Beiträge von Titus Aurelius Ursus

    Ursus grinste breit. "Ja, sollte das bei Traumzielen nicht auch so sein? Legat ist für einen Centurio ja auch nicht gerade ein leicht zu erreichendes Ziel." Es imponierte ihm, daß Raetinus so hoch hinaus wollte. Für die meisten Soldaten wäre schon der Lagerpraefect ein unerreichbares Ziel gewesen.


    "Warten wir es ab. Jetzt am Anfang ist es wirklich zu früh zu sagen, ob das Militär in meiner Zukunftsplanung eine größere Rolle spielen könnte." Er wollte das ganz auf sich zukommen lassen.


    "Sag mal... Senatorische Tribune haben doch beim Militär keinen besonders guten Ruf, nicht wahr? Gibt es irgendwelche Standartfehler, die so ziemlich jeder macht? Ich würde diese Fehler ganz gerne vermeiden", lachte er. Alienus hatte ihm ja nichts verraten wollen, um den Männern den Spaß nicht zu verderben. Aber Ursus wollte zumindest noch einen Versuch starten, um zukünftige Blamagen zu vermeiden.

    Ursus fühlte sich ganz schön erschöpft, als er an diesem ersten Abend in seine Casa zurückkehrte. Er wußte nicht einmal, ob Caelyn und Sertorio schon hier waren und angefangen hatten, es hier wohnlich zu machen. "Caelyn? Sertorio?", rief er daher, als er das Haus betreten hatte und blickte sich suchend um. Dabei nestelte er schon mal an den Riemen der Rüstung herum. Was war er froh, daß er das Ding jetzt erstmal ablegen konnte!

    Vor Sonnenaufgang... Ursus ließ sich nichts anmerken und nickte. "In Ordnung, dann morgen oder übermorgen." Er würde Caelyn Bescheid sagen müssen, daß sie ihn rechtzeitig wecken mußte. Nichts wäre ihm peinlicher, als wenn Alienus ihn noch schlafend vorfinden würde.


    "Selbstverständlich. Ich wollte Dich auf keinen Fall von Deiner Arbeit abhalten. Ich werde mir jetzt erst einmal das Castellum genau ansehen. Aus der Theorie weiß ich zwar, wo ich was finde, doch es erscheint mir doch klüger zu sein, trotzdem einen kompletten Rundgang zu machen." Und danach würde er sich der Unterlagen in seinem officium annehmen. Wenn er die durchgesehen hatte, würde er sicher schon ein wenig mehr durchblicken als jetzt.


    "Danke für die Zeit und Mühe, die Du mir geopfert hast. Wir sehen uns dann." Er nickte Alienus noch einmal zu und verließ dann die Ställe, um sich weiter im Castellum umzusehen.

    Ursus grinste ein wenig schief. "Na, einen Versuch war es wert, findest Du nicht?" Also konnte er nichts weiter tun, als aufmerksam zu sein, um vielleicht nicht gar so viele Fettnäpfchen zu erwischen. Wie er sich kannte, würde er kleine Fettnäpfchen geschickt umschiffen, um dann mitten in ein riesengroßes zu springen.


    "Gerne. Gib mir einfach Nachricht, wann Du Zeit hast. Ich glaube, feste Termine habe ich zur Zeit noch nicht, also werde ich wohl keine Probleme haben, mich dabei nach Dir zu richten." Ein klein wenig mulmig war ihm ja schon zumute, denn er konnte wohl davon ausgehen, daß der Terentier ein ausgezeichneter Kämpfer war. Doch er hoffte ja immer noch, daß sich das Training der letzten Monate mit Cadhla wenigstens soweit auszahlte, daß er nicht gar so sehr als Depp dastand, wie es vermutlich bei den meisten senatorischen Tribunen der Fall war. Doch es war ja auch noch kein Meister vom Himmel gefallen und sicher erwartete niemand von ihm, daß er ein außergewöhnlich guter Kämpfer war.

    "In unserem Haushalt in Rom haben wir eine Sklavin aus Britannien. Und so viel mehr als hier, kann es dort doch kaum regnen", lachte Ursus. Vermutlich gaben sich die beiden Ländern nicht viel, was den Regen anging. "Nach ihren Erzählungen wird es dort nicht so kalt wie hier. Was ich verwunderlich finde, da Britannien ja noch weiter im Norden liegt. Nunja, sehen würde ich es halt schon gerne mal. Irgendwann. In ferner Zukunft." Sie hatten den Stall mittlerweile vollständig durchschritten und näherten sich nun wieder dem Ausgang.


    "Doch jetzt bin ich erst einmal hier. Gibt es irgendwelche Anfängerfehler, die ich besser vermeiden sollte?" Hier tauchte schließlich jedes Jahr ein unerfahrener senatorischer Tribun auf. Sicher gab es da Fettnäpfchen, in die so ziemlich jeder tappte.

    Ursus grinste, als Alienus so vehement zustimmte. "Ich war noch nicht in Africa oder Asien. Aber ich glaube Dir das auch unbesehen", lachte er. "Britannien würde mich auch noch reizen. Also nicht für ewig. Aber mal ein paar Monate - oder ein Jahr - wäre sicher ganz interessant." Alienus hatte zwar erwähnt, woher er stammte, aber nicht, wo er zwischendurch überall gewesen war. Aber Britannien hätte er doch gewiß erwähnt, wenn er dort schon mal gewesen wäre.

    Ursus mußte unwillkürlich lachen, als Raetinus davon berichtete, wie er schon als Kind seinen Vater beschützen wollte. "Also ein Soldat aus wahrer Leidenschaft." Das war wohl auch der Grund, warum Raetinus es bereits zum Centurio gebracht hatte. Er war ja noch vergleichsweise jung, mußte sich also schon ziemlich hervorgetan haben. Und Corvinus hätte ihn sicherlich auch nicht als Klienten angenommen, wenn er sich nicht besonders bewährt hätte.


    "Oh, mein Traumziel ist natürlich, zum Consul gewählt zu werden." Er lachte und schüttelte den Kopf. "Davon bin ich noch sehr, sehr weit entfernt. Ich denke, wenn ich es schaffe, einen Sitz im Senat zu erhalten, dann habe ich schon eine Menge erreicht. Das ist jetzt erst einmal das Ziel, auf das ich hinarbeite. Wenn es erreicht ist, stecke ich mir das nächste Ziel. Wer weiß, was sich auf dem Weg dorthin noch alles ergibt? Im Moment möchte ich möglichst viel lernen, um mir breites Wissen anzueignen als Grundlage für künftige Tätigkeiten. Wie genau mein zukünftiger Weg aussehen wird, weiß ich noch nicht, da ich noch nicht alles kenne. Wer weiß? Vielleicht entdecke ich hier ja sogar noch meine Leidenschaft für das Militär?" Er grinste breit. In der Tat gefiel es ihm bisher gar nicht so schlecht. Allerdings war er auch gerade erst angekommen und hatte noch keinen tiefen Einblick in die Gegebenheiten. Und mit Problemen war er noch überhaupt nicht konfrontiert worden.

    Ursus grinste ein wenig schief. Gar so schlimm konnte es doch wirklich nicht sein. Vermutlich wollte Alienus nur seine Unerfahrenheit ausnutzen und ihn ein wenig hochnehmen. "Ich bin schon sehr gespannt darauf, diese fürchterlichen Wälder einmal selbst kennenzulernen." Natürlich mußte etwas daran sein, denn diese Wälder waren Varus damals zum Verhängnis geworden. Und trotzdem. Gar so schlimm, wie manche erzählten, konnte es auch nicht sein.


    "Rom bietet viele Möglichkeiten. Und ich habe vor, einige davon zu nutzen. Trotzdem ist es auch nicht verkehrt, einige Provinzen kennenzulernen. Und gerade Germanien gehört zu den faszinierendsten Provinzen im Imperium."

    Ursus erwiderte das Lächeln unwillkürlich. Anscheinend war ein solches bei seinem Gegenüber eher selten. Umso mehr freute es Ursus, daß er ihm ein solches hatte entlocken können. "Ich bin in Rom geboren und aufgewachsen. Und ich habe es bis jetzt nur verlassen, um einige Jahre in Griechenland zu studieren. Wie Du siehst, bin ich noch nicht sonderlich weit herumgekommen. Allerdings muß ich gestehen, daß es mich eigentlich gar nicht so sehr in die Ferne zieht. Auch wenn ich neugierig auf Germanien bin, so wird Rom doch immer der Ort sein, an dem ich mich am liebsten aufhalte. - Ist der germanische Wald wirklich so fürchterlich dunkel und dicht und voller mordlüsterner Barbaren, wie man in Rom erzählt? Ich habe es immer für maßlose Übertreibungen gehalten." An das Klima hier würde er sich bestimmt nicht so schnell gewöhnen. Er fand es ekelhaft kalt und naß.

    Nun, wenigstens schienen seine Fragen dem anderen nicht unangenehm zu sein, wie Ursus mit Beruhigung feststellte. Eher schienen sie ihn ein wenig zu belustigen. "Syrien? Dann bist Du ja wahrhaftig schon herum gekommen. Macht Dir das Klima hier nicht sehr zu schaffen, da es so sehr unterschiedlich von dem Deiner Heiamt ist? Ich finde es schon im Vergleich zu Rom recht nasskalt. Zuhause blüht und grünt schon alles. - Gehörst Du eher zu den Leuten, die Germanien mögen oder eher zu jenen, die es hassen? Ich bin schon sehr gespannt darauf, mehr von diesem Land zu sehen."


    Zu der Information über die Weiden nickte er einfach nur. Es war gut, daß die Weiden so nahe waren. Wie es schien, war die Reiterei ausgezeichnet organsiert. Und er würde daran gewiß nichts ändern, solange sich keine zwingende Notwendigkeit dafür ergab. Ein funktionierendes System sollte man nicht durch Änderungen stören.

    Recht früh am Morgen fand sich Ursus schon in seinem officium ein und setzte sich an den Schreibtisch. Doch bevor er sich den vielen Schriftrollen und Wachstafeln widmete, die hier in den Regalen lagen, nahm er den Brief hervor, den Corvinus ihm geschickt hatte. Und begann, einen Antwortbrief zu verfassen. Und wenn er schon dabei war, konnte er auch gleich an Helena und Minervina schreiben. Wenn er das auf nach der Arbeit verschob, würde er vielleicht zu müde dafür sein.


    Nachdem er die Briefe versiegelt und adressiert hatte, rief er einen Boten, damit dieser ihn beim Postdienst für ihn abgab.


    Nun konnte er sich in Ruhe der Einarbeitung in die Unterlagen widmen, die er hier vorgefunden hatte. Er begann damit ganz systematisch und war bald vertieft in die Aufstellungen und Berichte. Dabei machte er sich einige Notizen über Sachverhalte, nach denen er sich noch anderweitig erkundigen wollte.

    So, dann waren Auseinandersetzungen tatsächlich nicht so unwahrscheinlich. Ursus nahm sich unwillkürlich vor, der Verbesserung seiner Kampfesfertigkeiten mehr Aufmerksamkeit zu widmen, als bisher geplant. Er hatte noch eine Menge vor im Leben und wollte sich das auf keinen Fall von einem mordlüsternen Barbaren verderben lassen.


    "Darf ich fragen, wie lange Du schon in der Legio II dienst? Und woher Du stammst? Sprichst Du die Sprache der Germanen?" Hoffentlich waren Alienus die Fragen nicht unangenehm.


    "Sind die Weiden hier in der Nähe oder müssen die Pferde dafür weiter weg gebracht werden?", fragte er auch schon weiter.

    Ein Bote brachte diese drei Briefe und legte dazu das notwendige Geld auf den Tisch. Dann ging er wortlos wieder.



    Ad
    Marcus Aurelius Corvinus
    Villa Aurelia
    Roma
    Provincia Italia




    Salve, Marcus!


    Es ist schön, so bald nach der Ankunft bereits einen Brief aus der Heimat zu erhalten und ich habe mich wirklich sehr über Deine Zeilen gefreut. Ich hoffe, Du erfreust Dich bester Gesundheit. Und unsere Lieben zuhause ebenfalls.


    Die Reise war recht durchwachsen, vor allem die Überquerung der Alpen erwies sich als nicht ganz problemlos, waren doch die Pässe noch nicht vollständig frei. Vor allem ist Merit-Amun während der Reise schwer erkrankt. Da es uns unmöglich war, unterwegs brauchbare Hilfe für sie zu bekommen, mussten wir sie bis hierher mitnehmen, krank wie sie war. Es ist leider noch nicht sicher, ob sie die Krankheit überleben wird.


    Das Haus steht noch und ist soweit in einem guten Zustand. Natürlich muss das eine oder andere gemacht werden, nachdem es so lange leergestanden hat, doch das wird ja jetzt veranlasst. Der Garten ist natürlich ziemlich verwildert. Von daher war es ganz gut, im Frühjahr hierher zu kommen. So kann der Garten in Ordnung gebracht werden, bevor alles anfängt zu wuchern. Ich bin sicher, dass Matho für alles notwendige sorgt und werde mich ab und an auch selbst davon überzeugen.


    Bisher bin ich aus dem Castellum noch nicht herausgekommen. Mir wurde die Reiterei anvertraut und ich soll den Limesausbau organisieren und überwachen. Eine recht interessante Aufgabe, wie ich finde. Vor allem bin ich froh, dass ich mein Examen Secundum über das Thema Lagerbau absolviert habe, so weiß ich zumindest, worauf ich zu achten habe und was sinnvoll ist. Die Reiterei selbst wird mir wenig Mühe bereiten. Die Offiziere haben die Truppe sehr gut im Griff, soweit ich das beurteilen kann. Daher fällt mir die Einarbeitung in diesem Bereich einigermaßen leicht.


    Das Leben im Castellum ist schon eine gewaltige Umstellung, auch wenn das Haus, das mir zur Verfügung gestellt wurde, vergleichsweise geräumig und gut ausgestattet ist. Wenn ich daran denke, wie beengt die einfachen Legionäre leben! Die können einem schon irgendwie leid tun – auch wenn man sich das natürlich nicht anmerken lassen darf.


    Deinen Klienten, Centurio Artorius, habe ich bereits kennengelernt. Ein guter Mann, ganz ohne Frage. Deine Grüße an ihn werde ich heute noch ausrichten.


    Für die Acta Diurna werde ich gerne den einen oder anderen Artikel verfassen und werde sofort damit anfangen, mich umzuhören, was es berichtenswertes gibt. Zwar leide ich eigentlich nicht unter Langeweile, doch ich denke, dass diese Tätigkeit mir Freude machen wird. Allerdings kann ich Dir nicht versprechen, dass für jede Ausgabe etwas von mir dabei sein wird, denn ich werde sicherlich häufiger mal für längere Zeit am Limes unterwegs sein.


    Für die Grüße von Minervina, Helena und Prisca danke ich sehr und bitte richte Du ihnen auch liebe Grüße von mir aus. Ich hoffe, es geht ihnen gut, vor allem Helena. Was Appius angeht, so wünsche ich ihm eine angenehme Reise. So sehr ich ihm die Erfahrungen und Erlebnisse auf der Reise auch gönne, es wäre mir doch lieber, wenn er mal wieder heimkommen würde. Ich vermisse ihn wirklich sehr. Camilla bestelle bitte meine Besserungswünsche, hoffentlich wird ihr Husten besser, wenn jetzt die warme Jahreszeit beginnt.


    Für Deine guten Wünsche danke ich Dir sehr und ich wünsche Dir ebenfalls alles Gute für Deine Zeit als Quästor.


    Über weitere Briefe von Dir und auch von den anderen würde ich mich sehr freuen.


    Und bitte schreibt auch über die aktuellen Ereignisse in der Heimat. Nachrichten aus Rom sind hier doch recht spärlich und werden immer von allen mit großem Interesse aufgenommen.


    Mit den besten Wünschen und Grüßen,
    vale,


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    Mogontiacum, ANTE DIEM VIII ID APR DCCCLVIII A.U.C. (6.4.2008/105 n.Chr.)




    Ad
    Aurelia Minervina
    Villa Aurelia
    Roma
    Provincia Italia




    Salve, Schwesterchen!


    Herzlichste Grüße und eine liebe Umarmung übersende ich Dir aus dem kalten, nassen Germanien. Ich hoffe, es geht Dir gut? Hast Du Dich schon richtig eingelebt in Rom? Und Freundinnen gefunden, mit denen Du die Märkte unsicher machst?


    Verzeih mir die kleine Stichelei, sie ist nur ein Zeichen dafür, wie sehr ich Dich und Deine fröhliche Art hier vermisse.


    Hier im Castellum geht es ja eher unfröhlich zu. Doch ansonsten ist es hier gar nicht so übel. Das Haus, in dem ich untergebracht bin, ist für eine einzelne Person wirklich großzügig angelegt, es hätte wirklich ohne Probleme eine kleine Familie hier Platz. Trotzdem bin ich froh, dass ich keiner Frau zumuten muss, hier zu leben. Schon Caelyn hat es nicht ganz so leicht, sich im Castellum zu bewegen, da jede ihrer Bewegungen aufmerksam von unzähligen Männern verfolgt wird.


    Die Reise hierher war alles andere als angenehm. Vor allem ist uns Merit-Amun schwer erkrankt. Es geht ihr sehr schlecht und wir wissen noch nicht, ob sie durchkommt. Ich habe einen Medicus hinzuziehen lassen. Hoffen wir, dass er sein Geld wert ist und sie retten kann.


    Von mir gibt es bisher noch nicht viel zu berichten. Mir wurde das Kommando über die Reiterei übertragen und ich hoffe, dass ich mich dieser Aufgabe auch würdig erweisen werde. Denn Erfahrung in der Führung einer militärischen Einheit habe ich ja nun überhaupt nicht. Doch meine Offiziere scheinen sehr fähig zu sein. Und einer der ritterlichen Tribune, Terentius Alienus, steht mir mit Rat und Tat zur Seite, wofür ich ihm sehr dankbar bin. In ein paar Wochen werde ich hoffentlich nicht mehr ganz so der unwissende Frischling sein wie im Moment. Ich gebe mir Mühe, nicht unsicher zu wirken, und versuche, mich so schnell wie möglich einzuarbeiten.


    Außer der Reiterei gehört die Organisation und Überwachung des Limesausbaus zu meinen Aufgaben. Und darauf freue ich mich schon irgendwie. Ich werde dadurch wohl doch noch ein wenig mehr von Germanien zu sehen bekommen als diese Stadt. Ich glaube, dieses merkwürdige Land hat doch noch ein wenig mehr zu bieten außer Kälte und Nässe. Es scheint irgendwie nur Leute zu geben, die es entweder lieben oder hassen. Und es interessiert mich schon zu erfahren, warum das so ist.


    Bitte schreibe mir bald, wie es Dir und den anderen Familienmitgliedern geht. Und was in Rom so geschieht. Hier erfährt man nur wenig über die Geschehnisse zuhause. Der Informationsfluss ist wirklich langsam. Und ich glaube, ohne die Acta Diurna wäre man hier wirklich aufgeschmissen.


    Ich sende Dir die besten Wünsche und Grüße. Und richte bitte auch den anderen liebe Grüße aus. Ich habe zwar an Marcus und Helena auch geschrieben, doch ich bin mir nicht sicher, ob die Briefe zugleich ankommen oder in welcher Reihenfolge.


    Fühle Dich bitte nochmals herzlich umarmt,
    Vale,


    Dein Bruder
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    Mogontiacum, ANTE DIEM VIII ID APR DCCCLVIII A.U.C. (6.4.2008/105 n.Chr.)




    Ad
    Aurelia Helena
    Villa Aurelia
    Roma
    Provincia Italia




    Salve, liebe Cousine!


    Ich hoffe, es geht Dir gut und Du hast Dich mittlerweile vollständig erholt. Das Jahr hier wird mir noch ziemlich lang werden, ohne die netten Gespräche mit Dir.


    Sag, hat eigentlich mittlerweile Marcus einmal das Gespräch mit Dir gesucht? Oder immer noch nicht. Es würde mich wirklich freuen, wenn ihr euer Verhältnis untereinander klären könntet.


    Kurz vor meiner Abreise hat Marcus mich übrigens aufgesucht. Und es war wohl das erste mal, dass wir ein normales Gespräch miteinander geführt haben. Vielleicht lag das auch an der Amphore hervorragenden, alten Weines, die er mitgebracht hatte. Wir haben uns richtig gut unterhalten und ich hoffe, dass ich dieses Gespräch richtig als Friedensangebot verstanden habe. Meine Erinnerung hört irgendwann auf, als die Amphore ziemlich leer war. Er hat mir mittlerweile auch einen Brief geschrieben. Und der Tonfall war ebenfalls geradezu herzlich. Ich kann nur hoffen, dass unser Streit damit erledigt ist, denn das hat mir schon sehr auf der Seele gelegen.


    Nun hoffe ich, dass auch ihr einen Weg findet, wieder normal miteinander umzugehen. Bitte schreibe mir unbedingt, wie das zwischen euch weitergegangen ist.


    Wie ist eigentlich das Wetter in Italia? Sicher ist es inzwischen noch wärmer geworden und man kann an sonnigen Tagen ohne Mantel hinausgehen. Hier ist daran natürlich nicht zu denken. Nutze das schöne Wetter, Helena! Geh hinaus und genieße die Märkte und die Parks. Schon, um mir darüber berichten zu können, denn ich vermisse das alles sehr. Mogontiacum ist zwar keine hässliche Stadt und gefällt mir eigentlich auch, doch mit Rom kann sie sich nun wahrhaftig nicht vergleichen. Ach, mich plagt schon wieder das Heimweh. Ist das nicht eine Schande?


    Ich habe übrigens das Kommando über die Reiterei erhalten. Was bin ich froh, dass ich ein halbwegs brauchbarer Reiter bin! Sonst wäre das ja ziemlich peinlich. Und ich bin auch froh, dass ich die Reise hierher im Sattel hinter mich gebracht habe. So habe ich auch den Muskelkater schon hinter mir, der einen unweigerlich ereilt, wenn man sehr lange nicht mehr geritten ist. Ich werde von den Männern mit Argusaugen beobachtet. Es herrschen sehr viele Vorurteile über senatorische Tribune. Doch ich hoffe beweisen zu können, dass auch ein senatorischer Tribun ordentliche Arbeit in militärischem Sinne leisten kann. Doch leicht wird das nicht werden, ich habe eine Menge zu lernen.


    Bitte schreibe mir bald und berichte mir über alles, was zuhause vor sich geht. Hier erfährt man so gut wie nichts. Und wenn man etwas hört, so ist es schon über so viele Menschen gegangen, dass der Wahrheitsgehalt doch eher gering ist. Bitte grüße auch den Rest der Familie von mir, denn ich weiß nicht, wann meine Briefe an Marcus und Minervina ankommen werden.


    Mit lieben Grüßen und einer herzlichen Umarmung,
    vale,


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    Mogontiacum, ANTE DIEM VIII ID APR DCCCLVIII A.U.C. (6.4.2008/105 n.Chr.)


    Sim-Off:

    Überweisung ist erfolgt

    Ursus horchte auf. Das klang ja so, als würde Alienus die Möglichkeit von Kampfhandlungen nicht völlig ausschließen. "Hat es in der letzten Zeit denn Auseinandersetzungen in der Nähe gegeben? Oder gibt es zur Zeit Unruhen?", fragte er neugierig. Er war nicht scharf darauf, in Kämpfe verwickelt zu werden. Doch wenn es derlei Problem gab, dann würde er schon gerne davon wissen. Vor allem auch im Hinblick auf die Limesarbeiten.


    Nachdem sie ihre Pferde ausreichend gegenseitig betrachtet hatten, gingen sie weiter die Stallgasse entlang. "Kommen die Pferde auch mal auf die Weide oder stehen sie nur hier im Stall, solange sie nicht im Einsatz sind?"

    Nunja, wäre er nicht für die Reiterei zuständig, würde sich auch Ursus nicht so erschreckend für die Stallungen interessieren. Doch er hatte gelernt, daß eine unumgängliche Arbeit schlicht mehr Spaß machte, wenn er bereit war, sich dafür zu interessieren. Und für edle Pferde hatte er durchaus etwas übrig, war er doch von Wagenrennen überaus begeistert und engagierte sich ja auch in der Aurata.


    Die Reiterei war nun sein Aufgabenbereich. Und so fand er es richtig, sich wenigstens ab und an in den Ställen blicken zu lassen. Seine Untergebenen sollten sehen, daß er sich interessierte und daß er ein Auge auf ihre Arbeit hatte. Auch wenn er sie nicht wirklich beurteilen konnte. Sicher, wenn die Pferde knöcheltief im Mist stehen würden oder krank wären, dann könnte das wohl jeder Depp sehen. Doch was die Feinheiten der Pferdepflege anging, so mußte sich Ursus auf den Fachverstand seiner Offiziere verlassen. Und für ihn sah es hier so aus, als könnte er sich ohne Probleme tatsächlich auf die Arbeit dieser Männer verlassen.


    Tatsächlich stand sein Pferd nur drei Boxen von dem Pferd von Alienus entfernt. "Ja, hier ist er schon. Arbo heißt er." Er trat zu dem Pferd in die Box und besah es sich genau. "Ich weiß, er ist kein Schönheitskönig, aber für den Dienst hielt ich ein ausdauerndes und zuverlässiges Pferd für wichtiger als eine besondere Schönheit." Er klopfte dem braven Braunen den Hals und verließ die Box dann wieder, um sich das Pferd von Alienus anzuschauen. "Die Stallungen machen auf mich bisher einen guten Eindruck."

    Als sie die Stallungen betraten, schlug ihnen angenehme Wärme und der Geruch nach Pferden entgegegen. Zufriedenes Malmen war zu hören und hin und wieder scharrte ein Huf über den Boden, wenn eines der Pferde sich leicht bewegte. Weiter hinten im Stall konnte man zwei Männer sehen, die gerade beim ausmisten waren. Hier vorne schienen sie schon fertig zu sein, denn es war kein Mist mehr zu sehen.


    Neugierig blickte sich Ursus um. Der Stall machte einen guten Eindruck, soweit er das beurteilen konnte. Schließlich hielt er sich eher selten in Pferdeställlen auf. "Nun, auf den ersten Blick kann ich mein Pferd nicht entdecken. Wollen wir dann erst einmal nach Deinem schauen?" Auf dem Weg dorthin würde er sein Pferd vielleicht auch entdecken.

    Nachdem die Offiziere abgetreten waren, wandte sich Ursus wieder an Alienus. "Ich würde mir gerne als erstes die Stallungen ansehen. Dabei kann ich dann auch gleich mal schauen, wo und wie mein eigenes Pferd untergebracht worden ist. - Möchtest Du mich dorthin noch begleiten?" Hoffentlich hielt er Alienus nicht von wichtigeren Dingen ab. Doch er fand die Gesellschaft des Tribuns recht angenehm und seine Hilfsbereitschaft war natürlich auch nicht zu verachten. Sicher kamen bei dem Rundgang noch so einige Fragen auf.

    Man konnte es Raetinus geradezu ansehen, wie es hinter seiner Stirn arbeitete. Hatte er sich diese Frage tatsächlich noch niemals selbst gestellt? Ursus schmunzelte, während er auf die Antwort des Centurios wartete. Und es vertiefte sich noch, als Raetinus eine erste Vermutung äußerte. "Vielleicht gibt es auch einfach Menschen, denen Rom zu warm ist", mutmaßte er im Spaß, hörte dann aber weiter zu.


    "Vom germanischen Winter habe ich schon die unglaublichsten Gruselgeschichten gehört", lachte Ursus. Natürlich waren die Winter hier wirklich kalt. Doch manches war mit Sicherheit übertrieben. "Ich werde es ja unweigerlich erleben. - Und später dann ebenso übertriebene Geschichten darüber verbreiten. Wie sich das gehört."


    Doch er wurde wieder ernst, als Raetinus darauf aufmerksam machte, was die Legionen an den Grenzen leisteten. Er schüttelte den Kopf. "Nein, das stelle ich mir lieber nicht vor. Ich bin wirklich froh, daß die Legionen die Grenzen des Reiches und auch das Innere des Reiches schützen. Und mir ist auch durchaus bewußt, was sie großartiges leisten. Deshalb wollte ich unbedingt ein Tribunat ableisten, obwohl ich nicht dazu verpflichtet wäre. Die Legionen sind ausgesprochen wichtig für Rom. Ich möchte kennen, worüber im Senat gesprochen und teilweise entschieden wird. Denn mein Ziel ist ein Sitz im Senat. - Dann war die Legion also immer schon Dein Ziel? Jetzt mal abgesehen von Germanien?" Denn zumindest hörten sich seine Worte so an, als hätte er nie etwas anderes gewollte, als Soldat zu werden. Er sah auch eigentlich recht zufrieden aus.

    Ungewöhnlich war ja auch nicht unbedingt ungewöhnlich gut. Ursus hatte die Erfahrung gemacht, daß große Klappe einem nur Schwierigkeiten einbrachte. Besser war es, sich die nötigen Kenntnisse anzueignen, herauszufinden, wer welche Kenntnisse oder auch Fehler und keinen Zweifel darüber aufkommen zu lassen, daß er seine Aufgabe ernst nahm und sie sich auch nicht aus den Händen nehmen lassen würde.


    "Nächste Woche klingt gut. Wir begleiten also die dritte Turma", nickte Ursus. Zum Glück war er durch die Reise hierher schon wieder an tagelange Ritte gewöhnt. Die ersten Tage waren wirklich die Hölle gewesen und er war froh, daß er das nicht unter den Augen seiner Männer und seines Kollegen durchmachen mußte. Das wäre ja doch ein wenig peinlich geworden. Und er war Alienus auch ausgesprochen dankbar dafür, daß er mitkommen, ihm das eine oder andere zeigen und ihn so an seinen Erfahrungen teilhaben lassen wollte.


    "Ansonsten gibt es für mich in diesem Moment nicht viel mehr zu sagen. Ich muß mir erst einen Überblick verschaffen. Allerdings halte ich es für wichtig, daß wir eng zusammenarbeiten und mit Offenheit miteinander umgehen. Auch über die üblichen regelmäßigen Berichte hinaus. Ich möchte nicht nur über Probleme, sondern auch über Vorschläge und Anregungen informiert werden."