Beiträge von Minna

    Zum Glück kam Fiona schnell wieder zur Vernunft. Irgendwie bewunderte Minna ihre furchtlose und stolze Art, doch sie machte sich auch Sorgen um ihre Freundin. Wenn sie so weitermacht, wirde ihr Stolz ihr zum Verhängnis werden.


    Plötzlich tauchte der kleine Sohn von Ofella mit seinem numidischen Sklaven auf. Ha, den mussten die Götter geschickt haben! Vielleicht konnten sie durch seine Anwesenheit von einer Bestrafung davonkommen, wenn auch nur vorerst.
    Sofort blickte sie Severus wieder an, diesmal jedoch nicht mehr so ängstlich, sondern schon fast ein wenig erfolgssicher. Er würde die beiden Sklavinnen doch wohl kaum vor den Augen des Kleinen bestrafen wollen, oder? Gespannt wartete sie ab, wie er reagieren würde.

    Als Fionas Kichern abrupt aufhörte, wandte sie sich verwundert zu ihr. Augenblicklich erstarrte Minna, als sie den jungen Claudier erblickte. Oh nein, ausgerechnet dieser Choleriker! Bei den Göttern, wo kam der denn so plötzlich her? Und seit wann konnte der sich so leise anschleichen? Er machte doch sonst nie einen Hehl daraus, wenn er im Anmarsch war und polterte durch die Gegend.


    Mit großen Augen blickte sie ihn angsterfüllt an. Wenn sein Blick töten könnte, Fiona und Minna wären auf der Stelle zu Asche zerfallen. "Herr!" rief sie voller Panik und schmiss sich vor seine Füße. Mehr brachte sie nicht heraus. In ihren Gedanken machte sie sich schlimme Vorwürfe. Wie konnten sie nur so unvorsichtig sein?
    Seine Worte jagten ihr furchtbare Angst ein. Abschlachten? Lupa? "Nein, bitte Herr! Alles, nur das nicht! Du hast natürlich Recht. Es tut uns leid, verzeih uns bitte!". Sie bezweifelte sehr, dass ihr Flehen ihn erweichen oder gar von einer Strafe abbringen würde, aber irgendetwas musste sie schließlich tun.


    Umso fassungsloser schaute sie an Fiona hoch, als diese nicht um Verzeihung bat, sondern sich erhob und sich nun lautstark zu Wehr setzte. "Fiona... nicht!" War die lebensmüde? Sie konnte sie ja verstehen, aber so würde sie alles nur noch schlimmer machen. Die Strafe für die beiden würde ohnehin schon furchtbar ausfallen, da war sich Minna sicher.

    Kurze Zeit später traf auch Minna am dunklen Hinterausgang ein. Samira und Fiona warteten bereits. "Salve, hier bin ich. Also, ich bin bereit. Wo ist Nordwin?" Der wollte doch nicht wirklich noch weitere Sklaven mitnehmen, oder? Da konnte sich ja gleich die ganze Villa Claudia auf den Weg machen. Außerdem zweifelte sie daran, dass Sharif und Zahir ihnen behilflich sein könnten. Im Gegenteil, die beiden wirkten auf sie etwas dümmlich und würden ihnen womöglich noch Probleme bereiten. Aber nun gut, sie könnte es eh nicht ändern, wenn die beiden mitkämen, also nahm sie es so hin und wartete ab.
    Sie wirkte etwas nervös, denn ganz geheuer war ihr die Sache immer noch nicht und sie wollte sie einfach nur schnell hinter sich bringen. Vorsichtshalber trug sie ein Tuch, welches sie von Pustula ausgeliehen hatte, über ihre langen blonden Haare. Sie hatte zwar keine Vorstellung davon, wie gefährlich es nachts in Rom sein könnte, doch sie wollte unter keinen Umständen auffallen.

    Aufmerksam hatte sie ihm zugehört und versucht die schnellen Worte zu verstehen. Zum Glück, hatte er laut und deutlich gesprochen. Hatte sie das richtig verstanden? Vesuvianus hieße ab jetzt nicht mehr so, sondern Mene... Menecro... wie war das gleich noch mal?! Herje, warum waren die Römer nur so umständlich was ihre Namen betraf? Na ja, so tragisch war das aber auch wieder nicht, sie würde nachher einfach bei einem anderen Sklaven noch einmal nachfragen. Zudem sprach sie ihn eh immer nur mit ‚Herr’ an.


    Etwas anderes interessierte sie viel mehr. Warum wurde Fiona wohl in sein Arbeitszimmer geschickt? Hoffentlich hatte sie nichts falsch gemacht. Sie schaute ihr einen Moment lang nachdenklich hinterher, dann wandte sie sich wieder zu den anderen Sklaven und wartete darauf, dass sie gehen konnte.

    Da hatte sich ihre Herrin wieder etwas Tolles einfallen lassen! Fiona und Minna sollten doch tatsächlich das hiesige Atrium putzen. Mit den notwendigen Utensilien bewaffnet, machten sie sich an die Arbeit und fingen an die Marmorfliesen zu schrubben.


    Es war noch in den frühen Morgenstunden, daher konnten sie ungestört tratschen. Zumindest dachten sie das und fühlten sich sicher. "Oh ja, grausiger Anblick! Zu dumm für sie, dass man guten Geschmack nicht kaufen kann!" :D antwortete Minna und grinste hämisch. Für gewöhnlich war es nicht ihre Art so gehässig zu sein, aber wenn es sich dabei um Römer handelte, konnte sie sich einfach nicht zusammenreißen. "Ha, sagen würde ich ihr das auch nicht wollen! Soll sie doch ruhig allen zeigen, dass sie kein Gespür für Mode hat. Außerdem würde mir derjenige ganz schön leid tun, der sie aufklären würde, so unberechenbar wie die ist!"


    In diesem Moment fiel ihr der Cousin von Menecrates und dessen chronische Übellaunigkeit ein. "Dieser arrogante Jüngling kann aber auch ziemlich launisch sein! Wie heißt der noch gleich? Severianus? Der könnte glatt Ofella's Sohn sein!" :P Sie schnitt eine grimmige Grimasse und äffte ihn mit verstellter Stimme nach. "Aus dem Weg ihr Sklaven, ich komme!"


    Hach, es tat gut mit einer Gleichgesinnten so einen Blödsinn zu veranstalten und so aus diesen für sie sonst eher trostlosen Alltag zu entfliehen.


    Sim-Off:

    Hehe, so sieht's aus, wenn Sklaven unter sich sind 8)

    Minna drehte sich erschrocken um als sie die Stimme hörte. "Äh... Salve!" stotterte sie schließlich und versuchte sie nichts anmerken zu lassen. Es dauerte ein bisschen bis sie sich wieder gefasst hatte.

    Das hatte ihnen gerade noch gefehlt, dass jemand anderes von ihren Plänen etwas mitbekam. Zum Glück, war es nur Leah und nicht einer von diesen Römern. Aber ob man ihr trauen konnte? Minna kannte sie nicht so gut, da sie erst vor kurzem in die Villa gezogen ist. Mit verengten Augen blickte sie die Sklavin an und versuchte sie einzuschätzen, aber es gelang ihr einfach nicht.


    Als Fiona irgendetwas daher redete, nickte sie einfach nur eifrig. "Ja, genauso war das..." Überzeugend klang sie dabei nicht. Verdammt, sie war wirklich schlecht was Lügerei betraf.

    In der Zwischenzeit war Minna dabei die Culina zu fegen. Naja, sie schwatzte lieber mit der Köchin Pustula, die sich ebenfalls in der Culina aufhielt, als auf einmal Fiona den Raum betrat ihnen beiden mitteilte, dass sie unverzüglich ins Atrium kommen sollten. Während sie Pustula nur verwundert anschaute und sich fragte, was jetzt schon wieder ist, verschwand Fiona auch schon wieder. Minna seufzte. Auf ihren Hausherren hatte sie nun wirklich keine Lust, aber es blieb ihnen ja nichts anderes übrig und so machten sich die beiden Sklavinnen auf den Weg.


    Als sie im Atrium ankam und die vielen Menschen sah, die sich dort versammelten, wurde sie unruhig. Anscheinend hatte ihr Herr etwas sehr Wichtiges zu verkünden. Sie blickte sich um und entdeckte Kassandra. Sachte stupste Minna sie von der Seite an. "He Kassandra, weißt du vielleicht, was hier los ist?" Vielleicht hatte sie eine Ahnung um was es ging.

    Die Gartenarbeit gefiel Minna. Hier waren sie ungestört und nicht den Launen der Römer ausgesetzt. Minna kümmerte sich gerade um die vielen Blumen, als Fiona sie plötzlich wieder auf das Thema ansprach. Während sie ihren Worten zuhörte, blickte sie sich vorsichtig um sich zu vergewissern, dass ihnen ja keiner lauschen würde. Gut, es schien niemand außer ihnen hier zu sein.


    Eine richtige Entscheidung hatte sie zu der Angelegenheit noch nicht getroffen. Sie hatte sich in den letzten Tagen und Nächten fieberhaft nach einer Lösung gesucht, doch sie war sich immer noch unsicher. Fiona dagegen schien schon feste Absichten zu haben. "Ich stimme dir zu, dass es die beste Gelegenheit bei einer Besorgung auf dem Markt wäre." Dann machte sie eine kurze Pause und überlegte. Sie hatte immer noch eine Menge Zweifel, was diese heikle Sache anging. "Aber ich denke auch ,dass wir uns noch Zeit nehmen müssen. Ich schlage vor, wir erschleichen uns erst einmal das Vertrauen von Menecrates und seiner Sippschaft. Sobald man uns dann alleine zu Einkäufen schickt, erkunden wir den Markt zunächst in aller Ruhe. Im Moment kennen wir uns in Rom kaum aus. Und dann, wenn die Gelegenheit günstig ist, hauen wir ab!"
    Die Sache mit dem Helfer gestaltete sich noch schwieriger, da konnte sie Fiona nur Recht geben. "Einen vertrauenswürdigen Helfer? Das weiß ich leider auch nicht, wie wir das anstellen sollen." Wenn sie ehrlich war, hatte sie nicht mal die geringste Hoffnung, dass sie so jemanden in Rom finden würden. Selbst wenn es jemanden geben sollte, der ihnen wirklich helfen wolle, Minna wäre wahrscheinlich viel zu misstrauisch.

    Zerknirscht blickte sie Nordwin an, als er auf germanisch zu ihr sprach. Mit so einem scharfen Ton hatte sie nicht gerechnet. "Du hast recht. Tut mir leid." meinte sie kleinlaut auf germanisch. Irgendwie konnte sie ihn ja verstehen, außer die Tatsache, dass er einen Römer gut leiden konnte. Wie konnte er nur? Für sie waren alle Römer gleich und sie verachtete sie zutiefst. Naja, wenigstens willigte er schließlich doch ein ihnen zu helfen. Das freute sie umso mehr.


    Dann schaute sie Samira ganz verdutzt an. Wie? Die konnte Germanisch? Das hätte sie ihr gar nicht zugetraut. So konnte man sich also täuschen. Ob sie sich auch so in den Römern täuschte? Sie erschrak über ihre eigene Gedanken. Nein, bei den Asen und Vanen, wie konnte sie so etwas nur denken?


    Zum Glück riss Fiona sie aus diesen absurden Gedanken und Minna wandte sich wieder dem eigentlichen Thema zu. "Ja, ich denke auch, dass das besser wäre oder was meinst du, Samira? Aber wie sollen wir das Menecrates erklären?" Sie konnten ja schlecht zu ihrem Hausherren gehen und sagen, dass sie mal eben auf den Markt gehen um Gift zu besorgen.

    Am liebsten hätte sie ein bisschen fester zugedrückt, als Ofella sie auf ihre schlechten Lateinkenntnisse ansprach. Aufgeregt, ja das hat er wahrlich. Aber es war ja nicht ihre Schuld, dass sich der feine Herr vor seinem Kauf nicht mal über ihre Sprachkenntnisse informiert hatte. "Ja Herrin, das bin ich." antwortete sie mit gepressten Lippen. "Man hat mir jedoch recht schnell Latein beigebracht." Sie hatte sich damals große Mühe beim Lernen gegeben, auch wenn sie diese Sprache verachtete.


    Minna überlegte kurz, als die beiden Sklavinnen auf ihre Fähigkeiten angesprochen wurden. "Herrin, ich bin kräuterkundig, denn ich war in meiner Heimat Heilerin gewesen." Als sie das Wort Heimat aussprach, dachte sie wehmütig an ihr Zuhause. Sie machte eine kurze Pause, dann fuhr sie fort."Außerdem kann ich gut im Haushalt anpacken. Mit Kindern kann ich ebenfalls gut umgehen." Das Letzte stimmt zwar nicht so ganz, denn eigentlich hatte sie nie sonderlich viel mit Kindern zutun gehabt, doch sie wusste, dass Ofella einen Sohn hatte. Von den anderen Sklaven hatte sie bereits erfahren, wie sehr sie ihren Sohn betüdelte. Das hörte sie also sicherlich gerne und wenn sie damit auch noch ihre Gunst erschleichen konnte umso besser. Solange das Kind nicht zu sehr nach seiner Mutter kommt, würde sie schon mit ihm klarkommen.


    Anschließend begann sie ihren linken Arm einzureiben. Wenigstens hatte sie an dem Massieren nichts auszusetzen.

    Auch wenn sie überhaupt keine Lust hatte Epicharis und Ofella auf dem Markt zu begleiten, war es doch eine willkommene Abwechslung für Minna. Schließlich war es das erste Mal, dass sie die Villa Claudia verlassen konnte, seitdem sie als Sklavin zu den Claudiern gekommen ist. Endlich sah sie mal etwas anderes als die Villa. Den Markt hatte sie nur einmal gesehen und zwar als sie dort auf dem Sklavenmarkt verkauft wurde. Damals war sie so aufgeregt gewesen, dass sie das Treiben auf dem Markt nicht weiter beachtet hatte, doch diesmal schaute sie sich alles ganz genau an. Sie war sichtlich beeindruckt von den vielen Menschen, die auf dem Markt unterwegs waren. Doch sie fragte sich auch, wozu man sie überhaupt mitgenommen hatte. Man erwartete ja hoffentlich nicht von ihr, dass sie die ganzen Einkäufe mit zur Villa schleppte, denn dafür hatte sie nun wahrlich nicht die Kraft dafür, besonders nicht bei dieser Hitze. Diese machte der Germanin wirklich zu schaffen.


    Von dem Vorfall mit dem Sklaven hatte sie nicht wirklich etwas mitbekommen, denn sie musterte gerade die Vielfalt der bunten Stoffe in dem Laden, als sie plötzlich Ofella schimpfen hörte. Verächtlich sah sie zu ihr und gleich danach zu der anderen Römerin, die ebenfalls über die Germanen fluchte. Wie konnten sie es nur wagen ihr Volk so zu beleidigen? In ihren Gedanken verfluchte sie die beiden Frauen, doch äußerlich ließ sie sich nichts anmerken, nur dass ihre Augen sich auf einmal verengten, als die fremde Frau so schlecht über ihre Landsleute zu reden begann. Doch schon im nächsten Moment lächelte sie scheinheilig und tat so, als ob sie auf eine Anweisung von ihrer Herrin wartete.

    Eingeschüchtert nickte Minna, auch wenn sie wegen ihres schlechten Lateins nicht alles verstanden hatte, was diese Frau von ihnen verlangte. Als Fiona sie anschaute, blickte sie nur hilflos zurück. Auch sie hatte mit römischen Gepflogenheiten nicht sonderlich viel Erfahrung. Fieberhaft überlegte sie, was sie machen könnte, während Fiona mit dem Einreiben begann. Sie beschloss, sie ebenfalls einzuölen, denn massieren konnte sie recht gut, schließlich gehörte dies zu den Fähigkeiten, die eine Heilerin beherrschen sollte. Sie hoffte einfach darauf, dass es der Herrin recht ist, wenn gleich mehrere Sklaven sie einrieben. Gewandt bewegten sich ihre schlanken Hände über ihre Schultern und kneteten diese sanft durch. In der Zwischenzeit massierte Fiona sie am unteren Bereich.


    Während sie Ofella mit dem frisch duftendem Öl einrieb, fragte sie sich, wofür ein einzelner Mensch nur so viele Sklaven benötigte. Naja, diese Römer würde sie wohl nie verstehen.

    Minna war erleichtert, dass die Antwort Fiona genügte und sie sie nicht weiter mit unangenehmen Fragen löcherte. Ihr war es schon immer schwer gefallen mit anderen über solche Dinge zu sprechen, auch wenn sie den Menschen vertraute.


    "Ja, ist gut. Ich denke schon, dass wir das im Garten besprechen könnten. Gute Nacht, Fiona!" Sie konnte nach diesem Gespräch nicht so schnell einschlafen, denn ihr gingen noch so viele Gedanken durch den Kopf. Sie dachte über die Flucht nach... und über Nordwin.

    Typisch Männer... dachte sich Minna als sie das Ganze beobachtete. In ihrem Dorf waren die Kerle vom selben Schlag gewesen. Verstohlen blickte sie zu ihm rüber.


    Eigentlich wollte sie nicht zwischen den beiden gehen, doch so langsam wurde sie ungeduldig und so entschied sie sich einzugreifen. Kurzentschlossen stämmte sie die Hände in Hüfte und trat an Nordwin heran. Dass er dabei nackt vor ihr stand, war ihr inzwischen egal, naja fast. "Ist doch egal, wofür es gebraucht wird. Samira hat diesen Auftrag zu erledigen und wir sollen ihr helfen. Da Fiona und ich uns hier in Rom nicht auskennen, dachten wir, es wäre das Beste, wenn wir dich um Hilfe bitten." Sicherlich, er war bestimmt über die ganze Situation verwundert, doch sie wollte ihm keine Zeit zum Nachzudenken geben. Nicht dass er sich das Ganze doch noch anders überlegt und einen Rückzieher macht. Schließlich wollte sie, dass er mitkommt. "Was ist jetzt? Kannst du uns helfen? Bitte..." Sie blickte ihn mit großen Augen erwartungsvoll an und klimperte dabei mit den Wimpern.

    Sim-Off:

    Haha, armer Nordwin! Der tut mir jetzt schon leid :D


    "Stimmt, Geld bräuchten wir allerdings. Ich denke schon, dass man Nordwin vertrauen kann, aber dann würden wir ihn nur mit reinziehen. Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist. Ich schlage vor, wir schlafen noch mal darüber und unterhalten uns, wenn wir ungestört sind. Vielleicht ist ja von den anderen schon einer wach geworden und belauscht uns die ganze Zeit..." Es musste ja nicht gleich jeder mitbekommen, was die Beiden vorhatten.


    Als Fiona auf Nordwin ansprach, stutzte Minna einen Moment lang. Wie kam sie denn da jetzt drauf? "Hä? Was soll zwischen uns sein? Und wie meinst du das, ich gucke ihn immer so an?" stammelte sie und machte dabei eine Unschuldsmiene. Minna wusste natürlich ganz genau, worauf sie aus war. Sie überlegte. Schaute sie ihn tatsächlich immer so an? Ihr war das gar nicht so bewusst gewesen.
    Zugegeben, er sah nicht schlecht aus. Zudem war er sehr charmant und witzig. Und überhaupt, er war ja schließlich Germane! Das er dann nicht von schlechten Eltern war, lag doch wohl auf der Hand ;)
    "Naja, er ist ja schon ganz nett..." sagte sie verlegen und schaute auf den Boden. Sie spürte, wie ihre Wangen zu glühen begannen. Hoffentlich sah Fiona das im Dunkeln nicht, sonst käm sie noch mehr auf solch völlig absurde Gedanken. "... aber der ist doch viel zu alt für mich!" :P Sie schüttelte dabei den Kopf und hoffte, dass das halbwegs glaubwürdig rüberkam.

    "Ja, ich denke, im Moment ist es das Sinnvollste, wenn wir ihm brav gehorchen und so sein Vertrauen gewinnen. Auch wenn ich nicht so richtig daran glaube, ein wenig Hoffnung auf eine Freilassung habe ich noch. Aber auch wenn er uns nicht gehen lässt, vielleicht kauft er unsere geheuchelte Gehorsamkeit trotzdem ab und wird möglicherweise nachlässig. Und wenn dann die Gelegenheit günstig ist, können wir es immer noch versuchen." Minna wollte mit einer Flucht lieber warten, denn ihr war bewusst, dass ihre Situation momentan völlig ausweglos war. "Im Moment sollten wir lieber warten, finde ich."


    "Und noch was, Fiona. Du kannst dich immer auf mich verlassen! Zusammen werden wir das schon durchstehen." Ihre Stimme klang diesmal viel zuversichtlicher als vorher. So schnell würde sie die Hoffnung nicht aufgeben.

    Als sie im Cubiculum eintrafen, war Minna von der prunkvollen Einrichtung sichtlich beeindruckt. Die Zimmer von Vesuvianus hatten sie schon sehr imponiert, doch dieser Raum übertraf sie um einiges. Dann sah sie diese Römerin vor sich. Wer war das denn schon wieder? War das etwa diese Ofella? Von den anderen Sklaven hatte sie ja bereits einige Geschichten über sie gehört und sie konnte nur hoffen, dass alle Erzählungen maßlos übertrieben waren.


    Sie musterte sie verstohlen und versuchte sie einzuschätzen. Mit ihren strengen Gesichtszügen machte sie schon mal keinen allzu freundlichen Eindruck auf sie. "Herrin, du hast uns gerufen? Was können wir für dich tun?" fragte sie demütig und senkte dabei ihren Kopf. Ihr germanischer Akzent war deutlich herauszuhören.

    Selbstverständlich hatte Minna nicht vor hier ewig zu bleiben, aber im Moment schien ihre Lage so aussichtslos zu sein. Es war zum Verzweifeln. "Ich weiss nicht. Ich habe einfach fürchterliche Angst davor... Vielleicht erbarmt sich Vesuvianus und lässt uns eines Tages ja tatsächlich frei..." Aus ihrer Stimme konnte man deutlich heraushören, dass sie selbst daran zweifelte was sie da eben sagte. Wieso sollte er sie einfach laufen lassen? Schließlich sind die beiden schon mehrmals negativ aufgefallen, besonders bei der Bewirtung damals. Aber wenn sie versuchen würden abzuhauen, würde er sie auf keinen Fall mehr frei lassen. In dem Fall wäre ihr Schicksal besiegelt und der allerletzte kleine Funken Hoffnung wäre endgültig zunichte gemacht.


    "Hättest du denn schon eine Idee?"

    Sim-Off:

    Sorry Fiona, ich bin gestern nicht mehr dazu gekommen!


    Augenblicklich war sie hellwach, als sie Fionas Worte hörte. Nur zu gut konnte Minna sie verstehen! Der Gedanke an ein Entkommen ist ihr schon etliche Male durch den Kopf gegangen. Schon so oft hatte sie sich in ihren Träumen ausgemalt, wie ihr die Flucht gelingen würde und sie zu ihrer Familie zurückkehrt.


    "Natürlich Fiona! Mir geht es ganz genauso. Ich wünsche mir nichts sehnlicher als wieder frei zu sein." Es tat gut mit jemanden darüber zu sprechen, der die gleichen Gedanken teilte. Sie war sich nicht sicher, ob sie sich mit den anderen Sklaven so unterhalten könnte. Es schien ihr, als hätten diese sich bereits mit ihrem trostlosen Schicksal abgefunden. Sie erinnerte sich, wie Nordwin die Villa einmal sogar als Zuhause bezeichnet hatte! Gut, vielleicht hatte er es damals nur aus Spaß gemeint, doch Minna war trotz allem geschockt darüber gewesen.


    "Was? Du meinst...?" entfuhr es ihr. Meinte sie das mit der Flucht ernst? "Du weißt doch, was mit Sklaven passiert, die versuchen zu fliehen!" Sie war hin- und hergerissen. Einserseits hatte sie wahnsinnige Angst vor einer missglückten Flucht und der darauffolgenden Bestrafung, andererseits wollte sie es wenigstens versuchen. Sie würde sich sonst elendig fühlen, wenn sie einfach so aufgeben würde.


    Plötzlich bewegte sich jemand. Minna erschrak und war auf Anhieb still. Es war Nordwin. Hatte sie etwa zu laut gesprochen und ihn geweckt? Vielleicht war er ja auch sogar schon länger wach und lauschte ihnen? Sie wartete einige Sekunden ab, aber als nichts weiter passierte, beruhigte sie sich wieder. Vermutlich träumte er nur von ein paar hübschen Mädchen.

    Bestürzt schaute Minna erst zu Fiona und anschließend zu Vesuvianus auf, als sie sie plötzlich schluchzen hörte. Was war passiert? Warum weinte sie nur? Er hatte ihnen bestimmt mitgeteilt, welch schlimme Dinge er mit ihnen vorhatte. Wahrscheinlich würde sie selbst weinen, wenn sie seine Worte verstanden hätte. Minna strich ihr behutsam über den Arm um sie zu trösten. Glücklicherweise beruhigte sich Fiona schnell wieder, wodurch sie ebenfalls ein bisschen ruhiger wurde.


    Erwartungsvoll blickte sie nun ihren neuen Herrn an und hoffte, dass er sie beide bald gehen ließ. Sie konnte seine kalte Art nicht länger ertragen und wollte so schnell wie möglich dieses Zimmer verlassen.