Beiträge von Quintilia Valentina

    Hier an dem Ufer des Tibers schien alles etwas anders zu ein. Normalerweise hätte Valentina sich nicht getraut gleich so vertraut mit ihrem Gastgeber zu sein. Als Casca die Olive dann so vertraut entgegen nahm musste die junge Quintilia aber zugeben, dass ihr das sehr gut gefiel. Genau wie Casca ihr immer besser gefiel, je länger sie mit ihm zusammen war. Verlegen beobachtete sie wie er nun seinerseits eine Olive in die Hand nahm und sie ihr anbot. Zuerst zögerte sie noch einen Moment, dann aber gab sie sich eine Ruck, beugte sich leicht nach vorne und nahm das Angebot an. Dabei ließ sie die ganze Zeit ihren Blick auf Casca und in dessen schöne Augen ruhen. Sie wirkten so sanft und so ehrlich. Ein bisschen verträumt und doch war es genau das was Valentina gefiel. Sie war selber jemand geworden die der Realität gerne entfloh. Sicherlich aus dem Grund, weil die Realität bisher nicht sonderlich schön für sie gewesen war. Vielleicht konnte sich das jetzt ändern.


    Während sie sich noch den Geschmack der Köstlichkeit auf der Zunge zergehen ließ hörte sie Cascas Worten zu. Sie könnte ihm den ganzen Tag zuhören. Von seinen Träumen, von seinem Vorhaben, von seiner Arbeit. Er hatte so eine ruhige und doch interessante Art mit den Worten umzugehen, die es scheinbar nie langweilig werden ließ ihm zuzuhören. Als er ihr die Frage stellte ob sie schon einmal gereist war, unterdrückte Valentina die unschönen Erinnerungen und folgte statt dessen lieber seinem Blick. Und als sie sah wie der Diener am Ufer herumfuchtelte musste die Quintilia kurz lachen. "Der Ärmste..." Meinte sie dann, während sie selbst ganz unbemerkt eine Mücke mit der Hand verscheuchte, die vor ihrem Gesicht herum schwirrte.


    Dann aber wandte sie sich wieder zu Casca. "Um deine Frage zu beantworten, ja ich bin schon einmal gereist." Sie atmete tief durch (was sie jedoch gleich bereute, da sie den unangenehmen Geruch fast vergessen hatte), war dies doch eine sehr dunkle Zeit gewesen. Sie wollte die Stimmung jetzt nicht verderben, Casca aber auch nicht unwissend lassen. Deswegen versuchte sie so neutral wie möglich darüber zu berichten. "Einmal bin ich bis nach Alexandria et Aegyptus gereist. Die Reise war sehr beschwerlich." Der Aufenthalt in dem so fernen Land auch aber das verheimlichte Valentina jetzt einfach. "Zusammen wäre so eine Reise sicherlich nicht ganz so anstrengend." Sah sie ihn dann mit offenem Blick an und nahm einen Schluck aus ihrem Becher. "Wo würdest du hinreisen wollen?"

    Obwohl Valentina die ganze Zeit darauf bedacht war sich zurück zu halten und vorsichtig zu sein bekam sie immer mehr das Gefühl, dass dies bei Casca nicht nötig war. Sie hatte Angst er könnte glauben er wäre nur ein Ersatz für Serapio. Valentina war sich zuerst selbst nicht sicher über ihre Gefühle, doch schon bald nach dem Abenteuer mit den Ziegen schwenkten ihre Gefühle um und sie wollte den jungen Hausherrn nicht als Ersatz. Nein, er sollte keine Lücke füllen die jemand anderes hinterlassen hatte. Sie hatte sich bereits bei dem Gedanken ertappt, dass sie ernsthaft darüber nachdachte wie es wohl wäre an der Seite von Casca das Leben zu verbringen. Er war so ganz anders als Serapio und dennoch war er ihr sofort wichtig geworden. Seine Art zu sprechen und was er wusste hatten sie beeindruckt. Und obwohl sie sich von dem Tag heute nicht viel zu erhoffen gewagt hatte, war er jetzt von um so vieles besser. Cascas Worte klangen noch nach, wie ein Echo von dem sie nicht wollte, dass es aufhörte. Ihre Wangen bekamen wieder einen rosigen Hauch und sie sah lächelnd auf die Köstlichkeiten vor sich. Die Zweisamkeit war ihm wirklich wichtig und das war der letzte Beweis, den Valentina benötigte um auch ihre Zweifel endlich zu vergessen. Sie wollte es tatsächlich noch einmal wagen und sich einem Mann anvertrauen. Nicht weil sie verzweifelt war, sondern weil sie es auf vollster Überzeugung tat. Und sie wollte, dass dieser Mann Casca war. "Die Gabe die Worte so schön zu benutzen wie du es kannst ist mir leider nicht geschenkt worden. Doch auch ich freue mich schon auf all diese schönen Augenblicke." Nun war das Lächeln offen und ehrlich, dass sie Casca schenkte.


    Dann waren die Köstlichkeiten dran und auch wenn Valentina geistesabwesend immer noch über ihren juckenden Arm rieb und im nächsten Moment mit dem Gesicht etwas auswich, weil genau vor ihren Augen eine Mücke auf Angriff ging, betrachtete sie die Oliven. "Ich durfte ja schon einmal die Köstlichkeiten aus deiner Küche kosten. Und ich bin mir sicher, dass damals nicht nur die Aufregung der Ziegenjagd dazu beigetragen haben, dass es mir außergewöhnlich gut geschmeckt hat." Sie lange nach einer der Oliven, hielt dann inne und hob sie direkt Casca vor den Mund. "Käse ist auch meine Lieblingsspeise."

    Verwandtschaft? Valentina staunte nicht schlecht als der Mann vor ihr diese Behauptung aussprach. Die Quintilia kannte niemand mit diesem Namen und war dementsprechend vorsichtig. Sie gab ihrem Diener einen Wink, dass er die restlichen Familienmitglieder holen sollte. So ganz alleine war Valentina nicht wohl und es wäre besser ihr Bruder wäre auch hier.
    "Nun, dann heiße ich dich Willkommen in der Casa Quintilia, werte Quintilia Crista." Ihre gute Erziehung vergaß Valentina keinesfalls, auch wenn ihr Blick sehr neugierig auf dem mit Tüchern verhängten Eingang der Sänfte lag.

    Warum nur war sie immer so gefühlsdusslig? Valentina ärgerte sich über sich selbst und doch konnte sie vermutlich nicht anders. Zu oft war sie nun schon enttäuscht worden. Zuletzt von Serapio, von dem sie sich so viel erhofft hatte auch wenn sie wusste von ihm nie wirklich geliebt zu werden. Er hatte sie wie eine richtige Ehefrau behandelt. Ihr Verstand wusste, dass er nichts dafür konnte, dass sie die Verlobung hatten lösen müssen. Ihr Herz war dennoch gebrochen und ihr schwand die Hoffnung, dass sie jemals jemanden finden würde, der für sie aber auch für ihre kleine Familie sorgen konnte. Jemandem bei dem sie sich geborgen fühlte, den sie lieben würde und bei dem sie alt werden wollte.
    Aber sie war doch jetzt hier mit Casca, einem netten, liebenswerten Mann der seine Zeit mit ihr verbrachte und ihr diesen wunderschönen Ort gezeigt hatte.


    Sein Versuch sie aufzumuntern gelang, denn bei der Erwähnung des verwüsteten Gartens lachte Valentina kurz auf. Erst dann wurde ihr aber klar, was Casca damit wirklich aussprach und sie sah ihn mit großen Augen an als er weitersprach. Konnte es tatsächlich sein, dass er sie meinte? Heute Morgen hatte Valentina sich noch eine Närrin gescholten als sie vor dem Spiegel stand und sich besonders hübsch machte damit sie Casca gefallen wollte. Seine Art mit ihr zu reden und wie er sich gab, hatte ihr damals in besagtem Garten und beim Essen schon gefallen. Da hatte sie sich aber noch eingeredet das wäre viel zu kurz nach der Trennung von Serapio und sie sucht einfach verzweifelt nach einem Ersatz. Aber als sie die Worte nun hörte, da wurde ihr ganz warm ums Herz. "Du hast Recht, das waren wirklich schöne Momente. Auch wenn ich den Geruch der Ziegen lange nicht mehr von den Händen bekommen habe." Sie wurde wieder ernst und rieb sich mit der freien Hand über den Arm, da es sie dort plötzlich stark juckte.
    "Was du da sagst ist vollkommen richtig Casca und ich bin sehr dankbar dafür, dass ich diese schönen Momente mit dir verbringen durfte. Vielleicht... können wir noch mehr solche Momente zusammen erleben?" Ja das wäre schön. Auch wenn die Stelle an ihrem Arm jetzt wirklich erbärmlich juckte, doch Valentina versuchte das zu ignorieren. Sie glaubte sich in einem Traum der gerade wahr zu werden schien.

    Als der Sklave auch Valentina etwas von dem Wein eingeschenkt hatte, nickte sie diesem kurz zu. Sie war nie jemand gewesen welche die Sklaven mit Nichtbeachtung oder gar Abneigung begegnet war. Sie behandelte sie wie normale Menschen und nicht wie Gebrauchsgegenstände. Leider war sie damit eine Ausnahme, wie sie mittlerweile feststellen musste. Es gefiel Valentina gut, dass Casca scheinbar auch ähnlich dachte wie sie, denn sie hatte ihn bisher kein böses Wort zu dem Sklaven sagen hören, der ihm scheinbar wie ein Schatten folgte.


    Feierlich verfolgte sie anschließend den Trinkspruch und sie fühlte sich dabei sehr gut. Sie hoffte auch so sehr, dass dieser Tag schön werden würde und bisher verlief er auch sehr gut. Zu hören, dass auch Casca sich das wünschte ließ es in Valentinas Bauch kribbeln. Sie hatte dieses Gefühl schon lange nicht mehr gehabt und glaubte schon es nie wieder zu bekommen. Und doch erröteten ihre Wangen als sie den Becher an ihre Lippen setzte und von dem Wein trank. Und es war auf keinen Fall schon eine Reaktion des wohlschmeckenden Traubensaftes. Casca hatte wahrlich nicht zu viel versprochen. Selten hatte Valentina einen so guten Wein getrunken. Sie wollte es ihm gerade sagen, als ihr sein Blick auffiel. Sie folgte diesem mit ihren Augen und auch sie sah die Schiffe mit den Ochsengespannen. Es war nicht zum ersten Mal, dass sie so etwas sah und ihr wollte sich im ersten Moment auch nicht erschließen was Casca an dem Anblick so fesselte. Doch irgendetwas in seinem Blick ließ Valentina schweigen und nicht nach dem Grund fragen. Dann sprach Casca von sich aus und sie umklammerte den Becher in ihrer Hand noch etwas fester. Betroffen senkte sie den Blick und nickte. Ihr fiel nicht auf, dass Casca sie ansah. Erst als sie nach einer Weile den Kopf wieder hob und es in ihren Augenwinkeln nass funkelte. "Genau das denke ich auch." Als ihr dann aber bewusst wurde, dass sie ihre Gedanken laut ausgesprochen hatte wischte sie sich schnell mit dem Handrücken über die Wangen und lächelte. "Zu zweit ist immer alles besser." Sie hob den Becher und meinte fröhlicher. "Der Wein ist köstlich."

    Tatsächlich hatte Valentina sich von ihren Gefühlen leiten lassen und die vornehme Zurückhaltung vollkommen vergessen als sie Cascas Hand nahm und ihn zu den Steinen dirigierte. Das war ihr aber erst bewusst geworden als sie schon unterwegs waren und als sie keine Einwände seinerseits hörte genoss sie den Moment und ließ sich dann neben ihm auf einem Stein nieder. Vergnügt sah sie zu wie sein Sklave die Decke aufschüttelte. Casca hatte wirklich an alles gedacht. Überhaupt wirkte Valentina heute sehr ausgelassen. Sie hatte sich so sehr auf dieses Treffen gefreut und sich vorgenommen die trüben Gedanken und Zukunftssorgen in der Casa zu lassen. Casca war ihr trotz der wenigen Treffen die sie mittlerweile hatten zu einem angenehmen Freund geworden. Er hatte schöne Worte für sie gehabt und er war so ganz anders als die Männer die sie bisher kennen gelernt hatte. Serapio war ein Soldat. Ein hoch angesehener Mann des Staates. Er hätte sie auf Händen getragen und war stets freundlich zu ihr. Hatte sie mit Respekt und Fürsorge behandelt. Valentina hatte kein böses Wort für ihn. Hier und jetzt mit Casca aber war es so ganz anders. Besser...


    Sie nahm den Becher entgegen und musste schaudern als Casca von dem Ertrinkenden berichtete. Das gefiel ihr nicht doch sie versuchte sich nichts anmerken lassen. Wobei der erschrockene Blick auf das Wasser wohl nicht ganz verborgen bleiben würde. Da stieß sie viel lieber mit Casca an und nickte. Die Mücken hatte sie bisher noch nicht wahrgenommen. "Das wird es bestimmt. Und ich möchte mich auch bei dir bedanken, dass du deine sicherlich kostbare Zeit heute mit mir verbringst."

    Den ganzen Weg über achtete Valentina darauf nicht zu schnell neben Casca herzugehen. Sie bremste ihn sogar etwas aus, wenn sie das Gefühl hatte der Weg stieg ein bisschen an oder war gar zu unwegsam. Ohne das er es jedoch bemerkte wie sie an seinem Redefluss erkennen konnte. Sie hörte ihm aufmerksam zu. Ja sie genoss es sogar. Sie lernte so viel, Dinge die sie zwar schon kannte, lernte sie ganz neu kennen und sie hörte Dinge die ihr vollkommen neu waren. Sie konnte sich die beiden Brüder bildlich vorstellen wie sie auf dem Fluss trieben. Casca hatte eine herrliche Art Geschichte zu erzählen. Als er mal Luft holte, sagte Valentina ihm das auch.
    Sie sah ihn an, lächelte und bat ihn weiterzuerzählen.


    So kamen sie an den Tiber und auch hier hatte Casca nicht zu viel versprochen. Der Ort den er herausgesucht hatte war herrlich. Die Blumen boten einen schönen Kontrast zu dem dunklen Untergrund und das leise Platschen des Flusses rundete alles ab. Dann roch auch Valentina den etwas unangenehmen Hauch des Windes. Und auch wenn sie die Erklärung des Sklaven kaum noch benötigte um zu wissen nach was es hier roch hielt sie dennoch einen Moment den Atem an. Doch dann riss sie sich zusammen. Casca hatte sich so viel Mühe gegeben, da würde sie sich jetzt bestimmt nicht wegen ein bisschen Gestank beschweren.
    So drehte sie sich auf die Frage von Casca zu eben diesem und nickte. "Einen wunderschönen Ort hast du ausgesucht. Lass uns dort drüben hinsetzen, ich habe Hunger." Sie schob es darauf um Casca nicht auf sein Bein hinzuweisen. Der lange Weg hatte ihn sicherlich ermüdet. So nahm sie seine Hand und dirigierte ihn zu ein paar Steinen am Ufer.

    Es dauerte eine Weile bis der alte Sklave in Valentinas Gemächern angekommen war und in seiner unverkennbaren Art ohne Worte den Besuch ankündigte. Da er diesen aufgrund der fehlenden Zunge leider nicht näher bezeichnen konnte, legte Valentina ihre Stickarbeit zur Seite und begab sich selbst ins Atrium.
    Sehr verwundert betrachtete sie sich zuerst einmal die ganzen Menschen, die dort im Innenhof Aufstellung genommen hatten.
    Dürfte ich bitte erfahren mit wem wir hier das Vergnügen haben?" Valentina sah den großgewachsenen Mann an, der scheinbar hier das Sagen hatte.

    Normalerweise war Valentina bekannt für ihre zurückhaltende Art aber als sie nun darauf wartete, dass der ältere Sklave endlich zur Seite trat, hätte sie ihn am liebsten angeschoben. Als dann das Kompliment von Cacsa zu ihrem Erscheinungsbild kam, konnte die Quintilia nicht verhindern, dass ihre Wangen einen roten Schimmer bekamen. "Danke." Und sie kam sich dabei doch tatsächlich wieder in das Alter ihrer Nichten zurück versetzt vor. Die lange Vorbereitung hatte sich also gelohnt und sie war froh sich für diese Farbe entschieden zu haben.
    Als der treue Schatten von Casca herantrat konnte Valentina nur kurz einen Blick auf den Korb werfen. Sie hatte in den vergangenen Tagen so oft an Casca gedacht und sich an das Treffen bei ihm zurückerinnert. Aber als sie ihn jetzt wieder vor sich sah, da sah er irgendwie noch viel besser aus als sie in Erinnerung hatte. Und obwohl Valentina sich streng zur Vorsicht ermahnte, sie wollte diesen Tag heute genießen. Sie wollte nicht daran denken, dass vielleicht auch dieser Mann nicht für sie bestimmt war. Sie wollte die Sonne und die Zweisamkeit auf sich wirken lassen und nicht schon wieder die Wolken heraufbeschwören die vielleicht kommen wollten.
    "Na hoffentlich hast du genügend eingepackt, ich konnte heute noch kaum etwas essen." Feixte Valentina dann mit Blick auf den Korb. Als er den guten Käse erwähnte klatschte Valentina in die Hände "Hervorragend!" Dann trat sie endgültig nach draußen und zog die Türe hinter sich zu. "Dann wollen wir mal entdecken gehen."

    Der treue und langjährige Sklave der Familie betrachtete den Mann vor sich, dann sah er an diesem vorbei und betrachtete auch die Leute die hinter diesem versammelt waren. Er hatte noch nie von diesem Namen gehört aber er zog in seiner typischen Art die Schultern nach oben, trat zurück und führte die Gesellschaft ins Atrium.

    Langsam und bedächtig hatte der Sklave die Gesellschaft durch den Eingangsbereich geführt und blieb nun im Atrium stehen. Immer noch ohne ein Wort zu sagen bedeutete er dennoch sehr deutlich, dass man doch hier warten sollte. Dann entfernte er sich um einen Bewohner des Casa zu finden und vom Besuch zu berichten.

    Es dauerte eine Weile, dann hörte man schlurfende Schritte und die Türe wurde von einem Mann geöffnet dessen hohes Alter unübersehbar war. Der Sklave blickte den Mann an der direkt vor ihm stand und wartete, dass er ihm sein Anliegen vortrug.

    Zugegeben, es war schon lange her, dass Valentina eine lange Zeit vor dem Spiegel in ihrem Zimmer verbrachte und immer und immer wieder an ihren Haaren herumzupfte. Sie hatte sich die Meinung der beiden Nichten einholen müssen bis sie sich endlich mal für eines ihrer Gewänder entschieden hatte. Nun also hatte sie ihre Haare hochgesteckt und eine Farbe für ihr Gewand gefunden, der besonders gut zu ihren Augen passte, wartete sie nun in der Eingangshalle auf ihren Besuch.
    Seit der Bote das Schreiben von Casca überbracht hatte war Valentina so aufgeregt wie schon lange nicht mehr gewesen. Sie konnte es sich selbst nicht ganz erklären, doch sie sah dem erneuten Treffen mit Casca mit Freuden entgegen. Seine Art wie er war und wie er mit ihr sprach hatte Valentina gefallen und er war für sie da als sie es sehr dringend brauchte.
    Es war also nicht verwunderlich, dass Valentina den älteren Diener überholte, der trotz der Sklaven, die von Senator Lucius Iulius Centho gestellt worden waren, immer noch seinen Dienst tat. Als erste war sie bei der Türe und konnte es kaum erwarten bis der ältere Sklave endlich angeschlurft kam und die Türe öffnete. Gleich darauf erschien Valentina hinter dem Diener und schenkte Casca ein Lächeln.
    "Salve Cnaeus Decimus Casca."
    Dann gab sie dem älteren Sklaven einen Wink, das e sich entfernen durfte und trat nach draußen.

    Die kleine Unterbrechung nutzte Valentina dafür tief durchzuatmen und sich wieder etwas zu sammeln. Ihren Bruder an ihrer Seite zu haben war so befreiend, so ein gutes Gefühl und gleichzeitig so fremd. All die Jahre hatte sie die Verantwortung tragen müssen. Sie jetzt teilweise auf ihren Bruder abgeben zu können würde einen langen Gewöhnungsprozess mit sich bringen. Nicht weil Valentina diese Aufgaben nicht liebend gerne ablegte. Sie war es einfach nicht gewohnt nicht mehr für alles Verantwortlich zu sein. Doch sie wusste Canus würde ihr helfen. Auch wenn sie damals noch ein Kind war und sie beide heute erwachsen, so hatte sin Zurückkommen doch schon bewiesen, dass er nicht mehr derjenige war der damals die Familie verlassen hatte. Sie war auch nicht mehr das kleine, naive Mädchen. Das Gefühl nicht mehr alleine zu sein war noch so fremd, dass Valentina fast noch etwas Angst davor hatte. Angst davor, dass sich auch diese Hoffnung wieder zerstreuen könnte.


    An Pinas Haltung erkannte sie allerdings, dass diese ebenfalls nicht sofort in Freudentaumel ausbrechen würde. So gut kannte Valentina ihre Nichte mittlerweile und vor allem ihr Temperament. Die Frage nach dem Wein wurde mit einem Nicken beantwortet und Valentina gab dem stummen, alten Diener, der regungslos an der Wand neben der Türe verharrt hatte einen Wink. Er entfernte sich und man konnte seine schweren Schritte bald nicht mehr hören.
    Valentina atmete nochmal tief durch. "Viel habe ich Pina nicht von dir erzählt, wenn ich ehrlich bin eigentlich gar nichts, denn ich wusste nicht was ich erzählen soll. Nachdem ich Valerian verloren habe, den Pina hier gar nicht kennen gelernt hatte, hatte ich es nicht für nötig empfunden dich zu erwähnen." Sie sah Canus entschuldigend an. Unterbrochen wurde dieser Moment von den schlurfenden Schritten des Dieners, der wieder hereintrat und ein Tablett mit einer Weinkaraffe und drei Gläsern auf einen Tisch stellte. Valentina schenkte allen ein und reichte die Gläser weiter. "Dafür haben wir jetzt Zeit uns alle kennen zu lernen und gemeinsam an einer besseren Zukunft für unsere Familie zu arbeiten."

    hallo,


    bitte entschuldige, dass du so lange hast warten müssen.
    Dann will ich jetzt auch gar nicht mehr lange rumreden. Du kannst gerne als Tochter von Amulius Quintilus Zosimus bei uns einsteigen. Wegen der Mutter können wir ja noch per PN bereden und die reiche ich dann nach.


    Herzlich willkommen!
    :wink:

    Obwohl die Neuigkeiten die sie zu berichten hatte nicht gut waren, tat es dennoch gut sie endlich mal auszusprechen, sie jemandem anzuvertrauen, der sie nicht verurteilte und der ihr vielleicht sogar helfen konnte. In letzter Zeit hatte Valentina von mehreren Seiten Hilfe angeboten bekommen. Teilweise sogar von sehr hoher Seite aber keiner von denen war so eng vertraut mit ihr wie ihr eigener Bruder. Leider, auch wenn Valentina sich erhoffte mit dem ein oder anderen, der ihr die Hilfe angeboten hatte in engeren Kontakt kommen konnte. Doch leider war ihr das bisher nicht gelungen und so war es einfach so schön ihren Bruder wieder bei sich zu haben. Ein Mann, der sie nicht einfach so wieder verlassen würde, wie es ihr schon so oft geschehen ist. So genoss sie die weitere Umarmung umso mehr und drückte Canus an sich. Er verurteilte sie nicht, obwohl sie es noch nicht geschafft hatte einen Mann an sich zu binden, der für sie und ihre Familie sorgen konnte. Sie legte ihren Kopf an seine Schulter und schon kam es ihr vor als wäre die Last, die auf ihren Schultern lag, nicht mehr so schwer. Lautlos flüsterte sie ein Danke, das nur für ihren Bruder hörbar war.


    Als sie sich wieder von einander gelöst hatten und sich Canus noch einmal nach Valerian erkundigte, schüttelte Valentina den Kopf und wischte sich vorsichtig mit dem Handrücken die Tränen weg. Darauf bedacht die schwarzen Bleistriche um ihre Augen nicht zu verwischen. "Du bist jetzt hier, das ist alles was zählt." Sah sie auf und schenkte Canus ein Lächeln.
    Fast zeitgleich mit Canus bemerkte auch sie Pina und sofort straffte sie sich wieder ein bisschen. Vor der Nichte wollte Valentina stark wirken. So wie sie es ihr immer vormachte, dass Frauen das sein mussten. "Pina..." Begrüßte sie ihre Nichte und deutete ihr näher zu kommen. An Canus gewandt meinte sie erklärend. "Das ist deine Nichte Pina." An Pina gewandt meinte sie. "Pina, das ist Titus Quintilius Canus. Mein Bruder."

    Hallo,


    grundsätzlich würde da nichts dagegen sprechen.
    Verwandtschaftsmäßig wären wir dann zwar so gut wie gar nicht mehr verknüpft aber es wäre möglich.
    Nur eben, dass du in Mantua vollkommen alleine bist, denn alle verbliebenen (aktiven) Quintilias sind in Rom.
    Möchtest du wirklich ganz alleine in Mantua dein Glück versuchen? Und das Alter wäre dann auch ein Punkt, der bitte zu beachten ist. Du wärst dann momentan das älteste Familienmitglied.


    LG

    Sie genoss seine Berührung und als er seine Hand an ihre Wange legte, neigte sie den Kopf entgegen. "Das mit der nicht mustergültigen Kind hat dann wohl auf mich abgefärbt." Meinte sie zwar im Scherz, doch es war nicht lustig. "Bald nachdem du weggegangen bist, waren wir alleine und Valerian hat mich mehr oder weniger mit aufgezogen. Leider habe ich ihm das dann später nicht sonderlich gedankt, denn ich habe mich in einen Mann verliebt, den er nicht für gut genug für mich hielt." Sie hielt inne und atmete tief durch. Es war nicht leicht all ihre Verfehlungen und Vergehen der Vergangenheit zu erzählen. Doch Canus musste es wissen.
    "Damals habe ich wegen diesem Mann mit Valerian gebrochen und habe die Familie verlassen. Doch die Götter hatten einen anderen Weg für mich vorhergesehen. Ich verlor die Liebe zu diesem Mann wie zu den zweien die auf ihn folgen sollten. Nach diesen schweren Verlusten hatte ich keinen Lebenswillen mehr und ich stieg auf ein Schiff nach Ägypten. Ich dachte in der Ferne wäre es schöner, doch ich saß die ganze Zeit in einem abgedunkelten Zimmer und wollte nicht mehr sein." Sie schloss die Augen und eine einzelne Träne rann ihre Wange hinab.


    "Es dauerte lange bis ich wieder meinen Weg zurück nach Rom fand. Damals machte sich Valerian, mit dem ich mich nie ganz versöhnen konnte, gerade auf den Weg nach Mogontiacum mit seiner Frau. Er sollte dort nie ankommen. Ich habe nie erfahren was mit ihm geschehen ist."
    Sie sah zu Canus auf.
    "Mittlerweile war ich zweimal verlobt, beide Männer haben die Verlobung aufgelöst und ich stehe mit leeren Händen vor dir. Wir haben kaum Geld und meine... unsere Nichten wohnen seit einiger Zeit bei mir und ich versuche mein bestes ihnen ein gutes, ein besseres Leben zu bieten, doch ich bin darin nicht sonderlich gut. Ich habe keinen Mann, kein Ansehen und versuche unsere Casa mitsamt unserem Namen aufrecht zu halten." Sie stockte kurz und sah ihrem Bruder dann in die Augen. "Bitte denke nicht schlecht von mir, ich habe es wirklich versucht, doch bisher hatten die Götter in mir wohl noch nicht die Ehefrau gesehen die ich eigentlich sein sollte."

    Guten Abend,


    magst du mir von deinem angedachten Platz in der Gens erzählen? Muss nämlich gestehen durch all die Todesfälle tue ich mir schwer Neulinge zu integrieren. Aber zusammen fällt uns sicherlich was ein, wenn ich auch ein bisschen mehr von dir weiß.


    Edit: Zudem sei gesagt, dass in Mantua niemand von uns wohnt, unsere kleine Truppe haust momentan ausschließlich in Rom.


    LG

    Er roch so ganz anders als sie ihn in Erinnerung hatte. Als Valentina so nahe bei ihrem Bruder stand, versuchte sie sich zu erinnern. Sie hatte vergessen wie es damals war, wenn er sie in den Arm genommen hatte. Gut, zugegeben das war nicht all zu oft vorgekommen. Viele hundert Jahre später, würden die Kinder sagen, das war einfach nicht cool. Damals gab es das Wort noch nicht aber die Empfindungen waren die Gleichen. Der ältere Bruder musste einen nicht in den Arm nehmen. Jetzt und hier aber wünschte sich Valentina, dass Canus sie nie wieder loslassen sollte. Sie hatte fast alles vergessen was mit ihm in Verbindung war. Zu lange war er weg gewesen und sie war damals noch so jung gewesen. Doch er war und blieb ihr Bruder und gerade jetzt in diesen schweren Zeiten brauchte sie einen starken Mann an ihrer Seite.


    Lange hielt sie ihn im Arm, konnte zuerst nicht glauben, dass er wirklich da war oder ob sie sich das nur einbildete. Jetzt, da sie so dringend jemanden brauchte. Doch die Einbildung blieb und er begann zu erzählen. Nach einer ganzen Weile, löste sich Valentina von ihrem Bruder, wischte sich mit dem Handrücken über die nassen Augen und blickte zu ihm auf. Er war so erwachsen geworden, wirkte so stark und es schien als könnte ihm nichts und niemand etwas anhaben. Genau das was die Casa Quintilia so dringend brauchte.
    Eine ganze Weile schwieg die junge Quintilia und betrachtete ihren Bruder. Ganz so als müsste sie sich alles neu einprägen.


    "Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht mehr was damals war." Schluchzte sie nach einer Weile. "Du bist gegangen und niemand hat mehr darüber gesprochen. Alle sind meinen Fragen ausgewichen und irgendwann warst du nicht mehr als eine Erinnerung. Eine Erinnerung die mit jedem Jahr ein bisschen mehr verblasste." Meinte sie dann leise und sah wieder zu Canus auf. "Schön, dass du wieder da bist. Du kommst genau richtig." Und obwohl sie ihn weiterhin anlächelte, konnte man an ihrem Blick sehen, dass sie hinter dem Lächeln eine tiefe Traurigkeit versteckte.