Beiträge von Helvetia Laevina

    Laevina hielt ihm ihre blutende Hand. Es waren tiefe Spuren von Krallen zu sehen, dochhalb so schlimm, als sich Crassus durch so viel Blut und das bleiche Gesicht der Laevina zuerst ausmalte. Laevina stand eher unter Schock, als litt am Schmerz. Ihre Lippen zitterten. Es ist die Strafe der Götter sagt sie leise und ihre großen Rehaugen füllen sich mit Tränen. Der Kater, der Übeltäter, war schon längst über alle Berge, oder in einem seiner Verstecke. Dasia steckte in Crasuss Hand schweigend ein Tuch und Rufus murmelte etwas, dass er dem Kater den Kopf abschlägt. Ich wollte das Tier nur streicheln gab Laevina ihrer Klage die Luft. Sie wollte sich gleichzeitig auch nicht so schwach zeigen und ihr Gesicht bekam diese helvetianischen stolzen Züge. Es ist nur eine kleine Schramme, mehr nichts, Crassus, wirklich Sie versuchte sogar zu lächeln. Der arme Kater. Ein Tier, das so viel Mißtrauen hat Hörte da Crassus Mitleid mit dem schwarzen Kater? Laevina hielt ihre Hand weit von der Kleidung, um diese nicht zu beschmutzen. Als Crassus ihre Hand leicht zusammendrückte, wisperte Laeivna aua! und dann gleich neinnein, ich habe mich nur erschrocken und ihre Wangen leuchteten rot. Ein amüsantes Spiel, wenn eine Unschuld versucht zu lügen... Rufus sah nur, dass seiner Herrin wohl wieder gut geht und stellte die Frage, ob er nicht zu dieser Witwe mal schon vorgeht. Sein Blick fiel dabei auf die Hüften der Dasia und vielleicht alle außer Laevina hätten diesen Blick sofort verstanden, außer Laevina selbst. Begleitest du mich dorthin? Die Frage traf Crassus besonders durch ihre Stimme. Sanft und klar.

    Er stand da, sein Lächeln schmeichelte ihr und seine Blicke drangen in ihr Herz und Verstand, auch wenn sie es nicht wollte. Seine Worte gingen ihr nicht ins Hirn, sondern prallen von ihr ab. Welche Augenfarbe hat er? Warum ist mir mal kalt mal warm? was spricht er da? Götter? ich versthe kein Wort Laevina spürte ihre Verunsicherung, irgendwas soll sie doch sagen! Crassus blickt sie an und sie denkt nur an eins, ihre Ruhe zu bewahren. Vielleicht kannst du mir die angemessene Unterkunft vermitteln? Es ist die einzige Frage, die mich momantan beschäftigt. Ihre Hand legte sich auf seine Brust. Eine Geste, die viel bedeuten, auch mal falsch verstanden könnte. Die Wärme ihrer feinen Finger drang zu ihm. Vielleicht zu seinem Bedauern, wer weiß, zog Laevina ihre Hand schnell zurück und versuchte ihre Gedanken anders zu steuern. Da kam ihr dieser dicke schwarze Kater als Hilfe in Not. Laevina schaute auf den Kater Er erinnert mich an den Medicus, der meine Mutter behandelt hatte. Der sah mich auch mit dieser Miene an, bis ich ihm seinen Honorar auszahlte. Heißt er nicht zufällig Aesculapius? Laevina ging auf den Kater zu und beugte sich, um ihn zu streicheln. Der Kater war bestimmt nicht daran gewöhnt, solche Streicheleinheiten zu bekommen und, eher Crassus was sagen konnte, emfand der Kater die nähernde Hand als Bedrohung. Die Kinder haben ihn bestimmt in seinem ganzen Leben genug geärgert. Seine Pfote zeigte die Krallen und Laevina schrie laut, als sie das Blut aus ihrer Hand fließen sah.

    Laevina nickte nachdenklich. Auch wenn es länger gedauert hätte, hättest du keinen Ton Mißgunst oder Ungeduld von mir gehört. Für mich verlief die Reise im Nu. Sind wir wirklich in Tarraco oder noch in Cartago Nova? Laevina lächelte in diese Antwort hinein und versuchte nicht an den Abschied zu denken. Auch mit den Abschiedsworten wollte sie nicht anfangen. Dasia stand ein paar Schritte von den beiden entfernt und tuschelte sich mit Rufus. Ich..ich sage dann Rufus bescheid, er solle uns eine Insula suchen. Oder eine vorläufige Bleibe in einer Pension. Laevina blickte auf Crassus reumütig, als ob sie sich schuldig fühlte, beide auf den Boden der Tatsachen zu holen. Es war ihr auch sichtlich peinlich, diese Tatsache zu erwähnen, dass sie eine Unterkunft suchen mußte. Ihre Fingerzitterten leicht nervös und Laevina hüllte sich in die Stola, als ob diese ihr Schutz und Wärme geben könnte. Die Leute gingen an den beiden Vorbei. Ab und zu hörte man "Hey! Vorsichtig! was steht ihr nur da! Geht aus dem Weg!" Laevina tat ab und zu ein paar Schritte beiseite doch dann immer wieder kehrte sie zurück zu ihm. Ich weiß, es schickt sich nicht, diese Worte zu sagen, aber du bist mir in dieser Zeit wie Bruder geworden, Crassus. Ehrlich gesagt, ich will, dass sich unsere Wege wieder und oft kreuzen. Ihre Wangen glühen, als ob sie Fieber bekam, so einen Eindruck hatte Laevina. Sie brachte ihren Handrücken an die Wange, um festzustellen, dass ihr Gefühl sie nicht täuscht und sie glüht. Laevinas Blick traf sich mit den Blicken von Crassus und sie lachte leicht beschämt zu ihm hoch.

    Gesagt - getan... Es war nicht all zu kompliziert - besonders mit den Verbindungen von Lucius Didius Crassus, es schien so, als ob jeder ihn im Hafen kannte, was natüprlich einen sehr guten und rtstaunlichen Eindruck auf Laevina hinterlassen hat - das passende Schiff zu finden. Das Wetter war angenehm.... und die Reise war nicht all zu lang, um sich dann mit Langerweile geplagt zu werden.

    es wäre...es wäre wunderbar! Diese Idee kam ihr eigentlich nicht in den Kopf... aber eigentlich warum denn nicht? Laevina liebte das Meer. Allein die Vorstellung dieses Vergleiches einige Stunden im Wagen zu zittern oder sich auf den Wellen wiegen zu lassen, sprach eideutig für das Meer. Laeivna war ihrem Begleiter dankbar, dass er sie aus diesem Lärm in die Ruhe zog. Sie entspannte sich sichtlich, ihre Bewegungen wurden freier, sie schaute ins Meer und ein seltsames süßes Lächeln zauberte auf ihem Gesicht den ausdruck von Hoffnung und Freude.

    Laevina mußte erstmal an diesen Lärm und fremde Geräusche gewöhnen. Sie war so konzentriert, Lucius zu folgen, gleichzeitig links und rechts zu schauen, zu bestauen, nach unten zu ihren kleinen Füssen zu blicken, damit sie nicht in etwas fremdartig weiches und duftendes tritt..., dass sie nicht bemerkte, wie ihr freiwilliger Fremdenführer stehen blieb. Sie spürte es erst dann, als ihre linke Körperhälfte seinen rechten Arm mitnahm und dadurch Laevinas Bewegung gestoppt wurde. Sie hüstelte und machte einen Schritt zurück. Verzeih, ich war unaufmerksam. Mehr dazu konnte und wollte sie nicht sagen. Ich war zwar bei meiner Reise nach Rom im Hafen, doch die Eile hat mir nicht erlaubt, den Hafen genauer zu betrachten. aber in diesen tausenden Lärmquellen und Stimmen zu denken? Laevinas Blick verriet ihr Mißtrauen der Äußerung von Crassus gegenüber. Schau, da! Laevinas Hand zeigte auf einen Riesen, der einen Sack zum Schiff brachte. Mit großen Augen verfolgte sie seine Figur. Wie schwer könnte der Sack auf seinen Schultern sein? ich werde wahrscheinlich nicht einmal 1/100 davon tragen können! Allein diese Vorstellung, dass das zarte Wesen neben ihm unter dem Sackihren Rücken beugt, schien zu erheitern. Laevina legt die Hand zu den Augen. Ein Schiff! Sie sprang leicht hoch und klatschte. Crassus, da ist ein Schiff! Sie sagte seinen Namen, als ob sie ihn ihr ganzes Leben lang kannte.


    Unbekannteren Winden entfaltete Segel der Schiffer;
    Und da sie lang' untätig auf luftigen Bergen gestanden,
    Wagten die Kiele den Sprung durch nie erkundete Wasser.


    Das rutschte aus Laevina heraus. Ihr Lächeln war anders als in der Taverne. Zuversichtlich, offen, herausfordernd auf seine eigene Art. Als ob ihr Blick dem Mann neben ihr sagen wollte "Na? Nicht erwartet?"

    Laevina flüsterte schnell Dasia, ihrer Sklavin, sie möge hier bleiben und auf die Sachen aufpassen, drückte in Dasias Hand ein paar Moneten. Dem guten treuen Rufus brauchte Laevina gar nichts zu sagen. Er erhob sich und war fest entschlossen, seiner Herrin zu folgen.

    meckert leise: "Warum nicht ein paar Wochen eher kam so eine Entscheidung!" Aber dann freut sich RIESIG. Endlich noch ein Helvetier im Spiel! Und noch dazu ihr Onkel!

    Die Gastfreundschaft deiner Familie und deine eigene bezweifle ich nicht und wenn ich es getan hätte, wären die letzten Tropfen meines Mißtrauens durch die Wärme der hispanischen Sonne weg. Sie spürte, wie sein Lächeln sie in seinen Bann zieht. Und als er fragte, was sie bevorzugen würde, so hat sie keine Minute mit der antwort gezögert. Ihr Gesicht wurde auf einmal völlig ernsthaft und sie beugte auch zu Crassus, so, dass ihre langen Locken, die Laevinas Gesicht umranden, seine Wange und ihre Stirn fast die Stirn von Crassus berühren. Eindeutig sagt sie und ihre Augen lachten ihm schelmisch entgegen. Hafen.

    Naiv. Vielleicht. Oder war das eher diese intuitive Sicherheit, dass dieser Mann Laevina gegenüber ihr Vertrauen nicht mißbraucht. Dieses Gespür sofortiger Symphatie, die auf einer Seite sanft entsteht und auf der anderen kein Mißtrauen und schlechte Gedanken erzeugt. Laevina hat nicht einmal mit den Wimpern gezuckt. Ihr einziges Wort, welches sie mit ihrer leisen melodischen Stimme aussprach. Präzise, lakonisch, wie ihr Vater an Laevina so mochte. Sie benötigte keine weiteren Worte, sie benötigte nicht einmal irgendweiche Sicherheitsleistungen von diesem Mann, den sie erst heute kennenlernte. Gern und ihre Augen strahlen Crassus entgegen. Doch dann runzelte die sonst so klare Stirn leicht. Und deine Familie? Wird sie nichts dagegen haben? Ob es mit der Ehre ihrer Familie vereinbar wäre, kam ihr nicht einmal im wietesten Sinne in den Kopf. Im Inneren war sie sich sicher, dass ihr Vater nichts dagegen gesagt hätte. Und Falco... nein, sie hasste ihn nicht, doch seine harten Worte über ihren Vater saßen sehr tief, die ganze Zeit, und auch jetzt. Laevina trank ihren Wein und wartete auf die Antwort. Übrigens, hinter dir sitzt ein Mann, er schaut ständig auf deinen Rücken. Kennst du ihn vielleicht? oder er dich? Und Schauen ist noch milde ausgedrückt, er starrt dich regelrecht an. Laevina ertappte sich auf dem Gedanken, dass sie Crassus Lächeln nochmal sehen will. Der Sinn ihrer zweideutigen Äußerung entwich Laevina vollkommen.

    Der Wirt hatte wirklich viel zu tun. Die Speisen wurden gebracht, die Tische dann abgeräumt, Es gab welche, die waren sehr ungeduldig und forderten das Bestellte sofort und vor allem laut. Die anderen dagegen legten Wert auf Unterhaltung und winkten dem Wirt nur dann, wenn der Wein alle war. Laevinas Blicke trafen sich mit den Blicken eines Gastes und schwankten wieder zu Crassus. Sie fühlte sich in seiner Gegenwart sicher. So war ihr Blick richtug des schwarzhaarigen Mannes mit blauen Augen eher neugierig als einschätzend.

    Laevina nickte Die Götter haben dich in diese Taberna geschickt, wahrhaftig, nur die Götter konnten so einen für mich günstigen Zeitpunkt für deine Erscheinung auswählen. In ihren Worten schimmerte Laszivität einer eher natürlich-naiven Art. Die haselnussbraunen Augen, die mit ihrer Farbe mit dem hellen Taint und dem Haar harmonierten, glänzten mit Dankbarkeit einer stolzen Frau, dessen Stolz jedoch nicht nach außen getragen wird, sondern eher einer stiller Natur ist. Gern nehme ich deine Hilfe in Anspruch. Die erste Zeit in Tarraco wird für mich einsam sein. Doch.. Laevina wollte nicht den Eindruck hinterlassen, dass sie Crassus nur benutzen will, sie suchte fleißig nach Worten, um dies auszudrücken. Laevina warf einen schnellen Blick in seine Richtung. Verlegen. Und spürte sofort, dass sich ihre Wangen leicht rosa färben. Das war ihr noch unangenehmer. Jetzt denkt ihr "Retter in Not" dass sie noch dazu ein schüchternes selbstbewußtloses Ding sei. Das brachte Laevina nichts anderes als Wut und... Es gibt eben Frauen, denen die Wut in den Augen noch süßer macht. Vor allem, weil sie diese Wut meistens gegen sich selbst richten. ...ach was, wie kann ich mich dem Willen der Götter widersetzen! Ich nehme diese Gelegenheit nur wahr und ... NEEEEIIINNNN Laevina erschrak, als diese Worte aus ihrem Munde rauskamen. Was ist sie bloß für eine! Was soll sie jetzt tun? Was soll sie jetzt sagen? Sie würde sich lieber 10000 Mal Falcos harte Worte anhören als dieses Gespräch zu führen. ...ich wollte nur sagen... begann sie wieder und gab auf. Langsam hob sie ihren Blick zu Crassus. Von so viel Anstrengung glänzten ihre Augen den Tränen verdächtig nahe. Ich werde Rufus schicken, damit er eine Unterkunft hier in der Stadt mietet. Übermorgen ist mir lieber. Wenn die Wahl in meinen Händen liegt Die kleine Schwäche, die Laevina Crassus gegenüber gezeigt hatte, verflog im Nu. Laevinas Stimme verlor diese Unsicherheit und sie fühlte sich wieder sicher auf ihrem Ebene.

    Laevina zeigte ungeniert ihre Freude über seine Zustimmung. Sie fühlte sich sicherer und taute auf. Ihre Bewegungen zeigten ein gewisses Vertrauen. Zumindest nach außen. Doch als er über den Anführer der Rebellion sprach und dass der nach Rom verbracht wurde, spürte sie einen Stich in das Herz. Sie war in einer Stadt mit ihrem Vater und... nichts unternommen, nichts gespürt. Wie gern hätte sie ihn noch ein mal gesehen... nur noch ein Mal... Ihr hübsches Näschen wurde noch blasser. Hast du den Anführer der Rebellen gesehen? Ich habe gehört, er war der Mann von hoher Intelligenz und Idealen. Götter... bloß keine weiteren Fragen! Doch innerlich brannte sie, diese Informationen zu bekommen. Was wußte dieser Mann noch? Prozeß. Das klingt nach dem Tod. Aber das wußte ihr Vater, das wußte auch sie. Wozu sollte sie jetzt nach Tarraco? Laevina warf einen sehnsüchtigen Blick in das Fenster. Die Reise wird wohl angenehm nach Tarraco. Es wird langsam kühler. Und ich mache dir wirklich keine Umstände? Laevina blickte herausfordernd auf den Römer, so könnte man über ihren Gesichtsausdruck fast sagen. Irgendetwas war im Gesicht von Didius Crassus, was sie dazu brachte, ihm ins Gesicht zu sehen, ohne zu erröten. Vielleicht sein Lächeln? Oder, dass er nicht versuchte, oder noch nicht versuchte, sie als Beute zu betrachten? Keine Ahnung. Laevina wunderte über diese Tasachen. Wann gedenkst du nach Tarraco zu reisen? Es sind zwar keine lange und anstrengende Reise, doch auch sie braucht seine Zeit. Ich hoffe, die Mietpreise in Tarraco sind bezahlbar Laevina lachte und ihr Lächeln fiel mehr als unbekümmert, als ob sie sein Lächeln auf sich wirken ließ.

    Laevina wird hellhörig. Du wohnst in Tarraco? Wäre..wäre es zu viel verlangt, wenn du mir und meinen Sklaven bis Tarraco deinen Schutz gewährst? Es wäre durchaus freundlich von dir. Es ist zwar so, dass die Straßen durch die römischen Helden beschützt und gesichert sind, doch ist es mir ein wenig mulmig zumute, allein diese Reise einzutreten. Laevina blickte zum Mann, den sie eigentlich erst vor ein paar Stunden kennengerlnt hatte. Woher nahm sie so viel Mut? auf diese Frage konnte sie nicht antworten, nur ihre Augen lächeln ihn an, auf die scheue Art, die Laevina derart kennzeichnete. Ich hoffe, ich bin nicht all zu dreist, dich darum bieten zu dürfen. Du hast schließlich bestimmt andere Verpflichtungen. Ich mag das Leben auf dem Landsgut. Wo noch alles so friedlich und ehrlich ist, wie die Natur. Einfach die Augen öffnen und die Sonne begrüßen, den Tag genießen, der Stille lauschen. Abends die kühle Luft erfasst dich und raubt dir den Atem, bringt Erleichterung und macht dich heiter. Ich sage es dir offen, ich beneide dich. Laevinas feiner Finger kreist um den Rand des Glasses. Sie tunkt ihn in den Wein, ohne es zu merken und bringt den Weintropfen zu ihren Lippen. Mmmmhhhh sonnengetankt ist dieser Wein. So hätte mein Vater gesagt, wäre er noch am Leben. Ist es wahr, dass die Rebellen eine Niederlage erlitten haben? Sie wirft diese Frage, als ob sie nur um ihre Sicherheit besorgt ist. Doch ihr kleines Herz lauert auf die Antwort. Vielleicht erfährt sie so über ihren Vater...

    Der Wein hat auch das Temperament von Hispania geerbt. Erst jetzt, wo Crassus mit seinen Komplimenten nicht mehr sie in Verlegenheit brachte, wurde Laevina entspannter. Ein scheues Lächeln huschte über ihre Lippen und sie schenkte ihn ihrem Gesprächspartner. Aber nein, es ist nicht zu verzeihen. Ich liebe jede Erinnerung an meine Mutter und, wenn wir über sie jetzt sprechen, so weiß ich, dass sie in mir weiter lebt. Ich hoffe, nur, dass ich dich mit meinem Weibergeschwätz nicht ermüdet habe. Gewiß diese ganzen Verpflichtungen, die mit der Verwaltung von so einem Landgut und dazu noch die Taberna bringen viel Arbeit mit sich. Ich hoffe, zumindest morgen abend in Tarraco ankommen. Heute einen Begleiter zu finden wird wohl schwierig. Außerdem würde ich gern die Schönheit dieser Stadt bewundern. Auch, wenn ich dafür einen Tag opfern sollte. Wer weiß, ob ich nochmal diese Reise mache. Ich habe vor, mich in Tarraco zu niederlassen. Laevina lacht plötzlich und errötet leicht. Plauderalie ist wahrhaftig die verbreiteste Krankheit der Reisenden. Ihr Lachen klang herzlich und ohne künstlichen Töne. Der klare Taint ihres Gesichtes und weiche Gesichtszüge gaben zu denken, dass sie eine nachgiebige junge Frau sei. Über ihren Vater sprach sie kein Wort, genauso wenig wie über ihre Gens.

    Laevina warf einen neugierigen Blick auf ihren Gesprächspartner, ihre langen Wimpern erzitterten leicht, als sie versuchte, diese Neugier zu vertuschen. Und wenn der Wirt nicht gelogen hat und die Taberna wirklich gut geführt wird, ohne großen Probleme? Ich denke, Du sollst mit dem Wirt wirklich zufrieden sein. Er hat auf meine Wünsche, einen ruhigen Platz und verdünnten Wein, sofort eingegangen. Dass sie dafür eine extra Münze in seine Hand drückte, verschwieg Laevina weise. Es war ihr unangenehm, dass dieser Mann ihr Äußeres derart ansprach, doch sie unterdrückte dieses unwohle Gefühl. Um nicht unhöflich zu wirken, nahm Laevina das Glas und machte einen Schluck. Die Lippen nahmen die Farbe des Weines für einen Moment und ließen sich weich und verführerisch rot erscheinen. Mit Staunen, welches ihre ausdrucksvollen Augen widerspiegelten, empfand sie den Wein angenehm fruchtig und nicht herb trocken. Ein wunderbarer Wein! ließ sie ihre Begeisterung in diesem Ausbruch erkennen. Doch als die Frage nach dem Grund ihrer Reise kam, überlegte sie sich, ob sie die Wahrheit oder doch die halbe Wahrheit preisgeben sollte. Auf jeden Fall fühlte sie sich dem Gastgeber gegenüber verpflichtet, zumindest diese kleine Erklärung abzugeben. Der Mann trat ihr gegenüber mit keinerlei feindlichen Absichten... im Gegenteil, das Gespräch, dieses einfache Gespräch munterte sie auf. Ich will das Grab meiner Mutter besuchen. Irgendwie hat es mir nicht gelungen, mich von diesem Ort zu lösen. In Italia fand ich einfach keine Ruhe und Frieden. Also bat ich meine Verwandte, mich wieder nach Hispania ziehen zu lassen. Verzeih, wenn ich dir keinen erfreulichen Grund nennen kann, aber lügen will ich auch nicht. Der letzte Satz war mehr die Antwort auf ihre eigenen Gedanken, als auf seine Antwort.

    Laevina hob ihren Kopf, als sie diese höflich ausgesprochenen Worte hörte. Die kleinen Locken um ihre Ohren bewegten sich, in ihrer Unschuld süß anzusehen. Mit einer einladenden Geste bat sie den Unbekannten, der ihr gegenüber als Lucius Didius Crassus vorstellte, den Platz an ihrem Tisch zu nehmen. Salve, es fehlt mir an nichts und laß mich bitte kurz anmerken, dass die Speisen überaus köstlich sind. Mein Name ist Helvetia Laevina. ich bin gerade vom Schiff aus Ostia angekommen. Die Taberna bietet für solche Reisenden wie mich den idealen Platz zur Stärkung und Kraft für weitere Reise zu tanken. Die ruhige, leicht müde Stimme klang mit ihrer natürlichen Melodie angenehm für die Ohren. Das Lächeln des Mannes zauberte eine Röte auf den Wangen der Laevina und ein scheues Lächeln auf ihren rosa Lippen. Ist hier so üblich, dass ein Gast über die Vorzüge der Taberna von ihrem Besitzer ausgefragt wird? Laevina nahm an, dass dieser Mann entweder der Besitzer oder der Wirt ist.

    Die Seeüberfahrt hat Laevina den letzten Nerv beraubt. Sie war dermaßen ungeduldig, dass sie sich lieber allein aufhielt und keine Bekanntschaften zuließ. Ihr einziger Gedanke war, möglichst schnell die Küste von Hispania zu erreichen. So viel Hoffnungen hat Laevina damit verbunden, dass Dasia und Rufus begannen, sich Sorgen um ihren Gesundheitszustand zu machen. Trotz ihrer Blässe und glänzenden Augen deutete nichts auf eine Krankheit. Mehrmals fragte die treue Dasia nach dem Wohl ihrer Domina, doch die stets höfliche Antwort war immer gleich: "Es fehlt mir an nichts, Dasia. Laß mich bitte allein." So waren alle drei froh, den festen Boden unter den Füssen zu spüren. Rufus begleitete erst seine Herrin in die Taberna und bestellte was zu essen. Diesmal verlief die Mahl still und nachdenklich...

    Bis Ostia verlief die Reise ruhig und Laevina erreichte die Stadt mit ihren zwei Sklaven. Sie hatte bei ihrer Reise nach Rom die Zeit gehabt, sich in der Stadt umzusehen, so fühlte sie sich nicht all zu sehr verloren in diesem Hafen. Doch die beste Nachricht war, dass sie schon morgen nach Hispania abreisen kann. Sie saß in derselben Taverne und wartete auf Rufus. Irgendwie schien es ihr so, als ob sie die Reise rückwärts macht, so verzerrt war ihr Bild des Geschehenisse. Der traurige Blick, welchen sie ihrer Sklavin schenkte, versüßte Laevina mit einem scheuen Lächeln. Wir werden uns ein kleines Haus kaufen... und dann...dann werden wir sehen. Hispania, ich liebe dieses Land. Und Dasia, wir werden nie wieder von dort weggehen. Es sei denn... Laevina lachte leise auf Es sei denn, die Götter werden es so wollen. Sie bestellte sich was zu essen. Dasia auch und ein wenig verdünnten Wein. Ihre Aufbruchsstimmung steigerte und so neckte sie ihre Sklavin und beide lachten über jede Kleinigkeit, die es zuließ. Dasia, es reicht, nun wirklich, es reicht, die Leute schauen schon in unsere Richtung und denken, Götter, was können sie über uns denken? Ihre Augen funkeln schelmisch, und die rosa Lippen zierte ein freudiges Lächeln. Sie weiß schon, wohin sie ihre ersten Schritten steuern wird... Ceres. Sie wird ihrer Patronin danken, indem sie ihr Opfergaben widmet.

    Die Zeit verging und Laevina wurde nur unruhiger. Die Casa und sogar die Gespräche mit Geminus bedrückten sie immer mehr. In ihren Träumen sah sie hispanische Dörfer und tanzende Menschen, ihren Vater und das Grab ihrer Mutter. Laevina verstand nach und nach, dass sie einen starken Heimweh hatte, so stark, dass Geminus ihre Blässe und Ringe um die Augen auffielen. Es war er, der sie ermutigte, nach Hispania zurückzukehren. Auch versprach Geminus, mit Falco zu reden. Laevina entschlos sich morgen die Casa zu verlassen.