Sie befand sich inzwischen auf ihren Knien und schrubbte an einem Fleck herum. Die Stein-Fliesen waren ziemlich teuer gewesen und ich hoffte, dass sie den Fleck auch wegbekam. Ich stellte meinen Besen kurz ab und stützte mich auf ihn. Gründlich war sie, was für sie sprach.
"Eine Menge. Im Nachbarhaushalt. Du kennst doch vielleicht dieses großen Hühnen. Der Name ist mir entfallen. Er soll letztens in der Nacht geflohen sein. Daher sahen wir ihn nicht mehr."
Ich schüttelte den Kopf. Als Sklave zu fliehen war absolut idiotisch. Zum einen verfolgten einen die Kopfgeldjäger und wenn sie einen erwischten, war man so gut wie tot, zum anderen musste man ja von etwas leben. Und hier in der Straße ging es uns Sklaven besser als den meisten freien Menschen im Römischen Reich.
"Aber muss er wissen. Vermutlich landet er im Circus.
Wenn sie ihn nicht gleich kreuzigen."
Man hörte ja hin und wieder Geschichten. Im Großen und Ganzen kam es jedoch selten vor, dass Sklaven reisaus nahmen.
"Ähm ja, im Senat geht es auch hoch her. Ich habe gehört, es gab heftige Debatten darüber, dass unser Herr zum Amt des Praetors kandidiert, in absentia quasi. Einige waren nicht amüsiert. Silas hat es mir erzählt, er stand gleich am Haupteingang zur Halle und hat alles mitbekommen. Es war keine geschlossene Veranstaltung, sie war öffentlich."
Ja, öffentlich. Und dieser - wussten die Götter wie er hieß - dieser neue Stadtpräfekt hatte nichts besser zu tun gewusst, als die Mission des Senators in den SÜDEN laut auszuposaunen. Seine Tarnung mit der Reise nach Westen in die Tarraconensis war damit hinfällig. Jeder Sklave wäre vermutlich auf seinem Platz intelligenter aufgehoben.
"Der Stadtpräfekt lachte laut auf und verpatzte die Tarnung unseres Herrn. Offiziell ist er ja in der Tarraconensis, wie Du weißt. Landgüter inspizieren und für den Kaiser die Bergwerke besichtigen. Der Kerl jedenfalls lachte, und tönte, unser Dominus wäre im Süden. Fehlt nur noch, dass ein Senator den Namen PARTHIEN erwähnt, und das Desaster ist perfekt. Intelligenz ist also nicht am Stand festzumachen, meine Liebe. Ganz und gar nicht."