Beiträge von Aintzane

    Sim-Off:

    K und k. Kemein und krausam. ;)


    Also doch die Leiter! Aintzane war erstaunt. Sie konnte sich nicht erinnern, dass sie ihre Herrin schon einmal so kaprizioes und flatterhaft erlebt hatte. Der Kutscher mitsamt seiner Kutsche schien keine grosse Rolle mehr zu spielen. Das sollte Aintzane recht sein. Also sah sie aufmerksam zu, wie Fiona die Mauer an die Wand legte.
    Dabei beantwortete sie die Fragen von Deandra. "Danke fuer das Vertrauen! Ich war noch nie in Ostia... aber das sollte kein Problem sein, denke ich. Im Notfall fragt man nach dem Weg nach."
    Die Leiter war gerade lang genug, um das fenster zu erreichen. Aintzane wuenschte sich innerlich, sie haette im Haus nicht einfach so aufgegeben. Irgendwann waere die Tuer doch aufgegangen! Und wenn auch nur mit der Hilfe eines Vorschlaghammers. Es haette ihnen alle viele Scherereien erspart. Und wie es aussah, war noch alles gut gegangen.
    Auf einmal knackste es. Das Echo des berstenden Holzes hallte durch die Haeuserschlucht. In einem Regen von Holzsplittern krachte Fiona von der Leiter hinunter wie ein wuetender Basajaun, wie man die Daemonen des Waldes in ihrer Heimat nannte.
    Doch dieses Spektakel war fast noch furchterregender wie das Erscheinen eines solchen Unwesens.
    Fassungslos und nicht dazu faehig, eine Bewegung zu machen, starrte Aintzane auf den Koerper von Fiona, der am Boden lag. Was sollte sie jetzt tun? Sie wusste es nicht. Hilflos blickte sie zu ihrer Herrin. Wuerde jetzt irgendein Befehl kommen?

    Sim-Off:

    Bitte, bitte. :D So gemein, wie Deandra ist... :]


    Aintzane hätte sich vor Erleichterung fast auf den Boden hingehockt, als Fiona klein beigab. Den Göttern sei Dank! Ihre Sturheit hätte sie noch ins Grab bringen können.
    Nun sah es aber zweifelsohne so aus, dass Deandra nun Fiona auf den Kieker hatte und für eine Zeit auch dort behalten würde. Minna schien noch davongekommen zu sein.
    Seit wann bist du so ein Angsthase und so eine Sorgentante?, fragte sie eine Stimme im Kopf. Die Antwort erübrigte sich. In Sklavenschaft musste man überleben -alles andere war egal. Irgendwie hatte Aintzane das Gefühl, dass die Katastrophe gerade noch verhindert werden konnte.
    Verlässlichkeit, dieses Wort hatte Deandra gegenüber Aintzane gebraucht. Es ging um Verlässlichkeit. Konnte man Verlässlichkeit nicht dadurch bewiesen, dass man eine Leiter hochstieg? Den Befehlen von den Römern zu folgen war keine Verlässlichkeit, sondern vielmehr Hirnverbranntheit. Dass Deandra eine hirnlose Sklavenschaft war, war ihr komplett neu.
    Doch jetzt war nicht der Zeitpunkt, sich über solche Dinge zu wundern. Die baskische Sklavin machte einen taktischen Rückzug, indem sie langsam nach hinten ging und sich neben der kleinen Minna hinstellte, die Aintzane um ein oder zwei Kopfhöhen überragte. Jetzt war sie immerhin außer Reichweite von Deandra, die heute wohl von einem ordentlichen Schuss Wahnwitz beseelt war.

    Nun gut. Selbst Aintzane hatte nicht mehr wirklich damit gerechnet. Und es traf sie sehr hart, als Deandra den Kutscher befahl, die Leiter wegzustellen.
    Die Luft war dick, man konnte sie fast schon angreifen. Fiona sah aus, als ob sie sich sehr hart am Riemen reissen musste, um nicht zu explodieren.
    Aintzane ging es genau so. Was hatte das zu bedeuten? Keine Leiter? Das machte nicht nur keinen Sinn, sondern war schlicht und einfach dumm.
    Da, langsam, in ihrem Hinterkopf, daemmerte die Einsicht hervor. Deandra war nicht dumm. Das hatte Aintzane schon bei ihrem ersten Treffen mit ihrer Herrin bemerkt, und es immer wieder festgestellt. Jetzt wusste sie, wieso sie darauf bestand, dass Minna die Kutsche bestieg, und sie wusste jetzt auch, weshalb sie Fiona so anfuhr und weshalb sie Aintzane zusammen mit ihren ganzen Einwaenden ignorierte.
    Einmal glaubte sie es zu wissen. Es war ein Machtspiel, dass Deandra nicht nur gewinnen wollte, sondern auch unweigerlich musste. Deandra wollte den beiden neuen Sklavinnen zeigen, wer die Herrin war. Was sollte es denn sonst sein?, fragte sie sich, und sie war sich bewusst, dass die Antwort darauf lauten wuerde: "Nichts."
    Langsam fuhr sie sich mit der Hand zum Mund, als ob ihr die gesamte Grausamkeit und Haesslichkeit der Welt erst jetzt bewusst werden wuerde.
    Nebenbei bemerkte sie, dass der Kutscher wohl kein so uebler Kerl war, wie sie es immer gedacht hatte. Er gab sich fuer das ganze die Schuld!
    Ein anstaendiger Mensch.
    In diesem Moment fiel ihr auf, mit was fuer einem borstigen Blick Fiona Deandra anschaute. Aintzane konnte sich nicht ausdenken, was jetzt noch alles passieren koennte. Sie sah die Eskalation direkt vor sich.
    Aintzane beschloss einzugreifen.
    Sie machte ein paar Schritte zu Deandra hin. "Herrin!", rief sie, in der Hoffnung, dass Deandra sie ueberhaupt zur Notiz nahm. Doch kaum hatte dieses Wort ihren Mund verlassen, wurde ihr bewusst, dass sie jetzt auch begruenden musste, wieso sie Deandra gerufen hatte. Also improvisierte sie. "Ich steige auf die Kutsche hinauf.", meinte sie. Sie hustete es fast aus sich heraus. Indem sie vor der herrin katzbuckelte, sah sie die einzige Chance, diesen Konflikt zu beenden, auch wenn sie ihre noble Herkunft damit komplett verleugnete. In dieser Weise versuchte sie Deandra zur Vernunft kommen zu lassen, waehrend sie Fiona einen Blick zuwarf, der unzweifelhaft einer verzweifelten Frau gehoerte.

    Aintzane wollte ihren Ohren nicht trauen. "Wie?", fragte sie nach. Wollte ihre Herrin ihr etwa auf eine ihrer subtilen Arten vermitteln, dass sie die gertenschlanke Aintzane dick finden wuerde? Fassungslos und empoert sah sie ihren Bauch hinunter, dorthin, wo auch die Augen von Deandra gelegen waren. Der aengstlich wirkende Kommentar von Minna, dass sie nicht besonders gut klettern konnte, bestaerkte sie in ihrer Ablehnung zu jener Idee.
    Also haette sie bald etwas ziemlich Dummes getan und ihre Herrin gefragt, ob sie Aintzane fuer bloed verkaufen wollte, da sah sie aus der Ferne Fiona mit dem Kutscher kommen. "Oh, beim Lebensbaum von Gernika! Eine Leiter!", rief sie erleichtert aus. Dann drehte sie sich unauffaellig zu ihrer Herrin um. Die Baskin witterte Sturm. Hoffentlich bestand sie nicht darauf, dass ihre Sklavinnen auf der Kutsche herumturnen mussten... Das konnte man noch wirklich haben, bei jenem Missmut, den Deandra an den Tag legte.
    Noch wusste sie noch nicht aufs Vollste, ob sie schon wirklich erleichtert ausatmen durfte.

    Zitat

    Original von Minna
    ..."Aintzane, hast du vielleicht eine Idee, wie wir da hoch kommen sollen?"


    Aintzane antwortete mit einer knappen, buendigen Antwort so schnell wie ein Pfeilschuss: "Nein, habe ich nicht." Nach einem kurzen Zoegern fuegte sie hinzu: "Hmm... eine Leiter?" Allerdings hatte sie keine Ahnung, woher man auf die Schnelle eine Leiter bekommen koennte. Ach, ihr Goetter, wieso musste das Leben immer so kompliziert sein?
    Doch bevor sie noch einfach vorschlagen konnte, wieder hinein zu gehen und Deandra das Scheitern der Mission zu beichten, sah Aintzane ihre Herrin mit jener rothaarigen Sklavin... wie hiess die doch gleich? Etwas mit F...
    Doch Zeit zum Ueberlegen blieb ihr nicht viel, da kam schon Deandra daher und betrachtete Minna und Aintzane kritisch.
    Da schien ihre Herrin eine Idee zu haben. Aus den Worten, die sie an die Sklavin richtete, erfuhr Aintzane gleich zwei wichtige Tatsachen.
    Erstens, die Sklavin hiess Fiona, natuerlich, jetzt konnte sich Aintzane wieder erinnern.
    Und zweitens, ihre Herrin wollte sie alle umbringen. Entgeistert starrte Aintzane ihre Herrin an (auch wenn sich das nicht wirklich gehoerte). "Wir sollen da drauf steigen? Was ist, wenn der Stoff reisst oder das Holz zusammenbricht? Was ist, wenn..." Haenderingend suchte Aintzane nach einem weiteren Argument, um ihre Herrin davon abzuhalten, ihre Sklavinnen auf der Kutsche Kletteraffen spielen zu lassen. "Ist das wirklich eine gute Idee, Herrin? Wieso schauen wir uns nicht einfach nach einer Leiter um?"

    Was? Draussen durchs Fenster krabbeln? Nun war es Aintzane, der die Luft wegblieb. Wie Einbrecher durch ein Fenster in ein Haus hineinkommen. Würde sie jemand auf der Straße sehen, würde er unweigerlich denken, eine Bande mache sich an einem verlassenen Haus zu schaffen. Innerlich war sie wohl auch amüsiert, als ihr der Gedanke kam, dass Deandra wohl auch nur durch das Fenster in den Raum kommen könnte.
    Aber der Gedanke, durchs Fenster einzusteigen, gefiel ihr überhaupt nicht. Sie war, obwohl sie eine Sklavin war, noch immer eine Adelige - selbst wenn die Römer jenen baskischen Adel als barbarisch betrachten würden. Sie würde eine Alternative finden. Was konnte man da tun?
    Um Zeit zu schinden, nahm sie einen Fetzen und wischte den Tisch ab, auf den ihre Herrin gerade noch geekelt gedeutet hatte. Sie wischte, während ihr Hirn arbeitete. Sollte sie die Tür eintreten? Nein... gab es in der Casa einen Hebel? Wohl kaum, sie waren ja nicht in einer Werkstatt.
    Außerdem würde sie eh nur ausgeschimpft werden, sollte sie die Tür kaputt machen... und sie hielt es nicht für angebracht, ihrer Herrin zu widersprechen.
    Sie wandte sich, als sie fertig war, zu Minna und nützte den Umstand, dass ihre Herrin lamentierend durch das Schlüsselloch schaute, dazu, um die Augen zu verdrehen.
    "Es hat ja keinen Sinn. Also dann...", meinte sie ohne große Begeisterung.

    Sim-Off:

    Danke! :)


    "Zimmer einrichten?", echote Aintzane auf die Befehle ihrer Herrin. "Das heisst, du willst wirklich hier uebernachten?", fragte sie. Allerdings wusste sie, dass sie nicht sehr gut beraten war, wenn sie an den Entschluessen ihrer Herrin zweifelte.
    "Dann... gehen wir!" Sie nickte der Sklavin neben Deandra freundlich und auffordernd zu. "Und... Minna heisst du? Es freut mich sehr, dich kennen zu lernen. Ich glaube nicht, dass du mich schon kennst - ich bin Aintzane." Sie laechelte ihr Gegenueber an. "Ich hoffe nur, die Tuer funktioniert...", sie griff mit ihrer Hand an den Tuerknauf und versuchte, ihn aufzubekommen. Keine Chance. Das Schloss war schon komplett verrostet. Aintzane ruettelte dran und versuchte mit aller Kraft, die Tuer aufzubringen. Es ging nicht. Muehsam widerstand sie der Versuchung, der Tuere einen Stoss mit ihrem rechten Fuss zu geben. Sowas tat man nicht. Und ausserdem haette sie sich dann wieder von Deandra was anhoeren muessen. "Roemische Qualitaetsarbeit erster Ware, das beste, was die Welt zu bieten hat.", murmelte sie ganz leise sarkastisch in sich hinein. Dann gab sie seufzend auf und wandte sich ihrer Herrin und Minna zu. "Hier endet die glorreiche Reise. Was nun? Fliegen koennen wir nicht." Waere bloss Assindius dabei!, dachte sie sich, er haette sicher eine Loesung gehabt. Wieso mussten sie ueberhaupt zu diesem Haus hier in Ostia kommen?

    Sim-Off:

    Hallo! Ich habe mit Deandra abgesprochen, dass Aintzane hier auch mitmachen darf... ich hoffe, dass ihr nichts dagegen habt. ;)


    Die Tuere wurde aufgemacht, und ein Luftzug durchlueftete den Raum. Die Staubfetzen wurden komplett aufgewirbelt und veranstalteten einen seltsamen Tanz durch das Vorzimmer.
    Aintzane, die dafuer verantwortlich war, dass die Tuer aufgegangen war, machte sie schnell wieder zu, um die Zugluft abzuwuergen.
    Einen entschuldigenden Blick warf sie auf ihre Herrin, Deandra. Dann meinte sie: "Salvete! Ich und der Kutscher haben endlich einen Platz gefunden, wo die Kutsche untergebracht werden konnte... ein leerstehender Stall, gleich um die Ecke. Er kuemmert sich jetzt um die Pferde.
    Also, dass ist diese Casa?", fragte sie zweifelnd, waehrend sie ihre Stirn runzelte und umherblickte. Das Chaos, das hier herrschte, war nicht inspirierend oder hatte etwas subtil kunsthaftes. Es wirkte nervoes. Und Aintzane wuerde alles darauf verwetten, dass es hier Spinnen gab. Viele Spinnen.
    Tatsaechlich sah sie, wie vorne eine ihr unbekannte Sklavin durch eine Tuer verschwand, wohl, um den Weg fuer Deandra abzusichern.
    Aintzane ging langsam, vorsichtig darauf bedacht, nicht selbst auf eine Spinne zu treten - sie hegte wie ihre Herrin, keine uebermaessige Zuneigung zu diesen Viechern - zu Deandra und einer zweiten, ebenfalls fremden, Sklavin zu, die im Raum standen.
    "Schoenes Haus.", meinte sie, waehrend sie ihre Augen nicht von der maroden Decke losloesen konnte.

    Sim-Off:

    Tschuldigung! War auf Urlaub und habe es euch leider nicht gesagt... Zeitdruck. :( Bitte um Verzeihung.


    Aintzane hatte sich kommentarlos im Hintergrund gehalten, als es den beiden hochwohlgeborenen Damen in ihren gepflogenen zivilisierten Sitten in ihren mit römischer Bildung bedachten Sinn kam, mit ihren edlen, schönen Mündern die Gegend vollzuspeien, dass es jeder Sau grausen würde. Sie putzte, krampfhaft angestrengt, kein Wort von ihren Lippen entgleiten zu lassen, die Kleider der Römerinnen von den ärgsten Fetzen des Erbrochenen ab.
    Das Wasser und das Brot reichte sie auch nach, obwohl sie dabei gewaltige Bedenken hatte - Nahrung heizte normalerweise den Brechreiz nur noch mehr an - doch sie tat es ohne viel Widerstand, während sie mit ihren Augen die Kutsche nach einem sicheren Plätzchen abtastete. So eines würde sie brauchen, würde diese Schweinerei wieder anfangen.
    Die Kutsche ruckelte los - äußerst unsanft, wie Aintzane fand. Wie dem auch sei, sie würde rechtzeitig zurückspringen können, wenn es einer Römerin zum wiederholten Male beliebte, ihre Umgebung mit Kotze zu verseuchen.
    Als sie darüber nachdachte, war sie zum ersten Mal froh über den ekeligen Fraß, den Sklaven immer zu essen bekamen. Er war wenigstens gesund.

    Es schockierte Aintzane, dass ihre Herrin ihr so offen und traurig antwortete. Aber, sie konnte Deandra verstehen. Sie wusste, was mit ihren Adoptiveltern geschehen war. Betroffen nickte sie nur.
    Nichtsdestotrotz schauderte sie, als Deandra behauptete, es gäbe nichts mehr, worauf sie sich freuen könnte.
    "Sag das nicht." Ihre Worte klangen zwar beruhigend, aber scharf. Sie war nur Sklavin, und typischerweise hassten Sklaven ihre Herren - mehr oder weniger - , doch Aintzane fühlte sich ihrer Herrin verpflichtet. Sie würde nicht zulassen, dass Deandra seelisch so dermaßen verstumpfte.
    Und überhaupt - was hatte sie überhaupt Grund zu jammern? Aintzane hatte gar nichts. Keine Zukunft. Vielleicht war ihre Freilassung etwas, worauf sie sich freuen konnte... etwas, das sowieso nie passieren würde.
    "Es wird schon wieder.", meinte sie zu ihrer Herrin, lächelte und erhob sich. In diesem Moment war nämlich ein Signal von Camryn gekommen - alle Sklaven wurden in die Schlafbarracken befohlen. "Wir sehen uns morgen.", meinte Aintzane zur Römerin und ging dann davon, sich noch drei-, viermal umsehend.


    Am nächsten Morgen war dann alles marschbereit, und die Wagen der Aurelier zuckelten los - Richtung Italia.

    Während noch Aintzane über dem Geschirr stand und auf den Sklaven wartete, fühlte sie plötzlich hinter sich. Doch dass sie angesprochen wurde, kam für sie so überraschend, dass sie zusammenfuhr, ein "oh" ausstieß und sich schnell herumdrehte. "Oh! Der Herr Corvinus!", machte sie erleichtert, während sie fühlte, wie ihr Herz noch vor Schrecken raste. "Alles in Ordnung!", beschwichtigte sie ihn. "Wir haben alles im Griff! Es ist nur so... dieser Dämlack von..." Was war jetzt der Name des ungeschickten Afrikaners? Ulumba? Unawa? Sie hatte keine Ahnung. "Jemanden ist da eine Kiste aufgegangen.", erklärte sie, während sie versuchte, vollkommenen Gleichmut in ihr Gesicht zu bringen und sich nicht ihren Ärger ansehen zu lassen.
    "Ah! Da kommt er ja schon!", machte sie, als sie besagten Sklaven wieder herankommen sah. Diesmal hatte er eine ordentliche Kiste dabei.
    "Ist ja - den Göttern sei Dank - nichts kaputtgegangen." ...hoffte sie einmal. "Wir kommen gut vorwärts. In zwei Stunden - oder so - sind wir fertig."
    Da deutete Corvinus auf Deandra. Aintzane blickte ebenfalls zu ihr hin und nickte bei Corvinus' Worten. "Gut. Ich gehe."
    Sie deutete mit dem Kopf eine Verneigung an, wandte sich von ihm ab und ging zu Deandra.
    Erst von Nahem konnte sie erkennen, dass es Deandra wirklich nicht gut ging. Auf ihrer Palla konnte man ein paar feuchte Flecken erkennen. Regentropfen? Nein, es hatte den ganzen Tag nicht geregnet. Sie hatte nur eine Erklärung. Deandra fühlte sich mies.
    Der Feldstein war groß genug, dass sich Aintzane neben ihrer Herrin hinsetzen konnte und dabei doch noch einen Respektabstand einhalten konnte. "Herrin? Deandra? Alles in Ordnung?", fragte sie so vorsichtig und sanft wie möglich nach.

    Sim-Off:

    Schreiben! Lang ist's her... aber waren wir wirklich 1 1/2 Jahre in Germanien? 8o Kommt mir lang vor...


    Ein kalter Windhauch fegte über den Vorplatz der Villa... mitten im Sommer. Aintzane zog ihren Umhang noch etwas enger um ihre Schultern. Sie hätte sich wirklich ein dickes Wollkleid anziehen sollen... doch in Erwartung der warmen Temperaturen Italiens hatte sie sich schon ihr schönstes grünes Kleid angezogen, sich so gut es ging hergerichtet und sich die Haare ausführlich gewaschen. Warum, wusste sie selber nicht. Aber sie erklärte es sich damit, dass sie die Rückkehr in ein warmes, gesittetes Land möglichst feierlich begehen wollte.
    Doch nun waren sie immer noch in Germanien. Es fröstelte sie ganz leicht. Es gab durchaus angenehmes Frösteln - zum Beispiel wenn man gerade aus der größten Hitze einer Wüste kam. Oder wenn man sich im Sommer in einen Gebirgsbach stürzte... Wie aufs Stichwort hörte sie hinter sich ein Krachen.
    Es war nur einem Reflex zu verdanken, dass sie sich nicht erst umsah, sondern auf die Seite sprang. Denn in diesem Moment flog einem afrikanischen Sklaven, der Geschirr trug, die Kiste auseinander. Das nicht sehr neue Holz platzte buchstäblich auseinander, mit einem knarzenden, irgendwie feuchten Laut, den man von brechendem morschen Holz kennt.
    Aus der Vorderseite der Kiste flogen Teller, Messer und Gabeln auf die Stelle, wo Aintzane gerade noch gestanden war. Das hätte böse enden können, wenn sie nicht gerade noch aus dem Weg gegangen wäre. Fassunglos schaute Aintzane auf das Geschirr, das aus Metall bestand und damit wenigstens nicht in die Brüche gegangen war. Der schwarze Sklave schaute schuldbewusst sein und ließ seine zerbrochene Kiste hängen. Wütend blitzte die Baskin, die gerade einer Serie von sehr unangenehmen Verletzungen entgangen war, den Mann an. "He, du Affe! Willst du mich umbringen, oder was?" Der Sklave hob gerade zu einer umständlichen Erklärung und Entschuldigung an, als sie dann abwinkte. "Am besten, du besorgst dir eine neue Kiste. Eine, die nicht so morsch ist wie die. Und dann sammelst du das Zeug da auf." Komisch, dass eine Sklavin so mit einem Sklaven redete... dies war wohl eine der Begebenheiten, wo man Aintzanes adelige Herkunft erkannte.
    Der Sklave, Befehle gewohnt, nickte automatisch und hastete wieder ins Haus hinein.
    Aintzane stieß ein leises Seufzen aus. Sie blieb beim Geschirr stehen, damit niemand hineintreten oder etwas wegklauen könnte, und blickte sich um. Sie erkannte Camryn, die mit einer Tafel und einem Schreibgriffel an diversen Kisten vorbeiging. Sie lächelte und winkte ihr zu.

    Aintzane sah fassungslos zur Hündin hin. Wieder stieg Furcht in ihr auf. Hatte dieses Tier etwa die Tollwut?
    DSie folgte dem deutlichen Wink der Herrin, warf dem Soldaten ein entschuldigendes Schulterzucken und ein Lächeln zu, und beugte sich dann ebenfalls in den Schacht hinein.
    "Ein Tier? So einen Zirkus veranstaltet ein Hund wegen eines Tieres?", fragte Aintzane ihre Herrin, während sie sachte ihre Stirn runzelte. "Hmm... ich glaube eher, dass es etwas zu Fressen ist. Vielleicht ist dem Köter einfach sein Lieblingsknochen hineingefallen, und jetzt will er, dass wir ihn da herausfischen! Nein, danke!" Ihr Magen revoltierte bei der Vorstellung eines vollgesabberten, zerbissenen Knochen mit vergammelnden Fleischresten daran. Und ihn dann noch herausholen!
    "Ein Königreich für eine Fackel.", meinte sie leise, als sie sich noch tiefer herunterbeugte. Tiefste Schwärze. Nichts zu sehen.
    Sie formte ihre Hände vor ihrem Mund zu einer Flüstertüte und rief laut: "HALLO?" in das Loch hinein. "Lo-lo-lo-o-o-o...", kam es aus dem Schacht wieder heraus. Er musste wirklich tief sein.
    Aintzane schwante plötzlich etwas... könnte hier drinnen jemand sein? "Hallo, ist hier jemand?", rief sie laut in die schwarze Tiefe.

    Aintzane war wirklich so närrisch gewesen und war ihrer Herrin in die Nacht gefolgt. Sie hätte sich dafür eine Watsche nach der anderen geben können. Einen Hund folgen - und der führte sie dann direkt vor die Nase eines misstrauischen Soldaten! Sie zupfte sich ihr Kleid zurecht und richtete sich schon auf eine Nacht im Gefängnis ein. Sie war sich nicht sicher, aber sie hatte gehört, es gäbe Ausgehverbot in den germanischen Städten bei Nacht.
    Wie grenzenlos dumm, dass sie nicht einfach in ihrem Bett geblieben war! Vielleicht wäre sie wieder eingeschlafen und hätte was Schönes geträumt. Aus der Traum, zerplatzt wie Seifenblasen. Jetzt stand sie hier.
    Aber Aintzane bemerkte, wie der Soldat sie als Dame adressiert hatte. Sie lächelte ihm freundlich zu. So etwas hatte noch nie ein Mann zu ihr gesagt.
    "Der Hund?", erwiderte Aintzane auf Deandras Frage. "Das weiß ich nicht. Wieso springt er in diese Pfütze? Ist da vielleicht etwas?", fragte sie, halb ihre Herrin, halb den Soldaten.

    Aintzane nahm den kleinen Scherz der Herrin zu Kenntnis, beließ es aber dabei. Sie war für ein Lächeln viel zu angestrengt.
    "Was ich vorschlage?", echote sie, tief in ihre Gedanken verstrickt. "Der Hund will also nicht ins Haus. Er geht auch nicht fort. Was hat das zu bedeuten?"
    Sie war einigermaßen ratlos. Und ihr blieb nichts anderes übrig, als das zuzugeben. "Ich habe keine Ahnung, was wir da tun können." Dann atmete sie tief ein und setzte einen Schritt vorwärts, auf den Hund zu.
    Da sprang der Hund auf, rannte ein paar Fuß von der Stelle, wo er eben noch gewesen war, fort und kläffte zum wiederholten Male.
    "Will er uns... etwas zeigen?", fragte Aintzane Deandra ziemlich verwirrt.

    Deandra drehte sich zu Aintzane hin. Der Gesichtsausdruck der römischen Herrin spiegelte Verwunderung wider. Die Baskin jedoch wedelte mit ihren Armen umher, als ob es darum ginge, Fliegen zu verscheuchen. Sie wollte Deandra davor bewahren, eine große Dummheit zu machen.
    "Nein, ich kenne ihn nicht!", rief sie zu Deandra hin, auch wenn das nicht die ganze Wahrheit war - den Hund kannte sie aus ihrem Traum, aber wenn sie diese Geschichte Deandra erzählen würde, würde sie unzweifelhaft für verrückt erklärt werden.
    "Aber er schaut gefährlich aus!", fügte sie hinzu. Das Tier war tatsächlich ein abgemagertes Gerippe. Aintzane hatte wenig Zweifel daran, dass dieses Biest in Punkto Essen wenig wählerisch sein würde. Vielleicht würde dem Köter auch Menschenfleich munden... hmmm, eine pikante Römerin als Hauptspeise und als Nachtisch gibt es baskisches Geschnetzeltes... dieser Gedanke behagte Aintzane überhaupt nicht. Im Gegenteil, ihr Magen drehte sich dabei um.
    "Was will er überhaupt von dir?", fragte sie noch zusätzlich. So ein Hund kam doch nicht ohne Grund einfach in ein Haus hinein und kläffte die Leute an. Hätte der Hund wirklich etwas zum Essen haben wollen, wäre er ohne Umschweife in die Küche gerannt. Oder sich über die schlafenden, wehrlosen Menschen hergemacht, ohne erst Radau zu schlagen. So langsam, ganz langsam, kamen Aintzane leise Zweifel an der Theorie, dass der Hund gefährlich wäre. Irgendetwas war faul an der Sache.

    Aintzane zuckte ebenso wie Camryn zurück, als diese einen gellenden Schrei ausstieß. Dabei wäre sie fast noch einmal, schlaftrunken, wie sie war, gestolpert. Wie geschickt du heute bist!, frotzelte eine Stimme in ihr drinnen.
    "Alles in Ordnung?", fragte Aintzane leicht amüsiert die verschreckte Irin. "Und, na ja, ich könnte dir ja helf... einen HUND!?", unterbrach sie sich mitten in ihrem Satz. Plötzlich war sie hellwach. "Birao egin...", entfuhr es ihr. Eigentlich war es ja ein ziemlich anstößiger Fluch... aber den Göttern sei Dank, dass es hier niemand verstand.
    In ihrem Gehirn begann es zu arbeiten. Ihr Traum - und dann noch ein Hund... Sie sah Camryn an. "Das bedeutet nichts Gutes.", meinte sie und schritt hastig in den Hof hinaus.
    Dort stand Deandra, zusammen mit dem Hund. Sie bekam fast einen herzschlag, als sie das Biest sah. Es sah genau so aus wie einer der Hunde, die sie in ihrem Alptraum zerrissen hatten. Aintzane konnte sich noch genau erinnern. Es war nämlich genau das Monstrum gewesen, dass ihr direkt ins Gesicht gebissen hatte, sodass sie aufgewacht war.
    Aintzane eilte auf ihre Herrin zu, die Augen vor Schreck geweitet. "Nein!", rief sie. "Geh weg von dem Köter! Er ist gefährlich!"
    Und wie zur Bestätigung begann der Hund sie unvermittelt mit einem irgendwie gefährlich ausschauenden Blick anzusehen. Aintzane hielt mitten in ihrem Gang inne. Dieses Mal würde sie sich nicht wieder der Gefahr aussetzen.

    Sim-Off:

    Tja, Camryn... ich fürchte, Deandra hat nicht dir die Frage gestellt, sondern dem Hund. ;)


    Aintzane schreckte auf. Wieso, das wusste sie nicht. Sie hatte einen Alptraum gehabt; irgendetwas mit Hunden, die über sie herfielen und ihr nach dem Leben trachteten. Hunde, die sie zerfleischen wollten... sie fand sich also nun im Bett. Der Traum war so real und unheimlich gewesen, dass sie hellwach war. Wie war das möglich? Sie tastete vorsichtig nach links, wo Camryn immer lag - hoffentlich hatte, sie sie nicht aufgeweckt - , fühlte aber nur die Borsten der rauhen, unangenehmen Bettdecke, die über harte Holzplanken gezogen war. Sonst nichts. Camryn war fort. Wohin denn bloß? Sie setzte sich auf. Das Kreuz schmerzte ihr. Langsam erhob sie sich aus ihrem Bett und ging mit etwas hölzerenem Schritt auf die Tür aus den Sklavenräumen heraus.
    Sie stolperte fast schon bemerkenswert unelegant über die Schwelle und erfing sich gerade noch, bevor sie in eine andere dunkle Gestalt, die die Nacht durchkreuzte, hineingefallen wäre. "Camryn?", fragte Aintzane mit einem etwas ungläubigen Ton, etwas undeutlich, als ob sie vor Schläfrigkeit betrunken wäre. "Wasmachsduda...", kam undeutlich aus ihr heraus. Sie atmete tief ein und aus, und tatsächlich - ihre nächsten Worte klangen deutlicher. "Wieso bist du auf? Es ist Schlafenszeit... komm doch wieder ins Bett." Dann blöickte sie unwillkürlich in die Richtung, die Camryn angesteuert hatte - die Küche. "Hast du denn noch Hunger?", fragte Aintzane fast noch etwas erstaunter.

    Hinter Deandra und Loki stampfte Aintzane hinterher. Aus ihren Lippen quollen in regelmäßigen Abständen leise Verwünschungen, als ihre Schuhe wieder einmal fast im Schlamm stecken blieben. Der Tag dämmerte schon, und sie rieb sich die Augen. Das Adrenalin, welches noch von ihrem Abenteuer mit dem Bären überschüssig war, rauschte noch in ihren Ohren. Ihr Herz pochte heftig.
    Die Kälte, die herrschte, sowie die Feuchtigkeit der Luft, machten ihr zu schaffen. Allerdings wohl nicht so sehr wie Deandra, die vor ihr fröstelnd stehengeblieben war. Aintzane blieb gleichfalls stehen und schaute herum. Moorlichter. Sie umschwirrten die kärgliche Vegetation des Sumpfes und die dicht bewachsenen Bäume. Staunend beobachtete sie das Phänomen. Gleichzeitg bemerkte ihr, wie kalt es war. Sie musste noch nicht zittern, aber der körperliche Drang dazu war nicht mehr weit entfernt, er lag bei weitem näher als Mogontiacum, wo sie endlich wieder frisches Gewand bekommen würde.
    Da zog Loki das Schwert. Aintzane zuckte zusammen. "Was ist da los?" Nein, nicht schon wieder ein Bär! Der Anblick der Waffe, in denen sich die Moorlichter widerspiegelten, flösste ihr auf eine eigentümliche Weise Angst ein.
    "Ist alles in Ordnung, Herrin?", wandte sie sich dann an Deandra, deren Zähneklappern sicher bis rüber nach Gallien zu hören war.