Beiträge von Decimus Furius Licinus

    Stella sprach laut und deutlich ihr Eheversprechen aus. Niemand, außer mir, merkte das leichte zittern in ihrer Stimme. Das passierte ihr immer wenn sie Aufgeregt war. Und der heutige Tag war der aufregendste in ihrem bisherigen Leben. Schließlich heiratet man nur einmal. In Gedanken wünschte ich ihr alles Glück der Welt. Aber das konnte ich ihr jetzt noch nicht sagen da die Zeremonie noch nicht zu Ende war.

    Die Zeremonie ging weiter. Wie die anderen Gäste wartete auch ich mit Spannung auf die Worte die das Eheversprechen der beiden Brautleute bekräftigen sollten. Die Spannung stieg immer weiter an. Kaum einer der Gäste wagte es zu atmen weil er die Zeremonie nicht stören wollte. Selbst die Sklaven hatten ihre Tätigkeit unterbrochen und standen in einer Ecke des Atriums.

    Ich hatte genug gegessen und wartete auf das Erscheinen der Braut. Plötzlich gab es einen lauten Knall. Einer der Sklaven war in seiner Ungeschicklichkeit an einen der Tische gestoßen. Zwei Tische der Hochzeitstafel brachen mit dem Essen darauf zusammen. Ich wurde durch eine Bewegung an der Tür abgelenkt. Als ich zur Tür sah war dort ein Orangefarbener Brautschleier zu sehen. Stella sah wunderschön darin aus. Ich war nicht der einzige der seinen Blick zur Tür richtete. Ein leises, bewunderndes, Raunen ging durch das Atrium.Ich hoffe das ich heute noch, nach der offiziellen Hochzeitszeremonie, während der Feier mit meiner Nichte reden kann.

    Ich machte mich auf den Weg zum Buffet. Ich wusste nicht mit welcher Köstlichkeit ich beginnen sollte. Es gab Obst, Fleisch, Fisch und Getränke aus allen Provinzen des Reiches. Es war ein anderes Essen als immer nur das Einerlei in der Castra. Die Familie des Bräutigams hatte offenbar keine Kosten gescheut um all die Leckereien für die Hochzeit zu besorgen. Ich nahm mir einige Trauben und begann mit Genuss zu essen.

    Ich betrat das geschmückte Atrium und sah mich erst einmal um. Es waren eine große Anzahl an Gästen anwesend die ich nicht kannte. Mein Dienst bei der Cohortes Urbinae ließ mir kaum Zeit mich um private Dinge zu kümmern. Die Hochzeit meiner Nichte Stella wollte ich aber nicht verpassen. Ich beantragte einen dienstfreien Tag um bei der Hochzeit dabei sein zu können. Stella war noch nicht zu sehen, aber sie würde wohl jeden Augenblick den Raum betreten.

    Faustus Tiberius Dolabella öffnete langsam und vorsichtig erst das eine und dann das andere Auge. Nachdem er erkannt hatte wo er war stand er langsam auf. Ich packte schnell zu,denn er schwankte wie ein Betrunkener hin und her. Es würde wohl noch eine Weile dauern bis er völlig in Ordnung war. Solange werde ich bei ihm bleiben. In seinem Zustand konnte ich ihn nicht allein lassen.

    Faustus Tiberius Dolabella riss die Augen auf und sah mich an als ob er mich für einen Geist hielt. Bevor ich eine Erklärung abgeben konnte verlor er wieder das Bewusstsein. Um ihn wieder in die Wirklichkeit zurück zu holen musste ich zu härteren Mitteln greifen. Ich holte einen Eimer Wasser und schüttete ihn diesen über den Kopf. Langsam kam er wieder zu sich.

    Ich sah wie Faustus Tiberius Dolabella auf dem nassen, glitschigen Boden ausrutschte und fiel. Ich stand zu weit entfernt um ihm helfen zu können. Als ich sah das er sich nicht bewegte, rannte ich zu ihm und untersuchte ihn ob er verletzt war. Er war mit dem Kopf aufgeschlagen und würde eine mächtige Beule bekommen. Ich blieb bei ihm bis er langsam wieder zu sich kam.
    Ich konnte Faustus Tiberius Dolabella nur helfen weil ein Sklave meine Lücke in der Eimerkette geschlossen hatte. Er schlug die Augen auf und sah sich etwas verwirrt um.

    Ich konnte mich gerade noch auf den Beinen halten bevor ich zu Boden ging. Ich zog meinen Gladius und packte den Schild fester. Meine Kameraden machten es mir nach und drängten die Menschenmenge mit dem Scutum zurück. Die zwei Männer, die sich zwischen die Gefangenen und meinen Kameraden gedrängt hatten, wurden mit Gewalt zurück gedrängt. Unter der Androhung, sie ebenfalls mit in die Castra zu nehmen, machten sie sich aus den Staub. So weit ging ihre Freundschaft zu den Verhafteten wohl doch nicht. Ohne weitere Zwischenfälle konnte wir den Markt verlassen und machten uns auf den Weg zur Castra.

    Ich sah wie der Besitzer versuchte einen Haufen getrockneter Kräuter hinter seinen Rücken zu verstecken.


    "Was versuchst du da zu verstecken" fragte ich ihn und ging auf ihn zu.


    Er fing an zu schwitzen. Ich griff in den Haufen Kräuter und fand ein Schmuckstück das ihm offenbar nicht gehörte. Er antwortete nicht auf meine Frage.


    "Da wir das jetzt und hier nicht klären können, werdet ihr beide mich in die Castra begleiten" sagte ich.


    Ich legte meine Hand unmißverständlich auf den Griff meines Gladius.
    Meine Kameraden machten es mir nach. Vor der Bude wartete schon Acratus und meine anderen Kameraden. Sie hatten den Taschendieb gefangen und ihm die Hände auf den Rücken gefesselt.


    "Wir werden die drei jetzt in die Castra bringen. Dort werden sie dann verhört. Aber das ist nicht unsere Aufgabe. Bleibt aber trotzdem wachsam. Es könnte sein, das einer der drei Freunde hat die etwas unüberlegtes versuchen könnten" sagte ich.


    Wir bahnten uns den Weg durch die die immer größer werdende Menschenmenge. Alle Buden waren geöffnet und der Handel war in vollem gange.