Beiträge von Faustus Decimus Serapio

    Das Thema Alexandria verbannte ich jetzt erstmal in meinen Hinterkopf, ich schnappte mir eine der Karten, die auf dem Tisch herumlagen und betrachtete das Gebiet, um das es ging. Der äusserste Süden, das Grenzland... leider war die Karte da ziemlich ungenau. Dodekaschoinos, das klang schon so abenteuerlich... die Karte lief in vage schattierte Flächen aus, die nur mit Terra deserta bezeichnet waren. Es fiel mir nicht schwer zu glauben, dass dort Ungeheuer lebten.
    Ich lauschte dem Präfekten, erst als er geendet hatte, und irgendwie erwartungsvoll in die Runde blickte, kam mir die Eingebung, dass er womöglich auch von uns was hören wollte. Das war total ungewohnt für mich, auf einmal in Gegenwart eines Vorgesetzten eigene Gedanken zu äussern! Denn seitdem ich sub aquila gegangen war, hatte es immer geheißen: Klappe halten, Kopf ausschalten und gehorchen. Das war mir wirklich tief eingebleut, das konnte ich nicht so eben mal abschütteln, und ich spürte, wie mein Puls sich beschleunigte, als ich das Wort ergriff.
    "Wenn ich einen Vorschlag äussern dürfte, Praefectus, wir sollten uns mit der Classis Alexandrina besprechen, und jetzt im Vorfeld schon mal abklären ob sie uns bei den Transporten unterstützen können. Sowohl was die Truppen, als auch was die Verpflegung und den Nachschub angeht. Falls sie Flusschiffe haben, die uns stromaufwärts bringen können, sparen wir doch bestimmt Zeit und Kräfte."
    Angespannt ging mein Blick durch die Runde, hoffentlich hatte ich da jetzt nichts unsinniges gesagt.


    "Und nochwas - leider wissen wir ja bisher kaum was über die Kampfweise dieser Wüstenräuber... aber ich vermute, solche Barbaren werden unserer gutgerüsteten Formation am ehesten mit Fernwaffen etwas entgegensetzen können. Ich möchte also vorschlagen, dass wir da bei der Vorbereitung besonders Wert drauf legen, und die Reaktion auf solche Angriffe mehrfach proben, damit es den Soldaten in Fleisch und Blut übergeht."
    Es waren natürlich meine Erfahrungen in Parthien, die aus mir sprachen – aber vielleicht zerfetzten die Kopflosen ihre Gegner ja auch mit Zähnen und Klauen...?

    "Jawohl Praefectus" bestätigte ich. Solche Ermittlungen waren mir ja vertraut, auch wenn ich noch nie mit einem dermaßen brisanten Fall zu tun gehabt hatte. Der Mord an der Iunierin hatte durch die Acta ein Echo bis nach Rom gehabt, und bei der angespannten Lage gab es sicher ein gewaltiges Interesse an den Ergebnissen, und... - Moment! Hatte Octavius das gerade wirklich gesagt, dass ich für die öffentliche Ordnung in Alexandria zuständig sein würde, nein, ab jetzt war?! Meine Augen weiteten sich ein wenig, und ich musste mich schwer beherrschen um mir weiter nichts anmerken zu lassen. Nach allem was ich bisher gehört hatte, erforderte diese Aufgabe einen schier unmöglichen Balanceakt, zwischen dem harten Durchgreifen, das der Statthalter verlangte, und der Wahrung des alexandrinischen Stolzes...
    Tja. Ich nickte beklommen. Dann setzte eine tatkräftige Miene auf.
    "Optio, ich möchte dich dann nach der Stabsbesprechung noch zu den Einzelheiten der Ermittlungen und Vernehmungen sprechen."
    Die große Runde wollte ich damit nicht aufhalten. Aber eine Frage stellte ich an den Kommandanten.
    "Praefectus, auf welchen Teil der Truppe kann ich für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung zurückgreifen?"

    "Vale Praefectus."
    Auch ich salutierte, dann trat ich ab, grübelnd über diese seltsame Geschichte. Ich das sehr faszinierend, kaum angekommen in diesem exotischen, uralten Land, schon hatten wir mit einer Sache zu tun, die eher einer Sage entsprungen schien, als der Wirklichkeit!

    "Salvete." grüßte ich und nickte in die Runde als ich eintrat, dann setzte ich mich, und zwar auf den Platz links von dem am Kopfende des Tisches. Ich war sehr neugierig auf meine neuen Mitsoldaten, neugierig auf die Besprechung und auf meine neuen Aufgaben. Leider hatte ich noch immer keine schöne Tribunenrüstung, doch unter meiner blanken Lorica trug ich eine schneeweiße Tunica mit sattpurpurnen schmalen Streifen, und auch meinen Eques-Ring hatte ich mir heute an den Finger gesteckt.

    Ein Haus, ein ganzes Haus für mich alleine. Wahnsinn! Ich stand im leeren Atrium, und drehte mich euphorisch um mich selbst. Neben mir, irgendwie verloren in der Weite des Raumes, befand sich mein Gepäck: eine Reisekiste, ein Seesack und die demontierte Biga.
    Pontia, die ältliche Sklavin, die mir meine Familie mitgegeben hatte, damit sie mir den Haushalt führte, schien weniger begeistert. Sie stützte die Hände in die Hüften, musterte kritisch die Umgebung und bemerkte:
    "Und wo sind die Möbel?"
    Tja. Die hatte mein Vorgänger beim Auszug anscheinend mitgenommen. Ein Gang durchs Haus bestätigte es – gähnende Leere. Ich fand das gar nicht schlimm,wir konnten ja welche in Alexandria kaufen, aber Pontia begann zu lamentieren, und so überließ ich ihr erst mal den Einzug und das Möbel-Problem und flüchtete in die Lagerthermen, um mich nach der langen Reise wieder präsentabel zu machen.


    Die Stabsoffiziere einer Legion genießen besondere Privilegien. Das zeigt sich auch an ihren Unterkünften, die sich sehr von denen der einfachen Soldaten und Mannschaftsoffiziere unterscheiden. Ihnen stehen eigene Häuser zur Verfügung, die wenig mit der sonstigen Kasernenbebauung gemein haben, sondern stattdessen sehr stark den typisch römischen, städtischen Atriumhäusern ähneln. Wie bei diesen gliedern sich fast alle Räume um ein zentrales atrium, mit im Boden eingelassenem Wasserbecken (impluvium) und einer damit korrespondierenden Dachöffnung (compluvium). Auch die weitere Raumnutzung, mit z. B. fauces (Eingangsbereich), tablinum (Wohnraum), triclinium (Esszimmer) und cubiculum (Schlafzimmer), gleicht der ziviler Stadthäuser. Jedem Tribun steht ein eigenes Haus zu, in dem er zusammen mit seiner Familie und dem Hauspersonal wohnt. Die Tribunenhäuser befinden sich an der via principalis und zwar auf der Straßenseite, die der principia gegenüber liegt.


    Das ist das Haus des Tribunus Angusticlavius Faustus Decimus Serapio.




    Original by Decius Germanicus Corvus

    Kopflos?! Da hatten die Karawanenwächter wohl zu tief ins Glas geschaut!... Oder? Skeptisch zog ich die Brauen zusammen. Aber wenn wirklich alle das sagten... und das Gebiet, um das es ging, lag ja ganz am äussersten Rande der zivilisierten Welt, gut möglich, dass dort wirklich solche monströsen Völker hausten. Man las ja häufig davon, und auch bei uns hatte es schließlich in früherer Zeit Wesen wie Centauren und Satyren gegeben, an die man sich heute nur noch in den alten Geschichten erinnerte. Kopflos! Mir lief ein kaltes Kribbeln über den Rücken, aber hier am hellichten Tage, im prachtvollen Palast des Statthalters, weckte diese seltsame Kunde doch eher meine Neugier.
    "Vielleicht werden wir uns ja selbst überzeugen können, was an diesen Geschichten dran ist", meinte ich abenteuerlustig. "Ich bin sicher, ein paar kopflose Wüstenwesen wären in Rom in der Arena eine große Attraktion. - Danke Praefectus, ich habe sonst keine Fragen."

    "Diese Überfälle - weiß man wer dafür verantwortlich ist? Und wie sie vorgehen, also mit welcher Taktik?" fragte ich, mit leuchtenden Augen, nach. Wenn die Ala nicht damit zurechtkam, dann war es bestimmt nicht nur eine einfache Räuberbande! Es erstaunte mich ein wenig, wie sehr mich die Aussicht auf einen möglichen Kampfeinsatz auf einmal packte und mit Tatendrang erfüllte...

    Das war ja nun nicht gerade ehrerbietig gegenüber Octavius gewesen, der doch viel älter und viel erfahrener war als ich! Unbehaglich fixierte ich einen Punkt auf dem Wandgemälde hinter Terentius, und hoffte, dass mein Kommandant mir jetzt nicht grollen würde. Abgesehen von dieser Befürchtung fand ich die Bemerkung beinahe komisch, denn genau das selbe hatte Livianus beim Abschied zu mir gesagt, im Bezug auf Octavius: 'Pass also auf und höre auf das was er sagt, Faustus.'


    Die Situation könnte sich bald ändern? Ich merkte auf.
    "Das gilt auch für mich." antwortete ich schnell, nachdem Octavius gesprochen hatte, und wartete sehr gespannt darauf, dass der Statthalter uns genaueres sagte.

    Das freute mich doch sehr, dass Terentius Cyprianus mich wiedererkannte. Ich wuchs so ein, zwei Fingerbreit in die Höhe und erwiderte lächelnd: "Jawohl Praefectus Terentius, ich war mit dir in Circesium."
    War doch was, auf das man stolz sein konnte... auch wenn diese Nacht in meiner Erinnerung seltsam verzerrt war... manches glasklar – ich erinnerte mich sehr gut, wie silbern sich der Mond im Euphrat gespiegelt hatte... und dass Terentius mir auf die Schulter geklopft hatte, als ich den zugewucherten Eingang in den Kanal entdeckt hatte – anderes lückenhaft, und manches, vor allem das Blutvergießen nach der Einnahme, in Nachinein fremdartig, eher wie ein Traum.
    "Nach unserer Rückkehr wurde ich mit Centurio Flavius zu den Stadtkohorten versetzt, und seit seinem Ausscheiden aus dem Dienst bin ich dann selbst Centurio dort gewesen, bis Praefectus Octavius mich hierher angefordert hat." fügte ich noch hinzu. Es war nett, und es war irgendwie auch beruhigend, hier in dieser fremden Provinz einen bekannten Oberbefehlshaber zu haben.

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    Beim Erscheinen des Statthalters nahm ich Haltung an und salutierte zackig. Doch der Terentier, den ich eigentlich als sehr umgänglichen Offizier in guter Erinnerung hatte, schien heute nicht gerade bester Laune! Kerzengerade stand ich also neben dem Praefectus Octavius, hielt den Mund und harrte der Dinge die da kamen.

    Und ich marschierte unbeschwert hinterher. Dass mein Kommandant seine Waffe auch abgegeben hatte, das hatte mich wieder mit der Welt versöhnt. Im Vorübergehen betrachtete ich die phantastischen Anwesen, eines schöner als das andere. Noch viel mehr staunte ich, als wir zu dem Palastkomplex kamen, in dem der Statthalter residierte. Bona Dea. Das war eine noble Hütte.
    "Auf dem Parthienfeldzug, da habe ich unter Terentius Cyprianus gedient", erzählte ich dem Octavier so nebenbei, während wir unserem Führer hinterhertappten. "Ich meine, ich war bei Circesium Teil seiner Vexillatio. Er ist wirklich hoch hinausgekommen! Bin gespannt, ob er sich noch an mich erinnert."
    Tribun war er damals gewesen... und jetzt war er Praefectus Aegypti... Ich verspürte ein Aufflackern von Ehrgeiz.


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    Bei meinem Dienst bei den Stadtkohorten, da hatte ich mich immer über die Besucher mokiert, die sich für zu wichtig hielten, um sich den vorgeschriebenen Kontrollen zu unterziehen. Aber jetzt war ich selbst doch ein wenig verstimmt, dass der wachhabende Optio meine Waffen wollte, und dachte so bei mir, dass ich mir schnell eine möglichst imponierende Tribunenrüstung besorgen musste, noch trug ich ja meine altgediente Lorica segmentata.
    "Faustus Decimus Serapio, neuer Tribunus Angusticlavius der XXII." stellte ich mich namentlich vor, und ließ mir den Unwillen nicht - naja, sagen wir kaum - anmerken, als ich den Waffengurt mit Gladius und Pugio löste und den Wachen hinhielt.

    Großartig! Ganz furios! Überwältigt von dem sich langsam vor uns entfaltenden Panorama, lehnte ich an der Reling, während der Bug des Schiffes sich in die Bucht schob. Häuser, Tempel, Paläste traten aus dem Dunst, und über allem der Pharos, Bona Dea, wie unglaublich riesig der war, schon aus der Ferne so beindruckend ragte er jetzt hoch wie ein Berg über uns auf. Die Worte, die neben mir fielen – es ging um die Pferde, warum in aller Welt verschiffte man die armen Tiere eigentlich vom Ende der Welt hierher fragte ich mich, komische Sache das – verschmolzen mit dem Rauschen der Wellen und dem Schlagen der Segel zu einem harmonischen Hintergrundgeräusch, meine Augen schweiften über die exotische Umgebung, sogen die fremdartigen Eindrücke gierig in sich auf... Staubgrau die fransige Silhouette der Palmen, ausgebleicht die seltsam dreieckigen Segel manch orientalischer Schiffe, und auch die Luft war anders, mal abgesehen von dem üblichen Hafenmief, trocken und "schärfer" als in der Heimat.
    Da – ein Lichtfleck auf den Wellen, einige Sonnenstrahlen drangen durch den Dunst, zauberten einen diffusen Schimmer von Azur auf das ölige Blaugrau... Auf einmal sprang mich heftig die Sehnsucht an, aus der Tiefe meiner Brust drang ein leises Seufzen, ich wandte den Kopf und sah zurück, irgendwo Richtung Nordwesten. Als gäbe er mir ein Zeichen...Aton. Wie er meine Nachricht wohl aufgenommen hatte? Hoffentlich entdeckte er die geheimen Zeilen. Es war eine bittere Ironie, jetzt war ich in Ägypten, aber unerreichbar fern von ihm, es war wahrlich.... "...desperat..."
    Aber das mit dem Lichtfleck, das musste ich ihm unbedingt schreiben.


    Das Knirschen des Bugs, der Trubel des Anlegens rissen mich aus der Kontemplation meines Leibesleids.
    "Natürlich Praefectus." erwiderte ich automatisch, und heftete mich an seine Fersen - etwas breitbeiniger, denn nach den vielen Tagen auf See schwankte der feste Grund unter meinen Füßen ganz trügerisch.

    "Ho philos, tou philou, tó philó, ton philon, ó phile.... hoi philoi, tón philón ........"
    In einer stillen Ecke des Vorschiffes sass ich, im Schneidersitz auf den salzverkrusteten Planken, mein Grammatikbuch (techné grammatiké!) auf den Knien, und wiederholte die Deklinationen. Ich war ja ein großer Bewunderer der griechischen Kultur und auch der klangvollen Sprache, und da ich auf dem Schiff sonst rein gar nichts zu tun hatte, nutzte ich, seitdem wir dem Sturm entronnen waren (und mein Magen sich wieder beruhigt hatte), fleissig die Zeit, um meine Kenntnisse aufzufrischen.
    Aber, bei aller Liebe, Grammatik war einfach eine öde Angelegenheit, und ich sah immer wieder auf, zur Küste, die sich in ockerbraun und beigen Tönen endlos dahinzog, geheimnisvoll verhüllt von einem Staubschleier, manchmal schimmerte eine Andeutung von Grün hindurch, dann stellte ich mir märchenhafte Oasen, Palmenhaine und verwunschene Wüstenpaläste vor. Die Möwen umkreisten kreischend unser Schiff. Es hieß, dass wir Alexandria noch heute erreichen würden. Bei dem Gedanken verspürte ich ein angenehmes Kribbeln im Bauch.


    Dann schickte mein Kommandant nach mir, und ich klappte das Buch zu, sprang auf und begab mich zügig zu ihm.
    "Salve Praefectus Octavius!" Grüßend führte ich die Faust zur Brust, dem Decurio nickte ich zu. "Salve Decurio."
    Es hatte mich überrascht, zu erfahren, dass er auch ein Decimer war. Ich erinnerte mich, dass ich, als ich nach Livianus' Rückkehr die Familie informiert und zum Fest eingeladen hatte, auch ihm einen Brief geschrieben hatte, aber persönlich hatten wir uns noch nie getroffen.
    Der Präfekt wirkte ein wenig unruhig. Unwillkürlich folgte ich seinem Blick, und da... durch den Dunst zeichnete sich in der Ferne ein Turm ab. Ich kniff die Augen zusammen, beschattete sie mit der Hand, und spähte ganz euphorisch über das weißgetupfte Meer. Der berühmte Pharos von Alexandria!

    Am Vorabend meiner Abreise schlich ich mich zur Villa Flavia. Sehnsüchtig blickte ich auf die erleuchteten Fenster, aber dann warf ich doch nur den Brief, den ich zu Hause mit viel Sorgfalt präpariert hatte, in den Postkasten, seufzte schwer... und stahl mich wieder davon.



    An
    Senator M. Flavius Gracchus
    Villa Flavia



    Salve Senator Flavius,
    leider muss ich Dir mitteilen, dass ich überraschend nach Ägypten zur Legio XXII versetzt wurde. Die Ermittlungen, wegen der wir uns neulich besprachen, werde ich darum nicht mehr persönlich durchführen könne. Doch ich habe Vertrauen in die Fähigkeiten meiner Kollegen, und ich bin zuversichtlich, dass durch ihre Ermittlungen die Unklarheiten in dieser Angelegenheit dahinschmelzen werden wie der letzte Schnee unter der Wärme der erstarkten Frühlingssonne, auf dass die Wahrheit ans Licht kommt, und Du das Dir geraubte Kleinod eines Tages wieder in den Händen halten kannst.
    Manius, mi anime,
    morgen schon sticht das Schiff in See, das mich nach Ägypten bringt. Mein Himmel hat sich verdunkelt, als ich dies erfuhr, und nun gehe ich umher wie ein Blinder. Dabei sehe ich Dich, immerzu nur Dich, sehe Dein Antlitz, möchte es mit tausend Küssen bedecken, höre Deine Stimme, möchte Deine Worte trinken, mich an ihnen berauschen wie an starkem Meditrinalienwein, spüre wieder Deine Glut, will in Deiner Lohe gleißend vergehen, will Feuer von Deinem Feuer sein!
    Schreib mir, geliebter Aton, sende mir Deine Worte wie Strahlen der göttlichen Sonne, lindere meine Sehnsucht, denn sonst wird sie mich restlos verzehren!

    Vale,

    F. Decimus Serapio
    Centurio Cen IV Coh I Cohortes Urbanae


    Liebe Tante Venusia,


    hast Du schon von meiner Versetzung gehört? Ich werde ritterlicher Tribun bei der XXII. Es kam sehr überraschend, und ich werde mich schon morgen einschiffen. Da ich Dich bei meiner Abschiedsrunde nicht angetroffen habe, möchte ich Dir auf diese Weise auf Wiedersehen sagen. Es hat mir sehr viel Freude gemacht, Dich und die Kinder kennenzulernen und mit euch zusammen das Compitaliafest zu besuchen. Ich hoffe, Du findest hier in Rom alles, was du noch benötigst, um Misenum zu einem wohnlichen Ort zu machen.
    Ausserdem möchte ich mich bedanken, dass Du so viel Anteil an der Frage einer Ehe für mich genommen hast - wo das doch wirklich nicht selbstverständlich ist. Meine Abreise wird das Thema ja nun vorerst beenden, und ich hoffe sehr, dass Du Dir in dieser Hinsicht noch nicht zu viel Mühe gemacht hast.
    Ich bin schon wirklich gespannt auf Ägypten, auf Alexandria. Es war immer schon mein Traum, diese Stadt einmal mit eigenen Augen zu sehen. Kannst Du mir vielleicht ein paar gute Tipps geben, was man dort auf jeden Fall unternehmen sollte?


    Vale bene,
    Dein Neffe
    Faustus