Beiträge von Chion

    Chion wischte sich noch eine Strähne seiner langen Haare aus dem Gesicht bevor seinen Wollmantel enger an sich zog. Es war Herbst geworden und langsam wurde es kühler. Langsam trottete Chion über die Holzrampe auf die Corbita mit der er nach Zypern segeln würde. Schon wieder musste er einen Brief für seinen Herrn überbringen. Diesemal an diesen Quintus Didius Albinus, der sich nach Zypern zurückgezogen hatte. Er bezahlte das Geld für die Überfahrt und wurde dann von enem dicken haarigen Seeman zu einer Kabine gebracht, die die von einem schmalen Bett dominiert wurde. Außer dem Bett war nichts in dem winzigen Raum, kein Tisch keine Stühle, aber da das Bett schon den Großteil des Zimmers in Beschlag nahm. Als das Schiff ablegte schlief Chion schon auf dem kleinen Bett, denn die Reise nach Ostia war sehr anstrengend gewesen.


    Doch die Herbststürme machten dem Kapitän des Schiffs einen Strich durch die Rechnung. Zwei Wochen nachdem die Corbita Ostia verlassen hatte, geriet sie in einen schweren Sturm. Der erfahrene Kapitän und seine nicht minder erfahrene Mannschaft taten alles Menschenmögliche, doch die See blieb gnadenlos und ließ sich auch nicht von Opfern, Gebeten und Gelübden besänftigen. Als das Schiff schließlich mit Mann und Maus versank war es fast schon eine Erleichterung für viele der Männer, die sich nach ihren stundenlangen bemühungen das Schiff nicht untergehen zu lassen endlich erhollen konnten.

    An
    M' Flavius Gracchus
    Villa Flavia Felix, Rom


    Salve Flavius Gracchus


    Hiermit lade ich dich herzlichst ein, nach Mantua zu einem Fest ein, mit dem der Baubeginn des Merkurtempels und die vorbereitenden Rituale begangen werden sollen. Für eine standesgemäße Unterkunft, währand deines Aufenthalts in Mantua wird selbstverständlich gesorgt sein.


    Mögen die Götter mit dir und den deinen sein.


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    An
    M' Tiberius Durus
    Villa Tiberia, Rom


    Salve Tiberius Durus


    Hiermit lade ich dich herzlichst ein, nach Mantua zu einem Fest ein, mit dem der Baubeginn des Merkurtempels und die vorbereitenden Rituale begangen werden sollen. Für eine standesgemäße Unterkunft, währand deines Aufenthalts in Mantua wird selbstverständlich gesorgt sein.


    Mögen die Götter mit dir und den deinen sein.


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    "Du kannst dem Senator den Duumvir von Mantua, Kaeso Annaeus Modestus, und die Magistrati von Mantua, Publius Afranius Corbulo,
    Manius Fabullus Timarchus, Decimus Annaeus Varus und Volusus Terrasidius Fango, melden."


    sagte Chion und wunderte sich warum der alte Kerl ihn so komisch ansah.

    Chion ging zum Tor der Casa und pochte drei Mal laut gegen das Tor und blieb davor stehen. Während
    er auf einen Ianitor oder Torwächter wartete lehnte Chion sich an die Männer neben der Tür. Ein böser
    Blick seines Herrn sorgte dafür, dass er sich wieder ordentlich vor die Tür hinstellte.

    Als die Perle von Tylus endlich in den Hafen von Ostia einlief war Chion froh endlich wieder in Italia zu sein.
    Seine Sachen hatte er schon am Vortag gepackt, sodass ihn nichts mehr auf der Perle hielt. Er verabschiedete
    sich noch bei einigen Mannschaftsmitgliedern, mit denen er gut ausgekommen war und auch beim Kapitän
    bevor er das Schiff verließ und die Mannschaft wieder ihrem Alltagsgeschäft überließ. In Ostia hollte er sein
    Pferd von dem Mietstall ab und nach einem ordentlichen Essen in einer Taberna verließ er die Stadt in Richtung
    Mantua.

    Am letzten Tag seines dreitägigen Aufenthalts in Alexandria, kam Chion ein letztes Mal zurück zu dem Schiff. Diesmal trug er eine Tasche mit vielen verschiedenen Dingen, die er für seinen Herrn hatte besorgen müssen. Neben einigen Abschriften von bekannten Büchern und einem Dolch mit kunstvollem Elfenbeingriff, trug er auch einige Baupläne von Alexandria selbst und von einigen bekannten Gebäuden in seiner Tasche. Als er wieder an Bord war verstaute er die Dinge in seiner Kabine, und trat heraus um mit dem Kapitän zu sprechen. Dieser erklärte ihm, dass nun genügend Proviant in den Lageräumen verstaut war und dass die Dhow nun ablegen könne. Nach dem Gespräch ging Chion noch einmal kurz von Bord um bei einem Händler mit einem Bauchladen noch einige Pasteten und Honigküchlein zu kaufen. Der Schiffsproviant war nicht seine Sache, doch zumindest die ersten beiden Tage würde er ihn nicht ertragen müssen. Die Ausgaben würde er vor seinem Herrn sicher irgendwie erklären können. Als er wieder an Bord war nickte er dem Kapitän zu und das Schiff legte ab.

    Chion gefiel das Gehabe des Soldaten nicht und er ließ sich von dem Ton auch nicht verschüchtern. Schließlich
    lebte er in einer Stadt in der eine Legion stationiert war und so hatte er öffter mit Soldaten zu tun gehabt.


    "Es braucht auch nur eine Person um Nachrichten abzuliefern, aber es braucht mehr als eine Person um Proviant und Wein für die Besatzung
    eines Schiffes zu tragen, auch wenn dieses nicht besonders groß ist. Die Post meines Herrn und seines Verwandten Lucius Annaeus Florus,
    Präfekt der wichtigsten Flotte unseres Imperiums, ist privat. Wenn nicht, wären sie nicht versiegelt, sondern in der Acta Diurna abgedruckt.


    sagte Chion ruhig aber nicht unfreundlich.

    "Ich bin Chion, Sklave und Schreiber des Kaeso Annaeus Modestus, der Duumvir von Mantua, und komme aus Mantua.
    Ich bin hier um einige wichtige Botschaften für einige wichtige Personen abzugeben. Diese zwei heißen Hamed und
    Hobesh und sind Seeleute von dem Schiff mit dem ich gekommen bin, und begleiten mich."


    erklärte Chion fast schon automatisch, denn solche Erklärungen musste er öfters abgeben.

    "Ja, er ist hier aber die Nachricht kannst du ihm im Moment nicht überbringen. Er schaut sich gerade mit einigen erlauchten Gästen Wagenrennen an."


    Chion nickte und presste dem Mann einige Sesterzen und den Brief in die Hand. Er schaute den Brief an und zählte kurz die Sesterzen bevor auch er
    nickte und mit einem lächeln verschwand. Kurze Zeit später tauchte der Mann unauffällig hinter Ioshua auf.


    "Herr, ein Brief kam soeben für euch an." sagte er und reichte ihm den Brief


    An Ioshua ben David, vom Pater Factionis Albatae Lucius Annaeus Florus,


    Sei gegrüsst, denn auch ich habe von deiner Namensänderung erfahren.


    Mit grosser Bestürzung habe ich vernommen, dass du dich vom tugendhaften Weg der Factio Albata entfernt hast. Du hast dir eigene Fahrer gekauft und dennoch für ein Rennen in Aegyptus einen Fahrer der Albata mitgenommen, ohne die Factio oder den von mir als Verwalter dieses Fahrers eingesetzten Annaeus Modestus über dieses Vorhaben zu informieren.


    Der Besitz eigener Fahrer ist im Prinzip kein Problem, doch wenn du an Stelle deiner eigenen Fahrer die Fahrer der Albata ohne Information in weitentfernte Provinzen führst, dann bin ich leider gezwungen den folgenden Schritt zu ergreifen.


    Hiermit schliesse ich,
    Lucius Annaeus Florus,
    Pater Factionis der Factio Albata,


    Ioshua ben David


    aus der Factio aus!


    Dieser Beschluss ist ab sofort gültig.


    Währendessen war Chion schon auf seinem Pferd und ritt zurück nach Alexandria, um die Stadt noch vor Einbruch der Nacht zu erreichen.


    Ad Decimus Germanicus Corvius
    Regia Praefecti, Alexandria, Aegyptus


    Ab Kaeso Annaeus Modestus
    Casa Annaea, Mantua, Italia



    Salve Decius Germanicus Corvus.


    Als Sodalis der Albata und Verantwortlicher für den Auriga Fortunatuas schreibe ich dir. Im Namen der Factio Albata danke ich dir für deine Einladung. Wir werden gerne einen Wagenlenker zu den, von dir veranstalteten, Rennen entsenden. Unsere Wahl fiel auf den Fahrer Fortunatus. Er hält sich zur Zeit schon in Aegyptus auf und wird wie bereits gesagt für die Factio Albata antreten.


    Vale bene



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    Chion ritt auf einem gemieteten Pferd durch die Wüste in Richtung der Oase. Es hatte ihn einige Mühe gekostet, diesen
    Ioshua Hraluch oder Ioshua ben David, wie sich nun nannte, finden. In seinem Haus in Alexandria war er nicht gewesen
    und da er zumindest diese Nachricht persönlich überbringen sollte ritt er nun durch zu einer Oase wo dieser Mann sein
    Lager aufgeschlagen hatte. Zumindest hatten ihm das gewisse Leute gegen ein Handgeld erzählt. Die beiden Seeleute
    hatte er wieder zu ihrem Schiff geschickt, denn sonst hätte er ja noch zwei weitere Pferde mieten müssen und so viel
    Geld hatte ihm Modestus auch nicht mitgegeben. Schweiß lief ihm über sein Gesicht, doch nach einem halben Tag des
    Reitens kam die Oase endlich in Sicht. Anscheinden fanden auf der anderen Seite des Lagers gerade Rennen statt. Da
    konnte er sich ein Schmunzeln nicht verkneifen und ritt zu einem der Zelte und sprach dort einen Mann an.


    "Salve, ich habe eine persönliche Botschaft für einen gewissen Ioshua Hraluch oder Ioshua ben David. Ist er hier ?"

    Nachdem er schon einige Zeit durch die Straßen Alexandrias geirrt war fand er endlich wonach er gesucht hatte. Das Tor zum
    Königsviertel. Chion ging alleine zu den Torwächtern, seine beiden Begleiter warteten eine Straße weiter auf ihn. Es hätte sicher
    keinen guten Eindruck gemacht wenn ihn zwei dieser grobschlächtigen Seeleute begleitet hätten.


    "Salvete. Ich habe einen Brief für den Praefectus Aegypti Decius Germanicus Corvus."


    sagte er und zog die versiegelte Schriftrolle hervor um sie den Wächtern zu zeigen. Allerdings achtete er sorgsam darauf, dass
    die Schriftrolle außerhalb der Hände der Wächter, denn Modestus hatte ihm eingebläut Nachrichten an wichtige Personen nie an
    irgendwelche Torwächter abzugeben.