Beiträge von Tilla Romania

    Tilla nickte und merkte sich, dass die Frau auf den Duft von Rosen stand. Mit einem Nicken kehrte sie zurück ins Bad und verteilte den Badzusatz im Zuber, um ihn dann wieder abzulegen. Hoffentlich war das Wasser nicht zu heiss.. aber es sollte gleichzeitig genau richtig heiss sein. Ein schweres Unterfangen. Tilla zerbrach sich des öfteren den Kopf darünber, wie man es denn erkennen konnte. Mit einem Lächeln sah sie Helena entgegen und senkte den Blick zu Boden, um nicht all zu sehr ihren prächtigen Körper anzuschauen. Ihr eigener Körper war durch den langen Aufenthalt auf den Straßen eher knabenhaft, aber die ersten zarten Rundungen tauchten durch die guten und regelmäßigen Mahlzeiten auf. Mit Unsicherheit betrachtete sie ihre eigenen knospenden Brüste, die unter der Tunika verborgen, sich abzeichneten. Etwas fiel rascheln zu Boden.. es war der Morgenmantel. Sorgsam bettete Tilla diesen auf einen etwas vom Badzuber entfernt stehenden Schemel, damit er nicht nass wurde. Tilla spitzte ihre Ohren und sah wieder zu Aurelia auf, als laut vernehmbar Plätschern zu hören war. Ein zuerst erschrockenes, dann amüsiertes Grinsen überflog ihr Gesicht. Huch, die Frau saß mit dem Kinn im Wasser, dies sah höchst seltsam aus. Lange verweilte ihr Blick nicht auf diesen Anblick.


    Mit einem erneuten Nicken verliess sie das Bad und besorgte das verlangte. Ein Fußstupser genügte, um die Zimmertür zu öffnen. Tilla zog einen weiteren Schemel heran und stellte die Schale ab. Kalte Tücher? Mit fragendem Blick musterte sie die Ältere. Augenringe? Hatte das was mit den Augen zu tun? Darum die kalten Tücher? Sie versenkte ein mitgebrachtes Tuch im kalten Wasser und reichte es Aurelia. Wo war denn die Koralle? Ah da.. immer noch fragend dreinschauend präsentierte sie den gelben Schwamm, zeigte einen hölzernen Massageroller vor. Wo waschen? Haare? Schulter? Arme? Schwamm? Seife? Roller? Sie deutete auf die Körpergegenden und Dinge.

    Ach du meine Güte, sie sollte von Saba lernen, wie man frisierte. Das war sicherlich ganz spannend. Groß wurden ihre dunklen Augen, als sie das Instrumentarium zum Frisieren entdeckte, welches Saba holte. Oh... und welcher Kopf sollte dafür zur Verfügung stehen?!? Schnell hatte sie es heraus, sah mit einem Male über ihre handliche Geschicklichkeit zweifelnd zwischen Saba und Aurelia hin und her. Letztere sprach mit der anderen Sklavin, als ob diese so gar nicht richtig wahrnahm. Mhm, die Herrin wollte für den Anfang eine einfache Frisur.


    Tilla schluckte und folgte Saba mit einem schwachen Lächeln, suchte an ihrer Seite einen Platz, wo sie gut sehen konnte. Immer wieder reckte sie ihren Hals, stellte sich auf die Zehenspitzen, folgte mit den Augen Sabas Händen. Wegen ihrer sprachlichen Behinderung blieb ihr nichts anderes übrig als zu nicken. Tilla kam auf die Eingebung es mit ihrem eigenen Haar zu versuchen, aber das war nicht so das wahre. Schnell liess sie von dieser Idee ab und umfasste das ihr überreichte Haarbündel mitsamt dem Kamm. *Haarspitzen auskämmen, bis der Kamm nicht mehr hängenblieb.. nächstes Haarbündel aufnehmen und auskämmen.* Fragend sah sie zu Saba hoch, versuchte sich zu gewissern ob sie es wenigstens zufriedenstellend machte. Ein wenig glänzten ihre Augen, es machte ihr sichtlich Spaß. Es war schön, weiche Gegenstände wie in diesem Fall Haare zu erfühlen. Überhaupt bekam sie viel zu wenig menschliche Nähe und Berührungen. Die Herrin hatte was für sie. Tilla legte den Kamm auf das Frisiertischchen ab und verliess ihren Platz an Sabas Seite. Neugierig sah sie die Herrin an, bemerkte ihre Hände, die etwas umklammerten. Ihr eigener Schmuckstein, der weisse Tränenstein mit blauglitzernder Füllung, lugte vorwitzig unter ihrem Tunikakragen hervor.

    Sie 'bat' die Ältere mit ihren dunklen Augen ihr die Tränentücher abzunehmen. Tilla lächelte Aurelia erleichtert an, nickte stumm auf ihre Anweisung hin. Hm, womit schob sie die Scherben auf und wohin gehörten diese? Tilla erhob sich, sah sich suchend um. So gut kannte sie sich auch nicht in den Zimmern der Herrschaften aus! Sie hob einen Zeigefinger, deutete an, dass sie noch einen Moment für die erste Aufgabe brauchte und sah sich zum zweiten Mal um. Ah, nun hatte sie das was sie brauchte, gefunden. Sie fand zwei Schalen, kehrte mit einer Schale die Scherben auf und schob sie in die andere hinein. Sorgsam 'deckte' sie Scherben mit einer Schale als Deckel ab und trug sie zur Zimmertür. Einmal mehr improvisierte sie mit den vorhandenen Mitteln. Tilla wollte sich nicht unnötig verletzen. Danach führte sie die zweite Aufgabe aus, wie die Dina bestimmt ausführen würde und betrat das Badezimmer. Eifrig bereitete sie das von Aurelia verlangte Bad vor und stellte die Badezusätze auf einen Schemel. Mit zwei Badelaken auf den Unterarmen erschien sie wieder an der Verbindungstür, klopfte abermals ihren Code an die Tür. Ihr schmaler Rücken war ein wenig durchgeschwitzt, weil Wasser herbeischleppen anstrengend war. Tilla atmete tief durch, sah Aurelia fragend an, wagte einen Schritt auf sie zu.

    Leone bat so laut um Einhalt, dass Tilla ihn böse anblickte. Was hatte er ´heute bloß gegen sie? Sie fand, das sie gar nicht so schlecht auf der kleinen Fanfare gespielt hatte. Mit gesenktem Kopf und ganz beschämt trat Tilla zurück und trollte sich gegen den Strom derjenigen, die sich das Theaterstück ansehen wollten, von dannen. Jetzt waren ihr die Erwachsenen erst recht egal. Tilla schlüpfte mitsamt der Fanfare hinter einer der marmornen Säulen und sah von da aus mit an, wie der Raum sich leerte. Traurig liess sie sich hinter der Säule auf den Hosenboden nieder und schmiss den blöden Kopfschmuck fort. Dieser schlidderte ein Stückchen über den Boden und blieb teilsteils unter einer Wandverkleidung hängen. Da sollte er gefälligst auch bleiben! Der Aufführung beizuwohnen, darauf hatte sie keine Lust... und es war mit Sicherheit im angrenzendne Raum sehr voll. Behutsam legte sie die kleine unschuldige Fanfare beiseite und zog die Knie an. Hier, an diesem Platz, würde sie jetzt warten, bis die alle wieder rauskamen. Außerdem konnte sie, wenn sie sich umwandte, fast den ganzen Raum überblicken. Tilla bettete ihren Kopf auf die angewinkelten Arme, liess ein paar Tränen aus den Augenwinken laufen.

    Tilla bog um die Ecke und sah ihren Herrn aus einem der unzähligen Zimmer stürmen. Oha! Eilig trat sie den Rückzug an und blieb hinter der Ecke hervorlinsend stehen. Marcus ging davon und aus dem Zimmer von eben blieb es ruhig. Ein bisschen zu ruhig, fand Tilla. War das nicht das Zimmer von Aurelia Helena? Nachdenklich runzelte das Sklavenmädchen die Stirn. Noch nie hatte sie das Zerbrechen von Porzellan auf diesem Zimmer gehört.


    Auf ihrem Platz stehend wartete sie noch etwas ab und ging auf die verschlossene Tür zu. Wie sie es gelernt hatte, klopfte sie an und wartete geduldig ab. Immer wieder sah sie den Flur rauf und runter. Kam da jemand? Noch einmal dachte sie an Helena. Hatte sie nicht mal ein Code-Klopfen ausgemacht? Tilla klopfte noch einmal den Code an die Tür - kurz-lang-lang-kurz - und legte ihre Hand auf den Türknauf. Na dann, sie trat ein und blieb mit offenstehendem Mund im Türrahmen stehen. Was war denn hier passiert? Ihr verdutzter Blick blieb am zerbrochenen Becher und am verweinten Gesicht von Helena hängen. Ah, wo waren die Tränentücher? Tilla schloß die Tür, eilte zum Schminktisch, nahm sich welche und lief zu Helenas Bett, vor welchem sie sich niederkniete und den Blick der Älteren suchte.

    Na also, die Frau hatte sogar zurückgelächelt. Behutsam legte Tilla die erhaltene Amphore zu dem beachtlich gewachsenen Hügel dazu. Als sie aufschaute war Sergia Plotina verschwunden. Nanu? Wo war die unbekannte Frau hin? Tilla reckte ihren Hals und erhob sich von ihrem Platz. Ein paar Schritte seitwärts verrieten ihr, wo die Unbekannte hin war. Sie folgte ihr heimlich hinterher und entdeckte dann auch schon wer ihr Ziel war, nämlich Sisenna.


    Ausgerechnet das kleine Mädchen, welches auf Schnecken achtete wie sie selbst auf die Kannichen!! Zu schade, dass sie sich einander noch nicht begegnet waren, die Villa war arg groß. Eine weitere Frau namens Claudia Callista, in ausgesprochen hübscher Kleidung stand bei dem Kind und sprach zu ihr. Hmm.. fühlte Sisenna sich nicht wohl? Was machte sie denn da mit ihren Händen? Tilla versteckte sich hinter einer Säule, um die Gruppe um Sisenna herum zu beobachten. Es geschah nicht viel, sie stand zu weit weg, um alles mitanhören zu können. Tilla schob sich wieder hinter der Säule hervor und ging nun doch auf die Gruppe zu. Dabei kreuzte sie den Weg mit Aurelia Camilla. Ehrerbietig neigte sie ihr gegenüber ihren Kopf, zum Glück fiel der Haarkranz nicht herunter. Nur noch wenige Schritte musste sie noch machen, bis sie die Gruppe erreichte und sich wenn nötig um Sisenna kümmern konnte. Sie linste zu Sergia Plotina und Sisenna rüber.


    Einer der aurelischen Sklaven drückte ihr eine kleine silberne Fanfare in die Hand und errinnerte sie an ihre Aufgabe für Aufmerksamkeit zu sorgen, damit alle auch bald zum Theaterraum rüber gingen. Ein Nicken reichte, um klarzumachen, dass sie verstanden hatte. Tilla führte dennoch die letzten Schritte Richtung Sisenna aus, sah sich nach Leone um und begann ein fanfarenähnliches Signal zu tuten, welches allmählich immer lauter wurde. Feuerrot wurden ihre Wangen, als sie die vielen Augenpaare, die auf ihr ruhten gewahr wurde. Wo war das nächste Mauseloch? Tilla presste die Lippen zusammen und blies unverdrossen weiter, bis sie das ersehnte Stop-Zeichen wahrnahm. Wie sie es mal bei einem Marktschreier gesehen hatte, liess sie den Schallbecher auf ihre Hüfte sinken und hielt die Fanfare fest.

    Tilla nickte auf Caecus Antworten und sah mit schreckensgeweiteten Augen auf die Dinge, die Hanno in seinen Händen hielt. Ihr Blick wanderte auf Caecus Nacken, wo sein Brandmal zu erkennen war. Die Buchstaben waren sehr kurz und die Wörter recht knapp gehalten. Sie fürchtete sich so, trotz des Zuspruchs. Immer noch panisch vor dem Feuer-Becken zurückweichend musterte Tilla den großen Mann und schielte zu Hanno rüber. Die Tätowierung konnte auch an den Arm? *Nein* erwiderte sie gestikulierend. Denn sie brauchte ihre Arme zum Schreiben und am Ohr wollte sie es wirklich nicht... Sie liebte ihre langen Haare. Vielleicht konnte sie dem Kommenden noch entkommen? Tilla versuchte sich an Caecus vorbeizumogeln, wobei sie tief im Inneren wusste, dass sie kein Chance hatte. Ich will das nicht.* versuchte sie es erneut.

    Sie stellte den Rückzug vom Opferungs-Altar nach mehreren Schritten ein, sah sich forschend um. Jetzt stand sie schon wieder in der Nähe der unbekannten Frau, dessen Weg sie schon zwei ganze Male gekreuzt hatte. Tilla seufzte, setzte ein entschuldigendes Lächeln auf. Sie kratzte sich unter der Kopfbedeckung an der Stirn. Und jetzt? Sie stellte sich diese Frage andauernd, weil sie ständig fürchtete, etwas falsch zu machen. Ihr fiel zudem auf, dass die Sergia Plotina keinen Becher mehr in der Hand hielt. Tilla runzelte die Stirn. Nunja, warum sollte sie keine leeren Hände haben?! Ach, sie hatte gar keine leeren Hände, sie hielt wie die anderen Besucher eine Amphore in der Hand. Den Blick von Aurelia Prisca sah sie gar nicht.


    Hmm, was geschah eigentlich mit den leeren Amphoren? Wurden sie weggeworfen? Trotz der Tatsache, dass sie eben noch mit dem verhassten Wein gefüllt waren, fand sie die kleinen Gefäße toll. Vielleicht konnte sie sie einsammeln und für sich behalten? Ohne weiter zu zögern, strebte sie wieder dem Altar zu. Tatsächlich, da lagen schon einige leere Amphoren herum. Tilla sammelte diese mit gezielten Handgriffen vom Boden auf. Mhm.. jetzt hatte sie ihre eigenen Hände voller Amphoren. Sie brauchte einen Korb! Tilla sah sich suchend um. Es war doch keine gute Idee die Amphoren einzusammeln. Das brachte nur neue Probleme hervor. Nachdenklich setzte sie sich an die Seite des Altars, sammelte die leeren Amphoren ein, häufte sie zu einem winzigen Hügel auf. Einmal mehr hob sie den Kopf, ob jemand ihr eifriges Tun mitbekommen hatte. Diesmal traf ihr nach Aufmerksamkeit heischender Blick den von Sergia. Tilla lächelte sie vergnügt an und deutete auf das beachtlich gewachsene Amphoren Häufchen.

    Ihr blieb überhaupt keine Zeit über das Geschehen, welches sich vor ihren Augen abspielte, nachzudenken. Denn erneut geschah etwas völlig Unerwartetes. Tilla sog heftig die Luft ein, als die Frau zwei Ohrfeigen auf Appius Wangen verteilte. Um keinen Laut zu geben, biss sie sich selbst auf die Lippen. Autsch, das musste weh getan haben! Mitfühlend liess sie die Luft entweichen und sah mit an, wie die Frau sich um Manius kümmerte, ihn sogar umarmte. Immer noch erschreckte sie sich über dessen unerwartete knappe Kleidung und verhinderte in einem zweiten Augenblick ein erneutes Loslassen des silbernen Tabletts. Das konnte sie nicht länger mitansehen. Sie wandte den Blick ab und sah zu Maron rüber. Überraschend gesellte sich Appius zu dem Sklaven, stellte sich neben ihm auf. Ihr schien so, dass Appius darauf achtete, dass sie zu Maron schauen konnte, aber sie konnte sich auch irren.


    Plötzlich zwinkerte Maron ihr zu. Zaghaft schenkte sie beiden Männern ein dankbares Lächeln, zog das Tablett bis hoch vor ihre knospende Brust. Tilla konnte nicht mehr still stehenbleiben. Sie musste sich bewegen!! Darum stand sie nach wenigen Schritten auf dem freien Platz neben Maron. Sie sah im Vorbeigehen zu Appius auf, in dessen Augen die Tränen standen, auf seine Brust zu tropfen drohten. Mhm, und was jetzt? Ganz spontan zuppelte Tilla ein sauberes Taschentuch hervor, trat hinter Marons Rücken und legte das Taschentuch in die für sie nächsterreichbare Hand von Appius hinein. Nach diesem kurzen Augenblick kam sie wieder hinter dem Sklaven hervor und hielt das Tablett wieder so fest, wie sie es von Dina gelernt hatte. Ob die spontane Geste mit dem Taschentuch gut oder shclecht war, würde sie gleich erfahren. Immer wieder linste sie zu Appius und Maron rauf.

    In dunklem Rot waren die Tuniken der Sklaven gehalten, eine güldene Kordel hielt die Kleidung auf Hüfthöhe ordentlich zusammen. Ihre Häupter waren bekränzt mit geflochtenem Weinlaub und jeder Sklave, vom größten bis zum kleinsten und vom jüngsten bis zum ältesten, trug am linken Handgelenk einen vergoldeten Armreif.


    Irgendwann hatte sie man doch aus dem Versteck hinter der Säule hervorgeholt und zum Umkleiden gebracht. Mit großen Augen und völlig erstaunt schlüpfte sie in die neue Kleidung, nahm mit kribbelnden Fingern den vergoldeten Schmuck entgegen, den man ihr reichte. Oh wow, damit konnte man bestimmt einige Monate auf der Straße überleben, schoß es ihr durch den Kopf. Viel Zeit blieb ihr nicht, um die ihr überlassenen Sachen zu bewundern. Mit zusammengekniffenen Augen und zusammengepressten Lippen liess sie das Haare kämmen über sich ergehen. Uff.. musste das wirklich sein? Mit zusammengezogenen Augenbrauen blickte sie den Kämmerer böse an, entzog sich ihm, sobald sich dazu eine Gelegenheit bot. Tilla visierte den Ausgang an, wuschelte ihre offenen Haare durch. Doch bevor sie entwischen konnte, bekam etwas auf den Kopf gesetzt. Uhm.. was war denn das? Ein Kranz aus Weinlaub?


    Kopfschüttelnd schlüpfte sie aus der Tür. Der Armreif war ungewohnt und die Kordel nicht fest genug geknotet. Letzteres knüpfte sie fester, bemerkte nebenbei, dass alle aurelischen Sklaven einem Raum zustrebten. Tilla folgte den anderen Sklaven hinterher und fand sich in einer großen Menschenmenge wieder. Huch.. wo war sie jetzt hineingeraten? Nach einigem Umschauen erkannte sie die Besucher von der porta wieder. Ahso.. ein Fest. Moment mal! War heute etwa DAS Fest, von dem die Sklaven immer und ständig sprachen? Tilla klappte ihren offenstehenden Mund zu, sie hatte es tatsächlich geschafft dieses kommende große Ereignis zu vergessen. Offensichtlich wurde erwartet, dass alle im Haus tatkräftig mithalfen. Sie sah an sich runter. Mhm, leider war sie etwas auffällig gekleidet, um einfach zu verschwinden. Erneut hob sie den Kopf, suchte die Gesichter nach den Bewohnern des Hauses ab.


    Titus Aurelius Ursus, Appius... ach verflixt wie hiess der nochmal mit vollem Namen?? Nachdenklich auf den Lippen kauend betrat sie den festlich geschmückten Raum, schlich an der Wand entlang, bis sie ungefähr auf einer Höhe mit einer unbekannten Frau, Sergia Plotina, stand. Die Unbekannte hielt einen Becher in der Hand. Sie kreuzte deren Weg und hörte unterwegs die Stimme von Marcus. Was geschah denn da? Tilla schnupperte, kräuselte die Nase. Weihrauch? Kräuter? Kohle? War das etwa Musik? Eine Flöte? Abermals kreuzte sie Sergias Weg, entschuldigte sich mit einem stummen Lächeln bei ihr und machte sich auf den Weg nach vorne. Sie erreichte den Altar und sah noch, wie ihr dominus Wein zu einem Strahl zusammenfügte. Beeindruckt von dem Geschehen, versuchte sie zu verarbeiten, was sie soeben gesehen hatte. Eine Opferung? Es sah ganz danach aus. Tilla stand nicht weit von der Flöte spielenden Sofia entfernt. Von ihrem Platz hatte sie einen guten seitlichen Blick auf die Vortretenden. Der Wein war für die Göttin Meditrina. Ausgerechnet diese! Sie war schuld daran, dass sie keine Stimme mehr hatte, weil ihr alter Herr Wein im Übermaß genossen hatte. Tilla trat langsam zurück, überlies den anderen Anwesenden ihren Platz.

    Rasch ergriff sie die Tafel und bemühte sich schriftlich das Missverständnis zu korrigieren. *Doch! Ich kann die tibia spielen. Die anderen meinen, ich spiele viel zu laut, dabei bemühe ich mich leise zu spielen. Ich weiss nicht, was ich falsch mache, da ich nur abgucken kann, wie andere das Instrument spielen.* Tilla sah Prisca an, irgendwie hatte sie auch kaum erwartet die Fanfare, die merklich lauter als die tibia war, spielen zu dürfen. Somit blieb es weiterhin ein langgehegter Wunsch! Ihre Wangen röteten sich bei dem erneuten Lob, welches sie erhielt, nur weil sie über 'Blau' geschrieben hatte. Und dann sprach die ältere auch noch übers Meer. Tilla klatschte begeistert in die Hände, sprang übermütig mit ein, zwei Hüpfer in die Luft. Auja!! freute sie sich, drückte Aurelias Hand. Wir fahren ans Meer. Wir fahren ans Meer! gestikulierte Tilla eifrig.


    Mit einem schnellen Nicken zeigte sie, dass sie Prisca gehört hatte und huschte aus dem Zimmer. Den Kerzen-Korb nahm sie mit aus dem Zimmer, schliesslich war sie mit dieser Aufgabe fertig. Sie übergab den Korb Dina und 'erzählte' ihr, dass sie bei der domina Prisca sein würde und fragte die ältere Sklavin nach Saba. Die war gerade im balneum beschäftigt. Tilla trabte hinüber und bat sie ihr zu Prisca zu folgen. So gut, kannte sie Saba nicht... aber die Ältere folgte ihr. Ein wenig außer Atem, weil sie sich mit der Rückkehr beeilt hatte, stand sie wieder vor der Tür der Frau. Diesmal klopfte sie an die Zimmertür und ignorierte Sabas verwunderten Blick, dass sie barfuß herumlief. Tilla war stolz, weil sie sich noch rechtzeitig an die Ermahnung erinnerte. Nach der Antwort trat sie ein, überflog mit schnellem Blick, ob sich etwas im Zimmer geändert hatte. Die Duftfläschchen und -amphoren standen immer noch auf dem Schreibtisch, ganz so, wie sie sie zurück gelassen hatte. Flink hob sie etwas imaginäres aus der Luft auf, deutete auf Saba und auf ihre Füße. Ich hab sie gefunden. Saba ist gekommen.

    Sie wollte der Frau zu verstehen geben, dass sie nicht wusste, ob sie ihr überhaupt einen Becher Wasser geben durfte. Tilla wurde Leone gewahr, der plötzlich aus dem Nichts hinter der Tür auftauchte und ihr ziemlich deutlich zu verstehen gab, dass er sie hier nicht mehr sehen wollte. Der Türsteher packte sie und schubste sie sogar wieder ins Haus zurück. Mit Tränen in den Augen rappelte sie sich wieder auf die Füße auf und schnappte sich ihren versteckten Korb. Das wollte sie Dina erzählen. Mal sehen was die Ältere dazu sagte. Leise Schritte hinter ihr verrieten, dass an der Tür noch etwas geschah. Rasch versteckte sie sich hinter einer der zahlreichen Säulen und kauerte sich im Schatten zusammen. Leone liess die fremde Frau ein, führte sie weg und kehrte zudem zur Tür zurück. Mit großen Augen nahm sie die zahlreich eintretenden Besucher wahr, bewunderte deren Aussehen und Kleidung. Hier würde Leone sie nicht entdecken. Immer öfter grinste sie über Leone, hielt sich den Mund, um nicht laut loszuprusten. Seine Verkleidung gefiel ihr irgendwie... und auch die jüngeren Sklaven waren recht schick eingekleidet. Die gedichte gefilene ihr. Wenn sie ihre Tafel dabei hätte, würde sie diese niederschreiben, aber sie hatte keine Tafel dabei. Leider..

    Überrascht über soviel unerwarteten Erfolg mit einer einzigen Geste, sah Tilla Agrippina an, die sich inzwischen hinsetzte. Noch einmal sah sie ins Innere der Halle hinein, nachschauend, ob Leone schon wiederkam. Er kam nicht wieder. Jetzt fing die Frau an zu ihr zu sprechen. Tilla schob eine kleinere Löwenstatue zwischen Tür und Türrahmen und war somit die Tür los, die sie bisher festgehalten hatte. Jetzt konnte die Tür nicht mehr zufallen.


    Das stumme Mädchen wandte sich der Fremden zu und zuckte lächelnd mit den Schultern. Schliesslich fasste sie sich an die eigene Stirn, verzog das Gesicht, machte Agrippinas Zittern nach. Ihr habt so gezittert und euer Gesicht war ganz bleich. Das war doch ganz gut erkenntlich, hoffte Tilla. Langsam liess sie sich teils der Tür und teils dem Besuch zugewandt in die Hocke nieder, zupfte eine Falte aus der Decke heraus. Ihr war nicht klar, was diese Frau von ihrem Herrn wollte, aber wie sollte sie das fragen? Nicht jeder Person zeigte sie an, dass sie stumm war, eher vermied sie den Kontakt zu Fremden. Aber diese Frau schien ihre Hilfe zu benötigen.

    Was machte Leone denn jetzt? Sie hatte ebenfalls nicht verstanden, was er gesagt hatte oder sie war für einen Moment unaufmerksam gewesen. Kopfschüttelnd sah sie dem davongehenden Mann hinterher. Und was sollte Tilla jetzt mit der fremden Frau machen? Sie zuckte zusammen, als die Frau sich an den Türrahmen lehnte und die Hand zur Stirn hob. War sie etwa krank?


    Tilla sah nach zur Seite, entdeckte eine Kiste. Hatte sie dort nicht mal Decken gesehen? Mit schnellen Schritten lief sie hin, entnahm eine der tatsächlich vorhandenen Decken und bot sie der Frau an. Die Decke hatte sie bereits auseinandergefaltet. Jetzt lag es an der Fremden ob sie sie annehmen wollte oder nicht. Angespannt sah Tilla sie an, suchte besorgt drein schauend ihren Blick. Vielleicht sollte die Fremde sich ganz kurz setzen? Tilla stampfte mit dem Fuß auf, deutete auf die Stufen und gebärdete eine Geste des Hinsetzens.

    Sie ging mit einem Korb in der Nähe der Eingangstüre vorbei und sah Leone dort stehen, der sich offenbar mit einem Besucher beschäftigte. Tilla sah sich um. Wunderbar.. keiner in der Nähe. Rasch stellte sie den Korb neben einem Möbelstück ab und näherte sich der Tür. In dem Moment fragte eine Frauenstimme nach ihrem Herrn. Nur leider hielt Leone die Eingangstür mit seinem Fuß nur einen Spaltbreit offen, sodaß sie nicht sehen konnte, wer davor stand. Inzwischen öffnete Leone die Tür nun etwas weiter. Mit Staunen betrachtete Tilla die Fremde und ihre Kleidung. Sie stellte sich neben dem Türrahmen auf, reckte den Kopf und lugte mit forschendem Blick hinaus. Oha.. sogar eine Sänfte stand dort. Schüchtern lächelte sie Aquilia Flavia Agrippina zu und sah Leone an, gespannt, was dieser nun erwidern würde.

    Nun öffnete sich die Tür des Speiseraums und Sklaven in Livrees traten ein. Jeder trug eine große Platte mit duftenden Speisen. Als die Platten auf dem Tisch abgestellt wurden, konnte man sehen, dass es sich um gebratenen Siebenschläfer (natürlich ohne Fell und knusprig braun) handelte. Eine anderer präsentierte hartgekochte, aufgeschnittene Eier, die mit einer Kräutersoße übergossen worden waren. Auch ein Korb mit Brot war zu finden.


    Tilla sah hierhin und dorthin, nahm alles auf, was möglicherweise wichtig sein konnte, um sich hier zurechtzufinden. Der Duft der Speisen verbreitete sich im Raum. Die Herrschaften lagen auf den Klinen, redeten miteinander und sie, sie stand hier. Stumm seufzend liess Tilla den Blick abermals wandern, die aufkeimende Langweile hielt jedoch nicht lange an. Das Mädchen erhaschte den Wink von Marcus. Sie zog die Augenbrauen hoch und nickte.


    Es war wirklich gut, dass sie ihre Augen offenhielt und dass vor allem viele Sklaven unterwegs waren, sodass sie am Tisch gar nicht auffallen würde. Höchstens in ihrer Kleidung, die im Gegensatz zu den Sklaven andersfarbig und einfach geschnitten war. Tilla nahm sich einen Teller und belegte den Teller mit den Eiern und etwas Brot. Das Fleisch war schon angeschnitten. Nach reiflicher Überlegung entschied sie sich ein fleischiges Stück von der Brust des Tieres. Das Tablett hatte sie außerdem noch bei sich. Mit Teller und Tablett kehrte sie zu Marcus zurück, stellte ihm alles hin. Besteck und Serviette lagen neben dem Teller. Abwartend, ob er noch etwas haben wollte, kniete sie sich neben sein Kopfteil, sah ihn fragend an. In diesem Moment wünschte sie sich wieder sprechen zu können. Der Moment ihres Unmuts verweilte nicht lange auf dem Mädchengesicht. Mit Brix zusammen hatte sie eine kleine Schiefertafel gebastelt. *Ist alles in Ordnung, Herr? Mache ich es hier richtig?* schrieb sie mit Kreide auf die Tafel, schob sie Marcus zu.

    "So so, du magst also nicht, was dir fremd ist ... der Duft weißer Rosen gehört also immer in einen weißen Flakon ... und Lafedel ist wohl eine ganz besondere Blumenart..." Tilla lächelte verlegen, rieb sich den linken Fußballen an dem rechten Knöchel und freute sich trotz des Tonfalls, der sie im ersten Moment erschreckt hatte, über das Lächeln, welches sie da von Aurelia bekam. Sie spitzte die Ohren und versuchte immer rechtzeitig zu nicken, wenn die Frau denn eine Sprechpause inmitten den nachfolgenden Sätzen machte. Blau erinnert dich also an Wasser?... Ist es das Meer, das dir gefällt und möchtest du gerne einmal dorthin?... Oder warum magst du gerade diese Farbe so gern? Sie kam mit dem Nicken kaum nach und war froh, die Tafel zurückzubekommen.


    *Vieles um uns herum ist Blau. Der Himmel bei Tag ist hellblau und bei Nacht dunkelblau. Klares Wasser in blauen Gefäßen schimmert blau. Aus dem Garten kenne ich den Lafedel als einzige blaugefärbte Pflanze. Pflaumen sind auch blau.* Sie schweifte schon wieder ab. *Ich war noch nie am Meer. Ich habe vom unendlichen Wasser gehört, welches man nicht trinken kann. Zu gerne möchte ich dorthin gelangen und seine Größe sehen. Nachschauen, ob das mit den stetig wiederkehrenden Wellen und dem Zurückziehen des Meerwassers stimmt.* Kurz kratzte sie sich das Kinn, um eine vernünftige Erklärung für ihre farbige Vorliebe zu überlegen. *Ich mag die Farbe Blau, sie ist die Farbe des Himmels, mit dem jeder Tag nach dem grellgelben Sonnenaufgang beginnt. Man sagte mir, wegen der Farbe werden Gottheiten des Himmels oft mit blauen Gewändern dargestellt. Außerdem ist Blau die Farbe der Sehnsucht, der Treue, der Wahrheit, des Glaubens und der Bildung.* Sie war stolz auf sich, das Gesagte noch zu wissen und hoffte darauf, das Aurelia dies auch wusste. Noch nie hatte sie dies weitergegeben. Sie sah Aurelia an, die sie nach dem Instrument fragte. Ganz spontan deutete Tilla eine tibia an.


    Im aufkommenden Eifer, alles gut erklären zu wollen, ging Tilla um den Schreibtisch herum, stellte sich neben Aurelia auf und ergriff abermals den Griffel. Rasch zeichnete sie das angedeutete Instrument auf und fügte eine kleine Fanfare hinzu. *Die tibia wollte ich leise spielen, aber alle meinten, ich spiele viel zu laut und nahmen sie mir wieder weg. Die da, die Fanfaren, spielen immer die Marktschreier, wenn sie was wichtiges ankündigen wollen, aber woher bekomme ich sowas? Ich mag die mal ausprobieren.* Tilla zog ihre Hände beiseite, damit Aurelia lesen konnte und blickte leicht wehmütig auf die Zeichnung.

    Maron sah wieder zu ihr. In ihrem Blick stand immer noch die Frage, ob es wahr war, was sie soeben gehört hatte. Diese Frau war Applius Mutter? Letzterer nahm ihr zudem den Wein ab, den sie auf einem silbernen Tablett gebracht hatte. Mit einem dankbaren Nicken bedankte sie sich für sein Lob, welches aus seinem Mund kam und schlich wieder zu ihrem Platz an der Wand zurück, bekam auf ihrem Weg noch mit, wie die Frau Maron aufforderte, ihr nicht in die Augen zu schauen. Dies merkte Tilla sich für die nächste Zeit und beobachtete die Szene weiter. Tilla zuckte zusammen, als die Frau laut wurde und Applius aufforderte Maron auf den Markt zu bringen. Was war ein Spion? Sie wusste es nicht.


    Ganz schnell wollte sie zu Maron gehen, ihm zeigen, dass sie diese Forderung nicht richtig fand. Aber ihre Füße wollten ihr nicht gehorchen, wie angewurzelt stand Tilla an ihrem Platz, somit blieb ihr nichts übrig als ihre Ohren zu spitzen. Verkauften die Leute hier ihre Sklaven wie es ihnen beliebte? Dieser Gedanke jagte ihr einen gruseligen Gänsehautschauer über den Rücken. Sie hatte sich doch gerade erst hier eingelebt! Was sagte Applius denn dazu? Hier in der Villa Aurelia in Roma werden Sklaven so behandelt, wie es eines patrizischen Haushalts würdig ist, nämlich anständig. Noch wagte Tilla nicht aufzuatmen, sie hatte schliesslich schon Ärger mit der Frau bekommen: wegen dem Wein.


    Als noch jemand eintrat, nämlich Manius Aurelius Philonicus, fiel ihr das silberne Tablett aus der Hand. Der Mann hatte eine tunika an. Ein ungewohntes Bild. Schnell hob sie es auf, sah mit verlegen geröteten Wangen zu Boden, sah aus den Augenwinkeln zu, wie er auf die Frau zuwankte. Tilla kannte den wankenden Gang. Ohjeh.. langsam wurde die Stimmung drückender und der Raum immer voller. Warum war Manius eigentlich hier? War er etwa ein weiterer Sohn? Mit diesem Gedanken im Kopf sah sie auf, suchte erneut Marons Blick. Die Frau nannte die Männer mit einem Lächeln ihre 'Kleinen'! Hatte Tilla irgendeine wichtige Ankündigung verpasst, dass heute 'mütterlicher' Besuch kommen würde? Aufgeregt kaute sie auf den Lippen herum, wechselte abermals das Standbein. Tilla erlebte eine Mutter-Sohn-Zusammenführung mit. Bitte bleib hier, Maron. gebärdete sie zu Maron rüber.

    Tillas Mundwinkel zuckten bei Aurelias Kommentar über das was sie konnte. Herrgottnochmal, sie hatte doch mit den Fingern angezeigt, dass sie erst 10 Tage hier war, polterte sie gedanklich los. Impulsiv kratzte sie sich die Nase und lächelte schulterzuckend Aurelia an. Die Arbeit im Garten gefiel ihr außerordentlich gut und außerdem half ihr der Gartendienst von den schrecklichen Erlebnissen bei ihrem alten Herrn loszukommen. Diese Erlebnisse mit angenehmen Erlebnissen zu überdecken. Denn im Garten gab es Dinge die nicht so wehtaten wie die Menschen, die einfach sprachen und handelten wie es ihnen beliebte. Um die Kaninchen kümmerte sie sich insgeheim immer noch. Wenn sie der Älteren ihre Straßenfähigkeiten verriet, dann würde sie schneller als sie denken konnte, mit Sicherheit wieder beim Sklavenhändler landen. Mit einem Nicken nahm sie die Tafel entgegen, sah Aurelia erstaunt an, als sie nach dem Musizieren fragte. Tilla nickte und schüttelte nacheinander den Kopf, hoffte somit die Fragen beantwortet zu haben. Die Tafel legte sie ab, als die Frau nach ihren Händen verlangte. Tilla zeigte sie gehorsam vor. Erst vor wenigen Stunden hatte sie gebadet und im Garten war sie außer einer Stippvisite bei den Kaninchen zudem auch noch nicht gewesen. Ein bisschen Kerzenwachs klebte unter dem linken Daumen und Zeigefingernagel.


    Ihre dunklen Augen beobachteten Aurelias Hände, die auf ein Möbelstück deuteten. Stumm drehte sie sich in die angezeigte Richtung um und musterte die Ansammlung Dinge. Das konnte ja heiter werden... aber warum nicht? Mit neugierigem Blick in den Augen ging sie los, blieb vor der Kommode stehen. Blau schillernden Flakon, weiße Amphore mit goldenen Löwenkopf und grünen Flakon schallte es durch ihren Kopf. Tilla strich ihre Haare hinter die Ohren, liess die Finger über die Ansammlung wandern und pickte das Verlangte heraus. Mit allen dreien kehrte sie zurück, reihte sie auf Aurelias Tsch auf und ergriff das grüne. Sie verzog das Gesicht und stellte es kopfschüttelnd zurück. *Verzeiht, das ist mir fremd. Ich mag es nicht.* notierte sie auf die Tafel. Tilla ergriff nun das blaue, stöpselte es vorsichtig auf. Ein freudiges Strahlen huschte über ihr Gesicht. *Lafedel* schrieb sie dazu, ahnte nichts von den Rechtschreibfehlern. Jetzt kam die Löwenkopfamphore. Dieses Mal schnupperte sie genießerisch, lächelte breiter als je zuvor Aurelia an. *Rosen, das ist einfach. Im Garten blühen viele Rosen und in vielen Farben. Es gibt weiss, rosa und rot. Wenn die Amphore weiss ist, stammt der Duft von weissen Rosen, stimmts?* Behutsam stellte sie die weisse Amphore ab. *Ich mag die Farbe Blau, weil sie mich an Wasser erinnert. Den blauen Duft kann man überall mitnehmen oder in die Kleidertruhe stecken, ins Kopfkissen oder auf die Handgelenke reiben.*

    Tilla freute sich über dass Lächeln, welches sie von Marcus bekam und sah zugleich auch mit an, wie das Tablett um einiges leichter wurden. Denn die Herren ergriffen die Weinbecher, die sie mitgebracht hatte. Der dritte von ihnen schien kein Interesse zu haben. Also zog sie sich wieder zurück und stellte den überflüssigen Becher ab. Immer noch mochte sie keinen Wein. Viel lieber trank sie den Saft frischgepresster Orangen oder eben Wasser mit einigen Spritzern Zitrone versetzt.


    Wieder an ihrem Platz an der Wand stehend bemerkte sie, dass die Sklaven des Hauses die Besucher aufsuchten und zu einem Ansammlung Klinen geleiteten. Das war ihr ja noch gar nicht aufgefallen. Unschlüssig blieb sie stehen.. und jetzt? Tilla beschloß der Gruppe zu folgen und stellte sich in der Nähe von Marcus Kline auf. Jetzt hatte sie keine Wand mehr im Rücken. Es passierte soviel, dass sie gar nicht so lange drüber nachdenken konnte. Das Mädchen beschloß erstmal abzugucken was die Sklaven jetzt machten. Es roch ziemlich gut, was da gerade aufgetischt wurde. Vielleicht konnte sie beim nächsten Gang einspringen und es den Sklaven nachmachen, die die Teller für die Anwesenden füllten. Zwar war es ein Gelage, wie sie bei ihrem alten Herrn erlebt hatte, diese hatte sie aber nur aus der Ferne beobachtet, bis sie wegen dem kranken Sklaven eingesprungen war. Tilla schluckte hart... sie wollte es schaffen, dieses Trauma zu überwinden.