Beiträge von Tilla Romania

    Auch sie muss lachen als der Uniformierte plötzlich ein Huhn darstellt. Ihr Bild über die Uniformierten dreht sich noch weiter und stellt ein bisschen mehr auf den Kopf, was sie über diese verhassten Gegner weiss. Tilla versteht schnell was Nero meint und sieht Catius forschend an. Tatsächlich.. hier funktioniert das Flüstern nicht. Sie nickt und streichelt Neros Rücken. Ja... das wäre auch zu schön gewesen. Mit einem leicht verwunderten Gesichtsausdruck stellt sie fest, dass ihr Schützling müde aussieht und auch so klingt. Ich gehe weiter, mag den bösen Mann auch nicht. stimmt sie ihm zu. Leicht amüsiert erfreut sie sich an des Miles Verwiirrung über die verschiedenen Namen, die sie trägt.


    Seine Hand will Tilla im nächsten Moment abschütteln und überlegt es sich dann doch anders. Das könnte ganz nützlich sein. Wenn der böse Mann auftaucht und sie so zu dritt sieht, da weiss er sogleich, sie stehen unter dem Schutz des Miles. Tilla spitzt die Ohren als sie das Summen hört. Hält er sich jetzt für eine Biene? Mit dem Gedanken folgt sie ihm hinterher, schiebt hin und wieder Nero, der immer schwerer in ihren Armen wird, behutsam hoch. Tilla zieht sämtliche vorhandene Kraft zusammen, um den kleinen Mann bei sich zu behalten und deckt ihn wieder mit dem erdbraunen Umhang zu. Nein... verneint sie des Miles Frage über ihre Anwesenheit in der Stadt. Über all die Aufregung hat sie selbst vergessen, weswegen sie eigentlich die villa aurelii verliess.


    Sie wird nicht böse sein wenn sie die Wahrheit erfährt. hofft Tilla, zeitgleich zu Nero gebärdend. Ich war auch alleine. Das zusammen durchgestandene Abenteuer wird sie nicht und nimmer vergessen und schenkt ihm eines ihrer Lächeln, welches sie nur wenigen Leuten schenkt. Zu denen gehört nun auch Nero, welchen sie noch einmal an sich drückt. Tilla vergisst nicht auf ihre Umgebung acht zu geben und erkennt, dass sie nun das Villenviertel erreicht haben. Dessen Angesicht kann sie nun auch langsamer laufen, sieht sich nach der Villa seiner Mutter um.


    Die Hand des Soldaten lenkt sie auf die linke Straßenseite. Sicher sind sie gleich da. Tilla entzieht sich der fremden Hand des Soldaten. Ein großes, prachtvolles und schwere Eingangstor umrahmt von zwei weissen Säulen kommt in Sicht. Über dem Tor sind Buchstaben zu sehen und auf der Tür selbst viele Bilderreliefs. Mit den Fingerspitzen berührt sie vorsichtig eine knieende Figur aus Eisen, die sich vor jemandem niederbeugt. Als ob sie dadurch geklopft hätte öffnet sich die Türe. Tilla weicht überrascht zurück, schützt instinktiv Nero mit ihrem Körper.

    Grauweisse Flecken wie der Mond? Tilla spähte auf Lunas Fell. Tatsächlich... davon waren einige zu sehen. Behutsam strich sie über die Flecken und versuchte an den Mond zu denken. Ja. Das Bild passte. Und wenn man es sich näher überlgte, saß sie sozusagen auf dem Mond, spielte Männin im Mond. Sie grinste fröhlich, tätschelte Lunas Hals. Durch deren sanften schreitenden Gang war es nicht wirklich gefährlich dessen Mähne loszulassen. Tilla fühlte sich wohl auf Luna und richtete sich auf. Ihr Blick legte sich wieder auf Hektor, der zu ihr sprach.


    Tilla nickte. Ja, so heisse ich. Das ist ganz einfach. Du kümmerst dich um die Pferde. Bist fast nie im Haus zu sehen. Und wenn doch, dann kommst du über einen anderen Weg ins Haus als wir. Welchen weiss ich noch nicht. Da muss wohl noch ein Eingang in Priscas Zimmer sein. Wetten, durch die Tür kommst du rein und raus? Die Namensgeste für Prisca beinhaltete den schweren Armreif, welchen ihre Herrin von dem Unbekannten bekommen hatte und heute auch am Handgelenk trug. Mit schiefgelegtem Kopf sah sie Hektor an. War es so schwer eine Namensgeste für andere zu erfinden?


    Überleg doch selbst einmal... forderte sie ihn auf, gespannt was er für sie im Sinn hatte. Ihre Namensgeste wusste bisher nur der Neffe von dominus Marcus: gelockte Haarsträhne, 'Löckchen'. Wieder strich sie sich die Haarsträhnen aus dem Gesicht, die nach jedem Bad an der Luft trocknen. Sie sammelte gedanklich die Bezeichnungen, die von anderen über sie fielen: Irrwisch, Sentina, Kleines. Sollen wir als erste da sein? Oder dürfen wir bummeln? fragte sie Hektor, als sie sah, dass die andere Gruppe schon weiter weg war. Die Stadtmauern kamen immer näher. Sie konnte sich nicht erinnern, diese jemals überschritten zu haben. Wohin geht es denn beziehungsweise bringen sie uns hin? Tilla hielt sich wieder an Lunas Mähne fest.

    Es war ihr unangenehm nicht geklopft zu haben... aber die Stimme der Älteren beruhigte sie damit, dass es nicht schlimm war. Tilla atmete erleichtert auf und sah immer noch stumm weinend zu ihr auf. Auf IHR Bett? Hatte sie sich wirklich nicht verhört? Auf den Lippen kauend erhob Tilla sich wieder und tapste zu dem ihr zugewiesenen Ort, wo sie sich ganz vorsichtig, als ob er etwas zerbrechliches wäre, niederliess. Ja,.. was war eigentlich mit ihr los? Und was tat sie hier? Tilla erkannte sich selbst nicht mehr wieder, wischte schniefend die nachrollenden Tränen von den geröteten Wangen mit der Bettdecke beiseite. Die Seite neben ihr neigte sich ein wenig.. Prisca setzte sich neben sie und hatte wie aus heiterem Himmel heraus eine Tafel für sie.


    Wieder fühlte Tilla sich erleichtert, nahm die Tafel entgegen. Trotzdem weinte sie weiter. Langsam schlang sie die schmalen Beine in den Schneidersitz um eine stabile Unterlage zum Schreiben zu haben. *Cadhla.. die.. ist eine Kriegerin.. aber dennoch.. so lieb zu mir. Sie hat Zopf geflechtet.. mit meinen Haaren.* In Erinnerung dessen zog sie den geflochtenen Zopf hervor, zeigte ihn Prisca. *Sie kann schön singen.. und will nochmal singen.. für mich zum Einschlafen. Und dann.. aber dann fängt sie an... vom Tod zu reden. Sie sagt, sie hat viele getötet... keine Zahl.. viele getötet. Siv.. und Caelyn.. fangen auch an.. zu reden.. über den Tod. Bei dem Fest im hortus redete man auch über Tote.. opferte für sie.* Tilla schniefte, wischte Tränen weg, bevor diese auf die Tafel tropfen konnten. *Ich habe Angst... es gibt doch nur einen Schleier.. zwischen Leben und Tod... Schlüpft er durch.. wenn sie soviel.. reden.. über ihn..?*

    Tilla beobachtete das rege Treiben und lächelte spitzbübisch als das blonde unverwechselbare helle Haar des großen Blonden inmitten der Menschen auftauchte. Na also.. Sverus (dessen Namen sie von Bridhe wusste) war 'daheim'. Sie liess sich trotz des Nieselregens Zeit vom Stein aufzustehen und trabte gemächlich zu ihm rüber. Ihr gefiel der Spitzname, mit dem er sie offensichtlich seinerseits getauft hatte. Da bist du! Ich warte auf dich. Bist du fertig angezogen? Lust auf ein Abenteuer? neckte sie ihn gebärdend.


    Unter dem Umhang zog sie das papyrus hervor, welches sie vorbereitet hatte und hielt es ihm entgegen. Ob er lesen konnte, das hatte sie bis jetzt leider nicht herausgefunden. Aber sie hoffte es. Sonst würde ja ihr ganzer Plan wegen einem einzigen Kopfschütteln regelrecht und mit Unterstützung des steten Nieselregens in die nächste Pfütze fallen. Tilla schenkte Severus ein verschmitztes Lächeln und trat zudem sicherheitshalber drei Schritte zurück.


    Hej! Du wolltest das Versteck wissen. Die dritte Strasse hinter dem Forum Romanum. Im alten Pferdestall. Inklusive Heu-Dachboden. Ein Brunnen auf dem Hof. Das Gebäude ist verlassen. Und gut in Schuß. Die drei Bretter von rechts anheben und umdrehen. Nicht vergessen. Nur alleine gelangst du hinein. Bestimmt kannst du genauso gut klettern wie ich. Oder etwa nicht? Balancieren ist gar nicht so schwer wie es aussieht. Also! Was ist? Kommst du? Jetzt? Gleich? Sofort? Hast du überhaupt Zeit für mich? Ich lade dich sogar ein. Die Münzen von neulich warten auf dich. Tilla.

    Tilla purzelte erschrocken zur Seite, als die Türe so plötzlich aufgeissen wurde, raffte ihre Bettdecke eilig zusammen und rutschte vor der aufgetauchten Person zurück. Sie war also doch da. Eigentlich hatte sie gehofft, dass sie sie nicht da wäre, aber insgeheim war sie froh, dass Aurelia Prisca doch da war. Aus verheulten Augen blickte sie die Ältere an, bewunderte sie einmal mehr für ihre Schönheit. Ein Nicken ihrerseits blieb aus, als sie zweimal mit ihrem Namen angesprochen wurde. Zu perplex war sie über des Erscheinen der erwachsenen Frau. Ja... was machte sie hier? Langsam wurde ihr bewusst was geschehen war. Niemals hatte sie die Frau absichtlich stören wollen und doch war es geschehen.


    Aurelia sprach sie nochmal an und bei der dritten Namensnennung endlich rappelte Tilla sich endlich auf die Füße, umklammerte die Bettdecke. Mit einem scheuen Blick aufwärts in Priscas Mimik betrat sie, mit schon wieder gesenktem Kopf, deren cubiculum. Wo sollte sie nur hin? Nach wenigen Schritten blieb sie wieder stehen. Tilla schniefte, umklammerte die Bettdecke, trat unruhig in ungewisser Erwatung, was nun geschehen würde von einem bloßen Fuß auf den anderen. Wieder wurde ihr ihre Sprachbehinderung einmal mehr bewusst... sie hatte nämlich keine Tafel dabei, um sich der Älteren mitteilen zu können.


    Mehr und mehr Tränen rollten über Tillas Wangen. Ich wollte nicht.. niemals.. Ihre Hände stockten mitten in der Luft. ..nicht stören. Ich weiss.. ich soll.. klopfen.. an die Tür. Da war noch ein Fehler ihrerseits. Langsam knickten ihre Beine ein. Tilla sank zu Boden, kauerte sich zitternd zusammen. Warum sie fror? Vor Müdigkeit aber auch Erschöpfung durch das Weinen. Ihr blau funkelndes Amulett baumelte gut sichtbar an ihrem Hals von der schwarzen Lederschnur herab, fing die eine und andere Träne auf, die von ihrem bebenden Kinn tropfte.

    Ja, ein Tier. Ein Eichhörnchen. In ihrer Vorstellung musste das Tier dem Tiernamen nach mindenstens Hörner haben. Tilla setzte einen gespreizten Finger je Faust auf den Kopf, ahmte Stierhörner nach. Es macht was mit den Walnüssen. Diese Eichhörnchen meine ich. Tilla mochte Rätsel über die sie nachdenken konnte wenn sie gerade nichts zu tun hatte. Doch von diesem Tier hatte sie noch nie gehört. Scheu und vorsichtig erwiderte sie Sivs Lächeln, folgte ihrem Blick nach oben. Mit leicht schiefgelegtem Kopf lauschte sie den Fremden Worten, die mit ein wenig Latein unterlegt wurden. Nickend zeigte sie die Vogel-Geste vor. Beide Arme seitwärts ausstrecken und ausschlagen. Wenn sie jetzt ein Vogel wäre, würde sie bestimmt flatternd abheben und erforschen wie Rom aus der Luft aussah.


    Warum tun sie das in deinem Land nicht? Wenn sie jetzt bauen, dann ist das Nest fertig und sie können dort schlafen gehen. Erschrocken über Sivs Versuch die Walnuss mit den Zähnen zu knacken, legte sie die eigene Hand auf den Mund und sah ganz erschrocken drein. Au.. tat das nicht weh? Eine Frage, die sie sich schon oft gestellt hatte. Was machst du? Zum Essen sind die Schalen zu hart. warnte sie dann jedoch vor, schüttelte den Kopf. Noch hatte Tilla nicht gesehen, dass sich in den aufgebrochenen Walnussteilen ein weicher essbarer Kern befand. Nicht...

    Diesmal sieht sie sich nicht nach hinten zu den Zurückbleibenden um. Dann passieren sie die Mauer, die den sauberen Weg zum Tempel hinauf vom Viertel der Zauberer und Gaukler trennt. Tilla konzentriert sich auf das Durchkommen im Gewühl der Passanten. Da es nun auch später am Tag ist sind die Straßen dieser Stadt viel voller. Sie ist ein bisschen außer Atem, trägt Nero tapfer auf ihren Armen. Er ist viel kleiner als die Erwachsenen, die erst im letzten Moment vor Tilla, die stetig und gleichmässig ausschreitet, zurückweichen. Wieso nur hört sie Nägel, die aufs Pflaster aufschlagen? Es muss ein einzelnes Paar sein! Nach mehr Soldaten klingt es nicht. Wollen sie ihr ihren Schützling namens Nero doch noch wegnehmen? Sie wirft einen Blick auf sein Gesicht. Da ist keine Spur von Angst sondern ein Lächeln zu sehen. Das beruhigt Tilla.


    Schliesslich taucht ein uniformierter Mann neben ihr auf, zeigt ihre Tafel vor, die sie zurückgelassen hat. Sie grinst. Der junge Uniformierte nimmt ihr immer noch ab, dass sie Asella heisst. Da sie Nero trägt, kann sie ihm nicht mit ihren Händen antworten. Langsam schüttelt Tilla den Kopf, schiebt die Tafel dem Miles wieder entgegen, während sie Nero ein paar Herzschläge lang nur auf einem Arm trägt. Behaltet die Tafel. Sie gehört Euch. Der Soldat hilft ihr, den Weg zu bahnen. Um einen Tick verlangsamt sich ihr Schritt. Tilla nickt und schiebt Nero auf den anderen Arm, weg aus der Reichweite des Unifomierten. Ich werde nicht davonlaufen. fügt sie entgegen ihren Instinkten und kribbelndem Nacken hinzu, sieht den Miles offen an.


    Soll sie nun stimmlos flüstern, wie der Zauberer Isbu ihr empfohlen hat? Nero will sie in dem Gewimmel nicht runterlassen. Sie schluckt hart und holt tief Luft. Und ja, ich 'spreche' mit den Händen. Die Sprache ist gut für diejenigen die nicht mehr sprechen können. So wie ich. Ihr Flüstern geht im Lärm der Umgebung und vorbeifliessenden Passantengespräche fast unter, so kommt es Tilla jedenfalls vor. Ob er es gehört hat, kann sie nur wissen, wenn er ihr antwortet. Nun haben sie das Zauberer und Gauklerviertel verlassen. Tilla überlegt das Forum wieder am Actium-Bogen zu überqueren, aber ihr fällt der böse Gegner ein.


    Derjenige der sie verfolgt hat. Sentina! so nannte dieser sie. Beinahe abrupt bleibt Tilla unwillkürlich stehen, taxiert die Menschen vor sich, sieht sich forschend um. Die Gänseherde ist schon längst fort. Hoffentlich ist ER fort. Zum ersten Mal in ihrem Leben erwägt sie einen Uniformierten, ausgerechnet den, der der sie begleitet, um Hilfe zu bitten. Hier war ein schlechter Mann. Er wollte ihn mit sich nehmen. Ich habe dem Kind gegen ihn zu handeln geholfen. Wir liefen weg und er verfolgte uns. Bis in den Tempel sogar. Der Priester war wütend. Auf alle. Scheuchte uns hinaus. 'spricht' sie nichts als die Wahrheit mit dem Flüstern aus. Ein rauh klingendes Lachen lässt Tilla zusammenzucken und sich eilig umsehen.

    Tilla streifte nach ihrem 'Geschäft' noch ein wenig durch das stille Haus und machte direkt vor Aurelias Zimmertür Halt. Einen Moment lang lauschte sie an dessen geschlossene Tür und liess sich schliesslich direkt davor im Türrahmen nieder. Immer noch gingen ihr die Gedanken über Tod und Krieger durch den Kopf. Wenn sie in sich hineinhorchte, fühlte sie große Angst in sich und fand keinen Mut wieder in die Schlafräume der Sklaven zurück zu gehen, um schlafen zu gehen.


    Stetig auf den Lippen kauend, kuschelte sie sich schliesslich in die mitgenommene Bettdecke hinein, lauschte den Geräuschen des in die Nacht abgetauchten Hauses. Ob jetzt noch wer von den anderen, die sie kannte, wach war? Sie wusste es nicht und kauerte sich so gut es eben ging unter dem Laken zusammen, lehnte sich an den Türrahmen und zog die Knie heran. Der harte Boden war wesentlich anders beschaffen als die Bettstatt. Tilla spürte ihr Becken allzubald, verharrte dennoch in der Haltung und beobachtete den Schein des wandernden Mondes der durch eines der Fenster hinein fiel. Langsam wurde sie wieder ruhiger, spürte die Schläfrigkeit wieder hockommen. Aber schlafen? Daran war trotz großer Müdigkeit nicht zu denken. Die Worte der anderen Sklaven hatten ihr Angst gemacht. Ein paar Tränen kullerten über ihr Gesicht und benetzten die Bettdecke. Durch halbgeschlossene Lider betrachtete sie wie das feuchte Nass in dem Stoff versank.

    Was ist denn das für ein komischer Anblick? Der Uniformierte kann nicht lesen? Danach sieht es aus. Sie versteht das aufkommende Lachen nicht. Und sieht denjenigen, der ihre niedergeschriebenen Worte vorliest mit zusammen gezogenen Augenbrauen an. Ein Stoff für was? Ein Theaterstück? Tilla versteht den Zusammenhang nicht. Bis der Groschen in ihr fällt. Ahso, ja klar. Natürlich ist der vermeintliche Zwillingsbruder dann auch ihr Bruder. Sie beisst sich auf die Lippen und nickt auf das Angebot, dass ihre Geschichte wahr wäre. Aber sogleich rollt die nächste Nuss nach vorne, die Tilla für ihr kleines erdichtetes Lügennetz knacken muss. Huh? Welche Familie? Abermals beisst sie sich auf die Lippen, denkt nach. Und ist dankbar für die Ablenkung die die Frau, die den Uniformierten anspricht. Ein klein wenig mehr Zeit bleibt ihr zum Nachdenken...


    Dennoch verfolgt sie den Wortwechsel mit aufmerksamer Mimik, überlegt sogar mit Nero von dannen zuschleichen. Die Erwachsenen sehen arg beschäftigt aus wenn sie miteinander reden. Oftmals bleibt bei Tilla der Eindruck, dass sie um sie herum nichts mehr wahrnehmen wenn sie miteinander sprechen. Nicht mal Kinder und doch nehmen sie Kinder wahr. Wie jetzt. Beschützend zieht sie Nero zu sich, als Rosea ihn berührt und nimmt ihn danach zu sich auf den Arm. Scheu erwidert sie das Lächeln der gutmütigen Frau, merkt sich ihre Mimik der Freundlichkeit. Für einen Moment wünscht sie sich, dass diese ihre Maman wäre... aber das ist sie nicht. Die Frau hat einen trinkenden Mann zu Hause. Eine Sorte Mann, vor der Tilla die meiste Angst hat. Die Frau traut sich was, nennt den Unifomierten sogar 'Bursche' und 'herzig'. Ein weiteres kurzes Lächeln huscht über Tillas angespanntes Gesicht. Die Frau schafft es mit wenigen Worten nur ihr Bild über Soldaten auf den Kopf zu stellen.


    Amüsiert blickt sie den Uniformierten an und wird schlagartig wieder ernst als der die Castra erwähnt. Nenene, lass mal, ich bringe ihn selbst in die villa Claudia. Ich mach das selbst. gebärdet sie mit einer Hand in die Luft, deutet auf Neros Halbmond und ein Hausdach an. Tilla schiebt Nero wieder hoch auf ihre Arme. Jetzt ist der kleine Mann genauso 'groß' wie sie. Bist du bereit? fragt sie ihn. Sie holt tief Luft, stößt sich von der Säule ab und schiebt sich zwischen die Soldaten durch. Ganz genauso energisch wie Rosea es tat. Fest und schnell sind ihre Schritte, während Tilla ihren Schützling trägt. Der Verlust der Wachstafel, die sie dem Miles überlässt, wiegt nicht schwer. Tilla 'schenkt' es ihm genauso wie die Rose für den 'menschlichen Kleiderberg'. Ob er die Armee verlässt und gar mit seinem Stück berühmt wird? Die entgegenkommenden Passanten machen es den Soldaten nicht leicht Tilla zu verfolgen. Schon bald ist sie im Gewühl untergetaucht, schlägt die Richtung zum Viertel der noblen Villen ein.

    Nein, Tilla weiss nicht wer Romulus ist. Sie lauscht Neros Worten so aufmerksam wie sie es bei einem Erwachsenen, wie dem Zauberer oder einem Geschichtenerzähler tun würde. So manches Wissen bekommt sie nur durch aufmerksames Zuhören. Mhm, würde sie es auch gut finden, jemanden vom eigenen Blut zu töten? Sie weiss das auch nicht, denn Tilla kennt Geschwisterbande nicht. Sie nickt zu Neros Worten. In Ordnung, das machen wir. Die Märkte sind nicht weit von hier. Während sie dem kleinen Mann antwortet kommen die Soldaten immer näher. Tilla versteckt nur die eine Hand, die Neros kleine Hand festhält. Mit der anderen lehnt sie, äußerlich ganz gelassen wirkend, halbsitzend gegen die Säule mit den Spiralen. Den eigenen Rücken zu schützen ist immer gut...


    Warum nur müssen Soldaten immer so groß sein? fragt sie sich und fühlt sich unter dem Schatten des Soldaten vor ihnen sichtlich unwohl. Die andere bislang freie Seite wird ihnen durch weitere Soldaten versperrt. Nero wagt es tatsächlich diese Männer anzulügen. Tilla schluckt hart, drückt seine Hand. Ich bin bei dir. soll dieser Griff heissen. Die Stimme des kleinen Mannes erklingt noch einmal und fügt eine weitere Unwahrheit hinzu. Nur mit viel Kraft löst sie den wachsamen Blick von Soldaten, sieht zu Nero, betrachtet die Details an seiner Kleidung, die ihr noch nicht aufgefallen sind. Ein Halbmond? Oh, verdammt. Ihr Schützling ist ein Patrizier... ein sehr lieber dazu! Trotzdem lässt sie seine Hand nicht los.


    Tilla weiss, dass sie sich sehr langsam bewegen muss, um das Misstrauen der Soldaten nicht zu erregen. Ein bisschen öffnet sie den erdbraunen Umhang, zieht die Tafel hervor und fängt an zu schreiben. *Ich bin Asella. Nach langer, schwerer Halskrankheit kann ich nicht mehr sprechen. Lucius ist mein jüngster Bruder. Die Tunika stammt von seinem Zwillingsbruder. Er soll sie auftragen, bis er eine neue Tunika bekommt, die seine Initialen trägt. Lucius lernt gerade erst die Buchstaben kennen. Wir sind hier damit er noch mehr Buchstaben lesen lernt.* spinnt sie das Lügen-Netz weiter. *Die Schuhe sind übrigens ein Geschenk seines Bruders, der schneller in die Höhe schiesst und wächst. Findet ihr nicht, dass die Schuhe ihm gut stehen?* Das kleine Messer ist gut verborgen in den Weiten ihrer Kleidung. Es wäre ein großer Fehler, es hervorzuziehen. Mit ernster Miene dreht Tilla dem Optio die Tafel zum Lesen hin, hat kein Lächeln für diesen verhassten Uniformträger und seine Untergebenen übrig.

    Uffff.. die Walnuss richtete keinen großen Schaden an, dafür aber weckte sie Siv auf. Tilla grinste, als Siv sich so forschend umsah. Ob sie überlegte wo die Walnuss plötzlich herkam? Deren Blick richtete sich jedoch asbald nach oben. Tilla lächelte verlege,n als sich ihre Blicke trafen und freute sich, dass Siv zu ihr hoch kletterte. Ja, ist in Ordnung. deutete sie an und untersuchte den mitgebrachten Beutel. Schau, da ist das Loch. Sie kramte noch eine Walnuss hervor. Kannst du die knacken? Ich hab das noch nicht raus, wie das Knacken geht. Niki sagt, man muss sie nur entzwei knacken. Wie wollte sie nicht verraten? Ich soll an ein Eichhörnchen denken. Mittlerweile die Stirn runzelnd betrachtete Tilla die Nuss noch einmal ganz ausgiebig. Aber was ist ein Eichhörnchen? Klingt nach einem Tier, oder? Mit dieser Frage senkte sie die Nuss, lehnte sich mit dem Rücken an den Baumstamm und sah Siv fragend an. Nebenbei lauschte sie dem sanften Wind und auch ob jemand der anderen Bewohner der villa auf ihr Versteck in dieser luftigen Höhen aufmerksam geworden war. Wenn du nach dem Klettern ganz still bist, kommt die Vogelmaman her und baut an ihrem Nest weiter. Nun deutete sie nach oben auf ein halbfertiges Nest eines Bussards. Der Schnabel ist gebogen.. die kann bestimmt keine Walnüsse knacken? Stimmts?

    Tilla nickte schläfrig, rieb sich die müden Augen. Ja, ich bin vorsichtig. Versprochen. Ich möchte ihn beklettern, damit ich seine Blätter-Lieder hören kann... Wann singst du wieder? Das was Cadhla über ihre Vergangenheit sagte, erschreckte sie. Diese kräftigen Hände sollten andere getötet haben? Nun, sie war eine Kriegerin, aber trotzdem erschreckte sie das Wort 'viele getötet'. Wieviele waren viele? Und eines, was sie schon wusste, bestätigte Cadhla ihr. Männer in Uniform töteten ebenfalls. Sie erschauderte zitternd. Kein schönes Thema zum Einschlafen! Tilla versuchte an den Kletter-Baum im Garten zu denken.


    Doch irgendwie kam ihr das Thema 'Tod' immer wieder in den Sinn. Beim Samhainfest war er das Thema gewesen. Jetzt wurde er hier in diesem Zimmer besprochen... Und noch etwas wurde erwähnt. Dass die Römer in diesem Haus auf helle Haare standen. Hatte sie Glück, weil sie schwarze Haare trug? Es errinnerte sie an Helenas Bemerkung zum Baden und waschen der Herrinnen und Herren: dass auch sie würde irgendwann zu den Männern in die Wanne steigen müsste. Nee, also wirklich.. ihr gefielen diese Gedanken und die Themen nicht. Langsam erhob sich Tilla von dem Platz neben Cadhla. Ich muss mal. deutete sie an und verliess mit der Bettdecke um die Schultern die Schlafräume.

    Und da hatte sie den Salat. Wenn sie 'sprechen' wollte, musste sie die Mähne loslassen. Gleichzeitig wollte sie sich auch festhalten. Auch wenn sie sich prompt auf dem Rücken der Stute wohlfühlte. Nickend erwiderte sie seine erneute Frage. Noch stand die Stute still und Hektor sah sie immer noch an. Wollte er eine deutlichere Antwort? Tilla wagte das Experiment und liess die Mähne los. Luna? Mond oder Sonne? Ein zaghaftes, schiefes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, als er sie lobte. Reiten? Sie? Öhm.. durfte sie es sich noch einmal überlegen?? Tilla schob die Gedanken weit weg von sich und beschloß diese neue Erfahrung auf dem Rücken dieses Vierbeiners, hielt sich wieder an Lunas Mähne fest, als diese losging.


    Sie spitzte die Ohren bei dem Namen des Hengstes. Ikarus? Hatte sie bestimmt schon mal gehört. Nur wo? Mhm.. das konnte sie später immer noch überlegen und sah Hektor beim Aufsteigen zu. Er machte es nicht viel anders als sie. Also hatte sie das Aufsteigen wohl richtig gemacht. Sie beugte sich etwas vor, löste eine Hand aus der Mähne und 'schrieb' ihren Vornamen auf das Fell von Lunas Hals: *T-I-L-L-A*. Jetzt bemerkte sie das Malheur ihrer hochgerutschten Kleidung, schob Tunikasaumränder bis über die Knie runter und zog das dunkelgraue Cape enger, während sie zugleich versuchte sich mit Lunas Schritttempo vertraut zu machen. Tilla deutete auf Hektor sowie einen Bart an. das war seine Namensgebärde. Deinen Namen weiss ich: Hektor bist du. Es war gut, dass Hektor die Zügel von Luna übernahm. Sie hatte mit den eigenen Händen genug zu tun, um sich mit dem anderen verständigen zu können. Das war alles so arg aufregend. Tilla strich sich die Haarsträhnen aus dem Gesicht, lauschte dem Hufschlag. Klipp-klapp--klipp-klapp.

    Um diese Tageszeit hatte sie so gut wie nichts zu tun. Tilla kehrte von der Küche in die Schlafräume ein und zog einen dicken prall gefüllten Beutel unter dem Bett hervor. So.. jetzt aber nix wie raus. Die Sandalen baumelten, mittlerweile am Gürtel herabhängend, im Takt ihrer Schritte gegen die Knie. Es tat nicht weh, denn es würde gleich vorbei sein. Noch zwei Ecken.. noch eine. Jetzt endlich war sie im Garten. Tief sog sie die frische Luft ein und kehrte vom Weg ab. Es war immer wieder aufs Neue sehr spannend sich durch die Büsche zu schlagen. Hin und wieder begegnete sie deutlichen Spuren der Kaninchen, die sich des nachts in den Büschen trafen und mit klopfenden Pfoten sich gegenseitig ihre Abenteuer erzählten. So jedenfalls geschah es in Tillas Vorstellung...


    Nun kam der Kletterbaum in Sicht. Sie verliess einen Busch und band den Beutel am Gürtel fest. Hoch oben in der Baumkrone konnte sie sicher sein, dass sie nicht gestört würde. Nanu.. da lag doch wer! War das nicht Siv? Schmunzelnd betrachtete sie die Germanin und schlich an ihr vorbei, um an der Rückseite des Baumes nach dem für sie egrade so noch erreichbaren Ast zu langen. Die Füße zog sie in ein Astloch und stieg mit dessen Hilfe zum nächsten Ast hinauf. Eine dicke Astgabel schien ihr geeignet, um dort Platz zu nehmen. Was Tillas nicht wusste, war das ein Loch im Beutel immer größer wurde und schliesslich eine Walnuss freigab, die an den Ästen vorbeipolternd nach unten fiel. Erschrocken sah Tilla zu Siv zurück, darauf hoffend, dass Siv nicht getroffen werden würde.

    Man erzählte es sich mit leisem Flüstern in der Küche. Die Herrin Prisca hatte Besuch bekommen. Diesmal sollte es derjenige persönlich sein, der diese geheimnisvollen Geschenke durch ein Sklavenpaar namens Bridhe und Rutger hatte abgeben lassen und die sie hatte berühren dürfen, um sie der domina Prisca zu überreichen. Augenblicklich waren die beiden im Garten und sprachen miteinander. Der geheimnisvolle Besucher hatte zudem ein riesiges schwarzes Pferd und seine Sklaven mitgebracht. Tilla verschluckte sich an ihrem Käsebrot als sie hörte, dass sie diejenige sien sollte die mitkommen durfte. Trotz dem Husten wegen dem Verschlucken scheuchte Niki sie aus der Küche und begleitete sie in die Schlafunterkünfte. Tilla musste sich so schnell wie noch nie in ihrem Leben eine Katzenwäsche durchführen und sich umziehen. Bald stand sie vor der Köchin Niki, die die Falten aus ihrer meerblauen Tunika und einem dunkelgrauen Cape herauszupfte.


    Auf einem Füß hüpfend, weil sich eine Schnur ihrer Sandale sich gelöst hatte, eilte sie hüpfend in den Eingangsbereich und kniete dort nieder, um eine neue Schleife zu binden. Die Aufregung der miteinander tuschelnden anwesenden Sklaven im Haus schwappte erst auf Tilla über als sie mitansah wie der Unbekannte Prisca auf den Armen zur Tür hinaustrug. Sie musste bei dem Anblick der entspannten Mimik Priscas Lächeln, sie sah einfach schön aus. Langsam ging sie trödelnd den anderen hinterher, weil ihr schwarzes Haarband nicht so wollte wie sie. Dann endlich saß es.


    Tilla öffnete die Tür und blieb verdutzt stehen. Was war das nur für ein ungewohnter Anblick? Immer noch verdutzt blickte sie den ihr noch unbekannten Hektor an, betrachtete die Pferde und nickte auf die erste Frage. Tilla nickte abermals. Langsam kehrte ihr Selbstbewusstsein wieder. Und ja.. wie es Zeit wird. Was für ein Ereignis! Wohin soll es gehen? gebärdete sie. Sie näherte sich der grauweiss gefleckten Stute, tätschelte ihr den gebeugten Hals. Wie heissen die Pferde? Weisst du das? Hm.. wie kam sie jetzt da hoch? Für irgendwas musste die Mähne doch gut sein. Ganz spontan packte sie die Mähne der Stute, nahm etwas Schwung und zog sich rauf auf den breiten Rücken. Die Stute schnaubte. Immer noch hielt Tilla sich an der Mähne fest, liess die Beine locker runterhängen. Die Tunika, die ihr bis zu den Oberschenkeln hochgerutscht war, konnte sie immer noch zurechtziehen. Mit funkelnden Augen sah sie Hektor an, überrascht über sich selbst und ihre Spontanität.

    Tatsächlich hatte sie es geschafft bis zu einer anderen Lücke zwischen den Leibwächtern der Herrinnen aureliivorzudrängeln, um ja keinen Blick auf das riesige Gebäude aus Stein zu verpassen. Wie immer war es ein Gewühl von Menschen und bestimmt hunderte von Möglichkeiten eben jenen etwas von dem was sie mit sich herumtrugen abzuluchsen und mit der Beute zu verschwinden. Sie lächelte still vor sich hin, beobachtete den einen oder anderen Passanten und genoß das vermisste Kribbeln in ihren juckenden Fingern. Mannomann... da gab es einige, die nicht wirklich auf ihre Beutel zu achten schienen...


    Groß war die Verlockung, diesen Kreis zu verlassen und sich in dieses Gewühl zu mischen. Nur leider schob sich einer der Leibwächter in ihr Blickfeld und drängte Tilla mit einem leichten Schubs zurück zu den anderen Sklaven. Sie war versucht, ihm dafür auf dem Fuß zu treten, liess dies aber beim Klang der Stimme von Prisca bleiben. Tilla trat den Rückzug an, ging aber nicht sogleich zu der Herrin. Erst mal schauen, was sie machte und wie ihre Mimik war. Abermals spähte sie hinter einer Sklavin hervor und entdeckte die beiden Frauen bei dem uniformierten Soldaten stehen. Ochnö.. musste der jetzt bei denen stehen?


    Sie verzog das Gesicht, schüttelte den Kopf. Und nun? Sie versuchte sich den Ruf ins Gedächtnis zurückzurufen. Was man ihr befohlen hatte. In der nächsten Nähe zu bleiben? Ja natürlich.. und das tat sie doch! Die Sklavin, hinter welcher sie hervorspähte hatte ebenfalls keine Lust mehr sie zu verstecken und trat beiseite, schubste Tilla ihrerseits in Priscas Richtung. Aber hallo.. sie konnte alleine gehen! Mit vorgeschobener Lippe und gesenktem Kopf näherte sie sich den Erwachsenen. Ob sie jetzt zurück geschickt wurde? Aus den Augenwinkeln spähte sie zu allen dreien auf. Dabei streifte ihr Blick ihre Tafel, die Helena immer noch bei sich hielt. Achja... die Antworten dazu wollte sie natürlich haben. Vielleicht wusste Prisca diese? Langsam ging Tilla in die Knie, zog die Tafel aus Helenas Hand. Ganz vorsichtig wie bei einer Beute, die sie haben wollte, gleichzeitig kaute sie stetig auf den Lippen.


    Es war ohnehin ihre Tafel. Nur das kleine Stückchen noch... Geschafft! Sie konnte es noch! Mit einem fröhlichen, verschmitzem Lächeln reckte sie Prisca die Tafel vor Freude auf und ab hüpfend entgegen.

    Einer der Sklaven hatte ihr den Weg hierher und sogar einige Stichpunkte zum Aussehen des Hauses beschrieben. Sie ging gerade um die Ecke, als sie erkannte, dass die porta der ihr unbekannten villa belagert ausssah. Ihre Augen weiteten sich vor Überraschung. Oh, war das nicht der Sklave vom Sklavenmarkt? Den Mann, den sie insgeheim auf die 'Katze' getauft hatte? Mit jedem Schritt bestätigte sich ihre Beobachtung sowie ihre Vermutung. Na, dann musste sie wohl noch eine Weile warten bis sie dran kam. Tilla setzte sich schräg der Tür gegenüber auf einen größeren Steinklotz und beobachtete geduldig das Treiben vor der Tür. Die Wachstafel hatte sie für den ianitor vorbereitet. Das zusammengerollte kleine papyrus, welches sie für einen ganz bestimmten Sklaven bestimmt hatte, knisterte leise. Tilla spürte, wie aufgeregt sie war, zog den erdbraunen Umhang enger um sich herum. Gerade fing es an zu nieseln. Blödes Wetter. Tilla zog ihre Kapuze, die zum Umhang gehörte, hoch und strich ihre dunklen Haare darunter.

    Sie schüttelt den Kopf auf Neros Flehen. Der kurze Blick hinter den 'bildlichen' Vorhang zu den Göttern reicht ihr. Für heute. Und für morgen auch? Mhm. Ihr Blick schweift zu Isbu, der derweil dem kleinen Mann sehr deutlich macht, was er für eine erneute 'Beschwörung' verlangt. Tausend Münzen sind sehr viel mehr Geld als schlappe 50 Münzen. Nero als Gehilfen zu sich zu nehmen?? Nein, das kommt nicht in Frage! Beschützend zieht sie Nero zu sich und steht mit ihm gemeinsam auf. Die Frau mit der durchgestochenen Lippe übergibt ihrem Schützling seine Kiste wieder. Tilla hat nicht gesehen, dass diese den Vogel wieder eingefangen hat. Dafür lächelt sie Isbu zu, verneigt sich vor ihm bevor die Hand Neros sie nach draussen zieht. Er hat ihr etwas aufgezeigt.. eine Möglichkeit sich trotz ihrer sprachlichen Behinderung noch einfacher zu verständigen. Aber ob sie diese Möglichkeit nutzen wird, weiss Tilla noch nicht.


    Leicht geblendet von der Sonne hebt sie die freie Hand vor das Gesicht, zieht die städtische Luft ein und wieder aus. Mit freundlicher Miene hockt sie sich zu Nero runter, sieht überrascht auf den Vogel in der Kiste. Im nächsten Moment hebt er auch schon ab... in die Freiheit. Lange sieht sie dem fliegenden geschöpf nach, wünscht ihm in Gedanken alles Gute. Wie die Stadt von oben aus der Sicht der fliegenden Vögel aussehen würde, das würde sie neben vielem anderen auch gerne wissen. Nickend stimmt sie Nero zu, hebt den Daumen nach oben und streicht ihm lächelnd über die Haare. Fest aber dennoch behutsam ergreift sie seine Hand.


    Der Klang von nägelbeschlagenen Schuhen lässt Tilla, die noch vor Nero hockt, umdrehen. Forschend schaut sie rüber, entdeckt die Soldaten und verzieht das Gesicht. Denen möchte sie jetzt nicht wirklich begegnen. Nur wenn sie zurückgehen wollen, müssen sie direkt an diesen vorbei. Tilla entscheidet sich für die Flucht nach vorne, respektive den gepflegten Weg, den sie mit dem Passieren des 'menschlichen Kleiderberges' betreten haben. Komm... lass uns diesen Tempel anschauen oder einmal drum herum laufen. Sie zeigt auf den Tempel des sagenhaften Romulus Divus. Und dann.. können wir etwas essen und trinken. schlägt sie zudem vor, geht langsam los. Der Tempel wird immer größer, je näher sie kommen und das Gebäude überragt sie schon bald. Schau, da kann einem beim Gucken schwindelig werden. Dass diese Säulen so groß sind, ist ihr im anderen Tempel vorhin nicht aufgefallen. Vorsichtig berührt sie den kalten Stein, fährt eine Spirale nach, während sie die Säule umrundet. Eine solche hat sie vor dem feindlichen Dolch gerettet!


    Beherbergt dieser Tempel eine Gottheit? Suchend sieht sie sich nach Informationen um. Aber auch um den näherkommenden metallischen Schritte zu entgehen. Schnell klopft ihr Herz bei dem Gedanken. Wie soll man sich da aufs Betrachten konzentrieren können? Wird es gleich den kürzlich befürchteten Ärger geben? Ich habe ihm geholfen und werde ihm auch weiterhin helfen. Diese plötzlich auftauchenden Gedanken machen ihr Mut. Tilla atmet tief durch, dreht sich um und sieht den Soldaten, die sich aufmerksam nach rechts und links umsehen, tapfer entgegen, bemüht sich ihren Groll gegen die Uniformträger zu unterdrücken. Ihr erdbrauner Umhang liegt immer noch schützend um Neros kleinen Körper.

    Cadhla würde sich Sorgen machen? Um sie? Es ist nur der eine Baum. Tilla umarmte die Ältere ganz spontan etwas stürmisch, legte ihren Kopf auf deren Schulter ab. Weisst du, nur diese eine Baum ist wirklich gut zum Klettern! verriet sie ihr. Ich bin vorsichtig, wenn ich auf ihm klettere. Nach ganz oben traue ich mich noch nicht. Aber bestimmt kann man von dort das Meer sehen. Die anderen Baumgeschwister sind mickrig und voller schwacher Äste. Aber der eine Baum, der hat viele Astgabeln zum Sitzen.. und seine Blätter rauschen wie ein Lied im Wind. Bei Cadhla blieb sie auch sitzen, kuschelte sich erneut unter der Bettdecke ein, versteckte das nächste Gähnen hinter der Hand.


    Mit nur noch halbwegs gespitzten Ohren hörte sie Caelyn zu, nickte zu dem einen oder anderen Wort. Mit einem Lächeln begrüßte sie Siv, beugte sich vor, zupfte spielerisch an deren vornüberhängenden Haaren. Hej Siv, da guckst du aber, ne? neckte sie die andere junge Erwachsene. Langsam wurde es reichlich anstrengend die Müdigkeit zu vertreiben und ebenso langsam rutschte Tilla tiefer, bettete ihren Kopf auf Cadhlas Schoß. Das ist Siv. Sie ist neu vom Markt und ich durfte ihr zu einem Bad und neuer Kleidung verhelfen sowie im Haus herumführen. Brix meint, sie müffelt nicht mehr und sie ist eine Braut von einem seiner Götter. Gucke mal, wie hell ihre Haare sind. stellte sie Siv den anderen vor. Einige unterm Rücken eingeklemmte Strähnen ziepten. Flugs holte sie den schweren Zopf hervor, umfasste die Haarspitzen und nahm mit teilweise schläfriger Miene den Zopf zum Festhalten in die Hand.

    Auf all die Fragen die der junge Mann ihr stellte, konnte sie nicht mal schriftlich antworten und wenn, dann wäre das viel Schreib- und Schrift-wieder-wegwisch-Arbeit.
    Daher nickt sie zu seiner letzten Frage und stimmte Bridhes Worten abermals nickend zu. Ja, wir waren dabei und eingeladen. erwidert sie gebärdend.


    Unbehaglich, wegen dem möglicherweise anwesenden und womöglich bald auftauchendem großen blonden Mann, sieht sie sich um. Severus? Tilla merkt sich den männlichen Namen ein für allemal. Danke, jetzt fällt mir sein Name wieder ein. Abermals sieht sie sich suchend um.


    Vielleicht ist er noch was besorgen? schlägt sie fragend vor, wo er sein könnte. So langsam müsste sie auch wieder von dannen gehen und die beiden Bekannten verlassen. Richtest du ihm bitte einen Gruß von mir aus? Er wollte mir noch was zeigen und ich ihm etwas geben. schreibt sie schliesslich auf die Tafel. Und wieso Aufpasser? Bist du bei ihm? Sie nickt zu Cnaeus und wendet sich ihm zu. Ich danke sehr für das nette Treffen und die Wurst sowie Getränk. Langsam neigt sie den Kopf, schenkt ihm ein aufrichtig gemeintes Lächeln. Nett ist Cnaeus auf jeden Fall.