Beiträge von Flavia Epicharis

    Es war Epicharis stets ein Rätsel, wie zuvorkommend und schnell manche Sklaven – und scheinends waren die flavischen die Schnellsten – agierten. Sie hatte sich eben erst dazu entschlossen, sich zu setzen, um dann vor lauter Aufregung sogleich wieder aufzuspringen und lieber stehend zu warten, als eine kleine Schwadron sie umzingelte. Epicharis musste nicht viel tun. Sie reichte einer alternden Sklavin ihre Hände. Die Ringe wurden ihr von den Fingern gezogen, das verschlungene, goldene Armband gelöst und neben den Ringen und den Krügen auf dem Tisch platziert. Während zwei Sklavinnen schnell und gründlich ihre Hände und Unterarme mit Wasser und Seife vom Straßenstaub befreiten, warf Epicharis aufmerksame Blick im Atrium umher. Es sah aus wie an dem Tag, da sie Rom verlassen hatte, doch außer ihr und ein paar Sklaven war noch niemand anwesend. Bald waren die Sklavinnen fertig, eine dritte hatte sich zeitgleich an ihren Sandalen aus feinstem Antilopenleder zu schaffen gemacht, und so widmeten sie sich nun ebenso schnell und nicht minder gründlich den schlanken Fesseln Flavia. Es war unumgänglich, dass sie sich hierzu nun doch setzte, wobei sie durchaus auch die vielen kleinen Köstlichkeiten bemerkte, die herangetragen worden waren. Sie entschied sich kurzerhand für eine Pflaume und nahm gleich eine zweite, weil die erste so süß und saftig gewesen war. Derweil bemühte sich eine weitere Sklavin, Epicharis' Haar zu entwirren. Eben trocknete man ihre kitzeligen Füße mit dem Leinen, als Schritte laut wurden und ganz offensichtlich näher kamen. Epicharis' Unruhe wuchs nun wieder ins Unermessliche, und noch bevor sie ihre Sandalen abermals trug oder auch der zweite Fuß getrocknet worden war, erblickte sie Gracchus, den der Flur soeben ins Atrium spuckte, und da hielt sie nichts mehr auf ihrem Sitzplatz. Epicharis sprang auf, trat natürlich genau in die gefüllte Seifenwasserschüssel hinein – was sie allerdings keineswegs störte – und lief dann mit großen, nassen Schritten und wehenden Kleidern auf den lieben Verwandten zu; natürlich nicht, ohne mit einem sphärischen, spitzen Schrei ihre Freude auszudrücken. „Manius!“


    Kein Augenzwinkern später wehten Epicharis' offene Haare aus der Luft an ihren Rücken, getragen vom Wind, den ihre Schnelligkeit verursacht und sie in Gracchus' Arme getrieben hatte. Recht behände hatte sie ihre Hände unter Gracchus' Armen hindurch geschoben und auf seinen Rücken gelegt, ihren Kopf an seine Schulter gelegt. Ein Hauch Rosenduft war mit ihr eingetroffen und stieg Gracchus sicherlich in die Nase. Epicharis jedenfalls seufzte, eine Mischung aus Erleichterung und Zufriedenheit, und sie drückte Gracchus eine ganze Weile, bis sie sich besann, dass er ja doch stets etwas verwirrt auf solche Gefühlsausbrüche ihrerseits reagierte. Da ließ sie dann ein wenig lockerer, trat einen halben Schritt zurück, legte den Kopf ein wenig in den Nacken und sah auf zu ihm. „Ich bin ja so froh, dich zu sehen! Wie geht es dir? Was machen Antonia und Minor? Und Furianus und Piso und alle anderen? Was haben Marcus und ich verpasst seit unserem letzten Besuch? Du musst mir unbedingt alles erzählen!“ Epicharis' Augen strahlten regelrecht, als sie Gracchus ansah und dabei baren Fußes ein klein wenig vor Gracchus auf und ab hüpfte. Epicharis störte es nicht, sich so zu geben. Sie und Gracchus verband etwas, das wusste sie schon seit ihres sehr vertrauten Gesprächs vor vielen Monaten mit absolut unerschütterlicher Sicherheit. Sie musste ihm keinen Anstand vormachen, und ganz nebenbei wollte sie das auch gar nicht.

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    Original von Acanthus


    "Salve, Herrin!" stammelte er etwas verlegen, was wirklich selten geschah. Sie sah ein wenig mitgenommen aus, zweifellos von der Reise - Acanthus war wohl besser über die Aufenthaltsorte diverser Familienmitglieder informiert als die meisten Bewohner der Villa.
    "Willkommen zuhause! Soll ich jemanden von deiner Ankunft unterrichten?"


    Epicharis, die immer noch strahlte, sah gelinde über die Verlegenheit des Ianitors hinweg und machte sich darüber auch keine weiteren Gedanken. Sie war eben sie selbst, und die Freude musste einfach aus ihr heraus, sonst würde sie einfach überschäumen. Endlich war sie zurück, nach gefühlten Jahren des Reisens! Sie freute sich über diesen Umstand sogar so sehr, dass sie den zurück gebliebenen Aristides einen Moment lang vollkommen vergaß. Acanthus bot ihr an, die Nachricht ihrer Ankunft weiterzutragen, und Epicharis nickte freudig - bis sie ihren Blick an sich hinunter gleiten ließ und nicht mehr ganz so sicher war, ob sie nicht erst ein Bad nehmen und den Staub abwaschen sollte. Die Gedanken zerrten sie hin und her, sie biss sich in ihrer Unschlüssigkeit auf die Unterlippe und entschied sich schließlich, dass Familie wichtiger war als Staub und sie es wohl nicht mehr aushalten würde, binnen der nächsten halben Stunde niemandem um den Hals fallen zu können. "Ja!" sagte sie daher inbrünstig. "Sag Gracchus Bescheid und Antonia und...ach, sag einfach allen Bescheid!" Epicharis lächelte den Ianitor begeistert an und zeigte dann unbestimmt in die Stadt hinter sich. "Es wäre gut, wenn du jemanden losschicken könntest, um meine Sachen zu holen. Die Kutsche steht vor der Porta Naeva" , sagte sie. Immerhin war sie mit der Sänfte bis hierher gekommen, und Wagen durften erst nachts wieder fahren.

    Ein Baum, kein Baum. Ein Baum, kein Baum. Ein Baum, kein Baum. Ein Baum....
    Es hatte nicht lang gedauert, bis Epicharis eingeschlafen war, auch wenn sie sich große Mühe gegeben hatte, wach zu bleiben. Doch bei der Eintönigkeit der Straßen zwischen Baiae und dem nördlich gelegenen Rom war es wohl auch kein Wunder, dass sie bald eingenickt war. Hinzu kam das sanfte Einlullen der wackelnden Kutsche. Hin und her und her und hin wurde sie geschaukelt, und bald war ihr Kopf an die Seite ihrer Sklavin gesunken und Epicharis schlief selig.


    Viel mehr passierte nicht auf der Reise, die Tage liefen beinahe alle so ab. Hin und wieder spielte sie mit den sie begleitenden Sklaven oder mit Aristides' Klient Fuscus, denn ihr Mann hatte darauf bestanden, dass der sie begleitete, aber obwohl Epicharis Brettspiele sehr gern spielte, war ihr auch das bald langweilig, zumal sie ohnehin nicht mehr stillsitzen konnte, je näher sie nach Rom kamen. Nachdem Gracchus ihr geschrieben und abgesagt hatte, hatte Epicharis lange überlegt. Aristides und sie hatten zwar nach wie vor ein gutes Verhältnis zueinander, aber mit dem Nachwuchs wollte es nicht so recht klappen, was sie auch versuchten. Doch Epicharis kam nicht nur deswegen nach Rom, sondern zu allererst wegen der ausgeschlagenen - und erwiderten! - Einladung. Vor gut drei Wochen hatte sie dann ihren Entschluss gefasst und Marcus gebeten, fahren zu dürfen. Er selbst hatte überlegt, mitzukommen, jedoch hatte Agrippina hier wieder ihre Finger im Spiel gehabt, und so kam Epicharis nun allein, froh darüber, immerhin ein paar Wochen ohne Aristides' Mutter zu verbringen, auch wenn sie ihren Mann am liebsten mitgenommen hätte.


    Vor den Toren der Stadt waren sie umgestiegen, von einer Kutsche in eine Sänfte, und während sie dann durch Rom getragen wurde, wippte Epicharis ungeduldig mit dem Fuß. Sie glaubte bald, nicht mehr stillsitzen zu können, und als das Haus der Flavier dann schließlich in Sichtweite kam, sprang sie kurzerhand ziemlich undamenhaft, zum Erschrecken ihrer Begleiter und unter erschrockenen Rufen aus der Sänfte und lief schnurstracks auf die Villa zu. Epicharis selbst war es, die ungeduldig und voller Vorfreude den Türklopfer benutzte, und auch der griesgrämige Ianitor konnte ihr die Aufregung nicht nehmen. Acanthus kam nämlich gerade einmal zum dritten Wort, als Epicharis sich ihn auch schon geschnappt hatte und so feste umarmte, als wäre er einer der Flavier selbst. "Acanthus!" jauchzte sie und ließ den verwirrten Sklaven dann los, um ihn anzustrahlen. Erst jetzt dachte sie darüber nach, was sie wohl für einen verstaubten Anblick bieten musste, denn Epicharis hatte keinen Zwischenstopp unternommen, um sich umzuziehen. Aber wenn sie ehrlich war, war ihr das egal, denn die Freude, die anderen wiedersehen zu können, überwog bei weitem.

    Hallo,


    ich wurde eben darauf hingewiesen, dass meine andere ID noch aktiv im Spiel hängt. Kann man das bitte ändern?


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    Original von Flavia Epicharis
    Ich erbitte vorerst mal Exil für Epicharis und meine andere ID.


    Außerdem habe ich da noch eine Frage. Direkt vor meiner Abmeldung hier hatte ich mit Epicharis eine PN versendet. Die ist ärgerlicherweise scheinbar nicht angekommen - was kann der Auslöser hierfür sein?

    Ich erbitte vorerst mal Exil für Epicharis und meine andere ID. Zeitlich schaffe ich gerade kaum einen Beitrag und das wird sich dieses Jahr wohl auch nicht mehr ändern.


    Sim-on ist Epicharis wohlbehalten von der Entführung zurückgekommen und unterstützt eine heftige Bestrafung der Entführer. Die Abwesenheit erklärt sich aus ihrem Wunsch, Gracchus in Griechenland einen Überraschungsbesuch abzustatten. Irgendwelche Kinder möchte ich mit Epicharis vorerst nicht haben. Irgendwann werde ich sicher wieder einsteigen, davon gehe ich einfach mal aus, bin ja Optimistin. ^^


    Vielen Dank an Aristides, Antonia und natürlich Gracchus! Mit euch hatte ich meine rollenspielerischen Höhepunkte, wie ich finde, und ich habe euch sehr gern gelesen. Auch danke den anderen, mit denen ich gespielt habe. Ich werde hin und wieder mal reinschauen und hoffe, dass ich den ein oder anderen auf einem Con mal wiedersehen werde! :)

    Auf dem Weg nach Ravenna hatten sie Tifernum Tiberinum passiert, ein kleines Städtchen im Südwesten Ravennas. Hier hatten sich die Flüchtenden mit neuer Nahrung eingedeckt, und hier war Epicharis schließlich freigesetzt worden.


    Nicht ein Wort hatte sie noch mit den Sklaven geredet, und ihr war es vorgekommen, als würde sich vollkommen ignoriert. Sie schienen es mehr als eilig zu haben. Epicharis war es gleichgültig. Was zählte, war dass sie unangetastet ihre Freiheit zurückbekommen hatte. Nun wollte sie wieder zurück nach Rom, doch war es recht schwierig, abgerissen, ohne Dienerschaft und ohne vorzuweisende Abstammung jemanden zu finden, der sie zurück nach Rom zu bringen bereit war. Bis es ihr gelang, einen Händler davon zu überzeugen, dass er reicht entlohnt werden würde, sofern er ihr gestattete, dass sie sich ihm und den seinen auf dem Weg nach Rom anschloss, sollten noch einige weitere Tage vergehen.

    Fünfzehn Denare verlangte der Soldat dafür, dass er in die andere Richtung schaute. Epicharis bekam es nur am Rande mit. Sie hing noch immer in ihrer unbequemen Stellung vor Cassim auf dem Pferd. Bald hatte seine Tunika einen unförmigen nassen Fleck irgendwo vorn, denn Epicharis' Tränen rollten weiter, zumindest bis ihr die kühle Nachtluft die salzigen Tropfen trocknete und Cassim endlich seinen Griff lockerte. Auf seine Worte hin hätte sie ihm gern etwas Passendes entgegnet, doch konnte sie nicht wegen des Knebels, also beschränkte sie sich darauf, erbost zu schnauben und sich so weit von dem Slaven abzusondern, wie es irgend möglich war. Angesichts ihrer lage beschränkte sich die tatsächliche Reaktion jedoch darauf, Cassim die kalte Schulter zu zeigen und ihn an so wenigen Stellen als möglich zu berühren. Überhaupt sah sie keinen der Dreisten Vier an.


    Erst, als Cassim, der sich eben im Gespräch befand, ihr nebenbei die Fesseln abnahm, suchte sie seinen Blick wieder. Fordernd reckte sie ihr Kinn nach vorn, wie um darauf hinzuweisen, dass er das entscheidende Stückchen Stoff vergessen hatte. Ihr Blick spießte ihn regelrecht auf, und erneut schnaubte. Schließlich waren ihre Hände frei, und natürlich führte die erste Bewegung sie hin zum Mund, wo sie sich den Knebel herunterzog und erst einmal schluckte. Doch dann sog Epicharis die Luft ein. "WAS in aller Götter Namen macht ihr eigentlich? Seid ihr von Sinnen? Wisst ihr eigentlich, was die Flavier mit euch machen werden, wenn sie euch erwischen? Und das werden sie, glaubt mir!" Wütend zog und zerrte Epicharis an dem durchnässten, zusammengeknoteten Stoff um ihren Hals, vormals ihr Knebel, löste ihn schließlich und pfefferte ihn in die Nacht hinaus. Dann begann sie damit, Cassim rückwärtig mit ihren Ellbogen zu malträtieren. "Und wie kommt ihr überhaupt auf eine so dumme Idee? Gerade du, Cassim! Und du, Hannibal!" Epicharis ließ von selbst von Cassim ab, starrte Hannibal an und schnappte nach Luft. Was sollte sie denn jetzt machen? Bis man das Verschwinden bemerken würde, war es sicher früher Morgen, wenn man es überhaupt so früh bemerken würde, immerhin waren Saturnalien. Aber sie würde man doch sicherlich schnell vermissen! Oder? Und bis man dann darauf kam, dass sie alle abgehauen waren, konnte es tatsächlich sein, dass die kleine Gruppe es nicht mehr weit bis Ravenna hatte.

    Es war ein prächtiges Schiff, das dort neben ihnen vor Anker lag, aber es war noch prächtiger geschmückt worden. Epicharis bewunderte das fein aufeinander abgestimmte Arrangement von Stoffen, Blüten, Sklavengewandung und sonstiger Zier. Selbst das Opfertier war in den Farben der Flavier und Aurelier gehalten! Corvinus traute sie ein solches Feingefühl für Dekoration einfach nicht zu, deswegen musste er entweder einen fähigen Verwalter haben oder aber - und diese Vermutung lag sehr nahe - diesen Part hatte Celerina übernommen. Sie nahm sich vor, der Braut später ein Kompliment zu der Ausstattung zu machen.


    Epicharis war aus allen Wolken gefallen, als Celerina sie gefragt hatte, ob sie ihre Pronuba sein wollte. Ausgerechnet sie! Allerdings lag es nahe, nach dem, was sie miteinander erlebt hatten. Dennoch glaubte Epicharis, dass Antonia die bessere Wahl gewesen wäre. Obwohl sie am Vorabend das Zimmer für die Hochzeitsnacht geschmückt und ausgestattet hatte, war ihr trotzdem so, als übertrumpfe Antonias Engagement alles, was Epicharis je hätte vollbringen können. Ihre einzige Hoffnung war, dass Celerina es nicht allzu schrecklich finden würde, was Epicharis in der Villa der Aurelier angestellt hatte.


    Nachdem nun das wahrhaft pompöse Opfer vollzogen worden war, kam Epicharis' Einsatz. Sie war die Pronuba, verheiratet - und das äußerst selig - in erster Ehe. Ihr oblag es, die beiden zukünftigen Ehepartner miteinander zu verbinden. Sie erinnerte sich noch genau daran, wie aufgeregt sie gewesen war, als Antonia ihre Hand ergriffen und in die Aristides' gelegt hatte. Behutsam trat sie vor und wartete, bis der Bräutigam sich aus der Umarmung mit seinem Verwandten gelöst hatte. Ihr hochgestecktes und mit Perlen verziertes Haar schimmerte in der Sonne. Sie trat vor Celerina und Corvinus hin, schenkte Celerina ein aufmunterndes Lächeln und Corvinus einen fragenden Blick, dann ergriff sie ihrer beider Hände: Celerinas linke und Corvinus' rechte. "Juno ist euch wohlgesonnen und mag es immerfort sein", sagte sie. Das war zwar nicht Teil des Ritus, aber Epicharis' Bedürfnis. Sie legte Celerinas Hand in die von Corvinus, umschloss ihrer beider Hände für einen Moment und ließ sie dann los. Es war nun Sache der Brautleute, sich gegenseitig den Eheschwur zu leisten. So lange würde Epicharis noch dort stehen bleiben, dann würde sie sich zurück zu Aristides gesellen, vermutlich seine Hand ergreifen, den Kopf an seine Schulter lehnen und tief und selig seufzen.

    Epicharis war angst und bang. Der Schmerz, verursacht durch den starken Griff Cassims, trieb ihr die Tränen in die Augen, und ihr durch den Knebel gedämpfter Schrei wandelte sich zu einem gepeinigten Stöhnen. Sie presste fest die Lider zusammen, katapultiert in eine Welt aus rostfarbenem Schmerz, denn Cassim lockerte seinen Griff nicht. Didos Worte zogen an ihr vorbei wie ein Schiff durch trägen Nebel. Es ergab kaum einen Sinn, was sie hörte; vielmehr verwirrte Dido sie mit den vielen Worten über Strafen und das Töten des Miles. Beim Klang des Namens ihres Ehemannes weiteten sich Epicharis Augen plötzlich, und die darauf folgenden Worte drangen glasklar durch den Schmerz zu ihr hindurch. Sie wollte ihre Schönheit behalten. Und was sie noch viel mehr wollte, war den Mann nicht wegen ihres Verhaltens töten. Wieder kam ihr ins Gedächtnis, dass Hannibal schon einmal getötet hatte. In diesem Moment und in dieser Situation glaubte sie fest daran, dass er es ohne mit der Wimper zu zucken wieder tun würde. Ihretwegen. Sie wollte das nicht.


    Also hörte sie auf, sich zu wehren, und schwieg, die Augenfest zusammengepresst und Cassims Tunika mit stummen, salzigen Tränen nässend.

    Im Grunde waren doch alle Villen gleich gebaut. Die Villa der Aurelier stellte da keine Ausnahme dar. Ein Sklave hatte ihr das Zimmer gezeigt, das für die Nacht der Nächte auserkoren worden war, und seitdem hatte Epicharis zwei Stunden mit der Herrichtung desselben verbracht. Eine halbe Armada flavischer Sklaven hatte sie mit hergebracht, bewaffnet mit Körben und Tüchern und einem bunten Allerlei all jener Dinge, von denen die Flavia der Meinung war, dass sie dem Wohlbehagen und der Libido des bald frischvermählten Paares dienlich sein würden. Selbst aurelische Sklaven hatte sie umhergescheucht als wäre das ihr gutes Recht, hatte sie eine wahre Flut von Öllampen organisieren und andere Dinge besorgen lassen.


    Als sie endlich zurücktrat und ihr Werk begutachtete, zeigte sich ein breites, zufriedenes Lächeln auf ihren Zügen. Sie war zwar nicht ganz so in die Vollen gegangen wie Antonia seinerzeit, aber das Zimmer wirkte heimelig und gemütlich und schaffte damit die besten Voraussetzungen für ein unbekümmertes Beisammensein.


    Auf sämtlichen dafür geeigneten Möbeln hatte sie Öllampen verteilen lassen, die am kommenden Abend den Raum in ein honigfarbenes Licht tauchen würden. Der wunderbare Duft von zahlreichen Blumen erfüllte das Zimmer, gemischt mit einem Hauch Moschus und der adstringierenden Essenz frisch aufgeschnittener Zitronen und Orangen. Kurz bevor man das Zimmer aufsuchen würde, um die Hochzeitsnacht darin zu vollziehen, würde man die Zitronen austauschen und durch frische Früchte ersetzen. Außerdem sollten dann ganze Blütenköpfe und Unmengen von Blütenblättern im ganzen Raum verteilt werden. So, dachte sich Epicharis, würde die Hochzeitsnacht für Celerina bestimmt ein Erfolg werden. Auf einer Anrichte stand ein stattlicher Obstkorb, der viele süße Trauben enthielt. Epicharis wusste um die Annäherungshilfe, die die kleinen Früchte darstellen konnte.


    Bevor sie die Tür schloss, scheuchte sie die Sklaven heraus und erteilte die Anweisung, alles bis zu dem Punkt unverändert zu lassen, an dem die Zitrusfrüchte ersetzt werden würden. Zufrieden verließ sie daraufhin die Villa Aurelia und machte sich auf den Heimweg.


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    Original von Manius Flavius Gracchus


    Ich wünsche dir wenig Langeweile - und große Kreativität sowie Schmerzfreiheit bei deiner Rückkehr! :)


    Ich selbst muss mich erstmal inaktiver melden, ich weiß noch nicht genau wie lang. Ich versuche, die Geiselnahme und die laufenden Threads außerhalb der Familie regelmäßig zu bedienen, damit keiner auf mich warten muss. Die anderen bitte ich um ein wenig Nachsicht.

    Selbstverständlich war sie an der Seite ihres Mannes dem Brautpaar entgegen gestrebt. Ebenso selbstverständlich hatte sie ein beinahe perfektes Lächeln aufgesetzt. Und nachdem Aristides gratuliert hatte, schloss sie sich den Glückwünschen an. "Ich wünsche euch viel Glück in der Ehe", sagte sie und lächelte, als der Bräutigam in ihr die reizende Gattin vermutete. Heute fühlte sie sich ganz und gar nicht reizend. Doch das Lächeln auf ihrem Gesicht sprach Bände der anderen Art. Die an ihren Mann gerichteten Worte konnte sie allerdings nicht ganz nachvollziehen. Welche Angelegenheit war denn hier gemeint? Aristides steckte doch nicht etwa in Schwierigkeiten? Sie linste ihm seitlich zu und erhaschte dadurch den Blick, den er der Braut zuwarf. Beinahe wäre ihr das Lächeln aus dem Gesicht gefallen, doch sie stammte aus gutem Hause und konnte Dank ihrer Erziehung mit solchen Situationen umgehen, bis es an der Zeit war, darüber zu reden.


    Dann würde auch schon auf das Essen verwiesen. Epicharis folgte dem Deut des Annaeus. Sie empfand seine Art des Humors als witzlos, deutete dennoch ein leises Lachen an bei seiner ironischen Bemerkung. Kurz darauf sagte Aristides zu, auch den Brautzug mitzumachen. Epicharis' Hoffnung auf ein entspannendes Bad am Abend zur Besänftigung ihres Gemüts ging dahin. Als Aristides sich anschickte, sich dem Essen zuzuwenden, nickte auch Epicharis den beiden noch einmal zu und begleitete ihren Mann hin zum Buffet. Sollte sich etwa jeder selbst etwas nehmen?


    Kaum waren sie außer Hörweite, ließ Epicharis die Mundwinkel sinken und fixierte Aristides. "Wunderschöne Frau? Hast du die Falten nicht gesehen? Sie ist jünger als ich und schaut schon aus wie eine vertrocknete Weinrebe!" scholt sie ihn so leise, dass niemand sonst sie hören konnte. Epicharis wirkte nicht nur definitiv verstimmt, sie war es auch. Und Verstimmungen führten bisweilen dazu, dass nicht gerade freundliche Worte gesagt wurden oder solche, die der Wahrheit entsprachen. Epicharis rümpfte die Nase. "Und du willst wirklich den Zug mitmachen? Du kennst die zwei ja nicht einmal richtig. Also, ich würde lieber nach Hause gehen. Mir ist das alles zu unkonventionell." Pikiert bogen sich Epicharis' Mundwinkel herunter.



    Sim-Off:

    Bitte nicht persönlich nehmen, Epicharis ist derzeit ein wenig unleidlich ;)

    Blutige Spiele waren nocht nie etwas gewesen, das Epicharis begeistert hatte, aber sie hatte vergeblich versucht, Aristides auf die Vorzüge einer hochwertigen Theateraufführung hinzuweisen und somit erneut das Zünglein an der Waage zu spielen. Dass er allerdings kandidierte, war immerhin ein Anfang, und weil die breite Masse solcherlei Spiele mochte, war sie sich auch sicher, dass er auch gewählt würde. Was Gracchus betraf, hatte Epicharis nie einen Zweifel gehegt, dass das der Fall sein würde.


    Gemeinsam mit Antonia saß sie also in der Loge, ließ sich gekühlte Getränke reichen und von einem Sklaven warnen, wann immer es blutige Gründe gab, besser nicht in die Arena zu schauen. Der erste Kampf war soeben vorüber gegangen und natürlich hatte Epicharis applaudiert. Immerhin war es ihr Mann, der diese Spiele ausrichtete, gemeinsam mit seinem Vetter. Serenus überreichte dem Sieger den Lohn für seine brutale Gewalt. So etwas konnten sich auch nur Männer ausdenken, dachte sie sich. Und dass es gerade der Junge war, der den Sieger ehrte, entzog sich ihrem Verständnis. Epicharis nippte an ihrem gekühlten Mulsum und seufzte. Wie viele Kämpfe dieser Art ihr noch bevorstanden, wusste sie nicht. Doch sie hoffte, dass es bald zu Ende war, natürlich, während sie gute Miene zum bösen Spiel machte: Die Flavia lächelte, nickte dem Sieger zu und vermied krampfhaft, den Verlierer auch nur mit einem Blick zu streifen.

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    Original von Maximus Decimus Meridius
    Nehmen wir an, ein Prüfling an der Uni gibt seine Examensarbeit rechtzeitig ab. Fliegt er dann durch das Examen, weil ein Professor die Note nicht rechtzeitig weitergibt? Nein. Man kann einen nicht für etwas bestrafen, was nicht in seinem Vermögen liegt.


    Und nehmen wir an, du wärest dieser Prüfling. Dann würdest du doch, ehe du dich mit dem Ergebnis deines Examens irgendwo bewirbst, dich auch vergewissern, dass es auch tatsächlich eingegangen, bearbeitet und weitergegen wurde. So zumindest würde es wohl jeder machen, der nicht wie ein Ochs vorm Berg stehen möchte, wenn denn die ersten Fragen zum Ergebnis des Examens kommen.


    Corvinus' Beitrag entnehme ich aber auch, dass es nicht nur darum ging beziehungsweise geht. Die Frage ist jetzt, wie diese Angelegenheit für alle zufriedenstellend geklärt werden kann, und da wär die Spielleitung gefragt, die sich bisher enthalten hat.

    Ich habe die Mission mitgelesen und dabei den Eindruck gewonnen, dass es primär um das gute und authentische Ausspielen einer Geschichte geht (was sehr gut gelungen ist bisher, muss ich sagen!). Das ist es doch auch, was hier im Vordergrund steht. Oder zumindest stehen sollte. Davon, dass ihr zwei euch hier auf niedrigem Niveau Arroganz vorwerft, hat weder die Geschichte etwas noch ihr beiden. Davon haben wir nur, dass der Thread bald wegen geringem geistigen Inhalt geschlossen wird.


    Livianus hat seinerseits lange Zeit nicht aktiv mit regelmäßigen Beiträgen versucht, wieder ins Spiel zu kommen. Deswegen empfinde ich das nicht als Primärziel. Versucht bitte, euch am Riemen zu reißen. Meridius' Vorgehen in dieser Sache empfinde ich auch als schwach, besonders die Sache mit der Kandidatur. Ich selbst halte übrigens nur wenig von Simoff-Absprachen, ich spiel es lieber einfach aus. Wie wäre es denn, wenn du, Meridius, das zur Abwechslung auch mal versuchst? Ich denke, das wäre eine gute Lösung. Und wegen solchen Sachen wie dem Rückdatieren hat Lucilla vollkommen Recht: Wenn man das jetzt gelten lässt, egal wegen welcher Umstände auch immer (und wenn ich kandidieren will, dann bleibe ich am Ball wegen meinen Kursen), sind Fristen und Termine nur noch eine Farce im IR.

    Er hatte es tatsächlich getan. Er hatte sie -sie! - auf sein Pferd gesetzt, und sich selbst direkt hinter sie!
    Mit jedem Schritt, den das Tier tat, war es ihr mehr zuwider, den Arm um sich herum zu spüren und Cassims Körper hinter sich. Penibelst zwang sie sich dazu, nicht weiter darüber nachzudenken, ob es Leder war, dass sich bei jedem Schritt des Pferdes an ihren Steiß drückte, oder etwas anderes. Epicharis war eiskalt. Trotz der Decke, die er ihr um die Schultern gelegt hatte. Wie fürsorglich. Und wenn sie brav war, würde er ihr mehr Freiraum gestatten! Epicharis hatte trocken aufgelacht, was sich durch den Knebel wie ein angehender Erstickungsversuch angehört hatte. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie das Anwesen der Flavier verließen, hatte sie noch gehofft, Aristides und Gracchus würden kommen und ihr helfen. Doch niemand war gekommen. Als sie fort gegangen waren, hatte lediglich der verspritzte Kies und ihre verlorene Silberspange auf dem Kiesweg davon gekündet, dass etwas passiert war. Und mit jedem Schritt, den sie sich nun der Stadtgrenze näherten, brodelte die Angst höher in Epicharis.


    Nun kamen sie der Wache näher. Das wäre ihre letzte Möglichkeit, das wusste sie. Angst ließ ihre Hände klamm werden, Furcht ihr Herz bang. Und Cassim tat ihr weh. Epicharis versuchte, die aufkeimende Panik niederzukämpfen. Die Tränen, die sich ihr in die Augen drängten. Sie wimmerte leise, doch nicht lang. Sie war eine Patrizierin! Eine ruckartige Bewegung hätte sie beinahe vom Pferd fallen lassen, doch wenigstens konnte sie damit Cassim deutlich machen, dass sie sein Griff schmerzte. Sie funkelte ihn böse an, soweit sie das aus ihrer Position heraus konnte. Ein Stückchen noch. Dann wären sie in Hörweite, sofern das jemanden betraf, der geknebelt war. Epicharis' Atem ging schnell. Ihr Herz raste. Sie stellte sie schlafend, wie Cassim es wollte. Und sie wünschte sich nichts sehnlicher, als dass der Soldat bemerkte, dass etwas faul war. Irgendwann blieb das Tier stehen, auf dem sie saß. Epicharis riss die Augen auf. "Mmmmmbh! Mnnnnhhmmmhhh!!" Sie schrie aus aller Kraft. Sehnen spannten sich an ihrem Hals, die Decke rutschte rechtsseitig von ihrer Schulter. Sie hüpfte auf und nieder, soweit das möglich war. Und sie hoffte inständig, dass sie dieser Flucht einen dicken Strich durch die Rechnung machen konnte.

    Die weitere Konversation rauschte nur so an Epicharis vorbei. Es war ihr ein Rätsel, wie sie sich nur so hatte täuschen können in Cassim. Und in Hannibal! Sie hatte zwar nicht vergessen, was Aristides ihr über seine Vergangenheit gesagt hatte, sogar ein wenig Angst hatte sie bekommen, wann immer sie mit ihm allein gewesen war - was sie letztens zu vermeiden versucht hatte - aber tief im Kern ihres Wesens hatte sie immer noch an das Gute in ihm geglaubt. Deser Glaube war innerhalb weniger Sekunden verdorrt wie ein zarter Keimling in der Gluthitze der Wüste. Dass er scheinbar nicht begeistert war, machte es nichts besser, denn statt etwas dagegen einzuwenden, ließ er es so, wie es war. Epicharis schwieg. Sie versuchte nicht länger, sich zu wehren. Wozu auch? So würde sie ohnehin nichts erreichen, nicht, solange sie gebunden war. Die Katze allerdings wusste, wann sich die Möglichkeiten verbesserten, und dann sprang sie los. Epicharis würde es genauso handhaben und kooperieren, bis sich eine bessere Möglichkeit ergab, aus ihrer Situation zu entkommen.


    Aufbruchstimmung machte sich erneut breit. Hannibal und Dido verschwanden, und Cassim organisierte ein Pferd für sie. Wenigstens würde es ihr erspart bleiben, wie eine Sklavin über den Sattelholm geworfen zu werden. Das dachte sie zumindest, bis Cassim sie holen kam.