Beiträge von Appius Aurelius Cotta

    Nachdem ich mein Testament im Atrium Vestae hinterlegt hatte, war es gerade Mittag, und ich stand also vor der Wahl, in die heimische Villa Aurelia zurückzukehren oder aber in der Stadt eine kleine Mahlzeit zu mir zu nehmen. Da ich in den vergangenen Wochen sehr zurückgezogen gelebt hatte, entschied ich mich für das Letztere und suchte eine etwas abgelegene Taverne auf, in der nicht gerade das feinste Publikum verkehrte, das sich seiner Gäste und - wie ich nach genossenem Mahl hinzufügen konnte - auch seiner Speisen allerdings auch keineswegs zu schämen brauchte.


    Ich hatte gerade meine aus diversen Meeresfrüchten bestehende Mahlzeit beendet, da fiel mein Blick unwillkürlich auf einen Nebentisch, an dem sich in diesem Moment eine Dame erhob. Sie hatte mir den Rücken zugewandt, so dass ich nur ihre hellblaue Tunika und ihre lindgrüne Palla zu sehen bekam, und auch als sie sich nun dem Ausgang der Taverne zuwandte, konnte ich kaum ihr Profil erblicken. Ihr Begleiter, der mit ihr am Tisch gesessen hatte, für meine Augen jedoch bisher unsichtbar, weil durch eben diese Dame verdeckt gewesen war, ging noch mit ihr zum Ausgang, kehrte dann aber zu seinem Tisch zurück. Dabei begegneten sich unsere Blicke, wir mussten beide lachen, und schließlich setzte sich der Mann, den ich auf etwa vierzig schätzte und der groß und auch sehr kräftig war, zu mir an den Tisch. Ich ließ uns beiden eine Karaffe Wein bringen und kam mit dem Mann, der, wie sich nun herausstellte, Pannonier war, ins Gespräch.


    Er war, wie er mir erzählte, in seiner Heimat schon längere Zeit als Fuhrunternehmer tätig gewesen und schickte sich an, ein solches Geschäft nun auch in der Hauptstadt des Reiches aufzubauen, was wegen der großen Konkurrenz mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden war. Sein Plan bestand darin, sich auf Warenfuhren und auf Personentransporte für den mittleren Geldbeutel zu spezialisieren. Als er dann die Route erwähnte, welche er zunächst von Rom aus einzig bedienen wollte, horchte ich auf: Er hatte sich nämlich die Nordroute ausgeguckt und fuhr auch Mantua an. Ich erwähnte gleich, dass ich vorhätte, in den nächsten Tagen selbst nach Mantua zu reisen, und von dieser meiner Erwähnung an bedurfte es nur noch weniger Worte, bis wir beiden uns einig waren, dass ich mit einem Wagen meines neuen Bekannten in meine Heimatstadt fahren würde.


    In der Zwischenzeit hatte sich die Karaffe mit Wein bis zum Boden geleert, und anstatt eine weitere zu bestellen, entschlossen wir uns, zu bezahlen und uns zur Porta raudusculana zu begeben, in deren Nähe die Wagen, Angestellten und Tiere des pannonischen Fuhrunternehmers untergebracht waren. Die Gefährte waren allesamt neu angeschafft oder angefertigt und befanden sich, soweit ich das als Laie beurteilen konnte, in bestem Zustand. Ich ließ mir gerade Einzelheiten der Federung des Personenwagens erklären, als mir plötzlich ein Gedanke kam, der mich sogar dazu brachte, dem Pannonier ins Wort zu fallen: "Und was wäre, wenn wir heute noch nach Mantua aufbrächen?" Als wäre diese Frage die normalste der Welt, antwortete der Fuhrunternehmer ruhig abwägend: "Nun ja, ich kenne da einen ganz guten Gasthof unterwegs, den wir noch gerade im Hellen erreichen könnten, wenn wir uns gleich auf den Weg machen. - Also, die Wagen sind bereit. Willst du wirklich?" Ich bejahte, und es verging kaum eine halbe Stunde, bis Wagen, Mannschaft, Tiere und Appius Aurelius Cotta reisefertig waren. Den einzigen Sklaven, der mich den Tag über in Rom begleitet hatte, hatte ich derweil in die Villa Aurelia zurückgeschickt, um dort meine Abreise zu melden und mir ein leichtes Reisegepäck zu schnüren, welches unserer Compania per Kurier in einen der bekannten Gasthöfe an der Strecke nachgesandt werden sollte.


    Wie von dem Pannonier vorhergesagt, erreichten wir tatsächlich noch kurz nach Sonnenuntergang die avisierte Taberna, wo uns eine überraschend saubere und einladende Unterkunft für die Nacht bereitet ward. Noch vor Sonnenaufgang des nächsten Tages wurde ich geweckt und mit einem frugalen Mahl aus Äpfeln, Brot und ein wenig Käse gestärkt, bevor es wieder weiterging. Unsere Reisegesellschaft bestand insgesamt aus vier Mann: dem Pannonier, dem Reisenden Aurelius Cotta sowie zwei Angestellten des Pannoniers, die abwechselnd den Wagen lenkten und sich um das mitgeführte Lasttier kümmerten. Dieses konnte am dritten Tage unserer Reise auch mein Gepäck aufnehmen, nachdem der Kurier aus Rom uns eingeholt hatte, da er ja auf wechselnden Pferden schneller vorankam als wir mit dem Wagen. Dennoch gab es an unserer Reisegeschwindigkeit nichts auszusetzen, von den jahreszeitlich bedingten Engpässen einmal abgesehen.


    Für mich war diese Fahrt mit unendlich vielen Erinnerungen verbunden, näherte ich mich doch meiner Heimatstadt und den Orten, an denen ich als Kind mit meinen Eltern und Geschwistern zusammengewesen war. Durchaus nicht alle Erinnerungen an diese Zeit waren schön - nein, ich musste mir sogar eingestehen, dass ich um nichts in der Welt wieder in diese Zeit würde zurückversetzt sein wollen -, doch war ich als Römer von patrizischer Abstammung gehalten, dankbar auch auf diesen Abschnitt meines Lebens zurückzublicken und auf die Menschen, die ihn geprägt hatten. Allzu gerne hätte ich Maron in diesen Stunden meiner Reise bei mir gehabt, ihn auf vieles hingewiesen und meine Gedanken mit den seinen geteilt, doch dieses Erleben hatte der Tod uns verwehrt, genau wie er sich furchtbar und endgültig vor mögliche klärende Gespräche z.B. mit meiner Mutter oder meinen Brüdern geschoben hatte.


    Nun aber hieß es, nicht mehr nur auf das Vergangene und unwiederbringlich Aus-den-Händen-Geglittene zu schauen, sondern sich verstärkt der Gegenwart zuzuwenden, die doch schließlich das Einzige ist, worin wir wirklich stehen. Die vielen und mannigfaltigen Eindrücke der Reise boten mir auch reichlich Gelegenheit zu einem staunenden und verweilenden Betrachten, zumal ich den Weg zwischen Rom und Mantua seit Jahren nicht mehr zurückgelegt hatte. Ich war gereift, ein anderer geworden und erblickte nun vieles neu und stellte es für mich in einem anderen Lichte dar. So war ich natürlich auch früher schon einmal an all den kleinen Gemeinden und Siedlungen längs des Weges vorbeigekommen, hatte dem Leben, welches die dort wohnenden Menschen führten, aber niemals große Beachtung gezollt. Jetzt dagegen sprachen die Ursprünglichkeit und die enge Verbundenheit mit der Natur und ihren Kreisläufen, die das Leben der Menschen dort prägten, unmittelbar zu mir, und ich wähnte mich gleichsam an der Wiege des römischen Traums, der von hier aus seinen Anfang genommen hatte und nun den ganzen Erdkreis erfüllte, noch über die Grenzen der zivilisierten Welt hinaus.


    Meines Geistes bemächtigte sich bei diesen Gedanken eine heitere, weitherzige Stimmung, die über etliche Tage hinweg immer tiefere Wurzeln in meiner Seele zu schlagen schien. Sie war noch stärker geworden, als wir uns den Ausläufern des Apennin näherten, die wir nun passieren mussten, um schließlich die Ebene zu erreichen, in der Mantua lag. Kurz bevor die Steigungen begannen, hatten wir noch die Pferde gewechselt, und mit den offenbar noch jungen Tieren ging es ungestüm hinan, so dass der Wagen ordentlich ruckelte. Ich musste mich festhalten, freute mich aber doch wie ein Kind an der sausenden Fahrt und strahlte über das ganze Gesicht, was ich in meinem Leben vielleicht gar zu selten getan hatte.


    Gerade war eine Steigung glücklich hinter uns gebracht, als offenbar auch die Pferde auf dem nun zu durchlaufenden ebenen Weg mal ein wenig langsamer machen mussten. Sie schlugen einen sanften Trab ein, und das vormalige Ruckeln des Wagens ging wieder in ein weiches Wiegen über, so dass Aurelius Cotta, der während des schnellen Anstiegs seinen Kopf die ganze Zeit aus dem Fenster gehalten hatte, sich lächelnd wieder in seinem Sitz zurücklehnte. So ging es eine ganze Weile auf ziemlich gerader Strecke dahin, nur hier und da musste die Reisegesellschaft um eine leichte Biegung herum fahren.


    Eine solche kam jetzt wieder in Sicht, und ziemlich gemächlich rollte der Wagen auf sie zu, so dass Aurelius Cotta sie wohl gar nicht mehr bemerkte. Nur noch wenige Meter war der Wagen von der Biegung entfernt, als hinter dieser ein Geräusch ertönte, gar nicht einmal laut, auch undefinierbar, ob von einem Tier verursacht, von einem herabfallenden Stein oder doch von Merkur persönlich; einige Mitglieder der Reisegesellschaft hatten dieses Geräusch möglicherweise gar nicht einmal wahrgenommen, vermutlich auch Aurelius Cotta selber nicht, wohl aber die jungen Pferde, die den Wagen zogen. Mit einem Mal warfen sie sich in ihr Zaumzeug, und noch bevor der Kutscher recht begriffen hatte, was vor sich ging, befand sich der Wagen in rasender Fahrt. Es gelang dem Kutscher nicht, die Tiere zu bremsen, und nur mit größter Mühe brachte er das Gefährt um die Biegung herum. Aber auch das gelang ihm nicht vollständig: Ein Rad des Wagens blieb an einem vorstehenden Stein hängen und stellte sich quer; dies geschah so gewaltsam, dass die Achse des Wagens brach, dieser aber weiter von den rasenden Pferden fortgerissen wurde, die erst in größerer Entfernung endlich zum Stehen kamen, für Aurelius Cotta freilich zu spät.


    Der Patrizier war während des Achsbruches aus dem Wagen geschleudert worden. Niemand wird je wissen, ob dies und der nachmalige Aufprall seines Körpers allein schon tödlich gewesen wäre; was ihm früher noch und zuverlässiger den Tod brachte, war eine Feile des Pannoniers, welche dieser in einem Leinensäckchen für Reparaturzwecke unterwegs immer mit sich führte. Der pannonische Unternehmer war während der gesamten Reise von Rom nach Mantua meist auf einem Maultier neben dem Wagen, in dem Aurelius Cotta saß, hergeritten. Als die Pferde an der unheilvollen Biegung plötzlich scheuten, war er einer der ersten gewesen, der die Lage verstanden hatte, und als Aurelius Cotta aus dem Wagen geschleudert wurde, gelang es ihm noch, den Patrizier zu fassen. Doch mit seinem Griff trieb er den Tod in dessen Leib, denn das Säckchen mit der Feile gelangte dabei so unglücklich zwischen seinen und Cottas Körper, dass das spitze Werkzeug sich tief in die Rippen des Aureliers bohren konnte. Er begann sofort, stark und hoffnungslos zu bluten, und wenig später lag er so blutleer und blass im Tode, wie ihn im Leben seine seltsame Krankheit gezeichnet hatte.


    Unter seinen Reisegefährten, dem Pannonier und seinen beiden Angestellten, aber machte sich Panik breit. Schließlich trug der Leichnam des Patriziers nun eine Wunde, die ganz danach aussah, als sei er einem vorsätzlichen Verbrechen zum Opfer gefallen, und die drei Fuhrleute fürchteten, deswegen völlig schuldlos zur Rechenschaft gezogen zu werden. Sie beeilten sich daher, den Reisewagen wieder einigermaßen in Stand zu setzen, und fuhren dann noch ein wenig auf dem Weg nach Mantua weiter, um dann aber eine gänzlich andere Richtung einzuschlagen. Den Körper Cottas hatten sie eine kleine Böschung hinuntergeworfen; die Spuren des Unfalls an der Biegung - Radspuren, Holzsplitter, Blutflecken - aber hatten sie in ihrer Hast nicht beseitigt.



    Sim-Off:

    Die Auffindung des Leichnams Cottas ist reserviert. ;)



    edit: grrr, Rechtschreibung

    Testament
    des Appius Aurelius Cotta


    Sohn des Decimus Aurelius Galerianus und der Aurelia Camilla



    Wenn ich einst aus der Gesellschaft der Lebenden Abschied nehme, sollen die Dinge, die ich mein Eigen nannte, nicht ungeordnet zurückbleiben:


    Ich vermache daher mein gesamtes Sach- und Barvermögen sowie alle meine Ländereien Aurelia Prisca.


    Ich weiß, dass sie dieses Erbe mit dem Beistand der Götter als eine treue Verwalterin zum Besten der Gens einsetzen wird. Alles, was mir je gehörte, habe ich von meiner Gens empfangen. Ich danke meinen Angehörigen für alles und bitte sie, es mir nachzusehen, dass ich nichts zum Ruhme unserer Familie beitragen konnte. Bleibt einander in Concordia verbunden! Die Götter mögen euch immer beschützen!



    gez.


    [Blockierte Grafik: http://img102.imageshack.us/img102/322/aacunterschriftit8.gif]



    ANTE DIEM VIII ID FEB DCCCLXI A.U.C. (6.2.2011/108 n.Chr.)

    Am Morgen nach der Nacht des Alpdrucks gab ich mich betont fröhlich und beschwingt, und das Überraschende war: Ich fühlte mich auch so, als hätte der nächtliche Wind allen Schmutz aus meiner Seele hinweggeweht und sie als stilles, klares Gewässer zurückgelassen. Jeder Schritt, den ich am heutigen Tag unternehmen wollte, stand mir deutlich vor Augen, und es gab nichts, was mich davon hätte abhalten können.


    Gleich nach dem Frühstück ließ ich mir von den Sklaven, die den untätigen, kränklichen und geistesabwesenden Patrizier, den ich darstellte, wohl schon lange nicht mehr ernstnahmen, Schreibzeug bringen, und es bedurfte nur eines kurzen Momentes der Überlegung, bevor ich zu schreiben begann, nämlich mein Testament.


    Der kurze Augenblick des Nachdenkens hatte sich auf die Frage bezogen, wen aus der Familie ich als Begünstigten einsetzen wollte, denn jeder wäre geeignet und vertrauenswürdig gewesen. Titus und Prisca kannte ich freilich am besten und längsten; Titus weilte nun allerdings oft in Mantua bei seiner Legion, und Prisca war in den letzten Monaten mehr noch als sonst, ganz wie Marcus es in seinem Testament gehofft und vorausgesehen hatte, ein echter Fels in der Brandung gewesen. Ich beschloss also, sie als Begünstigte einzusetzen, um mein Vermögen bestmöglich für die Gens zu erhalten. Zugleich schmiedete ich konkrete Pläne, Titus so bald wie möglich in Mantua einen Besuch abzustatten.


    Zunächst aber musste mein Testament bei den Vestalinnen hinterlegt werden, und ich stand auf, um das sofort und höchstselbst zu erledigen.



    edit: Link eingefügt

    "Mutter!?"


    Was war das?


    Hatte ich gerade "Mutter" gerufen? Ich fuhr auf meinem Lager herum und lauschte angestrengt in die Nacht, als ob ich dadurch den Schall der Worte, die ich vielleicht soeben im Schlaf ausgestoßen hatte, noch einmal hörbar machen konnte. Doch vernahm ich natürlich nichts dergleichen, keine menschliche Stimme. Stattdessen wurde ich jetzt gewahr, dass draußen ein starker Wind ging, der immer wieder um das Haus herum aufheulte, dazu das Knirschen der Äste an den Bäumen.


    Unwillkürlich schüttelte ich mich, obwohl mein Cubiculum gut beheizt und die Villa gegen Zugluft gut geschützt war. Und eigentlich war mir auch nicht kalt, eher kam es mir nun im Gegenteil so vor, als sei mein Schütteln durch eine Art Fieber verursacht, welches sich steigerte, je länger ich wach war.


    Wollte doch sehen, ob draußen bei diesem Sturm alles in Ordnung war. Langsam stieg ich von meinem Lager auf, warf mir eine warme Tunika über und schlurfte in Sandalen in das Atrium hinaus. Kaum hatte ich es erreicht, blieb ich wie angewurzelt stehen: Was tat ich hier? Was wollte ich nur? Nach was wollte ich eigentlich sehen? Und was könnte ich ausrichten, wenn irgendetwas nicht in Ordnung wäre?


    Alles in der Villa schien zu schlafen. Ich konnte kein Licht sehen und vernahm kein Geräusch außer dem Brausen des Windes. Wie an einer Schnur gezogen, schritt ich weiter und stellte mich schließlich genau gegen den Wind. Ich sah an mir herunter, sah, wie die Tunika sich hob und aufwirbelte im Wind, und - ja, ganz offensichtlich schlotterte ich, ich schlotterte, mir musste bitterkalt sein, aber davon fühlte ich nichts, ich fühlte im Gegenteil, dass das Pochen und der Druck in meinen Schläfen, den ich im Cubiculum noch so unabweisbar verspürt hatte, hier in der frischen Zugluft nachließ.


    Doch was bedeutete das alles? Ich stand hier, ich atmete und lebte, ich zitterte und spürte es nicht, ich fieberte und spürte es nicht, ich schaute gen Himmel, ob ich am Muster der Wolken, die der Wind vor sich her peitschte, irgendein Muster, irgendeinen Willen der Götter erkennen konnte, doch es war Neumond, und ich sah nichts.


    Langsam ging ich zurück in mein Cubiculum, um Ruhe zu finden und zu beginnen, meine Dinge zu ordnen.


    Sim-Off:

    Bitte nicht hineinschreiben! :)

    Zitat

    Original von Appius Aurelius Cotta
    Zunächst einmal entschuldige ich mich für meine momentane Zurückhaltung hier im Spiel.


    Ein absehbarer Todesfall in meinem Bekanntenkreis raubt mir allerdings im Augenblick ziemlich die Motivation für dieses Online-RPG. Ich bleibe aber grundsätzlich dran und bitte derweil um Verständnis.


    Die Beerdigung war dann auch vor drei Wochen...


    Jetzt melde ich mich hier vorsichtig zurück, muss mich ja erst einmal wieder einlesen. :)

    Zunächst einmal entschuldige ich mich für meine momentane Zurückhaltung hier im Spiel.


    Ein absehbarer Todesfall in meinem Bekanntenkreis raubt mir allerdings im Augenblick ziemlich die Motivation für dieses Online-RPG. Ich bleibe aber grundsätzlich dran und bitte derweil um Verständnis.

    Tiberius setzte nun doch zu einer ausführlicheren Erwiderung auf mein Anliegen an. Allerdings wurde ich nicht so recht schlau aus ihm, aus welcher Haltung heraus das jetzt geschah: So ganz schien er mir zu einem Gespräch über meine Aufnahme bei den Salii Palatini nämlich nicht bereit zu sein. Weil er aber auf der anderen Seite eben doch so sachdienlich auf mein Ersuchen einging, beschloss ich, mit dem nun einmal angefangenen Thema fortzufahren, und wie um diesen meinen Entschluss auch gleichsam körperlich zu untermauern, setzte ich mich jetzt doch auf den angebotenen Platz nieder.


    "Du hast ganz Recht, bei den Collini muss ich noch austreten. Sobald wir beide uns beraten haben, werde ich dort vorsprechen und die Gemeinschaft verlassen. Ich wollte das tun mit dem Hinweis darauf, dass ich zu der Zeit der Aufdeckung jenes unseligen Skandals durch Marcus krank war und daher damals meinen Verwandten nicht zu den Salii Palatini folgen konnte - ein Versäumnis, das ich jetzt nachholen möchte, da die Götter meine Gesundheit wieder befestigt haben." Eigentlich hatte ich gehofft, dass dieses Argument - natürlich noch ein wenig ausgeführt - allein schon ausreichend wäre, nicht nur um bei den Collini austreten zu können, sondern auch um bei den Palatini aufgenommen zu werden. Mit dem möglichen Einwand, den Tiberius hier ins Spiel brachte, dass es nämlich bei den Palatini Widerstand gegen zu viele Aurelier geben könnte, hatte ich nicht gerechnet.


    "Was die Aufnahme bei den Palatini angeht und diese Sache, dass dann dort in den Augen einiger zu viele Aurelier wären - damit erwischst du mich, ehrlich gesagt, ein bisschen auf dem falschen Fuß. Ich hätte nicht gedacht, dass das wirklich ein Gegenargument sein könnte. Denn ich erinnere mich noch ganz gut an die Zeit, in der die Arvalbrüder hauptsächlich von Mitgliedern der Gens Tiberia getragen wurden." Pikanterweise war dies auch gerade die Zeit gewesen, in der eine gewisse Distanz zwischen der Gens Aurelia und der Gens Tiberia geherrscht hatte; eine Distanz, welche durch die jüngsten Eheverbindungen zwischen unseren beiden Familien nun zum Glück der Vergangenheit angehörte. "Eher hätte ich erwartet, dass ich den Wechsel der Gottheit, der mit dem Wechsel der Kultvereine verbunden ist - also von Quirinus zu Mars - gut begründen müsste." Und auch bei dieser Frage war ich begierig auf den Rat aus dem Munde meines senatorischen Verwandten Tiberius.

    Ganz wie es die Höflichkeit gebot, erwiderte Tiberius meinen Gruß und wies mir auch einen Platz zum Sitzen an. Allerdings verhehlte er weder durch seine Stimme noch mit seinen Worten, dass ihm ein Gespräch mit mir zum jetzigen Zeitpunkt nicht wirklich recht war.


    Ich leistete seinem Ruf daher zwar Folge und trat nun vollständig in sein Zimmer, setzte mich aber zunächst einmal nicht. Stattdessen grübelte ich, was er mit seinen Worten "Hängt aber ganz davon ab, für was" gemeint haben könnte. War denn irgendetwas vorgefallen, was mir als Neuankömmling in der Villa Aurelia in Roma bislang noch verborgen geblieben war? Oder waren es die traurigen Ereignisse in unserer Familie, die ihn sich nach Ruhe sehnen ließen?


    Gerne hätte ich über mein eigentliches Anliegen hinaus einige Worte mit Tiberius gewechselt. An das letzte längere Gespräch mit ihm konnte ich mich gar nicht mehr wirklich erinnern, und außerdem stand immer noch meine persönliche Gratulation zu seiner Erhebung in den Senat an. Da ich aber keine Ahnung hatte, welche Themen es waren, die er vermeiden wollte, zog ich es vor, so schnell wie möglich zur Sache zu kommen. "Es geht um meine Mitgliedschaft bei den Saliern. Wie du vielleicht weißt, bin ich immer noch Mitglied bei den Collini. Mein Eindruck aber ist, dass diese sich von dem Skandal, den Marcus damals aufgedeckt hatte, immer noch nicht wirklich erholt haben. Ich wollte daher dich als Magister der Salii palatini fragen, ob die Möglichkeit besteht, dass ich in euren Kreis aufgenommen werde."

    DAS klang aber gar nicht gut...


    Hatte ich gerade noch zuversichtlich meine rechte Hand nach dem Klopfen auf die Klinke von Tiberius' Tür sinken lassen, so hielt ich nun erst einmal inne. Konnte ich mich getäuscht haben, oder hatte seine Stimme tatsächlich einen scharfen, schneidenden Ton gehabt, wie ich ihn glaubte, vernommen zu haben?


    Mehrere Szenarien jagten durch meinen Kopf: Offenbar kam ich ungelegen - hätte ich ihn in seinem Officium aufsuchen sollen - aber wo fand ich dieses überhaupt?...


    Alle meine Überlegungen aber liefen darauf hinaus, dass doch kein Weg daran vorbei führte, jetzt durch diese Tür zu treten und Tiberius zumindest nach einem Ausweichtermin für mein Anliegen zu fragen. Ich drückte also die Klinke, auf der meine rechte Hand immer noch lag, endlich hinunter, öffnete die Tür einen Spalt weit, steckte meinen Kopf hindurch und betrat auch mit einem Fuß das Cubiculum. Aufmerksam sah ich Tiberius an und sagte dann: "Salve, Tiberius! Hast du einen Moment Zeit?"

    Zitat

    Original von Aureliana Siv
    Siv wurde von Hel heimgeholt.


    An dieser Stelle vielen lieben Dank an alle Mitspieler im Lauf der letzten drei Jahre :)


    Etwas verspätet danke auch ich dir dafür, dass du mit "Siv" (ich bleibe jetzt einfach mal bei dem Namen ^^) das Leben der Gens Aurelia mit soviel Fantasie, einem faszinierenden Schreibstil und über so lange Zeit hinweg bereichert hast!


    :dafuer:

    Seit meiner überstürzten letzten Abreise aus Rom hatte sich in der dortigen Villa Aurelia einiges verändert. Besonders ins Gewicht fielen natürlich die unersetzlichen Verluste: Titus, der als Legatus Legionis der Prima hauptsächlich in Mantua weilte, für den darüber hinaus aber auch eine eigene Villa errichtet wurde, und natürlich Marcus und seine Frau Celerina. Ich hatte daher in der ersten Zeit nach meiner neuerlichen Ankunft in Rom gewisse Orientierungsschwierigkeiten, die mich allerdings nicht davon abhalten sollten, endlich eine Angelegenheit anzugehen, zu deren Erledigung ich eigentlich schon länger verpflichtet gewesen war. Mein Ansprechpartner in dieser Sache war Tiberius, und meine Orientierungsprobleme führten mich nirgendwo anders hin als an die Tür seines Cubiculums in der Villa Aurelia, gegen die ich sachte


    klopfte.

    Verglichen mit den anderen Mitgliedern meiner Familie war ich bereits ein wenig verspätet, als ich das Atrium der Villa Aurelia betrat, von wo aus der Trauerzug für Marcus und seine Frau Celerina sich in Bewegung setzen sollte. Nach der für mich völlig überraschenden und schockierenden Mitteilung vom Ableben meiner beiden Verwandten war ich zwar so schnell wie möglich von Sardinien aus aufgebrochen, doch hatte schon die Übermittlung der Schreckensnachrichten von Rom aus auf die Insel lange gedauert, und die bekannten herbstlichen Fährnisse bei der Überfahrt aufs Festland taten ein Übriges dazu, dass ich tatsächlich erst in der Nacht vor der Beisetzung in der Villa Aurelia in Roma angelangt war. Die Bemühungen der Sklaven hatten darauf gezielt, mich diesen Unbilden zum Trotz ansehnlich herzurichten, doch waren die dunklen Ringe unter meinen Augen nicht zu kaschieren gewesen, genauso wenig wie die bleiche Farbe, die mein Gesicht aufgrund meiner Krankheit ja meistens hatte. Doch was tat das alles an diesem Tag, was zählte es in dieser Stunde? Nach dem tödlichen Unfall von Maron waren mir die Verrichtungen von Sklaven so gleichgültig geworden, und mein ungesundes, übermüdetes Aussehen spiegelte doch ohnehin in vollkommener Weise den Zustand meiner Seele in diesem Augenblick.


    Ich stellte mich abseits von meinen Verwandten hin, denn sie waren mir durch meine lange Abwesenheit fremd geworden, und überhaupt fühlte ich mich einsam an diesem Tag, so einsam wie noch nie. Mein ganzes Leben lang hatte ich mich allein gefühlt und war unfähig gewesen, mich anderen zu öffnen. Und doch waren immer andere um mich herum gewesen, denen ich trotz meiner Verschlossenheit etwas zu bedeuten schien. Dass Maron für mich manchmal eine Art von Vater gewesen war, spürte ich erst, als ich an seinem Leichnam stand, und der patrizische Stolz und Dünkel, den man so tief in mich eingesenkt hatte, hätte es mir auch ganz unmöglich gemacht, das vor ihm zuzugeben zu seinen Lebzeiten - vielleicht hatte er es ja dennoch geahnt und gar gewusst, der lebenskluge Thraker. Und Marcus war zwar nur wenig älter gewesen als ich, aber immer auch so etwas wie ein fester Bezugspunkt, ganz so wie die eigenen Eltern es sind, solange sie leben. Er hatte mich nach meiner Rückkehr aus Athen in die Gens genauso eingeführt wie in Rom, und war mir immer mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Gewiss hatte es auch Meinungsverschiedenheiten zwischen uns gegeben, doch diese erschienen mir jetzt wie Lappalien und waren es ja auch im Angesicht seines Leichnams. Mir war es, als hätte ich nun erst endgültig und unwiederbringlich meine Eltern und meine Wurzeln verloren und nicht schon vor Jahren in dem Augenblick, als unsere Mutter starb, nachdem unser Vater uns bereits lange zuvor verlassen hatte.


    Die toten Körper des stets durchsetzungsstarken, zielstrebigen Senators Aurelius Corvinus und seiner ehedem so anmutigen Gattin Flavia Celerina mochte ich kaum ansehen; es war nicht zu ertragen. Und angesichts meiner Einsamkeit ging mein Blick unwillkürlich hinüber zu meinen Verwandten, besonders zu Flora, die so tapfer und stark war an diesem Tag, natürlich auch zu meinem Bruder Publius und zu Prisca, die Trost fand an der Seite ihres Erwählten. Bald schon würden wir alle aufbrechen, um Marcus und Celerina auf ihrem letzten Weg zu begleiten - ein Weg, der dann für uns Lebende weiterführen würde, doch nur die Götter wussten, wohin.

    Zitat

    Original von Marcus Aurelius Corvinus
    Ich mache hier Meldung.


    Der Entschluss, das IR zu verlassen, ist weder leichtfertig noch innerhalb der letzten Tage getroffen worden, auch wenn mancher das vielleicht denken mag. Es ist mir schwer gefallen, mich dazu zu entscheiden, doch mit Celerinas Tod stand dieser Entschluss schlussendlich fest. Ich weiß, dass manche wohl andere Gründe annehmen mögen, doch jenen sei versichert, dass dies nicht der Fall ist. Es war schlicht überfällig, da man gehen sollte, wenn es am Schönsten ist. Leider habe ich da wohl zu lange gewartet.


    Vielen Dank an meine Mitspieler, mit den meisten hatte ich schöne Momente im Spiel.



    Ich lese es jetzt gerade und bin total geschockt...


    Eigentlich kann ich mich nur all den vorangegangenen Wortmeldungen anschließen, die dein Rollenspiel, lieber Corvi, deine immer neuen Einfälle und deinen unermüdlichen Einsatz hier im IR bereits gerühmt haben. Ich möchte dir aber auch noch einmal persönlich für all das danken, was du hier im IR für mich getan hast. Die ungezählten vergnüglichen Augenblicke, die mir das Spiel mit deiner ID oder auch der ein oder andere Chat mit dir im ICQ bereitet haben, werde ich nie vergessen.


    Ich wünsche dir für dein Leben von Herzen alles Gute!


    Und so ganz mag ich die Hoffnung auch nicht aufgeben, irgendwann noch einmal etwas vor dir hier im IR zu lesen.



    Auch deinen Abgang, Celerina, bedaure ich sehr! Ich wünsche dir ebenfalls alles Gute für deine Zukunft!

    Der eine Aurelier kommt, der andere geht. :D


    Die Mitglieder der Gens Aurelia wissen ja schon Bescheid, deshalb hier nur noch mal an die beiden anderen Spieler, die nicht der Aurelia angehören und mit denen ich einen Thread bzw. einen PN-Wechsel nicht weiterführen kann: Entschuldigt, dass ich euch habe hängen lassen, aber aufgrund deutlicher Veränderungen in meinem Privatleben kann ich die Rolle des "Cotta" nicht weiterspielen.


    Und jetzt, wie abgesprochen, bitte einmal Exil!

    Auf mein Klopfen hin wurde die Tür fast augenblicklich mit einer solchen Vehemenz geöffnet, dass ich mich schon darauf einstellte, mich gleich einem titanenhaften Leibsklaven meines Bruders gegenüberzusehen, der von seinem Herrn den strikten Auftrag erhalten hatte, nervende Verwandte zunächst einmal abzuwimmeln und auf später zu vertrösten. Aber nein, er war es selbst, Publius Aurelius Imbrex, der mir die Tür aufmachte! Nur zu gerne erwiderte ich sein glückliches Lächeln und umarmte ihn herzlich. "Publius! Ich freue mich genauso, dass ich endlich wieder einmal mir dir zusammenkomme! Obwohl mich der Zeitpunkt deiner Ankunft natürlich überrascht hat; ich hatte dich noch nicht so früh in Rom erwartet."


    Selbstverständlich war ich durch Briefe über die Absichten meines Bruders, ebenfalls nach Rom überzusiedeln, unterrichtet gewesen, nur war ich immer davon ausgegangen, dass seine Studien ihn noch länger in Corinthus halten würden. Aber so war es natürlich umso besser! Sicher hatte Publius seine Studien sehr schnell beenden können, und wenn ihm noch etwas fehlte, so würde er es sich ohne Mühe erarbeiten können. Er war immer ein heller Kopf gewesen, nur der Körper... Doch eine solche Misere kannte ich ja nun selbst zur Genüge und legte keinen Wert darauf, detailliert darüber zu erzählen. Weiterhin vermutete ich, dass es Publius ähnlich erging; dass sich seine Gesundheit gebessert hatte, nahm ich als gegeben an, denn sonst wäre er wohl nicht direkt nach Rom gekommen, wo er sich sicher einiges vorgenommen hatte. Immerhin glaubte ich, den Ehrgeiz meines Bruders zu kennen und auch zu wissen, dass er in diesem Moment nur darauf brannte, von seinen Plänen zu erzählen. Einem Hinweis von ihm folgend, nahm ich auf einem freien Stuhl in seinem Cubiculum Platz. "Ich nehme an, Rom darf jetzt einiges von dir erwarten?"