Beiträge von Germanica Paulina

    Sedi hatte anscheinend nicht damit gerechnet, dass sie als nächste die Porta öffnete und sein Gesichtsausdruck war einfach herrlich.


    "Du weißt ganz genau was der Arme gedacht haben muss." sagte sie grinsend.
    Dann blickte sie ihren Gegenüber an und war einfach nur glücklich ihn endlich wiederzusehen. Sie hatte seit ihrer ersten Begegnung vor ein paar Tagen jeden Tag an ihn denken müssen und jeden Morgen beim aufstehen gehofft, dass dies der Tag war an dem sie ihn endlich wiedersehen würde. Heute morgen hatte sie zurecht gehofft.


    "Du willst mich also entführen? Wohin denn wenn ich fragen darf?" grinste sie glücklich.

    Nun war der Sklave völlig verwirrt. Der Soldat war von der Cohortes Urbanae und wollte sein Herrin mitnehmen? Ach du meine Güte, dachte er, was mache ich denn jetzt bloß?


    "Ähm... aha... einen Moment bitte." sagte er knapp und schloss vorerst die Tür. Na du heilige ... Was um alles in der Welt sollte er machen. Sollte er seinem Herren Bescheid geben? Doch dieser war gerade nicht im Haus. So entschied sich der Sklave zunächst einfach zu seiner Herrin zu gehen und jener über das vorgefallene Bescheid zu geben. Sie würde wissen worum es ging, dachte er. Oder hoffte er vielmehr.


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    Paulina hatte schrecklich lachen müssen als der völlig aufgelöste Sklave zu ihr kam und irgendetwas von Cohortes Urbanae und einem Germanicus stammelte. Schnell hatte sie den Armen beruhigt und sich kurz zurecht gemacht.


    So war es sie , die die Porta als nächstes öffnete, Sedi mit hochgezogener Augenbraue und unterdrücktem Grinsen ernst versuchte anzusehen und dann fragte : "Schämst du dich eigentlich garnicht?"

    Einer der einfachen Haussklaven hatte das Klopfen an der Tür gehört. Wo war der Typ, dessen Aufgabe die Porta war, dachte dieser entnervt. Doch halfen tat das auch nicht und so ging er zur Porta und öffnete sie. Vor der Tür stand ein Soldat und der Sklave war ein wenig verwirrt.


    "Salve, Herr. Wer seid ihr und was führt euch zu uns?" fragte er dennoch recht freundlich.

    "Ja, dann machen wir das einfach so." lächelte sie. Sie wusste, er würde vorbeikommen. Zwar würde die schwere Pflicht des Wartens in dem Fall ihr obliegen, aber das würde sie für ihn nur allzugern tun.


    "Dann wünsche ich dir viel Erfolg beim Duumvir. Und pass bloß auf, dass dir bis zu unserem Wiedersehen nichts geschieht, Soldat." grinste sie frech.
    Dann schenkte sie ihm einen letzten Blick, wandte sich um und ging mit strahlendem Gesicht dahin zurück, wo sie hergekommen war.

    Sie hätte beinahe erleichtert ausgeatmet und ihr Herz machte bei Sedis Worten einen Sprung. Als er seinen Helm in die andere Hand wechselte und dann mit der anderen ihre Wange berührte kribbelte alles an ihrem Körper.
    Glücklich schaute sie ihn an.


    sagte sie ehrlich uns so locker wie noch vor wenigen Minuten.
    "Aber wenn du etwas genaueres willst, wird es schwierig. Sag mir einfach wann du das nächste Mal Zeit hast und besuch mich dann einfach in der Villa." lächelte sie zufrieden.
    "Alles weitere sehen wir dann..." sprach sie ruhig, hob ihre Hand hoch und legte sie dann kurz auf die seine.
    Was für ein schöner Augenblick , dachte sie nur.

    In diesem Moment erkannte Paulina nichts mehr von dem in Sedulus, was sie vorhin noch gesehen hatte. Sie hatte den Moment ruiniert und das war ihr klar. Und er war auch vorerst nicht mehr zu retten. Das machte sie traurig, war aber nicht zu enden. Es war das beste, wenn sie vorerst getrennte Wege gehen würden. Vielleicht würde sich das ganze ändern, wenn erstmal ein wenig Abstand zu dieser merkwürdigen Unterredung gekommen war.
    Sie zeigte auf ein Gebäude am Ende der Straße .
    "Das ist die Curia Ostiae. Dort findest du auch den Duumvir." sagte sie sachlich.


    "Ich sollte dann wohl gehen..." sagte sie leiser und zögernder und blickte ihm von unten in die Augen. Was weiter geschehen würde, lag in seiner Hand. Erkannte er, dass sie noch immer so fühlte, wie vorhin? Würde es ihn interessieren? Auf seine Reaktion wartend stand sie ihm ruhig gegenüber und schenkte ihm einen fragenden Blick in dem der Hauch einer Entschuldigung lag. War es wirklich Schicksal?

    Irgendwie hatte sie alles, was vorhin so perfekt schien gerade ziemlich kompliziert gemacht. Und ja, vielleicht hatte Sedi recht, man fand nur einen Haken, wenn man auch danach suchte. Und nun hatte sie sich ihren Haken selbst geschaffen. Sie war innerlich aufgewühlt. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte und ob es gerade überhaupt was sinnvolles zu sagen gab. So ging sie einfach neben Sedulus weiter und meinte schlicht:
    "Wir sind gleich da."

    Sie hörte Sedis Worte und spürte wie seine Hand unter ihr Kinn fuhr um es anzuheben. Dann blickte sie ihm bei seinen letzten Worten in die Augen.
    "Ja, natürlich können wir es belassen, wenn du möchtest." sagte sie, verwirrt davon was sie nun davon halten sollte. Wollte er sie nicht bedückt sehen, hatte sie ihn mit diesem Thema doch überrumpelt oder interessierte er sich garnicht dafür? Sie konnte es nicht einschätzen, doch darüber nachdenken würde ihr auch nicht helfen.
    "Ich wollte nur nicht, dass du mich falsch verstehst." sagte sie dann relativ nüchtern , drehte sich leicht ab und ging weiter.
    Was sollte sie bloß von diesem chaotischen Tag halten? Und warum hatte sie ihre Gedanken vorhin laut aussprechen müssen? Irgendwie lief gerade alles schief und ihr gute Laune schien zu schwinden.

    Sedulus schien die Entwicklung der Unterhaltung ebenso unangenehm zu sein wie ihr und einen Moment überlegte sie dann, ob sie das wirklich ansprechen wollte. Doch sie merkte, dass sie wenn sie etwas neues beginnen wollte, das alte geklärt sein musste. Sie wollte, dass ihr Gegenüber sie verstand.
    "Sedi, es gehört sich nicht, darüber zu sprechen. Schon garnicht, wenn wir uns erst so kurz kennen. Aber ich scheine dich wirklich gern zu gewinnen. Und, ich hoffe mal da nicht falsch zu liegen, so scheint es auch dir nicht anders zu gehen. Aber all das hier und die Dinge die wir über Schicksal gesprochen haben machen wir auch ein wenig Angst. Und deshalb suche ich einen Makel."
    Sie schaute ihn vorsichtig an um seine Reaktion auf ihre Worte zu sehen. Es fiel ihr schwer darüber zu sprechen.
    "Es gibt Gründe aus denen ich aus Germanien abgereist und zurück nach Roma gekommen bin. Und eben diese Gründe lassen mich daran zweifeln, dass es solch ein Glück noch geben kann."
    Während ihrer Worte war sie traurig geworden. Sie hatte währenddessen die Kieselsteine auf dem Boden betrachtet. Nun schwieg sie vorerst und überlegte angestrengt ob es nun ein Fehler gewesen war, sich Sedulus so zu offenbaren. Sie hoffte es nicht, aber es war auch gut möglich.

    Einen Moment dachte sie darüber nach, ihm einfach zu sagen, dass sie drauf und dran war sich in ihn zu verlieben. Doch dann entschied sie sich dagegen. Es war zu früh, viel zu früh . Und es würde das Ganze schon jetzt viel zu kompliziert machen.
    Das ganze Gespräch war eigentlich in völlig konfuse Bahnen abgedriftet und Paulina wusste nicht mehr so recht, was sie nun sagen sollte. Beziehungsweise wusste sie gerad garnicht mehr was sie sagen sollte. Von daher entschied sie sich vorerst einfach langsam weiterzulaufen und nachzudenken.
    Eine ganze Weile ging sie so schweigend neben Sedi her bis sie einen Entschluss gefasst hatte.


    "Sedi, ich weiß, dass es vielleicht unangebracht ist, schon jetzt mit dir über so etwas zu sprechen. Aber in dieser Situation, und du weißt genauso gut wie ich was ich meine, gibt es etwas, dass ich dir sagen sollte, damit du mich verstehen kanntst."

    Sedulus schien die tiefere Bedeutung ihrer Worte nicht verstanden zu haben. Doch was sollte sie auch erwarten, war er doch nunmal ein Mann. Anders als ihre Worte gemeint waren schien er ihr ihre Aussage ein wenig übel zu nehmen und so wollte sie das ganze nicht bewenden lassen. Sie wollte das richtig stellen.
    "Nein, warte noch einen Moment. Du scheinst meine Worte nicht recht verstanden zu haben. Es war keine Böse Absicht dahinter." sagte sie ehrlich. Wie sollte sie das Nächste in die richtigen Worte kleiden?


    "Sedi, es ist einfach so : Alles hier scheint zu perfekt. Verzeih wenn ich das sage, doch die Vergangenheit hat mich gelehrt Dinge skeptisch zu betrachten. Und du in deiner Art scheinst mir einfach zu sehr... nunja... du weißt es doch.Daher suche ich einen Haken... Verstehst du was ich meine?"
    Sie blickte ihn an und hoffte es. Schließlich hatte sie angenommen es ginge ihm nicht anders. Sie war verwirrt und auch deshalb nahm diese Unterhaltung eine solch komische Wendung. Sie wusste gerade selbst nicht mehr so recht, was sie sagen sollte.

    "Ach, mir ist das völlig egal." grinste sie ihn auf eine Weise an, dass er wissen musste, dass sie eigentlich das Gegenteil meinte.


    Er schien gemerkt zu haben, dass seine Frage ihr Unbehagen bereitet hatte, denn er hatte sein Haupt gesenkt bis er bei ihrer Antwort dieses augenblicklich anhob und stehen blieb.


    Sie tat es ihm gleich, wandte sich ihm zu und blickte ihm direkt in die Augen. Sie spürte ein leichtes Kribbeln im Bauch und meinte die Spannung, die in der Luft lag beinahe greifen zu können. Sie wartete einen Moment lang mit ihrer Antwort und sah die Neugierde in den Augen ihres Gegenübers.


    "Irgendeinen." meinte sie dann leise und blickte auf den Boden.

    "Nein, für mich ist das auch eine Menge. Nur sind die Ansichten von Frauen und Männern da sehr unterschiedlich. Frauen bleibt ohnehin nicht viel anderes übrig. Wir können nicht allein durch die Welt ziehen und nach Abenteuern suchen , so wie ihr Männer. Daher meine Frage. Wenn du erstmal eine Familie hast, kannst du deine Frau nicht einfach mit den Kindern allein lassen um nach Syrien zu reisen.Zumindest nicht, wenn du so anständig bist wie ich denke."


    War ihre Frage zu eindeutig gewesen? Sie hoffte, dass er nicht dachte sie wollte ihn prüfen. Natürlich war das ein Motiv, doch das sollte er ja nicht wissen.


    Seine nächsten Worte gefielen ihr nicht. Sie hatte gehofft er würde ihr das einfach glauben und jetzt hatte sie ein Problem. Sie wollte und würde ihn nicht anlügen. Doch sie konnte auch schlecht sagen, dass sie darüber nachgedacht hatte, wie gut sie zusammen passten. Was nun? Sie überlegte angestrengt.
    Die Wahrheit, dachte sie frustriert. Mehr Möglichkeiten blieben ihr nicht.
    "Ich habe den Haken an dir gesucht, Sedulus."

    "Du solltest trauern, auch wenn du es erst jetzt tust. Auch das ist möglich und hilft dir sicher." meinte sie ernst. Das er noch garnicht getrauert hatte konnte sie sich garnicht vorstellen. Und irgendwann würde es ihn sicher noch einholen.
    "Eine Familie gründen? Mehr nicht? Bist du dir da wirklich sicher? Eine Familie gründen heißt auch ein Stück weit sesshaft werden. Kannst du dir das vorstellen?" Das war wichtig zu wissen. Eine Familie brauchte nunmal auch einen Vater und wenn die Familie erstmal da war konnte ein anständiger Mann sich das nicht einfach anders überlegen.


    Hatte Paulina ihre Gedanken etwa laut ausgesprochen? Das hatte sie garnicht mitbekommen und eigentlich nicht gewollt.
    "Oh, ich war nur in Gedanken. Entschuldige, das ist nicht wichtig."

    Seine Worte über seine Familie schockierten Paulina.
    "Das ist ja schrecklich." sagte sie bestürzt." Das tut mir wirklich sehr leid für dich. Sowohl deine Brüder als auch deine Mutter...Das ist schrecklich." Es machte sie traurig, dass Sedulus anscheinend seine ganze Familie verloren hatte. Sie wusste wie so etwas war und es hatte sehr lange gedauert das zu verarbeiten.
    "Du hattest schon immer deinen eigenen Kopf, wie mir scheint. In dieser Hinsicht sind wir uns wohl auch recht ähnlich. Aber wie genau sind deine Pläne jetzt? Was willst du?" fragte sie leicht lächelnd.


    Auf seine nächste Bemerkung hin schenkte sie ihm nur einen herzlichen Blick. Es ging ihm wohl genauso wie ihr. Alles schien zu stimmen. Viel zu sehr zu stimmen, dachte sie. Irgendwo musste doch der Haken sein.Und er würde sicher noch kommen. Doch vorerst ingnorierte sie diese Gedanken bis auf weiteres. Für alles andere ging es ihr zurzeit zu gut.

    Paulina hörte ihrem Begleiter interessiert zu und war über seine Offenheit leicht verwundert.


    "Du hast dich mit deinem Vater darüber entzweit? Warum wolltest du denn nicht Soldat werden? Was waren denn deine Pläne?" fragte sie interessiert nach.


    Und schon wieder diese netten Worte von ihm. Sie freute sich wirklich darüber. Sie hatte oft Komplimente gehört, doch von Sedi klangen sie aufrichtig.
    "Nunja, es freut mich, dass du so endlich mal was von den Straßen mitkriegst. Ich hingegen habe leider noch nicht viel von dem wahrgenommen,was um uns herum vorgeht." grinste sie frech. So direkte Worte hätten sie sonst vielleicht erröten lassen. Doch in der Begleitung dieses Soldaten schien sie sich für solch eine Aussage nicht schämen zu müssen.

    "Nunja, ich habe seit dem Tod meiner Eltern vor zehn Jahren nicht mehr gebetet, muss ich zu meiner Schande gestehen. Aber vorher war es immer Juno, der ich meine Gebete gewidmet haben." Sie hatte schon seit längerem mit sich gerungen, ob sie sich mit den Göttern nicht wieder versöhnen sollte. Doch noch hatte sie sich nicht entschieden.
    "Mein Lieblingsautor? Das ist schwierig. Natürlich begeistert mich Vergils Aeneis immer wieder aufs neue. Doch davon abgesehen haben es mir vor allem Ovids Metamorphosen und Ciceros Buch Laelius-de Amicitia angetan. Ovids Stil aber auch Ciceros Gedanken über die Freundschaft sind beeindruckend. Aber Literatur hat mich ohnehin schon immer fasziniert." gestand sie die für Frauen zu der Zeit eher unüblich große Leidenschaft für Bücher.


    "Aber das Caesar dir zusagt, wundert mich nicht. "neckte sie ihn zum ...ja, wievielten mal eigentlich?... schon wieder.
    "Durchweg militärisch.", lächelte sie.


    "Ich hoffe ich halte dich durch mein langsames Tempo nicht auf." sagte sie als sie merkte, wie lange sie eigentlich schon unterwegs waren, auch wenn es ihr nicht so vorgekommen war.
    "Wenn Victor meckern sollte, so verweise ihn an mich." grinste sie frech.

    Hmm... er antwortete also nicht, dachte sie. Was sollte sie davon halten. Das es Dinge gab, die kein andere wusste stellte sie garnicht in Frage. Sie würde bei Gelegenheit darüber nachdenken...
    Aber sie wollte die Stimmung nicht ruinieren und da ihr Begleiter schon jetzt ein wenig niedergeschlagen wirkte fragte sie auch nicht weiter nach.
    "Auch gut,"sagte sie also,"sowas kann ja auch mal vorkommen." "Dann erzähle mir andere Dinge über dich. Zu welchem Gott betest du im Besonderen? Welcher ist dein Lieblingsautor oder ähnliche Dinge." Es gab so vieles was sie interessierte.
    Dann fiel ihr etwas bestimmtes ein.
    "Du bist so viel rumgekommen. Welches ist für dich der schönste Ort an dem du je warst?" Gespannt auf die Antwort blickte sie ihn an.

    "Das klingt wirklich nach einer längeren Geschichte. Vielleicht erzählst du mir die ja für den Fall, dass du mich besuchen kommst."


    Es war einfach alles so herrlich. Sie fühlte sich gut und ausgelassen. Wäre das nicht dann doch zu unangemessen für ihre Position wäre sie am liebsten durch die Gegend gehüpft, statt gelaufen.


    "Dann erzähl mir etwas anderes von dir." bat sie ihn. Und dann kam ihr eine Idee.
    "Erzähl mir etwas , was niemand sonst von dir weiß."
    Sie war gespannt darauf, ob er darauf einging. Es würde ihr einiges über ihn verraten.

    Hmm, ob sie nun schlimmer als gleich zwei Brüder sein konnte, wusste sie dann doch nicht und amüsierte sich einfach über Sedis Bemerkung. Sein freches Grinsen fand sie unglaublich anziehend. Noch nie in ihrem Leben, dachte sie, war sie jemandem begegnet bei dem sie so sehr sie selbst sein konnte und der ihr noch dazu anscheinend nicht unähnlich war. Das würde alles noch sehr interessant werden...


    Er war clever, dachte sie... Er hatte sicher die Absicht hinter ihrer Aussage erkannt und war bewusst nich darauf eingegangen. Ja, nicht schlecht, grinste sie.


    "Welcher Fall denn?Das klingt interessant. Erzählst du mir davon?" fragte sie ihn freundlich, aber mit einem Augenaufschlag bei dem kein normaler Mann hätte Nein sagen können.