Licinus stand da in seiner Annahme des verschiedenen Temperaments ziemlich korrigiert in dem Garten und sah sich einer Schimpftirade des "ruhigeren" Mädchens ausgesetzt. Nur mit großer Mühe gelang es ihm ein schallendes Auflachen zu unterdrücken. So hatte schon Jahre lang niemand mehr getraut mit ihm zu reden, wenn nicht noch länger. Aber, wenn er jetzt laut auflachte wäre das Mädel wahrscheinlich übelst beleidigt. Also blieb es bei einem großen Schmunzeln, dass eine gute Portion Amüsement neben totaler Gutmütigkeit ausdrückte.
Die Schwester dagegen bemühte sich darum, die Wogen zu glätten und warf ihrer Schwester einen Blick zu, der mit gefährlich noch milde beschrieben war. Tatsächlich fühlte sich Licinus an die Ausbildungsoffiziere erinnert.
"Immer mit der Ruhe, junge Dame," meinte Licinus beschwichtigend die Hände hebendzu dem einen Zwilling, während er zu dem anderen meinte: "Entschuldigung angenommen, keine Sorge."
Was die Mädchen gesagt war durchaus informativ gewesen und rief ihm die Gerüchte über germanische Frauen, die ihre Männer in den Kampf begleiteten, ebenso in den Kopf zurück, wie die historischen Geschichten über die Keltin Boudicca. Von daher war vielleicht ein wahrer Kern daran, was diese Sklavin erzählt hatte. Er wollte sich bemühen die Wogen zu glätten, schließlich wollte er nicht der Grund für Unstimmigkeiten zwischen den Schwestern sein.
"Hör mal, Pina, du hast mich was gefragt und ich habe dir eine Antwort gegeben. Die Antwort gefällt dir nicht. Dennoch wirst du sie akzeptieren müssen. Ich weiß, dass manche Frauen kämpfen, das sieht man ja auch ab und zu in der Arena." Insbesondere dann, wenn jemand sich mit besonders exotischen Spielen zu profilieren suchte. "Aber das sind ganz andere Bedingungen, als bei der römischen Armee, verstehst du? Das Kind, von dem du gesprochen hast, wiegt grade mal ein zehntel von dem Marschgepäck." Mal davon abgesehen, dass die neun Monate ja wohl reichlich übertrieben waren, schließlich waren Kinder nicht von Anfang an in Geburtsgröße.
"Außerdem hast du da grade schon das nächste Problem: Frauen können schwanger werden und Kinder kriegen. Die Dienstpläne in der legio sind streng, Soldaten haben nicht viel Freizeit, dass weißt du doch sicher. Wann sollte sich die Frau um ihr Kind kümmern? Und wie gesagt, es gibt noch viel mehr."
"Siehst du, unsere Armee und Frauen, dass passt nun mal nicht zusammen." So kam er zum Schluss seiner Überlegungen und hoffte, dass das Mädchen für diese vernünftigen Argument eingängig war, auch wenn er nicht daran glaubte. Denn schließlich ging es hier um sowas, wie ihren persönlichen Traum, da konnte man ins so jungen Jahren vermutlich einfach nicht so einen Fatalismus an den Tag elgen, wie Licinus das tat.
"Hör mal, ich will hier jetzt nicht mit dir Streiten. Es ist einfach etwas, was wir beide nicht ändern können. Aber" machte er ein kleines Friedensangebot "Wenn du noch etwas anderes wissen willst über die legio, dann frag mich."
So, dass gefiel der anderen Schwerster jetzt unter Garantie nicht. "Du natürlich auch!" fügte er daher etwas hilflos hinzu. Denn was ehr dieser Quintilia ihrerseits anbieten könnte, damit sie nicht das Gefühl bekam an den Rand gespielt zu werden, wusste er nicht.