sollen doch eh unsere 'Vorräte aufstocken'." Ich grinste. Ich schaute lieber Saldus nicht an - ich könnte mein gesamtes Sklavengehalt - also gar nichts - verwetten, dass er es nicht tat.

    Es war ja kaum zu überhören, selbst als Tiefschläfer wie ich wurde ich geweckt und auf Grund der nicht nur hellen Aufregung, sondern auch dem hellen Lager und meinem Tunnelblick stellte ich zunächst fest, dass es Morgen sein müsste. Ich streckte mich, gähnte und schlug die Augen ein bis zweimal auf und zu. Hmm... wieso sind nur manche stellen am Lager hell und manche dunkel. Und wieso schreien die alle so laut rum. War Wein vor dem zu Bett gehen doch nicht so gesund, oder schreien die wirklich rum? Junge, Junge, kann mal jemand erklären was los ist. Achja, genau, es war ja Krieg. Und beim Krieg bekämpfen sich die einen und die anderen. Und jetzt haben die Parther den Römern im wahrsten Sinne mal Dampf gemacht. Also... das Lager brannte zum Teil, die Soldaten rannten rum... und... hey, .... hey, es war ja Krieg.


    Jaaaa! Party! Feuer! Feuerio! Holt die anderen Sklaven, wir schauen zu wie Römer sterben!


    Wollte ich brüllen, aber mein Stimme lies sich im Stich und ich gab einen Ton von mir, der 2000 Jahre später als Grundton der Hundepfeife gelten sollte. Aufeinmal war sogar ich wach und rannte ein wenig rum und zog einen Pfeil aus dem Boden, der nicht mehr brannte. Das war zwar nicht wirklich in der Nähe meines Zeltes, aber in der Nähe des Zeltes von dem anderen Tribun. In der Aufregung viel es ja eh niemand auf und ich brach mir die Pfeilspitze ab. Ich wusste nicht wieso, aber eine Waffe konnte nie verkehrt sein. Ich rannte wieder zurück zu meinem Zelt. Größtenteils war es leer. Nur der alte Sequestos saß daneben und schüttelte den Kopf und murmelte: "Dass ich das noch erleben darf, dass ich das noch erleben darf..." Ich beschloss mich daneben zu setzen und beobachtete den Pfeilhagel der Parther. Wie ein schönes Feuerwerk. Dann legte ich den Arm um Sequestos und sagte: "Und du darfst noch mehr erleben." Und zum erstenmal hatte ich ihn sogar ein bischen gern. Ich tat so, als müsste ich ihn halten, als ob er sterben würde. Das sparte mir die Arbeit mit dem Feuerlöschen. Danke Griechen - Könige der Listigen.

    Warum musste ich eigentlich immer mit dem größten... Naja, ihr wisst schon. Ich konnte ihn nicht leiden, er konnte mich nicht leiden, so dachte ich zumindest, aber ich glaube er konnte niemanden leiden. Ich ging nur stumm neben ihm her und kickte einen Stein weg. Mit meinen längeren Beinen hatte ich ein bischen Vorsprung und diesen nutze ich aus, um ihn noch ein wenig zu erweitern. Ich fragte mich, wo an Saldus das ganze Geld war. Ich sah immer nur seine dreckige Tunika. "Saaaldus, wann sind wir endlich daa?", fragte ich quengelnd. Die Hitze machte mich schier wahnsinnig. Dagegen war es im Zelt richtig kühl - und in der Nacht auch. Und dann durften wir auch noch eine Wohnung suchten, maaan, und das alles nur, weil sich der Kaiser mal so eben in den Kopf gesetzt hatte 'nen paar Parthern eins aufn Deckel zu geben. Was brachte das eigentlich? Hingehen, Geld verplempern, Soldaten sterben lassen, wieder zurück gehen. Ein Volk besiegen ist möglich, ein Volk auslöschen nicht. Und warum war überhaupt die Verlobte mit dabei? Viel zu gefährlich, aber diese Patrizier... :motz:

    Zitat

    Original von Quintus Tiberius Vitamalacus
    "Ikarus ! Du wirst in die Stadt gehen, sorge dafür, das unsere Vorräte ergänzt werden. Ausserdem wirst du eine angemessene Unterkunft für meine Verlobte finden."


    "Mein Herr", bestätigte ich nickend den Befehl. Auch wenn er es nicht sah, oder sich darum kümmerte, er schien immernoch in den Brief vertieft zu sein. Allerdings hatte seine Verlobte ihn nicht verlassen, sonst müsste ich wohl keine Unterkunft finden. Vielleicht hat sie ja ihm geschrieben, dass seine Unterkunft eh stinken würde und sie viel lieber im Zelt des Legaten übernachtet. Zum Glück sah er mein Grinsen nicht, als ich im meinem Zelt verschwand. Frauen... ich war zum ersten mal froh, nie eine gehabt zu haben - mal abgesehen von meiner Mutter. Aber die war auch schon tot. Also ging ich eben auf eigene Faust in mein Leben. Mal wieder abgesehen von meinen Herren, die mich natürlich scheuchten und trieben wie kaum jemand. Aber das war eben mein Leben. Ich ließ mir von dem mitreisenden Geldverwalter - dem allseits beliebten und beleibten - Geld geben. Nein, schön wärs gewesen. Damit ich nichts falsch machte kam er natürlich mit. Schön wärs gewesen mal alleine zu sein. Geld zu verprassen. Fluch auf diese Geldmacher. Wieso konnte es sich mal nicht direkt ums Geld drehen? Ich seufzte, denn so toll fand ich diesen Sklaven auch nicht, aber man konnte ja nicht alles haben. Also verließen wir das Lager Richtung Zeugma. Er hatte ja glücklicher weise die richtigen geographischen Kenntnisse, und vor allem das Geld.

    Stinklangweilig. Dieser Marsch. Ganz hohe Tiere und wunderbare Legionäre, die ja sowas von ganz toll marschieren konnten. Ich war wieder einmal mehr froh, "nur" Sklave zu sein. Die durften gehen und aussehen wie sie wollten. Oder auch gerne mal das Maultier anstatt den Rücken belasten. Sequestos nutzte das natürlich wieder schamlos aus, weil er ja soo alt war und er unbedingt reiten musste. Und da er ja dann das Maultier hatten musste ich wohl leider alles tragen. Sein Pech. Ich ließ es mir nicht gefallen und stieß ihn von unserem Maultier. Er schlug mit dem Knie auf den Boden auf und blutete. Unser Verhältnis wurde nicht gerade besser, aber verarzten konnte er sich gerade noch so - mit meiner Tunika. Erst die Götter beleidigen, dann auch noch frech sein. Ich war noch nie dicke mit ihm, aber wenn er soweiter machte, würde das auch nie werden. Ich ließ es jedoch sein ihn noch weiter zu quälen. Immerhin musste er - wie auch ich - laufen. Das Mautlier trug unsere Sachen und so konnte sich niemand beschweren. Aber der Anblick, wenn Tausende von Soldaten an einem vorbeiziehen war schon überwältigend. Und vorallem, wenn man sich doch ein bischen stolzer fühlen konnte, als die anderen Sklaven. Immerhin war man ein Sklave eines Tribunes. Wie dem auch war, wir kamen püntklich an. Es kam natürlich darauf an, was pünktlich bedeutete, ich hatte überhaupt keinen Einblick in die Planung des Krieges. Ich würde auch wenig daran teilhaben werden. Während Soldaten starben, würde ich zuhause sitzen und zusehen, wie der Schweiß auf meiner Haupt perlte.


    Jedoch schon angekommen kam sofort die erste Aufgaben. Inzwischen kannten wir die Handgriffe. Nur das Sonnensegel bereitete uns ein kleines Problem, aber das bekam ja der Tribun wohl nicht so ganz mit. Es sei denn, er achtete darauf, dass die Klappstühle noch am Zelt waren. Es war zu spät gewesen sie noch um zu bauen. Und wenn er kam, wollte ich mir ja noch eine andere Tunika anziehen. Und auch noch diese Hitze. Aber wenigstens war das Sklavenzelt größer geworden. Also, nicht das Zelt war größer, sondern die Vorräte weniger. Vielleicht sollten wir hier wieder mal Zeug kaufen. Angeblich sollte hier in der Nähe eine Stadt sein. Hoffentlich hatten wir noch dazu genug Geld. Aber da machte ich mir nicht die größten Sorgen. Bei dem Gehalt meines Herren. Aber ruhige Minuten waren auch wieder hier fehl am Platz. Essen machen, Essen servieren, Trinken servieren, Trinken trinken, wenn gerade niemand hinschaute. Und Wein hatten wir ja mehr als gen... nein! Wir hatten gar nicht mal soviel Wein mehr. Oh. Hoffentlich war diese Gegend fruchtbar. Aber so, wie sie aussah, wohl eher nicht. Aber bei den Gästen, die hier ein und ausmarschierten war man eben nicht sparsam. Der eine aufgeblasene Tribun, der, soweit ich mithörte, sich gleich eine ganze Legion unter den Nagel reißen wollte. Ph! Noch nie richtig gearbeitet, aber so tun, als hätte man Verantwortung - typisch Soldaten. Typisch hochnäsige. Ich tauchte kurz aus meinem Zelt auf räumte ab. Der Tribun schien in einen Brief versunken zu sein, da wollte ich ihn nicht stören. Oh. Da war ja noch ein wenig Wein drin.


    Prosit.

    "Du? Sequestos?", nörgelte ich.
    "Nerv mich nicht. Ich muss mich jetzt verstärkt konzentrieren."
    Ich kam zu ihn und blickte ihn über die Schulter. Er hockte da und starrte Löcher in die Zeltwand. "Ah. Und wozu?"
    "Ich... weil ich schlafen will!"
    "Ja, dazu braucht man natürlich ganz viel Konzentration."
    "Ach ihr Götter, was ist denn?"
    "Wer ist Gott der Sklaven?"
    "Falls du Opfern willst - opfer Mars für unseren Dominus da draußen."
    "Wie geht das?"
    "Junge, was willste denn Opfern?"
    "Hier. Das hier." Ich reichte dem seufzenden Mann ein Ei und ein kleines Gebäck.
    "Danke." Dann pulte er die Eierschale ab und zerbrach das Ei. Dann nahm er das Rundgebäck, zerbrach es auch. Einen Teil lag er beiseite und den anderen nahm er in die Hand. Dann zerbröselte er den Keks und ließ ihn auf den Boden fallen. "Für dich Mars.", sprach er dabei. Das gleiche Tat er mit dem Ei. Er ließ es auf den Boden zerrschellen. "Für dich Mars.", sprach er dabei wieder. Dann nahm er die anderen Beiden Teile. Erwartungsvoll blickte ich ihn an. "Und das ist für mich.", sagte er grinsend und stopfte sich beides gleichzeitig in seinen breiten Mund.
    "Das wird Mars aber gar nicht gefallen. Und wie soll er denn das hier essen?"
    "Glaub mir mein Junge. Glaub einem alten Mann. Die Götter gibt es nicht. Warum wäre ich sonst ein Sklave? Dabei hab ich doch immer an euch geglaubt. Aber nein, ihr wolltet mir ja nicht helfen! Der Wein war euch wohl zu billig?" Er hatte seine Stimme nach oben - in den Himmel - gerichtet. Dann nahm er noch eine Hand voll Eier und Kekskrümel und stopfe sich es in den Mund. "Hols dir doch! Wenns dir auf einmal schmeckt. Hols dir doch Mars!" Ich war auf gesprungen und wich ein paar Schritte zurück. "Sequestos! Du solltest die Götter nicht reizen. Glaub mir, so viel weiß ich von dieser Welt!
    "Du? Du weißt gar nichts! Nichts weißt du!"
    "Sequestos, Mars wird bestimmt zürnen.
    "Wird er nicht. Und selbst wenn? Was habe ich noch zu verlieren?"
    Wie irr griff er sich den Rest und aß es alles auf. Ich musste schwer schlucken und verließ fluchtartig das Zelt und stieß auf die abendliche Gesellschaft. Hoffentlich war durch die Kisten und Schränke nicht alzuviel von unserem Gespräch gedrungen. "Ich wollte nur, ich hab mir nur gedacht, weil ich...", stotterte ich kurz und versuchte mich ein wenig schnell aus dem Staub zu machen.


    Sim-Off:

    Edit: Alles Gute, Domine :)

    Eier!
    Ich hatte Eier. Der eine Sklave aus dem Nachbarszelt hatte einen Einkauf unternommen und parthische Eier gefunden. Oder wo auch immer wie hier waren. Ich wusste nur, dass es heiß war und angeblich irgendwo "im Osten". Was auch immer der Osten sein mag. Egal. Hauptsache ich kam lebend nach hause. Ich beeilte mich und versuchte nicht zu stolpern, was mir auf diesen 10 Metern sogar noch gelang. Sequestos hatte inzwischen damit Angefangen, drei Eier hart zu kochen, ein Eieromlett zu machen, und eins selbst zu verspeisen. Alles ohne auch nur den Blick von seinem Herd zu lassen.
    "Ach? Wir ham also keine Eier?", sagten wir beide Zeitgleich. Und wäre ich nicht sauer, hätte ich gelacht.
    "Wo hastn die jetzt her?"
    "Äh... achso, die hat ich mir schon bereit gelegt."
    "Und deswegen darf ich mich wieder totschwitzen... Sequestos. Du bist dumm."
    Oha! Das hatte den Hahn ins Wanken gebracht. Er blickte nicht mehr auf die Herdstelle, sondern schaute mir tief in die Augen. Ich erwartete eine Standpauke oder irgendein Lied, dass früher ja... Aber er sagte nichts, bis auf: "Vielleicht. Gib mal die anderen Eier. Die sind dann für uns." ;)
    Und zum ersten Mal seit langem war ich ihm irgendwie dankbar. Er blickte sie an und nickte. "Die sind eh besser, aber pscht." Er legte den Finger auf seinen Mund. Und ich nickte. Vielleicht ist er ja gar nicht so übel, wobei...


    Der Rest des Essens wurde schnell gemacht. Es gab für die feinen Herren Pisam Vitellianam. Zwei Eier wurden dafür geopfert und wir teilten uns das Eiweiß untereinander auf. Wir arbeiteten zusammen, damit es schneller ging. Und schon nach gut 10 Minuten, dank Sequestos hervorragendem Näschen und einer Kochkunst, die ich ihm gar nicht zu getraut hätte, war das Essen fertig. Zumindest Vor- und Nachspeise. Nachspeise würden wir sehen, während die Herrschaften draußen speisten.


    Und erst als wir ein bischen stolz die Vorspeise, die Eier, präsentierten merkte ich, dass wir sonst alles hatten. Nicht mal rennen musste ich. Sequestos machte noch irgendeine kleine Ansage, was es denn nun wirklich zu Essen gäbe, aber diese interessierte mich wirklich nicht, also teilte ich nur aus, ging wieder ins Zelt und suchte nach den Rezepten für die Nachspeisen.

    Zitat

    Original von Quintus Tiberius Vitamalacus
    Wieder waren die Worte bestimmend, befahlen den Sklaven in der Nähe, alles für das Essen vorzubereiten.


    Dieser war ich. Wie immer. Die Seereise über war ich still geblieben. Wasser bekam mir zwar gut, aber doch nicht immer so gut, wie ich dachte. Ich erfreute mich über meinen Landgang, aber die Arbeit war doch schwerer als ich gedacht hatte. Nochdazu hatte ich nie ein Zelt aufgestellt, aber nichtsdestotrotz war es mir mit Unterstützung von ein paar Soldaten gelungen. Wie dem auch sei. Das Essen. Das Essen? Ich nickte und ließ mir meine kleine Panik nicht anmerken. Dann beschnleunigte ich meine Schritte und kam zu meiner Unterkunft. Irgendwie alles auf einen Raum zusammengequetscht war nicht mal mehr Platz für ein Bett. Einzig und allein lagen einige Felle auf dem Boden. Das Zelt platzte aus allen Nähten, aber es spendete einen guten Schatten und in sofern konnte ich es ganz gut leiden. Durch ein Gemisch aus Töpfen und Pfannen, etlichen Kisten voller - oder auch leerer, weil sie schon in den anderen Zelten standen um den Tribun das Leben leichter zu machen - diverser Dinge flogen überall rum. Ein kleiner Eisenständer mit drei Füßen war unsere Kochstelle. Unsere? Nein, wir bekam das was wir immer bekamen, aber für den Tribun nur das Beste. Eingebildeter Schnösel..., murmelte ich.
    Dann machte ich mich daran ein Feuer zu entzünden, was gar nicht so leicht war. Meine Mühen hatten Erfolg und so konnte ich schon bald anfangen zu Kochen. Leider hatte ich keine Ahnung vom Kochen. Doch wieder hatte ich Glück. Sequestos kam. Dieser konnte kochen. Besser als ich zumindest. Ich erklärte ihm schnell den Sachverhalt und er machte sich an die Arbeit. Und ich durfte Laufbürschchen spielen - ja vielen Danke."Eier", bellte Sequestos. Eier? Hatten wir Eier. Ich riss verschiedene Kisten auf. Und durchsuchte sie bis in die kleinste Ecke.
    "Ham wir nich.", gab ich zurück.
    "Müssen wir aber haben.", antwortete Sequestos ohne den Blick von dem "Herd" zu lassen.
    "Ham wir aber nicht."
    "Dann besorg welche - schnell!"
    "Hab ja auch sonst nichts zu tun...", murmelte ich.
    "Junge, als ich so alt war wie du, da bin ich immer von Mantua nach Rom gelaufen, nur um an ein bischen Wass..."
    "Ja, nee, is klar.", unterbrach ich ihn laut. Ich hatte jetzt wirklich kein Bock um noch die Geschichten von ihm zu hören. Also verließ ich fluchtartig das Zelt. Eier... wo sollt ich jetzt noch Eier herbekommen? Ich hoffte, dass wenigstens alles andere da war. Einkaufen gehen in der Fremde? Nein, danke. Da fiel mein Blick auf die benachbarten Sklavenzelte der anderen Tribunen. Ein wenig Schnorren? Schaden könnte es nichts...

    Noch weiter weg als Griechenland? Ich wusste zwar, dass ich vielleicht einen kleinen Horizont hatte. Aber Osten, wo war das eigentlich? Richtung Griechenland? Ich entschloss mich aber nicht weiter zu fragen, es war ja auch egal, wo ich war, hauptsache ich lebte. Außerdem brachte mich die andere Nachricht zum Schweigen.
    Ich würde also umziehen müssen. Wehren war zwecklos, aber was mich noch mehr störte war die Tatsache, dass Sequestos mitkam. Er regte aber auch immer auf mit seinen Lebensweißheiten. Hoffentlich würde er an Hitze verrecken. Wobei ich es ihm nicht gönnen würde. Ich wusste nie ob ich ihn hassen oder mögen sollte, also versuchte ich ihn einfach zu ignoriern. Ein paar Sekunden peinliches Schweigen.
    "Wann gehts los, und was darf ich machen?", fragte ich dann tonlos.

    Auch wenn die Küche noch ein wenig leerer blieb als ich mir gedacht war, gab ich bereitwillig Auskunft. Wobei diese Auskunft wohl eher unnötig war. Ein wenig genervt antwortete ich: "Wie denn? Ich bin ein Sklave und kein Weltreise." Aber insgeheim träumte ich immer wieder von fremden Ländern. Und von Griechenland. Dem Land, den ich fast alles zu verdanken hatte. Aber nun war ich hier - in Italien. Buah. Aber... Asia Minor? Noch nie davon gehört. Ich kannte die Geographie nich so ganz. Vielleicht sollte ich mich schlau machen... "Wo isn des?", fragte ich also.

    In der Culina war ich sowieso die meiste Zeit, wenn ich sonst nichts zu tun hatte. Es wurde mein Lieblingsort, seitdem ich dort einmal diejenige gesehen hatte, welche es mir besonders angetan hatte. Vom Lagerleben kam ich sowieso nur mit einem halben Ohr etwas mit, so wusste ich nur, dass scheinbar irgrendeine Aufregung war. Es interessierte mich aber eigentlich nicht. Inzwischen hatte ich bessere Dinge zu tun. So stand ich am Herd und pustete in die Flamme. Da kam Cato und ich begruesste ihn mit einem kurzen Nicken, was er jetzt wohl schon wieder wollte? Das Essen war doch meistens gut. Etwas gelangweilt lehnte ich mich gegen die Wand, wartend auf die anderen Sklaven.

    Ich konnte mein Blick nicht abwenden. Sie lächelte leicht ihrem jungen zu und zeigte mit ihrer zarten Hand auf den Koch. Dieser machte sich zu jenem auf. Ich setzte mich vorsichtig in Bewegung. Auf den Holzbrettern, die an der Wand geschlagen waren, lagen vereinzelt tote Tiere und ein bischen Getreide. Ich tat so als würde ich mich suchend umblicken. "Ikare!", ertönte plötzlich die Stimme der Sklavin direkt neben mir. Ich zuckte zusammen und blickte sie halb erschrocken und halb glücklich an. Sie lächelte ein wenig zurück. "Kannst du mir bitte das Getreide geben?" - "Gerne, ja, natürlich!", sprudelte ich heraus. Ich griff nach dem Getreide. Und nahm es in die Hand. Als ich es ihr geben wollte viel ein bischen davon zu Boden. Ich griff danach - sie auch. Unsere Hände begegneten sich. Ich wurde leicht rot - sie auch. Sie löste sich als erstes aus der Erstarrung - wieder lächelte sie. Mir schwanden fast die Sinne bei diesem Lächeln. Ich lächelte und stand auf. Schnell drehte ich mich um, ich konnte sie nicht mehr ertragen - ich war schon viel zu nahe daran. Ich ergriff ein Messer und ein wenig Fleisch, dass ich kleinschnitt.
    "He?!", brüllte da der koch mit seiner hohen Männerstimme. "Was soll das hier? Du das Fleisch ist erst für heute Abend! Mann o mann, jetzt muss ich das wieder frisch halten. Und jetzt kommst du und schneidest es klein!" - "Nana, ich hab doch nicht mal angefangen!", protestierte ich. "Ach komm!", rief der Koch aus. "Geh bitte nach draußen - ich habe keine Geduld." Ich musste grinsen, aber ich hörte brav auf ihn. Ich ging in Richtung der Ställe. Mit einem Blick hinter meine Schulter fing ich noch ein Grinsen der Schönen ein.

    Die ersten Sonnenstrahlen drangen durch das Fenster und fielen an die Wand. Der Ort wurde sofort heller. Der weiße Kalk reflektierte Licht in alle Ecken. Die Feuerstelle auf dem Backstein ließ sich nun gut betrachtet. Der andere und du arbeiteten gerade daran, während der andere das Feuer anpustete und der du darauf ein wenig Fleisch in Öl bruzelt. Dazu schnitt der Koch gerade noch ein wenig Gemüse klein. Geschickt mit seinen kleinen Fingern traf nur das was er treffen wollte. Eine dicke Hornhaut schützte seinen Daumen, mit dem er auch geschickt Obst in der Hand schneiden konnte. Unbeeidruckt von meiner Beeindrung drückte er mir ein Brett mit dem Gemüse in die Hand und meinte, dass ich es zu du und dem anderen bringen sollte. Ich tat es gehorsam und sie schütteten es vom Brett in die Pfanne und es bruzelte mit in dem Öl. Meine Kochfähigkeiten waren weniger toll, ich hatte mal Puls gemacht - und das hat scheiße geschmeckt. Ich blickte zur Gutaussehenden, sie blickte auch zu mir und ich drehte mich schnell wieder weg. Es tat mir irgendwie weh, obwohl sie mich nicht mal berührte - und ich wusste nicht mal wieso. Ich seufzte unhörbar und spürte die Blicke im Rücken, die endlich unterbrochen wurden als ich die Jungenstimme hörte, die irgendetwas von der Mutter wollte. Sie antwortete ruhig - sie hatte eine herrliche Stimme. Ich glaubte die Götter selbst legten ihr die Wörter in den Mund. Ich drehte mich um und betrachtete die langen schwarzen Haare die auf die Schulter vielen und bei jeder Bewegung sich leicht bewegten. Ein paar Schweißperlen kullerten ihre Stirn herunter. Ich würde doch nicht etwas verliebt sein?!

    Dieses Schnarchen war ja nicht auszuhalten gewesen. Die Küche lockte schon den schmalen Gang der Sklavenunterkünfte mit ihren köstlichen Gerüchen entlang. Mir lief das Wasser im Mund zusammen. Die ersten Sklaven bereiteten schon das Frühstück vor. Also konnte es gar nicht so spät sein - oder der Tribun musste früh austehen. Ich gähnte ausgiebig und begrüßte die anwesenden Sklaven - 5 an der Zahl: Die kleine Gutaussehende, die ich mich nie traute anzusprechen. Der Koch höchstpersönlich - typisch mit seinen roten dicken Backen und ansonsten auch nicht besonders schlank, aber dafür umso gütiger. Das eine kleine Kind - geboren von der Gutaussehenden. Das bedeutete immer sie wäre schon vergeben - das machte mich eigentlich traurig, aber ich riss mich immer zusammen. Dann wären da noch die beiden Brüder. Die kamen aus scheinbar sehr entfernten Ländern. Syrien sagte man sich... Sie sprachen zwar Latein, aber nur sehr wenig. Die Sprache auf die sie sich unterhalten war mir fremd, hörte sich aber nett an. Sie ließen sich Faustus und Iullus nennen, aber ich konnte sie nie auseinander halten - also sagte ich immer nur "du", und "der andere".
    Alle blickten kurz auf und nickten in meine Richtung, nur das kleine Kind holte gerade etwas aus einem hölzernen Regal, so bemerkte es mich nicht. Ich schaute mich um und fragte mich, ob es vielleicht noch was zu helfen gab.

    Ich konnte nicht mehr. Ich sprang aus meinem Bett nach Unten. Ich zog eine Sklaventunika an funkelte Sequestos böse an. Aber was brachte es, er sah es ja eh nicht. Ich spannte meine Arme an und überlegte ob ich ihn lieber jetzt schlagen sollte, oder erst aufwecken und dann schlagen. Ich beschloss es ganz sein zu lassen und spritzte mir ein wenig Wasser der Waschgelegenheit ins Gesicht. Jetzt war ich noch wacher als zu vor. Das Hochbett knarzte bedenklich, als Sequestos sich gerade umdrehte. Ich war froh, dass ich schon weg war. Ich öffnete die Tür und trat aus dem Zimmer. Leise schloss ich die Tür hinter mir und stand auf den spärlich beleuteten Gang. Dann ging ich in die Richtung der Küche. Dort war es wenigstens leiser.

    Es schepperte und donnerte, es krachte und blitze und der Lärm ließ keinen Vernünftigen Mann schlafen. Ein naher Donner, ein unglaubliches Gekreisch. So hörte sich es jede Nacht an. Jede Nacht, egal wann ich aufwachte ließ mich ein Gewitter nicht mehr einschlafen. Jede Nacht, ein Gewitter unter mir. Jede Nacht schnarchte Sequestos. Ich hasste es. Mit offenen Augen starrte ich an die Decke und versuchte mich irgendwie so gut es ging in den Lappen, der ursprünglich meine Decke war, einzuwickeln und das Schnarchen zu ingonieren. "Sequestos, du nervst!", murmelte ich, aber das wurde schon von der nächsten anrollenden Schnarchwelle unterbrochen. Der Mensch war eine lebende Folter! Wozu diese vielen Soldaten, wenn man Feinde doch durch ein Schnarchen dieses... dieses... "Menschen" vertreiben könnte. Wenn er doch wenigstens nicht so laut wäre. Ich zuckte zusammen als erwieder anfingen. Ich musste meine ganze Selbstbeherschung benutzen, um nicht auszuflippen. Ich wältze mich um und schrei in meine Decke: "Sequestos, sei leise!" Nicht in der Hoffnung, dass er es hören würde.