Beiträge von Tilla Romania

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    Esther



    Mit einem schwerlich nicht zu überhörenden Ächzen stieg Esther vom Karren und rückte den steifen Rücken durch. "Ich werd zu alt... für solcherlei Abenteuer." Tilla hakte sich bei ihr ein. Wir alle werden alt.. nur der Verletzte wohl nicht mehr. erwiderte die junge Sklavin stumm flüsternd und folgte den Tragenträgern ins valetudinarium. Überall waren Soldaten in blitzeblanken Uniformen, sie eilten hin und her. Ihre Mutter Esther wechselte einmal mehr die feuchten Tücher auf der verbrannten Haut. Tilla assistierte ihr, beobachtete jede ihrer Handbewegungen.


    Einer der Miles sprach sie an. Esther schüttelte den Kopf. "Nein.. im Moment nichts weiter. Die Verbrennungen sind soweit herunter gekühlt. Wenn wir ihn noch mehr kühlen wird der Mann vor Kälte Schüttelfrost kriegen, obwohl das wird er sowieso kriegen. Er braucht Salbe und einen sauberen Verband welcher regelmässig gewechselt werden muss. Dieser Raum soll warm aber nicht zu warm geheizt werden."


    Sie trat zur Seite, als der fremde Mann (Titus Sergius Lupus) näher kam. "Er wird dir nicht antworten. Seinen Namen wissen wir nicht. Er ist auf der Fahrt hierher bewusstlos geworden. Bisher ist er nicht wieder zu Bewusstsein gekommen." erklärte Esther dem Mann und trat zurück, um ihm Platz zu machen. "Die Wunde an seiner Schulter sollte unbedingt genäht werden, er hat sehr viel Blut verloren. Es schaut aus, als ob innen zahlreiche Muskeln und Sehnen verletzt ist. Vielleicht ist eine Amputation des Armes notwendig."

    Der unbekannte Verletzte versuchte etwas zu sagen, doch Tilla konnte es nicht hören und verstehen. Das Feuer war zu laut, seine Lippen bewegten sich undeutlich, um von ihnen abzulesen. Esther schreckte auf, als der Soldaten meinte, sie wären verantwortlich, wenn der Mann stirbt. Eilig tauschte sie einen schnellen Blick mit ihrer stummen Tochter, die ihr mit einem stummen Nicken zu verstehen gab, dass sie es ebenfalls gehört hatte. Esther durfte die Kräuter holen gehen... das hiess den Hügel zur Villa im Eiltempo hoch und wieder runter. Zur Castra Praetoria? Ein erneuter Blick zu Tilla, sie erwischte ihre Tochter dabei, wie diese sichtbar zusammenzuckte. Lange hatte Tilla am Trauma vom Notstand und dem unfreiwilligen Aufenthalt im Kerker zu knabbern gehabt. Sie hatten oft darüber gesprochen. Esther legte frische Tücher über die Verbrennungen und kletterte vom Karren. Ihren Platz nahm einer der Soldaten ein, der allerdings die Finger von den Tüchern liess. Gut so, die nässenden Tücher wurden ausreichend kühlen, bis der Mann im valetudinarium war. "Ich bin Esther Romania, das ist meine Tochter Tilla Romania." erwiderte sie. "Ich werde euch einholen." Sie hatte eine Idee, wie sie schneller an Kräuter kommen konnte und machte sich ohne Umschweife auf den Weg. Zu den Landsleuten aus Ägypten.


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    Esther


    Die ältere Frau kreuzte den Weg des Senators Quintus Germanicus Sedulus. "Senator, was für ein schreckliches Ereignis, das Korn Romas verbrannt. Bitte hört mich an. Ich bin eine freie Frau mit Kräuterkenntnissen und stehe meiner Tochter, die dort auf dem Karren sitzt und um das Leben des Verletzten kämpft, zur Seite. Sie ist Sklavin der Aurelia Prisca und hat heute Abend frei. Die Herrin wird sich wundern wo Tilla abbleibt. Bitte, Senator, kannst du zur Aurelierin gehen und ihr Bescheid geben was hier los ist? Ich muss weiter.. meiner Tochter zur Seite stehen... ich muss die Kräuter holen.. sonst wird meine Tochter unschuldig für seinen Tod zahlen." Bittend sah Esther Sedulus an und hetzte weiter. Sie wusste, dass Prisca eine erneute unangekündigte Abwesenheit Tillas nicht dulden würde, sie womöglich in der Hierarchie der Sklavengemeinschaft abstufen würde.


    Ihre Füße trugen sie in eine Seitengasse, in eine weitere Gasse, in der dritten rannte sie zu einer geschlossenen Tür. Diese wurde nach ihrem wilden Getrommel von einem verschlafenen Gesicht geöffnet. In einer fremden Sprache erklärte Esther was los war und was sie benötigte. Sie bekam es ausgehändigt. Esther war nicht mehr die jüngste, ihr Schritt wurde langsamer, aber sie erreichte den Karren noch vor dem Einzug in die Castra Praetoria. "Esther Romania." meldete sie atemlos ihren Namen. Der Soldat machte ihr Platz und sprang vom Karren. Die Wunde sprudelt nur noch wenig, er hat viel Blut verloren und ist bewusstlos geworden. flüsterte Tilla stumm, erleichtert darüber, dass ihre Mutter wieder da war. Esthers Hände lösten die feuchten Tücher, mit einem glatt geschmirgelten Stab schmierte sie eine Salbe auf die großflächigen Verbrennungen. Die Salbe bestand aus Aloe, Angelika, Myrrhe, Roter Ton, Tormentill.

    Tilla und Mara schüttelten zeitgleich die brünetten Köpfe. Nein, sie konnten sich nicht vorwerfen den Brieftext vergessen zu haben, sie hatten ihn ja gerade erst erfunden. Mara ahnte, dass das Simulieren eines fertigen Briefes nichts gebracht hatte, das Mitschreiben schon gar nicht. Tilla reichte der Herrin die 'Einkaufsliste' und machte sich auf einen explosiven Zornesausbruch der Herrin gefasst, aber davon war nichts zu sehen oder zu hören. Die Herrin wirkte auf sie nach wie vor leicht benebelt von den Gerüchen und berauscht vom Wein. Sie sammelte die 'Einkaufsliste' und tat sie zu dem nutzlosen Brief, den sie eben noch mitgeschrieben hatte. Mara zuckte mit den Schultern. "Tilla hat das so entschieden." Der Stoß in die Rippen kam von Tilla. Prisca kam auf die Liebesbeziehungen zu sprechen. Nun runzelte Mara mit den Augenbrauen und sah Tilla fragend an, die zuckte ihrerseits mit den Schultern. Nein, sie würden jetzt nicht bestraft werden, dazu war das auf die Beine gestellte Fest nicht gedacht.


    Die Einladung sich auf die weichen Kissen betten zu dürfen war Tilla suspekt. Sie liess Mara den Vortritt und steckte die Papyrus ein. Bevor Tilla selbst einen Fuß auf die Kissen setzte, geschah etwas, womit sie nicht gerechnet hatte. Ganz und gar nicht. Die zum Tanzen abgestellten Sklaven begannen nicht zu tanzen, nein, sie flohen vor den schweren Schritten, die ihnen entgegenhallten. Ihnen gleich taten es die Musiker. Mit offenem Mund verfolgte Tilla den Eintritt der Soldaten. Die Prätorianer höchstselbst, die Soldaten, vor jenen sie sich als Straßenkind und fingerflinke Diebin immer gefürchtet hatte. Ey, was machen die denn hier? Ihre Gedanken wirbelten. Noch eine Durchsuchung? Die Begleiter des Soldaten kamen näher und hoben bedrohlich die Schlagstöcke. Nein, er will mit ihr sprechen. "Tilla.. komm jetzt..." Mara zerrte an ihrer Hand. Endlich setzte sich Tilla in Bewegung und liess sich von Mara führen. Immer wieder sah sie sich nach der Herrin um, bis der Blick zurück versperrt war. Im atrium angekommen trieb man sie zu den Sklaven die dort standen und Tilla sogleich mit Fragen bestürmten. Stimmt ja, sie war die oberste Hüterin von allen Sklaven. Tilla schüttelte den Kopf. Ich weiß von nix. Setzt euch und seid leise. orderte sie an und setzte sich auf den kalten Boden. Die anderen setzten sich nach und nach, wobei Einar es sich nicht nehmen lassen liess, sich direkt bei ihnen niederzulassen. Mara hakte sich schutzsuchend bei ihm ein. Bernulf saß bei seiner Flamme, der Nubierin aus der Küche. Tilla saß alleine, mit verschränkten Armen nach vorne zum Festsaal blickend.

    Bene... keine Details zum kommenden Umzug. versprach Tilla und harrte bezüglich Maras Liebesglück nervös der nächsten Worte. Sie wurde rot, als sie Priscas Lob hörte und lächelte zufrieden. Hatte Prisca eine Ahnung wieviel Arbeit und Gedanken hinter allem steckte was ihr derzeitiger Wohlstand ausmachte? Hin und wieder kümmerte sie sich um die Zahlen der Farmen und Güter, welche Prisca besaß, doch das wuchs ihr über den Kopf. In Sachen Zahlen und Rechnungswesen war sie nicht talentiert. Mutter Esther hatte eine gewisse Ahnung davon, weil sie mit dem Rechnungen-Thema auch wegen ihrem Kräuterladen zu tun hatte. Ihre Mutter tat soviel für sie.


    Was sie sich einbildeten? Liebeslaube für Sklaven? Erschrocken sah Tilla ihre Herrin an und schüttelte den brünetten Schopf. Nein, Prisca, wir glauben es nicht so. versuchte sie das Liebesglück des Nesthäkchens zu retten. Mara und Einar durften ihr Liebesglück nicht offen ausleben... sie mussten es heimlich tun. Das war kaum machbar, denn die Herrin konnte immer und überall auftauchen. Nicht einmal außerhalb der Villa durften die beiden sich verliebt zeigen, es gab überall Augen und Ohren. Es würde schwer werden Mara das alles verständlich zu machen. Die junge Sklavin war ein Kind vom Land. Hier in der Stadt war alles aufregend und neu. Ich spreche mit Mara. gab Tilla schweren Herzens kund.


    Prisca hatte Nachricht von Hektor. Es ging ihm gut, er berichtete der Herrin regelmäßig. Danke, Prisca. Tilla atmete erleichtert auf, atmete tief ein und aus, liess das Haare kämmen ein paar Sekunden ruhen. Wenn er das Berichten schaffte, warum kam er nicht zu ihr? Spürte er nicht, dass sie ihn mit jeder Faser ihres Körpers vermisste? Sie biss sich auf die Lippen, warum war sie trotz der Erleichterung über die positive Nachricht unzufrieden? So viele 'Warum's'!! Mit langsamen Bewegungen setzte sie das Kämmen der schwarzen Haare ihrer Herrin fort. Sie wollte noch etwas sagen. Gegen die Liebe ist keiner von uns gefeit. Ich wusste selbst zuerst nicht zu deuten was mich und mein Herz umfangen hat. flüsterte Tilla leise und schwor sich eines: wenn er zurückkehrte,würden sie auf der Stelle heiraten, niemals würde sie warten können bis die weiße Friedenstaube sich in den blauen Himmel aufschwang. Sie besaß nur dieses eine Leben. Tilla bemerkte Priscas glänzende Augen im Spiegel und drückte sachte ihre Schulter. Und legte ihr im nächsten Moment auch die andere Hand auf die Schulter und hielt die ältere Frau fest, ganz genauso wie Mutter Esther es auch machte. Ihre Augen ruhten in denen von Prisca. Wir überleben.. wir werden das schaffen... gemeinsam.

    Ja, sie wollten gehen, aber sie wurden von einem der Vigiles angebrüllt und angewiesen noch etwas zu tun. Er führte sie zu einem auf dem Boden liegenden blutenden Mann. Mutter Esther liess Tillas Hand nicht los, aus Sorge ihre Tochter zu verlieren. Tillas Magen krampfte sich bei dem Anblick der immer mehr auftauchenden Soldaten der Magen zusammen. Die stumme Sklavin hatte seit dem Notstand keine gute Errinnerungen an eine sich zusammenrottende Menge uniformtragender Soldaten. Ihr Magen bekam noch einen Grund zu krampfen, denn der Anblick des verletzten Mannes war kein schöner. Sie sank neben dem um sein Leben kämpfenden Mann auf die Knie. Wieder spie sie vor Übelkeit aus, was sie im Magen hatte und wischte die Spucke zur Seite. Esther derweil zerrte an ihrer nassen Kleidung, riss ein großes Stück ab und wandte sich an den Vigiles. "Ich brauche einen Eimer Wasser und saubere Tücher!" stellte sie klar was sie benötigte und tastete den Körper des verletzten Mannes ab. Er hatte eine große klaffende Wunde zwischen dem rechten Arm und Schulter sowie Verbrennungen mittleren Grades an Hüfte und Oberschenkel. Ersteres sah aus, als ob er blindlings in etwas Spitzes hineingelaufen wäre. "Tilla.. hier.. drück fest auf die Wunde und sorg dafür, dass kein Blut der Wunde entspringt." wies sie ihre Tochter an. Die Angesprochene widerstrebend gehorchte und trotz der Erschöpfung des vorherigen Eimer weiterreichens ihr Bestes gab. Ein Karren wurde vorgefahren. Der Verletzte sollte statt auf dem Boden auf diesem liegen. Tilla kletterte auf den Karren und nahm ihren Platz wieder ein, um wie von Esther gefordert weiter auf die Wunde zu pressen. Mutter Esther pulte mit konzentrierter Miene die verbrannte Kleidung von den Verbrennungen. Schließlich riss sie auch von Tillas Kleidung ein nicht minder kleines Stück ab, teilte es in kleinere Stücke und tunkte es in den Wassereimer. Die nassen Stoffstücke legte sie auf die Verbrennungen. "Ich habe keines meiner Kräuterbeutel dabei.. sie sind alle zu Hause. Wie konnte ich auch nur ahnen, dass ich sie brauchen würde? Es ist nur ein Katzensprung nötig sie herbei zu holen, die Kräuter würden seine Schmerzen lindern." seufzte Mutter Esther. Tilla nickte stumm. Mutter.. er bewegt die Lippen... ist er bei Sinnen?


    Sim-Off:

    Sind die Verletzungen des überlebenden Mannes in Ordnung? Bitte melden, wenn nicht, ich editiere dann. Was er flüstert bleibt euch überlassen. Tilla ist eine gute Lippenleserin. :)

    Der Umzug war vorbei. Sie alle waren ziemlich geschafft gewesen. Umso schöner war das Ende für alle gewesen. Jeder hatte wieder Zeit für den anderen und konnte das stete Streßgefühl ablegen. Nur der Ableger des Fliederstrauches schien sich noch nicht ganz wohlzufühlen. Er stand in einer lang gestreckten Wasser gefüllten Vase und sollte Wurzeln treiben. Jeden Tag hob Tilla den Zweig hinaus und sah nach. Immer noch keine Wurzeln! So ein Mist! Die Herrin durfte das nicht erfahren. Sie stand mit Hilfe von Sabas vermittelnder und übersetzender sprechender Stimme im Kontakt mit dem aurelischen Gärtner. Sie hatten beschlossen, den Ableger demnächst in die Erde des Gartens einzupflanzen. Mit Hilfe eines Stockes sollte er aufrecht stehen und seine Wurzeln in die Erde treiben können. Der Gärtner sprach immerzu von der kleinen Marei, die seine Gärtner-Lehrlingin gewesen war, wie sie immer an seinen Lippen gehangen hatte und tausende von Fragen gestellt hatte. Immer wieder fragte er Tilla, wann dominus Ursus zurückkommen würde und damit auch die kleine Marei zurückbringen würde. Tilla konnte ihm keine Antwort geben, ihn lediglich vertrösten. Die Gerüchte vom bevorstehenden Bürgerkrieg liessen seine Fragen verstummen und er widmete sich dem Garten, der für den kommenden Herbst vorbereitet werden musste.


    Keine Nachricht von Hektor. Nacht für Nacht lag Tilla alleine in ihrer Kammer und weinte sich in den Schlaf, sie vermisste ihn so! Die wenigen Stunden, die sie miteinander verbracht hatten, verblassten allmählich in ihrer Errinnerung. Mutter Esther arbeitete stundenweise wieder in ihrem Kräuterladen und half den beiden Sklavinnen mit ihrer Erfahrung. Dennoch hatten sie wenig Zeit für sich, um als Mutter und Tochter auf einer Decke unter dem Kletterbaum zu sitzen und in den Himmel zu schauen und dem Wind zu lauschen. Die Herrin schien nichts von dem wahrzunehmen, was ihre ihr nächststehenden Sklaven umtrieb und setzte ein Fest für sich alleine an. Der Streßpegel stieg erneut. Tilla und Mara fügten sich den Anweisungen, gaben sich redliche Mühe, alles zu tun was der Herrin gefallen würde. Beide hofften, dass sie ihre Anstrengungen belohnt werden würden. Immerhin durften sie nahe der Herrin sitzen und ihr aus nächster Nähe zusehen, wie diese sich benebeln liess.


    Maras Füße zuckten einmal mehr, als ob sie aufspringen und mit den zum Tanzen abgestellten Sklaven tanzen wollte, anstatt still zu sitzen. Tilla ertappte sich dabei die einnehmenden Melodien der Musiker zu geniessen. Am liebsten würde sie sich genau wie die Herrin auf den Kissen räkeln, die Augen schliessen und sich mit den Tönen davon tragen lassen. Mehr Wein und mehr Kräuter. Selbst zugreifen war nicht drin. Mara kümmerte sich um den Wein und Tilla um die Kräuter. Beide lächelten freundlich, die eigenen Wünsche tapfer unterdrückend. Die Herrin meldete sich zu Wort. Gehorsam nickten Tilla und Mara. Kein 'unschön' mehr. Und sahen sich im nächsten Moment einander mit fragender Miene an. Einen Brief? An dominus Ursus? Kurz steckten sie die brünetten Köpfe zusammen (man hätte sie in dem Moment wohl für Schwestern halten können) und erfuhren voneinander, dass keine von beiden sich drum gekümmert hatte. Also schnell... sie mussten improvisieren! Mara erhob sich, scheuchte eine herumstehende Sklavin auf, um sich von dieser die Schreibutensilien bringen und geben zu lassen. Ja, der Brief ist in Arbeit, es fehlt nur noch der Mittelteil und der Schluß... entgegnete Tilla mit vorgespielter Selbstsicherheit. Legatus Legionis Titus Aurelius Ursus -- Legio I Traiana Pia Fidelis -- Mantua. ratterte Tilla aus dem Kopf heraus die Anschrift hinunter. Salve Ursus, Sonne meine Herzens... Äh, was flüsterte sie da? Mit hochrotem Kopf gab sie Mara zu verstehen, dass diese das Sprechen somit auch das Vorlesen des imaginären Brieftextes fortsetzen sollte.


    "Ich möchte mich mit diesen Zeilen nur kurz melden, um dir zu zeigen dass es mir gut geht. Es passierte in den letzten Wochen sehr viel. Ob dich die Nachricht vom Tode meines Mannes erreichte, weiss ich nicht! Gänzlich unbekannt ist mir, ob du gesagt bekommen hast, dass die Häuser der verdächtigen Familien einschließlich der Flavier und Aurelier von den Prätorianern durchsucht wurden. Zusammen mit den Germanicern hatte ich überlegt, zu Dir nach Mantua zu reisen, aber die Reise ist ins Wasser gefallen. Sedulus und Serrana sind erneut Eltern geworden, es ist ein Junge." Tilla schrieb mit, was Mara auf die Schnelle für den Brief einfiel und übernahm, als sie erkannte, dass Mara ins Stocken geriet. Mara übernahm nun das Mitschreiben. Diese Zeilen lasse ich von der Villa Aurelia schreiben, ja, ich bin dorthin zurückgekehrt. Es herrscht ziemliche Aufregung und Ungewissheit wegen des nahenden Bürgerkrieges. Ein jeder stellt sich die Frage, was die Zeit danach uns bringen wird. Ich hoffe, dass du aktiv im Kastell tätig bist und die richtige Seite gewählt hast. Zudem denke ich dass es sicherlich von deiner Seite her ein paar klärende Worte geben könnte was die derzeitige Situation angeht und es würde mich natürlich auch freuen ein paar Zeilen von dir und deinem Wohlergehen zu lesen. Natürlich weiß ich, deine Zeit ist knapp, denn die Führung und Ausbildung deiner Männer unterliegt einem straffen Zeitplan. Nun geriet sie auch ins Stocken und schloß den Mund. Einar trat an Maras Seite und reichte ihr mit einem leisen Flüstern eine zusammen gerollte Papyrusrolle. Zusammen mit Tilla wickelte sie die Rolle auf. Beide Sklavinnen erkannten, dass es eine neue Proskriptionsliste war. Der Name des dominus stand als letztes drauf. Tilla nahm Mara die Rolle aus der Hand und versteckte sie unter einem Kissen. Nichts wichtiges.. nur die Abrechnung des Einkaufes auf dem Markt. erklärte Tilla, schon jetzt wissend, dass sie eine Abschrift der Liste eigenhändig dem Brief hinzufügen würde. Ihr Beitrag zum Informationsfluß nach Mantua. Mann.. für die Ergreifung 2000 Sesterzen und für Hinweise 1000 Sesterzen. Tillas ehemals im Diebstahl geübten Finger kribbelten.. das waren sehr viele Münzen!

    Mutter Esther sprach tadelnd aber gütig zu Mara. Dankbar blickte Tilla sie an. Ja, all das darfst du nicht, deshalb musst du immer zusehen, dass du zuvor deine persönlichen Belange erledigt hast. Zum Beispiel versuchen, das Austreten möglichst unauffällig zu erledigen, sodass die Herrin nicht merkt, dass du kurz weg warst. Du wirst sehen, Übung macht den Meister und du wirst sie immer seltener über dich schimpfen hören. versuchte sie die maulende Mara aufzumuntern. Tilla schüttelte den Kopf. Nein, ich habe noch nie erlebt, dass sie uns schikaniert. Der Tagesablauf ist immer derselbe und das langweilt mich. Ich bin froh, dass das untätige Herumsitzen endlich ein Ende hat und wir etwas zu tun haben. Auch wenn es nur wenige Tage dauert.


    Sie wandte sich Mutter Esther zu. Du hast von der jüngsten Geburt es auf dem Markt erfahren? Wie schön! Wie viele Kinder haben die Germanicer jetzt? Ich weiß von der ältesten Tochter und den Zwillingen. Hm, ich weiss, dass wir Sklaven die allerletzten sind, die über irgendetwas informiert werden. Also gut, der Umzug zu den Germanicern findet nicht statt, dafür ziehen wir nach Hause zurück. Damit fand sich Tilla mit den aktuellen Tatsachen ab. Mutter Esther stimmte ihrer Einschätzung über die Dauer des Umzuges zu und erklärte sich bereit sich um die Leibwächter zu kümmern. Sie blickte zu Mara, die soeben danach fragte, ob sie nicht in der Villa Aurelia verbleiben durfte. Nein, du wirst dich um ihre gesamte Kleidung kümmern. Ich übernehme ihren Schmuck und ihre Kosmetika. legte Tilla fest. Auf, Mara, leg los! munterte sie noch einmal das Nesthäkchen in ihrer Runde auf und beugte sich zu ihr. Frag Einar, ob er für dich ein paar Kleiderbeutel schleppt. Er liebt es bewundert zu werden. Mit einem Zwinkern nickte Tilla ihr zu und machte sich auf die Herrin zu informieren, dass der Umzug in seinen Startlöchern stand. Da ja alles zusammengepackt wurde, musste sie bedenken, dass der Herrin einiges von allem überblieb, sodass der übliche Tagesablauf nicht gestört wurde.


    Leise klopfte sie an die Tür zum Gemach der Herrin und trat zu ihr. Sie übernahm das Kämmen der patrizischen Haare. Herrin, Mara hat uns deine Nachricht überbracht. Wir machen uns bereit und bringen alles wie befohlen rüber. Übermorgen mittag müsste alles soweit fertig sein, dass du drüben alles wie gewohnt vorfinden wirst. flüsterte Tilla stumm und atmete tief durch. Sie musste ihr noch von Maras Tun erzählen. Verzeih, wenn ich dich wegen Mara anspreche. Sie probiert sich selber aus und erforscht ihre Wirkung auf Männer. Sie ist jung und unbedarft, aber sie wird lernen. Erlaubst du ihr eine Beziehung zu deinem Leibwächter Einar? Bittend sah Tilla sie an und hoffte, dass die Ältere nicht allzu sehr verletzt darüber war, dass die Liebe nun zweifach vorhanden war. Gibt es Neuigkeiten von Hektors Verbleib? schob Tilla nach und wagte es kaum Prisca anzusehen.

    Zusammen mit Esther hatte sie den Abend freibekommen. Sie hatten sich beide schick eingekleidet und waren schliesslich zu einem gemeinsamen Essen ausgegangen. Der verdünnte Wein in der von Mutter Esther ausgesuchten Taverne war sehr gut gewesen. Ganz zu schweigen vond em Essen. Es war ein fremdländisches Essen gewesen, es hatte ihre Geschmacksinne auf Vordermann gebracht. Tilla wusste schon, dass sie noch einmal dahin gehen würde. Zusammen mit Hektor! Der bissige Geruch von verbrannten Holz der in der Luft lag riss sie aus den sehnsüchtigen verträumten Gedanken. Esther und sie reagierten zu spät um nicht von der herbeieilenden helfen wollenden Menschen mitgerissen zu werden. Einander an den Händen festhaltend bemühten sie sich auf den Beinen zu bleiben.


    Man teilte sie in eine Löscheimerkette ein. Sie standen in der Nahe von Memnon. Oftmals wurde das weitergereichte Wasser verschüttet, deshalb wurde ihre schicke Kleidung nass. Tilla war traurig darüber, aber Mutter Esther munterte sie damit auf, dass sie zu nass wäre, um von den Flammen gefressen zu werden. Atemlos reichte Tilla Eimer um Eimer weiter, bis sie von zwei Bürgern abgelöst wurde. Puh! jetzt können wir wohl zurück zur Villa Aurelia gehen. seufzte Tilla stumm auf und liess den Blick wandern. Eine Trage erschien und ihr entstieg ein Senator. Konnten diese noblen Männer nicht selbst herbei laufen? Mussten sie die Sänftenträger unbedingt mit in diese Gefahr hinein nehmen? Tilla trat neugierig näher und erkannte das Profil von Quintus Germanicus Sedulus markantem Gesicht. Der Mann befragte Memnon, der ihr vorhin schon aufgefallen war. Brandstiftung? Blankes Entsetzen spiegelte Tillas erschöpfte Miene wider. Fassungslos sah sie Mutter Esther an, die ebenso entsetzt war. Diese griff nach ihrer Hand. "Komm.. wir müssen zurück zur Villa Aurelia." rief sie ihr lauter als gewöhnlich zu. Laut rufend allein deshalb weil das Feuerprasseln laut war. Si! Tilla raffte ihre Tunika in die Höhe, um nicht über den schwer vor Nässe triefenden Stoff zu stolpern. Noch einmal sah Tilla zum Senator hinüber, der vor kurzem Vater eines kleinen Sohnes geworden war.

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    Nein, sie durfte nicht alleine gehen. Ein Soldat würde sie begleiten. Zuerst war sie ziemlich nervös deswegen, aber sie beruhigte sich. Sie sollte froh sein, dass sie überhaupt austreten durfte. Das wäre ziemlich peinlich gewesen vor allen Anwesenden pinkeln zu müssen. "Ehm.. wir müssen hier und da vorne um zwei Ecken lang." erklärte sie dem Soldaten und führte ihn zur Küche. Gleich hinter der Tür stand der Eimer und neben der Tür war eine kleine Nische mit einem Vorhang eingebaut. Dahinter sollten sie sich immer verziehen, wenn sie austreten mussten. "Wenn du zugucken willst, musst du den Vorhang halten.. ich habe nur zwei Hände." Sie nahm den Eimer, trat in die Nische und hockte sich hin. Auauauu, durch die zusammengeschobene Kleidung pieksten Glasscherben in ihre Haut. Mara wischte sich ab, wandte dem Soldaten ihren Rücken zu und zog sich kurzerhand die Tunika über den Kopf. plingplingpling kullerten die Glasscherben auf die Fliesen. "Endlich bin ich die los..." atmete die Sklavin erleichtert auf und zog sich wieder an. Wie der Soldat wohl ihren Rücken befunden hat? War ihr Rücken nicht entzückend? Froh, die Scherben los zu sein kehrte sie zurück und setzte sich wieder auf den Schemel. "Oh, die Herrin ist zurück? Geht ihr jetzt?"

    Mutter Esther fand, dass sie gute Anweisungen gegeben hatte und war stolz auf sie. Tilla war dankbar über jedwede Rückmeldung. Ihre Mutter suchte heute ganz besonders ihre Nähe, abermals wurde sie von ihr umarmt und lieb festgehalten. Es tat gut und es hielt sie von der Stickarbeit ab. Nein, zum Sticken war sie nicht geboren, dann eher zum Holz schnitzen. Aber das war nicht erlaubt, dass sie mit einer scharfkantigen Waffe hantierte. Wenn man es anders betrachtete war eine Nadel auch eine Waffe. Vom Denken und Wünschen allein würde Hektor auch nicht zurückkommen... hoffentlich war ihm nichts passiert. Er umarmte sie anders... zärtlicher, liebevoller, schwer verliebt. Wann hatte sie den letzten Kuß von ihm bekommen?


    Tilla sah Mara prüfend an. Wirklich alles? Ich werde ihm Fragen stellen, was er gesehen hat und was er besorgen muss, damit wirklich alles da ist. erwiderte sie stumm flüsternd und spürte wie Mara neben ihr Platz nahm. Mit einem wissenden Lächeln hörte sie Maras Flüstern und blickte sie verständnisvoll an. Ja, will ich wissen. Die erste große Liebe zu entdecken war unheimlich aufregend. Ihr Blick kreuzte sich mit dem von Mutter Esther. Tilla schüttelte den Kopf, was soviel heißen sollte wie: ich werde nachher mit ihr reden. domina Prisca hatte die Liebe zwischen den beiden nicht erlaubt und das Verheimlichen konnte gefährlich sein. Noch etwas was sie der verwitweten Herrin sagen musste: ein weiteres verliebtes Sklavenpärchen.


    Erstaunt hob sie den Kopf, als sie die Mitteilung aus Maras Mund hörte. Mara, du weisst doch, dass du nur sprechen darfst, wenn du eindeutig dazu aufgefordert wirst. Da ist es nur richtig, dass sie dich rausgeschmissen hat! tadelte sie das Nesthäkchen der Sklavenschaft. In die Villa Aurelia? Hast du dich nicht verhört? Letztens hieß es noch, dass sie zu den Germanicern ziehen wil, damit sie zusammen mit denen zur kommenden Reise aufbricht... stimmts, Mutter? Tilla legte die Stickarbeit beiseite und stand auf. Zurück in die Villa Aurelia. Das klang gut. Sie konnte Mutter Esther zeigen, in welchem Haus sie nach dem Aufenthalt auf dem Sklavenmarkt aufgewachsen war. Zurück zum Kletterbaum. Nein, Mara, ich kann mir nicht vorstellen, warum sie umziehen will, aber ich habe eine Vermutung. Wegen der steten Errinnerung an ihren Mann. Es errinnert alles hier an ihn. Wohl auch wegen der neulich geschehenen Durchsuchung?!? Mara, gehst du bitte sogleich rüber zu Saba? Sag ihr bitte Bescheid, dass sie die Räume herrichten soll. Wir werden außerdem einen Teil der Vorräte zu Ihnen rüberschaffen und brauchen jeden Fuß und Arm für Gepäck und Möbel. Mutter, sagst du bitte Bernulf und Einar, daß wir umziehen? Sie kennen vielleicht starke Freunde, die uns gegen Verpflegung umsonst helfen können? Das wird anstrengend und wir werden keine Zeit haben. Wie sollte sie Hektor Bescheid sagen, dass sie zurück in der aurelischen Villa waren? Ich gehe zu Prisca und sage ihr Bescheid, dass wir sofort mit dem Umzug beginnen. Was meinst du Mutter, wieviel Zeit werden wir benötigen? Zwei bis drei Tage? stellte Tilla die letzte Frage, die ihr in den Sinn kam. Oh.. und sie musste daran denken einen blühenden Ableger vom Fliederbusch im flavischen Garten mit rüber zu nehmen.

    In deinen Laden gehen... ja.. das machen wir... stimmte Tilla zu. Dieser war zwar sehr einfach ausgestattet und möbliert, aber er war wohnlich und gemütlich. Manchmal störten Tilla die regungslosen Statuen und Büsten, die man überall sah. In ihren Fieberträumen hatte sie manches Mal geglaubt, dass diese nachts aus ihrer Starre erwachten und durch die Villa streiften auf der Suche nach etwas was sie die Lebenden nicht mit all ihren Sinnen erfassen konnten. Sie hatte nie herausgefunden, ob es etwas Unheimliches oder etwas Schönes war. Du glaubst gar nicht, wie oft die Bürger an einem Bretterzaun vorbeigehen und nicht ahnen, dass sich dahinter Menschen in großer Not verstecken.. weil sie kein Dach überm Kopf mehr haben. Das gerade erwähnte war Tillas größte Angst.. die Jahre auf der Straße und der Kampf gegen den ewigen Hunger und Durst waren mehr als schlimm gewesen. Ich habe nie einen Ort gefunden an den man gehen kann.. wenn man nichts mehr hat.. einen Ort wo einem geholfen wird... wo Mitmenschen sich für die Betroffenen einsetzen.. damit sie auch das haben was ihnen wie allen anderen zusteht.. Eine Suppenküche für die Straßenkinder.. das wäre Tilla viel wert gewesen... dann hätte sie nicht so viele von ihnen beerdigen müssen. Geht weg, ihr trüben Gedanken aus meiner Vergangenheit!


    Mit gerunzelter Stirn blickte sie ihre halbfertige Stickarbeit an. Ohjah, die Verantwortung über alle, die habe ich und die bemühe ich mich so gut es geht zu tragen. Nur was für Anweisungen denen aufschreiben wenn es diese stete Ungewissheit über den Krieg gibt? Die Vorräte, die wir haben, liess ich aufs vierfache erhöhen. Aber bald gibt es nichts mehr zu bunkern, weil wir alles haben was wir brauchen. Ich rechne tagtäglich mit einem neuen Notstand. Einer erneuten Ausgangsperre. Dass wieder Sklaven wegbleiben und wir nie wieder etwas von ihnen hören oder lesen werden. Tilla flüsterte mit wenigen Leuten, eben jenen, die sich bemühten ihr Geflüster zu verstehen.. allen anderen Personen schrieb sie auf, was sie zu sagen hatte. Sie dachte an Hektor, rief sich sein liebes Gesicht in Errinnerung, an die Nacht unter dem Baum auf dem Lavendelfeld. Hektor hat hoffentlich die Gehöfte außerhalb Roms und bei Antias angewiesen Lebensmittel zu bunkern... nur für den Fall, dass wir dennoch anreisen.


    In den aktuellen Gemütszustand der Herrin selbst konnte Tilla sich derzeit schwerlich hineinversetzen. Sie hat ihre Freunde und Freundinnen in den anderen Gentes. Sie sprach davon in die Therme zu gehen... ohne mich. erinnerte sie ihre Mutter. In allerbester Tochtermanier erwiderte sie die Umarmung ihrer Mutter und blickte auf die Wandmalerei an der gegenüberliegenden Wand... fliegende Tauben über eine schier endlose Reihe von Dächern. Sie sollte nicht rausgehen und Informationen einholen, wie es um die Sklaven der anderen Gentes stand. Saba kam wenigstens ab und zu auf einen Schwatz vorbei. Dann bleibe ich eben hier... bei dir. stimmte Tilla zu. Mara? Ach.. sie soll Bernulf in die geheimnisvollen Vorrätelisten der Speisekammer einführen. Er ist sehr stark und kann sehr viel mehr Einkäufe tragen als wir. Zusammen mit Einar kann er innerhalb weniger Stunden den Einkauf für eine Woche herbeischaffen.. vielleicht sollten wir einen Esel oder ein Maultier kaufen, der sie unterstützt? Sie lernte vorausschauend zu überlegen und zu planen. In nächster Zeit musste sie Prisca gestehen, dass dieses und jenes Gut nicht mehr wie gewohnt gab, weil es knapp.. vor allem teurer wurde.

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    Esther
    Esther bemühte sich Tilla so gut es ging zu stützen und zu halten. Doch auch ihre Kräfte waren nicht unendlich. "Ich kann sie nicht mehr halten.. ich lege sie deshalb besser hin." erklärte sie den Soldaten was sie vor hatte. Mit ruhigen Bewegungen löste sie das Überkleid ihrer Tunika und legte es vor sich auf dem kalten nackten Boden aus. Mit gutem Zureden zwang sie Tilla sich darauf hinzulegen und setzte sich zu ihr. Sich mit dem Rücken gegen ihren Schemel lehnend. Mit einer Hand die Hand ihrer Tochter haltend. Tilla schaffte es nicht wach zu bleiben, sie döste erschöpft ein, atmete ruhig ein und aus.



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    Mara
    Also gut... sie warteten. Mara wurde immer ungeduldiger und begann langsam aber sicher auf ihrem Schemel herumzuzappeln. Nicht weil er unbequem war. Nach und nach war es nicht mehr so ungewöhnlich, bewacht von mehreren Soldaten, im atrium zu sitzen. Sie hatte alle angeschaut, sie aufmerksam betrachtet und beobachtet. Mehr gab es nichts zu tun. Gesagt hatte sie auch alles was sie wusste. "Ich muss mal..." merkte sie leise auf und wandte sich an Classicus. "...und ich habe Durst! Ihr auch? Ich kann euch zu trinken besorgen... und normalerweise würde die Herrin jetzt auch ihren Zwischendurch-Imbiß kriegen. Wenn es den nicht gibt wird sie stinkesauer und wir kriegen es zu spüren..." Natürlich war das hier, diese Durchsuchung eine Ausnahmesituation, aber diese würde auch vorbeigehen und dann musste alles so wie immer seinen normalen Lauf weitergehen. "Ich kann auch in der Küche austreten, wir haben einen Eimer.. wenn wir merken, wir schaffen's nicht mehr ins Häuschen."

    Tilla ihrerseits legte einen Arm um Esthers Rücken herum und lauschte stumm ihren erklärenden Worten. Du weisst also auch nichts.. genaues. stellte sie gebärdend fest. Irgendwann muss uns die Herrin sagen was Sache ist, denn dasselbe Chaos wie während der Durchsuchung möchte ich nicht noch mal erleben. Es war sehr anstrengend, eben weil ich gerade am Genesen war.


    Liebevoll strich sie Esther eine nicht vorhandene Strähne aus dem Gesicht und beschloß stumm zu flüstern. Rom mag derzeit sicher sein. Aber wenn der Krieg kommt.. können wir notfalls alle zusammen in deinen Laden flüchten, nicht wahr? Es wissen wenige Leute, dass du meine Mutter bist. Auch in deinem zu Hause können wir leben. Und jetzt zu verreisen, ich errinnere mich wie gefährlich es auf dem Weg Ägypten-Rom war, du hast recht. Durch die Pflege ihrer Mutter kam sie jeden Tag mehr und mehr zu ihren alten Kräften, die sie vor dem Kerker-Aufenthalt besessen hatte. Als Heilerin kannte Esther den einen und anderen Kniff zum Gesundwerden.


    Die stumme Sklavin schüttelte mit trauriger Miene den Kopf, legte ihn auf Esthers Schulter ab. Dass sie Hektor in die Gegend herumschickt ist nicht schön, aber was kann ich daran ändern? Nichts! Sie weiss doch, dass wir uns verloben und heiraten wollen, sie weiss doch, dass wir uns lieben und zusammen sein wollen. Ich habe ihr wegen dem Tod ihres Ehemannes und der Fehlgeburt so gut beigestanden wie ich konnte. Habe ich irgendwelche Fehler gemacht von denen ich nichts weiss? Sie kann zumindenst wieder alleine laufen ohne nach wenigen Schritten zusammenzubrechen. Manchmal erscheint sie geistesabwesend und es dauert an bis sie einem wieder volle Aufmerksamkeit schenkt. Tilla betrachtete die halbfertige Stickarbeit. Sollen Mara oder ich demnächst mal 'rein zufällig' bei den anderen reichen Häusern vorbeigehen und Neugkeiten von den Sklaven einholen? schlug sie flüsternd vor und suchte Esthers Blick.

    ...Essig die Zähne und Rauch die Augen. (Zitatverfasser unbekannt)


    Es ging ihr besser, die Krankheit war vorüber und sie kam langsam aber sicher zu Kräften. Ihren alten kräftigen Zustand hatte sie noch nicht erreicht aber sie würde ihn erreichen. Fest hatte sie das vor... die Liebe zu Hektor hatte einen großen Anteil daran. Nur wo war ihr Geliebter? Noch waren sie nicht miteinander verlobt, dabei wünschte sie sich das als Zeichen ihrer Liebe. Sie liess die Stickarbeit sinken, die sie in den Händen hielt. Trübsinnig starrte Tilla auf die Wandmalerei, die den Löwenbrunnen im Garten zeigte. Mutter Esther saß ihr schräg gegenüber und besserte ein Kleidungsstück aus. Neben ihrem Stuhl lag die gesamte Kleidung, die Tilla während ihrer Jahre als stumme Sklavin erworben hatte sowie ein paar Kleidungsstücke von Esther, die ihre Mutter ohnehin ausbessern wollte.


    Tilla legte die Stickarbeit beiseite und klopfte auf die Sessellehne, um ihrer Mutter kundzugeben, dass sie sich mit ihrer Zeichensprache äußern wollte. Mutter, was machen wir denn nun? Die Herrin konnte sich nach der Durchsuchung dieser Villa gar nimmer entscheiden was sie machen möchte. In die Casa Germanica ziehen hat sich wohl zerschlagen, denn wir sitzen immer noch auf gepackten Truhen. Ebenso die geplante Reise nach Mantua zu dominus Ursus, ob sie jemals stattfinden wird? stellte sie die Fragen, die ihr im Kopf umhergingen. Ich habe ja verstanden, dass sie alleine, schon gar nicht als verwitwete Frau, kaum etwas alleine entscheiden kann und darf, da dominus Ursus über ihr steht. Aber trotzdem... irgendetwas müssen wir doch tun können, damit es voran geht. Kopfschüttelnd liess Tilla die Hände sinken und dachte an Mara, die wohl gerade in der Speisekammer mit Bernulf schäkerte und mit ihren körperlichen Reizen umgarnte. Wenn Mara nicht so jung wäre, würde sie gut zu Bernulf passen. Hoffentlich hielt sich Bernulf zurück, er wusste ja, dass Prisca die Liebe ihres Lebens vor gar nicht langer Zeit verloren hatte. Und weisst du wo Hektor ist? fügte sie verlegen lächelnd hinzu.

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    Esther


    Die Untersuchung würde noch andauern? Hoffentlich nicht zu lange. Tilla würde eher das Bett gut tun als hier im zugigen atrium zu sitzen. Nun gut.. diese Situation würde auf jeden Fall zu Ende gehen.. nur wie? "Danke." erwiderte Esther knapp auf die Anweisung des Soldaten und nahm zusammen mit ihrer Tochter auf den Schemeln Platz. Sie legte den Arm um Tillas Rücken und stützte sie mit liebevoller mütterlicher Umarmung. Weitere Sorgen um das Schicksal ihr bekannter Personen im nahestehenden Wirkungskreis der verwitweten Aurelierin lösten sich auf. Einar lebte.. ebenfalls Bernulf und seine neueste Freundin im Hause, die Nubierin. Still nickte sie ihnen allen zu und strich Tilla die Strähnen aus dem erschöpften Gesicht. Ihre Tochter bemühte sich, wachzubleiben und nicht einzudösen. Lang verschüttete Instinkte aus der Zeit als um ihr Überleben kämpfende Straßendiebin wurden wach. Sie musste wach bleiben.. sie musste einfach...


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    Mara
    Die jüngste unter den anwesenden Personen setzte sich auf den dritten Schemel und erkannte die Leibwächter der Herrin. Sie sah den Soldaten an und deutete nacheinander auf die Leibwächter. "Wir sprachen von den Leuten, die Aurelia Prisca dienen. Das sind die Leibwächter Einar und Bernulf." Und stellte die anderen Frauen vor, die neben ihr saßen. "Dies sind Tilla Romania und ihre Mutter Esther." Wieso wurden sie nun hier versammelt? Eine Scherbe piekste sie in den Bauch. Mara unterdrückte den Drang, diese Scherbe aus dem Stoff hervorzuholen. Sie hatte keine Lust mehr. "Was machen wir jetzt?" fragte sie geradeheraus und erntete Blicke, die sie aufforderten still zu sein.

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    Mara


    "Das weiss ich nicht, ob sie in Rom ausgebildet werden, aber es schien ein Händler von hier zu sein. Das Laken auf seinem Wagen stand 'Roma' und 'Ludus' irgendwas." Mara sah sich nach ihrer Herrin um und entdeckte sie nicht. Stimmt, sie war ja mit den anderen Soldaten weggegangen. Hoffentlich ging es ihr gut und ihr geschah nichts. Es war schon seltsam, dass weder Einar noch Bernulf dazugestoßen waren. "Einar und Bernulf sind ihre Leibwächter. Tilla ist Priscas Leibsklavin. Mutter Esther ist Tillas Mutter. Die ist aber eine freie Frau, weil Tilla sie wiedergefunden hat. Das ist eine lange Geschichte.. eine ziemlich aufregende Geschichte. Tilla ist in Ägypten geboren, dabei sieht sie aus wie eine Römerin." Mara hörte Schritte und leises Geflüster. "Schau, das sind die beiden Frauen. Die jüngere ist Tilla. Du kannst mit ihr nicht so wie mit mir sprechen... sie ist nämlich stumm" In der Aufzählung hatte sie Priscas ersten Leibwächter und Tillas geliebten Hektor ganz vergessen, weil Mara ihn nicht mehr gesehen hatte.


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    Esther


    Die ältere Frau, die gehört hatte, wie Mara ihren Namen genannt hatte, kam zusammen mit Tilla näher und blickte den Soldaten an. "Salve, wir wurden in den Sklavenräumen aufgefordert mitzukommen, dabei tue ich nichts anderes als meine Tochter gesund zu pflegen. Meine Tochter kann nicht länger stehen, sie muss.. möchte sich setzen." Tilla sah mit erschöpfter Miene auf und blickte in das Gesicht das Soldaten. Classicus? Sie sah Esther überrascht an, innerlich die Zähne zusammenbeissend und letzte Kräfte sammelnd, um tapfer stehenzubleiben. Mutter, das ist er. der Soldat. Vom Notstand.. und später im carcer. Er hat mir meine Tafel wiedergegeben. Er hat mri geglaubt, dass ich dich besucht hatte und auf dem Weg zurück in die Villa war. esther nickte zum Zeichen, dass sie das Geflüster gehört hatte und wartete auf die Erwiderung des Soldaten. Wie wohl alle Frauen, die nicht jeden Tag Soldaten sahen, fand sie, dass ihm die Uniform gut stand.


    Sim-Off:

    Sry fürs editieren: NPC-Bilder eingefügt und die richtige Tintenfarbe herausgesucht