Evander holte tief Luft.
"Ich stand damals vor der Wahl. Entweder Klient des Statthalters werden oder aber die eigene Karriere so lange begraben, bis ein neuer käme. Ich entschied mich für's erste. Meine Familie hat einen gewissen Ruf in Tarraco und mein Vater war duumvir der Stadt so dass ich das Amt ziemlich schnell erreichen wollte. Was mir auch gelang"
er nahm einen Schluck Wasser.
"Diese... Meinungsverschiedenheiten waren, unter anderem, durch die etwas zu großzügige und sehr unsinnige Auszeichnungspolitik bedingt. Auszeichnungen wurden entwertet, indem man sie für nichts und wieder nichts verlieh und die curia, völlig in der Hand des Statthalters, verkam zu einem orientalischen Basar, wo die diplomae und inscriptiones gehandelt wurden wie billige Ware. Ich wollte und konnte nicht einfach Stimmvieh sein, habe aber auch nicht offen gegen meinen Patron stimmen wollen. Also entschied ich mich, mich zu enthalten. Da dies aber einem Auflehnen gleichkäme, täuschte ich stets einen Anflug von... Unwohlsein vor und verließ die curia. Das hat natürlich nicht gerade dazu beigetragen, die Stimmung zwischen mir und Furianus zu bessern"
Evander überlegte kurz, trank einen Schluck Wasser und fuhr dann fort.
"Ich entschied, dass es besser wäre, Tarraco für eine Weile zu verlassen. Ich bewarb mich beim Flottenpraefekt in Misenum um das Amt des architectus. Nach einem heftigen Streit, weil ich dies ohne seinen Segen tat, warf mich mein ab da ehemaliger Patron aus seinem Haus. Plötzlich war ich in Tarraco nicht mehr sicher und musste die Stadt schnellstmöglichst verlassen. Und das wurde natürlich dazu benutzt, um meinen Ruf in Tarraco zu schädigen... das wäre eigentlich alles, was an der Geschichte dran ist, Herr"
Beiträge von Caius Redivivus Evander
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Evander fuhr fort. Warum jemand ein schönes Haus mit so schnöden Szenen wie Firschern verunstalten wollte, verstand er nicht ganz, aber natürlich übersah er als "Heide" die mögliche Verbindung zu der abartigen, seltsamen Sekte der Kannibalen, die dazu in einem Judäer den einzigen gültigen Gott erblickt zu haben glaubte. Natürlich beruhte seine nicht gerade positive Einstellung gegenüber dem Christentum darauf, dass er so gut wie gar nichts über diese wusste.
"So, was war noch?"
"Die Treppe"
erinnerte ihn Scaevinus.
"Ja, richtig, die Treppe sollte repariert werden. Auch soll das Dachgeschoss auf Vordermann gebracht werden. Hab ich was vergessen?"Scaevinus rollte mit den Augen. Hatte Evander geschlafen, als Glabrio erzählte. Zum Glück hatte er alles notiert.
"Ja, Herr. Der Garten soll gepflegt werden. Ein Raum hinten soll vergrößert und vielleicht mit einem Glasfenster ausgestattet werden. Ausserdem sollen Räume unten zusammengelegt werden zu einer taberna"
Scaevinus warf einen Blick zu Glabrio, ob er selbst nicht etwas ausgelassen hatte.Evander kratzte sich am Hinterkopf.
"Glasfenster. Das dürfte dich einiges kosten, Glabrio, da will ich ganz ehrlich zu dir sein"
sagte er aufrichtig.
"Alles andere dürfte zu machen sein. Ich würde sagen, wir beginnen gleich morgen und fangen mit der Vergrößerung des Raumes dort hinten und dem Bau der taberna an. So kannst du dein Geschäft auch während der Bauarbeiten betreiben. Anschließend machen wir uns an die Küche ran und zwei Mann kann ich dann für den Garten abstellen und wir arbeiten uns sozusagen von unten nach oben. Dann machen wir die Treppe, das Dach und legen anschließend die Bibliothek an. Bis hierhin dürftest du mit fünfzehn bis siebzehn hundert Sesterzen rechnen, Glabrio. Und zum Schluss machen wir Schönheitsreparaturen. Wandfarbe, Glasfenster und so weiter. Je nachdem... ähm... nun, wie weit das Geld reicht, würde ich sagen"
Ach ja, das leidige, aber unumgängliche Thema Geld. -
"Das ist eine sehr gute Frage"
sagte Evander, als Minor die Frage nach dem Baumaterial ansprach.
"Doch zunächst zu den Soldaten. Du sagst, dass dir fünfhundert Mann unterstehen. Das trifft sich doch hervorragend. Am besten, wir setzen alle ein. Mehr Hände können die Arbeit, die ansteht, schließlich schneller bewältigen. Ich würde sagen, dass wir uns zunächst um die Strasse kümmern, die Ravenna mit Rom verbindet. Alle Wege führen schließlich nach Rom, wie es so schön heißt und getreu diesem Motto wollen wir handeln. Wir verteilen die Centurien auf die relevanten Abschnitte und dürften so schnell vorankommen"
schlug er vor.
"Und nun zum Baumaterial. Du musst wissen, dass mir nur eine vergleichsweise kleine Zahl von Arbeitern unterstellt ist und wir bei der Arbeit, die immerhin in ganz Italia stattfindet, immer auf Baumaterial vor Ort zurückgreifen müssen. Es wäre unsinnig und viel zu aufwendig, sowohl was Personal als auch Zeit angeht, es von weit weg heranzuschaffen, wenn es sich auch hier organisieren lässt. Ich werde also mit den Magistraten in Ravenna und Mantua sprechen und zusehen, was sich machen lässt. Du wirst natürlich rechtzeitig bescheid bekommen"Sim-Off: mal sehen, was die Wahl in Mantua so ergeben hat; wenn keine ID ein Amt besetzt, spiele ich das nicht aus, sondern geh davon aus, dass die Logistik "am Laufen ist"
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"Also einen großen Garten..."
Evander notierte sich das.
"Und zwei Arbeitsräume"
Sicher, einen für Modestus und wahrscheinlich einen für seinen eben erwähnten Vetter.Evander hatte Modestus so verstanden, dass er sofort aufbrechen wollte.
"Gut, dann lass uns gehen"
Er griff nach einer Tasche, die Schreibzeug enthielt und war bereit.
"Sag, wie kommt es eigentlich, dass du derzeit ohne Amt bist, Modestus?"
fragte er, um mit irgendwas die Zeit zu füllen, bis sie das Grundstück erreicht haben würden...Sim-Off: machst du einen link?
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"Eine Bibliothek zu Hause"
sagte Evander.
"Eine in meinen Augen überaus vernünftige Idee. Ich werde dir die Regale schon beschaffen"
Sie folgten Glabrio rauf auf den Dachboden.
"Aha aha"
gab der Rediviver nachdenklich von sich. Hier gab es eine Menge zu tun."Also, lass mich das mal eben zuammenfassen"
sagte er, als Glabrio schließlich die Führung durch das Haus beendet hatte. Scaevinus reichte ihm die Tabula.
"Zunächst war da die Küche, die neu gemacht werden müsste. Nicht zu aufwendig, aber auch nicht bescheiden. Soo... dann wären da die Wandgemälde in den Essräumen. Übrigens, an was für Motive hast du gedacht?"
fragte er, während sein Blick weiter auf die Kritzeleien auf der Tabula gerichtet war.
"Du sagtest eben, dass du mitreden möchtest, was sie darstellen sollen. Ich nehme an, du hast dir da bereits etwas ausgedacht?" -
"Salve, Glabrio. Das ist Scaevinus, mein Adjutant"
stellte Evander seinen mürrischen Begleiter vor. Scaevinus grunzte nur. Sie ließen sich durch das Haus führen. Als Glabrio die Sache mit dem Dachboden erwähnte, kam ihm eine Frage.
"Willst du ein weiteres Stockwerk drauf setzen?"
fragte Evander verwundert. Das Haus hatte bereits mehr als einen um das Atrium herum.Bei der Küche teilte Evander die Meinung seines Auftraggebers.
"Ja, hier sollte sich was tun"
pflichtete er ihm bei.
"Ich denke da an eine geräumige Küche, mit einem großen Ofen. In der Mitte ein großer Tisch, auf dem die Zutaten vorbereitet werden können. Und auf der dem Ofen gegenüberliegenden Seite Platz zum Aufbewahren und Aufstellen von Amphoren und Sonstigem. Dazu am besten mehrere Fenster, nicht zu groß, aber auch nicht zu klein. So, dass genug Licht reinfällt und die Luft zirkuliert, sie aber dennoch nicht als Nebeneingang für ungebetene Gäste benutzt werden könnten""Notier das, Scaevinus"
sagte Evander in Bezug auf die Treppe. Damit beantwortete sich seine Frage von vorhin. Scaevinus kritzelte kurz in der Wachstafel.
"Das auch"
sagte er bezüglich des Dachbodens.
"Hab ich, hab ich"
gab der Scriba von sich. -
Irgendwie war Modestus ziemlich spärlich, was Informationen anging. Wohl eine Angewohnheit eines angehenden Senators.
"Nun, dann lass mich mal sehen... hmm..."
sagte Evander und überlegte kurz.
"Eine Domus für deine Familie und die deines Vetters. Am besten also eine Domus mit zwei Stockwerken um das Atrium herum. Eine große Küche braucht es auch. Und der Speisesaal sollte, denke ich, geräumig sein, damit man auch das Gefühl hat, in einem Saal zu spesen. Daneben könnte ein großer Arbeitsraum liegen, indem du wichtige Besucher empfangen oder einfach der Denk- und Schreibarbeit nachgehen kannst. Auch Bodenheizung sollte vorhanden sein, nehme ich an. Pflegst du übrigens öffentliche Bäder zu besuchen oder soll das Haus eigene haben? Mann könnte auch zwei Gärten anlegen. Einen, der von einem Säulengang umrandet wird und einen offenen sozusagen"
sagte er.
"Aber am besten wäre es, wenn wir uns das Grundstück mal ansehen, wenn du Zeit hast" -
Aha. Gar nicht mal so übel. Evander kannte sich zwar nicht wirklich mit den Rängen einer Legion aus, aber dass die einzigen Legionen, die nicht von Senatoren befehligt würden, im schönen, sonnigen Ägypten standen, war bekannt. Doch er kam gedanklich auf das Thema zurück.
"'Projekt' ist vielleicht ein wenig übertrieben. Ich habe bei deinem Legaten vorgesprochen und ihm mitgeteilt, dass mir Meldungen über schlechte Strassenzustände vorlagen. Es geht um die Strassen, die Ravenna mit Mantua und Rom verbinden. Und aus diesem Grund habe ich, da es mir an Kräften mangelt, einige Soldaten haben wollen, um die notwendigen Reparaturen vornehmen zu lassen. Das ist auch schon alles. Du siehst, nichts spektakuläres, was aber nicht die Wichtigkeit der Aufgabe mindert"
sagte Evander.
"Was ich also von dir bräuchte, wären einige Männer, die nicht zu faul sind, zu arbeiten" -
"Esquilin also... eine vornehme Gegend. Da kann man dir nur gratulieren, Modestus"
sagte Evander.
"So, dann wollen wir etwas genauer werden. An was für ein Haus hast du gedacht? Eine typische Domus oder etwas ausgefallenes, extravagantes?"
Wobei, um sich wirklich was ausgefallenes hierleisten zu können - nicht, dass Evander sich dagegen wehren würde, schließlich würde er derjenige sein, der am Bau verdiente - müsste man schon Millionär sein. Andererseits konnte sich Modestus eine politische Karriere in Rom und gleichzeitig einen Neubau - auch in Rom - leisten. Eine ganz andere Liga, als die, in der Evander mitspielte, selbst in Tarraco. -
Unweit der Casa Petronia
Evander hatte die Zeit genutzt, ein wenig zu arbeiten, etwas zu essen und hatte sich als Begleitung seinen Scriba, Marcus Scaevinus, organisiert. Das würde im Fall der Fälle zwar nichts bringen, denn Scaevinus war ein ebenso kein Held wie Evander, aber es war dennoch ein besseres Gefühl, später nicht allein durch die dunklen und gefährlichen Gassen Roms zu gehen. Ausserdem kannte er sich ziemlich gut aus in den Gassen Roms und konnte auch bei Dunkelheit schnell zurückfinden.
"Ich glaube, wir müssen jetzt links"
sagte Evander. Er hatte die Wegbeschreibung eigentlich ziemlich gut gemerkt, nur die Umsetzung... über die schüttelte Scaevinus nur den Kopf.
"Aber wenn ich's dir doch sage, Herr. Erst ein paar Strassen weiter"
"Bist du sicher? Ich glaube nämlich..."
"Ja ja, ich bin sicher. Komm, Herr. Ich kenn mich schließlich aus"
Unterbrach ihn Scaevinus leicht gereizt. Eigentlich hatte Scaevinus heute frei gehabt. Seine Laune konnte ihm Evander daher nicht verdenken.
"Ist ja gut"
Gab er resigniert von sich und folgte dem Scriba. Bald erreichten sie die Casa Petronia.Bei der Casa Petronia
"Da oben"
sagte Scaevinus und zeigte auf ein Fenster.
"Ah ja"
Evander erkannte Glabrio und grüßte mit einem Wink zurück. -
"Das stimmt nicht ganz. Ich hatte einen Patron"
entgegnete Evander.
"Einen ziemlich bekannten und einflußreichen sogar. Vielleicht kennst du ihn gar oder hast zumindest seinen Namen schon mal gehör. Flavius Furianus, der proconsul von Hispania. Du siehst also, ich verdanke meinen Aufsteig durchaus der Gunst eines Patrons. Aber nun stehe ich ohne da. Und das liegt nicht etwa daran, dass Flavius gestorben wäre oder wahnsinnig"
Obwohl beim letzten war sich Evander gar nicht mal so sicher. Zumindest größenwahnsinnig werden die ganz ranghohen Senatoren wohl alle. Wer würde das nicht, wenn ihm eine ganze Provinz zur Verfügung gestellt wurde, die er - so er es geschickt anstellte - auch in heutigen Zeiten nutzen konnte, um eigenen Reichtum und Macht ungemein zu mehren.
"Aber, wie soll ich das sagen... es gab Meinungsverschiedenheiten" -
"Abgemacht"
sagte Evander. So blieb ihm noch etwas Zeit, sich der Arbeit, für die er vom Kaiser Geld bekam, zu widmen und anschließend etwas zu essen. Und ausserdem Begleitung zu organisieren, denn wenn es anschließend an die Besichtigung dunkel werden würde, würde er nicht allein durch die Strassen wandern wollen.
"Ich denke, ich werde schon hinfinden. Also dann, Glabrio. Ich sage, bis später um die zehnte Stunde..." -
Einer der Kelten hatte die Tür aufgemacht.
"Salvete. Ihr wünscht?"
fragte er, woraufhin...ZitatOriginal von Quintus Octavius Augustinus Minor
Tribunus Angusticlavius Quintus Octavius von der Legio Prima möchte Architectus Caius Redivivus EvaderDaraufhin wandte sich der Kelte an Evander.
"Herr, da ist so ein Soldat, der dich sprechen will"
"Dann sag ihm, er soll reinkommen"
Der Kelte wandte sich wieder Augustinus zu.
"Treten ein..."
Evander ging zur Tür, um den Besucher dort zu empfangen.
"Sei gegrüßt, Octavius. Willkommen in meiner bescheidenen Unterkunft. Du bist also sozusagen als Ersatz für den anderen Tribun, den ich kürzlich im Kastell kennengelernt habe, eingesprungen. Ist ihm etwa was zugestoßen?"
Dass Cyprianus eine Beförderung zum Legionspraefekten "zugestoßen" war, wusste Evander nicht. -
Das war eine gute Zeit für Evander, so, wie es aussah. Langsam kamen die Aufträge, nach denen er sich als Bauunternehmer gesehnt hatte, also endlich rein. Dass Modestus - ebenso wie Evander - Mitglied bei den Germanitas Quadrivii war und sich diese... "Connections" also auszahlten, war doch eine gute Sache.
"Annaeus Modestus, du sollst nicht enttäuscht werden, beim Iuppiter"
sagte Evander.
"Ich denke, du kommst zum richtigen. Nimm doch bitte Platz. Iocasta, Wein für den Gast"
sagte er seiner Unfreien. Die Sklavin tat, wie ihr befohlen. Modestus bekam einen etwas wertvolleren Becher mit - naja, nicht ganz so wertvollem, wie er es gewohnt sein mochte vielleicht - Wein. Der Sklave des Gastes bekam einen billigen Becher mit Wasser.
"Also eine deue Domus von Grund auf, hm? Die alte steht zum Verkauf an?"
fragte er. Wer weiß, wenn es nicht all zu teuer war, würde er sich vielleicht eine Domus in Rom leisten können... ach was, das waren vorerst noch Wunschträume. Evander versuchte, sich zu zwingen, nicht abzuheben, nur weil er ein paar Aufträge in Aussicht hatte in letzter Zeit, und auf dem Boden zu bleiben.
"Erzähl, an was hast du alles gedacht? In welchem Stadtteil hast du den Grund und Boden erworben?" -
"Oh, da liegt ein kleines Mißverständnis vor. Du muss nämlich wissen, dass ich nicht Architekt der Stadt bin. Das ist ein senatorisches Amt, Curator operum publicorum, und wird derzeit von Lucius Minicius Natalis besetzt. Allerdings nicht mehr lange, wie man hört"
erklärte Evander.
"Ich selbst bin für öffentliche Bauwerke in Italia zuständig. Ich meine die Regio, nicht die Provinz. Du siehst, ich stehe in der Hackordnung so einige Stufen unter dem Stadtarchitekten"
Das störte Evander aber nicht. Was nicht war, konnte noch werden und er war jung, jung genug, um noch alles zu werden, was er wollte. Vorausgesetzt, er bekäme entsprechende Unterstützung einflußreicher Gönner.
"Ich verstehe es daher so, dass wir eine ... einen Augenblick bitte"
Er stand auf und ging zur Tür des Officiums, die einen Spalt weit offen stand und schloss diese ganz.
"Ich verstehe es, wie gesagt, so, dass wir eine private Übereinkunft getroffen haben. Dass der Klang meines Amtes eine Art Werbung für mich in eigener Sache war... wen stört's. Die anderen Bauhaie greifen zu ganz anderen Mitteln"
Er trank einen Schluck Wein.
"Aber du hast natürlich recht, Glabrio... ich darf doch Glabrio sagen? Wir sollten uns das Objekt mal ansehen. Im Moment habe ich allerdings etwas Arbeit am Hals. Wie Wäre es daher, wenn wir uns später am Nachmittag direkt vor Ort treffen. Wenn du mir eine Wegbeschreibung geben würdest, finde ich bestimmt hin" -
"Nein, andere Petronier kenne ich nicht, aber ich selbst bin aus Tarraco. Da kriegt man schon manche Namen mit. Ich bin Redivivus Evander, meine Familie genießt einen gewissen Ruf in Tarraco"
sagte Evander, während er einschenkte und den Becher dem Besucher reichte. Auch, wenn Furianus dafür gesorgt hatte, dass Evander's Name in der Stadt nicht mehr viel zählte, der Name Redivivus war dank seinem Vater und dessen Schwester Helena nach wie vor etwas wert.
"Das kannst du laut sagen. Und wir können es ruhig beim Namen aussprechen... Rom stinkt"
Und wie.
"Aber du hast Recht, kommen wir zum eigentlichen Grund deines Besuches. Du sagst also, dass du einen Bauunternehmer suchst. Wie es der Zufall will, bin ich seit einer Weile der Eigentümer eines eben solchen"
Das klang ja so, als wäre Evander mächtig reich. In Wahrheit hatte er nur das Grundgerüst erworben, alles andere, besonder Marmor, musste zusätzlich erworben und zwischengelagert werden, was Unsummen verschlang und dazu führte, dass er nun zahlreiche Kredite bei Rittern laufen hatte. Mit manchen war wirklich nicht zu spaßen, so dass er froh war über jeden Auftrag. Nicht, dass er nicht noch andere Einkünfte hätte - anderenfalls hätte ihm sicher niemand einen Kredit gegeben. Er trat hin und wieder als Anwalt auf, hatte Vermögen und Betriebe in Hispania und hatte außerdem ein Amt inne. Aber ein Nebenverdienst mehr schadete nicht.
"Und es wäre mir ein Vergnügen, wenn ich dir meine Dienste als Bauunternehmer anbieten könnte" -
"Ah ja, richtig"
Jetzt fiel es Evander ein.
"Ich war eine ganze Zeit lang lang weg aus Rom und hatte länger keinen Kontakt mehr mit den Germanitas Quadrivii. Nun, Annaeus Modestus. Komm rein"
Er stellte den Stock neben der Tür ab und öffnete diese weiter.
"Um was für einen Auftrag handelt es sich?" -
Selbiges tat der junge Redivivus... und verabschiedete sich schweren Herzens von den 500 Sesterzen.
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Evander zog eine Augenbraue hoch. Der Mann kam ihm doch irgendwie vertraut vor. Allerdings fiel ihm - noch - nicht ein, dass er Modestus schon mal bei einer Versammlung der Germanitas Quadrivii traf.
"Salve. Verzeih... ähm. Kenne ich dich?"
Hoffentlich war das nicht der neue Vermieter. Mit dem alten war Evander eigentlich zufrieden gewesen. Ein halbwegs anständiger Kerl, der furchtbar unter seinem gierigen, schreihalsigen Eheweib litt, dies nach außen hin nicht zeigte. Sie könnte genau so gut an Seiner statt die mit dem Ritterstreifen gesäumte Toga tragen.
"Wenn es um die ausstehende Miete geht, ich hab doch gesagt, dass ich übermorgen bezahle. Ich halte mein Wort" -
Zitat
Original von Marcus Petronius Glabrio
Nachdem er von dem unfreundlichen Mann den Weg gezeigt gekriegt hatte, erreichte Glabrio das Officium des Architectus. Er klopfte dreimal und wartete höflich, bis er hereingerufen wurde. Dann stellte er sich vor.
"Salve, salve! Sei gegrüsst! Mein Name ist Marcus Petronius Glabrio und ich bin auf der Suche nach einem guten Bauunternehmer. Ich möchte meine Casa renovieren lassen und ich dachte, dass mir hier sicher jemand empfohlen werden könnte... der zu einem guten Preis arbeitet und grosse Sicherheit garantiert."
"Salve, Petronius Glabrio. Du wirst hier sicher fündig. Genau genommen bist du es schon. Nimm doch bitte Platz. Darf ich dir einen Schluck Wein anbieten? Oder Wasser?"
grüßte Evander den Besucher.
"Die Petronia Gens also, hm?"
Als jemand, der Tarraco entstammte, hatte Evander diesen Namen natürlich schon mal gehört.
"Ich nehme aber an, dass du nicht extra aus Tarraco angereist bist, um nach einem Bauunternehmer zu suchen?"