Beiträge von Quintilia Valentina

    War es wirklich besser so, wie es jetzt ist? Valentina schwieg zu dieser Aussage. Die Götter hatten so entschieden. Wer wenn nicht sie hatten entschieden, dass Serapio auf diese lange, geheime Mission weg musste? So vollkommen unerwartet und ohne, dass sie etwas dagegen hätte tun können. Sie stand alleine da, wusste nicht wie es weiter gehen sollte und da gab ihr ein anderer Mann die Hand. Reichte sie ihr zuerst in Freundschaft aus der dann aber sehr schnell mehr wurde. Auch die Quintilia konnte nicht abstreiten, dass sie mittlerweile viel mehr als nur Freundschaft für Casca empfand. Und der Ausflug an den Strand, nun er hatte wahrlich großartige Dinge mit sich gebracht. Dennoch würde sie hier und jetzt vor Serapio nicht prahlen oder ihm die Vorzüge des anderen Mannes, der dazu ja noch mit ihm verwandt war, aufzählen. Sie hatte Serapio vermisst, sie hatte Tränen seinetwegen vergossen. "Als du weg warst, habe ich den Göttern sehr oft Opfer dargebracht und sie darum gebeten, dass sie dich wieder heil zu mir zurück bringen sollten." Meinte Valentina dann leise und offenbarte dieses Geheimnis zum ersten Mal. "Doch die Wochen vergingen, es wurden Monate. Und meine Opfer wurden wenige, bis ich am Schluss ganz darauf verzichtete." Sie drehte den Kopf und sah zurück zum Tempel, den sie gerade eingeweiht hatten. Sie konnte nur zu gut verstehen was Serapio mit seinen Worten vorhin meinte. Als sie aufgehört hatte für den verschollenen Mann zu bitten, kam ein anderer Mann in ihr Leben. Die Wege der Götter waren wirklich unergründlich. Sie sah zu ihrem ehemaligen Verlobten hinüber und es lag noch so viel der Zuneigung von damals in dem Blick. Kein Wort kam über ihre Lippen und sie schritt einfach neben ihm den Weg entlang weiter. Ganz einfach war dieses Widersehen auch für sie nicht. Viele Gefühle von denen sie glaubte sie wären nicht mehr da, klopften nun doch wieder an.


    Als Serapio auf die Äolsharfe zutrat, atmete Valentina kurz durch. Es gab ihr ein paar Augenblicke um sich wieder zu beruhigen. Leider, oder sollte man sagen zum Glück, schaffte es Serapio mit einem Schlag oder besser gesagt mit einer Bewegung seiner Finger sie abzulenken. Erschrocken trat Valentina einen Schritt zurück, als der Misston von der Harfe erklang. Als er dann darauf pustete, schenkte sie ihm ein versöhnliches Lächeln.
    Angesprochen auf den Namen des Leoparden sah sie Blondine verlegen zur Seite. "Ehrlich gesagt habe ich bis jetzt noch keinen Namen gefunden, der für das edle Tier passt. Renenet, die du mitgebracht hast, hatte mir schon viele Namen vorgeschlagen. Einige waren ägyptisch, doch davon konnte ich viele nicht aussprechen." War ihre Erklärung, doch an der Liebe zu dem Tier tat das keinen Abbruch. "Aber ich bin mir sicher, ich werde noch den richtigen Namen finden. Das Tier bereitet mir jeden Tag Freude." Versicherte sie dem Schenker noch einmal. Dann bemerkte sie seinen Blick und für einen Moment war ihr das gar nicht mehr so recht. Deswegen räusperte sich die Quintilia etwas umständlich und wollte lenkte dann ab. "Hast du dich schon wieder ein bisschen eingelebt? Weißt du schon wie es mit deiner Zukunft weiter geht?"

    Es war schön Serapio lachen zu hören. Ihr so guter Freund war all zu oft viel zu ernst. Alleine sein Anblick nach seiner langen Abwesenheit war ihr noch gut im Gedächtnis. Valentina wünschte ihrem Freund viel mehr Momente in denen er lachen konnte und sie hoffte für viele davon verantwortlich zu sein. Als er ihr den Arm anbot, legte Valentina den Spieß beiseite, sie hatte keinen großen Hunger mehr und wollte sich lieber auf den kleinen Spaziergang konzentrieren. Die kleine Anlage war wirklich wunderschön angelegt und Valentina konnte sich an all der Blumenpracht kaum satt sehen. Auch ließ sie ihren Blick eine Weile auf dem gluckernden Nass liegen. Dort, wo sich das Wasser an ein paar Steinen brach, glitzerten die Wassertropfen im Schein der Sonnenstrahlen als würden dort Edelsteine ins künstlich angelegte Flussbett fallen.


    Bei der Erwähnung der Kälber erschauderte Valentina innerlich. Diese Tiere schrien noch viel mehr und lauter als die kleinen Lämmer. Sie war froh, dass Serapio sich dagegen entschieden hatte, behielt das aber für sich. Sie hörte ihm zu und strich ihm nur kurz über den Arm. Auch sie hatte schon gehört wie man über Serapio sprach, doch das sollte ihn nicht aufhalten.
    Bei seinen weiteren Worten horchte sie auf und blickte ihn an, während er ihr seine Gedanken anvertraute. Die Quintilia wurde regelrecht nachdenklich. "Das Spiel der Götter ist wahrlich für uns Menschen nicht zu verstehen." Stimmte sie ihm zu. An ihr eigenes Schicksal erinnert, versank Valentina in kurzes Schweigen. Auch sie hatte bereits an dem Willen der Götter gezweifelt und vor allem mit der eben angesprochenen Fortuna gehadert.


    "Auch ich habe damals auch kaum noch an die Gnade der Fortuna geglaubt, als ich dir begegnet bin." Sie sah auf und schenkte ihm ein Lächeln. Es war eine besondere Zeit und das würde sie ihm nie wieder vergessen. Aber dann musste auch er wieder gehen und ein neuer Weg hat sich eröffnet.
    Bei der Frage wie der Ausflug mit Casca war, haderte Valentina kurz. Sie wollte vor Serapio nicht schwärmen wie schön es war. Ihn allerdings auch nicht anlügen. "Es war ein sehr schöner Ausflug. Ich habe die Zeit sehr genossen. Aber ich habe mich auch sehr gefreut wieder zu meinem Leoparden zurück zu kommen. Den habe ich sehr vermisst." Schwenkte Valentina dann wieder zurück zu Serapio und hoffte, dass ihr das einigermaßen gelungen war. "Ich bin dir immer noch so dankbar, dass du mir dieses schöne Tier geschenkt hast."

    Es war ein schönes Gefühl zusammen mit Serapio hier zu sein. Auch wenn sie nicht mehr seine Frau war, so genoss Valentina seine Gegenwart immer noch sehr. Er hatte so viel für sie getan. Ja vielleicht wäre sie gar nicht mehr hier, wenn Serapio ihr damals nicht beigestanden hätte. Blauäugig und unwissend wie sie damals gewesen war. Valentina behauptete nicht mittlerweile viel weißer geworden zu sein, doch sie war vorsichtiger. Sie wählte die Personen, denen sie vertraute mit Bedacht und ging mit offeneren Augen durch das Leben.
    Ihre Hand lag auf dem Arm von Serapio als das Opfer vollzogen wurde und auch wenn ihr das Geschrei der Lämmer einen kleinen Stich ins Herz versetzte, war sie dennoch ehrfurchtsvoll mit den Gedanken bei der Zeremonie.
    Ihr Blick wanderte jedoch immer wieder zum Gesicht der Statue hinauf. Es war so befremdlich, dass sie sich selbst darin erkannte. Sie wusste welche Zuneigung Serapios dahinter stand. Und sie konnte sich auch noch sehr genau an den Tag erinnern als er ihr von seinem Vorhaben erzählt hatte. Dennoch war es nun etwas anders die Statue tatsächlich vor sich zu sehen. Einen Moment hoffte sie, dass dies nicht all zu vermessen den Göttern gegenüber war. Andererseits hatten die Götter bisher beliebt mit ihrem Schicksal zu spielen. Fortuna war eine gute Göttin und hoffentlich jetzt auf ihrer Seite.


    Als das Opfermahl an die Anwesenden verteilt wurde, blickte sich die Quintilia um. Sie wusste, dass viele hier nur wegen des Essens anwesend waren. Und doch wurde sie gesehen. An Serapios Seite. Es hatte eine Zeit gegeben, da hätte sie dieser Gedanke erschreckt. Doch sie war gereifter und konnte besser über das Gerede anderer hinweg sehen. Sie war glücklich. Und der Mann neben ihr hatte einen nicht unwichtigen Teil dazu beigetragen. Sollten Gerüchte doch ihre Runde machen. Es war ihr nicht mehr wichtig.
    Auch Valentina hatte einen der Spieße entgegen genommen und betrachtete gerade die wunderschöne Blüten des Oleanders neben dem sie stand als Serapio sie ansprach. Lächelnd blickte sie zu ihm. Seine Frage war ziemlich allumfassend, deswegen bemühte sie sich mit der Antwort.
    "Der Spieß schmeckt sehr gut. Die Einweihung der Statue war meiner Meinung nach sehr gelungen, du hast genau die richtigen Opfergaben und eine angemessene Menge gefunden. Es ist ein wunderschöner Tag und ich bin glücklich mit dir hier sein zu dürfen. Habe ich etwas vergessen?"

    Auch wenn sich diese Gedanken sicherlich nicht für eine Dame schickten, so war es Valentina bewusst, dass sie derlei Vergnügen viel zu lange vermisst hatte. Es war lange her, dass sie einem Mann so nahe gekommen war. Und hier und jetzt mit Casca war es eine wunderschöne Angelegenheit. Er war zart und er war feinfühlig. Sie gab sich ihm gerne hin. Als er über ihr war und ihr zuraunte, dass er vermessen werden würde, lachte Valentina leise. Sie beugte sich ihm entgegen um die nächsten Worte in sein Ohr zu flüstern. Niemand anderes sollte es hören. "Ich bitte darum."
    Ihre Hand ging zu dem kunstvoll hochgestecktem Haar. Obwohl sie sich so viel Mühe gemacht hatte um für Casca schön auszusehen, jetzt löste sie die Bänder. Sie wusste, dass sie mit offenen Haaren eine bessere Wirkung auf Männer hatte. Ihr gefiel sie sich selbst besser mit offenen Haaren. Sie hoffte, es hatte auf Casca einen ähnlich positiven Eindruck.
    Mit einem kleinen, erschrockenen Laut nahm sie den stürmischen Kuss entgegen.
    Sie legte den Kopf zurück in den Sand und genoss jede Berührung und jeden Kuss, den er ihr zukommen ließ. Und auch Valentina küsste ihren Verlobten mit immer wachsender Liebe und Leidenschaft.
    Spätestens jetzt sollte der Meeresgott, sollte er zusehen, seinen Blick abwenden und die nur vom Mond beschienen Szenerie den beiden Liebenden überlassen.

    Nachdem auch Valentina einen Schluck vom Wein genommen hatte, kam ihr Casca verdächtig näher. Sie hatte gerade noch Zeit ihren Becher ebenfalls neben sich in den Sand zu stellen, als er auch schon bei ihr war. Sie nahm ihn in Empfang, freute sich über den Kuss. Auch wenn sie zugeben musste, damit hatte sie jetzt und hier nicht gerechnet. Aber warum nicht? Es war niemand hier und sollte der Meeresgott wirklich zusehen, dann sollte er ruhig neidisch werden. Valentina lächelte, wobei man das nur in ihren Augen sehen konnte, da ihre Lippen mit seinem Kuss bedeckt waren. Der Sand unter der Decke war noch aufgewärmt von den Sonnenstrahlen des vergangenen Tages. Cascas Hände auf ihrem Körper ließen sie erschaudern. Aber es war ein angenehmes Gefühl. Ein Gefühl, dass sie viel zu lange schon vermisst hatte.


    Als er sich von ihr löste, sah sie ihn etwas verwundert an. Seine Sorge rührte sie und bestärkte sie nur in den Gefühlen, die sie für ihn entwickelt hatte. Er sah sie nicht als sein Eigentum mit der er machen konnte was er wollte. Casca war darum besorgt, dass es ihr nicht gefallen könnte. Statt zu antworten, hob sie ihre Arme, legte sie um seinen Nacken und zog ihn wieder zu sich herab. Nun waren es ihre Lippen, welche die seinen suchten. "Ich möchte genau so gerne eine Familie wie du." Flüsterte sie dann zwischen den Küssen zu Casca. Hier war ein sehr romantischer Ort, sehr passend dafür die Familienplanung zu starten. Ihre Finger fuhren durch sein Haar und ihr Blick suchte den Seinen.

    Als Casca den Blick wieder zum Meer wandte folgte Valentina ihm. Die Wellen rollten wie von einer göttlichen Hand gelenkt an den Strand und verschwanden wieder. Als wollten sie zu ihnen hinauf kommen, doch es blieb ihnen verwehrt und sie mussten wieder dorthin zurück woher sie gekommen waren. Valentina atmete tief durch. Sie wollte all ihre düsteren Gedanken endlich loslassen. Obwohl sie in der Vergangenheit nicht immer vom Glück beschienen war, warum freute sie sich nicht über das Glück, welches ihr jetzt zuteil wurde? Warum genoss sie nicht was sie hatte? Ja, sie sollte endlich aufhören zu zweifeln. Aus Zweifel konnte nie etwas gutes werden. Und so übergab die Quintillia all ihre Sorgen und Zweifel der nächsten Welle, die auf sie zugerollt kam. Breite diese auf dem breiten Rücken aus und als sich die Welle wieder zurück zog, nahm sie die dunklen Sorgen mit sich. Weg von ihr und hinaus in die weiten des Meeres.


    Und kaum, dass sie Welle mit ihrer schweren Last im Meer versunken war, nahm Casca ihre Hand und küsste sie. Valentina riss sich von dem Anblick los, der dennoch durchaus befreiend war. Die Sklaven hatten die Speisen mittlerweile heran getragen und Casca reichte ihr einen Becher Wein. Sie lauschte seinem Spruch und lächelte bei der Erwähnung der großen Familie. Genau das war auch ihr Traum. Ihre eigene Familie war fast vollständig verschwunden. Sie wollte nicht daran glauben, dass sie irgendwann gänzlich verschwunden war. Und so waren viele Kinder ihre Hoffnung, damit ihre Familie dadurch weiter leben würde. Sie hob ebenfalls den Becher. "Für die Götter und unsere Ehe." Es war ein erfüllendes Gefühl diese Worte auszusprechen. Sie würde bald eine Ehefrau sein und bald darauf eine Mutter. An der Seite eines Mannes, der sie liebte. Auch sie vergoss einen Schluck des Weines in den Sand und verlor sich dann in Cascas Augen.

    Das Rauschen des Meeres und das Glitzern der untergehenden Sonne auf der Wasseroberfläche waren so wunderschön, dass Valentina dafür keine Worte gefunden hätte, selbst wenn sie so wortgewandt wäre wie der Mann, der neben ihr stand. Der Mann, der das alles für sie organisiert hatte und mit dem sie hier war. Den sie vorhatte zu heiraten und an dessen Seite sie für den Rest ihres Lebens sein wollte. Das waren große Gedanken für eine kleine Frau wie sie es war. Noch immer beschlich sie immer wieder heimlich die Scham, dass sie kaum Geld hatte und Casca eine arme Frau heiratete. Er hätte sicherlich eine Frau aus reichem Haus verdient. Doch er hatte sich für sie entschieden. Wie im Traum, als hätte Casca ihre Gedanken gelesen, glaubte auch sie, dass hier nur Magie im Spiel sein konnte.


    Er kam auf sie zu und ihr ganz nahe. In den Straßen Roms hätte sich so etwas nicht geziemt. Hier allerdings waren sie nicht in Rom und Valentina war selten eine perfekte Römerin gewesen. Sie beugte sich Casca entgegen und empfing seinen Kuss mit der gleichen Leidenschaft. Als sie spürte wohin seine Hand wanderte überkam sie ein wohliger Schauer. Casca schaffte es immer wieder sie zu beeindrucken. Ob es seine Worte waren, denen sie nie überdrüssig werden würde oder ein Kuss. Er wusste was er tat. Fast war sie ein bisschen enttäuscht, als er sich wieder von ihr trennte. Doch der Abend war noch jung und sie hoffte, dass später noch ein weiterer Kuss auf sie warten würde. Sie lächelte verschmitzt, als Casca seinen Anspruch auf sie laut aussprach und sah aufs Meer hinaus. "Der Meeresgott hätte keine Freude an mir. Ich kann nicht schwimmen. Außerdem mag ich die Wärme und ich kann mir vorstellen, dass es dort unten im Meer immer kalt ist." Sie drehte sich zu Casca und schmiegte sich an ihn. "Da bin ich lieber hier bei dir am Strand. Der Sand ist noch warm von den Strahlen der Sonne." Sie trug keine Schuhe, auch ein markanter Unterschied zu ihrem Alltag in Rom.


    Ein Wink auf die Decke und Valentina ließ sich neben ihm nieder. Ein Opfer war eine sehr gute Idee. "Ja, das sollten wir machen." Man konnte nie genug Beistand haben. Sie sah zu den Sklaven hinüber, die scheinbar nur darauf warteten ihre Körbe als Opfergaben abzuladen. Casca hatte wirklich an alles gedacht.

    Das Rauschen des Meeres war atemberaubend. Das Glitzern der untergehenden Sonne war das Schönste, dass sie je gesehen hatte. Valentina wusste nicht was sie denken sollte, denn sie war so beeindruckt und überwältigt. Sie hatte sich so oft gefragt warum die Götter ihr in den vergangener Zeit immer wieder ihre Träume genommen hatten und die Männer, die in ihr Leben traten so oft einfach wieder daraus verschwunden waren. Doch jetzt, als sie hier stand und über das Meer blickte, mit Casca neben sich, da wurde ihr bewusst, warum das alles hatte passieren müssen. Damit sie genau hier stehen konnte und die Schönheit bewunderte.
    Vor der Abreise hatte sie Bedenken gehabt, dass es vielleicht doch nicht klappen könnte weil Casca so viel zu tun hatte. Und dann war auf dem Weg hierher auch noch ein Rad gebrochen. Sollte es nicht sein? Nein, es war alles nur, damit sie diesen Moment voll und ganz genießen konnte. Damit sie sich dessen Schönheit gänzlich bewusst war. Die Geschichten, die Casca ihr auf dem Weg hierher erzählt hatten kamen ihr wieder in den Sinn. Fühlte ein Held sich so, wenn er eine Schlacht gewonnen hatte? Oder ein König, wenn er über sein Königreich blickte? Valentina gehörte nie zu einer wohlhabenden Familie doch in diesem Moment war sie reich. Reich an Gefühlen und beschenkt mit der Liebe des Mannes neben sich.


    Ihre Wangen waren rot, beschienen von der Abendsonne als Cascas Räuspern sie aus ihren Träumereien entriss. Sie blinzelte, als würde sie von einem Traum in den Nächsten gleiten, als sie ihren Kopf drehte und zu ihm sah. Er wollte wissen ob ihr der Strand gefiel. Valentina wusste keine Worte wie sie ihre Gefühle beschreiben konnte. "Es ist wunderbar." Flüsterte sie dann als hätte sie Sorge mit zu laut gesprochenen Worten den Zauber des Moments zu vertreiben. Bei Cascas nächsten Worten blickte sie in die entsprechende Richtung und wie so oft konnte Casca mit seinen Worten Bilder in ihrem Kopf erscheinen lassen. Sie sah tatsächlich den Wassergott aus den Fluten kommen. Nur für einen Moment, doch dafür um so deutlicher. Sie nickte immer noch vollkommen beeindruckt. "Ja, du hast recht. Ich glaube an diesem Ort hier ist alles möglich. Es ist so wunderschön."

    So sehr sie sich auch bemühte einen guten Blick auf die Bühne zu haben, sie kannte diesen Quintilier nicht. Sie hatte ihn noch nie gesehen. Natürlich klatschte sie nach seiner Rede. Das war Ehrensache. Vielleicht fand der Mann dort oben ja später einmal den Weg in ihre Casa, dann konnte man sich unterhalten. Jetzt aber ging er erst einmal von der Bühne und der Redner weswegen sie eigentlich hier waren, trat vor.
    Mit einem Seitenblick sah Valentina nochmal zu Grian. Es tat ihr irgendwie leid, dass sie ihr nichts besseres sagen konnte. Aber es war nunmal so. Sie wusste ja nicht warum dieser Silas vermisst wurde. Sie hatte es aber ernst gemeint, dass sie ihn anhören würde und das war momentan alles was sie anbieten konnte.
    Valentina atmete tief durch, weil ihr wieder einmal klar wurde, dass ihr so oft die Hände gebunden waren und wandte sich wieder an Casca. Er schien immer noch etwas abwesend zu sein und so strich sie ihm mit der Hand über den Handrücken. Sie lehnte sich an ihn und hörte sich die Rede von Scapula. Nach so vielen Reden schwirrte ihr langsam der Kopf, doch sie klatschte pflichtschuldig, als Serapio neben ihr regelrecht ausrastete. Ihr Hände taten weh, als sie wieder aufhörte und der nächste Redner auftrat. Valentina legte ihren Kopf auf Cascas Schulter. Langsam wurde es wirklich langatmig diese Reden. Tapfer hörte sie zu, dachte nebenbei aber darüber nach, wie sie Casca wieder ein bisschen aufmuntern konnte.
    Wieder klatschte sie und leider gab der Redner bekannt, dass er noch jemanden gab, der gleich auftreten würde. Hörbar stieß sie die Luft aus und ergab sich in das Schicksal einer weiteren Rede.

    Die Sklavin vor ihr stammelte unzusammenhängende Worte, weswegen Valentina verwundert drein blickte. Was war los?
    Zum Pech der Sklavin begann nun der zweite Redner und Valentina sah wieder zur Bühne hinüber. Diese Rede war für sie viel Brachialer und konnte Valentina nicht so fesseln wie die des ersten Redners. Ehrlich gesagt verwirrte sie die Rede auch ein bisschen. Sollte sie sich schlecht fühlen, weil sie eine Römerin war? Valentina war stolz darauf hier zu leben und sich als Bürgerin dieser Stadt bezeichnen zu dürfen. Sie wollte sich schon abwenden als Serapio neben ihr dem Redner zujubelte nachdem er geendet hatte. Verwundert darüber klatschte auch Valentina, wenn auch weniger begeistert.


    Casca auf der anderen Seite applaudierte ebenfalls. Er war zwischen dem ersten und zweiten Redner zu ihnen gestoßen. Er wirkte so ruhig und zurückhaltend in den letzten Tagen. Valentina wusste nicht was ihn so bedrückte. Vielleicht war es die viele Arbeit in den Tempeln. Sie hoffte nur, dass die gemeinsame Reise ihn wieder aufmuntern konnte. Oder lag es etwa daran? Sie lächelte ihn an, als er meinte das nächste Mal würde er mitmachen und gewinnen. Er legte ihr seine Hand auf die Schulter und sie legte ihre Hand auf die Seine. Ein liebevoller Blick traf ihren baldigen Verlobten. Dann widmetet sich wieder der Sklavin. Es war nicht schön sie warten zu lassen aber auch Valentina konnte nicht ganz aus ihrer Rolle ausbrechen. Als sie nun wieder zu Grian sah, fuhr sie fort. Es ging um Silas. Ja Valentina hatte die Dienerschaft erst kürzlich reden hören, dass er weg war. Und sie hatte sich noch gewundert, denn verkauft hätte ihn sicherlich weder Serapio noch Casca. Letzterer schon gar nicht ohne mit ihr zu reden, das traute sie sich zu behaupten. Und soweit sie bereits den Überblick in der Casa hatte, hatte sich Silas auch nichts zuschulden kommen lassen. Hinter ihr kündigte der Sprecher den nächsten Redner an. Genau denjenigen den sie sich genauer ansehen wollte. Aber sie wollte die Sklavin nicht noch einmal unbeachtet stehen lassen.


    "Nun..." Fing sie dann etwas gedehnt an. "Ich kann dir hier und jetzt nicht einfach so mein Wort geben. Erst wenn man weiß was er getan hat und warum er verschwunden ist. Aber was ich dir verspreche ist, dass ich ihn anhören werde und mir erzählen lasse was passiert ist. Dann entscheide ich ob ich ihm helfe." Es war sicherlich nicht das was Grian hören wollte, doch Valentina konnte nicht einfach Dinge versprechen. Nicht nur ihr Ruf stand auf dem Spiel, je nachdem was Silas Verschwinden verursacht hatte, waren es auch die Decimer. Außerdem war Silas nicht -ihr- Sklave. Eine Kleinigkeit, die Valentina zwar nicht gefiel aber die man nicht unbeachtet lassen konnte. Allerdings entging ihr nicht die echte Sorge im Blick des Mädchens und Valentina spürte Mitleid mit der blonden Frau auf die sie eben noch eifersüchtig war. "Bestimmt ist er bald wieder da und es klärt sich alles auf." Nun schenkte sie Grian ein Lächeln und griff in die Schale in der nur noch wenige Erdbeeren vorhanden waren. Eine davon reichte sie nun an Grian weiter, vielleicht tröstete sie das für den Moment.

    Auch Valentina war verwundert einen bekannten Namen zu hören. Doch es war niemand aus ihrer näheren Familie. Vielleicht Verwandtschaft vom Land? Auf Serapios Frage schüttelte sie deswegen den Kopf. "Nein, der Name sagt mir überhaupt nichts." Auch wenn sie für jemand anderen jubelte, so würde sich Valentina diesen Redner ganz genau ansehen.
    Und neben ihr rief Serapio auch schon eine Wette aus. Sie schmunzelte amüsiert, biss von einer neuen Erdbeere ab und sah sich neugierig um, ob jemand auf diese Wette eingehen würde. Da wurde sie plötzlich angesprochen, von jemandem, von dem sie es überhaupt nicht erwartet hatte. Verwundert, jedoch nicht abweisend, wandte Valentina den Blick in die Richtung von Cascas Sklavin. Seit sie im Haus weilte, hatten sie kaum ein Wort miteinander gewechselt und nun stand sie direkt vor ihr? Abwartend sah die blonde Quintilia die Frau vor sich an, doch dann wurde ihre Aufmerksamkeit unterbrochen, denn der erste Redner trat vor.
    Valentina stellte sich ein bisschen auf die Zehenspitzen. Um sicherer Stehen zu können legte sie eine Hand auf Serapios Schulter. Gebannt hörte sie dem Sprecher zu. Wie konnte man nur so viele Worte auf einmal sprechen? Fast trat es in den Hintergrund, dass er nicht der favorisierte Teilnehmer war. Valentina war schlichtweg beeindruckt. Als dann jedoch der Jubel aufbrandete, hielt sie sich dezent zurück. Statt dessen trat sie zurück und wandte sich wieder der Sklavin zu die immer noch neben ihr stand. "Ja?"

    Nach dem Kompliment von Serapio nahm Valentinas Gesicht ebenfalls eine gesunde Farbe an. Welche Frau freute sich nicht über ein Kompliment? Und sie wusste, dass Serapio es nicht einfach aus Höflichkeit erwähnte. Auch wenn sie nichts weiter mehr verband als Freundschaft, so wusste Valentina es dennoch zu schätzen. Sie als Muse? Nun das hatte zuletzt Casca zu ihr gesagt. Verlegen aß Valentina den Rest der Erdbeere und folgte dann Serapios Blick. Er sah zu Cascas Sklavin. Valentina hatte noch nicht viele Berührungspunkte mit ihr. Es war nicht einmal Absicht, auch wenn sie ein seltsames Gefühl befiel, jedes Mal wenn sie die blonde Frau sah. Sie war jung und sie war hübsch. Und sie gehörte Casca, was bedeutete, dass sie sich viel in seiner Gegenwart aufhielt, wenn er in der Casa war. Valentina vertraute Casca und doch war selbst sie nicht frei vom unschönen Gefühl der Eifersucht. Da war es ihr ganz recht, wenn sie mit Serapio unterwegs war. Auch wenn sie keine Ahnung über deren Verfehlungen in letzter Zeit hatte. Irgend etwas musste vorgefallen sein, Serapios Blick sprach Bände. Doch jetzt und hier war nicht der passende Ort nachzufragen. Zumal plötzlich Jubel aufbrandete und Valentina ihre Aufmerksamkeit zur Bühne wandte. Sie jubelte mit, wobei sie jedoch die Erdbeeren nicht aus der Hand gab und somit mit der freien Hand auf ihren Unterarm klatschte. "Sie lebe hoch!" Rief sie neben Serapio und ließ sich vom allgemeinen Jubel um sie herum anstecken.

    An der Seite des gutaussehenden Mannes, der einmal der Ihre hätte werden sollen, stand Valentina auf den Stufen neben Serapio. Sie hatte sich die Haare mit goldenen Bändern nach oben gesteckt, die sehr gut zu der rosenfarbigen Tunika passte, die sie trug. Es war schön heute hier zu sein, es lenkte sie davon ab in der Casa auf Casca zu warten. Er war immer noch so sehr bei den Tempeln beschäftigt, dass es ihr den Anschein hatte, dass die gemeinsame Reise noch warten musste. Sie beklagte sich mit keinem Wort und das würde sie auch nicht, sie freute sich jedes Mal wenn ihr jetziger Verlobter nach Hause kam anstatt ihm Vorwürfe zu machen. Dennoch tat es gut heute mal ein bisschen Zerstreuung zu finden. Ob und wenn ja welchen Eindruck dieses vertraute Miteinander mit Serapio auf unwissende Augen machen könnte, daran verschwendete sie keinen Gedanken.
    Nachdem Serapio sich die Feigen aus dem Bauchladen des Verkäufers ausgesucht hatte wählte Valentina die verführerisch roten Erdbeeren. Sie nahm eine davon zwischen die Finger und biss genüsslich von der Frucht ab. Da sie momentan den Mund voll hatte konnte sie auf die Äußerung von Serapio zuerst nur nicken. Damit sie nicht als einzige Frau zwischen Serapio und dessen Vetter samt Gefolge war, hatte sie wie so oft in den letzten Tagen, die Ägypterin hinter sich sitzen, die sie von Serapio zusammen mit dem wunderschönen Tier geschenkt bekommen hatte, welches Zuhause in der Casa wuchs und gedieh. Eben dieser Ägypterin reichte sie eine der Erdbeeren bevor sie sich an Serapio wandte. "Ja du hast recht. Es ist ein wunderschöner Tag. Es verspricht eine spannende Darstellung zu werden." Sie reckte etwas den Kopf um besser zur Bühne blicken zu können.

    Die Tage bis zu ihrer Abreise mit Casca zogen sich in die Länge und noch immer wussten Valentina nicht, wann sie endlich abreisen konnten. Sie sehnte den Tag herbei, verstand jedoch auch, dass ihr zukünftiger Mann momentan im Tempel unabkömmlich war.
    Valentina genoss die Zeit mit ihrem tierischen Geschenk, dass Serapio ihr von seinen Reisen mitgebracht hatte, der Gepard wuchs prächtig und Valentina liebte das Tier. Jetzt allerdings hatte sie die Casa verlassen und war auf dem Weg ins Theater. Serapio hatte heute Morgen angedeutet, das er ebenfalls dort hingehen wollte und ein bisschen Zerstreuung tat gut, wenn man sonst nur wartete. Zusammen mit ihrem hünenhaften Sklaven, er ihr den Weg freiräumte und Renenet, der Pflegerin des Leoparden war sie nun also am Theater angekommen. Die Ägypterin war ihr zusammen mit dem Leoparden von Serapio geschenkt worden doch mittlerweile mochte Valentina die dunkelhaarige Frau gut leiden und so hatte sie sie gebeten mit ihr mitzukommen. Wie es ihrem Stand gebührte, lief die Frau hinter der Quintilia und als sie beiden Frauen das Theater betraten war der Chor schon in vollem Gange. Durch das dichte Gedränge suchten sich die beiden Frauen einen Weg und ergatterten tatsächlich noch zwei Plätze in der Nähe der Bühne. Während sich die Ägypterin hinter Valentina setzte und versuchte nicht aufzufallen hob die Blondine den Kopf und sah sich um. Nicht auffällig und doch neugierig ob sie eines der Gesichter in ihrer Nähe erkannte.

    "Es muss dir nicht leid tun. Du konntest nichts dafür. Diese Mission musste vom besten Mann erfüllt werden und der bist nun einmal du." Sie sah ihn immer noch an, versuchte Serapio jetzt jedoch mit einem kleinen Lächeln zu trösten. Sie sah wie zerknirscht er war und es fiel auch Valentina nicht leicht. Doch sie hatte an ihre Zukunft denken müssen. Und an die ihrer Nichten, die zweitweise bei ihr gewohnt hatten. Sie war die einzig verbliebene Quintilia die es ihres Wissens in der Stadt noch gab. Und nach Serapios Weggang war sie alleine gewesen.
    Als er sich an der Statue abstützte streckte Valentina ihre Hand aus und wollte ihn am Arm berühren. Doch sie war sich nicht sicher ob es in Ordnung war uns so lies sie ihre Hand wieder sinken.
    Seine Frage ob sie sich sicher war, lies die Quintilia den Kopf etwas zur Seite neigen. Sie überlegte sich ihre nächsten Worte sehr genau.
    "Zuerst war ich es nicht. Dein Verlust saß noch zu tief und ich war nicht bereit mich auf jemanden einzulassen. Wollte nicht wieder jemanden ziehen lassen müssen wie schon so oft zuvor. Es war nicht so, dass ich dich sofort mit Casca ersetzt habe. Ich hoffe das kannst du mir glauben. Doch ich war alleine und Casca war für mich da. Er hat so schöne Wörter für mich gehabt und er wusste wie er mich aufmuntern konnte." Sie machte eine Pause, dann nickte sie. "Ja, ich bin mir sicher."

    Als die Ägypterin mit dem Leoparden weg ging, blickte Valentina den Beiden noch lange hinterher. Ihr war sehr wohl bewusst wie wertvoll dieses Geschenk war und es bedeutet ihr sehr viel. Hoffentlich wurde der Leopard bald groß und stark und hoffentlich konnte sie ihn dann noch so oft streicheln wie sie wollte.
    Auch sie bemerkte dann die Stille die sich ausbreitete und nur vom Plätschern des Wassers unterbrochen wurde. Doch der Quintilia wollte einfach nichts einfallen was sie mit Serapio besprechen könnte. Es hatte eine Zeit gegeben, kurz nachdem er weggegangen war, in der sie so viele Fragen an ihn gehabt hätte. Sie hatte sich ausgemalt auf welcher abenteuerlichen Mission er unterwegs war. Doch je länger die Zeit geworden war in der er sich nicht gemeldet hatte umso farbloser wurden die Gedanken an die abenteuerliche Mission, bis sie schließlich ganz verblassten und von dem einzigen Wunsch vertrieben wurden, dass es ihrem ehemaligen Verlobten und Freund gut ging.
    Sie hatte gehört wie er sie angesprochen hatte, doch sie wusste nicht wie sie im Moment darauf reagieren sollte.


    Doch dann hörte sie seine Frage und zuckte leicht zusammen. Nun, dann würden sie nun also darüber sprechen. Mit etwas Verzögerung drehte Valentina sich wieder zu Serapio. Es tat ihr leid, dass er gleich diese Frage an sie stellte, doch sie würde ehrlich antworten. Ihre Augen hoben sich und suchten die Seinen. "Du warst sehr lange weg. Und auch wenn ich den Göttern viele Opfer gebracht habe um für deine unversehrte Rückkehr zu beten, so war es dennoch eine sehr lange Zeit." Valentina atmete tief durch. "Bald werden mein zukünftiger Mann und ich ans Meer reisen und uns verloben." Sie lächelte Serapio schüchtern an. Schließlich war er der Grund warum sie verreisten. "Cnaeus Decimus Casca hat um meine Hand angehalten."

    Er hatte nicht vergessen, dass sie Katzen mochte. Gerührt schossen Valentina schon wieder Tränen in die Augen. Da hatte er so eine weite Reise unternehmen müssen und wussten nur die Götter was er bei dieser Mission alles gesehen und erlebt hatte aber er hatte diese Kleinigkeit nicht vergessen. Sie spürte wie ihre Wangen schon wieder rot wurden und so konzentrierte sie sich vollkommen auf den Leoparden und die Frau, die bei ihm stand.
    "Es ist ein wunderschönes Tier." Meinte sie leise, wagte es aber nicht die Katze im Moment anzufassen. Nicht, nachdem Serapio meinte, dass man das Tier zur Jagd abrichten konnte. Nein, das würde ihr Gepard niemals! Er sollte es in der Casa schön haben und sich weich an ihre Hand schmiegen. Keine Jagd! Einen Namen hatte es auch noch nicht und sie durfte sich etwas aussuchen. Sofort schossen ihr verschiedene Vorschläge durch den Kopf und sie würde sich noch für einen Namen entscheiden müssen.


    Schlussendlich aber richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf die Frau, die ihr als Renenet vorgestellt wurde. Zwar gefiel ihr das Wort -gehört- nicht als Serapio sie vorstellte, doch sie hielt den Mund und nickte ihr einfach zu.
    "Kann sie mich verstehen?" Sah sie Serapio fragend an, dann fuhr sie fort. "Sie soll den Leoparden ordentlich versorgen und ihm zu fressen geben. Ich werde später noch einmal zu ihr kommen. Dann habe ich auch einen Namen für das Tier gewählt." Valentina lächelte Renenet freundlich an, dann streckte sie doch ganz vorsichtig die Hand aus und strich dem Leoparden über den Kopf. Als sie spürte wie weich das Tier war, sah Valentina wieder zu Serapio auf. "Danke."

    Als wäre Serapio direkt aus einem ihrer Träume gestiegen, stand er nun vor ihr. Ohne ein Wort über ihre Lippen zu bekommen oder sich auch nur in irgend einer Art zu bewegen stand Valentina einfach nur da und konnte nicht glauben was sie sah. So fiel die Umarmung auch etwas einseitig aus. Was aber nicht einmal Absicht ihrerseits war. Sie hatte nur nicht mehr mit dem lieb gewonnenen Freund gerechnet. Obwohl sie nicht wusste um welche Mission es sich handelte zu der er aufgebrochen war, er hatte sie aus der Verlobung entlassen also musste er glauben nie wieder zu ihr zurück zu kommen. Und tief in ihrem Herzen hatte sie auch immer befürchtet, ihn nie wieder zu sehen. Und nun stand er wieder vor ihr. Ziemlich verändert aber auf den ersten Blick unverletzt.


    All die Worte die er an sie richtete plätscherten nur so dahin, so groß war die Verwunderung und die langsam aufkommende Freude über seine Wiederkehr. Sie verstand mit einiger Verspätung was das bedeutete, ihr guter Freund war wieder zurück. Hier in Rom und hoffentlich in Sicherheit. Er war bereits von ihr zurück getreten, da erst kam wieder Leben in Valentina. Mit einem großen Schritt überwand sie die Distanz zwischen ihm und ihr und fiel ihm endlich um den Hals. So fest sie konnte drückte sie ihn an ihn sich. "Serapio, ich bin so froh dich wieder zu sehen." Ihre Stimme zitterte leicht und als sie sich nach einer kleinen Ewigkeit wieder von ihm löste strich sie sich eine Träne aus dem Augenwinkel. Noch einen Moment sah sie ihn an, als könnte sie immer noch nicht glauben was sie sah, dann erst wandte sie sich zur Seite. Sie sah zuerst zu der fremdartig aussehenden Frau und dann zu dem Tier, das sie dabei hatte. "Es sieht niedlich aus. Danke aber was ist das für ein Tier?" Sie glaubte so ein Tier schon einmal im Theatrum gesehen zu haben, war sich aber nicht sicher. Fragend blickte sie wieder zu Serapio und legte ihm eine Hand auf den Arm. Ganz so als wollte sie sicher gehen, dass sie ihn sich doch nicht nur einbildete.