Beiträge von Flaviana Brigantica

    Gedankenverloren betrat ich den Raum. An der Tuer sah ich ein kleines Maedchen stehen, welches erst kuerzlich angekommen war. Außerdem hoerte ich, Wortfetzen eines Streites. Was ging dort vor sich? Das Maedchen stand wie angewurzelt da und beobachtete etwas. Ich ging zu ihr, strich ihr sanft ueber den Kopf.


    Was ist los hier?


    Erst jetzt bemerkte ich, wie sich Severus und dieser fiese Widerling Sciurus ein Handgemenge lieferten. Weswegen sie sich wohl stritten und warum nannte diese Missgeburt, Severus eigentlich staendig Rutger?
    Ploetzlich begriff ich. Ich hatte gestern Abend Severus ueber mein Zusammentreffen mit Sciurus berichtet. Sicher war dies der Grund des Streits. Unter anderen Umstaenden waere ich sicher sehr verlegen gewesen, daß sich zwei Maenner um mich stritten, doch diese Situation hier machte mir schlichtweg Angst.
    Als ich mich heute Morgen in Aquilius cubiculum stahl und so tat, als ob ich die Nacht dort gewesen waere, war er schon wach und stellte mich zur Rede, wo ich heute Nacht geween war. Daraufhin hatte ich mich dann mit einer glatten Luege gerechtfertigt. Ich hatte den Eindruck, er hatte mir meine Luege abgenommen. Doch der einzige, der wußte, daß ich gelogen hatte, war- Sciurus! Er hatte mich gestern Abend noch gesehen, vielleicht wußte er sogar, um Severus und mich und um unsere gemeinsame Nacht.
    Ich wollte Severus warnen, doch es gelang mir nicht weiterzugehen, geschweige denn etwas zu sagen. Irgendetwas schien mich zu laehmen.

    Immer weiter fort ließ ich mich treiben und genoß es, wieder in seinen Armen Zuflucht gefunden zu haben. Er verwöhnte mich mit seinen immer heftiger werdenden Küssen und ich belohnte ihn dafür, indem ich ich meine Arme um seinen Körper schlang und meine Finger kreisend über seine Haut führte.
    Irgendwann fanden wir uns umschlungen, auf der Erde liegend. Seine unwiderstehlichen Augen sahen mich an. Auf seine einzigartige Weise hauchte er meinen Namen und löste mein Haar, welches sich dann unbändig über meine Schultern ausbreitete. Dann flüsterte er mir etwas ins Ohr. Es war wohl seine eigene Sprache, die er sich zu Nutze machte. Mir waren die Worte zwar völlig fremd, doch ich konnte deren Bedeutung ahnen.
    Doch dann näherten sich Schritte. Beide hielten wir inne, mit dem was wir taten. Es war in diesem Moment, als wären wir wieder zurückgekehrt aus Tír na nÓg, dem Land der ewigen Jugend und Schönheit. Wir sahen uns an. Er strich einen Grashalm aus meinem Haar. Mir war, als hätte ich einen Moment den Ausdruck der Enttäuschung in seinem Gesicht erkannt. Dachte er etwa, ich würde jetzt gehen wollen?
    Mit meiner Hand strich ich ihm sanft über sein Antlitz und lächelte ihm feundlich zu.


    Laß uns gehen ! Nicht hier! Komm!


    Nein! Diese Nacht sollte mein Geschenk an ihn sein.

    Dieses gewisse Zucken unter der Decke war mir nicht entgangen. Offenbar waren einige seiner Körperpartien bereits wach. Das bewog mich dazu, mit einem Auge zu ihm hinüber zu blinzeln, um nachzuschauen, ob der Rest mitterweile auch erwacht war. Doch weit gefehlt! Er schlief immer noch.
    Das wäre jetzt die beste Gelegenheit gewesen, einfach aufzustehen und sich dünne zu machen. Aber dürfte ich einfach so gehen? Also blieb ich doch besser liegen und betrachtete mir ihn noch etwas genauer. Wie alt er wohl war? Eigentlich sah er ja gar nicht so schlecht aus. Außerdem wirkte er auch nicht mehr so furchterregend, wie gestern, als ich ihn im Garten getroffen hatte. Schlafende Menschen sahen ja so friedlich aus.
    Die irrsinnigsten Gedanken gingen mir durch den Kopf. Wenn ich jetzt ein gescheites Messer zur Hand gehabt hätte, wären fast alle meine Probleme gelöst gewesen. Dummerweise häuften sich in letzter Zeit die Situationen in meinem Leben, in denen ich ein solches Messer hätte gebrauchen können, aber keines hatte.
    Aber nein, kein Messer! Das würde zu viel Dreck machen! Das müßte auch anders funktionieren.
    Aber was war das denn? Hielt er mich hier zum Narren? Plötzlich schmunzelte er. Wollte er hier nur mit mir spielen? Über die Tatsache, daß er mich womöglich die ganze Zeit beobachtet hatte, ließ mich etwas erröten. Glücklicherweise konnte er nicht meine Gedanken lesen.
    Obwohl, wenn er spielen wollte. Nur zu!
    Ich schloß wieder meine Augen, schmiegte mich noch näher an ihn und hauchte ihm süffisant, in einem für ihn sicher fremd klingenden Akzent, Severus! entgegen.

    Ich verharrte in seinen Armen. Einfach seine Nähe spüren und sich geborgen fühlen.
    Was sonst noch in dieser Nacht geschehen war, konnte ich nur erahnen, denn irgendwann wurde es dunkel um mich herum.


    Ruhig und entspannt lag ich da, in diesem schönen sauberen Bett. Es mußte schon Morgen sein, denn das Licht, welches auf meine Augen traf, blendete mich und so entschied ich mich, einfach die Augen geschlossen zu halten. Es war eine wahrlich gute Nacht gewesen. Wie lange war es her, daß ich so gut geschlafen hatte? Und dann er. Ja, er war heute nacht zu mir gekommen. Es war also doch kein Traum! Nein, er war es. Er lag immer noch bei mir und hatte seinen Arm um mich geschlungen, so als ob er mich beschützen wollte. Ich konnte ihn genau spüren.
    Ein zufriedenes Lächeln machte sich auf meinem Gesicht breit. Ich wollte mich zu ihm umdrehen, um ihn von neuem zu liebkosen. Doch dann war es, als ob mich der Schlag treffen würde. Plötzlich fiel mir ein, daß dies hier alles nicht real sein konnte! Erstens, ich war hier in Aquilius Schlafzimmer. Zweitens, ich war gestern Abend zu ihm ins Bett gestiegen. Und drittens, der Kerl, der da so nah bei mir lag,war
    Aquilius! Ich öffnete die Augen, um mich davon zu überzeugen.
    Zum Glück schlief er noch, so blieb mir noch Zeit, zu überlegen. Was sollte ich nur tun?
    Ganz ruhig Bridhe! Das Schlimmste wäre jetzt, histerisch zu werden!
    Mir fiel ein, was mein Vater mir einmal gesagt hatte, damals als Mutter gestorben war. Verschärfte Situationen bedürfen verschärftes Handeln! Wenn diese Situation nicht verschärft war!
    Wie sollte ich also handeln? Was würde passieren, wenn ich jetzt losschreien würde und die Furie spielen würde? Na klar, sicher würde er mich sonst wohin jagen! Welchen Vorteil hätte ich aber, wenn ich einen klaren Kopf behalten und mich der Situation anpassen würde. Tja, das könnte unter umständen bedeuten, daß ich schon bald keine Jung... MOMENT! War ich es denn überhaupt noch? Was war denn heute nacht wirklich passiert??? Na ja, das war mittlerweile auch egal!
    So entschied ich, es wäre das Beste, mir nichts anmerken zu lassen. Ich schloß wieder meine Augen, drehte mich zu ihm hin und tat so als ob ich noch schlafen würde.

    Sein Kuß kam überraschend für mich. Niemals hätte ich zu träumen gewagt, daß dieser Abend noch solch eine Überraschung für mich bereit hielt. Ich genoß diesen Kuß so sehr. Wie lange hatte ich mich schon danach gesehnt, endlich wieder in seinen Armen zu liegen.
    All die Skepsis, ob er mich noch lieben würde, oder vielleicht noch diese Arrecina, waren auf einmal verflogen.
    Meine Finger strichen durch sein Haar und ich faßte für mich einen Entschluß, wie ich gedachte, den weiteren Abend zu gestalten. Hier und heute würde ich nicht wieder wegrennen und zu Aquilius gehen. Nein, der müßte heute Nacht leider auf mich verzichten! Sicher würde mir da noch eine passende Ausrede einfallen und wenn schon, so könnte ich meinem Liebsten, meine Liebe beweisen. Ich hatte keine Angst vor irgendeiner Strafe!
    Doch all das deutete ich Severus mit keinem Wort an. Aquilius sollte heute Nacht einmal nicht zwischen uns stehen!
    Ich erwiederte seinen Kuß und hielt ihn fest umschlungen. Ich war in diesem Augenblick so glücklich über sein Versprechen, immer bei mir bleiben zu wollen. Nie würde ich ihn wieder gehen lassen!
    Die Tatsache allerdings, daß ein Anderer unsere Schicksalsfäden in der Hand hielt, war für mich in diesem Moment ganz weit weg.
    Ich wollte den Augenblick genießen, das Hier und Jetzt!

    Seine Worte trösteten mich und ich stellte mir vor, wie es sein würde, wenn ich frei wäre und wieder in meine Heimat zurückkehren könnte.
    Ich sehnte mich so sehr nach den grünen Hügeln, den Schilfbewachsenen Ufern des Flusses, den einfachen aber gemütlichen Hütten und dem Duft des Torffeuers.
    Doch mir war bewußt, die Realität würde sicher anders aussehen. Ich würde niemals wieder die sanften Hügel Taras und das saftige grüne Gras oder die Steinkreise der Túatha Dé Danann sehen.


    Ich weiß, ich nie wieder nach Hause kommen. Aber du können bei mir bleiben?


    Wenn wenigstens er mir bleiben würde, dann wäre ich glücklich. Doch immer noch oder schon wieder beschäftigte mich die eine Frage. Es würde kein Weg daran vorbei führen. Wenn ich Gewissheit haben wollte, mußte ich ihn fragen.


    Severus, ich habe Frage an dich.


    Wie sollte ich nur anfangen? Wieder zögerte ich und überlegte, die richtigen Worte zu treffen.


    Du nach erstem Abend anders. Ich dich gekränkt, weil ich weg gegangen. Es tut mir leid! Aber...
    Severus, du mich noch gern haben?


    Na endlich war es ausgesprochen! Ich fühlte mich unendlich erleichtert, doch noch besser hätte ich mich
    gefühlt, wenn er tatsächlich noch etwas für mich empfinden konnte.
    Doch auch wenn er meine Frage verneint hätte, hätte ich das gut verstehen können.

    Ich löschte das Licht und legte mich wieder hin. Das Bett schien mir sehr angenehm zu sein. Auf jeden Fall um einige Klassen besser, als das, was sich mir in den letzten Wochen als Schlafstatt bot.
    Völlig regungslos und etwas verkrampft lag ich da. Versuchte ja keinen Mucks von mir zu geben. Ich spürte förmlich seine Blicke auf mir.
    Doch irgendwann übermannte mich schließlich doch der Schlaf und ich ließ meine Anspannung einfach los. Atmete ruhig und gleichmäßig und ließ mich einfach fallen, hinab in das Reich der Träume.


    Ich sah einige Menschen, die mir in den letzten Tagen begegnet waren, war wieder auf dem Sklavenmarkt, der heftige Schlag in mein Gesicht, nachdem ich versucht hatte, zu fliehen und Severus. Ja er war auch da. Wie ich mich an ihn lehen konnte. Ich sah sein Gesicht ganz deutlich vor mir.

    Wir waren wieder im Balneum. Ich dreht mich zu ihm hinüber. Ja, ich konnte seine Nähe spüren. Er war da ganz nah bei mir. Ich fühlte seine Wärme, spürte seinen Atem. Mit meinen Armen umschlang ich ihn und übersähte ihn mit Liebkosungen. Diesmal würde ich nicht einfach wegrennen! Nein ich würde bleiben!
    Tá mé chomh doirte sin duit! flüsterte ich ihm erneut zu.

    Ich war sichtlich erleichtert als er das "Gespräch" beendete und mich fort schickte. Ich nickte ihm kurz zu und verschwand in Richtung Villa.


    Eines wurde mir in diesem Moment ganz klar, ich mußte um jeden Preis diese Sprache erlernen. Koste es, was es wolle. Nur so würde ich mich hier zurecht finden und mich behaupten können.
    Wenn man ins Wasser gestoßen wird, sollte man so schnell als möglich mit dem Schwimmen anfangen!
    Ich würde versuchen, alles in mich einzusaugen, so wie ein Schwamm.

    Ich bemerkte die Veränderung in seinem Gesicht, als er über diese Römein sprach. Da mußte sicher mehr dahinter stecken, doch ich wollte nicht danach fragen, denn es schien ihn zu belasten. Vielleicht hatte er sie geliebt und liebte sie vielleicht immer noch. Doch was empfand er dann für mich? Konnte man zwei Frauen gleichzeitig lieben? Oder war ich für ihn nur eine willkommenen Abwechslung gewesen?


    Ich hörte ihm weiter gespannt zu, als er meine Frage bezüglich des Kreuzes beantwortete.
    Bei allen Götter, daß war ja widerlich! Wie konnten sich Menschen nur so etwas ausdenken? Es ließ mich erschaudern, wenn ich daran dachte, wie schmerzvoll diese Art des Sterbens sein mußte.
    Doch auch hier merkte ich bald, daß er lieber von diesen Themen abschweifen wollte. Es war ihm auch sichtlich unangenehm, als ich seinen Hals berührte.
    So gab ich ihm das, was er wollte und begann über mich zu erzählen.


    Ich habe mit Vater und fünf Schwester und Brüder auf kleinem Hof gelebt, dort wo Fluß Bóinne ins Meer fließt. Flüsse in meiner Heimat haben Namen von Göttern.
    Mein Vater ist gabha, ähm ist Mann der Eisen schlägt. Mutter ist tot. Ist gestorben vor fünf Jahren als kleiner Bruder geboren wurde. Seitdem ich für Familie sorge.


    Ja,ich versorgte die Familie, doch wer hatte jetzt diese Aufgabe übernommen? Sicher waren sie zu Hause krank vor Sorge um mich. Vielleicht wähnten sie mich aber auch schon bei den Toten. Hatte vieleicht mein Vater auch diesmal wieder das Lied der bean shide gehört, so wie er es damals beim Tod meiner Mutter getan hatte?
    In mich gekehrt, saß ich da. Plötzlich waren wieder alle Bilder vor meinem inneren Auge da.
    Der Tag, an dem sich mein Leben von Grund auf änderte.
    Es fiel mir schwer, darüber zu sprechen, doch ich versuchte es trotzdem.


    Ich war alleine an Strand, ohne kleine Geschwister. Wollte einmal für mich sein, war ärgerlich, hatte Zorn, weil alle immer nur sagen: Bridhe, tu das, Bridhe du mußt...
    Niemals Zeit für mich!
    Ich sammeln Muscheln, dann plötzlich kommen Männer. Ich weg rennen, doch hinfallen. Sie auf mich stürzen und mich fesseln und schlagen. Bringen mich auf Schiff von römische Händler.


    In meinen Augen sammelten sich die Tränen. Wie ein Häufchen Elend saß ich da. Ich wünschte ich hätte diese Bilder aus meinem Kopf löschen können. Doch es ging nicht.

    Das war ja wirklich unglaublich, was ich da hörte! Er wurde also von einem Familienmitglied gefangengenommen und hierher gebracht. Wie sehr erniedrigend mußte das für ihn, einen stolzen Krieger, gewesen sein. Sicher haßte er diesen Mann noch immer.
    Und er war geflohen, mit einer Geisel. Mit ihr? Wer war sie? Wo war sie jetzt?


    Du geflohen mit Geisel? Wer war Geisel?


    Seine Geschichte wurde immer verworrener. Welche Tragödie war hier nur passiert?
    Ich folgte weiter seinen Worten. Er mußte sehr viel durchgemacht haben. Alleine schon, nachdem man ihn wieder eingefangen hatte. Sicher war es ihm als Krieger unangenehm, darüber zu sprechen.
    Doch dann stutzte ich schon wieder. Was meinete er damit, als er sagte, Aquilius wollte ihn ans Kreuz schlagen und was war das da an seinem Hals?


    Severus, was ist an Kreuz schlagen? Was ist das an deine Hals?


    Mit meinem rechten Zeigefinger strich ich ihm leicht über das Mal an seiner Kehle. Es schien eine Art Bluterguß zu sein. Wie sollte denn hier ein Bluterguß hingelangen?


    Sicher fand er mich mit meinem Wissensdurst ziemlich aufdringlich. Doch ich wollte einfach nur lernen und verstehen. Noch immer war vieles fremd für mich.
    Doch seine Geschichte über seine Flucht, löste in mir auch etwas aus. Wie erfolgreich wäre so eine Flucht? Welche Chancen hätte ich, wieder nach Hause zu kommen? Würde er es mit mir vielleicht noch einmal versuchen?

    Hatte ich da gerade richtig gehört? Abgehauen? und offensichtlich wieder eingefangen worden!
    Ich bemerkte, wie sich Severus´ Gesichtsausdruck änderte. Diese Erinnerungen schienen ihn sehr zu belasten!
    Ich fand, es war ganz natürlich, wenn ein Sklave, der die Freiheit einmal kannte, wieder frei sein wollte. Mir ging es da nicht anders. Ich würde keine Sekunde zögern, einen Weg nach Hause zu finden, wenn man mir sagen würde, du bist wieder frei!


    Ich auch gerne wieder frei sein!


    Wie selbstverständlich kamen mir diese Worte über meine Lippen. Ein Mensch wird schließlich nicht als Sklave geboren, sondern man macht ihn dazu!
    Doch würde Aquilius mir gegenüber auch so großmütig sein, wenn ich eines Tages abhauen würde und man mich wieder einfangen würde?
    Ich schwieg mit ihm einen Augenblick.
    Doch die Neugier, einem typisch weiblichen Laster, dem auch ich machtlos ergeben war, trieb mich dazu, weiter zu fragen.


    Wiso nicht geklappt! Und was dominus sagen?


    Vielleicht konnte es ihm ja auch helfen, darüber zu sprechen.

    Ich wußte, daß Aquilius so eine Art Druide war. Deswegen war ich ja auch so beunruhigt, als Sciurus mir dieses Schauermärchen mit den Löwen erzählte.
    In schlechten Zeiten konnte es schließlich passieren, daß unsere Druiden nicht nur Tiere opferten! Es schien so, als sei er,im Gegensatz zu den Druiden, ganz anders. Außerdem war er jünger als die meisten Druiden und auch wesentlich gut aussehender! ;)
    Erleichtert atmete ich auf. Zwar hatte ich nicht alles von seinen Ausführungen verstanden, doch konnte ich davon ausgehen, daß es eben nicht so war, wie mir Sciurus weismachen wollte. Warum ließ ich mir nur einen solchen Bären auf binden?


    Sciurus hat mir Angst gemacht!


    sagte ich dann vorwurfsvoll. Doch der Ärger, der gerade in mir auflodern wollte, verflog auf der Stelle.
    Endlich konnte ich wieder etwas lächeln. Er war da und er streichelte meine Schulter.


    Doch was hatte er da noch erzählt? Er hatte großen Ärger gehabt? Was war denn passiert?


    Großen Ärger? Was ist passiert?


    Das wollte ich jetzt genauer wissen!

    Wie sehr hatte ich diese Nähe vermisst! Doch ich spürte immer noch diese unsichtbare Barriere, die seit jenem Abend zwischen uns herrschte. Es war nur Trost, den er mir spenden wollte. Mehr nicht.
    Doch ich genoß jede einzelne seiner Berührungen und dürstete noch nach mehr. Hätte ich doch nur den Mut gehabt, ihm frei heraus zu sagen, was ich für ihn empfand! Doch offensichtlich hatte es das mutige, starke Mädchen, welches ich einst war, nicht in die Villa geschafft!


    Sein Reden über die Löwen nahm mir etwas die Furcht. Er konnte sogar Witze darüber machen. Doch mich fesselte immer noch eine Frage. Würde mich der Herr wirklich bei dem geringsten Fehler zu diesen Bestien schicken? In den wenigen Wochen, in denen ich jetzt hier war, konnte ich ihn noch nicht recht einschätzen. Sicher er war etwas nachgiebig, wenn es um Dinge, die ich falsch gemacht hatte, von denen ich aber vorher nichts wußte. Glücklicherweise akzeptierte er, daß ich wahrhaftig aus einer anderen Welt zu kommen schien. Doch was würde sein, wenn eines Tages seine Geduld zu Ende war?


    Dominus mich nicht schicken zu Löwen, oder?


    Mein Blick war immer noch betrübt und ich konnte auch nicht recht über seinen Scherz lachen, solange ich nicht wußte, ob ich Gefahr lief, als Löwenfutter in der Arena zu landen. Ich wollte einfach wie ein Kind beruhigt werden, daß nicht einschlafen konnte weil es schlecht geträumt hatte.

    Völlig in meine Traurigkeit wimmernd versunken, hörte ich plötzlich eine vertraute Stimme, die auf diese einmalige Art und Weise meinen Namen rief.
    Seit jenem leidenschaftlichen Abend im balneum, der leider ein abruptes Ende gefunden hatte, verhielt er sich mir gegenüber sehr distanziert. Doch glücklicherweise wies er mich nicht gänzlich ab, sondern war so etwas wie ein guter Freund geworden. Mehr nicht!
    Ich wußte, ich hatte ihn damit sehr gekränkt und die Sache bescherte mir auch ein ganz schlechtes Gewissen, doch an jenem Abend hatte ich keine andere Wahl!


    Ich sah auf und strich mir die Tränen aus dem Gesicht.


    Severus! Ich so traurig! Muß denken an zu Hause.


    Mit den Worten, die ich bislang gelernt hatte, wollte ich ihm mitteilen, wie ich mich fühlte. Das war eine Herausforderung für sich. Es fiel mir immer noch schwer, die richtigen Worte zu finden.
    Sollte ich ihm auch über meine eigenartige Begegnung mit Sciurus erzählen?
    Doch eines lies meine Gedanken nicht mehr los.


    Severus? Du schon mit Löwen gekämpft?


    fragte ich auf eine ganz naive Art und Weise. Noch immer konnte ich mir nicht recht vorstellen, wozu diese Tiere fähig waren.


    Und natürlich lag auch die wichtigste aller Fragen auf meiner Zunge.
    Nämlich liebst du mich noch? Doch im Augenblich hatte ich einfach nicht den Mut, danach zu fragen.

    Gleich nachdem ich die Türe zum Balneum hinter mir geschlossen hatte, tat es mir unendlich leid, diese Entscheidung getroffen zu haben. Sicher mußte mein Verhalten ihn sehr gekränkt haben. Am liebsten wäre ich auf der Stelle zu ihm zurückgekehrt. Doch welche Optionen hatte ich denn? Ich war Sklavin, hatte die Freiheit, über mich selbst zu entscheiden, verloren! Er wußte doch sicher genau, was mit einem Sklaven passierte, der nicht gehorchte. Ich war nicht stark genug, gleich am ersten Abend den Zorn meines Herrn auf mich zu ziehen. Genau darin lag ja schießlich auch die Perversion der Sache!


    Auf dem Weg zu Aquilius´ Schlafzimmer beschloß ich, gleich morgen zu Severus zu gehen und mich dafür zu etschuldigen, was ich ihm angetan hatte und wie sehr ich auf seinen Gefühlen herumgetrampelt war. Ich hoffte nur, er würde mir verzeihen können.
    In diesem Moment fühlte ich mich so schlecht. Einerseits war ich noch berauscht, von dem was war, andererseits plagte mich das Gewissen, ihm weh getan zu haben. Und zu guter letzt ließ mir das, was mir jetzt bevorstehen würde, den Magen gänzlich verkrampfen.
    Schließlich erreichte ich die Tür zu seinem cubiculum. Ich horchte an der Tür, konnte aber nichts hören. Anscheinend war Aquilius noch nicht zugengen. Erleichtert öffnete ich dieTür.

    Er legte mich auf einer, noch vom Wasser umspühlten, weißen Marmorstufe ab und begann, mir von dem kühlen Naß über meinen Körper zu träufeln. Die Tropfen rannen über meine blasse glatte Haut hinweg, bis hinunter zu meinem Nabel, worin sich ein kleiner See gebildet hatte. Er beuge sich über mich und schmeckte meine Haut. Erneut bebte alles in mir! Meine Bauchdecke zitterte vor Entzückung.


    Tief blickte er mir wieder in meine Augen, während er mich wieder leidenschaftlich umarmte und mich mit seinen heißen Küssen verwöhnte. Oh, ja ich wollte ihn. Jetzt sofort! Ich wollte nicht mehr länger warten. Verlangend war mein Blick.


    Doch dann, war plötzlich dieses Geräusch, welches mich aufschrecken ließ. Ängstlich bat ich ihn, inne zu halten und deutete ihm an, Still zu sein.
    Scheinbar endlose Sekunden der Stille vergingen. Ich konnte nur das Pochen meines Herzens und das Tropfen des Wassers hören.
    Was würde passieren, wenn man uns hier in dieser Position entdecken würde? Ratlos schaute ich Severus an.
    Plötzlich, wie vom Blitz getroffen, fiel es mir wieder ein. Aquilius erwartete mich in seinem cubiculum! War er es vielleicht gewesen, der das Geräusch vor der Tür verursacht hatte? Was würde er tun, wenn ich zu spät zu ihm kommen würde?
    Ich deutete Severus an, daß ich zu Aquilius gehen mußte. Das ich das Bett mit ihm teilen sollte.
    Ich wußte nicht, was in diesem Moment in ihm vorging, wie er zu Aquilius stand.
    Ich wußte nur eins, ich war sehr traurig und fühlte mich so hilflos.
    Das jähe Ende dieses leidenschaftlichen Abends tat mir unendlich leid.


    Gabh mo leithscéal!


    Ich zog mir schnell die Tunika über, trocknete mir die Haare notdürftig und gab ihm zum Abschied einen Kuß.
    Ich hoffte inständig, es würde sich bald wieder eine Möglichkeit ergeben, ihn wieder zu sehen.
    Dann eilte ich zur Tür, voller Sehnsucht blickte ich mich noch einmal zu ihm um und ging dann schweren Herzens.


    Übersetzung: Es tut mir leid!

    Ich wurde aus seinen Worten nicht schlau. Wie konnte er nur so reden. Es gab immer Hoffnung. Selbst für ihn! Ja, es gab sogar Hoffnung im Tod, denn wenn man sich im ewigen Kreis befand, war der Tod nicht das Ende, sondern immer wieder der Anfang zu etwas Neuem.
    Es widerte mich an, wie er sich an mein Ohr beugte und mir etwas zuflüsterte.
    Meinen Herrn lieben? Das war keine Liebe! Das war nur Abhänigkeit von seinem Wohlwollen. Wobei ich es immer noch nicht wahr haben wollte, er könne mich eines Tages fallen lassen, wie einen heißen Stein.
    Dann droht er mir auch noch. Spätestens jetzt sollte ich vor Sciurus gewarnt sein. Zukünftig wollte ich, so gut es ginge, ihm aus dem Weg gehen. Verächtlich blickte ich ihn an und war heilfroh, als er schließlich ging.
    Als ich endlich wieder allein war, ließ ich mich zu Boden fallen und ließ meinen Tränen freien Lauf.
    Niemand würde mir meine Erinnerungen und meine Hoffnungen nehmen können. Sie waren fest eingebrannt in meinem Kopf und es gab immer wieder Dinge und Menschen, die halfen, meine Erinnerungen und meine Hoffnungen am Leben zu halten. Erst wenn ich meinen letzten Atemzug ausgehaucht hätte, würden auch meine Erinnerungen vergehen! Doch die Hoffnung nie! Nein, mein Weg nach Tir na nÒg wäre meine Erfüllung!

    Dieses Gefühl, welches in mir loderte war schier unbeschreiblich. Noch niemals zuvor hatte ich so empfunden.
    Wie sehr hatte ich damals einen solchen Moment herbei gesehnt, in den Armen meines Liebsten zu liegen und geliebt zu werden. Genau die gleichen Erfahrungen zu machen, wie meine Freundinnen, die voller Stolz über ihre ersten Liebesabenteuer tratschten, während ich Windeln für meinen kleinen Bruder wusch.


    Seine Küsse und sein Spiel mit der Zunge an meiner Kehle, ließen mich noch mehr erregen. Auch er flüsterte mir etwas ,in einer mir unbekannten Sprache, ins Ohr. Die Worte klangen kehlig und rauh, doch sicher hatten sie eine ähnliche Bedeutung, wie meine Worte zuvor.
    Indess wanderten meine Hände noch tiefer an seinem Körper hinab und ich spürte seine festen Muskeln und konnte seine Erregung erahnen.
    Gleichzeitig begann ich , seinen athletischen Oberkörper mit meinen Lippen und meiner Zunge zu liebkosen. Ich wünschte, dieser Moment würde niemals vergehen.
    Doch dann hob er mich auf seine Arme und trug mich zu den Treppen des Beckens. Meine Arme umschungen seinen Hals.
    Oh, wie sehr genoß ich es in seinen Armen zu liegen!
    Gleich wo er mich hinbringen mochte. In diesem Augenblick war ich sein.

    Er kam näher und deutete mir an, dieses Ding, welches Ähnlichkeit mit einem Bettlaken hatte, von ihm zu nehmen. Das tat ich dann auch und verstaute es auf einer Ablage. Den Rest seiner Keidung zog er selber aus. Die Kleidungsstücke sammelte ich ein und legte sie zu dem "Bettlaken". Er setzte sich. Ich hingegen blieb wie angewurzelt stehen.
    Soviele Gedanken über mein weiteres Vorgehen schwirrten in meinem Kopf herum.
    Doch dann sagte ich zu mir selbst, dies ist eine ganz normale Situation, tu so, als ob er gar nicht da wäre, tu das, was du immer tust, wenn du zu Bett gehst!
    Dann kam auch schon seine Aufforderung zu ihm ins Bett zu kommen.
    Ich war zwar immer noch etwas aufgewühlt, was aber mit den vorangegangenen Vorkommnissen im balneum zu tun hatte. Doch mittlerweile verspürte ich auch schon einen gwissen Grad an Müdigkeit und war froh mich endlich ein wenig erholen zu können. Also, entkleidete ich mich ebenso und legte meine Kleidung ebenfalls bei Seite. Da ich meine Haare bereits offen trug, hatte ich mir diese Prozedur gespart. Sie waren zwar noch etwas feucht, doch dies hatte auch eine angenehm kühlende Wirkung.
    Noch etwas zaghaft setzte ich mich zu ihm auf das Bett. Sicher mußte ich auf ihn einen sehr verkrampften Eindruck machen. Doch dann tat ich es ihm gleich und lehnte mich zurück.
    Ich starrte zur Decke hinauf und es schien als wollte ich mich förmlich mit meinen Blicken daran festhalten. Severus schwirrte immer noch in meinen Gedanken herum.
    Was hätte Aquilius wohl jetzt getan, wenn ich mich geweigert hätte, zu ihm zu kommen?

    Ich hatte noch tausende von Fragen. Fragen über Fragen.
    Wie würde es mir hier ergehen? Wie würden mich die anderen Sklaven aufnehmen? War der Rest seiner Familie auch so gnädig und verständnisvoll? Was würde passieren, wenn ich durch meine Ungeschicktheit oder Unwissenheit jemanden verärgern würde?
    Wann dürfte ich wieder nach Hause? Dürfte ich jemals wieder nach Hause? Wie ging es meiner Familie?
    All diese Fragen beschäftigten mich. Doch ich wagte mich nicht danach zu fragen. Außerdem hätten mir dazu im Augenblick die Worte gefehlt.
    Vielleicht würde es sich ja auch ergeben, daß sich einige dieser Fragen von selbst beantworteten.
    Also schüttelte ich den Kopf.
    Gut, dieses Gespräch, wenn man es als solches hätte bezeichnen können, hatte mir ein wenig die Angst genommen. Doch ich fühlte mich etwas unbehaglich, hier vor ihm stehen zu müssen. Am liebsten hatte ich mich irgendwohin verkrochen oder etwas zu tun gehabt, damit ich mich von meinen vielen Fragen hätte ablenken können.