Ad
Sextus Aurelius Lupus
Villa Aurelia
Roma
Salve Vetter,
Du kannst Dir nicht vorstellen, wie erfreut ich war, endlich von der Familie zu hören. Ich hatte schon die Befürchtung, dass mein Brief, den eigentlich unsere Leute mitgenommen hatten, die uns nach Mantua begleitet hatten, nicht bei euch angekommen sei. So lange bin ich schon in Mantua und kein einziger Brief hat mich erreicht. Hab also Dank für Deinen ausführlichen Brief und bitte halte mich weiter auf dem Laufenden.
Septima ist also wohlbehalten in Rom angekommen, das ist eine große Erleichterung. Schwer genug ist es mir gefallen, sie gehen zu lassen in ihrem Zustand. Doch ich wollte auch nicht riskieren, dass sie in Depressionen verfällt wie Minervina dereinst. Hier hat sie es wahrhaftig nicht leicht. Es sind keine anderen Frauen da, mit denen sie sich unterhalten könnte, meine Stabsoffiziere sind allesamt unverheiratet. Eine Schande ist das! Und in Mantua liegt das gesellschaftliche Leben total brach. Nur alte Leute, also auch nicht gerade die richtige Gesellschaft für meine liebe Frau. Ich hoffe, dass unser Kind ihr die Langeweile nehmen wird. Ach, ich kann Dir nicht sagen, wie aufgeregt ich deswegen bin. Ein Kind! Mein Kind! Ja, ein Junge wäre optimal. Aber auch ein Mädchen wäre eine große Freude. Bitte schickt mir meine Frau rechtzeitig zurück, nicht dass sie in Rom bleiben und das Kind dort zur Welt bringen muß. Bei der Geburt meines Kindes möchte ich unbedingt dabei sein.
Die Nachrichten, die Du schickst, sind wirklich entsetzlich. Laevina hat Durus betrogen und ist auf und davon? Was für ein Dämon ist nur in sie gefahren? Marcus hatte in seinem Brief an Septima schon davon berichtet. Ich frage mich ja, warum er meiner Frau Briefe schickt und mich dumm sterben lässt, vielleicht kannst Du ihn in meinem Namen danach fragen? Sicher, unser Verhältnis ist nicht das Beste, das ist euch allen bekannt, jedoch habe ich immer geglaubt, er würde zumindest den notwendigen Umgang mit mir pflegen. Umso dankbarer bin ich Dir, dass Du mich informierst.
Hoffentlich ist Durus damit einverstanden, eine unserer lieben Verwandten im Ersatz für Laevina zu ehelichen. Ich persönlich halte ja Prisca für die geeignete Kandidatin. Für sie wird es langsam Zeit, sonst muß sie noch angeboten werden wie sauer Brot, was ihr ganz und gar nicht gerecht würde. Sie hat eine unvergleichlich vornehme Art an sich, ist gebildet und immer ruhig und ausgleichend. Ich bin sicher, sie wäre die ideale Ehefrau für einen Mann an der Spitze der Politik. Flora ist gewiß ein sehr liebes Mädchen und bringt alle guten Eigenschaften mit, aber sie ist noch sehr ungestüm in ihrer Jugend. Ob sie also die Richtige für einen Mann wie Tiberius Durus wäre?
Narcissa ist den Vestalinnen versprochen, das schrieb sie selbst an meine Frau. Ich hoffe, das entspricht auch ihren eigenen Wünschen und nicht nur denen ihrer Mutter. Sonst wird es schwer für sie.
Die Nachricht, daß Orestes immer noch so schwer krank ist, läßt nichts Gutes ahnen. Mögen die Götter geben, daß er doch noch von seiner Krankheit genesen kann! Ein so junger Mann in der Blüte seines Lebens! Ich werde für ihn beten und ein Opfer darbringen. Entsetzlich ist es, daß er schon so lange krank ist, wo seine Karriere doch schon einen so vielversprechenden Verlauf genommen hatte.
Du suchst einen Patron? Das wird aber auch wirklich Zeit. Ja, Tiberius Durus ist da ganz bestimmt einer der besten Patrone, die man haben kann. Und es könnte helfen, das Verhältnis zwischen unseren Familien wieder zu vertiefen, wenn Du Dich ihm verpflichtest. Lernen kannst Du von ihm auch sehr viel, für mich ist er immer ein leuchtendes Vorbild gewesen und ist es immer noch.
Zu den nächsten Wahlen willst Du kandidieren? Dann solltest Du sehen, dass Du Dich bekannt machst. Gerne werde ich Dich unterstützen. Ich werde meinen Patron, Vinicius Lucianus anschreiben und ihn bitten, Dich zu unterstützen. Meinen alten Freund Germanicus Sedulus werde ich ebenfalls ansprechen. Und ich glaube, auch Tiberius Durus sollte ich schreiben und ihm versichern, dass wir alle das Verhalten von Laevina zutiefst verurteilen und uns ihrer schämen. Du darfst Dich also auf mich berufen, wenn Du diese Männer aufsuchst. Schade, dass Aelius Quarto nicht in Rom ist, er wäre auch ein starker Fürsprecher gewesen. Bitte doch Tiberius, für Dich bei seinem Patron, Purgitius Macer, ein gutes Wort für Dich einzulegen. Er hat ebenfalls großen Einfluß.
Du wirst für die Wahlvorbereitungen und für Dein Amt einiges an Geld benötigen. Natürlich weiß ich, dass Du auch bei Marcus Unterstützung dieser Art findest, aber ich erlaube mir trotzdem, dem Brief einiges an Geld beizulegen für Dich.
Übrigens möchte ich Dich auch um etwas bitten: Steh meiner lieben Septima bei, vor allem, wenn sie sich um unser Haus kümmert. Ich bin mir nicht sicher, ob sie als Frau immer so ernst genommen wird, ein Mann in ihrer Begleitung würde ihren Anweisungen entsprechend mehr Gewicht geben. Würdest Du das für mich tun? Ich fürchte, Tiberius und Marcus sind viel zu beschäftigt, um sich ausreichend darum kümmern zu können.
Bitte halte mich weiter auf dem Laufenden! Ich bin hier darauf angewiesen, dass ihr mich informiert. Und scheue Dich nicht, mich zu fragen, wenn Du Unterstützung benötigst.
Grüße bitte die Familie von mir aufs Herzlichste.
Mögen die Götter mit euch sein und der unselige Fluch endlich von unserer Familie genommen werden.
Vale,
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