"Wunderbar, dann werde ich dort guten Gewissens ein kleines Vermögen lassen können", entgegnete Epicharis und zwinkerte dem Mann zu. Er behielt sowohl die Umgebung im Auge als auch Epicharis selbst, was ihr keinesfalls entging. Vielmehr nahm sie es mit einem Gefühl der Zufriedenheit wahr und schlussfolgerte daraus, dass er entweder aufgrund seiner Art ein fähiger Soldat geworden war, oder aber die Umstände eines Soldatenlebens ihn zu jenem gemacht hatten, der er nun war. Die Worte über seine Arbeit kommentierte sie lediglich mit einem Nicken, denn da sie kaum etwas von Politik verstand, einfach weil es sie nicht interessierte, maßte sie sich nicht an, über die Arbeit des Tiberiers zu richten. Was sie allerdings wusste war, dass man inzwischen eine hohe Meinung von den vergangenen Aedilen hatte. Sie glaubte, dass sogar ihr Vater insgeheim Anerkennung zollte, auch wenn es der konservative Kandidat damals nicht geschafft hatte, die Frau aus dem Amt zu verdrängen.
"Du hast also in Hispania und Germania gedient und lebst nun hier? Da bist du weit herumgekommen. Hispania ist erfrischend und anders, da hast du recht, aber ich hatte immer das Gefühl, dass die Zeit dort viel langsamer vergeht als in Rom. Es ist wie eine eigene kleine Welt, die nur an wenigen Stellen mit dem wirklichen Leben verknüpft ist", erzählte Epicharis und sann eine Weile über ihre Worte nach.
"Vielleicht liegt es auch an der Wärme, die dort im Sommer vorherrscht. Ich habe beinahe ein ganzes Jahr in einem kleinen Dorf nahe Tarraco verbracht, von da her kann ich gut nachvollziehen, was du meinst. Es ist wirklich nicht wie in einer römischen Provinz."
Täuschte sie sich oder suchte er etwas? Sie meinte zu erkennen, dass seine Agen einmal zu oft über die Menge huschten. Vielleicht eine Liebschaft? Doch sie hütete sich, nach dem Grund zu fragen, zumal sie sich nicht einmal sicher war, ob er nun wirklich jemanden suchte oder nur interessiert am Trubel war. Sein lachen klang ehrlich und maskulin, als er auf Epicharis' Worte hin lachte und ihr loses Mundwerk somit mit Humor ertrug. Sie fand den Tiberier nett und höflich, ganz anders als so manch andere Männer, die sie in ihrem bisherigen leben kennen gelernt hatte.
"Ich glaube, es hat niemand darauf geachtet, dass die Sänfte einen Knacks hatte" sagte sie. Nicht nur den Sklaven, auch ihr selbst war es schließlich entgangen. Wo der Tiberier nun von sich als altem Soldaten sprach, musste sie schmunzeln und widersprach sogleich, einerseits wegen des Protokolls, andererseits, weil sie es wirklich nicht so empfand.
"Aber du bist doch kein alter Soldat - oder doch? Verzeih meine direkte Frage, aber hast du Frau und Kinder oder erlaubt dir das dein militärischer Rang nicht, Tiberius Vitamalacus?"