Beiträge von Publius Aelius Pulcher

    Pulcher riecht mit Kennermine an der Amphore und ein würziger, heilsamer Duft steigt ihm entgegen. Er tippt mit einem Finger in das Gefäß und verstreicht streicht ein klein wenig des Balsams zwischen Daumen und Zeigefinger. Anerkennend meint er:


    "In der Tat, das ist gute Qualität, die du mir da liefern willst, Ioshua ben David.


    Nur gibt es da ein kleines Problem,"


    beginnt Pulcher zu feilschen...


    "... wenn ich deinen Balsam für 12,50 die Amphore kaufe, wäre das nicht sonderlich rentabel für mich. Das heißt, wenn ich meine Preise nach dem Marktpreis ausrichten würde, würde ich pro verkaufter Ware ordentlichen Verlust machen. So gesehen wäre es für mich rentabler, überhaupt keine Heilsalben herzustellen...


    Wäre es Angesichts dieser Situation möglich, mir einen besseren besseren Preisvorschlag zu machen - mit der Option auf weitere Käufe in nährer Zukunft natürlich..."

    Immer ungläubiger starrt Pulcher den Subdolus an. Was erlaubt der Kerl sich eigentlich? Und wenn er der Kaiser persönlich wäre, Dienst ist Dienst und Cervesia ist Cervesia! Pulcher, der nicht gerade von blutleerem Gemüt ist, will bereits anfangen, dem frechen Legatus ordentlich die Leviten zu lesen, beschließt aber dennoch, ihm lieber weiterhin bürokratische Hindernisse in den Weg zu schmeißen. Übertrieben freundlich antwortet er:


    "Na also! Warum nicht gleich so. Du musst verstehen: Ich bin hier im Dienst und brauche zuverlässige Angaben. Nicht, dass ich dir etwas unterstellen will, aber du weißt ja: Es könnte ja jeder kommen und einfach behaupten, er wäre der und der und wolle das und das. Und das Alpha und Omega römischer Effizienz ist es eben, dass solche Vorfälle nicht geschehen sollen...


    Nun, dann schauen wir mal: Die Mansio ist mir sehr wohl ein Begriff, sie liegt direkt neben der Curia. Du kannst sie sofort beziehen, allerdings muss ich darauf bestehen, das Gebäude erst begutachten zu müssen, bevor eine Renovierung genehmigt werden kann. Wir haben hier sehr strenge Vorschriften für den Katastrophenfall...


    Und was deine Privatunterkunft angeht, so sei es dir als römischer Bürger natürlich gestattet, dir eine Bleibe nach deinem Belieben auszusuchen und zu erwerben. Allerdings ist es nicht unsere Aufgabe, Privatpersonen ein Grundstück zu vermitteln..."

    Zusammen mit dem Auguren betritt der Magistratus Publius Aelius Pulcher die ewige Bauruine: Steine und Geröll liegen kreuz und Quer über das Areal, unfertige Mauern und einzelne Säulen ragen sinnlos in die Luft und ein abgetrennt liegender Kopf irgendeiner Statue glotzt dümmlich auf die Besucher.


    "Tja, da wären wir..."

    Pulcher seinerseits stockt entmutigt auf die knappe Antwort des Proconsuls hin, die eine gewisse Enttäuschung nicht verbergen konnte. Auch war der Proconsul sicherlich ein vielbeschäftigter Mann und, wie man von einem in seiner Postition erwarten konnte, auch sicherlich keiner, mit dem man unbedarft Scherze treiben konnte... Was hatte er, Pulcher, denn eigentlich erwartet? Warum war er überhaupt gekommen?
    Nun, das was er gesagt hatte, war ja durchaus nicht gelogen, zwar blumig ausgedrückt, doch im Kern wahr. Tatsächlich war der Proconsul ein Vorbild für ihn und er hatte sich dazu hinreißen lassen, die Gelegenheit zu nutzen, diesen Mann einmal persönlich kennen zu lernen.


    Pulcher nimmt sich den angebotenen Becher und trinkt einen Schluck um seine trockene Kehle zu befeuchten. Dann fährt er fort:


    "Aber das ist nicht der Grund, warum ich hier bin. Wollte ich einfach nur dein Angebot abschlagen, ich hätte es dir auch schreiben können.


    Aber das tat ich nicht. Ich weiß auch nicht genau, was mich dazu veranlasst hat, dich dennoch aufzusuchen, aber irgendwie war es mir ein Bedürfnis, diesen Mann, der Hispania auf so treffliche Art und Weise dient, persönlich kennen zu lernen. Auch möchte ich meine Ablehnung zu einem Stück revidieren: Denn auch wenn ich deinem Ruf nicht folgen kann, so wollte ich dir doch persönlich sagen, dass du in mir, auch wenn die gegenwärtigen Umstände dagegen sprechen sollten, einen zuverlässigen Partner finden kannst. Sobald ich meine Arbeit für Ostia erledigt habe, wäre ich gerne bereit, mich für Hispania einzusetzen und solange dies nicht möglich ist, will ich dir immer eine offene Türe in meiner Domus in Ostia anbieten sowie mein Interesse bekunden, weiterhin mit dir in Kontakt zu stehen."


    Pulcher, der findet, dass er seine spontanen Worte vielleicht doch sehr unglücklich gewählt hat, wartet erneut gespannt ab, ob der Proconsul auch dazu noch etwas zu sagen hat oder sofort die Hunde auf ihm hetzen würde - Oder noch schlimmer: Den kleinen Giftzwerg des Hauses, von dem in Rom so oft die Rede ist...

    Es gbt ein paar Dinge, die kein Beamter der Welt leiden kann. Dazu gehören Arbeit, Realitätsnähe und unkooperative Bittsteller. Und wie jeder Beamter lässt sich Pulcher diese Verstimmung allerdings nicht anmerken. Gemächlich nimmt er ein paar Aktenordner aus dem Regal und beginnt, nach einem undurchsichtigen System, Auzeichnungen zu machen.


    "Na gut, Herius Hadrianus Subdolus, Praefectus Vehiculorum der Provincia Italia..."


    Dann schaut er skeptisch fragend zu Subdolus:


    "Du willst also ein Grundstück "beantragen"? Wie meinst du das genau? Dass die Stadt Ostia dir ein Grundstück zur Verfügung stellt?" Pulcher hat das mulmige Gefühl, dass der Mann das ernsthaft verlangt.


    Wieder blättert Pulcher behäbig weiter.


    "Und was die Mansio angeht, so ist es nötig, zuerst das geeignete Gebäude zu benennen und uns die Projektpläne vorzulegen, damit wir einen Gutachter schicken, der das Gebäude überprüft. Danach können wir schauen, ob du eine Baugenehmigung bekommst."


    Sim-Off:

    Wenns eine Versetzungsurkunde ist, hätte sie die Prozedur erheblich abgekürzt :D

    Gerissenes Kerlchen!, denkt sich Pulcher und setzt mit Pokergesicht neu an: "Wenn du mir kein Angebot machen kannst, kann ich ja kaum beurteilen, wieviel ich brauche. Allerdings..."


    Pulcher legt eine kleine, gespielte Denkpause ein, dann meint er:


    "... wieviel würdest du für, sagen wir, einen halben Culleus, also XX Urnae bzw. X Amphorae* verlangen?"


    *10 Einheiten. ;)

    Pulcher taucht aus seinen Gedanken auf und wird kreidebleich. Damit hatte er nicht gerechnet! Keiner hatte ihm gesagt, warum er überhaupt eingeladen wurde, keiner hatte ihm Zeit gegeben, sich vorzubereiten und sofort wurde er aufgefordert, eine Rede zu halten! Wie im Schweben steht er auf und räuspert sich verhalten, Schweiß bildet sich an Händen und Stirn.


    "Verehr-"


    *räusper*


    "Verehrte Curiales! Honoratoren der Stadt Ostia! Es ist mir eine außerordentliche Ehre und ich darf mich überaus glücklich schätzen, dass ich, ein bescheidener kleiner Magistratus und Diener dieser Polis, heute an diesem Tage vor Euch reden darf! Denn ich weiß, was ihr alles Wichtiges für Ostia getan habt und ich kann nur sagen, im Namen des Volkes der ganzen Stadt: Ich danke euch dafür, dass ich dank euch mit Stolz behaupten kann: Ich bin ein Ostianer!"


    Unschlüssig schaut sich Pulcher in den Reihen der Curiales um, um zu erspähen, ob sie noch Zusätzliches von ihm erwarten würden oder nicht.

    Pulcher stockt kurz überrascht. Nana, er hatte während seiner langen Jahre in Achaia und Asia genug schlitzohrige Händler kennengelernt und wusste genau, dass man ein Geschäft nicht so einfach und leichtfertig einfädelte, wie es Ioshua gerade zu tun pflegte. Zumindest nicht, ohne Hintergedanken. Bestimmt wollte der Tylusier nur wissen, ob man Pulcher gut übers Ohr hauen konnte oder nicht!


    "Bevor ich eine Mengenangabe machen kann, würde es mich interessieren, wieviel du für den Balsam verlangst, Ioshua ben David."


    meint Pulcher mit einem Schmunzeln.


    Aus unerfindlichen Gründen erleichtert sich der Gesichtsausdruck Pulchers etwas. "Hab Dank für deinen Ratschlag, ich werde ihm befolgen.


    Nun aber zurück zum Merkurtempel: Natürlich habe ich im Archiv der Auguren nachsehen lassen - wobei die Betonung auf lassen liegt - , aber der mir vorgelegte Bericht entbehrte jeglicher nützlichen Informationen."


    Sim-Off:

    Gibt es so ein Archiv?

    Sim-Off:

    Sorry für das lange Warten, ich hatte in letzter Zeit etwas Stress.


    Bewundernd tritt Pulcher durch die langen Korridore des flavischen Stadthauses ins Atrium. Obgleich nicht vergleichbar mit den luxiuriösen Räumlichkeiten seiner eigenen Familie auf dem Palatin, war dies hier sicher eines der prachtvollsten Bauten der Stadt. Bemerkenswert auch der Kunstsinn der Erbauer des Anwesens. Ein bisschen bieder vielleicht, wie es oft bei Patriziern vorkommt, aber durchaus stilvoll. So wird Pulcher, den Emporkömmling, auch ein bisschen mulmig, als er den Statthalter von Hispania gegenüber steht.


    "Salve Flavius Furianus, das Vergnügen ist ganz meinerseits." grüßt er, formell lächelnd aber mit einem unverkennbaren Ausdruck von Schüchternheit, zurück, bevor er sich auf die zugewiesene Kline legt und weiter ausführt:


    "Deine Werke und Taten in Hispania gehen seit längerer Zeit um im Hafen Ostia und stets erzählen die Händler und Reisenden mit Ehrfurcht und Respekt von dir, Proconsul. So ist es mir eine besondere Ehre, einen solch umsichtigen Reformator wie dir zu begegnen, der du im Großen für eine Provinz umsetzt, was ich im Kleinen für eine Stadt zu tun versuche. Was dies anbelangt, so ehrte mich dein Angebot, denn deine Taten in Hispania waren mir auch stets Beispiel für meine eigenen Pläne in Ostia und ich fühle mich dir in diesen Belangen durchaus wesensverwandt."


    Die blumige Ausdrucksweise, die er auf seinen langen Reisen durch den Osten gelernt hatte, konnte Pulcher auch im Umgang mit der römischen Gesellschaft nicht so leicht abschütteln. Obwohl: Konnte oder Wollte, das ist hier die Frage.


    "Deswegen bin ich auch deinen Ruf gefolgt, denn es war mir ein großes Anliegen, dich persönlich kennen zu lernen, um mich mit dir auszutauschen. Nur leider, und das lass dir am besten gleich gesagt sein, sehe ich mich nicht in der Lage, den Posten des Duumvirs von Tarraco anzunehmen, egal wie lieb mir dieser Posten persönlich wäre. Denn wie du, Proconsul, eine Pflicht hast gegenüber dem Volk von Hispania, habe ich eine Pflicht zu erfüllen gegenüber den Bürgern von Ostia und ich hielte es für Verrat vor dem Volke und vor den Göttern, die Stadt einfach jetzt, in ihrer schwersten Stunde, sich selbst zu überlassen und einfach das aufzugeben, was ich angefangen habe."


    Da macht Pulcher eine kleine Pause und wartet auf die Reaktion des Proconsuls.

    Getragen in einer Sänfte, die den Mann im Inneren hinter Vorhängen verbirgt, erreicht Pulcher das Anwesen der Flavier. Ein mauretanischer Diener in traditioneller Kluft des Berbervolkes tritt zur Türe und meldet den Besuch.


    "Der Magistratus von Ostia wünscht den Proconsul Flavius Furianus zu sprechen."


    Dem Berber wurde angewiesen, den Namen des Magistraten nicht zu nennen, denn Pulcher hatte absolute Geheimhaltung angeordnet und dafür mehr als nur einen Grund gehabt. Außerdem nahm er an, dass der Ianitor des Flavischen Anwesens sicherlich vom Proconsul unterrichtet wurde, dass dem Magistratus Eintritt gewährt werden würde...

    Nachdem Pulcher wieder an seinem Landsitz angekommen war, öffnet er den Brief aus Hispania, den heute Morgen erhalten hatte um sich genauere Gedanken darüber zu machen. Wegen der Nachricht "Streng vertraulich" wagte er es nicht, dies in seinen Amtsstuben zu erledigen.


    Das Angebot schmeichelte Pulcher natürlich sehr und die Aufsicht auf eine so schnelle Karriere ebenfalls. Auch hörte er, dass Hispania derzeit wirklich aufblühte unter dem neuen Proconsul, obwohl dieser ein Flavier war. Letzteres war auch einer der Punkte, die Pulcher mit Skepsis betrachtete, schließlich waren die Flavier nicht gerade Freunde der Aelier, seitdem der letzte flavische Kaiser der Familie so arg zugesetzt hatte. Und eine Verstimmung in der eigenen Familie zu riskieren zu gunsten einer zwar patrizischen (gegen die Pulcher sowieso Antipathien verspürte), aber dennoch ungleich machtloseren Familie schien ihn nicht unbedingt angebracht. Auch hatte Pulcher sich geschworen, erst einmal die Situation in Ostia zu regeln und sich nicht gleich von seiner Pflicht drücken zu wollen, vor allem, da Hispania als eine noch viel barbarischere Region war als Italia und er, Pulcher, sich nicht in der Lage sah, dort das Licht der Aufklärung alleine zu verbreiten.


    So spitzt er seinen Federkiel und verfasst einen Brief mit eigener Hand:


    Ad Lucius Flavius Furianus
    Villa Flavia
    Roma


    Magistratus Ostiae Pub. Aelius Pulcher Proconsulem L. Flavius Furianus S.D.


    Mit größten Freuden habe ich den Brief mit deinem Angebot gelesen. Der Name des neuen Proconsuls ist für seine Verdienste um die Provinz Hispania in Rom und Ostia seit langem bekannt und die Seeleute an unserem Hafen überbringen mit Begeisterung die Botschaft vom Neuen, Frischen Wind, der über die Halbinsel weht.
    Vor allem in dieser Hinsicht bist du, Flavius Furianus mir selbst schon längst ein großes Vorbild geworden, denn du scheinst im Großen das zu verwirklichen zu versuchen, was im Kleinen in Ostia mein Auftrag ist und oft genug nehme ich mir deine Erlässe und Dekrete als Beispiel für Verbesserungen im Hafen der Hauptstadt.
    Nur ist es leider eben gerade dieser Punkt, der mich dazu bewegt, dir auch zu meinem äußersten Bedauern dein Angebot ausschlagen zu müssen. Denn ich sehe mich der Stadt Ostia verpflichtet wie du dich der Provinz Hispania verpflichtet zu sehen scheinst. Und die Neuordnung Ostias ist eine große Aufgabe, ich jedoch nur ein kleiner Magistrat. Und jetzt an diesem Punkt aufzugeben, was ich begonnen habe, käme meiner Auffassung nach einer Kapitulation und überdies einer unverzeilichen Untreue geegenüber denen, die mich zu ihren Magistraten gewählt haben, gleich.
    Ich hoffe, du verstehst meine Beweggründe und bist nicht erzürnt über meine Entscheidung...


    "Ach, was solls!" murmelt Pulcher dann, legt den angefangenen Brief beiseite und ruft seinen Scriba: "Sag bitte alle Termine für die nächste Woche ab. Ich gedenke, nach Rom zu reisen und dort den Proconsul von Hispania zu treffen..."