Einar stellte mir den Bauern als Theodard vor. Er nickte mir zu und ich nickte freundlich zurück.
Ich drehte mich kurz zu Einar und flüsterte: "Der Duplicarius sagte wir sollen ihn befragen und nach Waffen Ausschau halten."
Dann drehte ich mich dem Bauern wieder zu.
"Setz dich. Wir haben ein paar Fragen an euch." Ich deutete auf einen leeren Platz am Tisch an dem die anderen saßen.
Er nahm etwas verwirrt Platz und schaute uns gespannt an.
"Was genau ist hier vorgefallen? Wann kamen diese Männer und kennt ihr sie?"
"Nun" der Bauer zögerte, atmete dann einmal tief ein und aus und sprach weiter "werden sie zurückkommen? Ihr werdet doch aufpassen dass sie nicht wiederkommen?"
"Ihr seid sicher. Die Bande ist gefangen und wenn wir erfahren was sie wollten, woher sie kommen und wer sie sind, können wir dir auch Sicherheit geben dass sie nicht wiederkommen."
Er seufzte und schaute zu der Frau mit dem Kind auf dem Schoß. Sie hatte ängstliche Augen, aber sie nickte als wäre dies ihre letzte Hoffnung.
"Nun gut. Sie kamen heute früh, noch bevor die Sonne am höchsten steht. Es war Zeit ein wenig Feldarbeit zu tun."
Feldarbeit. Die Tiere waren wahrscheinlich morgens gefüttert worden. Danach wurden die Ställe gesäubert, vielleicht etwas gegessen. Vermutlich waren die Leute um die Mittagszeit gekommen.
"Wir kennen diese Leute. Aber nicht mit Namen."
Er deutete nach draußen über seine Felder in Richtung Osten.
"Von dort kommen sie. Immer. Sie leben in einem verlassenen Hof. Jedenfalls sieht dieser Hof verlassen aus. Dort leben sie und von dort planen sie ihre Raubzüge. Sie erpressen Höfe in der Umgebung. Wir müssen ihnen etwas geben, von dem was wir haben...Obst, Fleisch, Stroh, Brot. Sie lassen uns genug zu leben und zu arbeiten, und nehmen den Rest für sich."
Ich schaute nachdenklich und fragte dann:
"Woher weißt du so genau über ihren Hof Bescheid?"
Theodard lachte. "Einmal wollten ich und mein Ältester sie endlich beseitigen. Wir waren übermütig und aufgebracht. Wir verfolgten sie heimlich und fanden den Hof vom alten Ardarich. Dort saßen sie bei guter Laune, Wein und Fleisch. Wir bekamen Angst und flohen."
"Wahrscheinlich die bessere Idee" murrte ich.
"Aber wer ist dieser Ardarich?" fragte ich weiter.
"Ihm gehört der Hof. Ein älterer Mann, immer streng und hart. Er verflucht die Römer, die Gallier und alles Fremde. Und ich könnte schwören seinen verdammten Sohn unter diesen Banditen erkannt zu haben. Wahrscheinlich haben sie den Alten selbst ermordet um in seinem Hof zu leben. Dieser Alte war ein Biest."
"Ihr helft uns gut mit all dem was ihr wisst. Kannst du uns sagen woher sie diese ganzen Waffen haben?"
Der Bauer schaute uns an. Lachte dann kurz und sprach nun etwas leiser weiter.
"Ich habe Ardarich nie getraut. Aber er hat auch niemandem getraut. Ich weiß nicht mit wem er Geschäfte machte. Ich weiß nicht wie er so einen großen Hof, mit soviel Land bewirtschaften konnte. Er war allein, seine Frau war früh gestorben die Glückliche und sein Sohn war zu faul um irgendetwas zu tun. Aber das Land war bestellt. Der Hof war sauber. Er hatte Hilfe das glaube ich immer noch. Und wer weiß wie er diese Hilfe bezahlt hat.
Nun jedenfalls als wir beim Hof waren, schauten wir durch die Fenster und sahen die Truppe bei Tisch. Doch wir hatten auch durch andere Fenster gespäht und wir konnten einen Raum sehen, eine Tür war offen und wir konnten nur wenig sehen. Aber was wir sahen waren Waffen, lauter Waffen. Dolche, Schwerter, mein Sohn sagte er konnte Knüppel sehen und sogar Lederrüstungen und Schilde."
Ich hatte genug gehört, vorerst. Ich wandte mich an Einar. "Cupidus sprach von Waffenschmuggel. Vielleicht ist dieser Hof von Ardarich die Lösung? Vielleicht hat er die Waffen dort lagern lassen und dafür ein paar helfende Hände bekommen."
Etwas aufgeregt wand ich mich wieder an den Bauern.
"Die Bande dort draußen. Sind das alle die ihr auch auf dem Hof gesehen habt? Und wie lange dauert es bis zu jenem Hof?"
"Ich weiß nicht ob es alle sind. Ich denke ja. Es war schon dämmerig und wir hatten sie nicht gezählt. Der Hof ist nicht sehr weit von hier. Zu Fuß ein halber Tagesmarsch durch die Felder. Auf den Pferden braucht ihr halb so lang, noch schneller geht es wenn ihr erst die Straße hinunter reitet und nach einiger Zeit nach rechts abbiegt. Es ist ein kleiner Weg der direkt zum Hof führt, er ist etwas versteckt und verwildert. Aber man erkennt ihn wenn man nach der buckligen Eiche Ausschau hält. Ein Baum, gekrümmt wie ein alter, aber großer Mann und neben ihm liegt ein Felsblock als wäre er hingestellt. Direkt hinter der Eiche beginnt der Weg."
"Danke. Der alte Aldarich ist tot nicht wahr? Glaubt ihr er wäre fähig Waffen für Räuber und Banditen zu horten und dafür ihre Hilfe in Anspruch zu nehmen?"
"Er ist tot. So jedenfalls sagt man und ich habe ihn Jahre nicht gesehen. Ob er zu so etwas in der Lage ist fragst du? Was für ein Soldat bist du?" Er wurde wütend, bekam sich dann aber wieder unter Kontrolle. "Wie ich dir sagte: Dieser Mann war ein Biest, ein Unmensch. Er könnte alles schlechte tun, an das man denken kann."
Mir reichte das und ich nickte. "Wenn wir noch Fragen haben, kommen wir wieder. Habt keine Angst!" Dann winkte ich Einar zu und wir gingen zur Tür.
Der Duplicarius wartete schon und wir erstatteten ihm Bericht.