Beiträge von Galeo Claudius Myrtilus

    "magister, ich begrüße deinen Vorschlag und nehme ihn dankend an", erwiderte Myrtilus. Ihm waren die Gepflogenheiten und Aufgaben der salii als Patrizier zwar durchaus bekannt, doch wusste er nicht, ob er seine alten Knochen zu derart geschmeidigen Bewegungen treiben konnte. Zumindest nicht ohne vorherige Übung, und gerade für diese war schließlich keine Zeit mehr vor dem morgigen eventus. Myrtilus warf Vesuvianus einen wohlwollenden Blick zu. Ihm gefiel, dass sich der Junge - und in Myrtilus' Augen würde Vesuvianus trotz des ergrauten Haares stets der Junge bleiben - sich religiös engagierte.


    Zwei Monate zuvor


    Der Reisewagen, auf dessen rückwärtiger Seite das claudische genswappen prangte, wurde unter dem unermüdlichen Einsatz zweier rabenscharzer Hochzuchtrösser und mit Geleitschutz von knapp zwanzig Sklaven durch das Umand Roms gezogen. In Baiae hatte die Reise begonnen, in der urbs aeterna würde sie enden. Die Insassen hielten sich mit Würfeln und Wortspielereien bei Laune, und sie machten dem Alten wie dem Jungen gleichsam Spaß.


    Die Welt würde einiges bereit halten für den Jungen, dessen war sich Myrtilus so sicher wie des Umstands, dass des Morgens stets die Sonne aufging. In Rom würde seine Karriere beginnen, doch zuvor musste man sich um einige Hauslehrer mit gutem Ruf bemühen, damit der junge Lucius all das lernte, was er dereinst brauchen würde, um in die Fußstapfen seiner Ahnen zu gehören, zu denen dann vermutlich auch Myrtilus gehören würde.


    Irgendwann, sie hatten gerade ein Würfelspiel beendet, welches der Junge gewonnen hatte, wurde der Hufschlag langsamer, und der Wagen reihte sich in jene Schlange ein, welche sich vor dem geräumigen Tor der Stadt gebildet hatte. Dies sah der Alte, als er den Kopf hinausstreckte. Er wandte sich an den Jungen. "Lucius, schau, bald sind wir da. Dies ist Rom! Die blühende Stadt unser aller Vorväter."


    Eine gute Stunde später schritten die edlen Rösser gen Palatin, verhielten alsbald im Schritt und blieben kurz darauf gänzlich schnaubend stehen. Die sie begleitenden Sklaven wuselten zur porta, um Kunde von der Ankunft Myrtilus' und des Jungen zu bringen, luden bereits das Gepäck ab oder spannten die Pferde vom Karren, um sie zu füttern und zu tränken. Myrtilus ward eine helfende Hand gereicht, er entstieg dem Wagen und wandte sich sogleich um, um Lucius an der Hand zu nehmen, um ihm aus dem Wagen zu helfen. "Lucius, wir sind da. Ist es nicht eine prächtige villa? Beinahe so schön wie die in Baiae, nicht wahr?" Wann wohl der erste hinaus eilen würde, um sie zu begrüßen? Myrtilus hatte ihre Ankunft zwar angekündigt, doch dies recht spät, als sie bereits auf dem Weg gewesen waren. Vermutlich wussten nicht einmal alle Claudier von ihrer Ankunft.

    Eine etwas zu grell geschminkte Dame hatte sich schließlich erbarmt und Myrtilus brandheiß erzählt, was er verpasst hatte. Sie hatte etwas von einer Acta-Klatschtante an sich. Der Claudier hatte zwischendurch das Bedürfnis, ihrem Redefluss Einhalt zu gebieten, kam jedoch gar nicht zu Wort. So war er auch froh, dass bald darauf ein unerwartetes Ereignis eintrat, und zwar, indem Durus hinzukam und ihm offenbarte, dass das collegium augurum sich fpr ihn ausgesprochen hatte. "Oh, Tiberius, das ist wunderbar, ganz famos!" teilte Myrtilus seine Freude mit. Dabei legte sich sein Gesicht in viele runzelige Falten und die Augen bekamen einen leichten Glanz. Es war nicht zu übersehen, dass diese Nachricht den alten Claudier wirklich sehr freute.


    Viel Zeit dazu hatte er jedoch nicht, da er beinahe umgeworfen wurde von einer viel zu stürmisch herannahenden Epicharis, die ihn mehr denn überschwänglich umarmte. "Epicharis, Kind, vorsichtig", mahnte er sie gutmütig, herzte sie jedoch ebenfalls. Ehe er sie behutsam aus seinen Armen entlassen konnte, zupfte sie schon an seiner toga und wollte ihn ihrem Verlobten vorstellen. Myrtilus war Durus einen entschuldigenden Blick zu. "Tiberius, verzeih. Aber komm doch mit uns, sicher wird die Tafel bald eröffnet sein", lud er Durus ein und folgte dann Epicharis zu ihrem Verlobten. "Salvete, Senator, Flavius. Wenn du mir erlaubst, möchte ich dir herzlichst gratulieren. Meine Großnichte ist ein ganz vortreffliches Mädchen", grüßte er die Anwesenden zuerst, ehe er einige Worte an Flavius Aristides richtete. Als man zu den Klinen aufbrach, schloss Myrtilus sich an und lagerte sich dort, wo er recht viel von allem mitbekommen konnte. Sein Hörrohr hatte er für die leiseren Sprecher ebenfalls parat.

    Dankend nickte der Alte dem magister zu. "Und mir ist es eine ebensogroße Ehre, von nun an in diesem gremium hier in Rom mitwirken zu dürfen", entgegnete er und nickte nochmals, als Flavius Gracchus darum bat, dass er sich vorstellen möge. "Nun, meinen Namen nannte unser ehrenwerter magister bereits. ich will auch gar nicht allzu weit ausholen, das meiste dürfte ohnehin nicht allzu interessant für die Zwecke der salii sein", sagte Myrtilus und lächelte. Wie gewohnt fuhr er etwas umständlich fort. "Was jedoch vielleicht zu sagen ist, ist folgendes: Flavius Furianus brachte meinen Namen in das collegium augurum ein. Der Senat stimmt derzeit darüber ab, ob man mich als augur sehen möchte oder nicht. Zu mir selbst ist zu sagen, dass ich stolz auf meine Familie bin, dass ich die Götter und die Ahnen ehre wie es ein Manne Roms tun sollte und dass ich froh bin, auf meine alten Tage nicht allein in Baiae zu sein, sondern die Familie um mich herum haben kann." Das war eigentlich auch schon alles Wissenswerte, denn was interessierte die Salier - sofern es nicht ohnehin Claudier waren - schon sein Lebenslauf? Er nickte Gracchus dankend zu und überließ jenem damit wieder das Wort.

    "Ach herrje, ach herrje! Zahir, so beeile dich doch!" spornte Myrtilus seinen nubischen Sklaven an. Welcher allerdings zuerst die Stufen der curia erklommen hatte und oben sogar auf den alten Mann warten musste, welcher nun mal etwas länger brauchte. Bald jedoch war er angekommen, und kaum hatte er etwas verschnauft, betrat er auch schon das eindrucksvolle Gebäude der salii palatini. Man hatte bereits angefangen, und Myrtilus bedauerte sein Zuspätkommen durchaus. Es war nicht gerade förderlich, wenn man zu seiner ersten Sitzung als Salier in Rom zu spät kam. "Meine Herren, verzeiht mein spätes Erscheinen." Glücklicherweise hatte er die letzten Worte noch mitbekommen, es ging also um die Wahl eines neuen magister oder um die Verlängerung des Flavius Gracchus. Myrtilus hatte schon von diesem Mann gehört, der zur Zeit decemvir litibus iuacandis war und dieses Amt mit Bravour ausfüllte, wenngleich er wie nebenbei noch den Tempeldienst versah. Myrtilus schätzte den Flavier, und insgeheim war er froh, dass die Tiberier augenscheinlich die Sodalität der Arvalbrüder bevorzugten.


    Myrtilus sah sich um und gewahrte auch bald seinen Neffen Vesuvianus, sowie Senator Furianus, welche er beide ebenfalls schätzte. Auch der Verlobte von Epicharis befand sich unter den Anwesenden. Allen nickte er grüßend zu. Der Claudier begann, sich wohlzufühlen, obwohl er noch nicht einmal Platz genommen hatte, was er alsbald änderte. Myrtilus strebte auf eine freie Kline zu, räusperte sich und verzichtete darauf, sich vorzustellen, denn die meisten kannten ihn bereits von der sponsaila seiner Großnichte mit Flavius Aristides, der er beigewohnt hatte.

    Einer der späteren Gäste an diesem Abend war Myrtilus, der sein Hörrohr verlegt und deswegen nicht eher aus dem Haus gekonnt hatte. Zahir, seine treue Seele, hatte das ebenholzfarbene Stück schließlich unter einem Berg Orangenschalen in Myrtilus' Zimmer gefunden. Der riesige Nubier, Myrtilus' Schatten, hatte diese Geschichte wieder einmal ebenso amüsant gefunden wie sein Herr. Bald darauf waren sie schließlich abmarschbereit gewesen und per Sänfte zur flavischen Villa vorgestoßen, aus welcher bereits wunderbare musische Klänge und ein fantastischer Bratengeruch drangen.


    Der Nubier geleitete seinen Herrin zum Quell der Musik. Einige Gäste am Rand unterhielten sich über ein schier skandalöses Ereignis, eine Frechheit sondergleichen, eine Unmöglichkeit, ein Unding. Myrtilus sperrte Augen und Ohren auf, sah und hörte jedoch nicht sonderlich viel von dieser unfassbaren Angelegenheit, weshalb er als Neuhinzugekommener schließlich jemanden ansprach, der wohl Informationen haben müsste. "Verzeihung, ich bin Claudius Myrtilus... Könntest du mir wohl sagen, was alle Anwesenden so empört hat? Ich bin bedauerlicherweise erst eben hinzugestoßen. Epicharis ist meine Großnichte weißt du?" Etwas entfernt sah Myrtilus auch Durus stehen. Derjenige, den er mit Furianus aufgesucht hatte. Jener müsste eigentlich auch hier anzutreffen sein, vermutete Claudius...

    Myrtilus schmunzelte amüsiert.
    "Oh, ich bin recht zuversichtlich, da ich davon ausgehe, dass der magister auch von deiner Zeit als Magistrat Misenums weiß", sagte der Claudier und hoffte, dass dieser Schlagabtausch damit nun beendet war. Was die Referenzen anging, so war es doch eigentlich genug, dass der Kaiser ihm schon das Kommando über eine Truppe anvertraut hatte, aber da war Tiberius Durus wohl wirklich eine harte Nuss. Myrtilus machte eine Geste, und Zahir überreichte dem augur eine tabula.




    vita de G. Claudius Myrtilus


    - KAL SEP DCCCLVII A.U.C. (1.9./34 n.Chr.)*
    Dies Natalis
    - ANTE DIEM III ID MAR DCCCLVII A.U.C. (13.3./43 n.Chr.)*
    Iter ad Achaia
    - ANTE DIEM III KAL IAN DCCCLVIII A.U.C. (30.12./48 n.Chr.)*
    Finis de disciplinae et reversus de Achaia
    - ANTE DIEM IV NON IAN DCCCLVII A.U.C. (2.1./49 n.Chr.)*
    Nauta - Classis Misenensis
    - ANTE DIEM VII KAL MAR DCCCLVII A.U.C. (23.2./51 n.Chr.)*
    Optio - Classis Misenensis
    - ANTE DIEM XVII KAL MAI DCCCLVII A.U.C. (15.4./53 n.Chr.)*
    Centurio Classicus - Classis Misenensis
    - ANTE DIEM VIII ID IUL DCCCLVII A.U.C. (8.7./62 n.Chr.)*
    Nauarchus - Classis Misenensis
    - ANTE DIEM VI ID OCT DCCCLVII A.U.C. (10.10./71 n.Chr.)*
    Tribunis Classis - Classis Misenensis
    - ANTE DIEM V NON MAR DCCCLVII A.U.C. (3.3./76 n.Chr.)*
    Praefectus Classis - Classis Misenensis
    - ANTE DIEM XVII KAL IUL DCCCLVII A.U.C. (15.6./84 n.Chr.)*
    Civis
    - ANTE DIEM XIII KAL SEP DCCCLVII A.U.C. (20.8./84 n.Chr.)*
    Ehemann - Claudia Silvana
    - ANTE DIEM VI KAL APR DCCCLVII A.U.C. (27.3./86 n.Chr.)*
    Sodalis - Salii palatini
    - ANTE DIEM XVI KAL AUG DCCCLVI A.U.C. (17.7./89 n.Chr.)*
    Duumvir - Capua
    - ANTE DIEM XVI KAL AUG DCCCLVI A.U.C. (17.7./96 n.Chr.)*
    Civis
    - ANTE DIEM XIII KAL APR DCCCLVII A.U.C. (20.3./104 n.Chr.)
    Probatus rerum sacrarum I - Schola Atheniensis
    - ANTE DIEM IV NON APR DCCCLVII A.U.C. (2.4./104 n.Chr.)
    Probatus rerum sacrarum II - Schola Atheniensis


    Sim-Off:

    Mit * versehene Angaben sind rein fiktiv und dienen lediglich der Simulation eines altgedienten und kaisertreuen alten Mannes.


    Sim-Off:

    Hui, seid ihr schnell...fast zu schnell für einen alten Mann...8)


    Das Folgende ging sehr schnell. Tiberius Durus war schnell heran, und Myrtilus fand gerade einmal genug Zeit, um ihn mit einem "Tiberius Durus, ich grüße dich." das Haupt zu neigen zurückzugrüßen, ehe Flavius Furianus auch schon gleich zur Sache überging. Durus erfasste zwar recht schnell die Situation, ließ jedoch keinen Zweifel daran, dass er es nicht schätzte, wenn ein Patrizier das Amt eines eques bekleidete oder bekleidet hatte. Furianus fand wie so oft die rechten Worte in dieser Situation, doch nichtsdestotrotz fügte Myrtilus noch etwas an. "Es mag dieser Tage nicht gern gesehen sein, als Patrizier ein ritterliches Amt inne zu haben. Dennoch schätze ich das Vertrauen, welches man in mich hatte, sehr. Wir sollten nicht vergessen, dass durchaus auch bedeutende patrizische Männer Roms dem Kaiser mitunter auf Posten dienten, die unter ihnen inzwischen als verpönt gelten." Darunter fiel unter anderem auch dieser Tiberier, der vor kurzem in den Senat berufen wurde. Wie hieß er doch gleich? Vitamin....Vitalicus...Vita... Myrtilus wollte der Name nicht einfallen, aber es war auch nicht von Belang, denn Durus wusste sicher, was Myrtilus damit sagen wollte. Auf die Reaktion des augur war der Claudier nun gespannt.

    Zahir folgte seinem Herren und dessen Bekannten in einigem Abstand. Der Claudier indes nickte nachdenklich. Wenn der Flavier schon Beziehungen zu dem neuen augur hatte, wäre dies durchaus sinnvoll. "Hm, ja, ich kenne den Tiberier vom Hörensagen, auch wenn ich ihn bisher nicht selbst kennengelernt habe. Aber das lässt sich ja ändern, nicht? Wenn du es für ratsam hältst, ihn statt des magisters aufzusuchen, so lass es uns so handhaben. Verkehrt wird es nicht sein." Sie traten in das domus ein und steuerten auf das richtige officium zu. So viele gab es hier nicht, doch bedauerlicherweise war jenes, das als das des Tiberiers ausgewiesen war, derzeit unbesetzt. Myrtilus wandte sich um und wollte bereits sein Bedauern ausdrücken, als er einen junden Mann weiter vorn im Gang vorbeigehen sah. "Oh, ist er das nicht?" fragte er Furianus und wies auf die vorbeischreitende Person. Mit seinen altersschwachen Augen war es dieser Tage nicht weit her.

    Zum vorgeschlagenen Zeitpunkt fand sich Mytilus nun nahe des auguraculum ein. Zahir hatte den Brief an Flavius Furianus am gestrigen Tage überbracht, und da Myrtilus keine Absage erhalten hatte, ging er davon aus, dass der Flavier seiner Bitte nachkommen und ebenfalls heute hier erscheinen würde. Noch saß Myrtilus am Rand der Sänfte, denn auch wenn er für sein Alter noch recht agil war, so musste er schließlich nicht stehend auf das Eintreffen des praetor warten. Zahir stand irgendwo herum und betrachtete das etwas wackelig aussehende auguraculum mit dem vorliegenden, abgegrenzten templum etwas argwöhnisch. Myrtilus musste einmal mehr über den Nubier schmunzeln. Er sah gefährlich aus, war aber sanft wie ein Lamm. Diese Eigenschaft war es auch, die er an den Leuten aus seinem Volk so sehr schätzte: Sie sahen wild aus, waren es jedoch nicht.


    Nur wenig später hob Zahir den Arm und deutete nach Nordwesten. "Da er kommen, Herr." Myrtilus folgte der Geste und erhob sich mit Hilfe eines Sklaven vom Rand der Sänfte. Er wartete, bis Furianus heran war, dann grüßte er ihn. "Sei gegrüßt, praetor! Es freut mich, dass du meiner Bitte nachkommen konntest. Die Umstände unseres Wiedersehens sind zwar nicht die fröhlichsten, aber wir haben dennoch etwas Wichtiges zu erledigen. Ich bin stolz darauf, dass du mich in dieser Angelegenheit abermals begleitest und für mich sprechen möchtest. Lass uns hineingehen", sprach Myrtilus und deutete auf das kleine domus neben dem auguraculum, welches die officia beherbergte.

    Es war wieder einmal Zahir, dem Myrtilus seine Botschaft anvertraut hatte und der nun unterwegs war, um den Brief in der villa flavia abzugeben. Dass es dringlich war, hatte der Herr nicht zu erwähnen brauchen, soweit hatte Zahir das schon selbst sehen können, als der Alte umgehend nach der Benachrichtigung durch seinen getreuen Sklaven zu Feder und Papyrus gegriffen und angefangen hatte, zu schreiben. Es war nur rechtens, dass Zahir sich nun ebenfalls sputete, um die Sache seines Herrn nicht unnötig zu verlangsamen.



    An
    Lucius Flavius Furianus



    Claudius Myrtilus praetoris Flavio Furiano s.d.


    Flavius, es ergibt sich derzeitig eine Möglichkeit, das collegium augurum für unsere Sache zu gewinnen. Wie ich erfuhr, folgte ein weiteres Mitglied der augures dem armen Fabius hinüber ins elysium.


    Ich schicke dir daher diesen Brief mit der Bitte um deinen Beistand, wenn ich ANTE DIEM VI NON MAI DCCCLVII A.U.C. (2.5.2007/104 n.Chr.) den magister augures aufsuche, um mich persönlich vorzustellen. Zu diesem Zwecke übersende ich dir zudem meine vita, damit du einerseits vorbereitet ins Gespräch gehen, andererseits gegebenenfalls die notwendigen Schritte beim princeps senatus einleiten kannst.


    Mögen die Götter ihre schützende Hand über dich und die deinen halten.
    [Blockierte Grafik: http://img476.imageshack.us/img476/1355/myrtilushn5.gif]



    vita de G. Claudius Myrtilus


    - KAL SEP DCCCLVII A.U.C. (1.9.2007/34 n.Chr.)*
    Dies Natalis
    - ANTE DIEM III ID MAR DCCCLVII A.U.C. (13.3.2007/43 n.Chr.)*
    Iter ad Achaia
    - ANTE DIEM III KAL IAN DCCCLVIII A.U.C. (30.12.2007/48 n.Chr.)*
    Finis de disciplinae et reversus de Achaia
    - ANTE DIEM IV NON IAN DCCCLVII A.U.C. (2.1.2007/49 n.Chr.)*
    Nauta - Classis Misenensis
    - ANTE DIEM VII KAL MAR DCCCLVII A.U.C. (23.2.2007/51 n.Chr.)*
    Optio - Classis Misenensis
    - ANTE DIEM XVII KAL MAI DCCCLVII A.U.C. (15.4.2007/53 n.Chr.)*
    Centurio Classicus - Classis Misenensis
    - ANTE DIEM VIII ID IUL DCCCLVII A.U.C. (8.7.2007/62 n.Chr.)*
    Nauarchus - Classis Misenensis
    - ANTE DIEM VI ID OCT DCCCLVII A.U.C. (10.10.2007/71 n.Chr.)*
    Tribunis Classis - Classis Misenensis
    - ANTE DIEM V NON MAR DCCCLVII A.U.C. (3.3.2007/76 n.Chr.)*
    Praefectus Classis - Classis Misenensis
    - ANTE DIEM XVII KAL IUL DCCCLVII A.U.C. (15.6.2007/84 n.Chr.)*
    Civis
    - ANTE DIEM XIII KAL SEP DCCCLVII A.U.C. (20.8.2007/84 n.Chr.)*
    Ehemann - Claudia Silvana
    - ANTE DIEM VI KAL APR DCCCLVII A.U.C. (27.3.2007/86 n.Chr.)*
    Sodalis - Salii palatini
    - ANTE DIEM XVI KAL AUG DCCCLVI A.U.C. (17.7.2006/89 n.Chr.)*
    Duumvir - Capua
    - ANTE DIEM XVI KAL AUG DCCCLVI A.U.C. (17.7.2006/96 n.Chr.)*
    Civis
    - ANTE DIEM XIII KAL APR DCCCLVII A.U.C. (20.3.2007/104 n.Chr.)
    Probatus rerum sacrarum I - Schola Atheniensis
    - ANTE DIEM IV NON APR DCCCLVII A.U.C. (2.4.2007/104 n.Chr.)
    Probatus rerum sacrarum II - Schola Atheniensis


    Sim-Off:

    Mit * versehene Angaben sind rein fiktiv und dienen lediglich der Simulation eines altgedienten und kaisertreuen alten Mannes.


    Der Zufall wollte es, dass Zahir, der nubische Leibsklave des Claudius Myrtilus, an diesem Morgen das Forum passierte, um auf den Traiansmärkten die in Auftrag gegebenen, neuen calcei des Herrn abzuholen. Als er das Wort augur hörte, blieb er jedoch stehen und wandte aufmerksam den Kopf.
    Er wusste natürlich von den Absichten des Myrtilus, und so lauschte eine Weile er den sich in regelmäßigen Abständen wiederholenden Ausrufungen des Mannes mit der Schriftrolle in den Händen und wandte sich bald um, um schnell nach Hause zurückzulaufen. Die calcei waren erst einmal nebensächlich, entschied er sich, nun musste man schnell handeln. Zahir lief durch die Straßen und Gassen zur villa claudia, um seinem Herrn Bericht zu erstatten.

    Der Claudier nickte nachdenklich und gewissenhaft. "Nun gut, nun gut", stimmte er nichts Bestimmtem zu und räusperte sich. Sie waren am Ende des Thronsaales angekommen, wo zwei Prätorianer die Tür bewachten. Myrtilus nickte ihnen grüßend zu, wandte sich jedoch noch einmal zu Furianus um. "Ich werde alles Notwendige veranlassen, Flavius, und mich mit dem collegium in Verbindung setzen. Du wirst in Kürze von mir hören, ich danke dir für deine Mühen." Er wollte sich schon halb verabschieden, da fiel ihm noch etwas ein. "Ah, verzeih mir, es hatte sich bisher noch keine geeignete Gelegenheit ergeben - ich möchte dir mein herzliches Beileid aussprechen. Tiberia Claudia war eine durchaus bekannte und energische Frau, ihr Verlust muss schmerzhaft sein. Dennoch, verzage nicht, im elysium werden wir unsere Liebsten wiedersehen", sprach er mit dem gutmütigen Gesichtsausdruck eines gemütlichen Großvaters und legte dem Jungen eine Hand auf die Schulter. Er dachte an sein Weib, dass er überlebt hatte. Ja, doch, Myrtilus freute sich darauf, sie eines Tages wiedersehen zu können. "Nun lass uns gehen."

    Myrtilus machte eine entsprechende Geste und wandte sich mit Senator Flavius iunior zum Gehen. Gemächlich durchschritten sie die aula regia, noch darüber sprechend, was nun zu tun sei. Später sollte man Myrtilus darüber in Kenntnis setzen, dass er das Nachsehen hatte, was den kürzlich frei gewordenen Posten eines augur betraf, doch auch wenn der alte Mann senil sein mochte - leicht aufgeben würde er nicht. Ein Tiberier würde zwar den vakanten Posten einnehmen, da dieser direkt das collegium augurum aufgesucht und den Senat angesteuert hatte, doch Myrtilus war frohen Mutes, dem Kaiser in irgendeiner Form als religiöser Staatsmann dienen zu können, auch wenn demnächst kein augur mehr aus dem collegium ausschied. Vielleicht brauchte man einen haruspex, einen septemvir oder... Myrtilus schmunzelte über sich selbst. Alt war er, ohne Zweifel, aber er zählte sich keinesfalls zum Alteisen, solange er noch atmete.


    "Ich danke dir sehr für dein Engagement. Deine Rhetorik ist gewichtig, mein Freund, auch wenn die Entscheidung unseres Kaisers nachzuvollziehen ist und du sein Gemüt ncht umzustimmen vermochtest. Was schlägst du nun vor, wirst du im Senat für mich vorsprechen?" fragte er den jungen Mann an seiner Seite, dessen Vater er sein konnte. Er wünschte sich, dass einer seiner Söhne mehr nach dem jungen Flavier gekommen wäre. "Ah, cornix cornici numquam oculos effodit*. Die Flavier haben Freunde im Senat, und auch die Claudier haben sie. Aufkommende Gegenstimmen kann man mit den richtigen Argumenten in die Nichtigkeit treiben oder so zumindest dafür sorgen, dass die Fürstimmen lauter sind. Darüberhinaus hege ich keinen Zweifel an deiner Art, die Dinge im rechten Licht zu präsentieren, und ich möchte es wagen, so optimistisch zu sein wie unser geehrter princeps."

    * Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus

    Auch die letzten Versuche des Senator Flavius fruchteten nicht. Myrtilus konnte des Kaisers Entscheidung jedoch nachvollziehen, auch wenn er sich anderes erhofft hatte. Jedoch stand es ihm nicht zu, die Entscheidungen des princeps anzuzweifeln, und so nahm er sie hin. Er lächelte, als Furianus ihn ansah, und deutete ein Nicken an, und auch als der Kaiser sich erhoben hatte und ihn ansah, neigte Claudius mit einem Lächeln den Kopf. Wenn der imperator zuversichtlich war, so würde er es auch sein, keine Frage.


    "Hab Dank für die Zeit, die du für uns geopfert hast. Mögen die Götter dein Wohlergehen fortdauern lassen, mein princeps", sprach Myrtilus zum Abschied und wartete darauf, dass auch Flavius Furianus bereit war, die aula regia zu verlassen. Es gab noch einiges zu besprechen hinsichtlich des Senats.