Beiträge von Nikolaos Kerykes

    Nikolaos hörte dem Gast lächelnd zu, ohne die Miene auch nur zu verziehen. Bei der Beteuerung der eigenen Treue und der der Hausgenossen lächelte der Gymnasiarchos nicht ohne einen leisen Anflug von Spott. Aber sein Blick blieb gütig. Dass er keineswegs milde Gaben zu verteilen hatte - sondern seinerseits jene mögliche Zweckfreundschaft dringend brauchte (um seine eigene Haut zu retten)- davon ließ er sich hinter seiner undurchdringlichen Maske nichts anmerken.


    Er nahm einen Schluck Wein, ließ ihn lange im Mund, als koste er ihn. Eine Dattel, spülte er mit einem weiteren Schluck Wein hinunter. Mehr trank er dann ersteinmal nicht. (Er wollte keine Assoziationen mit seinem Auftritt am Ende der Hochzeit des Bruders seines Besuchers wecken...)


    Als der junge Mann zu flüstern begann, lachte Nikolaos kurz, leise und trocken.


    "Du brauchst nicht flüstern. In meinem Garten gibt es keine bösen Lauscher. Dass du dich und deine Brüder mir für ebenbürtig hälst, ist mir weniger peinlich als es mir vielleicht sein sollte. Meinst du, ich habe nichts besseres zu tun, als mich mit Schwächlingen zu umgeben? Hielte ich dich und die deinen nicht für fähig, im Sinne der Polis gut und klug zu handeln, warum sollte ich euch einen derartigen Vorschlag machen? Daher wollen wir aufhören, zu flüstern, ja zu tuscheln wie kleine Mädchen und stattdessen wie Männer sprechen.


    Ich weiß im übrigen auch, dass du als Familienältester nicht uneingeschränkt kyrios bist. Ich nehme an, soviel älter bist du nicht einmal. Aus diesem Grunde verlange ich auch keine Entscheidung von dir allein in diesem Augenblick für deine ganze Hausgemeinschaft und für deren ganzes Bestehen."


    Er griff wieder zum Obstteller. In diesem Moment schreckten Vögel von einer nahen Strauchhecke auf und flogen hoch in die Luft, ehe sie bald wieder zurückkehrten.


    "Sollte es im übrigen deinem Stolz zuwider laufen, dich als Schutzbefohlenen unterzuordnen, können wir das Verhältnis auch anders nennen. Es geht mir nicht darum, wie bei den Römern, eine Schar an Klienten, ja eine Herde zusammenzusuchen, die ich bei jedem Anlaß vorzeigen kann wie manch anderer seine Gemmensammlung. Solche Kindereien habe ich nicht nötig. Es geht mir nicht um äußerlichen Ruhm, um Ruhmessucht, oder gar um die Begierde, andere zu beherrschen, sondern darum, Männer zu gewinnen, auf die ich mich verlassen kann und die mir hinter meinem Rücken keine Schwierigkeiten machen."


    Er lächelte wieder einmal. Das ihm eigene, zarte Lächeln war es. Trotzdem er auf die dreißig zuging, hatte der Mann aus dem Geschlecht der Keryken etwas Knabenhaftes an sich.


    "Es ist erfreulich, dass du mir gut zugehört hast und dass du meinen Vorschlägen nicht völlig abgeneigt scheinst. Über die Form der Verbindung können wir später noch ausführlicher sprechen, wenn du dich mit deinen Brüdern beraten hast.


    Nun, nachdem ich dir freimütig meine Pläne für die nächste Prytanie offenbart habe, könntest du mir vielleicht sagen, welcher Fortgang deiner Laufbahn als Demagoge dir vorschwebt."


    Völlig unbefangen hatte Nikolaos sein Gegenüber einen Demagogen genannt und ihm damit eine gewisse Macht zugestanden. Überhaupt schien er gar nicht aufgeregt zu sein und so gar nicht eifrig. Nachdem er schon im früheren Verlauf des Gespräches seine drastischen Warnungen ausgesprochen hatte, führte er die Unterhaltung über ernste Dinge in einem fast heiterem Plauderton weiter. Dabei ließ er aber keinen Zweifel daran, dass er ernsthaft im Sinn sprach.

    Nikolaos runzelte die Stirn. Mandat des Himmels- Marcus war, nachdem er kurz zur Vernunft gekommen schien, offenbar wieder seinem Wahn verfallen. Mandat des Himmels- Unwillkürlich schüttelte Nikolaos den Kopf.


    "Dann wirst du deine Opfergaben am Tor abgeben, mit der eindringlichen Bitte um ein Sühneopfer. Dieser heilige Ort muss von deiner Schande gereinigt werden werden. Es muss ein Sühneopfer geben. Erzähle mir keinen Unsinn. Die Möglichkeit, dass es kein Sühneopfer gibt, ist ausgeschlossen. Und wenn du dein letztes Hemd dafür gibst. Aber ich vermute, um das Geld geht es dir nicht."


    Nikolaos Stimme war streng und hart. Keine Traurigkeit zeigte sich nun mehr an ihm.


    Bei dem, was Marcus über die Römer sagte, erschrak Nikolaos, was ihm aber nicht anzusehen war. War Marcus gar schon zuvor ein Agent der Römer gewesen? Um die Unruhen anzustacheln? Alles, was Nikolaos dem anderen an Sympathie entgegenbrachte, schwand bei diesem Gedanken. Zu sehr hatte Nikolaos gefürchtet und sogar selbst gelitten unter den Ereignissen der letzten Tage. (Dass andere - wie die Familien der Opfer von Marcus' Tollwut, noch sehr viel mehr gelitten hatten, und noch litten, bedachte er freilich nicht.) Aber irgendwie wollte er Marcus nicht unterstellen, die gleichen schlechten Absichten zu haben, wie der Terentier in Nikopolis. Das wollte Nikolaos nicht glauben! Marcus war - so wähnte er sich sicher in seiner Vermutung - ein Narr, ein Narr, den nun der Frevler für seine eigenen Zwecke missbrauchte! Nikolaos Ärger wich der Furcht. Marcus schien sich blindlings in des Terentiers Fänge zu bewegen. Etwas anderes vorhaben- Nikolaos Fantasie füllte die Leerstelle mit tausend schlimmen Gedanken.


    "Marcus! Bevor ich dich wegschicke, muss ich dir eines sagen. Ich denke, trotz allem ist es meine Pflicht. Nicht nur dir gegenüber. Würdest du lediglich in dein eigenes Unglück laufen, so könnte ich dich nicht aufhalten - und würde es auch nicht tun. Aber ich fürchte nicht um dich, sondern um die Polis. Daher muss ich auch dich vor deinem Verderben retten - nein, retten kann ich dich nicht! warnen, ist das einzige, was mir bleibt. Ich muss dich warnen, nicht in dein Unglück zu laufen, damit du andere, nicht noch mehr andere als ohnehin schon, ins Unglück ziehst.


    Hüte dich vor Appius Terentius Kyprianus und seinen Freunden. Ich weiß, dass es sehr unvorsichtig ist, das vor dir auszusprechen. Dennoch tue ich es. Lasse dich nicht zu Dingen hinreißen, die noch mehr Unglück bringen, als du der ganzen Polis - und auch dem römischen Basileus- ohnehin gebracht hast. Wenn du dich deiner Polis nicht verpflichtet fühlst, sei mir das gleich. Dass du kein würdiger Bürger bist, hast du bereits bewiesen. Aber auch um die Römer willen solltest du dich nicht in Machtspiele einzelner Römer gegen die - römische- Ordnung ziehen lassen. Das sage ich dir nicht aus Angst um mich selbst, nicht aus Angst um die Polis - sondern aus Angst um die Römer unter meinen Freunden. Du kennst die tapfere Iunia Urgulania und ihre Kusine Axilla. Um diese beiden tugendhaften Römerinnen fürchte ich. Leider kann ich nicht mehr, als dir gut zureden. Vielleicht wirst du gleich zum Terentier oder einem seiner Freunde laufen, und ihm alles erzählen. Das kann ich nicht verhindern. Aber vielleicht denkst du darüber nach, was du tust, und tust nicht mehr unüberlegt Dinge, deren schlimme Folgen du hättest vorhersehen können."


    Nikolaos Gesicht verfinsterte sich.


    "So, nun geh. Ich kann dich nicht aufhalten."

    Nikolaos war drauf und dran, dem Jungen unter den Opferhelfen eine Ohrfeige zu geben. Dass das -angesichts von Nikolaos schmächtiger Statur und seinen dünnen Ärmchen- lächerlich ausgesehen hätte (neben dem Jüngling, der noch ganz bartlos war, wirkte der Gymnasiarch wie ein abgebrochenes Männchen), kümmerte ihn gar nicht. Und den Jungen kümmerte es auch nicht, denn er schob rasch eine Ausrede vor und lief dann fort, ohne dass Nikolaos ihn zurückhalten konnte. Mit seinen vornehmen Kleidern und vollkommen zum Laufen ungeeigneten Sandalen setzte er zur Verfolgung an. Hoffentlich sähe das niemand!


    Da sah er eine junge Frau, die - alleine!- an der Palästra stand. Der Gymnasiarchos hielt im Lauf inne, klopfte sich den Staub von der Kleidung und wies einen Staatssklaven an, den Flüchtigen zu verfolgen, ihn mit gehärtetem Schilfrohr zu bearbeiten und dann nach einem neuen Opferhelfer Ausschau zu halten. Dann ging er, absichtlich gemächlich und würdeheischend, auf die Frau zu. Bald erkannte er sie.


    "Guten Morgen, ehrenwerte Emilía. Du bist sehr früh hier - umso besser, denn ich habe eine Neuigkeit für dich. Heute im Morgengrauen wurde gelost - und du und die ehrenwerte Berenike aus dem Haus der Bantotaken seid Mitglieder der Preisrichterkommission. Bei den Darbietungen im Odeion bekommt ihr Ehrenplätze, damit ihr das beste Gehör für und den besten Blick auf die Vorträge habt."


    Er lächelte höflich.


    "Hast du Fragen zu Ablauf?"

    "Das freut mich überaus.", meinte Nikolaos. "Es kann gar nicht genug Menschen geben, die sich dafür zur Verfügung stellen. Und auch ist es gut, wenn junge, unbekannte darunter sind. Ansonsten hätte es den Anschein, als würde es nicht um die Qualität der Darbietungen gehen, sondern darum, dass mächtige Bürger ihren Günstlingen oder Günstlingen von Günstlingen oder ihren Freunden aus aller Welt Ruhmespreise zuschieben, um damit ihrer eigene Eitelkeit gleich auch zu schmeicheln. So ist es leider zu häufig. Und dabei sollte doch die Kunst den Göttern zum Wohlgefallen betrieben werden, und nicht das Stümpertum für die Ruhmessucht von reichen Menschen."


    Er lächelte. Er wusste, dass er beinahe lästerte. Aber irgendwie stand ihm das Bedürfnis danach. Gelegenheit, zu spotten, bot sich ihm sonst nur bei manchem Gelage im familären Rahmen - wobei der sehr eng war, denn Nikolaos hatte wenige echte Freunde (die weder von ihm abhängig waren, noch dass er von ihnen abhängig wäre).


    "Das mit dem Vortritt wird sich beim Losen schwer einrichten lassen. Nun ja, vielleicht habt ihr beide Glück."

    Das ganze Gymnasion (und seine Umgebung in der Stadt) war herausgeputzt. Die Marmor- und Sandsteinböden waren gescheuert, viele Wandgemälde glänzten in frischen Farben, auch die Statuen, die berühmte Athleten, ehemalige Gymnasiarchen, Kosmeten, Redelehrer zeigten, hatten einen frischen Anstrich bekommen. Breite, blaue Bänder aus Stoff zierden die Säulen und die Dachkanten der Säulenhallen um die Palästra. Der Sand der Ringanlage war vor einigen Tagen erst erneuert worden. Eine hölzerne Tribüne für Ehrengäste stand an einem Ende der Anlage. Das Gymnasion war im übrigen nur ein Ort des Agons. Doch hier würden die Feierlichkeiten seinen Ausgang nehmen und hier würde am Ende der Festtage die Siegerehrung stattfinden.


    Früh war der Gymnasiarch aufgestanden. Wie gewöhnlich hatte er sich besonders herausgeputzt - oder besser herausputzen lassen. Er kam sich selbst eher vor wie ein hoher Königsbeamter denn wie ein gewählter Diener der Polis. In der Palästra war er noch nicht anzutreffen. Er musste das Doppelopfer vorbereiten.


    Auch der Altar, der im Freien vor dem Heiligtum des Hermes und dem benachbarten Heraklesschrein stand, war frisch gewaschen und geschmückt. Aber das freilich war nicht die einzige Vorbereitung, die zum Opfer notwendig war. Stunden verbrachte Nikolaos bereits mit Voropfern und Rauchbetrachtungen. Und damit, Staatssklaven als Opferhelfer anzuleiten. Auch einer der widerspenstigen jungen Schüler des Gymnasions war unter den Helfern (neben einigen, die bereits Epheben waren). Lieber hätte Nikolaos eines der eifrigen Mädchen erwählt - doch das ziehmte sich für Herakles und Hermes nicht. Auch wenn andererorts bereits mache Frau in Priesterämter gelangte, die eigentlich Männern vorbehalten waren.


    Bald war alles vorbereitet. Nun mussten nur noch die Teilnehmer, Zuschauer und nicht zuletzt die geladenen Gäste eintreffen.




    Sim-Off:

    Dieser Thread steht noch eine Weile offen. Ich hoffe auf reges Erscheinen! Mit den Wettkämpfen wird wohl eher nächste Woche begonnen, da - so hoffe ich sehr- auch Leute aus anderen Provinzen anreisen.

    Ich bin krank geworden und bin heute kaum aus dem Bett gekommen. Daher kann ich für große Aktivität in den nächsten Tagen nicht garantieren. Auch wenn ich mich bemühen werde, schnell wieder gesund zu werden.

    Nikolaos war einfach in den Arbeitsraum seines Kollegen gegangen. Er hatte es offenbar eilig und wollte etwas rasch loswerden. Sonst war es nicht seine Art, zu Leuten zu gehen (im Laufe seines Lebens als reicher Bürger, häufig in hohen Ämtern) hatte er es sich angewöhnt, sie zu ihm kommen zu lassen.


    "Khaire, Cleonymus. Ich habe ein Angebot für dich. Du kennst sicher Lyros, meinen Gasthauspächter? Der alte Lyros möchte sich aus dem Geschäft verabschieden, hat aber keinen Nachfolger. Es wäre ein Jammer, wenn deswegen das Gasthaus verfiele und herunterkäme. Hättest du Lust, das Geschäft zu übernehmen? Nicht als Pächter. Ich möchte dir den Laden schenken. Ein großes Haus und alle Einrichtung, die für Ausschank und andere Bewirtung notwendig ist, steckt dahinter. Wenn du es geschickt anstellst, kannst du damit jede Menge verdienen. Es ist immerhin das größte und bekannteste Gasthaus in Alexandreia. Ich habe noch eine Stunde, ehe ich ins Mouseion muss. Wollen wir sogleich zum Agoranomos gehen? Es tut mir leid, wenn ich dich damit überrumple, aber es ist kein Haken an der Sache. Es würde mich nur betrüben, wenn das verfiele, was ich aufgebaut habe - immerhin war das mein erstes Geschäft in Alexandreia- und dich halte ich für den richtigen Mann dafür. Nur für die Spiele - doch das versteht sich von selbst- sollst du für Athleten und Dichter im Gasthaus kostenlos Unterkunft gewähren, wie ich es ihnen gewährt hätte, wäre ich dann noch der Besitzer. Freilich musst du das Angebot nicht annehmen, wenn dich deine bereits vorhandenen Geschäfte voll ausfüllen - immerhin bist du nebenbei noch Amtsträger. Aber ich bin mir sicher, du wärst ein ausgezeichneter Wirt - und geschäftstüchtig scheinst du mir auch. Nun, was hälst du davon?"

    Auf Wachstafeln hatte Nikolaos am Morgen rasch in seiner fahrigen, zwar leserlichen aber unschönen Schrift zwei Briefe geschrieben.


    Ehrenwerter Eparchos, Stellvertreter des göttlichen Basileus,


    im Namen der Polis Alexandreia ist es mir eine Freude, dich als Ehrengast zu einem Agon zur Feier des Neujahrsfestes* einzuladen. Wenn du nichts dagegen hast, kann im Rahmen dieser Veranstaltung auch die Statue zum Dank für deine Verdienste um die Polis enthüllt werden. Ich - und wir alle - hoffen darauf, dass du kommen kannst*² und kommen möchtest. Auch laden wir dich herzlich ein, deine hochverehrte Gemahlin, deine übrige Hausgemeinschaft, dein Gefolge und weitere Gäste deiner Wahl mitzubringen.


    Dich grüßt und dir wünscht hochachtungsvoll Segen


    Nikolaos, der Gymnasiarchos.


    Sim-Off:

    * Das wäre eigentlich Ende der vorletzten Juniwoche, aber wir ziehen das etwas vor auf nächstes Wochenende. Hinziehen kann es sich die ganze nächste Woche.


    *² Ich weiß, wie es gerade um deine Rl-Freizeit bestellt ist. Du könntest hinzustoßen und mitschreiben, wann du möchtest. Wenn du gar nicht kannst, dann wird Corvus auch als "unpässlich" entschuldigt ;).



    Neujahrsagon für alle in Alexandreia


    Zur Feier des Neujahres* findet im Monat Thot in Alexandreia ein Agon statt. Athleten, aber auch Künstler - Dichter, Sänger, Kitharöden- aus allen Poleis und Ethnien lädt die Polis Alexandreia herzlich ein, teilzunehmen.


    Unterschiedliche Disziplinen gibt es und viele Preise: So könnt ihr euch im Fünfkampf messen, im Ringkampf, im Hoplitenlauf und anderen Dingen auf der einen, in Oden und Hymnen auf Hermes und auf Herakles und freier Dichtung auf der anderen. Auch Schauspieler und Chöre sind willkommen, ihre Werke im großen Theater aufzuführen. Allen Teilnehmern wird freie Unterkunft und freie Verköstigung gewährt.


    Wer sich nicht messen möchte, aber den Wettstreiten beiwohnen, der ist ebenso herzlich eingeladen. Wein und Brot wird im Überfluß vorhanden sein. Alexandreia bietet, als eine der gastfreundlichsten Städte der Oikumene, nicht nur gute und günstige Gasthäuser sondern auch allerlei anderer Zerstreuung. Nutzt das Agon für eine Reise zur Perle des Mittelmeeres!


    Um die Sicherheit braucht ihr euch nicht zu sorgen: Stadtwache und Legion haben die Lage unter ihrer Kontrolle. So werden die Spiele mit Sicherheit ein Fest des Friedens und der Freundschaft der Ethnien.


    Diese Ankündigung läßt noch Fragen bei euch offen? Dann wendet euch an den Kosmetes oder an den Gymnasiarchos der Polis Alexandreia.


    Sim-Off:

    *Das Neujahrsfest der Griechen in Alexandreia ist eigentlich eher Ende Juni, aber wir ziehen es auf nächste Woche vor. Die Zeiteinteilung indes handhaben wir flexibel: Mit jedem einzelnen der Wettkämpfen wird begonnen, wenn genug Teilnehmer dort sind ;). So habt ihr auf jeden Fall noch genug Zeit, anzureisen.


    Die Sieger der musischen Wettkämpfe werden SimOn von Preisrichtern ermittelt.


    Die Athleten sollten sich vorher per Pn beim Kosmetes Cleonymus melden.


    "Axilla?", rief Nikolaos in Richtung des Vorzimmers. "Kannst du ein paar Briefe für mich sauber abschreiben, dann zum Präfekten bringen beziehungsweise von Helfern an der Agora an die Wände schreiben lassen beziehungsweise in Briefform zum Postdienst bringen und von dort aus in alle Provinzen des römischen Reiches schicken lassen? Geld dafür gebe ich dir.*"



    Sim-Off:

    *wird gleich überwiesen ;) (+ dein Gehalt, das seit Wochen aussteht... [schämt sich]

    "Ach ja, noch etwas: Gibt es jemanden, dessen Los ich in die Urne zur Wahl der Preisrichterkommission für den musischen Teil legen darf? Er oder sie dürfte natürlich nicht selbst teilnehmen und sollte möglichst auch keine Verwandten unter den Wettstreitern des musischen Agons haben."

    "Ausgezeichnet. Mit etwas Glück* fällt das Los auf dich. Ich bin mir sicher, du wärst der Kommission eine Bereicherung. Die Spiele beginnen bald*²."


    Nikolaos schien zufrieden. Er hatte nicht erwähnt, dass mögliche Bewerber für den Preisrichterausschuß so dünn gesäat waren, dass vermutlich alle Lose gezogen würden.



    Sim-Off:

    *Bisher besteht die Kommission nur aus dir ;).


    *²Nächstes Wochenende, aber ich denke, wir halten das flexibel und geben eine ganze Woche als "Zeitrahmen" vor.

    Wie versteinert saß Nikolaos da. Er war bleich im Gesicht geworden. Seine kühle Maske bröckelte ab und gab eine ernste, traurige Milde frei. Einen Augenblick sah er die Bücher auf dem Tisch an, ohne den Blick von Marcus abzuwenden, ohne ihn aus den Augen zu lassen.


    "Du musst um deinetwegen zur Vernunft kommen, nicht meinetwegen."


    Eine Weile blickte Nikolaos Marcus an. Er schien nachzudenken. Mit der Hand drückte er gegen den Schriftrollenstapel, als wolle er ihn von sich schieben. Aber dafür reichte seine Kraft nicht - oder er wollte ihn gar nicht von sich schieben.


    "Es liegt nicht an mir, dich anzuklagen. Ich war nicht Zeuge deines Verbrechens. Wohl aber viele andere -"


    Auf einmal zuckte er zusammen.


    "Gelte dein Gesetz, so müsste ich beim Statthalter Klage gegen dich erheben, wenn ich nicht des Todes sein wollte."


    Seine Stimme war ruhig und kühl. Aber sein Blick war traurig.


    "Sollte man mir vorwerfen, von deinem Verbrechen gewusst zu haben, so werde ich sagen, du würdest häufig im Wahn solche Dinge erzählen und die Bruderschaft hielte dich nur aus Mitleid aus und aus dem Grund, da du einst - bevor dir der Verstand geschwunden ist- ein glänzender Geograph warst. Immer seist du harmlos erschienen - nun, wir haben uns wohl getäuscht, wie man einem Hund die Tollwut manchmal auch nicht ansieht. Die Römer werden dich wahrscheinlich anklagen. Du wärst ihnen ein willkommener Sündenbock, den sie dem Pöbel präsentieren könnten.
    Du weißt wohl, da bin ich mir sicher, dass ich im Falle einer Anklage nichts für dich tun kann, nicht einmal für dich sprechen, dich nicht einmal kennen werde."


    Er hielt inne.


    "Was rede ich da? Was nützen diese Gedanken!


    Marcus, ich werde dich nicht anklagen und auch nicht dir den Tod nahelegen. Ich habe dir nichts zu befehlen und habe dich auch nicht in die Verbannung zu schicken.


    Ja, der Priesterschaft verweisen werde ich dich. Du darfst diese heiligen Hallen nie wieder betreten. Lasse deine Habseligkeiten einpacken und fortschaffen und dann geh! Zuvor aber bringe den Mousen und dem Apollon Sühneopfer dar. Kaufe die besten Opfertiere, die du dir leisten kannst.


    Übergib das Opfer einem Priester, der es für dich ausführen soll. Sage, dass es ein Sühneopfer ist. Ich kann es nicht selbst für dich vollziehen, ich habe alle Hände damit zu tun, meinen Antritt in das Amt des Oberpriesters vorzubereiten. Wenn das Opfer vollzogen ist, verlasse das Mouseion auf dem schnellsten Weg."


    Wieder dachte Nikolaos nach.


    "Marcus, verlasse die Stadt nicht. Warte, ob ich die Römer dich anklagen, verurteilen und richten. Geschieht das nicht, so kannst du Gast auf meinem kleinen Landgut sein, sowie du das möchtest. Du kannst Schriften studieren, schreiben, in aller Ruhe deinen Studien nachgehen. Du musst dafür keine Gegenleistung erbringen. Wenn du mir tätig dafür danken willst, so kümmere dich um den Garten und hüte das Haus und beaufsichtige die Landarbeiter. Ich werde dich gelegentlich besuchen und dir Gesellschaft leisten, sowie es meine Geschäfte in der Stadt erlauben.


    Ich stelle nur eine Bedingung, falls du mein Angebot annehmen möchtest: Es sollte sich nicht herumsprechen, dass du mein Gast bist. Und, wie ich schon sagte, musst du abwarten, ob du angeklagt wirst, und dich dann der Anklage stellen, sollte es soweit kommen.


    Bitte glaube nicht, ich würde dich dazu drängen, mein Angebot anzunehmen. Sobald du das Sühneopfer dargebracht hast, kannst du gehen, wohin du willst."

    Nicht dass du es jetzt missverstehst, ich würde dich hiermit versuchen auf dem Forenpostweg zu erreichen. Im Vorfeld haben wir z.B. auch schon mit Vibulanus abgemacht, dass es keine weiteren "Verwicklungen" der Situation geben sollte. (Du hast ja auch schon eine Pn, die auch an die Prytanen ging, von mir bekommen.)


    Also es geht bei dieser Ankündigung nicht um dich oder um Cyprianus sondern vielmehr um mögliche "Trittbrettfahrer", die z.B. aus dem logischen (verstärkte Patrouillen der Legion sind schließlich notwendige Konsequenz der Ereignisse), derzeitigen Aufmarsch auf der Agora wieder einen Aufstand losbrechen wollen, sollte es solche Leute geben.

    Nikolaos Augenbrauen senkten sich ein wenig. Seine Mundwinkel zuckten einmal kurz und unauffällig. Innerlich hingegen war er sehr aufgebracht. Ungeheuerlich fand er, was ihm Marcus Achilleos da erzählte! Ein Apollonspriester - mit Blut befleckt! Die Behauptung, die Männer hätten den Soldaten die Schwerter entrissen, glaubte Nikolaos nicht. Soldaten ließen sich nicht einfach die Schwerter aus der Hand nehmen! Nicht im Krieg hatte sich der Apollonspriester entweiht! Die Sache war Nikolaos ungeheuer. Marcus würde möglicherweise von den Römern vor ein Gericht gestellt werden - das hieß, vor den Statthalter. Aber viel schlimmer schien ihm die Entweihung des Amtes. Innerlich bebte Nikolaos. Äußerlich zeigte sich nur ein weiteres Zucken im Gesicht. Ruhig blieb er in der Stimme. Aber in seinen Augen war Zorn deutlich zu erkennen.


    "Marcus, in der Tat hast du dein Amt eines Apollonspriesters entweiht. Du behauptest, irgendjemand sollte es sich zum Vorwand nehmen, dich als Verbrecher zu bezeichnen? Vorwand? Nein, Marcus. Du hast Menschen getötet, ohne Notwehr für dein eigenes Leben oder das eines Schutzlosen zu leisten. Du hast gekämpft, ohne Soldat zu sein, ohne dass dich die römischen Soldaten darum gebeten haben. Du bist ein Totschläger und hast den Göttern gefrevelt. Du hast es sicher nicht heimtückisch getan, sondern dich von deiner Wut, die ich in deiner Stimme höre, hinreißen lassen. Das ist schlimm genug. Ein erwachsener Mann, ein angesehener Bürger seiner Stadt, ein Inhaber eines Priesteramtes sollte seine Affekte beherrschen - und sich nicht von ihnen beherrschen lassen.


    Was hast du Gutes getan mit deiner Tat? Ich glaube kaum, dass alle Soldaten entwaffnet waren. Ich glaube nicht einmal, dass sie überhaupt entwaffnet waren. Die Soldaten hätten die Menge zusammengetrieben und nichts wäre geschehen. Erfahrung haben die Soldaten darin, mehr Erfahrung als du. Was hast du also geleistet? Du hast Kindern ihre Väter genommen. Vielleicht Unschuldige auch getötet.


    Ich glaube, Marcus, du kennst gar nichts. Du lebst in deiner Traumwelt. In dieser Traumwelt bist du noch Statthalter oder Kommandant. Vielleicht wähnst du - wie in Xin - auch hier eine Intrige, was dich in den Wahn stürzt, verfolgt zu werden. Auch ich trage Schuld. Ich hätte das schon an deinem Gesetzesvorschlag erkennen müssen, dass der Wahn mit dir durchgeht.


    Marcus, glaubst du, wir Demagogen der Stadt leben in einer Traumwelt? Glaubst du, einer von uns wähnt die Polis unabhängig oder einer von uns wähnt den Pöbel friedlich? Glaubst du, wir kommen ins Tychaion, um zu saufen und um unsere Hintern auf Staatskosten auf Sesseln zu betten? Nur, weil wir nicht so handeln, wie du es dir vorstellst, sind wir unfähig und dumm? Marcus, hier ist nicht das Kaiserreich Xin.


    Warum, Marcus, hälst du selbst die römischen Soldaten ihres Handwerks für unfähig?


    Ich glaube, in deiner Traumwelt bist du der einzige, der irgendetwas zu tun vermag. Du weißt wie mit dem vermeintlichen Pöbel umzugehen ist, du allein rettest ein ganzes Schiff vor dem wütenden Pöbel.


    Du bekennst hochmütig und frech, du hättest dich juristisch auf sehr dünnes Eis begeben, juristisch, ja juristisch! Das ist die Lehre, die du daraus ziehst! Neutralisiert - was soll das heißen? entmannt?!?! wie es sich anfühlt, dieses Recht des Stärkeren? Hälst du dich für stark? Nur weil du dein Schwert besser schwingen kannst als andere? Bist du gar besser als der Pöbel? Einer, der mit seinen Bluttaten einen Aufstand des sogenannten Pöbels heraufbeschwört?


    Am selben Tag gab es einen Aufstand*. Ich selbst bin dabei verletzt worden, als ich versuchte, die Menge zu beruhigen (Niemand hörte auf meine Worte). Tagelang fieberte ich von einer entzündeten Wunde und hatte dergleichen mehr als eine. Die Römer am Tor zur Basileia wollten mich nicht durchlassen. Mit Mühe und Not konnte ich erreichen, dass wenigstens meine Schreiberin, eine tugendhafte, ehrbare römische Jungfrau aus altem Geschlecht! eingelassen wurde. Hätte ich der Torwache nicht mit ihrem ehemaligen Vormund gedroht, der ein hoher Offizier fern von hier ist, so hätten die Wächter - selbst Römer- sie lieber dem Pöbel ausgeliefert! Wer weiß, was ihr geschehen wäre! Und du, du sprichst höhnisch und anmaßend und kommst dir dabei womöglich noch selbstlos, gerecht und anständig vor!


    Marcus, was tust du nur! Ich glaube dir wirklich, dass du beste Absichten hast - aber verstehst du nicht, dass es sogar besser gewesen wäre, du hättest sie nie verfolgt, diese Absichten?


    Marcus, Apollon ist der Gott der guten Mäßigung. Den goldenen Mittelweg muss man suchen - und nicht an die Grenzen gehen und darüber hinaus und Dinge tun, von denen einem beim Zuhören übel wird. Willst du deine Polis ins Verderben stürzen? Sagen das deine Meister, dass du deine Mitbürger ins Verderben treiben sollst? Sagen deine Meister, dass du nach Lust und Wollust Mutwillen treiben sollst?"


    Ab etwa der Hälfte seiner Rede hatte Nikolaos die Ruhe verloren. Er schrie nicht, er sprach leise, doch voller Bitterkeit.


    "Die, die Aufstände anzetteln, sind es? Und was tust du? Du hattest nicht den Auftrag, nicht von der Stadt und nicht von den Römern, einzugreifen! Glaubst du im Ernst, die Römer werden es dir danken? Glaubst du, sie werden dir für deinen vermeintlichen Heldenmut Lorbeeren anheften? Armer Träumer. Für die Römer bist du ein wahnsinniger Nichtrömer, der andere Nichtrömer zum Aufstand anstachelt."


    Nikolaos erhob sich. Er ging zu einer Truhe, auf der einige Schriftrollen lagen. Mühsam hob er sie an und schleppte sie zum Schreibtisch. Er legte sie auf dem Schreibtisch ab, dass andere Unterlagen vom Luftzug aufgewirbelt wurden und Staub aufstieg.


    "Ich möchte, dass du deine Bücher wieder an dich nimmst. Solltest du Beanstandungen haben, werde ich das ausbessern lassen. Allerdings bin ich damit pfleglich umgegangen - wie man mit anderer Leute Dingen umgehen sollte."


    Er setzte sich wieder. Kraftlos wirkte er nun. Und traurig.


    "Aber die Bücher, die ich dir gab, sollst du unbedingt behalten. Du sollst sie gründlich studieren, auf dass du Achtung vor deiner Ahnen Taten empfindest und dich nicht an irgendwelche Ahnen aus Xin heftest, die nicht die deinen sind.


    Auch sollst du nachdenken, ob du bereit bist, der Bürgerschaft in Zukunft wirklich zu dienen. Wenn du das für aufgeblasenen Firlefanz hälst, nun gut, dann sei dem so."



    Sim-Off:

    *Nikolaos weiß nicht, dass der Aufruhr am Hafen am selben Tag zwar aber nach dem Vorfall am Tor stattfand.

    Endlich waren auch die letzten Nachzügler erschienen. Nikolaos gab mit seiner Rechten, die kaum sichtbar doch für ihn deutlich spürbar zitterte, den Opferhelfern einen Wink. Den Blick des Ánthimos hatte Nikolaos nicht bemerkt. Er sah ohnehin die Priester kaum, selbst wenn er sie anblickte, sah er nur weiße Gewänder und darüber grünen Blätterkopfschmuck.


    Auf einer Kithara stimmte ein junger Mann, der auf einem Klappsessel saß (am Schenkel lehnte ein Gehstock, ein Fuß war verkrüppelt - Nikolaos erinnerte das an einen gewissen seiner Mitschüler, der lange Jahre schon tot war), die Begleitung an, zu einem Hymnos. (Eigentlich ungewöhnlich, doch dieses Musikgerät war dem Gott heilig, oder was auch immer sich die Helfer dabei gedacht hatten - Nikolaos hatte während der Vorbereitung häufig das Gefühl, die Angelegenheit entglitte ihm).


    "Ich werde mich entsinnen, und nie, nie vergessen den Apollon... Als er durch das Haus des Zeus schreitet, zittern vor ihm und springen die Götter alle auf von ihren Sitzen, wenn er sich nähert, als er seinen grellen Bogen spannt. Doch Letho allein steht an der Seite von Zeus, der in Donner schwelgt; und dann reißt sie die Sehne vom Bogen, und schließt seinen Köcher, und nimmt ihm das Bogenzeug von der Schulter und hängt es mit einem goldenen Pflock an eine Säule seines Vaters Hauses. Und sie führte ihn zu einem Sessel und drückte ihn sanft hinein: und sein Vater gibt ihm Nektar in einem goldenen Becher und heißt seinen lieben Sohn willkommen.."



    Sim-Off:

    Dieser Text (und noch folgendes) stammt aus einem Hymnos von Homer auf Apollon, frei nach einer englischen Übersetzung hierhttp://ancienthistory.about.co…myth/a/HomericHymnAp1.htm.

    Nikolaos war daran gewohnt, das Marcus seltsame Verhaltensweisen an den Tag legte und er seltsam offen sprach. Aber dieses Anliegen ließ ihn aufhorchen. War es doch - auch für einen ungewöhnlichen Menschen wie Marcus- überaus ungewöhnlich. Von seiner Verwunderung freilich ließ sich der künftige Epistates nichts anmerken.


    "Khaire, werter Marcus. Gut, also ohne Höflichkeitsfloskeln. Setzen darfst du dich trotzdem."


    Er deutete mit einem Kopfnicken auf einen Stuhl.


    "Sage mir, welcher Art wäre der Schaden?"

    Im Einvernehmen mit einer großen Zahl an Spielern nichtrömischer IDs in Alexandreia möchte ich folgendes ankündigen:


    Jegliche neue "Aufstände" in Alexandreia werden die meisten Prytanen ignorieren, ob das stimmiges Rpg ist oder nicht.


    In Zukunft werden wir uns auch über jeden Verstoß gegen die Spielregeln bezüglich Nsc-Gebrauch bei der Spielleitung beschweren und rigorose Konsequenzen fordern, wenn:


    - mithilfe eines Nsc gewalttätige Handlungen ausgespielt werden
    - wenn ein Nsc missbraucht wird, einen "Aufstand" anzuzetteln
    - wenn gar ein Spieler einen ganzen "pöbelnden Mob" via Nsc spielt und Handlungen mit ihnen durchführt, die einem Aufruhr nahekommen.


    Inbegriffen sind dabei ausdrücklich Spieler mit IDs in der Legion. Wenn ihr Gegenspieler braucht für Kampagnen, dann sprecht das mit Betroffenen ab, insbesondere mit Spielern mit Zugang zum Narrator Aegypti.


    Grund dafür ist, dass vor allem uns Prytanen allmählich die ganzen Aufrühre nerven. Vor allem solche, bei denen "Blut" fließt. Damit es SimOn nicht unstimmig wirkt, müssen wir uns amtswegen mit jedem dieser Aufstände befassen.


    Anfangs trug es zu einem interessanten und lebendigen Rpg bei aber allmählich ist es einfach nur noch lästig. Wir, die Prytanen, haben keine Lust mehr, anzusehen, dass Spieler sich aufrührerische Nsc aus den Fingern saugen, nur um einen Grund für Gewaltrpg zu haben inform von "Notwehr".


    Noch einmal möchte ich darauf hinweisen, dass ich, in Hinblick auf diese deutliche Warnung, die niemand entgehen dürfte, die Spielleitung um besonders harte Strafen bitten werde.


    Das sei jetzt übrigens auch nicht als Anmaßung von Kompetenzen der Sl misszuverstehen. Es geht mir nur darum, dass ich bei der Sl in einem solchen Fall Beschwerde einlegen werde. Die Spielregeln sprechen schließlich eine deutliche Sprache.


    Rückwirkend möchte ich mich nicht beschweren. Nur für die Zukunft sei es gesagt.


    Von diesem "Rückwirkungsausschluss" bleiben SimOn-Konsequenzen unberührt.

    "Auf vielerlei Art könnt ihr das tun. Auch ohne Ämter inne zu haben. Bleibt besonnen, laßt auf die Provokationen von römischen Soldaten oder von irgendwem keine gefährlichen Reaktionen folgen, beobachtet das Geschehen aber genau und erstattet einem Regierungsbeamten Bericht, hört nicht auf die wenigen Schreihälse, die den Abzug der Römer fordern, seid wachsam und aufmerksam. Woauchimmer ihr seht, dass einzige den Pöbel aufhetzen, berichtet einem Archonten, einem Prytanen davon oder dem Mitglied einer anderen Kommission."


    Er lächelte, beinahe wohlwollend. Die beiden Mädchen gefielen ihm zumindest besser als die anderen Schüler dieses Tages. Was für eine Generation reifte da heran! Wo schon die Mädchen die tugendhaftesten Männer stellen mussten!


    "Ganz praktisch könnt ihr übrigens bald der Polis dienen, wenngleich in einer erfreulicheren Angelegenheit. Bald werden Spiele stattfinden. Für den musischen Teil des Festes wird es eine Preisrichterkommission geben, für die Bürger mit dem Los erwählt werden, die sich zuvor dafür freiwillig zur Verfügung gestellt haben. Auch Epheben und sogar Kinder von Bürgern können sich eintragen lassen. Darf ich Lose mit euren Namen schreiben?"

    Ein Diener brachte einen Brief und einen Beutel mit kleinen Münzen zur Annahmestelle des römischen Postdienstes.



    M. Duccio Rufo in Mogontiaco capute provinciae Germaniae Superioris.



    Werter Marcus Duccius,


    ich hoffe, die Götter haben meine Bitten erhört und dein Schiff heil und dich gesund über das große Meer gebracht. Ich hoffe auch, du bist ohne große Zwischenfälle vom Hafen (Ostia nehme ich an) in deine Heimat gelangt. Du bist jung und gesund, dennoch war wohl diese Reise auch für dich nicht frei von Strapazen. (Ich selbst kenne solche Reisen und ihre Unannehmlichkeiten durchaus. Bist du wenigstens mit einem eigenen Fuhrwerk gefahren - oder warst du auf die Gnade eines fremden Fuhrknechts angewiesen?)


    Haben die Götter dem Brautpaar schon ihren Segen geschenkt? Zwar kenne ich es nicht, dennoch wünsche ich ihm alles Gute für die Ehe. Nur Gutes wünsche ich auch dir für deinen künftigen Lebensweg. Sehr hoffe ich, dass deine kurze Lehrzeit in der Redekunst dir nützlich sein wird. Auch hoffe ich, dass du bereits Gelegenheit hattest, dich mit Aristoteles auseinander zu setzen. (Falls nicht, so ist dies nicht schlimm. Du bist jung, da ist es verzeihlich, dass du andere Dinge lieber tust als zu lernen. So alt bin ich selbst noch nicht, dass ich das bereits vergessen haben könnte.)


    Nach allem Hoffen und Wünschen möchte ich dir auch etwas von mir erzählen. Es gibt eine gute Nachricht, die ich lange selbst nicht glauben konnte, da sie für sehr unerwartet eingetroffen ist: Der ehrenwerte Sosimos, der ehrwürdige und alte Stellvertreter des Bibliothekars des Mouseions, trug mir an, ihm nicht nur Nachfolger zu werden, sondern auch - im Gegensatz zu ihm- den Amtsnamen des Epistates zu übernehmen! Ich war beinahe mehr erschrocken als überrascht.


    Vor einigen Tagen dann bin ich in mein Amt eingeführt worden. Aufgeregt war ich wie ein Knabe und ich war zudem noch geschwächt, denn vor einigen Wochen war ich sehr krank. (Tagelang ans Bett wie gefesselt, dann im Schlafzimmer wie eingesperrt. Die Götter mögen dank haben, dass ich wieder frei vom Fieber bin und mir nur eine Narbe bleiben wird!) Wider meiner Befüchtungen lief alles gut. Kaum Missgunst sah ich in den Gesichtern der anderen Priester, selbst in denen der Greisen nicht. Nun werde ich beweisen müssen, dass ich der Bürde würdig bin und geeignet. Nur ist mein Verstand seit einigen Tagen wie gelähmt, denn die große Hitze nähert sich Alexandreia.


    Man kann sie schmecken und riechen - und daran sehen, dass die Mittagszeit die Menschen noch viel länger von den Straßen und Plätzen und aus den Werkstätten, aus den Läden und vom Hafen forttreibt, als sonst. Auch sind die Kutscher unduldsamer, die Diener ungeschickter und der Pöbel hitzköpfiger. Und dabei sind die Tage der Hundssterne noch weit hin... .


    Auch du müsstest in deiner Heimat bald dem Sommer entgegensehen können. Leider weiß ich nicht, welche Gestalt er im Norden hat. Liegt noch Schnee auf den Wiesen? Sind die Äcker noch gefroren? Entschuldige meine Unwissenheit - und entschuldige meine Neugier, die sich auf Belanglosigkeiten stürzt. Ich sollte besser lieber noch einmal nach deinem Wohlbefinden fragen.


    Gibt es in deiner Stadt eine aus der Mitte der Bürger gewählte Beamtenschaft? Ich weiß um den Umstand, dass es sich damit bei euch anders verhält als bei uns. Bald ist übrigens die Prytanie zuende - und ich hoffe, so verachtenswert das vielleicht erscheinen mag, um ein Amt herumzukommen. Nicht, dass ich mich den glückseligen Torheiten eines Idiotens hingeben wollte. Es ist auch nicht so, dass ich geizig geworden wäre. (Obgleich freilich vier Amtszeiten hintereinander Amtsträger zu sein das Hauswesen beutelt.) Es ist nur so, dass meine Kräfte durch gewisse Geschehnisse in dieser Prytanie aufgezerrt sind. Daher hoffe ich, vielleicht in einem halben Jahr mehr Muße für die Dinge zu haben, die ich lange sträflich vernachlässigt habe: Meine Studien, den Tempeldienst für Apollon und meine Lehren.


    Außerdem, denke ich, ist es an der Zeit, auch anderen die Gelegenheit zu geben, sich im Dienste der Polis zu bewähren. Das ist das Prinzip der Isonomie, das sich nicht nur in gleichem Recht für alle Bürger ausdrückt, sondern auch in gleicher Behandlung bei der Vergabe von Ämtern. Freilich sind die Zeiten des Losens vorrüber - in Alexandreia gab es sie nie, aber Alexandreia ist schließlich beinahe mehr Königsstadt als Polis.


    Ich sehe nach draußen, und sehe überall Geschäftigkeit und Krämertum. Manche von euren römischen gelehrten Männern sprechen von einem Verfall der Beredsamkeit. Diesen gibt es auch hier bei uns. Ich sollte wohl besser Händler für Bestien der Arenen werden, Galanterienkrämer oder Gesellschaftsmann. So ist das leider. Den Unsterblichen Göttern sei es gedankt, dass es wenigstens ruhiger geworden ist. Denn für alle Unruhe des Pöbels der Aigyptoi machen gewisse Personen uns Griechen und Makedonen verantwortlich. Als wären wir es nicht, die dafür sorgen, dass das Volk ruhig ist und nicht aufbegehrt. Als wären wir es nicht, die dem göttlichen Basileus treu ergeben wären. Doch jene, die dem göttlichen Basileus nie opfern, schreien am lautesten Gotteslästerer, Aufrührer, Frevler, Räuber!


    Manchmal möchte man da einen Hain pflanzen, hineingehen und ihn nie wieder verlassen. So wie es in Athen viele taten, die dem Gemeinwesen fernbleiben wollten, da sie enttäuscht waren. Ein verrückter Bekannter von mir eröffnete vor einiger Zeit eine Akademie - zwischen den Baracken im Armenviertel. Nun bringt er armen Kindern das Lesen bei - ich weiß nicht, ob nicht gar ein wenig Weisheit in dieser, seiner Torheit liegt - und ob ich nicht selbst töricht bin.


    Die Hitze schwillt an, während ich dies schreibe. Mein Garten blüht, doch auf den Blüten liegt schwerer Staub. Dem Staub entkommt man selbst hinter feinen Vorhängen nicht. Ich überlege, eine Weile aufs Land zu ziehen, wenn es meine Geschäfte einmal zulassen sollten, die mich an die Stadt binden. Lieblich ist die fruchtbare Gegend des Nildeltas. Ich weiß nicht, ob du sie jemals bereist hast. Alte Städte noch aus Zeiten vor Alexander liegen hier, Orakelstätten und andere Heiligtümer, aufgegebene Paläste zwischen solchen, die gerade erst erbaut worden sind. Ein gewisser Freund von mir fuhr vor Jahren mit einem Boot den Nil hinauf, er wollte zum Meer, das man das Rote nennt, um Geschäfte zu tätigen. Ich habe von ihm seitdem nichts mehr gehört. Vieles verlockt zum Reisen.


    Sehr werde ich mich freuen, wenn du antwortest, werter Marcus Duccius. Noch einmal - nicht oft genug!- wünsche ich dir alles Gute. Viele und beste Grüße von Nikolaos.



    Sim-Off:

    Geld wird sogleich überwiesen.

    Da war Sosimos! Beinahe erschrak Nikolaos. Ehrfurchtsvoll erwiderte er das Nicken. Allmählich füllte sich die Exedra der Säulenhalle mit Männern (und einigen Frauen) in Priestergewändern. Nikolaos erkannte noch mehr bekannte Gesichter als das des Sosimos. Hoffentlich stottere ich nicht. Hoffentlich können die Opferhelfer den Wortlaut der Hymne. Hoffentlich nimmt er das Opfer an- Nikolaos spürte Schweiß unter seinem Priesterkranz. Langsam rannen Schweißperlen die Stirn hinab. Nikolaos wartete noch eine Weile. Einige Priester, die er kannte, waren noch nicht unter den Versammelten. Ungeduldig warteten die Opferhelfer auf einen Weg vom künftigen Oberpriester, den Weg zum Heiligtum mit duftenden Ölen zu besprengen.