Beiträge von Flaviana Brigantica

    Ich konnte von ihm nicht erwarten, daß er die Sitten und Gebräuche meines Volkes kannte. Traditionen, die einer Frau gewisse Rechte in der Gesellschaft einräumten. So auch das Recht der freien Partnerwahl.


    Als sich schließlich unsere Lippen vereinigten und er mich immer leidenschaftlicher zu küßen begann, entbrannte in mir ein Feuerwerk der Gefühle.
    Er zog mich immer fester an seinen Körper heran und umarmte mich mit seinen starken Armen.
    Meine Finger wanderten hinauf zu seinen breiten Schultern und setzten ihren Weg fort, bis sie sich in seinen bloden Haaren wieder fanden. Dort tauchten sie ein und schienen sich daran festkrallen zu wollen.
    Dann erkundete ich mit meiner rechten Hand seinen Rücken. Ich spürte die Unbebenheiten in seiner Haut und schloß darauß, daß es sich hierbei um Narben handeln mußten. Meine andere Hand beließ ich in seinem Nacken.
    Ich spürte, wie auch er wild entschlossen war, sich diesem Augenblick vollkommen hinzugeben.


    Mein Blut schien in den Adern zu brodeln und dieses Prickeln im Bauch. Niemals zuvor hatte ich dieses befremdliche, doch sehr angenehme Gefühl gespürt.


    Tá mé chomh doirte sin duit!


    flüsterte ich in sein Ohr. Ich wußte zwar nicht, ob er meine Worte verstanden hatte, doch war es mir in diesem Augenblick auch gleichgültig. Sie beschrieben genau das, was ich für ihn empfand.




    Übersetzung: Ich liebe dich sehr!

    Sciurus´ Definition des Wortes Löwen ließen mich erschaudern. Ich hatte zwar noch nie ein solches Tier gesehen, doch seine detailgenaue Beschreibung dessen, was sie mit einem Menschen machen konnten, gab mir eine genaue Vorstellung davon, was dieses Tier war.
    Er ließ diese Bemerkung fallen, daß ein Sklave, der nichts taugte, seinen letzten Zweck erfüllte, indem er zu Ehren seines Herrn, die Menge belustigt. Ich wußte zwar nicht, was er damit genau sagen wollte, doch ich konnte mir vorstellen, was er damit meinte.
    Ich schluckte. Ich wollte mich von ihm nicht einschüchtern lassen. Ich war mir sicher, im Haus meine Sache gut zu machen. Außerdem konnte ich mir nicht vorstellen, daß Aquilius mich zu den Löwen schicken würde. Plötzlich kamen mir Zweifel. Was, wenn doch? Ich hatte ihn bislang nicht wütend erlebt, eher belustigt, wenn ich aus Unwissenheit etwas falsch machte.
    Mehr aus Selbstschutz , denn aus Trotz blaffte ich ihn an.


    Ich nicht unnütz! Aquilius guter dominus! Nicht schickt zu Löwen!


    Am liebsten wäre ich jetzt weggerannt. Doch die Zeit, da ich ein kleines Mädchen war, war schon lange vorbei.

    Ich konnte mir nicht helfen, Sciurus war mir irgendwie unheimlich. Doch dann verwirrte er mich noch mehr, als er sich tatsächlich dazu hinreißen ließ und mit mir in einem ruhigen, ja fast freundschaftlichen Ton sprach. Doch mit dem,was er sagte, rieb er mir noch mehr Salz in meine Wunden. Es verletzte mich sehr, doch ich versuchte, es mir nicht anmerken zu lassen.
    Ironischerweise hatte er in manchen Dingen ja recht. In vielerlei Hinsicht ging es mir hier besser! Es gab immer zu Essen, meine Tätigkeiten verlangten mir nicht so viel ab, so wie es früher zu Hause der Fall war und ich hatte hier die Liebe kennengelernt.
    Wäre da nicht die Tatsache gewesen, die mich zu einer rechtlosen, dem Wohlwollen meines Herrn, ausgelieferten Frau gemacht hatte, hätte ich mich tatsächlich als Patrizier fühlen können.


    Du haben recht, in Eireann immer viel schwere Arbeit! Fünf kleine Schwestern und Brüder, Mutter tot.


    Ich schaute ihn an, doch seine Mimik ließ keinerlei Gefühle zu.


    Ich nicht herumlungern! Habe Arbeit gemacht! Ich gleich zu dominus Aquilius gehen!


    Was hatte er da noch erwähnt? Löwen? Dieses Wort hatte ich nicht verstanden. Er unterstrich dieses Wort auch noch mit einer eigenartigen Handbewegung. Das machte mir noch mehr Angst!
    Doch die Neugier trieb mich dazu, nachzufragen, was denn Löwen seien.


    Löwen?! Was ist das?


    Fragend, gepaart mit einer gewissen Scheu, sah ich ihn an.

    Severus war sichtlich von meinem Entschluß, baden zu gehen überrascht. Ich konnte nicht recht verstehen, warum er so überrascht schaute? Bei uns war es nichts weltbewegendes, wenn eine Frau nackt vor einem Mann stand.
    Doch er überlegte nicht lange und zog sich auch aus. Meine Augen glitten über seinen breitschutrigen, muskulösen Körper. Sofort fielen mir auch die Narben auf, mit denen sein Körper bestückt war. Ich fragte mich, wo diese wohl alle herrührten.
    Er trat mir entgegen und sprach meinen Namen auf seine ganz eigene Weise aus. Ich liebte es, wie er Bridhta sagte. Bisher hatte mich niemand so genannt.
    Plötzlich packte er mich und riß mich mit ins kühle, angenehme Naß.
    Hatte ich erst vor Schreck kurz aufgeschrien, mußte ich herzlich lachen als ich wieder auftauchte. Doch mein Lachen verstummte allmälig. Er stand mir immer noch gegenüber.
    Es war, als ob das Schicksal uns zueinander geführt hatte. Ich blickte tief in seine schönen grünen Augen. Es schien mir, als ob ich mein Leben lang nach ihm gesucht hatte. Endlich hatte ich ihn gefunden! Wieder hatte ich das Bedürfnis, ihm ganz nah zu sein.
    Mein Mund näherte sich dem seinen. Es war so, als würden wir von einer unbekannten Kraft zueinander hin gezogen werden. Alles schien in diesem Moment perfekt.

    Gerade noch rechtzeitig hatte ich es geschafft, nach meinem abendlichen Badevergnügen, in Aquilius´cubiculum zu huschen. Er war glücklicherweise noch nicht da. Also ließ ich mich vorerst auf seinem Bett nieder und wartete.
    Notdürftig hatte ich meine Haare getrocknet und mir wieder die Tunika übergestreift. Von dem, was noch bis vor einigen Minuten war, wollte ich mir nichts anmerken lassen. Ich wollte einen entspannten Eindruck machen, wenn er den Raum betreten würde.
    Dieses unsichere Gefühl in der Magengegend wurde ich immer noch nicht los. Wie sehr konnte ich mich auf sein Wort verlassen, als er sagte, er würde mich nicht anrühren. Zu den gemischten Gefühlen gesellten sich dann plötzlich auch noch Fragen, wie: Sollte ich meine Tunika an oder ausziehen? Wie sollte ich in gewissen Notsituationen reagieren?

    Doch dann öffnete sich langsam die Tür. Im Halbdunkel des Raumes konnte er mich nicht gleich ausmachen. Ich erhob mich wieder und trat einen Schritt nach vorne und antwortete zaghaft und leise.


    Dominus?

    Trotz all meiner Vorsätze, ruhig zu bleiben, bebte ich vor Aufregung.

    Ein zufriedenes Lächeln machte sich auf einem Gesicht breit.
    Dieser Ort war der Inbegriff meiner Sehnsucht. Denn ich liebte das Meer. Am Meer war ich groß geworden und das Meer würde mich vielleicht eines Tage auch wieder an die Ufer meiner Heimat spühlen.
    Wenn wir beide schon ein Verbot überschritten hatten, dann konnten wir auch sicher ein zweites überschreiten.
    Ich deutete Severus mit einem fragenden Blick eine Schwimmbewegung an denn ich hatte ein großes Verlangen danach der Bestimmung dieses wunderschöen Raumes, nachzugehen.
    Kurzerhand begann ich meine Tunika zu lösen und ließ sie zu Boden fallen.

    Er hatte tatsächlich diese eine Träne bemerkt, denn seinem Tonfall und seiner Gestik nach zu urteilen, versuchte er mich zu trösten. In diesem Punkt waren wohl alle Männer gleich, wenn es um weinende Frauen ging.
    Vielleicht war er ja doch nicht so ein übler Kerl. Wären wir uns vielleicht unter anderen Umständen begegnet, hätten wir möglicherweise Freunde werden können. Doch so würde uns immer ein unsichtbares Band trennen, welches uns in zwei unüberwindbare Lager einteilte.


    Dann setzte er seine Rede fort. Das Wort cubiculum fiel und ich erinnerte mich an Cungahs Führung durch das Haus, kurz nach meiner Ankunft. Wenn ich mich recht erinnerte, war dies die Bezeichnung für das Schlafzimmer- fürsein Schlafzimmer.
    Er meinte es also ernst, mit dem was er von mir verlangte. Sicher, er stellte zwar sofort klar, was dabei meine Aufgabe war, doch mir war nicht ganz wohl, bei der Sache!
    Ich überlegte, wo denn sein cubivulum war. Ja, Cungah hatte mich ja extra darauf hingewiesen, wo sein cubiculum war. Sicher würde ich es wieder finden. Also nickte ich auf seine Frage hin.

    Die gute Cungah, immer noch überschüttete sie mich mit Worten und Gesten. Die meisten Worte waren mir fremd, doch ich versuchte zu lernen. Mir war klargeworden, daß Lernen die einzige Möglichkeit war, hier zu überleben. Es gab so viele Dinge, die ich zu beachten hatte, was ich tun und zu lassen hatte. Die Vorstellung etwas falsch zu machen, ließ mich erschaudern.
    Immer weiter schob sie mich förmlich vor ihr her, bis wir wieder zu unserem Ausgangspunkt kamen- dem Nachtlager. Dort, wo ich meine erste Nacht verbringen sollte. Auch in dieser Nacht sollte ich nicht alleine schlafen, genauso wie die Nächte zuvor, seit man mich gestohlen hatte. Immer gab es jemanden, der den Verschlag, den Käfig oder die Sklavenunterkunft mit mir teilte. So würde es auch heute Nacht und zukünftig in jeder Nacht sein.
    Zwar recht müde doch etwas zögerlich betrat ich den Raum. Ein süßlicher Duft war mir gleich aufgefallen, doch im Halbdunkel konnte ich nur die Umrisse einer Gestalt ausmachen.
    Wen ich hier vor mir hatte, wußte ich nicht. Sicher war es eine der anderen Sklavinnen, da in diesem Haus augenscheinlich die Sklaven getrennt nach Geschlecht untergebracht waren.
    Zögerlich und leise entfuhr mir ein unsicheres


    Salve!


    Außer Cungah und Severus kannte ich noch niemanden hier. Auch wußte ich noch nicht recht, wem ich außer den beiden vertrauen könnte.

    In meinen Gedanken versunken, erschrak ich plötzlich, als sich jemand von hinten mir näherte und mich in einem agressiven Ton ansprach.
    Es war Sciurus, ein sehr unangenehmer Zeitgenosse, der alles und jeden haßte. So kam es mir jedenfalls vor.
    Ich konnte mir nicht erklären, warum er auch mich haßte und verachtete. Ich hatte ihm bislang keinen Grund dafür geliefert. Mußten wir nicht alle das gleiche Schicksal teilen?
    Ich stellte mich ihm entgegen und suchte die richtigen Worte.


    Sciurus, was ist los? Warum du so böse?


    Ich glaubte, tief in ihm müßte es doch irgendetwas Gütiges geben. In seinem Leben mußte irgendetwas geschehen sein, das ihn so werden ließ, wie er war. Ich empfand Mitleid für ihn.


    Bitte komm, du setzen zu mir. Wir können reden.


    Zu gerne hätte ich ihm geholfen. Doch er mußte dazu den ersten Schritt machen.

    Es war angenehm, ihm durch das nächtliche Haus zu folgen. Einiges, was er mir zeigte, hatte ich bei Tage schon gesehen, als Cungah mir die wichtigsten Zimmer gezeigt hatte. Doch im Halbdunkel schien alles verändert. Immer noch entdeckte ich etwas Neues und war wieder und wieder davon fasziniert.
    Doch dann kam mir der schöne Raum wieder in den Sinn, von dem ich mich am Nachmittag hatte nicht trennen wollen.
    Fragend schaute ich Severus an.


    Balneum?


    Wie gerne wäre ich dort noch einmal hineingegangen. Ich wußte zwar, daß es verboten war, doch dieses Verbot reizte mich um so mehr.

    Aha, jetzt wollte er wohl wissen, worin denn meine Fertigkeiten bestanden. Sichtlich amüsiert sah ich ihm zu, wie er alles durch seine Gesten und Handbewegungen vormachte. Ich nickte nur zustimmend.
    Gerne hätte ich ihm von meiner Familie erzählt. Davon wie ich die letzten Jahre nicht anderes mehr getan hatte, als zu waschen, zu kochen und auch meine kleinen Geschwister zu hüten. Seitdem meine Mutter tot war, war ich, damals fast selbst noch ein Kind, eine Ersatzmutter für die Kleinen geworden. Deshalb war mir jede Abwechslung, die kam, willkommen. So zum Beispiel, wenn mein Vater mich zur Jagd mitnahm. Er hatte mich gelehrt,wie man mit einem Messer gekonnt umging und worauf es ankam, wenn man das Wild zur Strecke bringen wollte.
    Dummerweise hatte ich an jenem Tag kein Messer zur Hand, als sie mich verschleppten.
    Meine Gedanken waren abgeschweift und ich konnte nur noch an jene schrecklichen Szenen denken.
    Eine Träne suchte sich ihren Weg über neine Wange, doch ich wollte mich hier nicht ausheulen.
    Ich übermalte mein nun ernst dreinblickendes Gesicht mit einem gespielten Lächeln und wischte mir die Träne ab.

    Cungah nahm mich bei der Hand und führte mich durch das Haus. Sie redete und redete und überschüttete mich förmlich mit neuen Wörtern und Begriffen, die ich versuchte, so gut es ging, zu verinnerlichen.
    Von neuem begann ich zu staunen. Jedes einzelne Zimmer, welches sie mir zeigte, hatte seine eigene Bestimmung. Ja es gab sogar einen Raum, in dem es, ja, einen Teich gab -.^. Die Wände dieses Raumes waren reich verziert mit allerhand Meeresgetier und mystischen Wesen. Es war wunderschön hier! Gerne wäre ich hier länger geblieben, doch Cungah versuchte mir zu erklären, daß es mir nicht gestattet war, mich ohne Erlaubnis in diesem Raum aufzuhalten.
    Meine Augen hafteten förmlich an den beeindruckenden Wandmosaiken und Cungah hatte einige Mühe, mich wieder aus dem Raum herauszuführen.
    Am Schluß unseres Rundgangs kannte ich fast alle wichtigen Räume und deren Bezeichnung. Doch meine Gedanken waren immer noch bei jenem Raum, den Cungah als balneum bezeichnet hatte und der begann, meine Phantasie zu beflügeln.

    Offensichtlich konnte er genau meine Gedanken erahnen und was sich gerade vor meinem geistigen Auge abgespielt hatte! Denn sogleich begann mir er auf´s neue zu erklären was seine letzte Anordnung zu bedeuten hatte.
    Ich war doch sehr erleichtert, ihn mißverstanden zu haben und brachte dies auch durch eine Geste zum Ausdruck. Doch warum ich des nachts neben ihm liegen sollte, wollte mir einfach nicht in den Kopf gehen. Bei uns zu Hause schlief man ab und zu im Bett kleiner Kinder, wenn diese Angst vorm Einschlafen hatten. Aber wenn er das so wollte, na schön. So lange er seine Finger von mir lassen würde!


    Ich lächelte ihm gezwungenermaßen zu und nickte.
    Komische Sitten hatten diese Menschen hier! Ich konnte in diesem Moment nicht recht verstehen, wie dieses Volk im Stande war, die halbe Welt zu unterwerfen.
    Meine Nervosität war inzwischen wieder gewichen und völlig erleichtert sah ich ihn wieder an, innerlich vielleicht etwas belustigt, was ich mir aber nicht anmerken ließ.

    Im ersten Moment schien es mir, er wäre sehr nett. Diese Erkenntnis ließ mich auch wieder etwas ruhiger werden. Ich war erleichtert, daß er für meine sprachlichen Defizite und meine Patzer Verständnis hatte! Also versuchte ich es noch einmal, die richtige Ausprache für seinen Namen zu finden.


    A-quil-ius


    Ich kam mir vor, wie mein kleiner Bruder, der vor zwei Jahren das sprechen gelernt hatte.


    Dann folgte ein Meer von Worten, die zwar langsam gesprochen, doch für mich zum größten Teil nicht verständlich waren. Um mir zu verdeutlichen, was er von mir in Zukunft verlangen würde, vollführte er einige witzige Verrenkungen vor mir. Ich hatte wirklich große Mühe, mir das Lachen zu verkneifen.
    Aha, ich sollte ihm also beim Ankleiden helfen. Das war für mich nichts neues. Das tat ich früher jeden Tag, denn meine kleinen Geschwister nutzten meine Gutmütigkeit immer voll aus. Gut, dieses "Kind" war um einiges größer...
    Das Essen sollte ich ihm servieren. Na schön, auch das würde ich schaffen.
    Dann war es offensichtlich sein Wunsch,ständig in seiner Nähe zu sein. Das könnte vielleicht eine Herausforderung werden.
    Aber was sollte seine letzte Anordnung bedeuten? Ich sollte mit ihm das Bett teilen?!
    Ich sah ihn überrascht an und ich merkte schon wieder, wie die Röte sich abermals über meinem Gesicht ausbreitete. Aber das konnte er doch nicht von mir verlangen? Oder doch?
    Ich begriff in diesem Moment, was es heißen sollte, Sklavin zu sein. Es machte mir nichts aus, jemanden zu dienen, doch jemand auch mit meinem Körper zu Diensten zu sein, erschrak mich.
    Die aufgekommene Heiterkeit war im Nu verschwunden. Ich senkte meinen Blick. Mein Glück vom heutigen Morgen schien verflogen.
    Was würde er tun, wenn ich mich gegen seine Wünsche auflehnen würde?

    Ich war nun schon vier Wochen und drei Tage in der Villa.
    In der Zwischenzeit hatte ich auch einige der Bewohner kennengelernt, doch der für mich am wertvollste von allen, war Severus. Vom ersten Tag an verband uns eine besondere Art der Freundschaft. Er war für mich der Fels in der Brandung. Für ihn nahm ich gerne die Strapazen auf nich, neben den täglichen Aufgaben, die man mir gab, auf schnellsten Wege, diese eigenartige Sprache zu lernen. Dadurch eröffnete sich für mich die Möglichkeit, mit ihm meine Gedanken zu teilen.
    Es war ein schöner Spätsommertag gewesen, der sich gerade seinem Ende neigen wollte.
    Nach getaner Arbeit, verkroch ich mich in den hinteren Teil des Gartens, dort wohin sich selten die Herrschaft verirrte. Ich wollte noch ein wenig die Abenddämmerung genießen.
    Ein Lied kam mir in den Sinn, welches die Schönheit meiner Heimat beschrieb und die Sehnsucht wiederspiegelte, die ich in diesem Augenblick empfand. Es war ein trauriges Lieb. Trauer umhüllte auch meine Gedanken.
    Man hatte mich meinen Wurzel entrissen, denen die mir lieb und teuer waren, gestohlen und mich in eine fremde Welt gebracht. Nur meine Lieder waren mir geblieben.


    Sim-Off:

    Wer möchte?

    Es war schön, ihn lachen zu sehen und ich war froh, in seiner Nähe zu sein.
    In langsamen Sätzen und mit Hilfe der Zeichensprache, redete er mit mir. Er wollte wissen, ob ich das Haus und alles drum herum schon gesehen hatte. Doch außer dem Nachtlager und dem Garten hatte ich noch nicht viel gesehen. Den Arbeitsbereich der Sklaven natürlich, hatte ich auch schon kennengelernt.
    Ich schüttelte den Kopf. Mit eben der gleichen Zeichensprache behalf ich mich um ihm zu erläutern, was ich bisher kannte.


    Hortus, Culina, schlafen! Du zeigen?


    Ich sah, wie er die Holzscheite zusammen machte, um sie ins Haus zu bringen und bot mich an, ihm dabei zu helfen.


    Bridhe helfen!


    Beladen schritten wir beide in Richtung Villa. Er ging voraus und ich folgte ihm.
    Nachdem wir das Holz verstaut hatten, sah ich ihn fragend an.
    Ich hatte noch große Lust, mit ihm die Villa und ihre Nebengebäude bei Nacht zu erkunden.

    Bei allen Göttern, war das peinlich! Meine Augen weiteten sich, mein Gesicht nahm eine krebsrote Färbung an und vor Schreck hielt ich die Hand vor meinen Mund. Vor lauter Scham hätte ich im Boden versinken können!
    Doch ihn schien mein Fauxpas nicht wütend zu machen, sondern es belustigte ihn eher, obwohl er es sich in keinster Weise anmerken ließ.
    Ich wollte mich natürlich sofort entschuldigen, doch so kopflos, wie ich in diesem Moment war, platzten mir die Wörter in meiner eigenen Sprache heraus, die er zweifelsohne nicht verstand.


    Gabh mo leithscéal!


    Wie sollte er auch!
    Zusehends wurde ich nervöser, denn ich befürchtete, diese Situation könnte noch eskalieren.
    Also atmete ich tief durch und kramte in meinen Gedanken nach den passenden Wörtern.


    Bridhe serva, Akkelus dominus!


    Mir fiel es schwer, diese fremden Worte und auch seinen Namen über meine Lippen zu bringen.


    So,so ich war alsoseine Sklavin und nicht die von Severus!
    Doch wer oder was war dann Severus?
    Ich wagte es nich so recht, noch in weitere Fettnäppchen zu treten und vermied es deshalb, nach Severus zu fragen.
    Es wäre sicher am geschicktesten, wenn ich überhaupt nichts mehr hätte sagen müssen. Doch mein Herr würde mich sicher nicht so einfach entlassen. Er wollte sicher mehr über mich erfahren.
    Also wagte ich den ersten Schritt.


    Bridhe na hEireann! Hibernia!


    Ich mußte schlucken,als ich das sagte, um die Trauer wegen des Verlusts meiner Heimat zu unterdrücken.
    Eireann! Würde ich es jemals wieder sehen?

    Es tat mir in der Seele weh, wie sehr mir in diesem Moment die Worte fehlten. Er redete auf mich ein. seine Gesten verrieten mir ein wenig, was er nir sagen wollte.
    Ob es mir gut ginge, wollte er wissen. Nun ja, das war wirklich eine gute Frage. Wie geht es einem, wenn man in einem fremden Haus, in einem fremden Land unter fremden Menschen leben muß.
    Doch im Augenblick fühlte ich mich wohl. Im Laufe des Tages versuchte ich so viele Wörter wie möglich aufzuschnappen und mir ihre Bedeutung zu merken.
    Cangah war sehr liebenswürdig zu mir gewesen. Ihre ruhige und gemütliche Art und ihre beruhigenden Worte halfen mir, mich hier einzuleben.
    Am wohlsten fühlte ich mich aber in seiner Gegenwart. Er gab mir dieses Gefühl von Sicherheit.
    In der Vergangenheit hatte ich es nie geschafft, eine Art Beziehung zu einem Jungen aufzubauen. In der Zeit, in der meine Freundinnen ihre ersten Freunde hatten, mußte ich mich um meine jüngeren Geschwister und den Haushalt kümmern. Seit Mutters Tod im Kindbett war alles anders geworden.
    So hatte die Gefangenschaft doch etwas gutes, dachte ich ironisch.
    Doch ich wollte auch auf seine Frage antworten. Ich überlegte. Nur schwer kamen die fremden Worte über meine Lippen.


    Gut gehen! Du gut gehen?


    Mir war bewußt, wie plump meine Worte auf ihn wirken mußten. Doch wenn er mich wirklich mochte, würde er darüber hinwegsehen.
    Ich sehnte mich einfach danach, jemanden zu haben, mit dem ich sprechen konnte und der mich auch mal in den Arm nehmen und trösten konnte. Mehr wollte ich eigentlich nicht. Sollte einmal mehr daraus werden, wäre es schön.

    Der erste Tag in diesem fremden Haus, neigte sich seinem Ende zu.
    Eigentlich wollte ich in die Sklavenunterkunft und mich zur Ruhe legen, doch dann verspührte ich noch etwas Lust hinaus ins Freie zu gehen, um den lauen Sommerabend noch etwas zu genießen.
    Ein Lied meiner Heimat auf den Lippen, trat ich hinaus in den Hof. Ich verstummte, als ich ein Geräusch hörte. Jemand hackt zu dieser späten Stunde noch Holz. Dann erkannte ich ihn.
    Seit ich mit Cangah verschwunden war, hatte ich ihn nicht mehr gesehen.
    Ich törichtes Ding hatte mittlerweile auch erfahren, wer wirklich mein neuer Herr war. Doch diese Tatsache änderte nichts an meinen Gefühlen für ihn.
    Ich ging auf ihn zu und verharrte einen Moment. Als er aufschaute, begrüßte ich ihn.


    Salve Severus!


    Ich wünschte, ich hätte ihm noch viel mehr sagen können, doch dafür fehlte mir zum einen der Wortschatz und zum anderen der Mut.
    Doch ich schenkte ihm ein Lächeln. Gleichgültig ob Krieger oder Sklave, für mich war er mein Held!