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~ Salambo ~
Prüfend lag der Blick des Dominus auf der Nubierin, die sich umfassend - und leidenschaftslos - gemustert fühlte. Bereitwillig bot sie sich dieser Überprüfung dar, in der Mitte des Zimmers stehend, ein Bein ein wenig angewinkelt, eine Hand locker auf die Hüfte gestützt. Anmutig wandte sie sich leicht zur Seite, präsentierte dem Beobachter unbefangen verschiedene Perspektiven ihres geschmeidigen Körpers. In ihr stieg währenddessen die Hoffnung auf, der Dominus könnte sie als Konkubine in Betracht ziehen. Auch wenn die Sklaven munkelten er könne dem nichts abgewinnen - womöglich würde es ihr ja gelingen, das Feuer zu wecken, dass, da war sich Salambo sicher, in einem jeden Mann schlummerte.
Dankbar neigte sie wiederum das Haupt, als der Dominus ihr die Huld erwies, sie zum Sitzen aufzufordern, trat leichtfüßig wie eine Katze näher heran und glitt auf einen der bereitstehenden Stühle. Die folgenden Worte des Dominus Flavius Gracchus ließen keinen Zweifel. Es war also gewiss. Ihre Herrin weilte nicht mehr unter den Lebenden. Die schwarzen Schwingen der Trauer huschten über Salambos Antlitz. Sie schlug die Wimpern nieder, so dass sich einen Augenblick lang Schatten über ihre dunklen Augen legten. Doch sie gab sich dieser Emotion nicht hin - wußte, dass sie dieses nicht durfte - sondern sah ruhig auf, als der Dominus wieder seine Stimme erhob. Nur ein leichter Glanz war in ihre Augen getreten.
Das, wovon der Gebieter da zu ihr sprach, waren keine neuen Überlegungen für das verwaiste Kammerkätzchen. Jedoch sah sie ihre Perspektive nicht als verhärmte Sklavin in der Culina der Villa Rustica Aetius - nein, viel eher würde sie wohl als Leichnam in der abgelegenen Felsenbucht enden, wo der Vater ihrer verstorbenen Herrin seine Gespielinnen zu entsorgen pflegte, wenn er ihrer überdrüssig geworden war. Ein schwerer Atemzug hob und senkte die Brust der Nubierin, die sich weitaus agreablere Weisen vorstellen konnte, der Gens Flavia zu Diensten zu sein. Wäre sie doch nur dem Ratschlag ihrer Herrin gefolgt und hätte sich in Ravenna unter den Schutz des Dominus Flavius Aristides gestellt! Ein Feldlager in einer fernen Wüstenei war mit Sicherheit dem Grunde des Meeres vorzuziehen.
Es war wohl die mit jener Vorstellung einhergehende Erschütterung, die Salambo Worte auf die Zunge legte, welche sich nicht länger zurückhalten ließen. Mit einem betörenden Augenaufschlag reckte sie den Kopf ein wenig höher, trug Sorge dass eine lockige Strähne sich zärtlich an ihre Wange schmiegte und sprach mit samtweicher Stimme die von Ehrfurcht erfüllten Worte:
"Oh Gebieter, wenn ich so kühn sein darf - sollte ich unwürdiges, verlorenes Geschöpf darauf hoffen dürfen, dass Du in Deiner Güte erwägst, mich in Deine Dienste aufzunehmen, so wird meine Freude grenzenlos sein, meine Dankbarkeit unermesslich, und meine Ergebenheit keine Grenzen kennen."
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