Beiträge von Cnaeus Flavius Lucanus

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    Original von Lucius Flavius Serenus
    Serenus, sein Hund Nero und seine Leibsklavin Dido standen vor dem Cubiculum von seinem großen Neffen Lucanus, denn gute Onkels brachten das wöchentliche Taschengeld vorbei. Außerdem war es immer wieder nett mal die Räumlichkeiten anderer Villa-Bewohner zu sehen.
    KLOPF KLOPF


    Nachdem ich nun einige Zeit frei habe, lasse ich's gemütlich angehen. Etwas länger abends lesen, etwas länger morgens schlafen und länger vormittags baden. Gerade eben aus dem balneum in mein Zimmer gehuscht, um mich tagfertig kleiner Montur (Tunika, Gürtel, Sandalen) anzuziehen, klopft es. Ich kaue die Weintrauben, die ich mir in den Mund gestopft habe, auf dem Weg zur Tür hinunter.


    Nur mit einem beigen Handtuch bekleidet, barfüßig und mit noch feuchtem Haar mache ich die Tür auf: "Wer stört?" frage ich und schaue geradeaus. Niemand da. Idioten. Da senke ich meinen Kopf um einige Grad abwärts und sehe den Kalbshund, Flavius Serenus und Dido - in dieser Reihenfolge. 'Na, Nero, führst Du mal wieder Deine Menschen Gassi?' bin ich versuch zu fragen. "Ah." sage ich. Was die drei hier wollen? 'Süßes oder Saures' etwa?


    "Ja, bitte??"

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    Original von Dido


    Na, dann komm mal? [...] Dido warf dem Herrn einen schiefen Seitenblick zu. Vielleicht war das auch nur ein Trick?!? Vielleicht war der ja wie Felix, der seine Sklaven mit großem Vergnügen dazu anhielt, die Rosen an den Dornen zu umfassen, bis das Gewächs ihnen die Haut zerrissen hatte. Eine leichte Form der Qual, aber doch schmerzhaft. Dido spähte schnell nach draußen. Nein! Keine Rosen! Fortuna sei Dank! "Ähm...aha...ja...sehe ich!", gab sie als Antwort. "Um den Garten kümmern...ähm....ja...hm...klaro...mache ich. Wie lange denn?" [...]


    Wie lange? Hatte ich mir eigentlich nicht überlegt. Natürlich braucht ein Garten ständige Pflege, also im Grunde ist das eine richtige Planstelle. Aber die sollte man vielleicht lieber nicht mit einer Praktikantin besetzen, vor allem, weil, wenn Onkel Aristides zurückkommt, die Dido da sicherlich anderes zu tun hat. "Bis Dein Herr Flavius Aristides zurückkomt in jedem Fall" versuche ich den Zeitrahmen abzustecklen. Der Krieg in Parthien ist ja vorbei und irgendwann werden die ersten wohl in Rom eintrudeln. "Und wenn er bis zum Sommer nicht zurück ist, dann übernimmt das jemand anderes, klar. Aber erst muß mal das ganze Gerümpel und Unkraut da hinaus. Damit fängst Du an.


    Die Begeisterung quillt der Kleinen wirklich aus allen Poren, da ist es wohl besser, wenn es nicht im Chaos enden soll, wenn das ordentlich kontrolliert wird. "Ich schau' mir regeläßig an, was Du da treibst, wenn Du Hilfe brauchst, was ich momentan nicht glaube, dann wendest Du Dich an mich." Nicht, daß mir da wer hineinpfuscht und meine Ruheinsel in einen gallischen Ziergarten ummodelt.

    "Die Besten sind nicht immer die Besten" antworte ich kryptisch und schüteele bestätigend mein waises Haupt.


    "Aber das gilt natürlich nicht bei den Wagenrennen. Da sind 'Beste' noch 'Beste', das ist eine klare Sache. Das Rad ist rund und eine Staffel sind viereinhalb Runden." Sort ist etwas sehr einfaches, jedenfalls gibt es oben und unten, hinten und vorne, Sieg oder Niederlage. Tertium non datur und für Sophistereyen ist da kein Platz.


    "Es brennt?", frage ich zweifelnd. Eigentlich wollte ich mich über Feindschaften und Freundschaften verbreitern, schließlich ist ein guter Feind treuer als mancher Freund, aber jetzt schnüffele ich, meine Nasenflügel beben und ich versuche, meinen Riechkolben in den Wind zu hängen ...


    "Stimmt, da riecht's. Nicht angebrannt, sondern wirklich verbrannt. Holz, Blätter und sowas." Ich überlege, auch wenn erst handeln und dann denken zu meinen bevorzugten Übungen gehört.


    "Vielleicht machen die Gärtner für die alten Äste und Blätter ja ein Feuer, wer wird um diese Jahreszeit sonst so ... eine Idee haben?"

    "Na, dann komm' mal" lade ich die Kleine ein, durchquere den Raum und gehe durch eine Verbindungstür in mein eigentliches Schlafzimmer, das kein Fenster zur Stadt, sondern nur zum Garten hat. Es war schon vor meiner Ankunft seit langem unbenutzt geblieben und so hatte sich eins zum anderen ergeben. Ich stoße das Fenster auf und zeige nach draußen.


    "Siehst Du dieses Fleckchen Garten da?", frage ich sie rhetorisch, denn direkt vor meinem Fenster liegt ein von Hecken abgetrennter Teil, der wie ein Junggeselle ein wenig verwildert ist. Eine ordnende weibliche Hand, das ist es, was ere braucht.


    "Ich möchte, daß Du Dich um diesen Garten kümmerst. Wenn es warm wird, will ich da draußen arbeiten und lesen und dazu muß der Rasen in Ordnung sein, müssen die Hecken geschnitten, Blumen und Sträucher gepflanzt und das Unkraut und der ganze Unsinn da entfernt werden"


    Keine Gärten des Lucullus, sondern ein Garten des Lucanus soll diese kleine Abgeschiedenheit werden. Und wer weiß, vielleicht klettere ich direkt aus dem Schlafzimmer über eine Leiter nach unten - und abends wieder hinauf.

    Als Huhn á la Fronto zu enden, hatte ich nun nicht wirklich geplant. "Homo homini lupus est" doziere ich also stattdessen fatalistisch, der Mensch ist nunmal des Menschen Wolf. "Aber wenn wir nicht wissen, was der neue Kaiser für Pläne hat, warum sollen wir uns dann schon vorher fürchten? Sagt nicht auch Epikur vom Tode, daß wir uns nicht vor ihm fürchten müssen, solange er nicht da ist, und wenn er da ist, dann können wir ihn nicht mehr fürchten." Oder so ähnlich. Jedenfalls finde ich den Gedanken wirklich bestrickend, warum sich vor dem Schicksal oder dem Tod fürchten, wenn wir es eh' nicht kennen und uns vielleicht völlig grundlos früchten?


    "Aelius Archias ist ein bißchen älter als ich und außerdem schon nach Ägypten als stationarius gezogen. Lustiger Mensch, aber auf eine offene Art.- Meinst Du nicht, Onkel Gracchus, daß gerade Mißtrauen gegen den neuen Kaiser etwas ist, das er nicht gebrauchen und wollen kann? Wer weiß denn, ob er das Amt freudig übernimmt, oder vielleicht froh ist, alte Feindschaften zu begraben sein zu lassen, weil er sowieso als Kaiser neue haben wird?"


    In meiner Vorstellung ist ein Kaiser wie der andere - nämlich weit weg. Und ich habe nicht das Gefühl, daß ich das ändern möchte. Schon Onkel Gracchus ist ziemlich von mir entfernt, was soll ich dann mit dem Kaiser zu schaffen haben? Kann man mit ihm reden? Oder nur auf Fragen antworten? Hat er schonmal ein Obstkistenrennen mitgemacht? Am Strand sich vor Glück mit Freunden im heißen Sand gewälzt? Kaiser zu sein, ist wahrscheinlich wie seine eigene Statue zu sein. Oder völlig verrückt zu werden, wie Kaiser Caius, wahrscheinlich hilft ein wenig Demenz, um ein solches Amt überhaupt ertragen zu können.

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    Original von Manius Iulius Commodus


    Joa, aber schon ewig her, da hatten die noch den Schilling.


    Den gibt's immernoch. Jedenfalls rechnen auch noch Schüler und Studenten um, was sich positiv auf die Mathematik-Fertigkeiten auswirkt (alles mit dem Faktor 7 multiplizieren).

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    Original von Pharmacus
    Oxytocin bringt einem aber auch glück, Glückshormon.
    War eigentlich schon mal jemand von euch in Wien?
    Schade, dass sich keiner mehr über diesem Thread aufregt, ich hätt ihm gerne ein paar strenge Worte verpasst ;)


    O. macht aber auch müde - "omne animal post coitum triste est" ('jedes Lebewesen ist nach dem F*** müde/traurig', ich glaube: Aristoteles oder Galen?)


    Klar, Wien ... :D

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    Original von Lucius Terentius Tacitus
    Nur Lateiner? Oh Gott...latinum malum est (und das ist sicher sogar falsch), [...]


    Ganz sicher sogar. :D


    Jeder hat hat andere Begabungen und Interessen, wär' auch schad', wenn's anders wär'.

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    Original von Pharmacus
    HÄÄÄÄÄÄÄÄÄ, ich dachte hier sind nur Lateiner. Bist du Chemie oder Biologielehrer???


    Nein. Nur nicht blöde. :D (Inkludiert ist, daß ich eine Suchmaschine benutzen und die Ergebnisse auswerten und verknüpfen kann ... "man muß nicht alles wissen, nur wissen, wo man's findet.")

    Freudestrahlend schaue ich Aurelius Corvinus an: "Neinein, ich fange ab morgen an, überhaupt mal die factiones über dies freudige Ereignis in Kenntnis zu setzen. Manchen schreibe ich, wie meinem Onkel Flavius Furianus nach Spanien, aber alle, die in Rom ihren Ersten Mann haben, werde ich selbst aufsuchen.


    Wenn ich Glück habe, sind die Abschriften meines Briefentwurfs morgen früh schon unterschriftsreif. Ich finde, sie sind gut gelungen und sicherlich wird sich mein Onkel Furianus freuen, daß ich mich für den Rennsport engagiere.


    "Nunja, das kommt alles jetzt eins ums andere, Aurelius Corvinus, die nächsten Tage und Wochen werden ereignisreich. Wann, glaubst Du, kann ich mit meiner Prüfung rechnen?" Ich darf nicht vergessen, mir eine Erstausstattung anfertigen zu lassen, mit eigenen Instrumenten arbeitet es sich immer besser als mit geliehenen.

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    Original von Spurius Purgitius Macer
    [...] die SL verfolgt diesen Thread hier mit großem Interesse.


    Wenn dem so ist:


    [Senf] Da es einerseits eine traurige Angelegenheit ist, viele leere Foren für viele Gegenden des Römischen Reiches zu haben und es andererseits eine traurige Angelegenheit ist, wenn man das Römische Reich im IR auf vier bespielbare Provinzen/Gegenden einengt, ist ein "TU" zweifellos die beste Lösung - und dessen Verlust ein Verlust für das IR.


    Aber - wer will schon den Ratschluß der unsterblichen Götter erforschen?[/Senf]


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    Original von Spurius Purgitius Macer
    [...] Aufmerksamen Forennutzern wird die eine oder andere Änderung in der letzten Zeit ohnehin aufgefallen sein.


    Gibt's eine Welt außerhalb der Rennbahn? Nichts mitgekriegt, natürlich, wie immer. -.^


    EDIT: Ich bin wirklich dämlich: "Territorium Universale" ist etwas anderes als "Restliche Provinzen des Reiches" ... :fad: Sorry.


    SimOff-Off: Wie krieg' ich Senf eigentlich wieder in die Tube?

    "Guccius und Tiffanius liegen in der entgegengesetzten Richtung zum Sklavenmarkt" beende ich ohne weiteres die Diskussion. Entweder - oder, man rennt nicht durch die halbe Stadt zu Guccius und dann zurück zum Sklavenmarkt, nur um festzustellen, daß die Waren nicht mehr heiß, sondern saukalt ist.


    "Außerdem, Flavia Celerina, Du Fleisch von meinem Fleische: Du hast einen Bruder - wozu dann noch einen weiteren Sklaven?" :) Damit Du mal ausruhen kannst, dummer Junge - und nicht so frühzeitig verschlissen wirst.


    Ich lange erfreut zu und gieße mir einen hinter die Tunika.

    "... ist die natürliche Selektion der Stärksten eines der Grundprinzipien unseres belebten Kosmos. Da macht Flaviobriga keine Ausnahme." :D fahre ich fort, als wir aus dem Atrium Kommen. "Wie mein Freund Pedro immer sagte, wenn's uns wieder gebrettert hatte: 'Um'n schlechtn is' nich' schad un'n Gut'n macht's nu' stärka." :D


    Latürnich hatten wir keine Toten zu beklagen, aber da wir sowieso nur über uns jammerten, hatte fast jeder immer wieder einen Grund dazu. "So eine Kiste kann man eigentlich nur bremsen, indem man auf ein Hindernis auffährt. Vorzugsweise auf einen Heuhaufen. Oder ausrollen lassen." :) Manche haben es auch vorgzogen, die Kiste zum Kentern zu bringen, wobei nicht immer nur Freiwilligkeit im Spiel war. Jedenfalls eine klasse Sache. Wär' ich ein einflußreicher Sohn eines einflußreichen Hofbeamten, würde ich den clivus Palatinus hinunterbrettern - Platz da! Und als princeps iuventutis sowieso. Aber auch andere Hügel haben nett abschüssige Gassen ...


    "Ich bin noch zu haben" antworte ich auf die Frage nach einem Favoriten. "Als Flavier sollte ich ja der Purpurea zuneigen, allerdings habe ich von denen nicht einmal ein Pferdehaar gesehen, geschweige denn einen kompletten Renner." Ich zucke die Schultern. "Und Du - sind alle Aurelier nicht Aurata-Anhänger?"


    Der Abend ist wirklich sehr angenehm und wir schlendern ziellos über die kiesbestreuten Wege.

    Natürlich habe ich nicht geschlafen. Wie auch? Die gestrigen Proben haben mich so ethusiasmiert und aufgewühlt, daß ich das Stampfen der Pferde und das Rollen der Wagen noch daheim gehört habe, als ich weit nach Mitternacht im balneum saß und vor mich hinweichte.


    Entsprechend habe ich mich nicht lange damit aufgehalten, den schon an mir haftenden Pferdegeruch mit Seifen, Ölen und Essenzen zu überstinken, sondern habe es bei heißem Wasser und leichtem Olivenöl belassen. Verhindert, daß die Haus spröde wird. Bei Tagesanbruch war ich schon wieder auf den Sohlen, hastig meinen Proviant in eine Ledertasche stopfend und auf dem Weg warmen Wein und eine kleines Brot mit Oliven hinunterschlingend.


    Und seitdem bin ich in den Ställen und bei den Wägen. Hierhin, dahin, Stallbursche, Organisator, Seelenklempner, Steighilfe, Hammerhalter, Werkzeugbote, Kaltmammsel, Antreiber, Abwiegler, ganz närrisch ist mir zumute. Und auf einem Pferd bin ich auch gesessen, sogar geritten! Gestern, eine halbe Runde, und eine ganze Runde auf einem Wagen mitgefahren.


    Wie konnte ich nur so blöde sein? Meine ganze Energie habe ich auf irgendwelche blöden Studien verwand, dabei ist das Glück der Erde doch auf dem Rücken der Pferde! Ich will Reiter werden, Wagenlenker, weg mit dem ganzen theoretischen Zeug, Priester - puh! - was für alte vertrocknete Schachteln, Anwalt - pft! - blutleere Jüngelchen ohne Mumm! Ich werde Reiter. Kaufe mir ein, ach was: dutzende Pferde in allen Farben und reite von Britannien nach Tarentum, von Pelusion nach Pellas und von dort nach Bukephalia. Lucanus Magnus!


    Völiig plemplem, erhitzt, verstaubt, geruchsmäßig verpferdet - aber unbeschreiblich glücklich tauche ich lange nach dem Beginn der Rennen aus den Stallungen auf. Eigentlich wollte ich ja auf die Spina, aber das habe ich leider verpaßt. Erstmal jedenfalls. Der Circus bebt vom Stampfen der Rosse und Wagen, die auf dem Sandmeer toben, vom Taumel der Menschen, die auf den Rängen sich die Lunge aus dem Hals brüllen!


    Ich stehe auf der obersten Stufe der Treppe, die aus dem Bauch des Circus auf die Ränge führt und strahle. Das ist mein Werk! Über sechs Stunden habe ich geschuftet, ja wie ein Pferd; und nun, in der siebten Stunde - seht, wie gut es ist! - da will ich ruhen und genießen.

    Also stellen wir man die Schlachtreihen auf und machen Musterung. Wie groß ist die IST-Stärke meiner Truppen? Durchzählen! Zackzack!


    "Äh, ich, äh - habe den CRV abgelegt und die probatio rerum sacrarum prima. Den cursus iuris habe ich eingereicht, ist aber noch nicht bewertet worden. Das mal vorweg, also Infanterie, Kavallerie und Flottenprogramm.

    Ein wenig verschnieft aber doch langsam von den höheren Garstufen herunterkühlend höre ich meiner Schwester zu. Das Männer und Frauen unterschiedliche Aufgaben im Leben haben weiß ich: Männer arbeiten, Frauen machen den Haushalt und erziehen die Kinder. Das mag mancher für ungerecht erachten, warum schließlich sind nur die Frauen die Glücklichen?, aber da muß man sich nun mal hineinschicken. 'Wenn ich groß bin, dann geht meine Frau arbeiten und ich bleibe bei den Kindern daheim' habe ich mal zu Pedro gesagt und Pedro hat nur hämisch gelacht.


    Interessiert höre ich meiner Schwester zu. Ob darum die Frauen immer zuhause bleiben, weil auch nur sie die Kinder bekommen können? "Äh, Du meinst ... ein Mann kann keine Kinder bekommen? Also nur die Frau ... zusammen mit dem Mann? Und nicht zwei Männer miteinander?" Interessant.Vielleicht, ja - genau: darum sind Mann und Frau und Kinder eine Familie und nicht Mann und Mann und Kinder, Frau und Frau und Kinder. Weil zwei Männer keine Kinder bekommen können und zwei Frauen auch nicht!


    "Lucanus leuchtet" ... ... und ich werde gleich wieder nachdenklich.


    "Aber ... wenn zwei Männer keine Kinder miteinander haben werden ... haben können ... warum ist das dann schlimm, wenn sie sich küssen? Ich meine, äh ... leichte Röte drängt sich hinten vom Fleisch her auf meine Gesichtshaut durch: "wenn sie soch so küssen? Das ist doch dann völlig egal, nicht? Keine Kinder - keine Schande - ?"


    Mir wird eigenartig warm.

    Die letzten Augenblicke sind bei Prüfungen immer gräßlich. Da was vergessen? Dort etwas unpräzise oder zu wenig? Meine Feder kratzt über das Papier, ein Auge folgt meiner nun fahrigen Schrift, eines der Sanduhr, die der Decimus Mattiacus aufgestellt hat. Äh. Trippel-Seufz. Beinahe wäre mir das Tintenfäßchen umgefallen und hätte die Prüfungsunterlagen unbrauchbar gemacht.


    Wärend das letzte Sandkorn in Zeitlupe auf den Haufen seiner Brüder und Schwestern fällt, raffe ich meine Unterlagen zusammen, mache ein paar Dehnbewegungen mit der Schulter und dem Kopf (alles steif).


    "Hier, bitte, Decimus Mattiacus." Ich bin aufgestanden und lege ihm meine Lösungen (?) auf den Schreibtisch. So manch hoffnungsfrüher Lebenslauf ist hier sicher schon zerbröselt.