Warm steigt die Luft über den Öllampen empor. Sanft kräuselt sich der Zierstoff neben einer Lampe in Callistas Nähe. Harmonisch passt sich Callista in ihrer farblichen Erscheinung dem Triclinium an. Devot verharrt Benohé zu den Füßen von Callista. Sie kniet auf dem harten Boden. Hat den Blick auf den Boden gesenkt. Wartet. Ob ihre Herrin einen Wunsch verspürt. Saftig zergeht eine fruchtig süße Traube auf Callistas Zunge. Der Saft rinnt köstlich ihren Hals hinab. Der Stimulus ihrer Sinne fliegt in ihr auf. Die Tage des Fastens machen die Traube zu einer numinosen Ambrosia. Ihren maliziösen Gedanken hängt sie nach. Langmütig harrt Callista aus. Hast und Unrast, aber auch Zaudern sind in solchen Momenten unangebracht. Ausgiebig betrachtet sie die Speisen. Auch manch einen vorbei gehenden Gast.
Ob er kommt?
Bestimmt, Callista.
Unter halb gesenkten Augenliedern sondiert sie. Evident. Er rückt in ihre Nähe.
Gewandt. Es wirkt arbiträr.
Ist es indes nicht, Callista.
Womöglich doch?
All die Zweifel und Vagheit verfliegen. Blätter im herbstlichen Wind gleichend. Sonnig und golden wirkt das Lächeln von ihm. Verheißend wie die ersten Strahlen im Frühling. Das die noch kahlen Bäume durch dringt. Und den Boden mit dem warmen Schein beleuchtet. Worauf hin zarte Knospen treiben. Ob jener Schein hinwieder was zum Knospen bringen würde. Das sollte sich wohl noch erweisen. Zumindest gibt es bereits ein Echo. Ein unbeschwertes und frohgemutes Lächeln von Callista. Ihre Augen blitzen beseelt.
Nichts macht Callista glücklicher als Aufmerksamkeit. Negiert zu werden trifft Callista maßlos.
"Salve."
Mit den Blicken würde Callista den Fremden verschlingen. Es gehört sich jedennoch nicht. Das, was sie erheischen kann. Das gefällt ihr ausnehmend gut.
"Mit Vergnügen."
Untertrieben ist das. Aber bei einem Spiel offenbart man nicht alles. Nicht bei dem ersten Zug. Und die Partie hat justament erst begonnen. Das ganze Leben ist indes für Callista nur ein Spiel. Das sie jeden Tag zu bestreiten hat. Oder genießt. Je nachdem. Wie in dem nämlichen Moment.
Mit dem Blick versucht Callista es. Abzuschätzen. Aus welcher Gens der Mann wohl stammt. Weltmännisch verhält er sich in der Toga. Doch haftet seiner Bewegung auch noch anderes an.
Ein kompliziertes Modus Procedendi ist die Vorstellung oftmals in diesen Kreisen. Das langweilt Callista jedoch. Beiläufig greift sie nach einer dunkelblauen Weintraube. Spielt mit der Nämlichen zwischen ihren Fingern.
"Callista ist mein Name."
Ungeniert ist Callista. Jedoch gibt sie erst einen Teil von sich preis. Das Andere wird er ihr noch entlocken müssen. Sofern er es überhaupt wissen möchte.
"Darf ich?"
Mit einem schneidigen Lächeln auf den Lippen beugt sich Callista vor. Sanft nimmt sie die Hand von Hungaricus und dreht sie um. Die Innenfläche seiner Hand betrachtet sie.
"Die Hände verraten viel über einen Menschen. Nicht den Namen. Natürlich. Aber die Profession."
Eine Fingerspitze gleitet über Hungaricus Handballen. Schwielen sind zu spüren.
"Einen Senator offerieren meine Augen. Einen Soldaten meine Finger."
Langsam hebt Callista die Augen und sieht Hungaricus länger an.
"Ein Legat?"
War es die Art der Bewegung? Seine Augen voller Selbstsicherheit? Die Autorität?
Callista lächelt vergnügt und gibt Hungaricus die Hand zurück.
"Mit wem habe ich die Ehre? Wenn ich das fragen darf?"