Nerva hatte mehr oder weniger verlegen dem Gespräch gelauscht. Ganz vernünftig kam es ihr aber nicht vor, wie Valentina gleich so offen herausplatzte mit ihren Vorstellungen und Prinzipien. Manchmal hatte sie das Gefühl, dass einiges bei der Erziehung schief gelaufen war, denn Valentina war keine ruhige, naive Person wie Narcissa, sondern jemand, der sich sehr wohl seine eigene Meinung zu machen wusste und diese dann auch durchsetzte und offen gegen den Strom schwamm. Im Grunde war sie bewundernswert, aber andererseits fürchtete sie auch darum, dass Valentina mal jemand begegnen würde, dem ihre Ansichten nicht so ganz passten.
Lando schien hingegen begeistert. Hier im Norden war eben alles etwas anders als drunten im heißen Rom. Nerva ließ sich von ihren Gedankengängen nichts anmerken; sie war eben eine zeitlebens professionelle Sklavin. Dies wurde ihr im Hause der Quintilier auch sehr einfach gemacht, denn auch wenn sie nur eine Sklavin war, so hörten doch die meisten Personen im Haus auf das, was sie sagte und auf ihre Ratschläge. Während Valentina ihre flammende Rede für die Sklaven hervorbrachte, legte Nerva ihr leicht besänftigend eine Hand auf die Schulter, damit sie wieder zu sich fand und sich vielleicht etwas zurücknahm.
Sodann fragte Valentina Nerva nach deren Meinung und Nerva sah sie einen Moment durchdringend an. "Ich denke es wäre das Beste für dich, dich erst einmal auszuruhen nach der langen Reise. Narcissa und Montanus laufen dir ja jetzt nicht mehr davon. Aber ich verstehe es auch, wenn du die beiden endlich wieder sehen willst... nach all der Zeit." Sie wog das Für und Wider ab; das war typisch für sie. Aber die Entscheidung wollte sie letztendlich doch Valentina überlassen.