Beiträge von Gaius Terentius Primus

    Primus betrat mit Lucius das Officium, eine kurze Geste machte dem Scriba klar, daß er einen Außenauftrag hatte. Nachdem dieser die Türe geschlossen hatte lehnte sich Primus an den Schreibtisch und betrachtete Lucius näher. Offenbar hatte er nach dem Kampf keinerlei Anstalten gemacht sich das Blut seiner Gegner abzuwischen.
    Kopfschüttelnd meinte er,
    Lucius,...wie ich gehört habe gab es einen,... er legte den Kopf ein wenig zur Seite, Zwischenfall mit ,...der Kopf ging wieder in Normalhaltung.
    28 toten Germanen?!
    Er verschränkte die Arme und sah Lucius tadelnd an.
    Dieser schien inzwischen ein verstärktes Interesse am geronnenen Blut unter seinen Fingernägeln bekommen zu haben und begann es herauszupuhlen.
    ...nun,...29,...ach,...naja,...im Grunde 30.
    Er zuckte die Schultern.
    Die ähem,...die beiden Gefangenen sind auf dem Weg hierher ,...Er machte eine unbeholfene Geste mit dem Daumen hinter sich.
    Naja, ich ähm,...wir hatten,...also wir hatten keinen Capsarius mit und die Wunden der beiden waren,...also,...ich möchte dich mal sehen,...was kann ich denn dafür daß die sich auf unserer Seite herumtreiben.
    Primus hob die Hand.
    ...schon gut Lucius,...schon gut.
    Er rieb sich die Nasenwurzel,...diese verdammten Kopfschmerzen...
    Es spielt jetzt ohnehin keine Rolle mehr,...wir rücken aus. Lucius Miene erhellte sich, nicht nur weil die Befragung nun ein Ende hatte und er ohnehin keinerlei Schuldgefühl hatte sondern weil es jetzt richtig losging.
    Gut,...was,...ähem, was wird nun als nächstes geschehen?
    Primus sah seinen Freund an. Manchmal fragte er sich wie dieser die Prüfungen der Academia geschafft hatte.
    Nun Lucius,...wir rücken mit 11 Turmae aus, Ocellus bleibt als Lagerkommandeur hier und wir werden wahrscheinlich gegen unsere Brudereinheiten eingesetzt die eine Laune des Schicksals mit Kommandeuren versehen hat die treu zu dem Usurpator stehen.
    Lucius starrte ihn an alös würde ihm irgendetwas aus dem Gesicht wachsen.
    Ocellus bleibt hier?...warum?...er ist doch...
    Lucius konnte sich beim besten Leibe nicht vorstellen ohne seinen Freund in den Krieg zu ziehen. Daß es dabei gegen eigene Landsleute ging schien ihn weniger zu stören.
    Primus stieß sich vom Schreibtisch ab und sah auf den Stuhl auf welchem Ocellus immer saß.
    Ocellus ist krank Lucius,...er hat ein Rückenleiden und pinkelt Blut,...ich kann ihn nicht mitnehmen...
    So leid es ihm tat, Ocellus war immer die Seele ihrer verschworenen Gemeinschaft gewesen.
    Lucius´Mund öffnete sich und seinem Gesicht war unschwer abzulesen was in ihm tobte. Soll das heißen er wird sterben?
    Primus drehte sich wieder zu ihm um und meinte,
    ...wir alle werden sterben Lucius,...
    Er legte ihm eine Hand auf die Schulter und aus Lucius´Augen lösten sich zwei Tränen die zwei Furchen gleich ihren Weg durch Blut und Staub suchten. Lucius schniefte kurz und wische sich mit dem Unterarm die Nase.
    Das,... Mehr kam nicht über seine Lippen.

    Primus nahm das Schreiben und las es durch. Er stimmte innerlich dem zu was der Atier sagte. Die Frage war nur,...was hatte der LAPP vor?
    Er rollte die Nachricht zusammen und gab sie Ocellus zurück.
    Na schön,...das verkürzt unsere Bemühungen Confluentes halbwegs sicher zurückzulassen.
    Er drehte sich um in Richtung Officium und gab seine Befehle,
    Ocellus,...die Turmae informieren,...in zwei Stunden alle Decuriones in meinem Büro,...Lucius,...die kommst mit mir,...ich bin gespannt auf das was der Duplicarius nicht gesagt hat,...Atius,...du kümmerst dich um die Versorgung und den Troß,...das Castellum behält 3 Turmae,...die übrigen 11 werden uns begleiten.
    Er blieb kurz stehen und sah den Atier an.
    ...wir haben in den letzten Tagen fast 70 Veteranen reaktivieren können,...die drei Turmae die hier bleiben werden sollten gute Männer aber nicht die Besten sein,...ich vertraue da auf deinen medizinischen Sachverstand,...es ist etwas anderes ein Castellum zu halten als Ewigkeiten im Sattel zu sitzen!
    Er tippte mit dem Zeigefinger gegen die Brust des Atiers.
    ...als dann,...auf geht´s Kameraden,...in zwei Stunden in meinem Raum...Lucius, ...?!

    Primus verzog anerkennend das Gesicht. Ungewohnte Worte des Atiers...
    Das Castell ist nur noch an der Nordseite ausbauwürdig,...wir sollten die Gräben noch weiter ausheben und spicken...ich denke dabei werden wir schon einiges an Speck abarbeiten,...und was deine Zurückhaltung bei der Ausbildung angeht,...so erinnere ich dich an meine Vorbehalte zu deiner Ernennung zum Decurio,...ich hatte dir damals nahegelegt zunächst noch mehr Erfahrungen zu sammeln,...die Academia zu besuchen.Er schnitt eine Grimasse und fuhr fort,
    ...durch Protection bist du Decurio geworden, genauso wie unser Grieche,...aber du hast mich mit der Zeit eines besseren gelehrt,...und mit der Hilfe des Duplicarius wirst du auch das meistern,...daran habe ich keinen Zweifel!
    Er nickte dem Atier aufmunternd zu.
    ...ach übrigens,...was ist eigentlich aus Atius Romanus geworden,...im Trubel der letzten Tage habe ich ganz vergessen, daß seine Botschaft ordnungsgemäß in Roma übergeben wurde.

    Primus musste innerlich grinsen. Es war eine der prägenden Eigenschaften des Atiers, daß er sein herz auf der Zunge trug. Wenn er seine Gedanken derart auch vor dem Legaten vorgebracht hatte wunderte es ihn nicht, daß der Legat seinem Klienten gegenüber abweisend wurde.
    Deine Loyalität ist lobenswert Atius,...jedoch sollte dir klar sein, daß es mit deiner Gunst ganz schnell vorbei sein wird, wenn du in naher Zukunft nicht erwartungsmäß auf des Annaer´s,...nun sagen wir...
    Er rieb sich ein wenig das Kinn, denn wenn ihn die Eigenschaft des Atiers auch amüsierte und somit symphatischg machte, barg sie auch eine gewisse Gefahr. Er wollte um alles in der Welt vermeiden den LAPP jetzt noch durch unbedachte, vertrauliche Äußerungen und Unterhaltungen mit seinem Klienten noch mehr in dessen Mißgunst zu fallen.
    ...reagierst,...kann und wird es mit dir und deiner Karriere vorbei sein.
    Er nickte melancholus dreinblickend.
    ...warten wir also ab, was die Zeit bringt und versehen wir unseren Dienst am Volk des Imperium Romanum.
    Er ließ seine Rechte krachend auf die Schulter des Atiers fahren und meinte grinsend;
    ...ich habe einen Auftrag für dich,...da Brigio immer noch malat ist, wirst du die Ausbildung der neuen Tirii leiten,...ich stelle dir den Duplicarius Bandulf zur Seite,...er ist ein fähiger Mann und wird dir dabei eine gute Hilfe sein!

    Primus nickte zu der Nuntio und meinte,
    Gut Duplicarius,...du kannst wegtreten,...
    Er wartete bis der Mann verschwunden war und meinte dann zu Atius Scarpus,
    Das hatte ich befürchtet! Tief atmete er ein.
    Das war relativ gesehen schon eine ziemlich große Gruppe,...groß genug um kleinere Gehöfte zu plündern, vielleicht sogar kleinere Ansiedlungen.
    Er rieb sich die Nasenwurzel.
    Naja, ich werde mir die Nuntio von Lucius anhören wenn er da ist,...nun zu uns Atius,...mir ist klar, daß du ob deiner Verbindung zum LAPP in einer Zwickmühle steckst.
    Sein Blick ruhte auf dem Gesicht des Atiers, seine Miene war ausdruckslos, er wollte dieser Feststellung keine allzuschwere Bedeutung beimessen.
    ...deshalb frage ich dich hier und jetzt,...wirst du deinen Dienst bei der Ala II Numidia beenden und dich in eine Einheit versetzen lassen die dem Annaer nahesteht, denn bedenke,...die Ala II Numidia mit ihrem jetzigen Kommandeur steht ihm nicht nahe...
    Er ging wieder weiter...wartete bis er den Atier neben sich wahrnahm und schloß,
    Ich könnte verstehen, wenn du deineKarriere unter dem Annaer fortfahren möchtest, denn hier wirst du nur eines,...im Sand der Zeit untergehen,...so oder so,...die Ereignisse werden an den Schlachten um den Purpur gemessen,...nicht an der Sicherung der Ostgrenze...zumindest nicht solange hier nichts nennenswertes geschieht.
    Dabei hatte es schon begonnen. Für ihn waren die Usipeter und Sugambrer Späher, eine Art Vorauskommando welches die Lage auskundschaften sallte. Allein die Gier nach Gold und Tand entzweite sie und trieb sie in die Arme ihres Verderbens.

    Primus hörte sich die Nuntio an und massierte mit geschlossenen Augen seine Nasenwurzel. Als Ocellus geendet hatte fragte er lakonisch.
    Überlebende?...wieviele und wie hoch waren die Verluste der Patrouille?
    Bei 30 jungen Kriegern die nicht aus einem Hinterhalt agierten und einer Patrouille die in der Regel eine halbe Turma stark war dürfte die Sache eigentlich glatt pro Turma ausgegangen sein.
    Er brauchte jeden Mann, jeder Verlust eines ausgebildeten Equites zählte im Moment um ein vielfaches.

    Primus hörte sich an was der Decurio zu sagen hatte, ihm war klar, daß dieser einen Konflikt durchleben würde. Er hob beschwichtigend die Hand und meinte,
    ...wie gesagt, ich denke, daß der LAPP die Ala in ihrer jetzigen Stärke als strategisch unwichtig einstuft, sie hat für ihn kaum mehr Wert als die Legionsreiterei...für taktische Aufgaben ist ihre Stärke zu gering...für Botenritte und Aufklärung reicht die Legionsreiterei völlig. Nein,...ich denke er wird uns hier "zurücklassen" um den Limes mit den paar Cohorten der Leg.Sec. zu sichern und zu halten.
    Als Scarpus seine Finale Einschätzung kundtat schüttelte er den Kopf.
    Meine Gesundheit ist robust genug, glaube mir, ich bin noch in der Lage mit jüngeren Männern mitzuhalten,... er knuffte den Atier gegen den Oberarm.
    ...mir machen andere Dinge zu schaffen,...und da ich ein Gemütsmensch bin sieht man mir das nun an...eine Versetzung war von Roma einmal angedacht,... Wieder lächelte er,...ich sollte die Classis misenensis übernehmen,...aber,...naja,...ich habe mich für die Ala und Germania entschieden.
    Eine Entscheidung die nun sein Leben definieren würde.
    ...was die anderen Dinge angeht, so glaube ich kaum, daß jemand den LAPP von seiner Meinung über mich abbringen kann,...ich schätze ihn als Machtmensch..., als einen Mann ein, der sich gerne mit Männern umgibt die ihm nach den Mund reden und kritiklos seine Ansichten teilen,...mich würde es nicht wundern, wenn er dich nach deinem Vorschlag für eine Versetzung meinerseits,...was sehr nobel aber völlig unnötig war...,
    Ein strenger Blick traf den Atier, doch nur kurz...was besprach dieser Annaer alles mit seinen Offizieren?
    ...könnte ich mir sogar vorstellen, daß er dir dafür das Patronat aberkennen würde!
    Er konnte sich noch mehr vorstellen,...sogar ein Griff nach dem Purpus traute er dem Annaer zu...

    Primus hörte des Atiers Stimme und trat an die Türe seines Privaten Raumes.
    Decurio Atius,...
    Sein Gesicht war gezeichnet durch die Ereignisse der letzten Tage. Selbst seine Rasur strellte nicht mehr her was er vor Tagen noch darstellte.
    Primus hatte kaum mehr geschlafen und sich die Nächte um die Ohren geschlagen in Plänen und Szenarien der Zukunft der Ala und auch der seinen.
    Er trat auf den Atier zu und hieß ihn mitzukommen...sie betraten den Gang der Principia.

    Primus hatte in der Vergangenheit oft mit seinen Soldaten hier Zwiegespräche gehalten. Sorge darum belauscht zu werden hatte er nicht, hier waren nur Männer seine absoluten Vertrauens.
    In den inneren Bereich der Principia kam nicht jeder...
    Decurio,...Atius,...
    Ein schmerzliches Lächeln umspielte seine Mundwinkel.
    Ich will gleich zur Sache kommen,...wie du sicher weißt ist der LAPP,...dein Patron was meine Person angeht,...nun sagen wir,...im Unklaren was meine Loyalität angeht.
    Er war sich bewußt, hier auf einer Klinge zu reiten. Auch wenn er den Atier schätzte und als Soldat mehr als akzeptierte, war dieser doch ein Mensch welcher zum Zirkel des Annaers gehörte. ,Doch es gab inzwischen mehr zu verlieren als sich der Annaer ohnehin zusammenreimte.
    ...wie ich hörte, plant er nicht weiter mit der Ala Numidia,...was ,...nun was ich herzlich begrüße.
    Er wandte sich zum gehen und im Schlendern fuhr er fort.
    Damit wir uns richtig verstehen, Atius,...ich bin Soldat Romas,...mein Eid galt den Kaiser,...und meine Ehre verlangt es seinen Mörder seiner gerechten Strafe zuzuführen.
    Er blieb stehen und sah den Atier ernst an.
    Das wollen aber die meisten der Kommandeure in Germania und sind bereit mit einem Großteuil ihrer Legionen vereint gegen den Usurpator zu ziehen.
    Wieder dieses schmerzerfüllte Lächeln.
    ...und entblößen somit unsere Ostgrenze,...die nicht umsonst zu den Grenzregionen mit den meiststationierten Legionen gehört.
    Wieder setzte er sich in Bewegung.
    Wenn der LAPP gegen den Vescularier zieht und die Legionen ihnbegleiten, wird eine "schwache" Ala ihm nicht allzuviel nutzen bringen. Er wird einen unsicheren Kommandeur zurücklassen um all diejenigen aufzuhalten die die Absens der Legionen nutzen werden um sich zu holen was sie immer haben wollten,...oder um zu zerstören was ihnen immer ein Dorn im Auge war. Sie passierten einen der Wachsoldaten und Primus nickte diesem zu.
    Was ich damit sagen möchte ist,...daß wenn die Ala hier bleibt sie ihrem Auftrag getreu die Grenze sichern und vor Eindringlingen schützen wird,...wir werden gegen Barbaren kämpfen Atius,...nicht gegen unsere Brüder die nur der Zufall in eine Legion verschlagen hat deren Kommandeur ein Gefolgsmann des Vesculariers ist.

    Es tat gut den Claudier als Freund zu wissen. Primus nickte ihm und dem Primus Pilus ernst zu und verabschiedete sich von den Kameraden.
    Di te bene ament,...Kameraden...honor ruborque!
    Dann verließ er mit Lucius die Casa.
    Was waren das für Zeiten?

    Primus nickte und entgegnete,
    Ich weiß nicht was kommen wird, Claudius,...ich weiß nur eines,...vor uns liegen schwere Zeiten .. jetzt heißt vereint stehen.
    Er nickte dem Liktor zu und bat Claudius zurück in den Kaminraum, zurück zu seinem Primus Pilus und Lucius,...seinem ...Primus Pilus wenn man so wollte.
    Claudius,...ich fürchte durch die eindeutige Haltung meiner direkten Bezugspersonen in Roma bin ich dem Legaten ein...na sagen wir ein wenig zu heiß. Ich verstehe das, daher denke ich, daß er mich, trotz meiner eigenen differenten Haltung zu ihnen kaltstellen wird.
    Ein wehmütiges Lächeln zog über sein Gesicht.
    Wenn ich Glück habe läßt er mich bei der Ala zurück um die Grenzen zu sichern,...wenn ich Pech habe hat er es auf mich persönlich abgesehen und wird mich in "Gewahrsam" nehmen wollen.Sein Blick fiel auf Lucius der grimmig nickte.
    Sollte letzteres der Fall sein,...werde ich mich dem zu entziehen wissen,...ich werde untertauchen und mit einer Miliz die Grenzen weiter halten...
    Er legte dem Claudier die Hand auf die Schulter,
    Denke also nichts Schlechtes von mir, wenn es heißt der Praefectus Alae sei zum Verräter geworden,...das ist Politik,...jedoch ich werde da sein,...ich werde diese Provinz nicht den Launen des Schicksals überlassen,...und wenn du mich brauchen solltest,...so oder so...werde ich dir beistehen.

    Primus brauchte nicht groß nachzurechnen, er hatte die Stärkemeldung an den LAPP noch im Kopf.
    Wir haben 100 Calones,...gut,...wenn wir 80 davon innerhalb der nächsten Woche abklopfen und zu niederen Kampftraining anleiten, dann haben sie genausoviel Wert wie eine Aushebung in der Zivilbevölkerung,...aber sie sind unendlich wertvoller für uns,...sie kennen die Abläufe!
    Er klopfte auf die Tischplatte.
    Gut,...Lucius,...du kümmerst dich um die Ausbildung, Ocellus,...du schickst Boten an die bekannten Aufenthaltsorte der Veteranen im Umkreis von 50 Meilen,...wir rufen sie zu den Waffen,...
    Es würden Männer für die Verteidigung des Castellums und der Civitas benötigt, Männer mit Kampferfahrung. Primus fasste wieder ein wenig Mut.
    Lucius und Ocellus verließen mit ihren Aufgaben den Raum und ließen ihn mit seinen Gedanken alleine.

    Der Appell war zu seiner Zufriedenheit verlaufen. Als er mit Lucius und Ocellus zurück in sein Officium kam meinte er,
    Ocellus,...wir müssen unbedingt unsere Kampfstärke erhöhen,...ich brauche mindestens noch 3 am besten 4 bis 5 Turmae!
    Woher nehmen wenn nicht stehlen?
    Beiläufig sah er wie Lucius sich an dem wieder aufgefülltem Vinum zu schaffen machte.
    Dabei fiel ihm ein, daß einige der Veteranen noch in der Gegend um Confluentes und Mogontiacum lebten. Sie hatten ihre Donatio verkauft und sich hier Land erworben. Sie lebten als freie Bauern, Winzer oder Viehzüchter im näheren Umkreis.
    Ocellus meinte unbestimmt,
    Nun,...wir verfügen über mehr als 80 Calones,...allesamt schon mindestens 5 Jahre dabei,...ich denke daß man sie mit ein wenig Drill durchaus zu einer Reservetruppe machen könnte.
    Primus rieb sich das Kinn,...die Calones,...Pferdeknechte, allesamt prächtige Reiter, sowohl mit den Pferden als auch mit den Equites und ihren Gepflogenheiten wohlvertraut.

    Primus´Innerstes stand im Wiederspruch zu dem was er da von seinen Männern verlangte. Doch seine Entscheidung war gefallen, er würde sich gegen jeden stellen der mit Mord, List und Tücke versuchte seine Ziele zu erreichen.Ein Blick auf seine beiden Freunde spiegelte einen weiteren Zwiespalt dar. Ocellus rang mit sich, verlangte Primus Entscheidung doch von ihm sich gegen seinen Bruder zu stellen. Lucius hingegen war es egal,...Hauptsache er konnte sich wieder ein wenig austoben.
    Es galt nun für ihn seinen Männern als Vorbild zu dienen. Jetzt trennte sich die Spreu vom Weizen. Das hier waren keine römischen Bürger, das hier waren Männer die das Ziel hatten römische Bürger zu werden. Doch wer konnte es ihnen verdenken, wenn sie nun ihren Eid lösten, den sie auf den ermordeten Kaiser geleistet hatten und sich von der Fratze der römischen Willkür abwandten?
    Equites der ALA II NUMIDIA,...fratres germani...einjeder von Euch hat seine Gründe hier in der ALA zu dienen,...einjeder von Euch hat hier etwas gefunden,...Kameradschaft, Freundschaft, Waffenbrüderschaft!...der Wunsch Bürger des Imperium Romanum zu werden!
    Hört,hört,... lies sich Lucius vernehmen.
    Primus ignorierte dessen Kommentar. Die Querelen zwischen den Angehörigen der verschiedenen Volksgruppen waren ihm bekannt, jedoch empfand er sie eher als Baltzgehabe denn als wirkliche Verachtung. Er hoffte, daß ihre Feldzeichen sie zu einer Einheit verschmolzen hatten.
    Es brechen nun unsichere Zeiten an,...Zeiten in denen das Volk des Imperium Romanum einmal mehr den Schutz seiner Legionen braucht,...euren Schutz!...es braucht die Kampfkraft der ALA II NUMIDIA! Helft mir die Werte zu verteidigen die euch dereinst veranlaßten dafür in die ALA einzutreten!
    Ocellus rutschte mit einem leicht gequältem Gesichtsausdruck auf seinem Sattel in eine für ihn angenehmere Position. Diese verdammten Rückenschmerzen machten ihm heute wieder besonders zu schaffen.
    Verharrten die Equites bisher regungslos in ihren Sätteln, so tönten sie ausnahmslos in die Hochrufe ihrer Decurionen ein.

    Primus sah in den Pokal und bemerkte ironisch dessen rote Färbung.
    Auf Ocellus Frage hin entgegnete er,
    Was ich sage Ocellus?
    Er stellte den Pokal ungenutzt auf seinen Schreibtisch.
    ...ich mußte mich gestern beim Annaer meiner Haut wehren Ocellus,...meine Waffen haben sie mir abgenommen,...mein Cousain ist Praefect der Praetorianer,...mein Patron ein Parteigänger des Vescularius.
    Er legte dem Freund die Hand auf die Schulter,
    ...wir alle haben Freunde und Verwandte im unmittelbaren Dunstkreis des Vescularius,...was glaubst du denn was ich sage Ocellus?
    Lucius hatte inzwischen den dritten Pokal geleert und bemerkte irritiert, daß die Karaffe leer war. Traurig betrachtete er das Rinnsal des kümmerlichen Rests der in seinen Pokal tropfte.
    Ja Primus,...das wissen wir,...also was sagst du? Was machen wir jetzt?
    Primus griff nach seinem Pokal und reichte ihn Lucius der ihn seelig lächelnd annahm.
    Ich sage, wir wissen nichts,...sowohl Cyprianus als auch Sedulus haben mir geraten die Füße still zu halten...
    Sein Blick war hart als er fortfuhr.
    ...der Annaer hat Aversionen gegen mich, würde mich am liebsten einkerkern,...der Claudier ist zumindest unsicher,...sucht jedoch meine Nähe.
    Kopfschüttelnd schloß er,
    Ich weiß beim, besten Willen nicht was ich denken soll! Ich habe einen Eid auf den Kaiser geleistet,...und nun ist der Vescularier der Kaiser. Wann bin ich ein Renegat?...wenn ich den Kaiser, der offensichtlich laut Testament berufen und vom Senat bestätigt wurde bekämpfe?...wenn ich einem Mann folge bei dessen Anblick sich mir die Haare streuben, dem ich so wenig über den Weg traue wie nur irgendwem?
    Lucius hatte seinen Pegel erreicht. Es war ihm nicht anzusehen, lehnte er doch mit verschränkten Armen gegen den Schreibtisch und sagte ruhig und sachlich.
    Was jetzt Primus? Gehen wir oder bleiben wir? Gehen wir nach Roma zu unseren Freunden und Verwandten oder bleiben wir hier und sehen was kommt?
    Primus sah ihn an und dann Ocellus.
    ...wir bleiben und sichern die Grenze, das war der Auftrag des Kaisers. Wenn der Annaer uns zum Marsch aufruft folgen wir,...und sehen uns an was geschieht.
    Lucius sah Ocellus an und meinte,
    Verdammte Scheiße,...was für eine Zwickmühle.
    Primus nickte beipflichtend und wandte sich zum gehen.
    ...alles weitere nach dem Appell.

    Primus wartete bis seine beiden Freunde im Raum waren und hieß Ocellus die Türe zu schließen.
    Dann erst machte er aus seinem Herzen keine Mördergrube mehr.
    Ocellus,...der Kaiser ist tot, ...ermordet,...ebenso sein Sohn.
    Die Bestürzung seines Freundes war kaum ausgebrochen als Primus weitersprach,
    Vescularius hat laut Testament die Nachfolge angetreten,...verdammt,...das ruft den Annaer auf den Plan,...ebenso den Legaten der II. Legion, Claudius,...der in diesem Fall sogar bwereit ist die Kröte Annaeus zu schlucken und sich seinem Kommando zu unterstellen.
    Lucius trat an den kleinen Beistelltisch und goß drei Pokale mit Vinum voll. Er reichte seinen Freunden die Pokale und meinte,
    Vescularius ist doch dieser glatzköpfige Praefectus Urbi,...glaubst du der hat was gedreht?
    Er genehmigte sich einen großen Schluck der ihn veranlasste wieder zu dem kleinen Beistelltisch zu gehen.

    Die Equites, Unteroffiziere und Offiziere standen in Reih´und Glied neben ihren Pferden. Primus saß auf Orcus, seinem alten und treuen Freund.
    Er blickte die Reihen der Männer an und hieß Lucius die Männer aufsitzen zu lassen. Wie eine Spatha schnitt dessen Stimme durch die Luft.
    Equiteees,...conscendite in equooossss! Ein sonderbares Geräusch erklang als die Männer fast zeitgleich in die Sättel glitten, kurz darauf herrschte wieder gespenstische Stille, unterbrochen nur hin und wieder durch ein Schnaupen.
    Primus setzte sich gerade in seinen Sattel und räusperte sich kurz, ...dann rief er;
    Equites der ALA II NUMIDIA,...fratres germani...unser Kaiser ist tot! Ermordet , wie auch auch sein Sohn und Nachfolger!
    Er ließ die Worte wirken und erntete wie beinahe erwartet nur stumme Blicke.
    Diese Männer dienten dem Imperium, haben auf den Imperator geschworen, jedoch war er zu abstrakt für sie, als daß sie jetzt wahre Trauer empfinden konnten.
    Ich habe den Auftrag bekommen im Namen des Statthalters und Legaten ...Annaeus Modestus,...die Ala kampfbereit zu halten und sie gegen den Usurpator Vescularius Salinator und dessen Rebellen zu führen!