Beiträge von Tilla Romania

    Caecus führte sie zu einem anderen Mann rüber und bedeutete ihr vorzugehen. Sie merkte nicht, dass er ihr den Fluchtweg versperrte. Tilla wurde den Utensilien, dem Becken mit den Köhlen gewahr. Sofort schnappte sie nach Luft, als sie die Eisenspitzen und Nadeln sah.


    Ohne nachzudenken, was ihre Antwort auslösen konnte, nickte sie. Jetzt fragte er sie auch noch wo sie die Zeichnung hin haben wollte. Hatte sie jemals eine Wahl gehabt? Die Panik ergriff sie. Unbewusst rieb sie sich den bloßen Nacken, wich nicht gerade wenige Schritte vor Hanno zurück, bis sie direkt gegen Caecus stiess. *Nein.. ich will das nicht.* gestikulierte Tilla atemlos, schüttelte mit den Kopf. Doch dieser brachte sie wieder zurück. Er war auch noch stärker als sie. Sie konnte sich seinem eisernen Griff an den Schultern nicht entwinden. Mittlerweile höchst aufgeregt zappelnd versuchte Tilla sich loszureissen, um dem Kommenden zu entkommen... *Nein.* bettelte sie.

    Tilla blickte zu Boden. Mit einem Nicken stimmte sie ihr zu den Worten über ihren ehemaligen Herren zu, lauschte Aurelias Worten. Sie bekam die Tafel zurück und hielt sich an ihr fest. Wieder sagte jemand zu ihr, dass hier in diesem Hause anderen nicht mehr wehgetan wurde und sie eine ähnliche Bestrafung nicht fürchten musste.. Noch einmal bccikte sie auf die Worte über ihre Vergangenheit hinab, welche sie nieder geschrieben hatte und begann es schon mal Stück für Stück wegzuwischen. Schweigend machte sie sich daran, die nächste Frage zu beantworten.


    *Nun, Blumen giessen und im Garten helfen kann ich ganz gut. Ich habe geholfen, Heu zusammenzurechen, wenn die Wiese gemäht wurde. Nüsse und Äpfel pflücken sowie Weintrauben ernten gehören zum Garten. Rosen zurückschneiden. Laub zusammenkehren. Vom Musizieren wurde ich oftmals zu meinem Bedauern abgehalten. Ich kann Schreiben, Lesen, Einkaufen, Botengänge erledigen.* Die übrigen Talente behielt sie ebenfalls für sich, jedenfalls das, was die sogenannten 'Straßenfertigkeiten', Selbstverteidigung, Klettern, Rennen, Reiten betraf. Ihren Hang zu Diebstählen, verriet sie lieber noch nicht, auch wenn es ihr des eine oder andere Mal in den Fingern juckte.


    Kennst du dich zufällig mit Frisuren, Düften und ähnlichen Dingen aus? Bei dieser Frage musste sie passen, dennoch schrieb sie etwas dazu. *Ich kenne nur eine ältere Frau, die schon weisse Haare und keine Zähne mehr hatte. Die war ebenfalls Sklavin. Sie kannte solche Dinge nicht, die Ihr erwähnt. Ich hab sowas nur schon mal Frisuren gesehen und Düfte gerochen. Meistens gefiel es mir richtig gut. Schade, das ich es noch nicht gelernt habe, dafür war bisher keien Zeit übrig.* Damit reichte sie Aurelia die Tafel zurück.

    Nun nimm doch die Tafel... bettelte sie die Ältere an und atmete erleichtert auf, als diese zu lesen anfing. Aus aufmerksamen Augen betrachtete und beobachtete sie Aurelias Mimik. Mit einem Nicken beantwortete sie Aurelias Frage nach ihrem Namen und lächelte scheu. Wie immer war es ein scheues Lächeln. Tilla konnte nicht anders. Es war einfach zur Gewohnheit geworden, dieses scheue Lächeln. Und ebenso zur Gewohnheit war es geworden, genau drei Schritte zurückzuweichen, danach wieder stehen zu bleiben, wenn man auf sie zukam. Mit flachem Atem ertrug sie die Musterung aus den fremden Augen und dieses Herumgehen um sie herum. Fast fühlte sie sich wieder auf den Sklavenmarkt zurückversetzt.


    Aurelia fragte sie nach ihrer bisherigen Aufenthaltsdauer. Sie hielt beide Hände hoch, zeigte ihre Finger und deutete zehn Tage an. Denn egal was du tust, ich wünsche nicht das du dich einfach so hinter meinen Rücken hier herein schleichst! Ist das klar? Tilla nickte schnell auf diese Aufforderung hin.


    Schon kam die nächste Frage auf sie zu. Diese bezog sich auf ihre Vergangenheit, wie sie sie stumm geworden war. Das Mädchen senkte die Schultern noch ein bisschen mehr, zog den Kopf ein. In dieser Stellung verrharrend nahm sie die Tafel antgegen und wischte das bereits geschriebene weg. *Ich weiss nicht, wer meine Eltern sind. Ich bin meinem Herren als Baby vor die Tür gelegt worden. Er behielt mich und zog mich als seine Sklavin auf. Schon früh musste ich mit ansehen, wie jeder Fehler bestraft wurde. Keiner durfte dem anderen helfen. Der Herr stand über allen. Er teilte mich zum Botengänge machen und Einkaufen mit der Kochgruppe ein. Nur das konnte ich ganz gut. Dann ist ein Sklave erkrankt, als es ein Festmahl geben sollte und der Majordoromus hat zu mir gesagt, ich soll beim Servieren helfen. Niemand hat mir gezeigt, wie das geht oder was ich machen soll. Es passierte beim Wein einschenken, ich verschüttete Wein. Noch in der gleichen Nacht nahm er mir die Stimme weg.* Schmerz und Trauer waren auf Tillas Gesicht zu lesen, als sie die Tafel zurücklegte.

    Sie schreckte zusammen und hielt die abgebrannte Kerze, die sie gerade in der Hand hatte, so eben noch fest, bevor sie auf dem Boden fallen und zerbrechen konnte. Hoppla. Also war Aurelia doch gar nicht so beschäftigt wie es ausgesehen hatte. Mist, so ein Mist aber auch! Mit dem Korb in der Hand drehte sie sich rum und ging gehorsam zu Aurelia rüber. Diese verlangte, dass sie sich ihr erklärte. Mit gesenktem Kopf stand Tilla vor ihr. Die Wachstafel musste zum Einsatz kommen!


    Das Mädchen bückte sich und zog ihre Tafel hervor, auf der ein bereits angefertigter Text stand. *Tilla bin ich. Von der Straße komm ich her. Ich bin stumm, keine Stimme und Zunge mehr hab. Tafel und Stift ersetzen das Verlorene. Gebärden für eine Zeichensprache lernte ich von den Straßenkindern.* Mit dem Griffel fügte sie außerdem unter diesen Sätzen die verlangten Antworten hinzu. *Dina hat mir aufgetragen, die Kerzen auszuwechseln. Ich wollte euch nicht mit Anklopfen stören. Ihr wart beschäftigt mit den Papieren.* Tilla legte die Tafel Aurelia hin und wagte es das erste Mal sie wieder anzusehen.

    Sie sollte die abgebrannten Kerzen auswechseln und die Kerzendochte auffüllen.. so hatte Dina es ihr aufgetragen. Die Dinger mit dem Öl würde Dina später übernehmen. Tilla hatte noch nicht begriffen, wie sie mit dem Ölwechsel umgehen sollte, wenn zugleich die Flamme weiterbrannte. Irgendwie bekam sie immer große Angstgefühle und zitternde Hände. Die ältere Sklavin wollte es ihr später noch einmal in Ruhe zeigen, erstmal mit Wasser üben lassen. Erleichtert darüber diese Aufgabe noch nicht ausführen zu müssen, widmete sie sich den Kerzen und kam dabei so durch ziemlich alle Räume des Hauses.


    Die Herrschaften waren mehr oder minder anwesend und hatten sie auch teilweise nur wahrgenommen. Eben weil sie inzwischen eine Sklavin in einem Haus und keine herumstreunende Diebin auf der Straße mehr war. Das Reinschleichen gelang ihr immer noch ganz gut, jedenfalls dann, wenn sie barfuß lief. Auch jetzt baumelten die Sandalen an ihrem Gürtel, als sie die Tür zum Raum aufdrückte, in dem sie sich um die Kerzen kümmern muste. Tilla hielt inne.. es war jemand anwesend. Sie saß am Schreibtisch und schrieb. Aurelia sah ganz schön beschäftigt aus. Das stumme Mädchen beobachtete sie ein paar Momente, bevor sie zu den Kerzenhaltern rüberging und die Kerzen geschäftig auswechselte. Die abgebrannten Kerzen legte sie in den Weidenkorb zurück. Heute trug sie wieder eine moosgrüne Sklaventoga und ihren ledernen Gürtel, die dunklen Haare fielen offen über ihre Schultern.

    Irgendwie standen die Menschen auf die Farbe Blau beziehungsweise auf blaue Kleidung. Das fiel Tilla mit jedem Neuankömmling auf. Es gab unterschiedliche Blautöne, die Gewandung, die Art wie die Kleidung getragen wurde und der Schmuck half die Leute auseinander zu halten. Ihr unbekannte Frauen waren inzwischen dazugekommen, unterhielten sich miteinander. Ihr Herr war ebenfalls beschäftigt, redete mit dem einen und anderen wichtig aussehenden Mann.


    Tillas Blick schwirrte immer wieder mal einem dem Hause angehörenden Sklaven hinterher, versuchte zu erfassen, wie die hier mit dem Wein umgingen. Sie selbst verliess ihren Platz, entdeckte wo man vom Wein nehmen konnte und das dazu nötige Geschirr. Jetzt, wo sie wussste, was wo war, konnte sie diese aufregende Veranstaltung hoffentlich lockerer angehen. Sie nickte ihrem Herrn zu und machte sich abermals auf den Weg. Dreimal Wein sollte sie besorgen... gleich drei Trinkgefäße.


    Als ob ein anderer Sklave den Auftrag ebenfalls mitgehört hatte, bekam sie ohne weiteres Zutun ein Tablett in die Hände gedrückt. Die Tafel konnte also noch versteckt bleiben. Jetzt musste sie das Tablett heil durch das Gedränge eskortieren. Bald stand sie, schräg neben Marcus stehend, mit hochroten Wangen bei dem Trio. Innerlich aufgeregt und äußerlich ruhig, hielt sie den Männern das Tablett hin, wartete darauf, dass sie sich den verdünnten (?) Wein nahmen. Tilla wartete auf das Zeichen ihren Herrn sich wieder zurückziehen zu dürfen.

    Gut... alles war in Ordnung. Der Wein wurde mitsamt dem Wasser getrunken. Tilla atmete erleichtert auf und beobachtete die Szene vor sich. Applius stellte seinen Sklaven Maron der fremden Frau vor. Immer noch wusste sie den Namen der Frau nicht.. Neue Worte tauchten auf, endlich erfuhr sie etwas darüber was Applius eigentlich machte. Es klang nach sehr wichtigen Tätigkeiten! Aber warum beobachtete die Frau ihn so genau? Tilla runzelte die Stirn... war doch nicht alles in Ordnung?


    Schweigend wartete sie auf ihrem Platz stehend ab. Beinahe verpasste sie den aufmunternden Blick von Maron. Tilla lächelte ihm dankbar zu, stellte ihrerseits einen stumme Frage in ihren Blick. Wer war die Frau? Diese fragte jetzt Applius nach den Künsten vom Maron aus. Letzterer überliess Maron sogar das Antworten.. war das üblich? Tilla tippte auf Nein, wechselte abermals das Standbein. Über die Gabe andere zu durchschauen und die Handlungen anderer zu erahnen. Sie lächelte Maron ganz beeindruckt an... was der so alles konnte. Vielleicht konnte sie ihm anbieten schreiben zu üben? Für sie wäre es bestimmt auch interessant ein paar Brocken Griechisch niederschreiben zu können. Was Thraker waren wusste sie nicht.. war das die Herkunftsstadt?


    Für mich auch Wein. erklang es durch den Raum. Tilla schluckte.. war das an sie gerichtet? Klang ganz so danach. Stumm trat sie vor, mischte den Wein genauso wie sie bei der Sklavin der fremden Frau beobachtet hatte, stellte das Trinkgefäß auf ein zweites silbernes Tablett. Mit ruhigen Schritten trug sie es zu dem der das Getränk sich gewünscht hatte, bot ihm den Weinbecher an. Wie vom Donner gerührt blieb sie schräg vor Applius stehen. DAS war seine Mutter??!? Oh.. Tilla bemühte sich nicht mit großen Augen zwischen den beiden hin und her zu sehen. Jetzt erst spürte sie die dicke Luft, die zwischen den Erwachsenen herrschte. Tilla schlich mit leisen Schritten zurück an ihren Platz, hielt das silberne Tablett in ihren Händen fest, versuchte Maron ihre Verwunderung mitzuteilen. War das wahr? Dann wäre die Frau die erste Mutter, die ihr über den Weg lief.

    Sie konnte in seiner Mimik sehr gut lesen, irgendwie schien er wenig befriedigt über ihre Antwort zu sein. Das Schmunzeln auf seinem Gesicht beruhigte sie. Aufmerksam hörte sie zu. Zu einer Begegnung mit Prisca schüttelte sie den Kopf, ein breiteres Lächeln bestätigte, dass sie Sisennas Stimme zumindest mal gehört hatte. Fünf Jahre erst war die Kleine? Eifrig nickend stimmte sie dem Vorschlag zu, die beiden kennenlernen zu wollen.


    Da erhob er sich. Tilla folgte ihm nach in den Garten. Was waren denn das für seltsame Bäume? Sie hob eine schmale Hand, berührte die Rinde, befühlte die Blätter. Da war einer anwesend, der sich um die Erde kümmerte. Tilla nickte Marcus zu und weitete entsetzt die Augen, als der andere plötzlich dem Kaninchen nachjagte. Heda.. das Tier hatte doch gar nichts getan. Ihr Herr sollte froh sein, dass die Kaninchen wenigstens den Rasen 'mähten'. Sie schickte dem Kaninchen-Jäger einen bösen Blick hinterher und folgte innerlich grummelnd zum Tisch zurück.


    Tilla hatte gar keine Zeit zur Wachstafel zu greifen, um zu schreiben, denn Marcus schickte sie wieder fort. Tätowierer? Zeichnen? Hatte sie was überhört? Ihr blieb nichts anderes übrig, als gehorsam zu nicken und Caecus ins peristyl zu folgen. Was bloß würde die Zeichnung sein? Sie war doch schon mit ihrer Stummheit gezeichnet. Ein kleiner Schauer rann ihr trotz der Sonne über den Rücken. Langsam nahm sie die Tafel an sich, trat zurück vom Frühstückstisch.

    Noch ein Mann näherte sich ihrem Herrn. Er sprach ihn mit Corvinius an... das klang komisch. Für sie trug ihr Herr den Namen Marcus.. aber vielleicht sollte sie ihn gedanklich so ansprechen, wie es der fremde Herr getan hatte. Tilla trat einen Schritt zurück um Platz zu machen, besser nicht im Weg zu stehen. Danach stand sie plötzlich mit dem Rücken zu einer Wand, die sich seltsamerweise ganz weich anfühlte. Sie sah nach oben und hinauf. Aha, das war eine Wand, die mit einem buntbestickten Vorhang verdeckt war. Mit auffunkelnden Augen sah sie zu Marcus zurück, der inzwischen die Frau begrüßte, die dazu gekommen war. Oh, sie sah wahrlich gut aus. Und so blaue Augen, die Farbe ihres Kleides gefiel ihr. Die Frau sagte den Namen des Fremdes: Durus. Tilla merkte ihn sich und erfuhr dank ihrer gespitzten Ohren auch den Namen der Frau: Tiberia Albina. Sie musste unwillkürlich lächeln, denn der Name der Frau begann und endete genauso wie ihr eigener Name. Jetzt hatte sie noch etwas entdeckt was ihr gefiel. Es würde ganz bestimmt nicht langweilig werden. Hin und wieder suchte sie Marcus Blick, einfach um keinen stummen Auftrag zu verpassen.

    Schon kam die nächste Frage aus seinem Mund. Tilla überlegte ob sie die Tafel nehmen sollte. Sie konnte aber auch die Hände nehmen. Um nichts falsch zu machen, beschloß sie lieber auf die Tafel zu schreiben. Vielleicht gab es dann noch ein Stück Käse?! Nur einen Moment lang sah sie mit an wie er sich über das Ei hermachte.


    *Ich bin 15 Lenze jung, werde bald 16. Man sagte mir, immer dann, wenn es auf dem Markt Kürbisse zu kaufen und Kürbissuppe gibt, werde ich älter. Nun, Blumen giessen und im Garten helfen kann ich ganz gut. Vom Musizieren wurde ich oftmals zu meinem Bedauern abgehalten. Ich kann Schreiben, Lesen, Einkaufen, Botengänge erledigen.* Ihren Hang zu Diebstählen, verriet sie lieber noch nicht, auch wenn es ihr des eine oder andere Mal in den Fingern juckte. Die übrigen Talente behielt sie ebenfalls für sich, jedenfalls das, was die sogenannten 'Straßenfertigkeiten', Selbstverteidigung, Klettern, Rennen, Reiten betraf. *Verzeiht meine Frage, Herr, ich kenne noch nicht alle Bewohner in diesem Hause. Wer ist denn eure Nichte und eure Base? Was ist eure Sammlerpassion? Ich mag die blühende Natur und Tiere.* Kaum fertig mit dem Schreiben lag die Wachstafel wieder vor ihrem Herrn. Tilla wagte ihn schwach lächelnd anzusehen, versuchte den juckenden Mückenstich zu ignorieren.

    Der palla war fort. Dann musste sich wer drum gekümmert haben, solange sie fort gewesen war. Sie wusste ganz genau, dass sie nichts verschüttet hatte. Die Besucherin richtete das Wort an sie. Tilla sah zum Tablett. Wasser zum Wein? Verdünnten Wein? Hinter ihrer Stirn arbeitete es. Oh verdammt... sie biss sich auf die Lippen. Tilla nickte, ja, das hatte man ihr beigebracht. Antworten konnte sie auf das andere nicht.. wie denn auch? Irgendwie wollte sie dieser Frau nicht, mit dem Hervorziehen einer Schreibtafel offenbaren, dass sie stumm war.


    Schweigend erwiderte sie deren Blick und trat vor. Tilla nahm das Tablett wieder an sich und kehrte zur Tür zurück, die in die Küche führte. Bevor sie hinaustreten konnte, kam ihr Herr samt Maron entgegen. Tilla wartete geduldig, bis die beiden Männer hereingekommen waren und nutzte die Gelegenheit sich ums Wasser zu kümmern. In der Küche angekommen trieb sie das gleiche Trinkgefäß auf, füllte es mit Wasser und stellte beides wieder aufs Tablett. Brix stellte eine Schale mit getrockneten Früchten und Nüssen dazu.


    Na, mal gucken, ob es nun passte. Tilla kam zurück ins adedis, stellte das silberne Tablett wieder auf den Tisch. Dinas Platz war leer. Mhm.. auf den Lippen kauend stellte sie sich zurück auf ihren Platz an der Wand, beobachtete die Szene vor ihr. Jetzt war der Herr auch anwesend.. ob sie gleich ein drittes Mal in die Küche gehen musste? Nachdenklich versuchte sie dies herauszufinden, beobachtete auch Maron. Dass dieser viel mit ihrem Herrn zu tun hatte, hatte sie von Dina erfahren. Tilla wechselte das Standbein.

    Ihr neuer Herr hatte sie ausgesucht zu dem Essen mitzukommen. Tilla wusste nicht woran sie sich das verdient hatte. Aufregung machte sich in ihr breit. Und sie war froh, diese Aufregung mit dem Gehen neben der Sänfte abzuschütteln. Allmählich wurde sie ruhiger, bemühte sich Schritt mit der Sänfte zu halten. Mit ihren neuen Sandalen lief es sich doch gleich viel besser. Tilla war wahnsinnig stolz auf diesen Besitz. Kein loser Riemen, kein brüchiges Leder, kein Loch in der Sohle. Es dauerte nicht sehr lange, da kamen sie schon am Ziel an.


    Neugierig blickte sie am Haus hinauf, während sie drei Schritte hinter Marcus stehend auf den ianitor wartete. Ein schönes Haus! Ob es einen Garten hatte? Den Fischteich in der Villa Aurelia hatte sie unlängst entdeckt. Fast jeden Morgen lief sie als erstes zu den Kaninchen und dann zu den Fischen, um nachzusehen ob alles in Ordnung war. Wenn sie das nicht tat, war sie unruhig und zappelig. Dina merkte schnell, was Sache war und liess sie oftmals erst das angefangene zu Ende führen, bevor sie gehen durfte.


    Mit einem stummen Seufzer betrat sie hinter Marcus die ihr fremde Villa. Ihre gespitzten Ohren nahmen seine Worte auf. Rasch nickte sie, um ihm zu zeigen, dass sie ihn gehört hatte. Sie war froh, eine Anweisung zu haben, wie sie sich verhalten habe. Es ging ins Speisezimmer. Nervös fuhr sie über ihre schlichte moosfarbene Tunika, der dunkelbraune Borten aufgestickt worden waren. Tilla blieb abermals hinter ihrem Herrn stehen, der inzwischen einen anderen Mann begrüßte, verschränkte die Hände hinterm Rücken. Noch hatte sie keine Idee, wie sie die Anweisung ausführen sollte, sah sich aus dunklen Augen um. Marcus behielt sie im Auge.. vielleicht wollte er ja noch was von ihr?

    Die ältere Sklavin schaffte es so gerade noch Tillas fliegende Haare glatt zu streichen. Denn eben noch hatte sie mit Dina eingeübt wie man Kissen mit einem sauberen Bezug neu bezog und daraus war unvermeidlicherwiese eine kleinere Kissenschlacht geworden. Lächelnd erinnerte sie sich an den letzten Kissen-Treffer.


    Und nun war sie hierher gerufen worden, um eine fremde Frau zu begrüßen. Tilla stand neben Dina, verschränkte ihre Hände wie die ältere auf dem Rücken ineinander. Das adedis hatte sie bisher immer nur durchquert, daher kannte sie den Raum gar nicht so richtig. Neugierig betrachtete sie alle Ecken und das gesamte Mobiliar. Dann trat die Frau ein. Tilla bemerkte, das sie ihren palla fallen liess und war sich unsicher, ob sie ihn aufheben sollte. Sie dachte gerade darüber nach, als die Frau ihr Wort an sie richtete. Tilla zuckte zusammen. Warum nur schweifte sie immer mit den Gedanken ab? Zum Glück bekam sie noch mit, was die Frau von ihr wollte.


    Tilla nickte, trat zurück und lief mit leichtfüßigen Schritten durch die nächste Tür rüber zur Küche. Dort traf sie auf Brix, dem sie erklärte was sie brauchte. Aufmerksam verfolgte sie von wo er den Wein herholte und trank selbst ein paar Schlucke Wasser. Ihre Kehle war ganz trocken. Hoffentlich lief alles gut. Mit einem silbernen Tablett in den Händen kehrte sie zurück. Tilla atmete tief durch, bevor sie auf Camilla zutrat und ihr das Tablett auf einem kleinen Tischchen neben der belegten Kline hinstellte. Dann endlich stellte sie sich wieder neben Dina auf. Huch, wo war der palla hin? Hatte Dina sich drum gekümmert, während sie in der Küche gewesen war?

    Tilla wagte einen kurzen Blick in seine Augen, um zu schauen, ob erwirklich schweigen würde. denn noch nie hatte sie Hasenbabys aufwachsen sehen.. und darum würde es eine interessante Beobachtung sein. Sie klatrschte in die Hände und hob den Daumen. Prima, ich freu mich. Wenn du mich nicht im Hause in Dinas Nähe findest, bin ich ganz bestimmt schon im Garten. verriet sie ihm mit einem Lächeln. Dann endlich drehte sie sich um, trabte los und machte sich auf die Suche nach dem mysteriösen Fischteich.. Wo war er denn blos?

    Oh doch, du bist ein Lehrer. wiederholte Tilla ihm gegenüber beharrlich. Als Lehrer kannst du doch auch lernen. Nickend zeigte sie das 'B' für Brix vor, tippte sich selbst auf die Brust und deutete zur Villa rüber. Ist ja gut. ich gehe ihn fragen, wenn du nicht willst.


    Sie sah sich um. Na gut, dann suche ich den Fischteich. Die Kaninchen habe ich auch alleine gefunden. Aber du darfst den anderen aber nichts davon sagen, dass die Hasenmama einen dicken Bauch hat. Sonst kommen sie her, stören sie und nehmen ihr die Babys weg. Dann wird die Hasenmama ganz traurig. Für 'traurig' deutete sie unsichtbare Tränen an, die sie fiktiv über die Wangen rollen liess. Vor wenigen Momenten hatte sie selbst bittere Tränen geweint. Versprochen? Wie sie es mal gesehen hatte, kreuzte sie den Zeigefinger über dem Mittelfinger. Ganz gespannt und mit schiefgelegtem Kopf sah sie Ursus an. Nie und nimmer hätte sie sich erträumt ihn sowass zu fragen und auch abzunehmen. Und wenn es ihr einer gesagt hätte, dass ihr 'Gespräch' so aussgehen würde. Sie hätte ungläubig den Kopf geschüttelt. Tilla trat aufgeregt von einem Fuß auf den anderen. Bald wollte sie den Fischteich suchen gehen.

    Och... warum wollte er nicht helfen?? Jetzt hatte sich alles wieder umgekehrt. Er belehrte sie und sie musste gehorchen. Och... Nur kurz trübte sich Tillas Miene. Dann frag ich eben die Dina, ob sie mir hilft. Oder Brix. Ich gehe sie gleich fragen... erwiderte sie, zeigte die Anfangsbuchstaben der anderen beiden Sklaven vor. Du kannst es mir doch auch beibringen. Du bist doch auch ein Lehrer, du sagst so viel weises.


    Ihre verweinten Augen wurden groß. Wie? Er dachte, sie würde die Fische herausholen? Es gibt wirklich einen Fischteich? Wo ist er denn? Ich dachte immer Dina beliebt zu scherzen. Zeigst du ihn mir? Tilla drehte sich, spähte in alle Richtungen des Gartens, verdrängte regelrecht, dass sie reichlich erschöpft vom ganzen Auf und Ab ihrer Gefühle war. Ursus.. wo ist denn der Teich? Gibst dort Kaulquappen? Frösche?

    Huch.. sie musste sich verhört haben. Hatte Ursus wirklich dem Stall für die Hasen zugestimmt? Das schwache Lächeln wurde breiter, die verschlossene Miene weicher, ihre dunklen Augen heller. Tilla wischte sich ganz schnell die Tränenspuren aus dem Gesicht und klatschte in die Hände. Auja.. und du musst mir helfen. Bitte, Ursus. bettelte sie, wandte sich ihm zu. Du bist wirklich weise, Ursus. Tilla nickte mit dem Kopf. In Ordnung, dann esse ich die Möhren, aber nur, weil du es gesagt hast. Zum wiederholten Male akzeptierte sie eine Anweisung, die von ihm stammte. Auch wenn er ein Mann war, der ihr beim ersten Aufeinandertreffen noch ziemlich Angst gemacht hatte.


    Die Aussicht, die Kaninchen weiterhin betreuen zu dürfen war wirklich toll. Ich hab mal geholfen, Heu zusammenzurechen, wenn die Wiese gemäht wurde. Nüsse pflücken und Weintrauben ernten gehörte zum Garten. Und oh.. der Fischteich, ganz viele Fische und Frösche mit dem Netz herausangeln. Sie stand bereits vor der Bank, versuchte mit erklärenden Bewegungen die Tätigkeiten darzustellen. Rosen zurückschneiden. Laub zusammenkehren. Mit geröteten Wangen beendete sie ihre Gesten, sah ihn an.

    Der freigelassene Käfer flog einmal um sie herum, dann auf den Mann zu, der das Ding bewegte und unter ihm hinweg.. dann war er fort. Tilla schloss die leere Schachtel, sah zu Marcus herüber, der scheinbar erst jetzt wieder auf sie aufmerksam wurde.


    Mit einem Nicken bestätigte sie seine Worte und zog die Wachstafel wieder zu sich, um sie sauber zu wischen. Mit den Fingerspitzen säuberte sie den Griffel, legte ihn hin. Nun ruhten ihre Hände auf der Tischkante. Die Füße verschränkte sie ineinander. So war es bequem zu sitzen. Mit schief gelegtem Kopf beobachtet sie das Ding und spitzte ihre Ohren. Es machte ein Geräusch... beinahe klang es wie Wind. Dabei war es gar nicht windig. Egal... es schien ihrem neuen Herren sehr wohl zu gefallen, was der Mann mit dem Ding machte. Unbewusst kratzte sie an einem Mückenstich herum, der sich am Ellenbogen befand. Vielleicht sollte sie sich mal ein Insektennetz 'besorgen'. Tillas Blick wanderte zu den Getränken auf dem Tisch. Vorhin hatte sie selbst noch Orangensaft getrunken...

    Immer noch weinend und leise schniefend, liess sie es geschehen, dass Ursus ihr die Tränen aus dem Gesicht wegtupfte und nahm das Taschentuch dankbar in die Hand, um dies selbst fortzusetzen. Sie liess seine große Hand los und prustete ins Taschentuch. Tilla musste jetzt ganz schrecklich verheult aussehen.. aber was konnte sie schon für ihre übersprudelnden Gefühle? Es tat gut das alles zu sagen bzw zu gebärden, damit sie es einmal los wurde. Heftig nickend bestätigte sie seine Frage und prustete noch einmal ins Taschentuch hinein. Mit verweintem Blick ergriff sie die Wachstafel.*Ja, würde ich echt gerne... die Kaninchen brauchen einen Stall für sich, weil die Mama bekommt bald Kinder. Ihr Bauch ist schon soooo dick. Wenn ich ganz langsam näher komme und mich still hinlege, ißt sie Klee und Löwenzahn.. und die Möhren. Niki sagt dauernd zu mir, ich soll die Möhren essen, aber die Hasenmama braucht doch auch Möhren.* Schniefend zog sie die Wachstafel rüber, doch ein schwaches Lächeln zeigte, dass sie dabei war sich erneut zu beruhigen.

    Ein Sklave kann und darf sich gegen seinen Herrn nicht wehren. Sie nickte.. sie waren so viele Sklaven gewesen, da hätte man auch gemeinsam etwas gegen machen können. Die Angst vor dem Herrn war größer gewesen. Sie sah Ursus von der Seite her an. Ja, sie hatte wirklich viel Pech gehant.. und jetzt hatte sie das Glück auf ihrer Seite. Hier war es um einiges angenehmer als auf der Straße. Die Sorgen und Gedanken um die nächste Schlafmöglichkeit, ob sie was zu essen oder wärmere Kleidung auftreiben würde, waren nicht mehr so arg präsent.


    Tilla folgte seiner Hand, die ihr imme rnäher kam und liess ihn die Träne ergreifen. Unbewusst umklammerte sie die Hand, die sie schon bei sich hatte etwas fester und hielt sich daran fest. Und meinst Du, er wollte, daß Du traurig bist und von Deinen Erinnerungen gequält wirst? Wieder schüttelte sie daraufhin den Kopf. Ein paar Tränen tropften aus ihren Augen, sie knetete mit den Zähnen ihre Unterlippe. Ausgerechnet jetzt sprudelten ihre Gefühle in Form von Tränen über. Mit der anderen Hand wischte sie die Tränen fort. Ich wollte zuerst nicht gehen.. aber er hat gesagt ich muss. Er hat mich bis vor die Tür gebracht, mir die Träne in die Hand gedrückt und gesagt. 'lLauf, so schnell du kannst! Lauf in die Sonne hinein. Da ist dein neues Leben.' Schniefend zog sie die Nase hoch, wischte die Tränen beiseite. Als ich stehenblieb und zurück sah war die Tür schon zu. fügte sie hinzu. Sein Vorschlag zu einer Arbei im Garten ging völlig unter...