Beiträge von Titus Aurelius Ursus

    "Hm." Ursus war unzufrieden mit dem, was er hier hörte. Er hatte das Gefühl, sowohl mißzuverstehen, als auch mißverstanden zu werden. Zudem verbissen sie sich hier in Details, das war nicht gut. "Ich dachte eher daran, daß die Einheiten das Signal geben, damit die Entscheidungsträger rechtzeitig entscheiden können, wer überhaupt Nachschub erhalten soll. Nunja, vertagen wir dies und konzentrieren wir uns auf diese Übung. Verbesserungen des allgemeinen Ablaufes können wir später in Ruhe in der Castra überlegen. - Der Wall war schon stark beschädigt, eine große Lücke war entstanden. Was hätte weiterer Beschuß für Vorteile erbracht?" Er selbst hatte den Eindruck gehabt, daß der Wall mit Leichtigkeit hätte erstürmt werden können, so zerschossen, wie er gewesen war. Da zeigte sich wieder die Unerfahrenheit. Aber genau deswegen mußte er fragen. Damit er lernen konnte für die Zukunft. Diese Männer hier waren diejenigen, die ihm die nötigen Kenntnisse vermitteln müssen.








    Noch umkreisten sich die Gegner nur. Ursus ließ seinen Blick nicht mehr von den beiden ablenken. Wie erwartet, setzte Baldemar auf seine größere Beweglichkeit. Ein römischer Soldat allein war nie so stark wie in der Gruppe. Doch man durfte die große Erfahrung und das langjährige intensive Training des Optios nicht vergessen. Auch Baldemar trainierte sehr viel, doch es fehlte ihm an erfahrenen, abwechslungsreichen Trainingspartnern. So hatte jeder der beiden seine Vorteile und seine Nachteile. Beide waren sie gute Kämpfer. Es würde spannend sein zu beobachten, ob die unterschiedliche Bewaffnung den Unterschied machte, oder ob einer der beiden am Ende nur durch einen Fehler unterlag.



    Sim-Off:

    Septima läßt ausrichten, daß nicht auf sie gewartet werden soll.

    Als sein Tribun eintrat, schaute Ursus auf. Er erwiderte den militärischen Gruß und lächelte. "Salve, Tribunus. Komm, nimm Platz." Trotz des eher förmlichen Grußes war sein Tonfall doch ziemlich freundschaftlich. "Es ist Post aus Rom gekommen. Und wie Du Dir denken kannst, bedeutet dies nur wieder Arbeit für uns. Normalerweise würde ich diese Aufgabe dem Praefectus Castrorum übertragen, aber da wir zur Zeit keinen solchen haben, möchte ich Dich bitten, das zu übernehmen." Er reichte Reatinus das Schreiben, das aus Rom eingetroffen war.

    "Dann werde ich mich hier auf keinen Fall länger als unbedingt nötig aufhalten", versprach er und erwiderte den Kuß nur zu gerne. Was für eine wunderbare Frau hatten ihm die Götter doch geschenkt. Sie lachten zusammen über seine Scherzerei wegen seiner Rüstung und er seufzte danach recht theatralisch. "Ja, überlasse mich meinem harten Schicksal, nimm mir das Licht meines Lebens, um es einem anderen zu schenken. Ja, geh nur und laß mich in meinem Elend allein!" Nein, sehr glaubwürdig war das nicht, aber Spaß machte es. Ein weiterer langer Kuß folgte, dann ging sie tatsächlich. Und ließ einen sehr zufriedenen, glücklichen Legaten zurück, der es gar nicht erwarten konnte, für dne heutigen Tag den Stylus fallen zu lassen.

    Ursus lächelte, als sie seine Fähigkeiten mit solch verführerischem Augenaufschlag in Frage stellte. "Dann legst Du Dich eben nicht auf den Bauch, sondern auf die Seite. Wir probieren so lange herum, bis es funktioniert." Er lachte und zwinkerte ihr zu. Das würde ein schönes Gemaule und Herumgewühle werden diesen Abend.


    Gar nicht so ungeschickt machte sich seine Frau daran, die Rüstung bei ihm anzulegen. Er drehte sich gehorsam, als ihre Arme nicht ganz herumreichten, um die Rüstung überall zurecht zu rücken, ließ sich herumschubsen und herumstoßen, drehen und zerren, dann wurde er fest verschnürt. "Hmmm. Bewegen?" Er ächzte gespielt, während er sich probeweise bewegte. "Ja, geht noch. Nur einatmen ist ein wenig schwierig." Sein scherzhafter Tonfall verriet ihn, die Rüstung saß soweit ganz gut. Gut genug jedenfalls, um bis zum Abend so getragen zu werden. Er hatte ja keine größeren Aktionen vor.


    Ad
    Marcus Aurelius Corvinus
    Villa Aurelia
    Roma




    Salve Marcus!


    So langsam begann ich schon zu glauben, daß ihr alle mich vollkommen vergessen hättet. Habt ihr meinen Brief nicht erhalten? Oder sind vielleicht eure Briefe bisher verloren gegangen? Die einzige, die bisher Nachricht erhielt, war Septima. Dabei bin ich doch darauf angewiesen, von euch auf dem Laufenden gehalten zu werden. Ernsthaft, hierher gelangen nur selten Nachrichten, es ist fast schlimmer als damals in Germanien, was mich sehr verwundert, sind wir hier doch schließlich immer noch in Italia.


    Mich erreichte kurz vor Deinem Brief ein Brief von Sextus. Ich bin wirklich froh, dass es Septima gut geht. Wie schwer es mir gefallen ist, sie gehen zu lassen, kannst Du Dir sicherlich vorstellen. Doch hier ist derart der Hund verfroren, dass ich es ihr nicht antun konnte, hier ausharren zu müssen. Die gehobene Gesellschaft der Stadt besteht aus alten Leuten. Meine Stabsoffiziere sind unverheiratet oder verwitwert. Septima aber ist jung und braucht Gesellschaft. Auf keinen Fall möchte ich riskieren, dass sie in gefährliche Depressionen verfällt wie Minervina damals.


    Euch ist immer noch nicht das Glück beschert, ein Kind zu erwarten? Es tut mir sehr leid, das zu hören und ich hoffe sehr, Iuno wird euer Opfer annehmen und euch bald das Glück eines Kindes schenken.


    Ja, Septima berichtete mir von Deinem Brief und auch davon, dass Laevina ihren Mann verlassen hat. Ungeheuerlich ist das einzige Wort, das mir dazu einfällt. Wie konnte sie sich und uns allen nur solche Schande bereiten? Ich habe Tiberius Durus einen Brief geschrieben und hoffe, dass die Verbindung unserer Familien nicht zu sehr unter dieser Angelegenheit leidet.


    Darf ich fragen, warum Du Prisca nicht in Erwägung ziehst, um sie Tiberius Durus an die Seite zu stellen? Ich halte sie für perfekt, ganz abgesehen davon, dass es wirklich Zeit wird, für sie einen passenden Ehemann zu finden. Oder hast Du schon jemand anderen im Auge für Prisca?


    Mit großer Besorgnis höre ich, dass es Orestes immer noch nicht besser geht. Seine Krankheit zieht sich nun schon so lange hin, es muß doch etwas geben, das ihm hilft? Müssen wir tatsächlich tatenlos zusehen, wie ein weiteres Mitglied unserer Familie in der Blüte seines Lebens dahingerafft wird? Liegt denn ein Fluch auf unserer Familie? Gibt es nichts, das wir tun können, um diesen von uns abzuwenden?


    Mit diesem Vescularius Salinator hatte ich persönlich noch gar nichts zu tun, sieht man mal davon ab, dass er meiner Ernennung zum Legaten erstaunlicherweise zugestimmt hat. Daß er es wagt, das Entscheidungsrecht des Senates anzugreifen, ist ungeheuerlich. Mein Patron, Vinicus Lucianus, hat schon lange geahnt, dass der Mann seine Macht immer mehr missbrauchen wird. Vielleicht solltest Du einmal das Gespräch mit ihm suchen? Und nein, der Kaiser selbst hat gar nichts von sich hören lassen. Es gibt keine besonderen Befehle, keine Anweisungen. Das einzige, was hier eingetrudelt ist, das ist eine Anweisung die für den bevorstehenden Census nötigen Informationen zusammenzustellen – und die kam vom Quästor Principis unter ausdrücklicher Berufung auf den Praefectus Urbi. Ich hege die heimliche Befürchtung, dass unser Kaiser viel schwerer erkrankt ist, als in der Öffentlichkeit bekannt gegeben wird. Er scheint kaum mehr die allernötigsten Entscheidungen zu treffen. Doch genau weiß ich es natürlich nicht.


    Bitte schickt mir meine Frau rechtzeitig wieder zurück. Freuen würde ich mich, wenn sie ein wenig Gesellschaft mitbringen würde. Und danke für die Gastfreundschaft, die ihr meiner Frau gewährt. Mögen die Götter euch alle auf all euren Wegen behüten.


    Grüße bitte alle von mir aufs Herzlichste.


    Vale,


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    Sim-Off:

    Familienwertkarte

    Ein Brief des Onkels. Endlich. Merkwürdig, daß er gerade an dem Tag eintraf, an dem auch ein Brief von Lupus gekommen war. Als würde sich die Familie ganz plötzlich seiner erinnern. Na, besser spät als nie. Hm, was schrieb Marcus da? Viel zu lange her ist der letzte Brief an Dich... Er hatte doch noch gar keinen Brief von Marcus bekommen? Oder war einer verloren gegangen, das konnte natürlich auch sein. Ach, was nützte es, darüber nachzudenken. Ursus griff zur Feder und begann mit der Antwort. Eifrig kratzte die Feder über das Papyrus. Dann versiegelte er den Brief und schickte seinen Scriba zur Postannahme. Der nächste Bote der Legio würde erst in einigen Tage nach Rom abgehen, da würde die kaiserliche Post sicher schneller sein.

    Mit einem Griff nach dem Hals rechnete Ursus nicht. Überhaupt nicht. So daß er auch weder auswich, noch dem Griff irgendeine Abwehrhaltung entgegensetzte. Der Plan des Germanen ging auf. Er bekam den Römer am Hals zu fassen und zog ihn mit sich. Zwar versuchte Ursus nun, den Griff mit seinen Händen zu lösen, doch er hatte keinen festen Halt und konnte nichts mehr tun, seine Niederlage abzuwenden. Er landete genau da, wo Baldemar ihn haben wollte, daran änderten alle Anfeuerungsrufe nichts.

    "Habe ich Dir weh getan?", fragte Ursus besorgt, als er sah, wie sie sich über ihr Hinterteil strich. Er trat näher zu ihr und legte prüfend seine Hand auf die Stelle, die sie gerieben hatte. "Soll ich Dich heute Abend ein wenig massieren?" Sonst war eher er es, der solche Verwöhnung erfuhr. Aber das hieß ja nicht, daß man den Spieß nicht mal umdrehen konnte.


    Die Anrede "mein treuer Soldat" entlockte Ursus ein breites Grinsen. "Jawohl", erwiderte er und salutierte vor ihr. Dann holte er gehorsam die Rüstung, überließ es aber ganz ihr, sie ihm anzulegen. Ja, ein bißchen nahm er sie hoch, gar so schwer war es gar nicht, sie richtig zu schließen. Aber so hatte er noch etwas länger etwas von ihrer Anwesenheit und das wollte er vollständig genießen.

    Ursus lächelte. "Ja, ihr seid stolz. Das ist wahr." Mehr sagte er dazu nicht. Es war eben, wie es war. Ein starkes Volk würde immer die weniger starken angreifen und unterjochen. Dabei war es egal, wie es hieß. Jetzt waren es nun einmal die Römer, die stärker waren als die anderen. Irgendwann, in Jahrhunderten, würde es vielleicht anders aussehen. Die Welt veränderte sich. Immer und ständig. Man mußte nur daran denken, wie stark und mächtig Aegyptus einst gewesen war. Hätte man einem der alten mächtigen Pharaonen erzählt, Aegyptus würde einst von Rom unterjocht, so hätte er sicherlich laut gelacht und es als Unsinn bezeichnet. Die Germanen konnte man kaum als Volk betrachten. Sie betrachteten sich ja nicht einmal selbst als solches. Vielleicht kam irgendwann der Tag, an dem sich auch das ändern würde. Arminius hatte ja schon versucht, es zu ändern. Er war gescheitert. Aber andere würden vielleicht nicht scheitern. Irgendwann.


    "Aus Haß töten auch Brüder ihre Brüder. Ja. Aber was ist, wenn da gar kein Haß ist? Du sagst, Caesar hat gegen seine Brüder gekämpft. Nein, er hat gegen sein eigenes Volk gekämpft. Das kam schon häufiger vor. Ja, Brüder standen in beiden Armeen, und die Armeen kämpften gegeneinander. Doch ich glaube immer noch, daß man seinen besten Freund, seinen Bruder, seinen Nachbarn nicht töten würde. Man würde versuchen, einen anderen Gegner zu finden. Ich würde jedenfalls so reagieren. Und ich kann nicht glauben, daß alle anderen Menschen anders sein sollen als ich. - Sicher, im Grunde ist auch solches Handeln Selbstbetrug. Denn der Mann neben mir würde meinen Freund, meinen Bruder, meinen Nachbarn zu töten versuchen. Trotzdem ist es etwas anderes, ihm selbst die Klinge in den Bauch zu rammen." Ursus atmete tief durch. Dies war ein Thema, das vermutlich die findigsten Philosophen nicht zufriedenstellend zu einem Ende führen konnten.


    Da kam ihm ein Themenwechsel gar nicht unrecht. "Marei? Ihr würdet sie als euer Kind anerkennen? Ich würde euch nie dazu zwingen, aber Du hast Recht. Für das Kind wäre es gut, sie ist allzu sehr ohne feste Wurzeln. Wenn ihr wollt, daß sie euer Kind ist, dann werde ich mit Septima sprechen. Was mich angeht, so habt ihr meine Zustimmung. Und nicht nur das, auch meine Dankbarkeit."

    "Genau und gerade das ist unglaublich", lachte Ursus. Er konnte sich nicht vorstellen, daß es viele Frauen im Imperium gab, die ihren Mann in dessen Officium aufsuchten, um ihn derart zu verwöhnen. "Ich muß zugeben, daß ich es nicht so gerne hätte, wenn die Männer zuschauen würden. Weißt Du, sie haben nicht oft Gelegenheit, bei einer Frau zu liegen. Und ich fürchte, sie würden sich wie wilde Tiere auf Dich stürzen." Tatsächlich war er viel zu eifersüchtig, um seine Frau mit anderen teilen zu können. Auch nicht, wenn sie nur zusahen.


    Er leiß sich, wenn auch nicht ganz so bereitwillig, auf Abstand bringen. Daß die Schreibtischkante unangenehm für sie sein könnte, daran dachte er gar nicht und sie hatte ja auch nichts gesagt. Aber sein Blick zeigte so etwas wie Bedauern, als ihr Kleid wieder herabrutschte und sie wieder vollständig bedeckt war. "Es ist sehr viel schwerer. Aber bei Deiner Geschicklichkeit haben wir das bestimmt schnell geschafft." Eigentlich hatte er noch gar keine Lust, sich wieder in seine Rüstung stecken zu lassen. "Sollte es uns tatsächlich nicht gelingen, werde ich Cimon rufen lassen, dann kann er mich wieder einpacken." Er lächelte ein wenig spitzbübisch, denn er glaubte nicht, daß es nötig war, nach Cimon zu rufen. Sicher würde Septima nicht ruhen, bevor sie ihren Mann wieder in die Rüstung gepackt hatte.

    Die zweite Schriftrolle wurde versiegelt und Ursus lehnte sich einen Moment lang zurück. Nein, besser, er erledigte es sofort, dann vergaß er es nicht. Er griff zum nächsten Bogen und schrieb den nächsten Brief. Es folgte ein weiterer. Und schließlich noch einer. Der Bote bekam auf diese Weise einiges zu tun. Er mußte in Rom einige Adressen abklappern.


    So waren es nun insgesamt fünf Briefe und ein Päckchen, die er dem Boten, der ohnehin nach Rom mußte, mitgab. Der Mann machte sich sogleich auf den Weg. In kürzester Zeit würden die Briefe an ihrem Ziel eingetroffen sein.


    Kaum war das geschehen, machte Ursus seinen üblichen täglichen Rundgang durch die Castra. Das ließ er sich nicht nehmen, er sprach gerne mal mit dem einen oder anderen der Männer, wollte auch ansprechbar für sie sein, ohne daß sie sein Officium aufsuchen mußten.


    So kam es, daß er erst Stunden später auch den Brief seines Onkels entdeckte. Nun war der Bote schon fort. Nunja, es würde wohl nicht so schlimm sein, wenn Marcus seinen Brief etwas später erhielt.

    Über den Lärmpegel machte sich Ursus nicht die geringsten Gedanken. Warum auch? Schon gar in diesem Moment. Seine Frau war jetzt alles, was zählte. Dabei brauchte er nicht einmal ein schlechtes Gewissen zu haben, denn wirklich dringende Dinge lagen nicht an. Sie hätten ihn aber auch nicht davon abgehalten, sich in diesem Moment seiner Frau zu widmen.


    Der Scriba mußte die eindeutigen Geräusche noch ein wenig ertragen, bis sie schließlich verebbten. Ursus küßte seine Frau inniglich und lachte dann leise. "Du bist unglaublich, weißt Du das?" Sie war so wunderschön. Und erfüllte seine heimlichsten Wünsche, bevor er selbst wußte, daß er sie hatte. So wie heute. Sicher, zuhause hatte sie ihn auch schon mal im Officium aufgesucht und so verwöhnt. Doch hier hätte er niemals damit gerechnet. Umso erfüllender war es gewesen.

    Und noch ein Haus suchte der Bote auf.




    Ad
    Quintus Germanicus Sedulus
    Casa Germanica
    Roma




    Salve, alter Freund!


    Lange ist es her, daß wir nichts mehr voneinander gehört haben. Eigentlich zu lange, wie ich finde. Hier in Mantua ist wirklich der Hund verfroren. Es gibt praktisch kein gesellschaftliches Leben. Man könnte sogar sagen: Es ist stinklangweilig hier. Sicher, ich habe viel zu tun. Und zum Glück habe ich eine liebevolle, wunderbare Frau, die mir mein Leben sehr bereichert. Nur ist sie leider zur Zeit in Rom und so bin ich zur Einsamkeit verurteilt. Hoffentlich ist unser Haus bald fertig, denn ich möchte wenigstens ab und an mal nach Rom kommen und meine Freunde zu mir einladen, um nicht völlig den Anschluß zu verlieren.


    Habe ich Dir überhaupt schon von unserem neuen Haus erzählt? Es liegt knapp außerhalb des Pomeriums, der Villa Aurelia so nah, daß es nur wenige Minuten Fußweg dorthin sind. Es ist ein sehr schönes Haus, sogar mit Garten. Aber sehr renovierungsbedürftig, deshalb wird es noch etwas dauern, bis wir es beziehen können. Wenn es aber soweit ist, dann würde ich mich freuen, Dich als Gast dort begrüßen zu dürfen.


    Im Übrigen würde ich mich auch hier sehr über einen Besuch von Dir freuen. Bring Deine Frau und Deine Tochter ruhig mit. Septima ist zur Zeit in Rom, vielleicht möchtet ihr für ein paar Tage herkommen, wenn sie hierher zurückkehrt? Sie hätte dann Begleitung auf der Reise und hier gleich nette Gesellschaft, was es ihr sicher leichter machen würde, wenn sie aus dem Trubel Roms in diese Einöde zurückkommt. Bitte denk darüber nach, ich würde mich sehr darüber freuen.


    Ich gebe zu, der aktuelle Anlaß meines Schreibens ist sehr eigensüchtig, ich habe nämlich eine Bitte an Dich. Mein junger Verwandter, Sextus Aurelius Lupus, möchte zur kommenden Wahl als Vigintivir kandidieren. Würdest Du ihm Deine Unterstützung gewähren? Er ist ein zuverlässiger und ehrgeiziger Bursche, der Rom sicher gute Dienste leisten wird. Ich habe ihm geschrieben, daß er Dich aufsuchen soll. Es wäre wirklich nett von Dir, wenn Du ihn unterstützen würdest. Ich kann es leider nicht selbst tun.


    Bitte laß bald einmal von Dir hören!


    Mögen die Götter über Dich und Deine Familie wachen.


    Vale,


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    Auch bei den Tiberiern schneite der Bote vorbei.




    Ad
    M' Tiberius Durus
    Villa Tiberia
    Roma, Italia



    Salve, Senator Tiberius!


    Mit Entsetzen vernahm ich die Neuigkeiten über das ungeheuerliche Verhalten meiner Verwandten Laevina. Da es mir als Kommandant einer Legio unmöglich ist, nach Rom zu kommen und Dich persönlich aufzusuchen, möchte Dir auf diesem Wege versichern, daß ich ihr Verhalten auf das Schärfste verurteile und mich entsetzlich dafür schäme. Bitte laß es mich wissen, wenn ich irgendetwas tun kann, um diese Schmach zu lindern. Bis dahin nimm bitte meine Entschuldigung für das Verhalten meiner Verwandten, auch wenn es eigentlich nicht zu entschuldigen ist. Es ist und bleibt ungeheuerlich und stellt unsere Gens tief in Deine Schuld.


    Meine liebe Frau, Deine Nichte Septima, ist vor kurzem in Rom eingetroffen und wird Dich gewiß bald besuchen, falls sie es nicht sogar schon getan hat. Sie wird Dir bestimmt auch noch im persönlichen Gespräch übermitteln, wie schwer unsere Familie an den Geschehnissen trägt und wie sehr wir hoffen, die enge Verbindung zwischen unseren Familien dennoch aufrecht erhalten zu können.


    Es mag gerade durch diese Ereignisse vermessen sein, trotzdem eine Bitte an Dich zu richten, und doch wage ich es. Ein junger Verwandter von mir, Sextus Aurelius Lupus, möchte zu den nächsten Wahlen als Vigintivir kandidieren. Er ist ein sehr zuverlässiger und strebsamer junger Mann, der es wahrlich verdient hat, auf seinem Weg unterstützt zu werden. Ich bitte Dich darum, ihm Deine Unterstützung bei den bevorstehenden Wahlen zu gewähren. Du kannst Dir meiner tiefen Dankbarkeit gewiß sein.


    Mögen die Götter stets über Dich und die Deinen wachen.


    Vale,


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    Ad
    Marcus Vinicius Lucianus
    Villa Vinicia
    Roma




    Salve, mein Patron!


    Wie geht es Dir und Deiner Familie? Sind alle wohlauf?


    Lange habe ich nichts von mir hören lassen, aber eigentlich gibt es auch nicht allzu viel zu berichten. Meine Frau und ich haben uns in Mantua recht gut eingelebt. Die Legio I ist in bestem Zustand und besondere Vorkommnisse gibt es nicht. In der Gegend ist alles ruhig, es gab auch keine größeren Katastrophen, seit ich das Kommando übernommen habe. Für meine Frau ist es schwer hier, gibt es doch so etwas wie gesellschaftliches Leben in der Region so gut wie gar nicht. Nicht einmal die Stabsoffiziere sind verheiratet, was es für Septima besonders schwer macht.


    Die einzige Neuigkeit, mit der ich aufwarten kann: Es wird ein Census vorbereitet. Ich erhielt eine Aufforderung, die dafür nötigen Informationen über meine Truppe nach Rom zu übersenden. Nun, der letzte Census ist ja auch schon sehr lange her, da verwundert es nicht, daß wieder einer ansteht.


    Sollte ich irgendetwas für Dich tun können, so wäre es mir eine Freude, es zu erledigen. Und wolltest Du nicht eine Reise nach Norditalia machen und mich besuchen kommen? Ich kann mich nur wiederholen: Du bist mir in meinem Haus herzlich willkommen!


    Zu den kommenden Wahlen wird übrigens ein Verwandter von mir, Sextus Aurelius Lupus, als Vigintivir antreten. Würdest Du mir den Gefallen tun, Dich für ihn einzusetzen? Ich bin sicher, er wird Dich auch noch persönlich aufsuchen, damit Du Dir selbst ein Bild von ihm machen kannst. Doch er ist ein ausgesprochen intelligenter und zuverlässiger junger Mann. Wäre es anders, würde ich es niemals wagen, Dich um Unterstützung für ihn zu bitten. Ich danke Dir schon im Voraus für jede Form der Unterstützung, die Du ihm angedeien läßt.


    Was gibt es für Neuigkeiten im Senat? Hört man etwas über den Gesundheitszustand des Kaisers? Ich finde es recht beunruhigend, daß darüber so gar nichts zu uns hier oben durchdringt. Ich habe in der ganzen Zeit, die ich hier als Kommandant der Prima diene, keine einzige Anweisung des Kaisers oder seines Vertreters erhalten. Mal abgesehen von den Vorbereitungen für den Census.


    Ich wünsche Dir und Deiner Familie alles Gute und erbitte die Gunst der Götter für euch.


    Vale,


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    Ein Bote, der ohnehin in Rom etwas zu erledigen hatte, brachte zwei Briefe und ein Päckchen bei den Aureliern ab.



    Ad
    Tiberia Septima
    Villa Aurelia
    Roma



    Liebste Septima!


    Ich hoffe, Du bist gut und sicher in Rom angelangt und befindest Dich wohl. Wie entsetzlich still und einsam es hier ohne Dich ist! Ich vermisse Dich schrecklich und sehne Deiner Rückkehr entgegen.


    Wie geht es der Familie? Hast Du schon mit Deinem Onkel gesprochen? Nach all den Erlebnissen, ist er sicher nicht gut auf die Aurelier zu sprechen. Es ist wirklich entsetzlich, wie Laevina sich verhalten hat. Ich verstehe das überhaupt nicht, sie machte auf mich immer einen zuverlässigen Eindruck. Auch ist sie nicht zu der Heirat gezwungen worden, sondern schien sich auf ihren Ehemann zu freuen. Bitte versichere Deinem Onkel, daß ich ihr Verhalten auf das Schärfste verurteile. Ich schäme mich für sie und kann nur hoffen, daß er uns sein Vertrauen nicht völlig entzieht.


    Hattest Du schon Gelegenheit, nach unserem Haus zu schauen? Soweit ich weiß, hat Reatinus seinen persönlichen Sklaven mit dem Bautrupp nach Rom geschickt, damit dieser ein besonderes Auge auf die Arbeiten hat. Ich bin schon sehr gespannt darauf, wie es aussehen wird, wenn es fertiggestellt ist.


    Hier gibt es leider überhaupt nichts Neues. Der Lagerdienst läuft ab wie immer. Ach, vielleicht noch eine interessante Neuigkeit: Der Kaiser (oder vielmehr Salinator, wie ich annehme) bereitet einen Census vor. Wir wurden zur Zusammenstellung der entsprechenden Informationen aufgefordert.


    Ansonsten ist hier tatsächlich nichts passiert. Umso mehr hoffe ich auf Nachricht aus Rom. Sextus hat mir geschrieben, daß er zur nächten Wahl kandidieren will. Meinst Du, Du kannst bei Deinem Onkel ein gutes Wort für ihn einlegen? Er kann jede Unterstützung brauchen, die er kriegen kann.


    Bitte laß bald von Dir hören. Mögen die Götter Dich und unser beider Familien schützen.


    In Liebe, Dein


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    Ad
    Sextus Aurelius Lupus
    Villa Aurelia
    Roma



    Salve Vetter,


    Du kannst Dir nicht vorstellen, wie erfreut ich war, endlich von der Familie zu hören. Ich hatte schon die Befürchtung, dass mein Brief, den eigentlich unsere Leute mitgenommen hatten, die uns nach Mantua begleitet hatten, nicht bei euch angekommen sei. So lange bin ich schon in Mantua und kein einziger Brief hat mich erreicht. Hab also Dank für Deinen ausführlichen Brief und bitte halte mich weiter auf dem Laufenden.


    Septima ist also wohlbehalten in Rom angekommen, das ist eine große Erleichterung. Schwer genug ist es mir gefallen, sie gehen zu lassen in ihrem Zustand. Doch ich wollte auch nicht riskieren, dass sie in Depressionen verfällt wie Minervina dereinst. Hier hat sie es wahrhaftig nicht leicht. Es sind keine anderen Frauen da, mit denen sie sich unterhalten könnte, meine Stabsoffiziere sind allesamt unverheiratet. Eine Schande ist das! Und in Mantua liegt das gesellschaftliche Leben total brach. Nur alte Leute, also auch nicht gerade die richtige Gesellschaft für meine liebe Frau. Ich hoffe, dass unser Kind ihr die Langeweile nehmen wird. Ach, ich kann Dir nicht sagen, wie aufgeregt ich deswegen bin. Ein Kind! Mein Kind! Ja, ein Junge wäre optimal. Aber auch ein Mädchen wäre eine große Freude. Bitte schickt mir meine Frau rechtzeitig zurück, nicht dass sie in Rom bleiben und das Kind dort zur Welt bringen muß. Bei der Geburt meines Kindes möchte ich unbedingt dabei sein.


    Die Nachrichten, die Du schickst, sind wirklich entsetzlich. Laevina hat Durus betrogen und ist auf und davon? Was für ein Dämon ist nur in sie gefahren? Marcus hatte in seinem Brief an Septima schon davon berichtet. Ich frage mich ja, warum er meiner Frau Briefe schickt und mich dumm sterben lässt, vielleicht kannst Du ihn in meinem Namen danach fragen? Sicher, unser Verhältnis ist nicht das Beste, das ist euch allen bekannt, jedoch habe ich immer geglaubt, er würde zumindest den notwendigen Umgang mit mir pflegen. Umso dankbarer bin ich Dir, dass Du mich informierst.


    Hoffentlich ist Durus damit einverstanden, eine unserer lieben Verwandten im Ersatz für Laevina zu ehelichen. Ich persönlich halte ja Prisca für die geeignete Kandidatin. Für sie wird es langsam Zeit, sonst muß sie noch angeboten werden wie sauer Brot, was ihr ganz und gar nicht gerecht würde. Sie hat eine unvergleichlich vornehme Art an sich, ist gebildet und immer ruhig und ausgleichend. Ich bin sicher, sie wäre die ideale Ehefrau für einen Mann an der Spitze der Politik. Flora ist gewiß ein sehr liebes Mädchen und bringt alle guten Eigenschaften mit, aber sie ist noch sehr ungestüm in ihrer Jugend. Ob sie also die Richtige für einen Mann wie Tiberius Durus wäre?


    Narcissa ist den Vestalinnen versprochen, das schrieb sie selbst an meine Frau. Ich hoffe, das entspricht auch ihren eigenen Wünschen und nicht nur denen ihrer Mutter. Sonst wird es schwer für sie.


    Die Nachricht, daß Orestes immer noch so schwer krank ist, läßt nichts Gutes ahnen. Mögen die Götter geben, daß er doch noch von seiner Krankheit genesen kann! Ein so junger Mann in der Blüte seines Lebens! Ich werde für ihn beten und ein Opfer darbringen. Entsetzlich ist es, daß er schon so lange krank ist, wo seine Karriere doch schon einen so vielversprechenden Verlauf genommen hatte.


    Du suchst einen Patron? Das wird aber auch wirklich Zeit. Ja, Tiberius Durus ist da ganz bestimmt einer der besten Patrone, die man haben kann. Und es könnte helfen, das Verhältnis zwischen unseren Familien wieder zu vertiefen, wenn Du Dich ihm verpflichtest. Lernen kannst Du von ihm auch sehr viel, für mich ist er immer ein leuchtendes Vorbild gewesen und ist es immer noch.


    Zu den nächsten Wahlen willst Du kandidieren? Dann solltest Du sehen, dass Du Dich bekannt machst. Gerne werde ich Dich unterstützen. Ich werde meinen Patron, Vinicius Lucianus anschreiben und ihn bitten, Dich zu unterstützen. Meinen alten Freund Germanicus Sedulus werde ich ebenfalls ansprechen. Und ich glaube, auch Tiberius Durus sollte ich schreiben und ihm versichern, dass wir alle das Verhalten von Laevina zutiefst verurteilen und uns ihrer schämen. Du darfst Dich also auf mich berufen, wenn Du diese Männer aufsuchst. Schade, dass Aelius Quarto nicht in Rom ist, er wäre auch ein starker Fürsprecher gewesen. Bitte doch Tiberius, für Dich bei seinem Patron, Purgitius Macer, ein gutes Wort für Dich einzulegen. Er hat ebenfalls großen Einfluß.


    Du wirst für die Wahlvorbereitungen und für Dein Amt einiges an Geld benötigen. Natürlich weiß ich, dass Du auch bei Marcus Unterstützung dieser Art findest, aber ich erlaube mir trotzdem, dem Brief einiges an Geld beizulegen für Dich.


    Übrigens möchte ich Dich auch um etwas bitten: Steh meiner lieben Septima bei, vor allem, wenn sie sich um unser Haus kümmert. Ich bin mir nicht sicher, ob sie als Frau immer so ernst genommen wird, ein Mann in ihrer Begleitung würde ihren Anweisungen entsprechend mehr Gewicht geben. Würdest Du das für mich tun? Ich fürchte, Tiberius und Marcus sind viel zu beschäftigt, um sich ausreichend darum kümmern zu können.


    Bitte halte mich weiter auf dem Laufenden! Ich bin hier darauf angewiesen, dass ihr mich informiert. Und scheue Dich nicht, mich zu fragen, wenn Du Unterstützung benötigst.


    Grüße bitte die Familie von mir aufs Herzlichste.


    Mögen die Götter mit euch sein und der unselige Fluch endlich von unserer Familie genommen werden.


    Vale,


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    Sim-Off:

    WiSim


    Nachdem Ursus seinen Brief an Lupus beendet hatte, griff er sogleich nach einem weiteren Papyrusbogen. Wenn er schon an Lupus schrieb, konnte er auch sogleich an seine Frau schreiben. Dann würde sich der Bote wenigstens lohnen. Zwar gab es nicht so furchtbar viel Neues zu berichten, aber immerhin konnte er damit seinem eigenen Sehnen nachgeben, denn es war fast so, als würde er sich mit ihr unterhalten.


    Der Anfang fiel schwer. Aber dann kratzte die Feder plötzlich wie von selbst über das faserige Papyrus.

    Zitat

    Original von Servius Artorius Reatinus
    Als Avianus die Anweisung, Ursus in seinem Officium aufzusuchen gelesen hatte, machte er sich ohne Umschweife sofort auf den Weg, noch bevor er überhaupt sein eigenes Officium betrat. Es war früh am Morgen, gerade erst Dienstbeginn in der Castra. Noch waren nicht alle anwesend und bis sein eigener Scriba kam, um den Dienst anzutreten, konnte Reatinus ja sehen, was der Legat von ihm wollte.


    Er betrat das Vorzimmer des Schreibers und sah den Mann mit autorithärem Blick an. "Salve", grüßte er, "Tribunus Artorius, der Legat sucht nach mir. Ich wünsche ihn zu sprechen!"



    "Salve, Tribunus. Ja, der Legat erwartet Dich bereits. Geh ruhig hinein." Der Scriba winkte den Artorier einfach durch, die Anweisungen des Legaten waren da eindeutig gewesen.

    Ursus lachte leise. "Nun, wir können das ja mal ausprobieren", schlug er vor, immerhin kannte er seine Frau gut und war selbst auch den kleinen Experimenten gegenüber, die sie so liebte, nicht abgeneigt. Waren sie doch meistens mit ausgesprochenem Vergnügen verbunden. So wie bei diesem Experiment. Es verursachte ein heftiges Kribbeln in seinem Nacken, dieses Wissen, daß jederzeit jemand hereinkommen konnte.


    Doch das hielt ihn von nichts ab. Seine Hände streichelten verlangender über ihre Haut, er erwiderte ihre heißen Küsse nicht minder heiß, er zog sie an sich, als sie ihm auffordernd zuflüsterte. Und ließ sie nun auch nicht länger warten, sondern gab ihrem und seinem Verlangen endlich nach.