Beiträge von Herius Hadrianus Subdolus

    Nach einigen längeren Umwegen, die der Decimus einlegte, kamen sie an den vereinbarten Treffpunkt. Es war eine Taverne, wie sie schäbiger nicht sein konnte. Ob man hier überhaupt etwas Trinken, geschweige denn Essen konnte? Herius mochte nicht daran denken. Der Laden versprach innen nicht besser zu sein, als er außen anbot und in seinem Schatten drückten sich eine Menge zwielichtiger Gestalten herum. Sie hatte einen kleinen Außenbereich nur. Vier Tische mit je gleicher Anzahl Stühle. Allesamt aus Holz und nicht besonders fein gehobelt. Der Hadrianii blickte sich auch das Umfeld genauer an. Lehmhütten soweit das Auge reichte. Hier wohnten keine Römer oder Männer, die mit Arbeit ihr Leben am Laufen hielten. Dies war mit Abstand das elendste Viertel der Stadt, was er bisweil gesehen hatte. Jetzt verstand er auch die Umwege, die Magnus eingeschlagen hatte. In diesem Bezirk regierte kein Praefect, hier erledigten diese Aufgabe Banden und das Recht des Stärkeren.


    Sie betraten die Taverne. Es war immer besser eine Wand im Rücken zu haben, denn hundert neugierige Augenpaare. Die Stube war so gut wie leer. Nur zwei Tische belegt und jene Männer die dort saßen, sahen aus, wie die Zielpersonen. Ohne zu zögern ging der Hadrianus auf sie zu und grüßte -vielleicht leichtsinnig- römisch...

    Herius nickte dem Gegenüber als Bestätigung zu und machte sich auf.


    Die Zeit nutzte der Hadrianus, um sich anders zu kleiden und auch ein Bad zu nehmen. Einige Stapazen verursachte die ständig drückende heiße Luft für seinen Körper. Mit den Tagen oder Wochen hoffte er natürlich diese Wetterlage besser zu vertragen und darauf, das der Körper sich den Umständen anpasste. Weiter dort, wo Schatten Mangelware war, würde es das Wasser in den Trinkschläuchen auch sein. Spätestens dann mußte er sich auf das Land eingestellt haben.


    Pünktlich zur verabredeten Zeit erschien er wieder in jenem Atrium und wartete auf Decimus Magnus.

    "Gut ich werde dann nochmal mit Corvus reden." Kürzte Herius das Thema zur Informationsbeschaffung ab und legte auch zu den Haudegen ein Wörtchen ein: "Die Männer begutachten wir am Besten zusammen. Ich habe hier wenig zu tun, daher ist es an dir eine Stunde festzulegen in der wir dahin gehen können." Soweit schienen sie ersteinmal alles beredet zu haben. Einige Ausrüstungsfragen blieben noch. So recht wollte der Hadrianii sich nicht damit zufrieden geben als Römer identifiziert zu werden, sollte die Sache im Feindesland in die Hose gehen. Das könnte dann nämlich weitreichende provagandische Folgen haben. Wie sie zu den Gegenständen kamen und sie zu nutzen lernten, würde sich aber noch ergeben, da war er sich sicher drin.

    "Oh ich hatte eine schwere Kindheit. Mein Vater trieb mich zeitig fort aus dem Haus. das heißt ich bin selbst gegangen und zwar nach Africa. Dort fand sich immer eine zahlende Hand. Eine Armee oder ein Haufen Verrückter. Paar Jahre habe ich dort zugebracht, bis ich zurück ins römische Reich kam und mein Weg in die Legion führte. Daher kommt wohl auch die Möglichkeit zu denken wie ein Barbar."


    Er rang sich ein Grinser ab, wurde aber sofort wieder ernst. Geboren war Herius immerhin als Römer und mußte sich diesen Status nicht in einem Hilfheer verdienen.


    "Es wird natürlich schwierig, wenn wir die Männer nicht oder nur begrenzt einweihen. Daher schlage ich vor, die Gruppen auf zwei zu verringern. Das sichert uns zwar den letzten Zug nicht ab, aber es macht die Sache auch flexibler. Sehen wir zu, das der Köder die volle Aufmerksamkeit erhält, dann wird die nachfolgende Schaar vielleicht nichtmal unbedingt bemerkt. Sie sollte natürlich landestypisch gekleidet sein. Wenn wir es so ändern, brauchen wir die Männer nicht weiter einweihen. Sie wissen ohnehin, das der Tod hinter der römisch-parthischen Grenze lauert. Zu solch einem Unternehmen meldet man sich doch nicht einfach aus Abenteuerlust... oder?"


    Nochmal überdachte er den Plan. Dabei kam ihm eine Idee.


    "Vielleicht können wir uns ein paar brandaktuelle Informationen noch in Syria beschaffen. Soweit ich weiß, war Germanicus Corvus doch mal Trecenarius... evtl. hilft uns dies weiter... ich werde später am Abend nochmal mit ihm reden."


    Und die Männerfrage stand ebenfalls noch aus.


    "Wann können wir uns die angeheuerten Kerle ansehen?"

    Er nahm vom Wasser und lauschte den Ausführungen. So unterschiedlich begannen diese garnicht, wie Herius sich die Sache vorstellte.


    "Nun ich denke mit einem Dutzend Männern wird es fast unmöglich sein taktisch vorzugehen und die Vorsicht dabei walten zu lassen. Ich habe mir auf der Reise hierher auch so meine Gedanken gemacht und dabei festgestellt, das das Risiko für die Mission immer gleich hoch blieb. Egal welchen Plan man verfolgen würde. Mein Vorschlag beginnt ähnlich deinem, jedoch mit dem Unterschied, das die zwölf Männer aufgeteilt in drei Gruppen reisen. Eine Speerspitze, die den direktesten Weg nimmt und letztlich den gefährlichsten Part hat. Sie wird in die feindliche Stadt gehen und laut Fragen stellen. Ich denke nicht, das die parthischen Bewohner derart leichtsinnig sein werden diese -auch mit genügend Sesterzen gekaufte- Fragen zu beantworten. Nein vielmehr werden sie zum erstbesten Wachsoldaten laufen, um sich in der Stadt eine bessere Position zu erheucheln. Doch genau damit sollten wir rechnen. Die vier Männer werden also den Köder spielen und nach Gefühl die Stadt verlassen. Günstigerweise bevor sie ins Visier der örtlichen Wachsoldaten gekommen sind. Mit etwas Glück funktioniert der erste Angelschlag und die Parther schicken Reiter, die unsere Speerspitze verfolgen gef. aufbringen wollen."


    Er trank einen Schluck.


    "Das wird natürlich nicht geschehen, denn die beiden Verfolgergruppen drehen den Spieß um und beseitigen alle, bis auf einen der Feinde. Jener wird zurückkehren und berichten. Dann sollten wir uns auf eine gute übersichtliche Position vor der Stadt zurückziehen und warten, das man neue Soldaten auf uns ansetzt. Praktischerweise lassen wir dabei immernoch eine Trennung aktiv, um im zweifelsfall agieren zu können, fliegt ein Versteck auf. Wir warten dann, bis die neuen Soldaten unsere Positionen passiert haben und in die endlose Ferne reiten. Natürlich wissen wir nicht wie weit sie suchen werden, aber ich bin mir ziemlich sicher, das der Satrap von Zeugma einen Boten schicken wird, um genau jenen Männern zu berichten, die den Römer gefangen halten. Eine Gruppe wird die Verfolgung in nahen Abstand aufnehmen, eine weitere etwas später, um der Gefahr zu entgehen, das die Parther schlau genug sind und wie wir denken. Die letzten vier Männer folgen dann einen Tag später mit der Absicherung, das die Soldaten nicht den Pfad betreten, den der Bote und unsere zwei Gruppen genommen haben. Dazu müssen wir noch Zeichen vereinbaren, damit die Gruppen den Weg auch finden und wir brauchen ein paar zuverlässige Boten, das wir untereinander die taktische Richtung individuell verändern können, treten andere Bedingungen ein."


    Erneut ein Schlückchen.


    "Schicken sie keinen Boten, müssen wir uns etwas Anderes einfallen lassen. Vielleicht eine kleine revolutionäre Taktik. Irgendwann müssen sie einfach genügend Aufmerksamkeit auf uns richten. Dabei sollten wir uns einen Rückzugspunkt einrichten, der von ihnen nicht so leicht enttarnt werden kann. Wenn wir ständig verfolgt werden, leben wir nicht lang. Dazu sind wir zu wenige. Außerdem sollten wir uns dort gut bevorraten und evtl. auch die Möglichkeit haben Kontakt mit dem Imperium aufzunehmen."


    Er blickte den Decimus an.


    "Nun was sagst du dazu?"


    Es würde mit Sicherheit ein heikles Spiel werden. Jede Gruppe mußte sich darüber im Klaren sein, das sie nie -auch unter Folter- von den anderen Grüppchen berichtete. Fiel ein Quartum aus, mußten die beiden Anderen sich neu orientieren und dabei nicht die Nerven verlieren. Außerdem war es besonders wichtig, das evtl. Verfolger, die -auch wenn sie nur die Aktionen einer Gruppe beobachteten- trotzdem ebenfalls verfolgt blieben. In einem Landstricht, der nicht unbedingt bekannt war, eine sehr schwierige Aufgabe und trotzdem überlebenswichtig.

    Er hatte sich noch etwas bequemeres angezogen und war dann zum vereinbarten Ort gekommen. Der Decimer wartete bereits. Herius ließ sich auf einem Platz nieder und wollte erstmal hören, was jener Mann Magnus sich für dieses Unternehmen ausgedacht hatte. "So da wären wir... ich nehme an, du hast dir bereits überlegt, wie wir nach Parthien kommen, wie wir den Legaten ausfindig machen können und schließlich heim bringen?" Vielleicht waren ihre Ansichten ja garnicht so unterschiedlich. Der Hadrianii wartete erstmal ab. Seine Version brauchte wahrscheinlich nicht soviel Zeit, war aber auch gefährlich genug, um davon abzulassen.

    Eine fremde Stadt mit lauter unbekanntem Wortschatz war nicht einfach auf der Suche nach einer Adresse zu durchqueren. So langsam bekam aber Herius ein Auge dafür Menschen als Römer zu identifizieren auch wenn sie hier nicht derat gekleidet waren, wie in Italia.


    Er fragte sich durch die Straßen, um dann endlich vor dem Haus zu stehen, was der Wirt vom kapeleion archaon ihm genannt hatte. Der Hadrianii schritt vor die Tür und klopfte zweimal hart an das Holz. Nun hieß es warten...

    Herius notierte sich die Adresse im Gedächtnis und würde sich auf dem Weg dahin durchfragen müssen. Sein Blick wanderte ob der Frage dann über die Auslagen. "Hm nein... aber danke für die Auskunft." Er verschwand aus dem Laden und hoffte dabei, das der Wirt ihn nicht geleimt hatte.

    Konnte er tatsächlich nicht. Aber Herius hoffte natürlich, das die Legion auch so eine Art Beutekammer besaß. "Oh das ist ein gutes Angebot. Der Lagerpraefect von dort hat doch sicher so eine Waffenkammer mit erbeuteten Äxten, Schwertern, Messern und derart eingerichtet. Ich hoffe sie werden nicht immer gleich vernichtet, wenn eine militante Gruppe ausgehoben wurde." Der Hadrianii hoffte das einfach mal. So friedlich wie Italia war Aegyptus bestimmt nicht und kleine Revolten normal. Die Berberstämme konnten nicht nur prächtig mit Waffen umgehen, sondern lebten in ihren Schmieden auch die Perfektion aus. Rom konnte da mit seinen Wurf, Stich und Hiebwaffen nicht mithalten. Zwar waren die Legionen auf dem Schlachtfeld dem ungeordneten Feind überlegen, was die Guerillataktik hinter feindlichen Linien anbelangte aber schlicht falsch ausgerüstet.

    Einige Gedanken zu solch einem Vorhaben hatte Herius sich bereits gemacht. Als rechte Hand würde er eine mögliche Vorgehensweise in die Mission mit einbringen können. Die Verantwortung für das Unternehmen sah er aber ganz klar bei Decimus Magnus liegen.


    "Ich kann mir die Männer ja mal anschauen. Wieviel sind es denn? Wir sollten uns schon vor dem Beginn der Reise darüber unterhalten, wie wir diesen Rettungsversuch angehen wollen. Eine Idee dafür habe ich bereits, sie ist nicht ungefährlich und braucht einige Männer. Ein Dutzend wahrscheinlich und dazu paar unauffällige Boten..." dann wandte er sich an den Praefectus Corvus: "...mein Schiff kam aus Ostia und ich war dabei nicht für eine militärische Mission ausgestattet. Werden wir hier die nötigen Waffen erhalten können?" Er hoffte dabei weniger auf die römischen Standardwaffen einer Legion, denn mehr auf Klingen mit denen man sich abseits einer römischen Schlachtreihe zu verteidigen wußte bzw. einige Männer schnell und wenn möglich lautlos beseitigen könnte.

    "Kurz gesagt ich bin dein Mann. Lang ausgedrückt ist es nicht nur die Erfüllung alter Schulden, sondern für mich die Möglichkeit mal wieder raus zu kommen. Lange Zeit saß ich auf einem hoch dotierten Beamtenstuhl und füllte Listen aus. Daneben kümmerte ich mich um ein kleines Wirtschaftsimperium. Das ist nunmal nichts für einen Soldaten. Zumindest reicht mir das nicht für ein erfülltes Leben. Ich war sehr lange bei der Legion. Davor viele Jahre als Söldner in Africa. Eine römische Stadt viele Jahre nur von innen zu sehen, machte mich depressiv. Nein das Abenteuer ist es, was mich reizt. Noch dazu es in den Orient geht."


    Eine kleine bedachtvolle Pause entstand, Herius wollte aber auch noch etwas zu der Mission sagen.


    "Ich kenne bisweil nur wenige Fakten. Ein Legatus Legionis wird vermisst und das schon etliche Monate. Dazu im Feindesland Parthien und ziemlich unbekannt ist auch der Ort...


    ... für einen Laien muß das wirklich aussichtslos aussehen, aber als Taktiker würde ich meinen, das wir schneller wissen, wo der Legat ist, als uns lieb sein wird. Wenn wir mit gezielten Fragen auf Märkten, in Oasen eine Spur unserer Karawane legen, werden wir die Heuschrecken anziehen, wie totes Fleisch die Fliegen. Dann aber sollten wir vorbereitet sein und statt die Verfolger ihre Arbeit tun lassen selbst zu Verfolgern werden. Sie werden uns dahin führen, wo der Römer in Ketten liegt tja und dann prophezeie ich eine unlösbare Aufgabe. Aber soweit sind wir noch lange nicht. Dieses Katz und Mausspiel wird uns schon jede Menge Taktiken abverlangen. Zudem sollten wir schauen, das wir auch bis zum Ende am Leben bleiben. Nicht leicht in verhasster Flur."

    Es mußte sehr verwirrend aussehen, so wie sich die Geschichte bisweil darstellte. So ganz wußte Herius auch nicht, wie er als Mann weniger Worte und mehr der Taten dies entwirren sollte. Versuchen konnte er es aber mal.


    "Ja richtig, mein Patron Senator Germanicus Avarus. Der Mann von Decima Lucilla." Erstmal das war bestätigt und nun weiter? "...äh, also wie soll ich erklären? Die Frau meines Patron Lucilla erhielt doch ein Schreiben von hier." Vielleicht auch von dir so genau wußte das Herius jetzt aber nicht(mehr). "... sie machte sich große Sorgen um ihre Cousins." Wohl um dich und diesen anderen Decimus, der als verschwunden gilt. "... ihr Mann, Germanicus Avarus hat mich in sein Haus gebeten und mir von dieser Mission erzählt." Was wohl im Brief angedeutet wurde und völlig verrückt schien. Aber man hatte ja so seine Tribute zu zahlen, als Klient. "... dabei ließ er durchscheinen, das es ihm recht wäre, wenn seine Familie dazu einen Beitrag leistet und er könne sich keinen besseren Mann, als einen Veteran der Legion dafür vorstellen. Ich kenne mich auf Feindesland aus, war lange Zeit für die zweite Legion im ostrheinischen Gebiet auf Mission. Bin mir dem heiklen Versuch bewußt, den du da vor hast und habe nach langem Gespräch mit Senator Avarus zugestimmt hierher zu kommen, um dich dabei zu unterstützen." Ja so kurz konnte man es zusammenfassen. Wie tief er für Germanicus Avarus in der Schuld stand, mußte hierbei nicht erwähnt werden, war es doch völlig unintressant für den Decimus. Würde er weitere Details wissen wollen, mit Sicherheit würde er fragen.


    [SIZE=7]Edit: Cousins nicht Neffen[/SIZE]

    Zitat

    Original von Nikolaos Kerykes
    Memmos blickte den Fremden ängstlich an. Er drehte sich rasch nach hinten, zur Gastraumtür, um, warf anschließend einen Blick auf die Gäste, die auf elegant geschwungen Klismoi im Schatten der Säulenhalle saßen, dann drehte er das Gesicht wieder dem Fremden zu. Der Junge schüttelte langsam den Kopf. "Er irgendwo eine Wohnung oder ein Haus gemietet." Memmos wandte sich wieder seiner Arbeit zu, er hatte schon zu lange den Besen nicht mehr geschwungen, Lyros wäre wütend, ganz sicher. Doch dann fiel ihm etwas ein. Er ließ den Besen wieder sinken. "Der Wirt weiß sicher mehr. Du findest ihn in der Gaststube." Ohne auf eine Antwort zu warten, begann Memmos wieder mit seiner Arbeit. Er kehrte das Pflaster des Hofes, als ginge es darum, jedes einzelne Staubkorn, jeden Fleischrest, jeden Vogeldreck durch die offene Tür auf die Straße zu befördern. Die Bewegungen des Jungen waren hastig, er keuchte in der Mittagshitze, während im Schatten der Säulenhalle, hinter Sträuchern in großen Tontöpfen, die Gäste saßen auf ihren Klismoi und verdünnten Wein tranken.


    Sonderbare Art fand Herius und folgte dem vorangegangenen Blick in die Gaststube. Das düstere Licht ließ ihn einen Moment zögern. Lang genug, das die Augen sich an das Umfeld gewöhnt hatten. Der Hadrianii trat auf den Ausschank zu, hielt sich dabei nicht mit den angebotenen Getränken auf, sondern sprach sogleich einen Mann hinter der Steintheke an: "Salve bist du der Wirt von diesem Laden? Ich suche einen ehemaligen Gast deiner Herberge." soweit wußte er es nun bereits. Wollte sich nicht nochmal mit den Grundfragen durchmeiern müssen. "Aelius Archias... , dein Sklave da draußen..." so dachte Herius zumindest, müßte die Verbindung zwischen Wirt und Feger sein und zeigte in Richtung des Dieners mit dem Besen "... weiß es nicht, wo der römische Bürger Aelius hingezogen ist. Kannst du mir dabei weiterhelfen?"

    Bei dem heillosen Durcheinander nach dem Verlust des Imperators auf dem Schlachtfeld Parthia war es nicht verwunderlich, das die Speculatores wenig oder keinen Erfolg hatten. Wahrscheinlich gingen sie dieser Sache halbherzig genug nach, das die Suche derart erfolglos blieb. Ihre Kräfte formierten sich wohl mehr darauf den kaiserlichen Ruf zu halten, als einem 'gefallenen' Helden hinterher zu jagen, der schon im Verlauf des Feldzugs 'abhanden' gekommen ist. Mit Sicherheit würde eine kleine Gruppe Männer die nötige Aufmerksamkeit im Feindesland erreichen, wenn sie sich geschickt anstellten und diese Beobachtung durch den Feind würde sie vielleicht sogar zum verlorenen Legaten Decimus Livianus führen oder eben in den Hardes.


    Seine Gedanken verebbten genau da, denn der gesuchte Decimus Magnus betrat den Raum und Herius begutachtete den Mann genau. Irgendwas bekanntes kam ihm dabei in den Sinn, aber es war nicht derart im Gedächtnis verankert, das er davon ausging jenen Decimus schonmal getroffen zu haben. Ob ein Sichtkontakt mal bestand - durchaus möglich.


    "Salve..." grüßte Subdolus nun ebenfalls und fügte dem Gesagten hinzu: "... das ist richtig Germanicus Avarus bat mich nach Aegyptus zu reisen, um Dich aufzusuchen und dir meine Unterstützung anzubieten."

    ... und diese Gründe waren in seiner Ausbildung bei den Truppen begründet. Manchmal war es besser wenige Worte mit viel Inhalt zu verbreiten und andermal erschien es noch günstiger die Worte so knapp als möglich zu verwenden.


    Herius nickte zufrieden, als die Suche so einfach zu Ende schien. Er würde den Decimer also noch heute kennen lernen.


    "Ich danke dir für deine Gastfreundschaft..." meinte er ehrlich und schüttelte sehr leicht den Kopf, als Corvus den Grund seiner Anwesendheit erriet. "... nein ganz und garnicht. Aber so wie mir mein Patron in schwersten Zeiten zur Seite stand, so will auch ich für ihn da sein, wenn er wie in diesem Fall einen zuverlässigen Klienten sucht. Wer wären wir, wenn wir nur die Hand greifen, die uns nährt und jene die Hilfe braucht ausschlagen?"


    Er wartete bis der Diener den Saal verlassen hatte und Germanicus Corvus wieder bei ihm war.


    "Was hältst du von dem Kommando. Mir ist dabei ehrlich gesagt etwas mulmig zu Mute. Immerhin ist es kein Miles, der da in parthischer Hand ist... wenn er überhaupt noch lebt und ihn diese Wüstenschweinehunde überhaupt haben. Du hörst sicher schon heraus, was meine Bedenken dabei sind... oder wißt ihr hier mehr über den Verbleib dieses Mannes?"

    An einem gewöhnlichen Tag seines Aufenthaltes in Alexandria suchte er die Herberge auf, in der sich Aelius Archias eingemietet haben sollte. Natürlich kannte Herius sich nicht aus in der Stadt. Ließ den Weg sich aber erklären und mußte so in den Gassen von Broucheion nur zweimal nachfragen. Endlich stand er vor dem Haus und betrat es durch die Tür.


    "Salve..." grüßte er einen Mann, der sich im Hof zu schaffen machte. "Wohnt hier ein Caius Aelius Archias?"

    Der kleine Brief war gefunden. Herius hatte das Suchen schon fast aufgegeben, als er ihn mit den Fingerspitzen spürte. Sein Patron hatte einfach ein viel zu kleines Stück Pergament dafür verwand. Es war wohl nicht viel, was er seinem Vetter zu schreiben hatte. "Ahja bei der Ala." Schonmal eine wichtige Information mehr. Der Mann war also Soldat wie er selbst gewesen. Die Mission also nicht nur ein verrücktes Hirngespinnst. "Ist er in deinem 'kleinen' Haus?"


    Er reichte Corvus den Brief. Wenn Herius gewußt hätte, was darinnen steht, dann wäre es gut möglich gewesen, die Existenz des Schreibens zu verheimlichen. "Der Brief von Senator Avarus..."


    "Salve Corvus,


    der Eques, der Dir diesen Brief überreicht, ist mein Klient Herius Hadrianus Subdolus. Er diente in Germanien bei der Legion und betritt nun in meinem Auftrag ägyptischen Boden. Dabei wird er wahrscheinlich nicht lange bleiben, aber er wird etwas Hilfe brauchen, möchte er Decimus Magnus finden. Gewähre ihn bitte ein Dach und ein Mahl. Er wird Dir sicher nicht zur Last fallen.


    Ich hoffe es geht euch gut und damit meine ich natürlich auch Aelia. Grüße sie ganz lieb von Lucilla und mir. Meine Frau hat sich auf das Landgut ihrer Großtante Drusilla zurückgezogen, um auf den kleinen Germanicus zu warten. Wenn es euch also in den Finger zuckt, schreibt mir doch ein paar Zeilen. Im Sommer werde auch ich auf's Land reisen, aber bis dahin ist noch etwas Zeit.


    So verbleibe ich mit sonnigen Grüßen aus Rom,


    Dein Vetter


    Medicus

    Er erinnerte sich nicht mehr an die letzte Begegnung. Da es Corvus auch nicht tat, blieben sie in dieser Frage mit einem Unentschieden stehen. "Oh du kennst ihn sicher besser als ich, deinen Vetter Avarus... ich hatte ein sicheres Auskommen und einen guten Posten beim Cursus Publicus. Trotzdem hat er mich gedrängt hierher zu reisen, um einem Decimus Gefolgschaft zu leisten. Wilde politische Intrigen wohl... auch wenn mein Patron von Familie spricht, so mag ich dies kaum fassen... Seine Frau ist es wohl -Decima Lucilla- die in diesem 'Spiel' die Fäden spinnt... zumindest kam mir das so vor." Da kam schon das ein wenig hervor, was Herius auch in Rom als Bedenken angemeldet hatte. Es war -im weitesten Sinne- immernoch ebenfalls ein Decimus gewesen, der ihn in die Katakomben der Castra zu Rom gebracht hatte. Trotzdem lockte natürlich auch das Abenteuer. Doch an mehr konnte der Hadrianii nicht glauben. "Mein Patron Senator Germanicus Avarus hat mir zudem einen Brief mitgegeben..." Wo war er denn nur. Herius wühlte ein wenig in dem Bündel, das er noch immer am Mann trug...