Mir war ebenfalls die Gruppe der Probati aufgefallen, die etwas abseits von uns in einer Gruppe saßen und sich scheinbar nicht näher an uns heran trauten. Sahen wir wie Probati fressende Ungeheuer aus, fragte ich mich grinsend. Doch ehe ich etwas sagen zu ihnen sagen konnte, rief der Centurio sie zu uns. Er hatte recht. Es war für alle noch genügend übrig. Sie müssten auch Hunger und Durst haben, hatte man sie doch bestimmt den halben Tag durch die Gegend gescheucht. Schließlich sollte ihre Ausbildung nicht unter diesem Einsatz leiden. Ich betrachte sie etwas belustigt, als sie zu uns kamen. Und einige der Legionarii konnte sich natürlich den einen oder anderen derben Witz nicht verkneifen. Ich erkannte unter den Probati jemandem aus unserem Contubernium und winkte ihn zu mir.
„Komm, setze dich zu uns!“, rief ich ihm zu. Ich wusste nicht, wie lange ich mich mit ihm unterhalten könnte. Denn der Centurio würde bestimmt bald den Aufbruch in das Lager befehlen. Aber bis dahin konnte wir es uns allen gut gehen lassen.
Beiträge von Tiberius Germanicus Probus
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Bei der Antwort des Probatus musste ich grnsen. Ja, das kannte ich nur zu gut, wenn der Centurio einen anschrie. Dann stellte er mir eine Frage, die mich überraschte.
„Ich habe schon mal seinen Namen gehört. Aber ansonsten kenne ich ihn nicht. Wieso macht der denn eurte Ausbildung? Was ist denn mit dem Centurio und dem Optio?“, fragte ich irritiert.
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Ich sollte dem Centurio sagen, Sedulus hätte mich aufgehalten? Ich runzelte die Stirn und sah meinen Verwandten erstaunt an.
„Meinst du, der Centurio würde das als Entschuldigung gelten lassen?“ Ich konnte mir das nicht vorstellen.
„Es ist doch hoffentlich nichts Ernstes?“, fragte ich besorgt nach dem Befinden seiner Frau. Ein Rückschlag, das hörte sich nicht gut an. Dann wies er einen Sklaven an, Wein zu holen. Kurz danach tauchte diese mit den geforderten Dingen wieder auf. Ich sah, dass er zwei Gläser mitgebracht hatte. Höchstwahrscheinlich ging der Sklave davon aus, dass ich mittrinken würde. Leider ging das nicht. Doch zu meinem Erstaunen goss Sedulus beide Gläser voll. Ich sah ihn zweifelnd an, als er mir zu prostete.Doch dann grinste ich und nahm mir das andere Glas.„Gegen ein Glas Wein zu diesem Anlass hat der Centurio sicherlich nichts. Und wenn doch, so wird er mich bestimmt nicht gleich in den Carcer werfen lassen.“ Ich prostete Sedulus zu. Zwar war ich mir nicht so sicher, was der Centurio machen würde, wenn er rausbekäme, dass ich entgegen seinen Anweisungen auf der Ausgangsgenehmigung etwas Wein getrunken hätte. Aber vielleicht hatte ich auch Glück und niemand bemerkte diesen kleinen Fehltritt. Dann erzählte Sedulus etwas über Rom und wie er dort seine Frau kennengelernt hätte. Princeps Prior! Nicht schlecht.
„Hast du als einfacher Soldat angefangen?“, fragte ich erstaunt.„Wie ist Rom so?“, fragte ich ihn neugierig. Denn ich war noch nie dort gewesen, so dass es nur als Bild in meinem Kopf existierte. Wenn ich mitbekam, dass jemand aus Rom kommt, musste ich einfach nachfragen.
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Original von Servius Artorius Reatinus
Mit Argusaugen kontrollierte Reatinus die Arbeiten vor diesem Baummeer. Der Tribunus verabschiedete sich mittlerweile genauso plötzlich, wie er gekommen war. Der Kerl hatte es aber eilig. Aber kein Wunder, schließlich musste er doch arg beschäftigt sein, ein Auge auf alle Arbeitsbereiche zu werfen.Die Zeit verstrich langsam, bis die Sonne am Horizont langsam aber sicher unter ging und Germanien in das sanfte Licht der Abendröte tauchte. Die Arbeiten waren für die Legionäre sicherlich anstrengend gewesen, doch sie hatten diese gut gemacht! So langsam war es an der Zeit, den Feierabend anzuläuten.
"Milites, venite!", brüllte Reatinus und winkte den Cornicen herbei, der zur Verstärkung seiner Worte kräftig ins Horn bließ. Obwohl eigentlich jeder Legionarius für seine eigene Verpflegung verantwortlich war, wollte Reatinus die Männer für ihre gute Arbeit belohnen. Das war zwar völlig untypisch für ihn, aber Ausnahmen sollten auch damals schon die Regeln bestimmen.
"Ihr habt heute gut gearbeitet, Männer! Dafür gibt es eine kleine Belohnung!". Reatinus pfiff kräftig und schon eilten einige Legionäre mit Säcken und Feldflaschen herbei. In den Säcken befand sich Räucherfleisch und in den Feldsflaschen reines Wasser. Vor allem Letzteres sollte doch willkommen sein. Man bekam oft genug dieses eklig schmeckende Essigwasser vorgeworfen.
"Lasst es euch schmecken! Aber fresst euch mir nicht zu voll, ihr sollt morgen noch arbeitsfähig sein!", grinste Reatinus.
Sim-Off: Hab jetzt einfach mal ein nahendes Tagesende angeleiert... hoffentlich ist das okay so.
Irgendwann war die Pause vorbei. Und kein Essen oder Wasser in Sicht. Die kleinen Proviantbeutel, die jeder bei sich hatte, waren leer gegessen und die Feldflaschen bis zur Neige ausgetrunken. Keiner von uns hatte daran gedacht, mehr mitzunehmen. Da wir alle am arbeiten waren, waren wir davon ausgegangen, dass das alles organisiert werden würde. Schließlich konnte nicht jeder Legionarius ständig zum Lager rennen, um seinen Proviant nachzufüllen. Aber scheinbar hatten wir uns geirrt. Somit blieb uns nichts anderes übrig, als selbst die Initiative zu ergreifen. Schnell waren vier Legionarii gefunden, die zum Lager gehen sollten, um für Nachschub zu sorgen. Wir mussten das auslosen, weil natürlich alle gehen wollten. Bedeutete es doch eine längere Pause von der anstrengenden Arbeit. So nahmen wir kleine Äste vom Boden und jeder durfte einen ziehen. Leider erwischte ich einen langen, so dass ich weiter Holzhacken musste. Neidisch sah ich den vier Kameraden hinterher. Der Meckerer von eben war unter ihnen und nun sicherlich sehr zufrieden.
Ich nahm meine Axt auf und machte mich an die Arbeit. Nun wollte ich mal sehen, was ich beim Entasten der Bäume so gelernt hatte. Ich ging zu einem Baum, der nicht allzu dick war. Schließlich sollte es nur eine Probe sein. Ich suchte mir einen sicheren Stand und schwang die Axt. Tatsächlich gelang es mir schon wesentlich besser als am Vormittag. Es war nicht perfekt und durch die schmerzenden Handflächen auch nicht angenehm. Aber ich schlug weiter mit der Axt auf den Baum ein. Langsam aber sicher formte sich eine große Kerbe in den Stamm. Nachdem ich, wie ich es von den beiden anderen Legionarii gelernt hatte, auf der anderen Seite des Stammes ebenfalls eine Kerbe eingeschlagen hatte, rief ich die Warnung an die anderen. „Achtung! Baum fällt!“ Dann drückte ich mit aller Kraft gegen ihn. Erst schien er sich zu wehren. Doch dann, ich spürte es mehr, als das ich es hörte, begann er zu brechen. Ich sprang schnell nach hinten und sah mit zufrieden grinsend, wie er krachend zu Boden fiel. Kaum lag er, machten sich einige Legionarii über ihn her.
So ging es weiter bis zum Abendrot. Es war ein hartes Stück Arbeit an diesem Tag gewesen. Und viele weitere würden noch folgen. In der Zwischenzeit hatte unsere kleine Organisationseinheit es tatsächlich geschafft, uns mit Essen und Trinken zu versorgen. Irgendwann befahl der Centurio das Antreten. Laut blies der Cornicen das Horn zum Sammeln, damit es auch der letzte Soldat bei seiner lärmenden Arbeit hören würde. Für heute war Schluss! Die Legionarii atmeten erleichtert auf und stellten sich langsam in Reih und Glied auf.
Ein Lob vom Centurio? Ich dachte erst, ich hätte mich verhört. Das kam wirklich selten vor. Und eine Belohnung auch noch? Neugierig sah ich zu, wie einige Legionarii Säcke zu uns trugen. Was da wohl drinne war? Ich blickte meine Kameraden fragend an, die mir aber nur mit einem breiten Grinsen antworteten. Nicht voll fressen? Also Essen war in den Säcken. Bei den letzten Worten des Centurio musste ich grinsen. Ich stellte mir Legionarii vor, die morgen mit kugelrunden Bäuchen in ihren Tuniken nach Luft ringend versuchten, Bäume zu fällen. Kaum hatte der Centurio ausgesprochen, stürzten sich die Legionarii lautstark auf die Säcke und durchwühlten den Inhalt. Räucherfleisch und Wasser. Das war doch was. Zufriedenes Stimmengewirr erhob sich überall. Nur dort und da kam es zu kleinen Rangeleien, weil sich einige Legionarii nicht einig darüber waren, wer was als erster gegriffen hatte. Aber es war mehr als reichlich für alle da, so dass sich diese kleinen Unstimmigkeiten schnell legten. Dann sah man, wie die Legionarii einer ganzen Centuria fröhlich und zufrieden, laut erzählend, schmatzend und lachend, im Gras saßen und es sich gut gehen ließen.
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Original von Servius Artorius Reatinus
"Davon gehe ich aus, Tribunus.", meinte Reatinus, der schon Erfahrung sowohl mit freundlichen als auch feindlichen Germanen gemacht hatte. Der Tribun hatte recht. Wenn das Wetter so gut blieb, mussten die Soldaten sich um ihre Arbeiten keine Sorgen machen. Die größere Sorge war, dass ihnen vorzeitig die Puste aus ging und diese Wahrscheinlichkeit war bei durchtrainierten Legionären sehr gering.
In der Zwischenzeit passierten schon wieder einige Baumstämme mit Kurs auf die Arbeiten dort vorne am Limes. Reatinus fragte sich, wie die Erweiterung voran schritt. Garantiert war der Limes, der römisches Gebiet von den wild lebenden Germanenstämmen trennte um einige Meter reicher geworden.Nun, die Legionarii mochten durchtrainiert sein. Aber die Arbeit war schwer, anstrengend und ungewohnt. Mit der Zeit ging es etwas langsamer voran. Auch ich merkte die Auswirkungen. Vor allen Dingen taten mir die Schultern und die Handflächen weh. Leider hatte ich zu spät bemerkt, dass es sinnvoll gewesen wäre, sich die Hände mit einigen Stücken Stoff zu umbinden. So war die Haut nun rot und empfindlich. Aber wenigsten meine rechte Hand konnte ich mit meinem Halstuch schützen. Am liebsten hätte ich beide Hände in einen Eimer kaltes Wasser gesteckt. Das musste die reinste Wohltat sein.
Gegen Mittag machten wir eine kleine Pause. Die Sonne stand hoch am Himmel und es wehte ein leichter Wind. Es war still im Wald. Der Lärm schien sämtliche Tiere in die Flucht geschlagen zu haben. Ich blickte auf den Waldrand, um abzuschätzen, was wir so bisher geschafft hatten. Es sah aus, als hätte jemand an dem Wald genagt. Aber es war immer noch ein Meer von Bäumen übrig. Hier und da lag ein Baumstamm vor dem Waldesrand am Boden.
Ich ging zu einigen Legionarii, die es sich im Schatten eines Baumes gemütlich gemacht hatten. Bei ihnen angekommen setzte ich mich zu ihnen und trank den letzten Schluck aus meiner Feldflasche.
„Mann ist das ein Wetter!“, sagte einer der Legionarii gerade und wischte sich mit seinem Halstuch den Schwei´vom Gesicht.
„Was hast du denn? Ist doch schön! Immer hast du was zu meckern.“, antwortete ihm einer seiner Kameraden grinsend.
„Wenn ich so wie du arbeiten würde, fände ich es auch schön.“, brummelte der erste zurück.
„Tja gewusst wie.“, grinste der andere fröhlich weiter. „Hättest du dich gleich mit mir zu den Mulis begeben, wie ich es dir gesagt hatte, dann bräuchtest du jetzt nicht hier zu schwitzen, als wärest du eines von ihnen.“ Der Legionaer schien bester Laune zu sein. Im Gegensatz zu seinem Kumpel, der ihn mürrisch anblickte, wohin gegen die anderen auflachten.
„Ach Scheiße!...Hast ja recht. Wie immer. Aber wer konnte auch ahnen, dass das hier so anstrengend werden würde. Die tun ja gerade so, als wollten sie den Limes bis Rom bauen. Da wäre mir laufen lieber! Und um die Verpflegung kümmert sich scheinbar auch keiner!“, grummelte er. Die anderen lachten wieder auf. Ich musste ebenfalls grinsen. Das waren sie, die Legionarii. Die besten Soldaten der Welt. Aber immer was zu meckern. Aber er hatte irgendwie recht. Vielleicht sollte sich der Centurio mal etwas zu essen und vor allen Dingen zu trinken organisieren. Denn wenn das nicht da war, dann konnten Legionarii so richtig stinkig werden. Schon damals galt die Devise: „Ohne Mampf, keinen Kampf!“
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Ich hatte ein unruhige Nacht hinter mir. Selbst die starke körperliche Erschöpfung hatte nicht dafür sorgen können, dass ich nicht von dem Kampf und den Leichen geträumt hätte. So wachte ich nun völlig zerschlagen auf und fühlte mich noch müder als am gestrigen Abend.
Ich war mich nach dem Gespräch mit meinem Stubenkameraden noch schnell waschen gegangen. Schließlich starrte ich vor Dreck durch das Ausheben der Grube für die Leichen. Den Dreck hatte ich nur schwer von meiner Haut bekommen. Und selbst nach dem ich mich gesäubert hatte, fühlte ich mich schmutzig. Nachdem ich mich wieder in meine dreckigen Klamotten geschmissen hatte, war ich zurück zu meinen Kameraden gegangen. Fast alle Legionarii hatten schon geschlafen. Ich legte mich ebenfalls auf meinen Platz. Eigentlich hatte ich erwartet, nach den Erlebnissen des Tages nicht schlafen zu können. Doch ich hatte kaum den Boden mit meinem Rücken berührt, da waren mir schon die Augen zu gefallen.
Nun stand ich in den Reihen meiner Kameraden und hörte dem Centurio zu. Kreuzigungen! Auch das noch. Die fuhren hier ja wirklich das volle Programm auf. Aber warum taten wir es dann nicht wenigstens dort, wo es viele Menschen sehen würden? Doch der Centurio würde schon wissen, was er tat. Also würden wir die Leiber der toten Kameraden hier verbrennen. 17 an der Zahl. Der Optio war hoffentlich nicht unter ihnen. Nachdem er mit seinem Tagesbefehl geendet hatte, machte ich mich mit einigen anderen Legionären auf den Weg zum Wald, um Feuerholz zu suchen. Schließlich hatte der Centurio noch darauf hingewiesen, dass sich versprengte Banditen in der Gegend aufhalten könnten. Da war es besser, wenn man in kleinen Gruppen zusammen blieb.
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Original von Caelyn
"Ach ja?" fragte ich ginsend, als ich das Brot auf schnitt. Ich glaubte ihm ja kein Wort. Wer half ihm denn sonst immer, wenn er seine Lorica auszog? Oder schlief er etwa in dem Ding? Seinen Helm hatte er ja alleine abzieh´n können und was darunter zum Vorschein kam, war gar nich so übel!
Aber ich war ja gar nich so! Also ging ich zu ihm hin und half ihm mit seiner Rüstung. "Puh, das is ja ganz schön schwer! Wie kann man nur den ganzen Tag mit so was rum laufen?"... und dann auch noch die halbe Welt erobern?
Zwangsläufig war ich Probus dabei näher gekommen. War´s das, was er beabsichtigt hatte? Ich musste ja gesteh´n, mir war´s nich so unangenehm. Im Gegenteil. Ich fand´s seltsam schön.
"Ich komm aus Augustodunum. Das is ´ne Kleinstadt in Gallia Lugdunensis. Naja, da hab ich bis vor ungefähr´nem Jahr gewohnt. Und dann is was blödes passiert," begann ich zu erzählen auch wenn ich darüber eigentlich jetzt nich wirklich sprechen wollte. Schließlich wollt ich ihm nich gleich erzählen, dass ich ma ´ne Diebin war. "Mein Bruder und ich, wir hab´n auf der Straße gelebt, nachdem uns´re Mutter gestorben war. Wir hatten kein Zuhaus mehr und wir musst´n uns so durchschlag´n. Naja und irgendwann is mir dieser blöde Sklavenhändler zum Verhängnis geworden. Der hat mich nach Rom gebracht. So bin ich zu Ursus gekomm´n. Und jetzt bin ich hier." Mir war das ja schon ´n bisschen peinlich.
Endlich hatte ich die ganzen Lederriemchen auseinander gefriemelt und konnte ihn jetzt von diesem Ding befreien.Ihr Grinsen zeigte mir, dass sie mir die Sache mit der Lorica nicht so ganz ab nahm. Nachdem sie das Brot aufgeschnitten hatte, kam sie zu mir und begann, an meiner Rüstung rumzufummeln. Da sie so etwas scheinbar noch nicht allzu oft gemacht hatte, dauerte das natürlich länger, was mir persönlich ganz recht war. Ich grinste sie über beide Ohren an und ließ sie mal machen.
„Schwer?“, fragte ich sie erstaunt. „Findest du wirklich?“ Ich zuckte mit den Schultern. „Also mir fällt das garnicht mehr auf. Solange ich sie an habe.“, erwiderte ich. Ich wurde etwas verlegen, denn der letzte Satz klang irgendwie anzüglich.
Aufmerksam hörte ich ihr zu. Ich wusste nicht, wo dieser Ort genau lag. Das war mir auch egal. Interessanter wurde der nächste Teil ihrer Geschichte. Sie schien einiges mitgemacht zu haben und war dann schließlich bei einem Sklavenhändler gelandet. Dann hatte sie leider schon alle Lederriemen geöffnet, so dass ich meine Lorica ablegen konnte. Ich zog sie etwas auseinander, so dass sie mit einem gewissen Abstand an meinem Körper hing.
„Deine Geschichte hört sich ziemlich traurig an....So Caelyn. Jetzt kommt der spannende Teil.“, sagte ich zu ihr. „Ich beuge mich jetzt mit dem Oberkörper etwas zu dir nach vorne. Dann greifst du an jeder Seite an meinem Hals unter das Schulterstück und ziehst mir die Lorica über den Kopf aus. Verstanden?“, fragte ich sie grinsend. Dann half sie mir die Rüstung abzulegen.
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Erleichtert hörte ich, dass Sedulus Zeit hatte, um mir von den mir unbekannten Mitgliedern unserer Gens zu berichten.
„Ich muss leider bald wieder los. Der Centurio, du verstehst.“, sagte ich zu ihm.
Interessiert folgte ich seinen Worten. Scheinbar gab es starke Bande zwischen den Aeliern und unserer Familie. Alle waren verheiratet und ihnen schien es gut zu gehen. Zu meinem Erstaunen ging Sedulus dann zu sich selbst über. Das war es schon gewesen? War die Familie so klein? Oder wusste er von keinem weiteren Mitglied etwas?
„ Dann hoffe ich, dass es deiner Frau bald wieder besser gehen wird. Trotzdem, herzliche Glückwünsche zu eurem Kind.“, gratulierte ich Sedulus und überlegte, welches Verwandschaftsverhältnis ich zu ihr hätte. Aber ich wusste es nicht.
„Danke, mir geht es gut. Ich wurde vor kurzem zum Legionarius ernannt. Und nun wird sich zeigen, wie mir das Soldatenleben so gefällt. An sich finde ich es in Ordnung. Es gefällt mir. Das einzige, was einen manchmal trübsinnig machen kann, ist, dass man sowenig Frauen zu Gesicht bekommt.“, anwortete ich grinsend und nahm ein Schluck Wasser. Also Wein wäre jetzt wirklich besser gewesen. Denn Wasser konnte ich schließlich jeden Tag trinken. Dann überlegte ich kurz, wen alles aus der Familie kannte.
„Da wäre mein Bruder Ticida. Er ist nach dem Tod unseres Vaters nach Mantua gegangen. Seit dem habe ich nichts mehr von ihm gehört. Keine Ahnung, was er gerade so treibt.“ Vielleicht sollte ich ihm einen Brief schreiben, überlegte ich. „Und vor kurzem habe ich einen weiteren Verwandten kennengelernt. Matrinius. Er ist ein Sohn von Germanicus Sophus. Er stand eines Tages plötzlich vor der Porta des Castellums. Ich bin aus ihm nicht so richtig schlau geworden. Ein eher schweigsamer Bursche, so dass ich auch nicht weiß, was ihn hierher verschlagen hat. Aber er scheint ganz in Ordnung zu sein. Er ist dir vielleicht auch schon über den Weg gelaufen. Denn er ist, soweit ich weiß, Scriba bei einem der Duumviri. Ansonsten kenne ich keine weiter aus unserer Familie.“
„Wie lange wirst du denn noch in Mogontiacum bleiben?“, fragte ich neugierig.
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Ein Tag wie jeder andere war mal wieder zu Ende gegangen. Alles war im gewohnten Trott verlaufen. Vormittags Training auf dem Campus. Dann waren um die Jahreszeit die Temperaturen noch erträglich. Mittags hatte ich Wache geschoben. Und am Nachmittag hatte ich im Magazin aushelfen müssen. Nichts besonderes. Am frühen Abend Thermenbesuch und dann die Vorbereitung des Abendessens. Nun, nachdem wir gegessen hatten machte ich mich wie jeden Abend daran, den Zustand meiner Ausrüstung zu überprüfen, sie zu reinigen und ggf. beschädigte Teile beiseite zu legen, damit ich sie am nächsten Tag im Magazin gegen neue austauschen konnte. Insbesondere die Lorica sequmentata war anfällig für Defekte.
Ich sah von meiner Arbeit auf und blickte zu den Probati. Kamen sie mit ihren Sachen klar? „Und alles soweit bei euch in Ordnung?“, rief ich zu ihnen rüber.
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Original von Caelyn
Kurze Zeit später kam ich mit ´ner Schale Oliven und ´nem halben Brot zurück. "Probus, der Abend ist gerettet! Ich hab´ noch Brot gefund´n," rief ich ihm euphorisch zu. Dann, endlich hatte ich ma Zeit, mich zu ihm zu setzen. Ich griff nach mein´m Becher und prostete ihm zu. "Auf den Abend!" ....und darauf, dass keiner zu früh nach Hause kommt und rumnervt, dachte ich noch. Ich nahm ´nen kräftigen Schluck von dem lecker Stöffchen. "Mhm, auch nich schlecht. Ist zwar keiner aus der Gegend wo ich her komm´aber is durchaus trinkbar," sagte ich fachsimpelnd, obwohl ich eigentlich von Wein nich die große Ahnung hatte.Eigentlich hatte ich das mit dem Brot nur aus Scherz gesagt, aber sie schien es ernst zu nehmen. „Das war doch nur ein Scherz. Würste und Schinken reichen völlig aus. Wenn du wüsstest, was wir jeden Abend essen. Da sind das hier die reinsten Leckereien“, sagte ich zu ihr. Seit Lupus bei den Equites war, waren die Kochkünste in unserem Contubernium rapide gesunken.
Als ich ihre Hektik bemerkte, fing ich an zu lachen. Natürlich hatte ich Hunger. Jetzt mehr denn je, wo das Essen doch praktisch vor meiner Nase war. Dann fragte sie mich, ob ich nicht meine Rüstung ablegen wollte. Verwundert sah ich sie an. Denn in Wirklichkeit hatte ich mich mittlerweile so an das Tragen der Lorica gewöhnt, dass ich sie kaum noch wahrnahm. Selbst den Helm hatte ich noch nicht abgenommen. Ich überlegte kurz und zuckte mit den Schultern.
„Warum eigentlich nicht. Wenn wir hier schon so gemütlich beisammen sitzen, muss ich sie nicht unbedingt an haben.“, antwortete ich ihr grinsend. Ich öffnete die Lederriemen am Helm, nahm ihn vom Kopf und legte ihn auf den Tisch. Dann stand ich auf, nahm den Gladius ab und hängte diesen am Tragegurt über die Stuhllehne. Nachdem ich den Gürtel abgenommen hatte, öffnete ich die Verschlüsse der Lorica. „Dabei musst du mir jetzt helfen. Denn alleine bekommen ich die Lorica nicht ausgezogen.“, sagte ich zu ihr. Nun, das war eine glatte Lüge. Aber woher sollte sie das wissen. Es war für mich nur bequemer so und außerdem würde sie auf diese Weise mal etwas näher zu mir kommen.
Dann verschwand sie wieder. „Wo willst du denn jetzt schon wieder hin?“, rief ich ihr ungeduldig hinterher. Ich wollte endlich essen. Da kam sie mit Brot und Oliven in die Culina zurück und hielt sie triumphierend in den Händen. Also war doch Brot in der Casa! „Na dann hätte ich gerne ein Stück davon.“, sagte ich lächelnd. Endlich setzte sie sich und wir prosteten uns zu.
„Auf den Abend!“, wiederholte ich schelmisch grinsend ihren Trinkspruch und nahm einen kräftigen Schluck vom Wein. Er war gut. Kein Wunder. Hatte ich doch mal einen etwas besseren gekauft, um etwas Eindruck auf Caelyn zu machen. Auf die Worte von ihr zuckte ich mit den Schultern.
„Ich kenne mich mit Wein nicht aus. Entweder er schmeckt mir oder nicht. Und dieser schmeckt mir sehr gut.“ Ich nahm noch ein Schluck. Allerdings sollte ich langsamer trinken. Schließlich hatte ich noch nicht allzuviel im Magen. Nicht, dass ich später sturzbesoffen war und mich vielleicht der Centurio erwischte.„Erzähl mal, woher kommst du eigentlich?... Ja, ich weiß aus Gallien. Aber woher genau? Und wie hat es dich hierher verschlagen?“, fragte ich Caelyn neugierig und lehnte mich auf dem Stuhl zurück.
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Ich war froh gewesen, als die Toten endlich unter der Erde lagen. Kaum war das erledigt gewesen, hatte der Centurio das Signal zum Sammeln blasen lassen. Müde, völlig verdreckt und mit den Eindrücken des Scharmützels und seinen Folgen kämpfend hatten wir uns in Reih und Glied aufgestellt. Es schien mir, als hätte jemand sämtliche Kraft aus meinen Knochen gesogen. Der kleinen Ansprache des Centurios hatte ich mit gemischten Gefühlen zugehört. Kurz darauf stampften wir durch den dunklen Wald Richtung Dorf zurück. Kaum einer der Legionarii sprach dabei, so dass nur das Klirren der Ausrüstungsgegenstände, das Knacken von kleinen Ästen unter den Sohlen der Caligae und die nächtlichen Laute des Waldes zu hören gewesen waren. Ich hatte nicht zurückgesehen. Irgendwann wurde der Wald wieder lichter und wir kamen am Dorf an.
Der Centurio befahl stehenzubleiben und unterhielt sich dann mit den beiden anderen Centurionen. Ich wollte nur noch schlafen, um all das zu vergessen, was ich in den letzten Stunden erlebt hatte. Wie benommen hörte ich die Zahlen der Toten und Verwundeten. Auf der einen Seite war es nicht soviele, wie ich es befürchtet hatte. Auf der anderen Seite war jeder einer zuviel. Insgesamt machte ihre Anzahl fast eine gesamte Centuria aus. Wie ging es eigentlich Drusus? Schließlich war er auch verletzt worden. Abnippeln? Das hörte sich in meinen Ohren ziemlich mies an. Dann erzählte der Centurio was von Männer kreuzigen. Ich blickte verwundert auf. Welche Männer? Gab es noch welche unter den Banditen? Und hatte es nicht schon genug Leid gegeben? Das mit den Frauen und Kindern war mir im moment egal. Er ging zu einer der Hütten und einer der anderen Centurionen gab uns die Befehle.
Zusammen mit einigen anderen Legionarii brachte ich die Gefangenen zu dem Gatter. Sie trotteten schweigend mit uns mit. Dort angekommen lösten wir die Bande zwischen ihnen auf, so dass sie sich wenigsten halbwegs bewegen konnten. Denn sie füllten das Gatter mehr als aus. Wir nahmen die Seile und gingen zurück. Die anderen Legionarii unserer Centuria hatten inzwischen in den Hütten Quartier bezogen. Da die Soldaten der beiden weiteren Centurien sich bereits in den Hütten breit gemacht hatten, kam es zu lautstarken Auseinandersetzungen. Denn natürlich waren die besten Plätze schon belegt. Das hätte man auch besser organisieren können, dachte ich mir. Doch irgendwann und irgendwie fand jeder ein Plätzchen.
Da ich nicht wusste, in welche Hütte sich meine Stubenkameraden einquartiert hatten, ging ich sie ab, bis ich sie schließlich fand. Allerdings sah ich Drusus nicht. Wahrscheinlich war er im Lazarett, um seine Wunde versorgen zu lassen. Dann fiel mir ein, dass ich ja noch mein Marschgepäck, welches ich im Dorf gelassen hatte, suchen musste. Ich wandte mich um und wollte gerade die Hütte wieder verlassen, als mich jemand ansprach.
„Halt Probus. Dein Marschgepäck ist hier. Wir haben es mitgenommen, nachdem du mit den Gefangenen abgehauen bist.“ Ich drehte mich um und sah einen meiner Stubenkameraden im schummrigen Licht, wie er mich anblickte.
„Danke! Mann, wirklich vielen Dank! Wer weiß, wie lange ich gebraucht hätte, bis ich es in der Dunkelheit gefunden hätte!“, antwortete ich ihm. Erleichtert ging ich zu ihm, nahm mir mein Gepäck und suchte mir noch einen freien Platz. Das war garnicht so einfach, denn die Hütte platzte fast aus allen Nähten. Die Plätzte auf dem Heuboden waren natürlich schon belegt, so dass ich mich mit einer Stelle nahe dem Stall vorlieb nehmen musste. Wenigstens hatten die Kameraden etwas Stroh auf den Boden gelegt, so dass es nicht ganz so hart war.
Ich ließ mich auf den Boden plumpsen und starrte erschöpft vor mich hin. Mein Kopf schien leer zu sein. Das leise Stimmengewirr um mich herum nahm ich nur als Hintergrundrauschen wahr. Auf einem Mal hörte ich meinen Magen knurren. Schon komisch, wie die Natur nach ihrem Recht verlangte, egal was passiert war. Ich nahm meinen Helm ab und stellte Scutum und Pilum an die Wand. Widerwillig kramte ich nach meinem Proviant, nahm mir ein Stück Brot und Käse und begann lustlos zu essen. Ich wollte es eigentlich nicht und es schmeckte mir auch nicht. Aber ich wusste, dass es besser so war. Schließlich brauchte ich Kraft für den morgigen Tag.
Kurz darauf hörte ich, wie einige Legionarii ein Lied summten. Nach und nach fielen immer mehr Soldaten in der Hütte in die Melodie ein. Ich kannte sie nicht. Aber sie schien das auszudrücken, was ich im Moment empfand. Sie war einfach und traurig. Stetig wiederholte sie sich. Dann fingen einige Soldaten an zu singen. Leise und traurig, so wie das Lied war. Bis schließlich fast alle mit einstimmten. Aufgrund der Einfachheit konnte ich die Melodie mittlerweile leise mitsummen. Die Soldaten sangen über ihre gefallenen Kameraden. Tränen schossen mir in die Augen und ich fing an, leise zu weinen. Ich konnte nichts dagegen tun. Beschämt blickte ich zu Boden und summte mit erstickter Stimme weiter. Die Bilder des Scharmützels und im Lager traten wieder vor meine Augen. Ich presste die Kiefer aufeinander, dass mir nach einiger Zeit die Zähne wehtaten. Nach einer halben Ewigkeit hörte das Lied auf.
Ich starrte immer noch zu Boden, als sich plötzlich jemand neben mich hockte. Ich sah nicht auf, denn ich schämte mich meiner Tränen, die einfach nicht zu versiegen schienen. Eine Hand legte sich schwer auf meine Schultern.
„Mach dir nichts draus.“, hörte ich dann die Stimme des Stubenkameraden von vorhin. „Wir alle haben schon geweint. Mehr als du glaubst. Es war dein erster Kampf, nicht wahr?“, fragte er mich. Ich nickte nur. „Dann ist es völlig normal. Auch ich habe wie ein Waschweib nach meiner ersten Schlacht geweint. Das haben alle. Ist nicht einfach zu verkraften, wenn man zum ersten Mal in seinen Leben einen Menschen tötet. Und das wird man nie vergessen. Keinen einzigen von ihnen wirst du jemals vergessen, aber man gewöhnt sich bis zu einem bestimmten Punkt daran. Und lernt damit zu leben.“ Ich hörte ihm zu. Das was er mir erzählte, war schrecklich und tröstend zugleich. Ich wischte mir mit der Tunika die Tränen aus dem Gesicht und sah ihn an.
„Danke für deine Worte. Aber ich weiß nicht, ob ich mich an sowas gewöhnen kann. Es waren ja nicht nur Männer, die ich im Kampf getötet habe. Es wurden auch Frauen und halbe Kinder getötet. Das ist es vor allen Dingen, was so wehtut.“, sagte ich zu ihm. Er nickte.
„Ja. Das ist wirklich hart. Aber es wird wieder vorkommen. Du hast nur die Wahl, dich entweder daran zu gewöhnen oder die Legio zu verlassen. Und glaube mir, du wirst damit leben können und müssen. Genauso wie du damit leben musst, dass einige deiner Kameraden ins Gras beißen.“, antwortete er mir ernst. Die Legio verlassen? Das würde eine unehrenhafte Entlassung nach sich ziehen. Niemals, sagte ich zu mir. Dann lieber sterben. Ich begann zu ahnen, dass das Leben als Legionarius mehr als Marschieren in glänzenden Rüstungen war. Wie naiv war ich doch gewesen. Wie damals als kleiner Junge. Das, was heute geschehen war, war der eigentlich Sinn eines Daseins als Legionarius. Kämpfen und töten! Ich nickte stumm.
„Was war das eben eigentlich für ein Lied?“, fragte ich ihn.
„Es ist ein altes Legionärslied. Keiner weiß genau, woher es stammt und wer es zuerst gesungen hat. Die Legende will, dass es ein Legionarius Macius Cencius nach der Schlacht von Alesia zum ersten Mal gesungen hat. Aber wer weiß das schon. Wichtig ist nur, dass wir es kennen.“, antwortete er mir auf meine Frage. Ich nickte. Inzwischen waren die Tränen versiegt.
„Ich glaube, ich gehe mich mal waschen.“, sagte ich zu ihm. Ich hatte es wirklich verabsäumt. Aber es gab mir auch die Gelegenheit, allein zu sein. Meine Stubenkamerad nickte. Ich stand auf und ging Richtung Tür und verließ die Hütte.
„In Ordnung. Tue das. Und vergiss nicht. Du wirst damit leben müssen! Sag dir einfach, das hättest du sie nicht getötet, du jetzt über den Styx gegangen wärest.“, rief er mir hinterher. -
Natürlich war mir die Szene zwischen dem Centurio und dem kleinen Jungen nicht entgangen. Und unter normalen Umständen hätte ich mir kaum ein Grinsen darüber verkneifen können. Doch was war an dem heutigen Tag schon normal gewesen! So hatte es auf mich einen grotesken Eindruck gemacht, wie der Centurio mit dem Jungen sprach. Das alles wirkte auf mich so fehl am Platz, wie ich es mich selbst fühlte. Alles schien heute aus den Angeln gehoben worden zu sein. So starrte ich nur auf die beiden und dann nur noch auf den Centurio, als dieser sich erhob und sich mir zuwandte, nachdem ich ihm die Meldung über die zu kleine Grube überbracht hatte. Ich nickte. Eine einfache Lösung. Hoffentlich hatte der kleine Junge sie nicht verstanden.
„Jawohl Centurio!“, antwortete ich und ging wieder zu der Grube zurück. Dort waren mittlerweile die Arbeiten zum Erliegen gekommen, denn man wusste nicht, wie es nun weitergehen sollte.
„Der Centurio hat befohlen, dass wir die Toten weiter aufeinander stapeln sollen. Wenn wir fertig sind, sollen wir den Aushub über sie schütten.“, erklärte ich meinen Kameraden. Das mit den Wölfen ließ ich lieber weg, denn ich wusste nicht, wer von den Gefangenen uns verstehen konnte. Nachdem das geklärt war, trieben wir die Frauen und Knaben wieder an, die Toten vom Eingang zu der Grube zu befördern. Das Wehklagen war inzwischen weniger geworden, wofür ihr Schweigen noch gespenstischer auf mich wirkte. Langsam aber sicher wurden alle Leichen in die Grube befördert. Dann fingen sie an, den Stapel mit der ausgehobenen Erde zu bedecken. Ich war froh darüber, dass ich bald nicht mehr in die toten Gesichter blicken musste. In manchen Augen der Toten schien ich die Frage nach dem Warum erkennen zu können. Ungeduldig trieb ich die Gefangenen in meiner Nähe zur Eile an. Ich wollte hier nur noch weg.
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Ich folgte Caelyn in die Casa. Mit großen Augen blickte ich mich um, denn es war das erste Mal, dass ich die Unterkunft eines Tribuns von innen sah. Der wohnte ja, als würde er in einem großen Haus in der Stadt wohnen, dachte ich erstaunt. In der Tat unterschied sich seine Casa kaum von einem gewöhnlichen Haus. Nach monatelangem Leben im Contubernium kam es mir vor, als würde ich durch einen kleinen Palast schreiten. Tribun müsste man sein, dachte ich neidisch. Wenn ich überlegte, auf wie wenig Platz wir Legionarii dagegen unser Dasein fristen mussten.
Caelyn war aus meinem Blickfeld verschwunden. Scheinbar war sie schon in die Culina gehumpelt, um alles vorzubereiten. Ich folgte einfach den Geräuschen und kam schließlich in der Küche an. Caelyn stand dort mit einigen Würsten und einem riesigen Schinken in den Händen da.
„Kein Brot?“, fragte ich sie mit gespielter Enttäuschung. „Wenn es denn sein muss, wird es so gehen müssen.“, sagte ich danach grinsend zu ihr. Ich ging zum Tisch und lehnte mein Scutum und mein Pilum an die Wand. Dann setzte ich mich auf einen Stuhl und sah Caelyn wieder an.„Worauf wartest du? Ich sterbe vor Hunger.“, sagte ich zu ihr. Da ich auf dem Fest nichts gegessen hatte, spürte ich tatsächlich ein kleines Loch in meinem Magen, das gut gefüllt werden wollte. Dann nahm ich eine der Flaschen vom Tisch, öffnete sie und goss die beiden Becher voll. Ich nahm mir einen.
„Na dann, lass uns zusammen anstoßen. Auf was auch immer!“, sagte ich mit einem breiten Grinsen zu ihr.
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"Ja, ich weiß, dass er dein Klient ist. Er hat es mir selbst gesagt. Zumal ich es seit dem Zeitpunkt wusste, als du ihn im Contubernium gesucht hast.", antwortete ich ihm. Wahrscheinlich konnte sich Sedulus daran nicht mehr erinnern. Aber dort hatte ich ihn das erste Mal kennengelernt. Als er mir auf die Schulter klopfte, sah ich ihn leicht lächelnd mit fragendem Gesichtsausdruck an. Da sagte er, dass ich von nun an sein Klient wäre. Erleichtert atmete ich auf. Das wäre also geschafft. Ich wusste nicht, ob es die richtige Entscheidung wäre, da ich Sedulus nicht allzu gut kannte. Aber das würde die Zukunft zeigen. Ich nickte und lächelte nun etwas gelöster.
"Vielen Dank, Sedulus.", sagte ich zu ihm und hob meinen Becher, denn er prostete mir zu. Schade, dass es nur Wasser war, dachte ich dabei.
"Auf unser Klientel!", wiederholte ich seine Worte. "Und falls ich etwas für dich tun kann, so lasse es mich bitte ebenfalls wissen." Dies meinte ich völlig ernst, wobei ich mir allerdings nicht vorstellen konnte, was ich für ihn tun könnte. Schließlich war er ich nur ein einfacher Legionarius. Nachdem ich getrunken hatte, stellte ich den Becher auf den Tisch und lehnte mich zurück.
"Ich möchte dir nicht deine wertvolle Zeit stehlen. Aber mich würde brennend interessieren, wie es dir und dem Rest der Verwandtschaft so geht.", sagte ich zu ihm. Allerdings konnte ich mir vorstellen, dass er für so etwas keine Zeit hatte.
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Ad
Lucius Quintilius Valerian
Castra Praetoria
Roma
Provincia ItaliaPRIDIE NON IUN DCCCLVIII A.U.C. (4.6.2008/105 n.Chr.)
Salve Valerian,
Entschuldige, dass ich dir erst jetzt antworte. Aber hier ist zur Zeit einiges los. Ich hatte gedacht, dass es nach der Grundausbildung etwas ruhiger werden würde. Aber falsch gedacht. Doch dazu später mehr.
Erstmal herzliche Glückwünsche dazu, dass du nun offiziell bei den Schwarzröcken bist. Wir haben keinen Moment daran gezweifelt, dass du es schaffen wirst. Wenn nicht du, wer denn dann? Und es soll bei euch härter zugehen, als bei uns? Das kann ich mir kaum vorstellen. Vielleicht sollte man mal einen Wettkampf zwischen den Prätorianern und den Legionarii der Secunda organisieren. Dann sehen wir ja, wer die besseren sind.
Das mit dem Kaiser kann ich kaum fassen. Welch eine Ehre für dich! Das muss alles schrecklich aufregend für dich gewesen sein. Den Kaiser geleiten und ihm dann noch so nahe zu sein. Wahnsinn! Und dann hast du auch noch seinen Bruder näher kennengelernt. Ich denke, du hast dich richtig entschieden. Jedenfalls sind wir alle tierisch stolz auf dich. Und erleichtert darüber, dass es dem Kaiser scheinbar doch nicht so schlecht geht. Es tat gut zu hören, dass er sich auf dem Weg der Genesung befindet. Das wird hoffentlich diesen elenden Gerüchten ein Ende setzen.
Dein Dienst hört sich aber nicht so spannend an. Ihr geht nur auf Patrouillie und steht Wache? Aber die Geschichte mit dem Senator war spitze. Das hast du völlig richtig gemacht. Schicke ihn doch mal bei uns vorbei. Dann lernt er mal die rauhe Herzlichkeit von den Legionarii kennen. Jedenfalls habe ich gut lachen müssen, als ich das mit seinem theatralischen Getue gelesen hatte.
Hier hat sich wirklich einiges verändert, seit dem du weg bist. In der Zwischenzeit bin ich Legionarius geworden. Ist schon ein anderes Gefühl. Irgendwie gehöre ich nun endgültig zur Legio. Aber leider zerfällt das alte Contubernium. Wenn das so weiter geht, bin ich demnächst der Dienstälteste auf der Stube. Und das, obwohl ich erst seit kurzem dabei bin.
Es stimmt. Sabinus ist weg. Ich habe keine Ahnung, was passiert ist. Ist schon merkwürdig. Sonst funktionieren die Lagertrommeln immer. Aber Lupus geht es gut. Ich kann ihn jetzt verstehen. Du musst ihn sehen. Er scheint glücklich bei den Equites zu sein. Und wenn er auf einem Pferd sitzt, bekommt man den Eindruck, als ob er für nichts anderes geboren worden ist. Von daher war seine Entscheidung völlig richtig.
Er und ich waren nach meiner Beförderung zum Legionarius zusammen etwas in Mogontiacum feiern. War echt klasse! Nur seitdem gibt mir der Centurio merkwürdiger Weise nur noch Ausgang mit der Einschränkung, keinen Alkohol trinken zu dürfen. Ich weiß nicht, ob das mit der Feier zusammenhängt. Jedenfalls kann ich mich da an nichts Schlimmes erinnern.
Weißt du schon, dass wir einen neuen Tribunus Laticlavius haben? Er ist Aurelier und somit Patrizier. Scheint ein echt feiner Kerl zu sein. Jedenfalls nicht so hochnäsig, wie ich es von einem Adligen erwartet hätte. Letztens haben er, Drusus, Lupus und ich zusammen auf dem Campus eine Fechtübung gemacht. Mein Gegner war Lupus. Kannst dir ja vorstellen, wer gewonnen hat. Jedenfalls hat der Tribun, obwohl er das mitbekommen hatte, kein schlechtes Wort darüber verloren. War echt in Ordnung!
Bei dem Tribun fällt mir noch eine unschöne Geschichte ein. Letztens war ein Stadtfest in Mogontiacum. Einige Contubernia waren als Wachen dazu abkommandiert worden. Unter anderem unseres. Jedenfalls kam es zu einem Zwischenfall, bei dem eine Sklavin des Tribun leicht verletzt wurde. Also schnappen wir uns den Typen und bringen ihm zum Tribunen, damit der entscheidet, was er wegen der Sache unternehmen will. Er verdonnert ihn zur Bezahlung einer neuen Tunika, da die andere von der Sklavin leicht kaputt war. Da fängt mein Kamerad, ein Neuer namens Calenus, plötzlich an, dass der Tribun doch Milde walten lassen sollte, da der Verursacher offensichtlich arm wäre. Du kannst dir vielleicht vorstellen, wie sauer ich war. Da meint so ein kleiner Probatus, der ich zu diesem Zeitpunkt auch noch war, einen Tribunen indirekt maßregeln zu können. Und das vor den versammelten Leuten! Ich also dazwischen und entschuldige mich für das Verhalten von ihm beim Tribunen. Da fängt der Neue erst richtig an loszulegen. Anstatt seine Klappe zu halten! Mann, war ich stinkig. Auf dem Weg zum Castellum, der Tribun hatte uns den Befehl gegeben, die Sklavin zu seiner Casa zu bringen, da fing er endgültig an auszuticken. Jedenfalls kam es zu einem kleinen Wortwechsel zwischen ihm und mir. Doch scheinbar hat er nun sein Fehlverhalten eingesehen. Ich habe dies keinem der Stubenkameraden erzählt. Wir alle machen Fehler. Und du kennst das ja. Wenn ein Neuer so einen Blödsinn macht, wird er, wenn er Pech hat, von den anderen eine halbe Ewigkeit damit aufgezogen. Ich schreibe dir das, weil ich hoffe, dass du mir einen Rat geben kannst, wenn so was zukünftig wieder passieren sollte. Denn ich weiß nicht, ob ich dann ruhig bleiben werden kann.
Ansonsten gibt es nur noch zu berichten, dass wir morgen zum Ausbau des Limes abrücken werden. Der neue Tribun scheint ziemlich ehrgeizig zu sein. Ich bin froh, mal aus dem Castellum rauszukommen. Auch wenn das harte Arbeit bedeutet. Doch irgendwie scheint die Sonne außerhalb des Castellums heller und freundlicher. Ich bin gespannt, was uns auf diesem Kommando so alles erwarten wird. Aber ich schätze, es wird nur die Arbeit sein.
Ich werde dem Centurio deine Grüße ausrichten. Ich denke, er wird sich darüber freuen. Immerhin hat er dich ausgebildet, so das er stolz auf dich sein wird. Und Drusus ist in jeder Hinsicht ein zweiter Schreihals. Das soll heißen, dass er wie der Centurio hart aber fair ist. Deine Grüße an die Kameraden werde ich auch ausrichten. Soviele sind von den Alten ja wie gesagt nicht mehr da. Aber dafür haben wir zwei Neue. Sie scheinen sich auf dem Campus gut zu schlagen. Jedenfalls habe ich nichts gegenteiliges gehört.
Ich muss jetzt aufhören zu schreiben. Ich muss noch die Ausrüstung für morgen kontrollieren. Nicht, dass es uns nachher noch in das Zelt regnet oder so.
Nochmals vielen Dank für deinen Brief und lass bald von dir hören. Kann sein, dass eine Antwort von mir länger dauern wird, da wir ja am Limes beschäftigt sein werden. Kennst ja die Feldpost!
Lass es dir gut gehen! Und mögen dich die Götter auf deinen Wegen beschützen.
Vale bene,
Probus
P.S.: Ach so, ich hoffe, es ist nicht schlimm, dass ich einige Stellen aus deinem Brief den Kameraden vorgelesen habe. Ich dachte, sie sollten auch erfahren, wie es dir in Rom so ergeht. Sie sind mächtig stolz auf dich. Und die Geschichte mit dem Senator hat alle zum Lachen gebracht.
Sim-Off: von der Legio II Wertkarte
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Ich bekam von diesem Gespräch nichts mit, denn ich bearbeitete den Baum, wie es mir die beiden Legionarii angeraten hatten. Selbst wenn mir aufgefallen wäre, dass der Centurio und der Tribun sich unterhielten, hätte ich auf diese Entfernung bei dem Lärm um uns herum kein Wort verstehen können.
Den Stamm von den Ästen zu befreien, war gar nicht so einfach, wie es zuerst aussah. Die kleinen Äste waren schnell abgehackt. Doch bei den großen war es schwieriger, je nachdem wo er sich befand. Ich merkte schnell, dass manchmal die Hacke praktischer war als die Axt. So fiel nach und nach Ast für Ast vom Stamm zum Boden. Ab und an streckte ich mich, denn die Arbeit ging ziemlich schnell auf den Rücken. Zumal es immer wärmer wurde, da die Mitte des Tages näher rückte, so dass mir der Schweiß ausbrach. Aber ich war zufrieden mit dem, was wir hier taten. Das wir dabei schnell waren, wusste ich nicht.
Nachdem die Äste an den zugänglichen Seiten entfernt worden waren, mussten wir den Stamm drehen, um das restliche Blattwerk an der Unterseite zu entfernen. Die Männer packten ihre Werkzeuge weg und zusammen drehten sie den Stamm um. Dann schlugen sie die restlichen Äste ab. Dann wurden einige Seile an dem einen Ende des Stammes befestigt. Daran würden die Mulis ihn in das Lager ziehen. Da das aber nicht meine Aufgabe war, ging ich zu dem nächsten Baum, der in einiger Entfernung auf dem Boden lag, um diesen von seinen Ästen zu befreien. Auf dem Weg dorthin trank ich aus meiner Feldflasche. Bei dieser harten Arbeit bekam ich schnell Durst und den anderen schien es nicht anders zu ergehen. Wir würden schnell Nachschub an Wasser benötigen. Aber darum würde sich sicherlich der Centurio kümmern. Am Baum angelangt, machte ich mich an die Arbeit.
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Wieder hatte ich einen Brief von Valerian erhalten. Ich freute mich darüber und ging in das Contubernium, um ihn in Ruhe zu lesen. War der Brief lang! Hatte Valerian so viel Zeit bei den Prätorianern? Immer wieder las ich den Brief und konnte es nicht fassen. Valerian hatte den Kaiser gesehen! Nicht nur das! Er hatte sogar die Ehre gehabt, bei dessen Ankunft auserwählt worden zu sein, ihn auf dem Forum zu begrüßen. Meine Herren! Das mussten die Kameraden unbedingt erfahren!! Ich beschloss, ihnen den Brief zum Teil vorzulesen. Sie wären bestimmt stolz auf ihn, wenn sie das alles hörten.
Bis dahin machte ich mich an die Beantwortung seines Briefes. Es gab so einiges zu schreiben. Gute und weniger gute Dinge. Aber so war das Leben. Ich holte Papyri und die Schreibutensilien, die ich mir vor kurzem für viel Geld gekauft hatte, und setzte mich an den Tisch. Wo anfangen? Nach kurzem Überlegen fing ich an zu schreiben.
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Drusus schien von meinem Vorschlag nicht begeistert zu sein. Er schwieg sich aus. „Na gut. Dann gehe ich in die Koppel und du passt auf diesen Germanen hier auf.“, sagte ich zu ihm und zuckte mit den Schultern. Dann drehte ich mich um und ging mir ein paar Knaben und Frauen aussuchen. Einige andere Legionarii hatten die selbe Idee und so kam es zu einem munteren Wettsuchen. Die meisten der Gefangenen sahen zu Boden. Wenn sie aufblickten, konnte man verweinte und verquollene Augen erkennen. Mein Mitgefühl hielt sich diesmal in Grenzen. Aber ich vermied es, ihnen in die Augen zu sehen. Ich suchte mir nacheinander erst einige Gefangene aus und trieb sie zu Drusus. Sie verhielten sich, als würden sie noch unter Schock stehen. Wort- und widerstandslos ließen sie alles mit sich geschehen. Man hörte nur die Rufe der Soldaten und ab und zu noch ein Jammern. Wahrscheinlich hatten sie Angst. Denn sie wussten nicht, was wir mit ihnen vor hatten.
„Na dann auf zum fröhlichen Graben!“, sagte ich sarkastisch zu Drusus. Wir trieben die Gefangenen zur Lagermitte, drückten den Knaben und dem Mann Schaufeln und Hacken in die Hände und die Frauen bekamen Körbe von uns. Langsam fingen sie dann an, die Grube auszuheben, während wir sie bewachten. Nach kurzer Zeit kam der Centurio vorbei und befahl uns, den Gefangenen beim Graben zu helfen. Aus war es mit der Faulenzerei. Ich schaute Drusus an und verdrehte die Augen. Nachdem ich Scutum, Pilum und Gladius abgelegt hatte, teilten wir die Wachen unter uns auf. Denn die Waffen mussten schon noch bewacht werden. Den Gladius hatte ich ganz bewusst abgelegt. Nicht das mir nachher ein Gefangener ihn von hinten aus der Scheide ziehen würde und micht abstechen würde. Das hätte mir gerade noch gefehlt. Während wir langsam den harten Boden aufrissen und die Grube Gestalt annahm, schaute ich immer wieder mal auf. Da sah ich den Berg an Leichen am Eingang des Lagers liegen und es schienen immer mehr zu werden. Die Grube müsste ziemlich tief werden, um all die toten Leiber aufnehmen zu können.
In der Zwischenzeit war es dunkel geworden. Nur ein großes Feuer, welches der Centurio anzuzünden befohlen hatte, erleuchtete mit seinem gespenstisch flackernden Schein das Lager. Schweißüberströmt arbeitete ich verbissen weiter. Ich wollte die Sache so schnell wie möglich hinter mich bringen, um dort wegzukommen. Plötzlich brüllte der Centurio Drusus zu, die Leichen der Banditen in die Grube zu befördern. Ich sah erst verwundert zu Drusus rüber und dann zum Centurio. Schöne Scheiße, dachte ich. Erst buddeln wir wie die Maulwürfe und als Belohnung für die Knochenarbeit durften wir noch die toten Rebellen in die Grube befördern. Ich stieg aus der Grube, legte meine Hacke beiseite und wollte Drusus helfen. Er und ich mussten wie zwei Erdgeister wirken, so dreckig und verschmiert wir von der dunklen Erde waren. Nur die Rüstung ließ noch erkennen, dass wir römische Soldaten waren.
Zum Glück kam jemand auf die Idee, dass die Gefangenen die Leichen in die Grube werfen sollten. Auf dem Weg zur Koppel, sah ich einige Equites auf den Centurio zureiten. Einer von ihnen schien schwer verwundet zu sein, so wie er sich auf dem Pferd hielt. Erst als sie näher kamen, glaubte ich meinen Augen nicht zu trauen. Der Optio! Er lebte also, den Göttern sei dank! Aber er schien ordentlich was abbekommen zu haben. Aber er lebte!
Dann begannen wir die Gefangenen zu dem Stapel Leichen zu treiben. Kaum waren sie dort angekommen erhob sich ein lautes Wehklagen. Viele hatten unter den Leichen ihre Verwandten entdeckt und fingen nun an, lauthals ihrer Trauer freien Lauf zu lassen. Ich spürte einen Kloß im Hals und konnte kaum hinsehen. Zu erbärmlich und herzzerreißend waren die Szenen. Aber wir hatten auch unseren Befehl. So zerrten wir sie wieder auf ihre Füße und machten ihnen deutlich, dass sie die Toten in die Grube bringen sollten. Widerwillig und teilweises mit hasserfüllten Blicken machten sich die Gefangenen an die Arbeit. Nach einer scheinbar endlosen Zeit stellte sich heraus, dass die Grube nicht groß genug für alle toten Leiber waren. Was nun? Die Toten wieder rauszerren, um die Grube zu erweitern, ging nicht. Eine weitere Grube zu graben, würde höchstwahrscheinlich zuviel Zeit benötigen. Ich beschloss dem Centurio Meldung zu machen. Sollte der sich doch darum den Kopf zermartern. Schließlich wurde er dafür bezahlt. Schnell hatte ich ihn gefunden.
„Salve, Centurio Petronius! Ich melde, dass die Grube zu klein ist, um alle Leichen der toten Banditen aufnehmen zu können.”, meldete ich ihm, nachdem ich salutiert hatte. -
Nachdem uns die Wache am Tor durchgelassen hatte, waren wir zur Casa des Tribun gegangen. Der Blick der Wache war mir ebenfalls aufgefallen und ich hatte ihn grinsend mit einem Schulterzucken erwidert. Schließlich waren wir im offiziellen Auftrag unterwegs.
Als sich Caelyn von Calenus verabschiedete und mich zum Eintreten in die Case aufforderte, ging ich nochmal zu meinem Kameraden und zog ihn beiseite.
"Lass dir keine grauen Haare über die Sache von vorhin wachsen, Calenus. Ich werde niemandem aus unserem Contubernium davon erzählen. Was hälst du davon, wenn wir in ein paar Tagen uns mal zusammen setzen und miteinander ein bisschen quatschen? Schließlich hatten wir bisher kaum Zeit uns näher kennenzulernen.", fragte ich ihn leise.
Dann verabschiedete ich mich von ihm und ging wieder zu Caelyn. "Na dann bin ich gespannt, was die Culina so alles hergibt.", sagte ich zu ihr grinsend.
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Nachdem sich die Soldaten die Ausrüstungsgegenstände von den Packtieren geholt hatten, verteilten sie sich, um die ersten Bäume zu fällen. Ich folgte dabei zuerst meinen Stubenkameraden zum Waldrand. Da sah ich zwei Legionarii aus einem anderen Contubernium, die ich nur vom Sehen her kannte. Sie standen an einem großen Baum und diskutierten miteinander. Da das für mich ziemlich fachmännisch aussah, ging ich zu ihnen. Denn ich wollte hören, was sie zu sagen hatte. Ich hatte noch nie einen Baum gefällt und wollte wissen, wie man am Besten dabei vorging. Ich war gerade bei den beiden angekommen, als sie auch schon loslegen wollten.
„Salvete!“, grüßte ich sie. „Darf ich euch bei der Arbeit zu sehen? Ich habe noch nie einen Baum gefällt. Ihr beide seht aus, als wüsstet ihr, was zu tun sei.“, sagte ich zu ihnen. Die Beiden hielten inne und sahen mich grinsend an.
„Na gut.“, antwortete einer von ihnen. „Aber halte dich vom Baum fern. Es könnte sonst gefährlich werden.“ Lachend blinzelte er seinem Kameraden zu, spuckte in seine Hände und führte den ersten Schlag aus. Mit einem hohlen Knirschen bohrte sich die Axt in das Holz. Mit einem Schwung zog er sie wieder heraus. Da donnerte schon der Schlag seines Kameraden in den Stamm. Holspäne flogen durch die Luft, die nun mit lauten Geräuschen angefüllt war. Von überall klang das Klopfen der Äxte auf Holz durch die Luft. Wenn das mal nicht die Germanen hören, dachte ich besorgt. Aber sie müssten schon taub sein, um es nicht zu bemerken. Doch so nahe an der Grenze würden wohl kaum uns feindlich gesonnene Stammesangehörige auftauchen.
Immer wieder bohrten sich die Äxte der beiden in den Stamm, bis eine große Kerbe entstanden war. Der Duft von Harz lag angenehm in der Luft. Dann gingen beide auf die andere Seite und schlugen dort ebenfalls eine Kerbe in den Baum. Je tiefer sie schlugen, desto deutlicher konnte ich ein Knirschen und Knarzen vernehmen. Der Baum war kurz davor zu fallen. Dann entfernten sich beide vom Stamm und einer von ihnen rief so laut er konntegegen den Lärm an. „Achtung!! Baum fällt!!“ Danach gingen beide zum Baum und drückten gegen den Stamm. Zuerst schien nichts zu geschehen. Doch dann sah es so aus, als ginge ein Zittern durch den Baum. Langsam und unter lautem Protest neigte er sich und fiel schließlich mit lautem Krachen gen Boden. Kaum befand sich der Stamm im freien Fall, sprangen die beiden Legionarii vom Stamm weg. Ich wusste erst nicht, warum. Doch als der Baum auf den Boden prallte, bemerkte ich, wie das Ende vom Stamm mehrere Meter hochsprang. Hätte dort noch jemand gestanden, dachte ich erschrocken. Die beiden hatten so geschickt die Kerben gesetzt, dass der Baum auf die freie Fläche vor dem Waldrand gefallen war. Ich blickte sie anerkennend an. Sie grinsten nur mit ihren schweißbedeckten Gesichtern und griffen zu ihren Feldflaschen.
„Darf ich auch mal?“, fragte ich sie. Sie lachten auf. Der eine nickte. „Na klar! Der da drüben ist der nächste.“ Er zeigte auf einen großen Baum in einiger Enfernung. Ich nickte begeistert und ging dorthin. Angekommen suchte ich mir einen sicheren Stand, holte mit der Axt aus und ließ sie auf den Stamm donnern. Fast hätte es mir die Axt aus den Händen geschlagen. Zwar hatte ich die Rinde abgeschlagen. Aber der Stamm hatte lediglich einige Kratzer. Ich hörte das laute Lachen der beiden anderen und sah sie verwundert an.
„Doch nicht so einfach, wie es aussieht oder?“, fragte mich einer von ihnen, während sie näher kamen. „Du darfst die Axt weder zu locker noch zu fest halten. Und schlage lieber kontrolliert und dafür nicht so doll. Das bringt mehr als ein wildes Rumgehacke.“, erklärte er mir lachend. Ich nickte. Na dann! Ich holte aus und ließ erneut die Axt niedersausen. Diesmal bohrte sie sich tief in das Holz. Ich spürte sofort, dass der Aufprall sich bis in meine Schultern fortpflanzte. Meine Fresse! Was muss das für einen Muskelkater geben, dachte ich. Ich zog an der Axt. Doch sie rührte sich nicht. Wieder hörte ich die anderen lachen.
„Du musst sie gleich wieder rausziehen, wenn du sie in das Holz getrieben hast. Sonst zieht sich das Holz wieder zusammen und dann klemmt die Axt fest.“, sagte nun der andere grinsend zu mir. Ich zerrte mit beiden Händen an der Axt. Plötzlich war sie frei und ich wäre beinahe auf meinen Allerwertesten gefallen. Wieder dieses Lachen. Mit rotem Kopf funkelte ich die beiden nun etwas verärgert an.
„Es ist wohl doch besser, wenn du den anderen beim Abschlagen der Äste von den gefällten Bäumen hilfst. Ist eine gute Übung. Später kannst du nochmal vorbeischauen. Vielleicht klappt es dann besser.“, sagte der Legionarius von eben zu mir. „Aber pass auf, dass du dir nicht mit der Axt in die Beine haust. Das gibt hässliche Wunden.“ Wieder lachten beide auf. Ich sah sie nacheinander an. Sie hatten ja Recht. Ich hatte keine Ahnung vom Bäume fällen. Und der Ratschlag schien mir trotz ihres Lachens ernst gemeint. Ich nickte und ging dann zu dem Baum, den die beiden kurz vorher geschlagen hatten. Man konnte schon von weitem erkennen, dass sich einige Legionarii über ihn hergemacht hatten und dabei waren, den Stamm von den Ästen zu befreien. Weiter hinten sah ich ebenfalls zwei Bäume am Boden liegen, die auf gleiche Weise bearbeitet wurden.