Beiträge von Lucius Claudius Brutus

    Brutus seufzte aus und griff nach einem Pfirsich.
    "Der Wein Gehirnzellen verklebt...", "Blödsinn laberst...", hallte es in seinem Kopf wider und er hätte ein nochmaliges: O Tempi, O Mores verlautbaren können. Die beiden, Vater und Sohn, hielten wohl nicht viel von argumentativer Rhetorik. Statt dessen fing der Ältere gleich mit Beschimpfungen an, statt Brutus seine vermeintlichen Fehler in den Gedanken, welche er geäußert, aufzuzeigen. Weil es gar keine gab. Und wenn man argumentativ den Nachteil an sich band, fing man eben an zu beleidigen - für Gewöhnlich tat dies dann doch eher der Plebs. Zu diesem zählte er Gallus ab diesem Zeitpunkt an. Süffisant grinste er den Älteren an. Ja, ein Plebs ohne Manieren und auch ohne Verstand.
    Der Pfirsich war saftig und süß, ganz nach seinem Geschmack. Kurz trank er noch Wasser nach und drehte die Frucht verträumt in den Fingern. Bla, bla, bla, irgend etwas sagte der Ältere dann noch. Aber bei Beleidigungen schaltete Brutus gerne ab. Das war unter seiner Würde.
    "Nun ja, du sprichst viel, doch du sagst nichts, Galeo.", entgegnete er, nachdem er mit einem tiefen Seufzer eine Drehung auf der Kline gemacht hatte und nun sitzend auf dieser lächelte. Schon wollte er gehen, als der Jüngling den Mund aufmachte.
    Eigentlich hatte er diesem eine bessere Erziehung zugemutet, doch nun Älteren und an Respekt höheren Männern in das Wort zu fallen zeugte nicht gerade davon.
    Aber alsbald musste er lachen. Und zwar herzhaft und laut.
    "Wagenlenker? Hahaha...", doch es ging weiter. "Wir lenken die Geschicke dieses Reiches - also auch du, Jungspund? Hahaha...", das war gar zu köstlich. Da erzählte ihm jemand, der die weiße Toga vielleicht seit einigen Monden tragen durfte vom Leben - von Ehre und Sitte, von Familie und Name. Das war wirklich köstlich und Brutus musste sich den Bauch halten vor lachen. Doch bevor er eines ungewöhnlichen Todes durch Gelächter sterben konnte, stand er auf und winkte ab.
    "Bitte, verschone mich. Das ist wirklich gut, wirklich gut! Komödiendichter soltlest du werden!", grinste er den kleinen Felix an und stand nun vollends auf.
    "Liebe Anwesende, lieber Galeo," die Bezeichnung mit dem nomen primum dürfte dem Bastard doch zeigen, dass jener nun in der Wertschätzung des Brutus doch recht tief gefallen war, "ich danke vielmals für die freundliche Einladung, doch bisweilen trieb mich der Hunger hierhin und mitnichten kann er mich hier halten. Mein voller Kalender treibt mich nun hinaus. Es soll euch noch wohl munden - ich empfehle mich."
    Damit stand er auf und ging kichernd hinfort. Nun musste er sich ein wenig warm laufen - Ringkampf war doch eine anstrengende Sache. Und wenn die Tölpel die griechischen Ideale der Aristokratie nicht schätzten, dann war es noch mehr an ihm den Namen der Familie in den Sportpalästen - und nicht Arenen, wie der unwissende Felix ihm meinte unterstellen zu können - hoch zu halten. Normalerweise waren dafür die Jünglinge zuständig, doch schon beim ersten Anblick des Felix hatte er feststellen dürfte, dass dieser sich wohl lieber weibisch irgend einer Stickerei mit Eifer widmen würde, als dem erhabenen Zweikampf und Wettbewerb nach achaischen Vorbild.
    O Tempi, O Mores!

    Brutus lehnte sich an der Cline zurück und musste kurz auflachen.
    "So, so, die Politik ist also in deinen Augen lächerlich. Wie meinst du denn sind wir zu unserem Grundbesitz und Ansehen gekommen ohne Politik?", so ein Blender. Wich nur aus, rechtfertigte sich mit Landbesitz, von welchem er kein Verständnis hatte und ohnehin alle in diesem Raum wussten, dass alle Liegenschaften von Gutsverwaltern geführt werden. Ob da nun ein Gallus mehr oder weniger rumsprang, um diesen auf die Finger zu schauen, war nun wirklich irrelevant.
    "Ja, da gebe ich dir Recht, es ist schon recht traurig, dass selbst Peregrini diese heiligen Ämter einnehmen können, da wir Römer scheinbar unsere heilige Pflicht darin vernachlässigen und uns statt dessen auf andere Fertigkeiten, wie der Handel einer ist, konzentrieren. O Tempi, o Mores.", dabei schwang er theatralisch die Hände gen Himmel und nahm sich einen Stock Trauben, die er genüsslich eine nach der anderen in seinen Mund legte.
    "Was ich demnächst anstrebe, neben meiner ehrenvollen Tätigkeiten in den Gymnasien Roms und der Mehrung unseres Familiennamens auf sportlicher Ebene - nun, das werde ich zu gegebener Zeit verlautbaren. Bis dahin ist Ruhe zu bewahren.", fuhr er dann fort und blickte sich um. "Diese Trauben sind köstlich. Sehr zu empfehlen, meine ich. Bestimmt hat sie Gallus mitgebracht. Gallus, voon welchem Gut stammen sie denn?" Ja, ein wenig Hohn konnte er sich nicht ersparen. Vielleicht hatte diese Reben Gallus selbst gepflückt. Aber da ihn das keinen Deut interessierte, aß er genüsslich weiter.
    Kaum war sein Vater weg, spielte man sich hier plötzlich auf wie noch nie. Plötzlich kehrten Familienmitglieder nach Hause und rissen den Haushalt an sich, fühlten sich mit ihren kläglichen Erfolgen auf Provinzialebene verantwortlich die Gens im großen Rom zu repräsentieren. Speichellecker und Nichtsnutze. Von den genialen Gedanken eines Lucius Brutus waren die meisten weit entfernt - vielleicht Lepidus nicht, aber dieser litt genau so wie alle Patrizier unter der Fuchtel des Salinator...

    Brutus liess seinen Blick umher schweifen. Sonderbare Gestalten, welche er kannte, oder auch nicht, lungerten in den Ecken dieses Raumes wie Gegenstände herum. Dann plötzlich horchte er auf. Seine Name ward gesprochen und ohne mit der Wimper zu zucken, drehte er sich zu Gallus herum und lauschte seinen Ausführungen, die er mit einem schmalen Lächeln quittierte.
    "Du solltest auf deine Informanten achten.", kommentierte er den Angriff und blickte sich ruhig um, den ein oder anderen Besucher dieses Tisches in´s Auge fassend.
    "Wie ich mein Leben zu führen habe geht dich nichts an. Außerdem gebe ich diese Frage gerne zurück. Wie kannst du deinen Lebenswandel, wie ein gewöhnlicher Plebs durch die Provinzen zu reisen und Handel zu treiben, mit deinem Namen vereinbaren? Und wie vereinbarst du die Tatsache, dass du in deinem doch durchaus gesetzten Alter noch kein öffentliches und respektables Amt inne hattest, während unsereins in der höheren Priesterschaft Spaniens seinen Dienst an den Göttern tat?", sprach er mit einem Blick aus, der eisiger nicht sein mochte.
    Dieser Mann hatte ihm gar nichts zu sagen und bevor man auf andere mit dem Finger wies, sollte man bei sich selber aufräumen.
    Doch da er nicht gewillt war diese Situation gleich auf so ein hohes Niveau zu treiben, versuchte er das Gesagte doch noch zu relativieren.
    "Da du so gut informiert zu sein scheinst, sollten deine Informanten dich um die derzeitige politische Situation in Rom aufgeklärt haben - natürlich, sofern du dich auch dafür interessierst.", das war nun doch wieder verächtlich, aber den Zorn hatte er noch nie gut zurückhalten können.
    "Ein Emporkömmling, ein gewisser Stadtpräfekt, hält durch die derzeitige Abwesenheit des Kaisers in Rom die Macht in seiner Hand. Und da er uns Patriziern nicht wohlgesonnen ist, kannst du gerne versuchen dich und die Deinen irgendwo unter zu bringen. Doch bevor ich mich zu irgend einem Schergendienst herab lasse, warte ich lieber ab und treffe mich mit den richtigen Leuten. Alles andere wäre unter unserer Würde und du tätest gut daran diesem Beispiel zu folgen."
    Auch wenn viele ihn hier für einen faulen Hund hielten, wollte er doch lieber diesen Eindruck erwecken, als der Realität Platz zu machen. Jener Realität, in welcher er Fäden sponn, sich mit Honoratioren traf, zu Banketten und geheimen Treffen Gast war. Sollten sie ihn alle unterschätzen, genau wie seine ganzen Nebenbuhler auf den Sportarenen Roms - diese hielten ihn auch als Patrizierspross gar zu oft für privilegiert und daher schwach.
    Just wurde das Essen gebracht. Er griff genüsslich zu und trank ein wenig Wasser dazu, schließlich stand der Wettkampf heute bevor.

    Vor Erregung bebend beugte er sich über sie und ließ sie seine Lust spüren. Irgendwann verlor das Spiel den zärtlichen Charakter und wandelte sich in pure Begierde und Lust, welche auf rabiate Art und Weise von ihm eingefordert wurde - ohne von ihr missbilligt zu werden. Sehnsuchtsvoll bebte er dem Höhepunkt entgegen und ließ sich, nachdem es vollendet, voller Freude, neben sie nieder.
    Beide atmeten vor Erregung und Lust recht schnell, der Atem war heiß und doch nahm er sich die Zeit, um sie von der Seite milde anzulächeln. Es hatte ihm gefallen, sie hatte ihm gefallen und allem Anschein nach auch er ihr.
    Ein leichter Kuss auf die heißen Lippen folgte als Dank und obgleich man es von einem Charakter wie Brutus niemals hätte erwartet, legte er den breiten Arm um sie und wollte ihren Körper noch eine Weile bei sich spüren. Sachte strich er ihr dabei mit dem Handrücken über die Wange.

    Eigentlich hatte er ja beschlossen im Bette zu bleiben und den stillen Atemzügen seiner Bettnachbarin zu lauschen, doch da heute sein guter Freund Cornelius Lucullus auf eine Abreibung im Ringkampf wartete, musste er ohnehin aus den Federn.
    So ging er, nachdem eine Tunika über seinen Körper gestrichen wurde, gemächlichen Schrittes in das besagte Tablinum. Gallus? Einer dieser Bastarde seines Vaters war also wieder da und wollte hier den Hausherrn mimen. Konnte ihm nur recht sein, denn diese lästige Pflicht gehörte in die Hände einer Hausherrin - war eines Brutus auf jeden Fall unwürdig und ohnehin unrömisch.
    "Salvete.", sagte er kurz in die Runde, ohne jemanden direkt anschauen zu wollen und legte sich, sich über den Nacken fahrend, auf eine Kline.
    "Kaltes Wasser, Brot und ein paar Früchte - subito.", rief er in Richtung der umher stehenden Sklaven ohne jemand bestimmtes damit zu meinen. Sollten sie ihrer eigenen Hierarchie folgend dafür sorgen, dass dies schnell verrichtet wurde.
    Erst nun blickte er sich um und entdeckte ein paar Bälger. Musste wohl dieser Gallus mitgebracht haben. Nun vermehrte man sich schon, als wenn der Name Claudius für Allerlei stand. O Tempi, o Mores...
    Was es nun geben sollte, wusste er nicht so recht, vielleicht würde sich der Alte irgendwie profilieren wollen. Konnte ihm wiederum egal sein, schließlich war er hier an Rang und Geblüt der Höchste, ohnehin nicht angreifbar. Er würde essen, den ein oder anderen vor den Kopf stoßen, einige zurecht weisen und dann gehen. Dies war nicht sein Stuhlkreis.

    Wie heisse Dornen stachen ihre Küsse auf seine mittlerweile doch recht kalte Brust. So warm war es in Rom nicht, als dass ein nasser Mann im Schatten schnell trocknen konnte. Sein Verlangen stieg immer mehr und das Becken schien sich unweigerlich in Bewegung zu setzen. Dem mit aller Kraft widerstehend, legte er den Kopf zurück und schloss die Augen, um nicht zu sehen an welcher Stelle ihre Lippen sein würden.
    Lange dauerte es nicht, ehe er seinem Drang nicht folgen konnte und sich ebenfalls aufrichtete, so dass sie auf seinem Schoss sitzend ihm in die Augen schauen konnte. Voller Begierde gab er ihr einen innigen Kuss, griff ihr unter die Taille und zog ihr das schlichte Kleid über den Kopf, welches auch kurzerhand in die Ecke geworfen wurde.
    Einen Herzschlag lang betrachtete er die Schönheit, welche sich ihm nun darbot und küsste sie, noch immer aufrecht sitzend, am Hals entlang und immer tiefer. Seine Küsse näherten sich ihrer Brust und was die linke Hand schon zuvor hatte ergreifen können, wurde nun von seinen Lippen liebkost. Erst zart, dann leidenschaftlich fordernd, benetzte er ihre Brust.
    Ihre Wärme tat gut und der heisse Atem erregte ihn noch mehr.
    Irgendwann war es dann für ihn genug, ein ungeduldiger Charakter war er stets gewesen, und mit einem Ruck drehte er sich, so dass sie mit dem Rücken weich auf das Bett fiel. Langsam beugte er sich über sie und die Leidenschaft verschmolz ineinander, wie das Feuer mit der Luft...

    Seinen Körper durchzog ein leichter Schauder und die feinen Haare auf seinen Unterarmen sträubten sich. An einien Stellen konnte man ihn leicht elektrisieren. Inniger, fester, wurde seine leidenschaftliche Umarmung ihrer Hüften. Langsam glitt die linke Hand an ihrer Taille wieder herab und hielt sich zuerst an dem strammen Schenkel fest, doch alsbald nahm sie ihren Weg an die hintere Seite dieses wundervollen Körpers und fasste sie dort mit einem gewissen Nachdruck.
    Sein Becken stemmte sich gegen das Ihrige und ihr Lächeln war der leise Triumph über die feine Grenze, die sie nun beide überschritten haben. Auch er lächelte sie kurz an und erwiderte dieses gemeinsame Verständnis von den Dingen, die nun geschehen mögen, mit einem heißen und innigen Kuss. Seine rechte Hand fuhr dabei von den Konturen ihres Gesichts hinab zum filigranen Hals, der nur wenige Augenblicke später von seinen Lippen mit feinen Küssen benetzt wurde.
    Erregt löste er sich von ihr, gab ihr noch einen flüchtigen Kuss auf die von ihrem Atem schon heißen Lippen und zog sie mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht hinter sich auf das erfrischend kühle Bett. Dieses war noch immer mit den Spuren seines Badebesuchs gekennzeichnet, doch das störte nicht weiter - die Ekstase, in der er nun war, blendete solche Nichtigkeiten schnell aus. Es war nur ihr Kleid, welches fehl am Platze schien und obgleich er ihren Körper zur Genüge im Balneum beschauen konnte, freute er sich darauf dieses Geschenk endlich zu enthüllen...

    Die Antwort hatte er innerlich erwartet. Sie wollte also nicht reden, sondern war seiner Aufforderung bereitwillig gefolgt. Leicht drehte er die streichelnde Hand und umfasst mit dieser ihren Nacken, den er langsam zu sich zog. Ein leichter Kuss verband ihre Lippen und der Atem, der aus dem wallenden Brustkorb zu ihm drang, war real noch erregender als die Vorstellung, welche er davon hatte. Ein weiterer zarter Kuss folgte und ein dritter, jedoch feuriger und längerer umspielte ihre Lippen. Ruhig schnaufte er aus und spürte ihre wärme, denn sein Körper drückte sich gegen den ihrigen - und dieser wiederum gegen die Tür, an die sie gelehnt war.
    Langsam fuhr seine linke Hand von ihrem Becken die Taille empor und umschlang die Frau seiner Begierde mit einem kräftigen, nicht jedoch zu festem Griff - und er zog sie noch näher an sich heran. Nur der Stoff ihrer Kleidung hatte zwischen ihnen Platz. Und auch dieser ließ alles erahnen, was sich in Brutus wölbte und sträubte...

    Er hatte zuerst gedöst und ist dann doch fast dem Schlaf anheim gefallen, ehe ihn ein recht leises Geräusch heraus riss. Hellhörig wie er war, stützte er sich auf seine Ellebogen ab und hievte den Oberkörper in die Schräge, so dass er auf seinen Ellebogen gestützt lag. Seine Lenden waren notdürftig mit dem Laken des Bettes bedeckt.
    Anders als vermutet, war sie es, die hier stand. Sollte er an dem Zweifeln, was sie hier vermeintlich suchte? War sie sich wirklich bewusst, warum sie hier stand? Er zweifelte, hatte sie ihm doch erzählt sie liebte einen anderen - vielleicht ein natürlicher Schutzmechanismus, vielleicht hatte sie gelogen.
    Eindringlich musterte er ihre Augen - ängstlich schien sie immer noch zu sein.
    "Ja, Morrigan?", erwiderte er ebenso leise und entschied sich, wenn sie es nicht konnte, den ersten Schritt zu tun. Langsam setzte er sich auf und schob sich mit dem Händen von dem Bett, um kurze Zeit später vor eben diesem zu stehen. Dabei glitt unweigerlich das Laken von seinen Lenden und er stand, einem griechischen Olympioniken gleich, vor seinem Bett. Langsam, erst einen Schritt nach dem anderen machend, bewegte er sich auf sie zu, ehe er eine handbreit vor ihr zum Stehen kam.
    "Du willst nicht sprechen, nicht wahr?", hauchte er ihr entgegen und fuhr mit dem Handrücken über ihre Wange.

    Dieses zaghafte Aufbegehren gegen ihn hätte in ihm ein Feuer der Lust entfacht, doch es war im Grunde keines gegen ihn, sondern gegen sich selbst und die eigene Moral. Das genügte ihm als Antwort. Mit der rechten Hand strich er ihr sanft über die Wange und dann über die vollen roten Lippen.
    "Er ist ein glücklicher Mann.", hauchte er ihr entgegen und schritt langsam an ihr vorbei, nahm die Stufen aus dem Becken, ergriff im Vorbeigehen ein Handtuch, warf es sich um die Hüfte, und ging wortlos hinaus.


    Während er den Gang zu seinen Privatgemächern, mit Wasserperlen auf der Haut, entlang schritt und dabei eine Spur eindeutige Spur hinterließ war es ihm bewusst, dass sie ihm nicht nachlaufen würde - doch insgeheim hoffte er es. Er zweifelte nicht an ihrer Liebe zu einem anderen, doch die Vorstellung, wie heiß und innig diese beiden Körper, in sich verschlungen, auf einem Bette in die höchsten Sphären menschlicher Extase würden geraten können, das war eine Sehnsucht, die man nicht unterschätzen sollte. Wenn sie diese hätte...
    Bilder brannten sich in seinen Kopf, Bilder, deren erotische Ausstrahlung ihn wieder in Erregung brachten. Zum Glück erreichte er da schon sein Gemach, drückte die Tür ein und schmiss sich, nass wie er war, auf sein Bett. Er musste sich beruhigen.

    Hätte Brutus gewusst, dass sie in ihren Gedanken bei ihrem Geliebten war, ohne dem Charme des Patriziers zu erliegen, er wäre in Rage geraten. Doch das wusste er nicht und deutete ihre Distanz als anfängliches Schüchternes benehmen einer Unerfahrenen jungen Frau.
    "Ich war Aedituss im Tempel des Pluto in der Hauptstadt Hispaniens - Tarraco. Weißt du wer Pluto ist? Er ist mit dem griechischen Hades gleichzusetzen, der Gott der Unterwelt und des Totenreiches, in seiner Funktion ebenfalls der Gott der Reichtümer und Schätze, die unsere Mutter Erde hütet. Der Gott des Eides - und der Dunkelheit.", sagte er ruhig, während er sich in einer tiefen Entspannungsphase befand. Als sie jedoch nach dem Grund seines Ausscheidens fragte, kamen Erinnerungen hoch, die er lieber nicht weiter hinterfragt hätte.
    "Ich brach einen Eid.", sagte er recht leise und verspannte sich in diesem Moment. Wäre nicht ihre Nähe und die zauberhaften Fingerfertigkeiten ihrer Hände, hätte er sich allzu schnell nicht davon lösen können - doch er konnte binnen Sekunden wieder ruhig liegen. "Ein Eid, den ich mir selbst auferlegte, und ihn selbst brach. Oder doch nicht so ganz. Ich könnte ihn erfüllen, doch...ich könnte es noch.", sagte er dann mehr zu sich, als zu ihre. Ihr Busen war deutlich zu spüren, doch das erregte ihn nicht so sehr wie die Vorstellung, dass er seinen Eid würde in Erfüllung gehen lassen. Er erhob sich ein wenig, drehte sich ruckartig zu ihr um, so dass sie kaum wahrnehmen konnte, was da passierte und blickte ihr mit feurigen Augen direkt in die ihrigen. Ihren Körper spürte er auf seiner Brust und beugte sich leicht, ein paar Digiti, zu ihr, so dass ihre beiden Lippen nur eine Handbreit trennte.
    "Ich werde größer als Alexander der Große.", hauchte er ihr entgegen und gab ihr einen gefühlvollen Kuss auf die halb offenen Lippen. Zart und doch voller Hingabe war er und sein Blick ruhte noch immer in ihrem.

    Langsam drehte er sich zu ihr mit dem Rücken hin und war gespannt auf ihre Fingerfertigkeit. Und sie war verblüffend.
    In völliger Entspannung versunken ließ er sich massieren - der Druck war angenehm, denn sie hatte Spannung in den Fingern und war dennoch nicht zu rabiat. Als sie dann zu seinen Schlafen kam, ließ er sich völlig in ihre Hände sinken und genoss dies so sehr, dass ihm ein ruhiges Stöhnen über die Lippen ab und an entfleuchte. Mit offenem Mund lag er dar und dachte an nichts. Die Erregung, die er noch vor einigen Augenblicken verspürte, war durch ihre Massage hinfort. Er war völlig entspannt.
    "Du machst das...oh ja...wirklich gut. Hmmm...ja, das ist schön.", hauchte er von sich und sog den Duft des Öls ein, der ihn wie ein Seidentuch einhüllte. "Du massierst wie eine Göttin. Und damit kenne ich mich aus, schließlich war ich einst Priester.", ließ er leise verlauten und war gespannt auf ihre Reaktion. Das hätte sie wohl niemals gedacht.
    Langsam tauchte seine linke Hand aus dem Wasser und er fuhr sich damit durch das dichte Haar, welches leichte Locken hatte und nun durch das Wasser eng an seinem Kopf lag. "Komme ein wenig näher, mein Rücken ist so kalt.", hauchte er dann von sich. Sie war direkt hinter ihm, das spürte er, doch das war ihm nicht genug. Sie sollte ihn weiter massieren, doch noch inniger, noch bewusster und vor allem liebevoller - noch erschien sie ihm als täte sie eine leidige Pflicht. Und sie beide wussten im Grunde, dass er, wenn er nun Sklave war, vielleicht ihr Herz hätte erobern können - doch er war Römer und von vorn hinein ein scheinbarer Feind.

    "Ja, dazu muss man wirklich starke Schenkel haben.", kommentierte er ihre Erklärung ohne dabei nicht wieder ein erotisches Bild vor seinem inneren Auge aufkommen zu lassen. Ihre weiteren Äußerungen kommentierte er mit einem braven Nicken und beschaute ihre Hüfte. Da waren wirklich drei schmale Linien an ihrer Hüfte - doch der Anblick, wie sie sich aus dem Wasser hob war faszinierender. Schon streckte er die Hand aus, um kurz über die Narben zu streichen, als sie sich weiter entfernte. Ein klein wenig erregt darüber, wollte er sie herzetieren, aber die Vorstellung, dass diese Hüfte gleich beim Gang hin und her wog war doch stärker. Und so war es auch und das Hinterteil, welches er damals zu fangen wünschte, schritt durch den Raum zur Cline hin. Nein, so einfach entfloh sie ihm nicht.
    Verschmitzt lächelnd ruderte er mit beiden Armen im Wasser umher, tauchte kurz unter und spritzte mit dem Wasser, welches er kurz mit dem Mund eingesogen hatte.
    "Eine Nackenmassage auf der Cline und diesen warmen Hort verlassen? Niemals.", lächelte er und grinste sie weiterhin an.
    "Nimm das Öl mit, das machen wir hier im Wasser." Er legte den Kopf schief, erst in die eine, dann in die andere Richtung.
    "Ja, wahrlich verspannt. Du hast wohl kein richtiges römisches Bad davor gehabt, nicht wahr? Nach dem heißen Becken kommt das kalte - erfrischend.", und sein Verlangen wuchs, denn die Vorstellungen in seinem Kopf überwogen die Pflichten. Er würde sie erobern, das stand für ihn fest - gewaltsam nehmen wollte er sie nicht.
    "Morrigan, komm´her.", lächelte er ihr zu. Sie hatte ihren Namen heute nicht erwähnt und würde bemerken, dass er sich dies eingeprägt hatte. So einen Körper vergaß er nicht so schnell. Er erwartete sie, erwartete, wie gleich ein Seufzer ihr entfahren würde und dabei den prachtvollen Busen in Bewegung brachte. Dann würde sie einer Göttin gleich auf ihn zugehen, in das Wasser eintauchen und die ersten Wellen ihrer Ankunft würden auf seine Brust treffen, ihn elektrisieren. Und er würde sie erwarten. Kurze Filmrisse durchströmten seine Gedanken, ihr heißer Atem auf seinem Hals, während er sie gegen den Beckenrand drückte, ihr leises Stöhnen, wenn es sie durchfuhr, seine heißen Küsse auf ihrem Busen...Brutus riss sich aus diesen Tagträumen und blickte sie feurig wartend an. Gleich würde sie kommen.

    Seines Erachtens war sie immer noch zu weit entfernt, um ihn richtig baden zu können. Doch auch ihre Unsicherheit, die zittrigen Bewegungen, der Klang der Stimme, wollte er nicht weiter schürren. Sie sollte sich hier entspannen und das war noch Arbeit.
    "Beduinen also. Hatte dein Vater denn keine Söhne, auf die er sich stützen konnte? Immerhin seid ihr, zumindest was man so hört, sehr fruchtbar und habt für Gewöhnlich eine Schar von Nachkommen. Auch halten bei euch die Männer doch durchaus mehrere Frauen.", wahrlich eine ungewöhnliche Tatsache eine Frau ausubilden, da man nicht in der Lage war die Familie zu beschützen. Wäre er der Vater, hätte er es wahrlich anders gemacht und die Töchter gut verheiratet und damit den Bräutigam an sich gebunden. So wuchs ein Stamm...
    "Zu Pferd, interessant. Darin habe ich keinerlei Erfahrungen, ich kann zwar reiten, jedoch nicht reitend kämpfen.", eigentlich konnte er gar nicht kämpfen. Schließlich war er Ringkämpfer und als Patrizier kein gewöhnlicher Soldat. Wobei die Vorstellung als Gladiator in der Arena zu stehen doch etwas für sich hatte - die Frauen fielen geradezu über einen her. Eine schmeichelhafte Vorstellung.
    "Ach, hat Vater dies wirklich?", kommentierte er die Tatsache, dass sie ausgebildete Kämpferin in der Arena war. In diesem Moment ergriff er vorsichtig und behutsam die Hand, welche den Schwamm führte und zog sie ein wenig zu sich, um sie näher anzuschauen. "Deine Hände sehen nicht danach aus, als könnten sie ein schweres Gladius oder ein Schild halten. Agierst du eher mit dem Dreizack und Netz?", und ließ sie wieder los, da er durchaus bemerkte, wie unruhig sie wurde.
    Ein lächeln zierte seine Züge. "Gewonnen? Gratulation - wer war die Elende denn, die gegen dich erlag?", und ohne dies Grinsen verbergen zu können, bohrte er weiterhin: "Eine Narbe an der Hüfte? Zeige sie mir doch einmal. Ich habe auch einige." Und dabei war ihnen beiden klar, dass sie dazu sich aus dem Wasser erheben musste. Er frohlockte innerlich.
    "Ja, mein Nacken ist etwas verspannt.", fuhr er weiter fort und blickte ihr tief in die Augen. Für eine Nackenmassage musste sie sehr dicht an seinen Rücken heran...

    An einem schönen und lauen Sommerabend saß Lucius Claudius Brutus vor seinem Schreibtisch. Mit einem Leinentuch umschlungen - auf dem Bett schlief eine erschöpfte junge Sklavin, die er für eine Nacht aus dem Elend der sklavischen Quartiere befreien konnte - sinnierte er indess über sein Leben und entschloss sich zu einem Brief an seinen Vater. Ein erster Entwurf musste dem jedoch voran gehen.



    Sehr geehrter Vater,


    als dein einzig vor den Göttern zur Legitimation erwählter richtiger Stammeshalter und Erbe, sehe ich mit Schrecken Unmut auf die Ereignisse binnen der letzten Jahre Monate in diesem Haushalt zurück.
    Es ist eine verdammte Zumutung Farce für jeden tüchtigen besorgten Sohn mit anzusehen, mit welch schamloser Dreistigkeit in welchem Außsmaße neue Bastarde Halbgeschwister dieses Haus frequentieren. Man spricht über dich uns in Rom mit bösen Zungen aufgrund deinem willkürlichen Potenzgebaren dieser Causa.
    Auch darf ich dich als echter liebender Sohn darauf hinweisen, dass meiner Mutter Unrecht Kummer bereitet wird von deinen anderweitigen nichtsnutzigen Bälgern Söhnen und Töchtern hier in Rom zu hören. Auch meine geliebte Schwester und ich sind auf´s Neue erstaunt deine unreinen und gescheiterten Abkömmlinge die neuen Geschwister hier in Rom beherbergen und durchfüttern empfangen zu dürfen. Ich dachte die Vereinbarung, dass diese Bastarde Menschen keine Anerkennung von dir erfahren und wenn doch, zumindest uns nicht in Rom belästigen nicht in Rom zugegen sind, wurde von Mutter zur Bedingung gemacht in allgemeinem Konsens beschlossen.


    Ich verlange bitte dich um eine Stellungnahme hierzu.


    Lucius Claudius Brutus


    Irgendwie war es noch nicht so recht das, was er ausdrücken wollte. Mit einem Seufzer erhob er sich, warf das Leinentuch gen Boden und weckte die blonde Myria auf - sie musste sich ihre Nacht mit ihm noch verdienen.

    Den Nubier bemerkte er indes wahrlich nicht, da der schwarze Marmor, welcher in den Wänden verarbeitet worden war, dem Mann einen überdies einhüllenden Mantel verlieh. Zudem waren die Dämpfe recht stark und ohnehin Brutus zu entspannt, um sich auf Details zu konzentrieren.
    Als sie ihre Tunika auszog, machte er sein linkes Augen einen Spalt breit auf, um einen Blick auf ihren Körper zu erhaschen. Ein Wohlgeformter Busen unterstrich die sehr weibliche Silhouette. Es gefiel.
    Bereitwillig ließ er sich mit dem Schwamm massieren und seufzte ab und an wohlig auf: "Ja, das ist gut, nun mehr den unteren Rückenbereich.", kommentierte er ihre Arbeit und ließ sich im Becken verwöhnen, während seine Augen noch immer geschlossen waren.
    Nach einer Weile jedoch drehte er sich mit dem Körper ihr zu.
    "Ich glaube der Rücken ist zur Genüge verwöhnt worden.", und bedeutete ihr seine breite Brust mit dem Schwamm zu massieren. "Und wenn du näher kommst, ist es sicherlich auch einfacher.", war seine Feststellung, nachdem er kurz die Augen aufgemacht und sie in einer respektablen Entfernung wahrgenommen hatte. Mehr eine Aufforderung als eine Feststellung war dies, aber sie war wohl nicht allzu dumm, um dies missverstehen zu können.
    "Ich konnte nicht umhin, wenn ich ehrlich sein darf, deine Reize für einen Augenblick zu bewundern. Als du damals meine Beute miemtest und ich wie ein Löwe hinter dir hergejagt war, habe ich einiges festellen können. Du bist vermutlich einst frei gewesen, sportiv, vielleicht - nun ja, es ist etwas lächerlich, aber - vielleicht eine Kämpferin oder dergleichen?
    Du kannst ehrlich sein. Solche strammen Schenkel, die Geschwindigkeit, die Bewegungsabläufe - das ist kein gewöhnlicher Körper."
    , fuhr er im Plauderton fort und ließ ihre kreisenden Bewegungen wohlig über sich ergehen. Dabei war seine Fantasie schneller als seine Handlungen, denn während der Beschreibung ihres Körpers liefen Szenen vor seinem inneren Auge ab, die schöner nicht sein konnten. Er fand die Vorstellung, so eine Frau zu lieben, sehr verlockend.

    Nachdem er sich den ersten Becher unverdünnten Weines und ein paar Dehnübungen im Hortus gegönnt hatte, musste das Bad fertig sein. Und so war es, dank der glücklichen Fügung, dass die Heizanlagen unter dem Boden vor kurzer Zeit durch neue Rohre modernisiert worden waren, zu seiner Befriedigung wohlig heiß.
    Schon als er die Tür öffnete, sprang ihm der Dampf entgegen. Sogleich darauf bildeten sich die ersten Schweißtropfen, die im Verbund mit dem Dampf, den Stoff seiner Tunika an die Haut schweißten.
    "Übernehmen muss - das klingt ja so, als wäre dies eine Strafe.", lachte er heraus, nachdem sie ihn so ehrlich begrüßt hatte. Es war ihr vermutlich aufgefallen, dass Brutus nicht in der Laune war irgend welche Martyrien für sie und die andere Sklavin - durch welche er die Peinigkeit damals erfahren durfte - auszudenken. Heute stand ein wichtiger Wettkampf im Gymnasion bevor und mental musste er sich darauf einstellen. Und wo waren verdammt nochmal alle Sklavinnen hin? Es gab so viele und alle waren beschäftigt? Zumindest die Blonde von gestern war im Nachhinein vom Bad mit Brutus sehr angetan gewesen. Er hätte auf die Götter geschworen, dass sie sich auch heute dazu einteilen lassen ließ.
    Mit einem Handgriff streifte er sich seine Tunika über den Kopf und schmiss diese auf den Boden - der Stoff klebte und das war ihm äußerst unangenehm. Auch nach sportlicher Betätigung wechselte er stets die Kleider. So etwas widerte ihn an.
    "Ich hoffe du hast die Heizer angewiesen sich in´s Zeug zu legen. Ich mag es heiß.", plapperte er vor sich hin und tunkte den ersten Fuß in das Wasser des ersten Beckens. Nach einem wohligen Grinsen folgte der zweite Fuß und langsam glitt er hinab und das dampfende Nass.
    "Aaaaah, tut das gut.", stöhnte er vor sich hin und legte den Kopf in den Nacken. "Nur der Veilchenduft fehlt. Dann kannst du dich auch gleich ausziehen und mit dem großen Schwamm hinein kommen.", befahl er mit geschlossenen Augen. Zu lange wollte er sich hier auch nicht aufhalten, sonst fühlte er sich später zu schlaff.

    Hätte Lucius diese unfreundliche Hinausgeleitung des Nubiers noch gehört, wäre dieser ihm unsanft in das Leben gefahren - doch er war indes schon weiter weg, um dies vernehmen zu können.
    "Wie auch immer, gebe ihnen Essen.", kommentierte er trocken die Ausführungen der Sklavin. Welche sich um seine Hunde kümmerte, wie gut oder wie schlecht, war ihm egal. Sie waren ein Geschenk seiner Mutter und durften nicht verkommen. Nicht mehr und nicht weniger. Nun irgendwelches Lob zu verteilen, nur weil eine Selbstverständlichkeit von Sklaven übernommen worden war, kam ihm erst gar nicht in den Sinn.