Fatigant waren jene Tage für das Mädchen, dass das Atrium betrat, unerträglich öde, denn ihr Herr war nicht in Rom und Dido hier, dabei war sie die Zeit zuvor keinen einzigen Tag von ihrem Herrn getrennt gewesen. Die anfänglichen Vorbehalte gegenüber ihrem Herrn waren damals schnell verschwunden, Kampfhund, Spiele und die Bevorzugung als Leibsklavin und Spielgefährtin hatten Dido schnell zur treuen und loyalen Dienerin von Serenus gemacht. Als sie all den Schmuck im Atrium sah, verzog das Mädchen angwidert das Gesicht. „Wie letztes Jahr...“, murmelte sie. Es entsann sie an das Fest, wo sie ihrem Herrn geschenkt wurde. Zum Glück musste sie keine trottelige Schleife im Haar tragen, damit sie auch als Geschenk wirkte. Prüfend musternd stolzierte das Mädchen, das keine zehn Jahre alt war, an dem Wandschmuck vorbei, ihre Hände hinter der grünen Tunika gefaltet, die ihr am Morgen von einer Sklavin hin gelegt worden war, wohl auf Geheiß jenes Mannes der Sklavenschaft, den Dido am Meisten verachtete. Die goldblonden Haare sorgfältig geflochten, wenn sich bereits auch schon die ein oder andere Strähne aus der Frisur löste. Sie war eben ein kleiner Wildfang. Die Beutel ließen die junge Dido verharren, sie reckte sich und streckte sich, strich mit ihren Fingern über den Stoff entlang, um zu Tasten, was dahinter war. Es war immer von Vorteil, wenn man sich schon im Vornherein ein Bild davon verschaffte, um das beste Geschenk zu erhalten. Dido spähte nach links und nach rechts, wähnte die Luft rein und sah sich nach einem geeigneten Gegenstand um. Sie zog einen flachen Tisch heran, räumte die Vase herunter und kletterte gewandt auf den Tisch. Damit war sie nun auch bedeutend größer, um in Höhe der Saturnalienbeutel zu stehen. Noch einmal gespäht, ob kein Sklave in der Nähe war, geschweige denn eine Herrschaft, mit einem tückischen Glitzern in ihren grünblauen Augen, dann griff sie zu einem der Beutel, öffnete den Verschluss und spähte hinein.
„Ihhh...“, murmelte sie. „Was für ein blödes Geschenk!“ Sie knüpfte den Beutel zu. Und öffnete bereits den Nächsten. „Hm...lecker...“ Selbst wenn Süßes die junge Dido stets lockte, so hoffte sie auf den großen Gewinn. Einen Aureus gar. Manche in der Sklavenschaft behaupteten, in einem der Beutel wäre tatsächlich ein Solchiger versteckt. Schnell griff Dido in den Beutel, zog etwas vom Naschwerk heraus und stopfte ihn sich in den Mund. Krümel fielen auf ihre Tunika, etwas Honig blieb an ihrem Kinn hängen. Dido merkte es nicht, denn sie knüpfte hastig den Beutel wieder zu. Um gleich in den Nächsten zu spähen, auf der Suche nach einer Goldmünze oder etwas anderes Schönes. Gierig leuchteten ihre Augen. Darum bemerkte sie auch nicht die Schritte hinter sich....