Beiträge von Mithridates Castor

    Auf seine eigenen Beweggründe wollte Mithridates nicht weiter eingehen. Dafür nahm er das andere Thema gerne auf:
    "Meiner Erfahrung nach sehen es die Bürger gerne, wenn der eigene Auftritt von Schlichtheit und einem ausreichenden Maß an Demut gegenüber Göttern und Polis geprägt ist, die eigene Bedeutung heruntergespielt wird. Man sollte die Wähler in dem Glauben lassen, dass die eigene Kandidatur scheinbar ein größeres persönliches Opfer darstellt, das man zum Wohle der Allgemeinheit aber in Kauf zu nehmen bereit ist."
    Er dachte kurz nach, dann sprach er weiter: "Wenn du willst, kann ich dich auch in der Ekklesia als meinen möglichen Nachfolger vorschlagen?!"

    Die Worte seines Angestellten ließen ein unscheinbares Lächeln im Gesicht des Agoranomos erscheinen. Mit dem Gedanken, dass Ánthimos Bantotakis vielleicht bald auf der anderen Seite des Schreibtischs auf 'seinem' Stuhl sitzen würde, konnte sich Mithridates gut anfreunden. Und er würde sich selbst belügen, wenn er sich nicht eingestand, solche Gedanken bereits zuvor gehegt zu haben.
    "Es freut mich zu hören, dass du deine Arbeit hier positiv betrachtest.
    Was deine Absichten bezüglich der nächsten Wahl angeht: Deine Loyalität ehrt dich. Und so werde auch ich dir die Meinigen mitteilen: Ich habe nicht vor, ein weiteres Mal für dieses Amt zu kandidieren. Vielleicht werde ich die nächste Prytanie außerhalb der Politik verbringen, mal sehn. Wenn du Agoranomos werden willst, kannst du also mit meiner vollen Unterstützung rechnen."


    Einen Moment schweifte sein Blick durch den Raum, ehe er fortfuhr: "Um ehrlich zu sein, mir fiele momentan auch niemand ein, der besser geeignet wäre als du." Echion vielleicht ausgenommen, doch mit dem hatte Mithridates anderes vor. Der Mann wusste einfach zu viel über ihn, als dass M.C. ihm gestatten würde, sich von seinem Mentor zu 'emanzipieren'.

    Ähnlich wie zu Beginn seiner Zeit als Agoranomos war M.C. von übermäßiger Betriebsamkeit wieder etwas abgewichen. Was nicht bedeutete, dass er Unregelmäßigkeiten und unkorrektes Arbeiten zugelassen hätte, wollte er seinen Arbeits- und Einflussbereich doch in ordnungsgemäßem Zustand an seinen Nachfolger übergeben. Und seinen politischen Gegnern keinesfalls mögliche Angriffspunkte bieten.


    Doch für ein Gespräch mit seinem Scriba Bantotakis hatte er selbstverständlich immer Zeit.
    "Natürlich. Nimm doch Platz!" erwiderte Mithridates demzufolge gut gelaunt.

    Die Prytanie neigte sich schon wieder langsam ihrem Ende entgegen und da es Rechenschaft über gleich zwei Amtszeiten abzulegen galt, in denen er die Stadtkasse zu beaufsichtigen hatte, und seine Motivation in dem Amt rapide dahin schwand, hatte sich Mithridates entschlossen, dies nun zu tun.
    Mögliche noch anfallende, größere Ein- und Ausgänge mussten dann eben buchhalterisch in die Amtszeit seines Nachfolgers verschoben werden.
    „Verehrte Kollegen, der letzte Kassenbericht liegt nun schon eine Weile zurück und so möchte ich die Gelegenheit ergreifen, Auskunft zu geben über den Zustand der städtischen Finanzen und deren Entwicklung in den letzten Jahren. Eine Entwicklung, die - wie ich meine - die positive wirtschaftliche Lage der Polis durchaus widerspiegelt. Für Fragen und Anmerkungen stehe ich im Anschluss selbstredend zur Verfügung.“


    Kassenbericht


    Bestand 10. Pachon [05.02.2008]: 5000.00 Dr



    Bestand 9. Mechir [06.11.2008]: 9217.05 Dr



    Sim-Off:

    *fiktive Posten

    Je länger die Rede des Strategen andauerte, desto größer Mithridates Verwunderung darüber. Auch wenn der Agoranomos sich selbst für alles andere als einen Freund der römischen Besatzer hielt und wohl auch von niemand Anderem dafür gehalten wurde, so hätte er solch heikle Aussagen über die Legionen, immerhin Stolz und unmittelbarer Ausdruck römischen Machtanspruchs, wahrscheinlich nicht einmal vor seinen engsten Vertrauten zu machen gewagt.
    Interessiert musterte er den Ägypter. Hatte dieser vor der Versammlung etwa zu tief ins Glas geschaut?
    Mithridates wartete bis der Gymnasiarchos zu Ende gesprochen hatte, dann erhob auch er seine Stimme:
    "Die Herstellung und Bewahrung der inneren Sicherheit der Polis ist ein Thema, das immer schon meine ganz besondere Wertschätzung genossen hat und dies auch weiterhin tut.
    Aber ehe du, Stratege Cleonymus, nicht im Einzelnen dargelegt hast, an welche Maßnahmen du dabei denkst und mit welch zusätzlichen Kosten diese verbunden wären, vermag ich nicht zu sagen, was ich davon zu halten habe."

    Nun lag der Ball wieder beim Strategen.

    Hier war wohl nichts mehr für ihn zu holen, doch das kam ja keineswegs unerwartet. Eine Statue konnte zu einem anderen Zeitpunkt durch einen neuen Beschluss auch wieder entfernt werden. Und wenn nächtliche Vandalen sie beschmutzten, besudelten oder gar in Einzelteile zerlegten, was konnte der Agoranomos dafür!
    "Dann bedanke ich mich im Namen der Hüter der Stadtkasse für deine Großzügigkeit, Gymnasiarchos Kerykes!" machte Mithridates eine gute Miene zum bösen Spiel. Das letzte Wort, so nahm er sich vor, war in dieser Angelegenheit noch nicht gesprochen!

    Mithridates hätte gerne geantwortet, dass seiner Meinung nach der Stratege und Mensch Cleonymus sowieso an sich überflüssig war. Doch das behielt er natürlich für sich.
    "Wenn ich unsere Stadtwache in dieser Bagatellangelegenheit mit Anfragen und Belästigungen verschont habe, dann – dessen sei dir versichert – nur deswegen, um die am Rande ihrer Belastbarkeit agierende Truppe nicht zu überfordern.
    Im Übrigen handelt es sich im Falle einer Betriebsprüfung um Dinge, die im Zuständigkeitsbereich des Agoranomos liegen.
    Dennoch werde ich dir natürlich eine schriftliche Darlegung des Sachverhalts zukommen lassen."

    Natürlich würde er das nicht tun, und wahrscheinlich würde der Strategos dies auch nicht erwarten, aber M.C. wollte diesen Nebenkriegsschauplatz mit dem Ägypter möglichst schnell ad acta legen.
    Stirnrunzelnd ging der Agoranomos noch einmal die Worte des Strategen durch. Hatte sich der Mann jetzt für oder gegen das marmorne Standbild des 'Tyrannen' ausgesprochen? Oder es absichtlich gar nicht erwähnt?
    "Doch zurück zu dem Angebot des Gymnasiarchen. Ich sagte ja bereits, dass ich dieses für bemerkenswert aber eben auch für unnötig erachte. Wie sehen die Kollegen das?"
    Unter Anderem hatte sich auch der Eutheniarchos noch nicht zu Wort gemeldet!

    Mit vielem hatte Mithridates als Reaktion auf seine kleine Provokation gerechnet, aber sicherlich nicht damit. Verdutzt und ungläubig beobachtete der Agoranomos das Schauspiel mit der Kiste, dass den Prytanen gerade geboten wurde. Den anderen Beamten schien es ähnlich zu ergehen, jedenfalls war der kleine Mann dann doch der Erste, der das Wort ergriff:
    "Eine solch großzügige Unterstützung der Stadtkasse könnte in der Tat nicht hoch genug geschätzt und dekoriert werden. Jedoch wird niemand dich, ehrenwerter Gymnasiarchos, bezichtigen, die Missstände in betroffenem Betrieb persönlich zu verantworten zu haben. Wir alle werden doch von fehlerhaften Angestellten und Mitarbeitern geplagt. Nimm es dir also nicht zu sehr zu Herzen und stürze dich nicht in zusätzliche Unkosten, nur weil du irrtümlich annimmst, deinen Namen wieder reinwaschen zu müssen."
    Ein Standbild des Nikolaos auf der Agora, an der Mithridates dann jeden Tag vorbeizugehen hatte, war nun wirklich nichts, was ihm gefallen konnte.

    Titus gab auf: "Also gut. Du kannst dem Rhomäer sagen, dass wir einen Platz für ihn haben."
    Der pragmatisch denkende Mann wusste auch bereits, auf wessen Kosten er diesen Platz beschaffen konnte. Er würde einfach dem Paar absagen, das seine Hochzeitsreise nach Memphis geplant hatte und diese nun eben würde verschieben müssen.
    "Aber wir müssen unbedingt morgen früh aufbrechen!" Zumindest seine Zeitplanung wollte sich der Karawanenführer nicht durcheinander bringen lassen.

    [Blockierte Grafik: http://img266.imageshack.us/img266/9672/karawaxg9.jpg]
    Titus
    Innerlich stöhnte der Karawanenführer auf. Wohin man auf den Märkten auch seine Schritte wandte, man lief Gefahr, den Leuten des Agoranomos über den Weg zu laufen. Und mit denen legte man sich besser nicht an, sonst drohte einem schnell ein Platzverweis oder eine horrende Strafgebühr.
    "Das würde ich ja sehr gerne. Aber dann müsste ich eine Zusage an einen guten Geschäftspartner zurückziehen und du weißt ja selbst, wie die Dinge stehen: Alles wird teurer, das Futter für die Tiere ist kaum noch zu bezahlen!" jammerte der Mann.
    Doch im Grunde hatte Titus seinen Widerstand längst aufgehoben, ja er sah nun gar die Gelgenheit, aus der ganzen Sache etwas für sich herauszuholen: "Und demnächst muss ich auch noch meine gültige Handelslizenz verlängern lassen!"

    Ein Laufbursche des Agoranomos überbrachte einen Brief an den Besitzer des Stadthauses:


    Betriebsprüfung
    29. Choiak (27.09.105 n.Chr.)


    Hiermit werden die Ergebnisse der Betriebsprüfung vom 7. des Choiak mitgeteilt:
    Der Betreiber des Kapeleion Archaon hat die Zahlung eines Bußgeldes in Höhe von 75 Drachmen an das Konto der Polis Alexandria zu leisten.
    Widerspruch gegen das Urteil ist innerhalb einer Frist von 10 Tagen schriftlich im Büro des Agoranomos einzureichen. Allgemeine Beschwerden gegen administrative Handlungen bearbeitet die Stege des zuständigen Exegetes.


    Zur Begründung:
    1. Der betreffende Betrieb konnte beim Besuch der Prüfer keinen ausreichenden Brandschutz vorweisen.
    2. Vorwürfe bezüglich illegaler Aktivitäten und nächtlicher Ruhestörung konnten nicht in hinreichender Weise entkräftigt werden.
    3. Des Weiteren fielen Mitarbeiter des Betriebs durch mangelnden Respekt und einem Verhalten auf, das jegliche Kooperationsbereitschaft gegenüber der Beamtenschaft vermissen ließ.


    Mithridates Castor

    Endlich lagen auch die letzten Berichte der Betriebsprüfungen vor:


    Betriebsprüfung
    29. Choiak (27.09.105 n.Chr.)


    Hiermit werden die Ergebnisse der Betriebsprüfung vom 7. des Choiak mitgeteilt:
    Der Betreiber des Kapeleion Archaon hat die Zahlung eines Bußgeldes in Höhe von 75 Drachmen an das Konto der Polis Alexandria zu leisten.
    Widerspruch gegen das Urteil ist innerhalb einer Frist von 10 Tagen schriftlich im Büro des Agoranomos einzureichen. Allgemeine Beschwerden gegen administrative Handlungen bearbeitet die Stege des amtierenden Exegetes.


    Zur Begründung:
    1. Der betreffende Betrieb konnte beim Besuch der Prüfer keinen ausreichenden Brandschutz vorweisen.
    2. Vorwürfe bezüglich illegaler Aktivitäten und nächtlicher Ruhestörung konnten nicht in hinreichender Weise entkräftigt werden.
    3. Des Weiteren fielen Mitarbeiter des Betriebs durch mangelnden Respekt und einem Verhalten auf, das jegliche Kooperationsbereitschaft gegenüber der Beamtenschaft vermissen ließ.


    Mithridates Castor

    Auch wenn er mittlerweile innerlich tobte, gab sich Echion nach außen hin weiter ruhig und gelassen: "Wasser stellt in der Tat eine gute Art dar, Ratten zu ertränken", nickte er zustimmend. "Wie auch so mancher Mensch von einem gelegentlichen Bad profitiert!"
    Der Grammateos gab sich interessiert und klopfte ein wenig am Abzug der Kochstelle herum. Kopfschüttelnd wandte er sich schließlich ab.
    "Na ja, wenn die Winterstürme über uns hereinbrechen, ist etwas Wärme doch etwas Angenehmes. Aber währscheinlich sprechen wir beide von unterschiedlichen Kategorien von Gaststätten."
    Und weiter: "Aus Skythien stammst du also? Das vermutete ich bereits. Du musst wissen, ich bin ein Experte darin, die Herkunft von Menschen an ihrem Aussehen zu erkennen."
    Schließlich hatte aber auch er genug von diesem Geplänkel.
    "Nun gut. Die Ergebnisse werden dem Betreiber, diesem Niko..." - scheinbar unwissend durchsuchte Echion seine Unterlagen nach dem richtigen Namen - "...laos Kerykes dann in einigen Tagen mitgeteilt."
    "Es hat mich gefreut!" verabschiedete sich der Hellene mit verlogenem Lächeln. "Und schönen Gruß an die skythische Verwandtschaft!"

    Zitat

    Original von Ánthimos Bantotakis


    [Blockierte Grafik: http://img266.imageshack.us/img266/9672/karawaxg9.jpg]
    Titus
    Für Titus war es wieder einer dieser erfolgreichen Arbeitstage, an deren Ende man hocherfreut und in dem Wissen, wieder einmal gute Geschäfte gemacht zu haben, nach Hause kam.
    Seine Karawane, die noch am nächsten Morgen gen Süden aufbrechen sollte, war im Grunde vollkommen ausgebucht, denn soeben hatte der Karawanenführer die letzten freien Transportkapazitäten an einen Gemüsehändler verkauft. Und auch die Plätze für die Reisenden, die er für gewöhnlich gegen eine mehr oder weniger kleine Gebühr mit sich nahm, waren restlos belegt.
    Gerade, als er nun seine Diener anwies, den Stand abzubauen, tauchte dieser junge Mann auf: Titus kannte ihn nicht, hatte ihn noch nie gesehen, doch er wollte sich auch auf gar keine Diskussionen einlassen. "Nein, nein, mein Herr, wir sind bereits ausgebucht!" warf er Ànthimos Banthotakis entgegen, noch bevor dieser überhaupt das Wort ergriffen hatte.

    Dass man in dem Getümmel schnell einmal die Nerven verlor, konnte M.C. leicht nachvollziehen. Ihm selbst war es schon so manches Mal ähnlich ergangen. "Das mit der Karawane haben wir gleich erledigt!" versicherte er dem Prudentier. "Mein Scriba Bantotakis wird sich darum kümmern!" fügte der Agoranomos hinzu, während er zusah, wie Ànthimos sich zu besagtem Händler aufmachte.
    "Arbeitest du schon länger bei der römischen Verwaltung in Alexandria?"

    Echions Truppe folgte dem beleibten Mann in die Küche des Gasthauses. Auch hier schien auf den ersten Blick alles seine Ordnung zu haben. Doch so schnell gab man sich nicht geschlagen: "Ihr unternehmt doch hoffentlich etwas gegen euer Rattenproblem?" fragte der Hellene mit einem (gespielten) angewiderten Blick auf den Fußboden. "Erst vor wenigen Tagen wurde wieder ein größerer, durch Ratten verursachter Schaden in einem der Getreidesilos festgestellt. Die dafür zuständige Archontin soll ganz verzweifelt und in Angst darüber gewesen sein, dass man ihr die Schuld daran geben und gar aus der Stadt jagen könnte. Umso entschiedener will der auch um das Wohl der armen Frau besorgte Agoranomos nun in der Polis gegen die Quellen der Plage vorgehen."
    Echion, ganz der um die Sicherheit der Bürger besorgte Philanthrop, forschte weiter nach: "Wie hält man es hier mit den Kochstellen? Und werden die Zimmer im Winter gelegentlich gar beheizt? Nicht auszudenken, wenn hier ein Feuer ausbricht!"

    Die erste Bemerkung des Mannes überhörte der Agoranomos einfach.
    Selbst wenn jener den Hinweis auf seinen Arbeitsplatz nicht gegeben hätte, wäre Mithridates spätestens nach der unflätigen Bemerkung klar gewesen, einen Römerling vor sich zu haben. Doch man musste es ihm nachsehen. Niemand konnte etwas für seine Herkunft und so konnte man dem Mann auch nicht vorwerfen, einem barbarischen Volke zu entstammen. Und dieser Scipio hier hielt sich vielleicht für den Erstürmer Karthagos höchstselbst.
    Jedenfalls entschied sich M.C., das römisch-griechische Verhältnis nicht weiter zu belasten:
    "Freut mich. Ich bin Mithridates Castor, zuständiger Archon für die alexandrinischen Märkte. Wenn du willst, kann ich dir bei deiner Suche etwas zur Hand gehen. Der alte Titus hat seinen Stand am Ende dieser Straße und bietet in der Regel Reisenden Platz in seiner Karawane."
    Ohne eine Antwort abzuwarten, wandte er sich an seine Mitarbeiter, darunter auch sein Scriba Ànthimos: "Könnte einer von euch nachsehen, ob Titus gewillt ist, einen wichtigen römischen Beamten mitzunehmen." Dies beinhaltete natürlich auch die Aufforderung, im Zweifel erst dafür zu sorgen, dass der Händler dazu bereit sein würde.
    Sicherlich gab es komfortablere Reisemöglichkeiten, als sich einer Handelskarawane anzuschließen, aber offensichtlich hatte der Römer diesbezüglich keine allzu hohen Ansprüche - oder keinen allzu dicken Geldbeutel.

    Der Agoranomos nickte und vervollständigte das Dokument mit den entsprechenden Namen und Bezeichnungen.
    "Ich wünsche dir viel Erfolg mit deinem neuen Betrieb", sagte er, während er es der Römerin überreichte. Diesen Wunsch bekam natürlich jeder Besucher mit auf den Weg, so dass unklar blieb, ob es M.C. diesmal ernst meinte oder nicht.



    Betriebserlaubnis
    23.Choiak
    [21.09.105]


    Hiermit wird Iunia Urgulania mit dem Status der Proxenie gemäß §3 Nomos Empories der Betrieb einer Schneiderei des Namens pollé hýle in Alexandria gestattet.
    Weiterhin wird ihr ermöglicht, die darin erstellten Produkte gemäß §4 Nomos Empories auf den städtischen Märkten zu vertreiben.


    Mithridates Castor

    Der dicke Wirt ließ sich wohl nicht überrumpeln. Zumindest nicht von einem gedanklich etwas behäbigen Mann wie Echion. Der Wisch, der ihm unter die Nase gehalten wurde, beeindruckte den Hellenen aber auch nicht.
    "Hm...jetzt ist diese Betriebserlaubnis nun doch schon einige Jahre alt und wir alle wissen doch, wie schnell sich die Gegebenheiten in der Geschäftswelt verändern", schwafelte Echion. "Diese hier wurde ja sogar noch von Castors Vorgänger ausgestellt und nicht wenige Eingeweihte behaupten, dass in dessen Amtszeit nicht mit der notwendigen Sorgfalt gearbeitet wurde, wie das unter meinem jetzigen Vorgesetzten der Fall ist."
    Voller Enthusiasmus machte er sich dann über die Tafeln und Schriftrollen her, ohne an Lyros provokantem Grinsen Anstoß zu nehmen. Doch umso größer war die Enttäuschung, zu bemerken, dass diese im Grunde nichts hergaben, was man dem Besitzer zum Vorwurf machen konnte.
    Also verlagerte sich Echions Interesse schnell wieder in eine andere Richtung:
    "Wir dürfen uns doch sicher noch ein wenig umsehen, ob die hygienischen Mindeststandards in diesem Gasthaus erfüllt werden?! Wie du weißt sind solche Lokalitäten oft Brutstätten von allerlei Getier und Krankheiten, die die Gesundheit unserer Bürger gefährden."
    Seine 'Mannschaft' machte schon Anstalten, auszuschwärmen.