Beiträge von Cassim

    Die Zeit des Herumlungerns war endgültig vorbei. Längst schon war Cassims Wunde verheilt und er hatte sich nach seiner Aufgabe gesehnt.
    Seit einigen Tagen war es nun endlich so weit. Ein junger, flüggegewordener Falke war vor einigen Tagen angekommen. Der Parther hatte ihn schon erwartet. Sofort hatte er sich dem Tier angenommen. Mit der Hilfe anderer Sklaven hatte er eine geeignete Voliere gezimmert, die nun im hinteren Teil des hortus ihren Platz gefunden hatte. Hier wollte er auch mit dem Falken arbeiten, weitab von der Villa und den störenden Blicken der Sklavenschaft.
    Die ersten Monate mit den jungen Falken dienten dazu, um eine Bindung zu dem Tier aufzubauen. Das Tier sollte sich an seinen neuen Herrn gewöhnen können. Es dauerte noch lange, bis der Vogel soweit war und er das erste mal frei fliegen durfte. Dies war eine der schwierigsten und zeitaufwendigsten Phasen bei der Abrichtung eines jungen Falken. Es bedurfte viel Geduld und Ausdauer. Die Zeit, die dafür nötig war, wollte sich der Parther nehmen, denn für ihn gab es nichts schöneres, als mit einem solchen Tier arbeiten zu können. Bereits als Kind hatte er aufmerksam verfolgt, wie man einem Falken abrichtete. Als er dann selbst alt genug gewesen war, eine solche Verantwortung zu übernehmen, hatte er diese gerne übernommen und bald gab es nichts mehr, was er lieber tat. So waren die Jahre vergangen und er war zum Mann herangewachsen, jedoch an seinem Interesse für die Falknerei hatte sich nichts geändert. Dabei konnte er alles um sich herum vergessen. Die Schmach, die ihm durch seine Gefangennahme zuteil geworden war, sie war für kurze Zeit wie fortgewischt. In dieser Aufgabe ging Cassim völlig auf.


    Der Parther hatte nun fast den ganzen Tag mit dem Falken zugebracht. Jetzt, da es bereits dämmerte, war es an der Zeit, den Falken zu füttern. Der Vogel hatte sich sein Fressen redlich verdient. Hierzu hatte man Cassim einen Eimer mit toten Küken bereit gestellt. Wahrlich kein schöner Anblick! Aber angesichts dessen, da sich niemand außer ihm hierher verirrte, störte es nicht weiter. So sollte man meinen! Jedoch bemerkte der Parther recht schnell, dass er an diesem Abend nicht alleine war. Er hatte ein Rascheln gehört. Angestrengt spähte er in die Richtung, aus der das Geräusch kommen musste. Bald erkannte er den Umriss einer Frauengestalt und er wunderte sich, was gerade sie hier verloren hatte. "Hallo! Das ist aber eine Überraschung! Komm doch näher!" Er grinste breit, denn mit ihrem Erscheinen hatte er nicht gerechnet.


    Sim-Off:

    Für die junge Dame reserviert! :)

    Cassims skeptischer Blick streifte den Nubier. Er wirkte gereizt, wobei es für den Parther nicht ersichtlich war, warum. Ging es ihm etwa auch um die Frauen? Zugegeben, wenn Cassim sich gleich drei von den Vieren unter den Nagel reißen würde, hätte der Nubier das Nachsehen. Dass der Nubier alleine ein Problem mit Cassims offensichtlicher Überheblichkeit hatte, entging diesem völlig. So war er eben, so war er immer schon gewesen und es würde schwer werden, ihn zu ändern.
    Alleine der letzte Einwurf des Nubiers bereitete dem Parther einige Kopfschmerzen. Ihn als unerfahren zu bezeichnen, war zu viel des Guten! Das verletzte seinen Stolz. "Oh, ich habe durchaus Erfahrung und werde sicher nicht mit mehreren Schülerinnen überfordert sein. Mein schwarzer Freund hier, unterschätzt mich vollkommen!"
    Cassim warf ihm nun einern herausfordernden Blick zu, der alles sagte- noch ein Wort und es geht vor die Tür!

    Cassim lauschte nun dessen, was gesprochen wurde. Sich noch einmal die Blöße geben zu müssen, weil seine Aufmerksamkeit zu wünschen übrig gelassen hatte, lag nicht in seiner Absicht. Die kleine Dunkelhaarige sprach nun. Sie erklärte sich in einem fast perfektem Griechisch, so dass er sie eines genaueren Blickes würdigen wollte. So süß saß sie da, die fleischgewordene Erinnerung an seine Yasmina.
    Der Einwurf des Nubiers, der ihn etwas abschätzig ansah, kam gerade recht. Cassim sah seine Chance, wie er beides haben konnte, sich einigermaßen gut aus der Situation zu winden und nicht auf die Anwesenheit der versammelten Schönheiten verzichten zu müssen.
    "Das ist, wie ich finde, eine sehr gute Idee! Ich stimme meinem schwarzen Freund voll und ganz zu! Ich könnte dann diejenigen übernehmen, deren lateinischer Wortschatz noch einiger Übung bedarf. Dann hättest du frei Hand mit den Fortgeschrittenen!" Der Nubier hatte mit seinem Vorschlag wirklich eine Auszeichnung verdient! Wenn Cassims Angebot Gehör finden würde, hätte er das Vergnügen mit gleich drei hübschen Sklavinnen - Merit-Amun, Fhionn und natürlich die wundervolle Siv. Nur auf Bridhe hätte er verzichten müssen. Doch in Anbetracht ihrer garstigen Wortwahl, die sie ihm gegenüber angeschlagen hatte, konnte er gut und gerne auf sie verzichten.

    Was in ihrem hübschen Köpfchen nur vorging. Cassim konnte es noch nicht wirklich ergründen. Sie war einfach hinreißend! Er konnte seine Augen nicht von ihr lassen. Sie zog ihn alleine mit ihrer puren Anwesenheit in ihren Bann und so überhörte er sogar schlichtweg die abschätzige Bemerkung, er sei ein Mitbringsel des Parthienfeldzuges. "Ja," antwortete er nicht minder verträumt und lächelte sie an. Es nahm noch eine Weile in Anspruch, bis das auch ihre zweite Frage in seinen Gehirnwindungen angekommen war. "Äh, ja Familie! Ja, ich habe Familie, zu Hause in Dura Europos. Frauen und Kinder." Er hatte sich wieder besonnen und spürte wieder diese Sehnsucht in sich aufkommen, die sich auch am ersten Tag in der Villa eingestellt hatte. Nichts hatte sich an seiner Zuversicht geändert, seine Familie eines Tages wieder zu sehen. Er wartete nur den passenden Moment ab.
    Merits Einwurf brachten ihn schließlich wieder in die Gegenwart zurück. Ihm war auf einmal so, als sei er benebelt. "Ja, sicher," antwortete er belegt. Etwas wollte ihn nicht loslassen, was ihn immer wieder versuchte, zurück zu reißen. Er lächelte betreten, als sie fortfuhr, über ihren Auftrag zu berichten. Den erwähnten Flavier hatte er noch nicht zu Gesicht bekommen, was aber auch nicht verwunderlich war. "Ja, die Villa ist ein wahres Labyrinth. Man kann schnell den Überblick verlieren. Aber es ist schön, dass dein Weg dich hierher zu mir geführt hat." Er hatte sich neben sie gesetzt und sah sie von der Seite an. Ihre Gestalt war so zierlich und begehrenswert. Er sehnte sich plötzlich nach etwas, worauf er schon zu lange verzichtet hatte.
    "Griechisch ist so etwas, wie eine Muttersprache für mich. Meine Amme war Griechin." Wieder reflektierten seine Augen so etwas wie ein Verlangen nach etwas Unwiederbringlichem. "Sorge dich nicht, du wirst es noch lernen!"

    Cassims Antlitz verfinsterte sich. Der Grieche machte sich auch noch lustig über ihn. Dieses schrille Lachen, am liebsten hätte er ihm den fetten Hals umgedreht! Wenigstens sehnte sich seine Faust, Atheus´ Gesicht zu deformieren. Doch dazu war keine Zeit mehr. Ehe er sich versah, hatte ihn der Grieche angebunden. Um ihn ruhig zu stellen, redete er weiterhin unvermindert auf ihn ein. Allerdings war diese Methode alles andere als beruhigend. Im Gegenteil! Aus seiner liegenden Position konnte er die Vorbereitungen des medicus beobachten, was ihn noch mehr irritierte. Er spürte in sich jenen unbändigen Drang, sich aufbäumen zu wollen und davonzurennen. Alleine das Wissen, dadurch das Gesicht zu verlieren und hinfort als Memme zu gelten, hielt ihn zurück. So ergab er sich seinem Schicksal. Wie bei einer Folterprozedur zeigte Atheus seinem Opfer noch einmal sämtliche Instrumente, mit denen er ihn zu quälen gedachte. Beim Anblick der metallenen Gegenstände wurde es ihm kalt und heiß zugleich. Er hoffte darauf, sogleich in einen tiefen Schlaf zu fallen, nachdem der medicus ihn betäubt hatte. Er betäubte ihn doch noch, nicht wahr? Gänzlich fassungslos verfolgte Cassim jeden Handgriff des Griechen, der alles andere tat, als Anstalten zu machen, ihn zu narkotisieren.
    Dann spürte er den kräftigen Griff von Hannibals Händen auf seinen nackten Schultern. Vergeblich versuchte er, sich noch rechtzeitig aus dem Griff zu befreien. Die Chance auf ein Entkommen war längst verstrichen. Dann nahm er plötzlich den bestialischen Schmerz in seiner Brust wahr, als Atheus sich an ihm zu schaffen machte. Ein markerschütterndes Schreien folgte. Seine Finger gruben sich fest in das Laken, auf dem er lag. Es war, als wollte der Wahnsinn sich ihm bemächtigen. Dann, nach unendlichen Qualen fiel Cassim in eine tiefe Ohnmacht. Sein Schreien verstummte jählings.

    Erst im Nachhinein wurde Cassim bewusst, wie ungeschickt es doch von ihm war, die Wahrheit auszusprechen. Damit hatte er sich selbst binnen weniger Sekunden ins Aus manövriert. Daher war die Reaktion des paedagogus nur verständlich. Im Grunde traf es zu, was er sagte. Er hatte hier nichts verloren. Nur wegen der bezaubernden Weiblichkeit hatte er ja den Weg hierher gefunden und es schmerzte ihn nun innerlich, darauf verzichten zu müssen. Die Enttäuschung, die sich in seinen Zügen widerspiegelte, war gewiss unübersehbar.
    Doch dann geschah, womit er nicht mehr gerechnet hatte. Der paedagogus hatte sich besonnen und überraschte ihn mit einem Angebot, welches er nur schwerlich ablehnen konnte, wenn er denn auch weiterhin die liebreizende Gegenwart der blonden Schönheit auskosten wollte.
    Er überlegte nicht lange und entschied sich, seinem Herzen (oder vielleicht einem ganz anderem Körperteil) zu folgen, obwohl für ihn die Rolle des Lehrers mehr als ungewohnt war.
    "Ja gerne, ich könnte dich unterstützen, wenn du erlaubst." Er warf einen verstohlenen Blick auf die Germanin und lächelte ihr zu.

    Zitat

    Original von Siv


    Ob sie ahnen konnte, was alleine ihr herrlicher Anblick in Cassim auslöste? Wahrscheinlich verdrehte sie jedem Mann den Kopf. Dem Parther war es gleich, ob Siv alles verstanden hatte, wovon er gesprochen hatte. Nur diese blauen Augen, die auf ihm lagen und dieses entzückende sanfte Lächeln, verzauberten ihn noch immer. Gerne hatte er sich jetzt genommen, wonach er sich sehnte. Doch bevor sein Bedürfnis ins unermeßliche stieg, konzentrierte er sich tunlichst auf das, was sie ihm nun über ihre Heimat zu sagen wusste. Allerdings war er damit nicht besonders erfolgreich.
    Germanien ist heiß, oh ja, das konnte er sich lebhaft vorstellen. Dazu bedurfte es nur der Anwesenheit der goldenen Schönheit. Ihrere weiteren Worte prallten nur an ihm ab. Lediglich der letzte Satz fand wieder ein Schlupfloch in seinen Gehörgang. "Wenn alles weiß ist?" wiederholte er weniger fragend, denn verträumt. Auch Siv war nun diesem verträumten Ausdruck verfallen. Sollte er etwa die gleiche Wirkung auf die Germanin haben? Cassim rückte ein Stückchen näher an Siv heran. Noch viel intensiver entbrannte in ihm der Wunsch nach ungestörter Zweisamkeit, was allerdings den realen Gegebenheiten gänzlich widersprach. Was um ihn herum in der Zwischenzeit vorging, war ihm völlig entgangen.
    Längst hatte der Unterricht begonnen. Der paedagogus hatte damit begonnen, seine Schüler nach ihrem Wissenstand abzufragen. Gedanklich ganz weit weg, war es ihm nicht bewusst geworden, dass er es war, der als nächstes angesprochen wurde.
    Erst nach einer ganzen Weile bemerkte er die fragenden Blicke der anderen Schüler, die auf ihm lasteten. Der verträumte Blick und auch das Brennen waren schlagartig einer Ernüchterung gewichen.
    "Äh, wie bitte?" Unsicher kreiste sein Blick dabei um seine nächste Umgebung, bis er verstand, worum es gehen musste.
    "Oh, ich verfüge über eine umfassende Bildung. Ich beherrsche Latein, Griechisch und auch mehrere parthische Dialekte in Wort und Schrift. Meine besonderen Vorlieben gelten der Musik und der Literatur."

    Ich bitte um Verständnis bei allen die auf mich warten. Wegen eines dummen Sportunfalls war ich für einige Tage im Krankenhaus. In dieser Zeit hat sich meine Arbeit zu Hause gestapelt. Da ich nun langsam wieder 'Land sehe', werde ich nach und nach wieder posten.

    Sim-Off:

    Keine Ursache! :)


    Die ganze Art des Medicus´ belustigte Cassim auf eine gewisse Weise. Hätte ihm seine Wunde nicht solche Schmerzen beschert, dann hätte er wahrscheinlich schon beim ersten Wort des Griechen laut losgeprustet. So unterdrückte er das Ganze und nahm zur Kenntnis, was Atheus diagnostizierte. Fürwahr, der Medicus hatte nicht übertrieben. Nach seiner Gefangennahme hatte man sich zwar um seine Verletzung gekümmert, jedoch war dies nur halbherzig geschehen. Oberstes Ziel war, ihn einigermaßen wieder herzustellen, damit er auf dem Sklavenmarkt einen ordentlichen Preis abwarf.
    Cassim setzte sich.
    Jetzt erst fiel ihm ein schmächtiger blasser Junge auf, der Gehilfe des Medicus, so vermutete er. Der Junge bildete das krasse Gegenteil zu dem fetten Medicus, dessen Gesicht durch die wenige Anstrengung bereits rotgefärbt war. Nachdem der Medicus ihm etwas zugeflüstert hatte, verließ der Junge zielstrebig den Raum und kehrte geraume Zeit wieder zurück. Diesmal trug er eine Kiste mit sich.
    Der Parther wähnte Hannibals Anwesenheit hinter seinem Rücken. Was er allerdings nicht ahnen konnte, war die Ausstrahlung, die er auf den anderen Sklaven ausübte. Er, der er bislang mit Freuden ausschließlich dem weiblichen Geschlecht zugetan war, hätte dies sicher in arge Bedrängnis gestürzt, hätte er auch nur einen Hauch der Ahnung davon gehabt.
    Der Grieche besah sich genauestens die Wunde. Er war damit äußerst vorsichtig, was Cassim ihm, angesichts seiner Leibesfülle gar nicht zugetraut hätte. Der Junge öffnete die mitgebrachte Kiste und eine Menge medizinischer Werkzeuge kam zum Vorschein, von denen Cassim nur erahnen konnte, zu welchem Zweck sie dienlich waren.
    Bald schon war der Medicus zu einem Ergebnis gekommen, wie er weiter verfahren musste. Cassim hob beide Augenbrauen an, als er hörte, er müsse sich nun einer kleinen Operation unterziehen. Innerlich beunruhigt durch diese Aussicht, blieb er äußerlich völlig gelassen. Er ließ sich überhaupt nichts anmerken, denn schließlich war er ja ein Mann von Stand, wenn auch momentan eher in einer misslichen Lage, und ein Soldat noch dazu. Er konnte es sich also keineswegs leisten, wie ein Weib herum zu jammern, auch wenn sich in ihm alles dagegen sträubte.
    Der Medicus indes, wollte keine Zeit verstreichen lassen. Er schickte seinen Lehrling los, um heißes Wasser zu holen und wies Cassim an, sich hinzulegen.
    "Ähm, ist das denn die einzige Möglichkeit?" fragte er, wobei er die Antwort schon kannte. Dies geschah lediglich, um noch etwas Zeit zu schinden und den unausweichlichen Schmerz noch etwas vor sich herzuschieben.

    "Merit," wiederholte er verträumt ihren Namen. Ihr süßes grinsen und die weißen Zähne, die dabei zum Vorschein kamen- Cassim war bereits jetzt schon ganz und gar hingerissen! Der Akzent, der ihr eigen war, entzückte ihn mit jedem Wort, das sie sprach. Ihr Herr musste ein wahrer Glückspilz sein. Erneut schweiften seine Gedanken für einen Atemzug ab, als ihn die Erinnerung an Yasmina wieder einholte.
    "Aus Parthien stamme ich, meine Schöne," antwortete er auf Merits Frage. Er ging davon aus, dass sie schon wüsste wo das lag. Letztendlich lag Ägypten auch im Osten.
    Cassim entging keine einzige Bewegung der grazilen Schönheit. Es war eine Wonne, sie dabei zu beobachten, wie sie sich bewegte, so anmutig, so schön.


    Die Ägypterin hatte sich nun auch dem Teich zugewandt. Sie tat es so ab, als sei dies nichts besonderes und so wie sie sich dann äußerte, musste sich Cassim dann eingestehen, dass ein solche Teich nun wahrhaftig nichts besonderes wahr, da offensichtlich jedes Haus über einen solchen verfügte. Er zuckte nur mit den Schultern und folgte Merit, die zum Teich hin schlenderte. Dort ließ sie sich im Gras, nahe dem Ufer nieder. Cassim folgte ihr, blieb aber vorerst stehen und betrachtete sie von oben herab. Dann trafen sich ihre Blicke, als Merit ihm eine Frage stellte und dabei zu ihm herauf schaute. Bevor er jedoch antwortete, nahm er neben ihr Platz. "In meiner Heimatstadt gibt es tatsächlich auch solche kleine Parks, so wie des sie auch in deiner Heimat gibt, ja. Dank des Euphrats sind wenigsten die Uferregionen sehr fruchtbar. Doch Parthien ist größtenteils ein Wüstenland und solche Teiche, wie dieser hier sind dort sehr selten." Erneut schaute ich in ihre dunklen Augen und war aufs Neue verzaubert. "Was hat dich hierher geführt, Merit?"

    Die goldene Schönheit, wie sie errötete, einem Mädchen gleich, dem man eröffnet hatte, wie überwältigend schön es war. Ihre Wangen waren so zart und sie hatten die Farbe einer Jasminblüte. Er musste bei ihr ins Schwarze getroffen haben, dass sie sich derart geschmeichelt fühlte. Wie sollte Cassim hier nur einen klaren Kopf bewahren, bei all den bezaubernden Schönheiten? Das Lächeln der blonden Schönen hatte ihn verzaubert und benebelte seine Sinne. Parthien, sagte sie und er antwortete verträumt "Ja, Parthien!" Er konnte nicht genau sagen, mit welchem süßen Gift sie ihn außer Gefecht gesetzt hatte, ob es die tiefen blauen Augen waren, der volle rote Mund oder gar ihre wohlgestalteten Rundungen. Seine Augen lagen auf ihr. Zu nichts anderem waren sie mehr fähig.
    Was ging nur in ihrem hübschen Köpfchen vor? Möglicherweise hatte er ja ihre Fantasie beflügelt, so wie sie seine beflügelt hatte. Cassim stellte sich vor, ihr nahe zu sein, ihren Duft einzuatmen und wer weiß, einmal von ihr zu kosten. Dann wich sie plötzlich seinem Blick aus. Hatte er sie etwa verlegen gemacht? Der Parther musste deswegen grinsen. Dann drang ein Schwall fremdartiger Worte an sein Ohr, die ihn verwirrten. Es war keine Sprache, die ihm bekannt war, geschweige denn die er schon einmal gehört hatte. "Wie bitte?" fragte er verständnislos. Doch sogleich kam die vermeintliche Übersetzung, so dachte er wenigstens. "Germanien? Verzeih mir meine Unwissenheit, doch wo liegt dieses Germanien? Und wie ist dein Name, oh Goldene?"


    Es schmeichelte Cassim ungemein, ihr Interesse geweckt zu haben. So zögerte er nicht, auf ihre Frage zu antworten.
    "So ist es! Von hier aus gesehen, liegt es im Osten. Dort ist es wesentlich heißer als hier, da der Großteil des Landes Wüstengebiet ist. Meiner Familie gehört ein großes Anwesen nahe der Stadt Dura Europos, die am Euphrat gelegen ist. Der Euphrat ist ein großer Fluß und die lebensspendene Ader der Region." Ob sie verstanden hatte, wovon er sprach? Auf ihre Reaktion achtend, beobachtete er sie.

    Die kleine Ägypterin war nicht minder überrascht, als er es war, nachdem er sie berührt hatte. Jedoch schien sie keine Furcht vor ihm zu haben. Ganz im Gegenteil, sie schien erfreut zu sein, nachdem er sich einer Sprache bediente, die ihr mehr gewogen war und die sie, ebenso wie er, in Perfektion beherrschte. Cassim konnte sich seines Grinsens nicht erwehren. Er fand die Kleine einfach entzückend. "Ja, genau der bin ich! Du kannst mich aber gerne Cassim nennen," antwortete er ihr. "Du müsstest mir nur etwas auf die Sprünge helfen. Wie war noch dein Name?" Mit Cassims Namensgedächtnis war es nicht zum Besten bestellt, was aber der Situation in keinster Weise schadete. So hatte er wenigstens einen Grund gefunden, ein Gespräch mit ihr zu beginnen. Sein Blick wich kurz auf die Statue aus, von der sie sich etwas entfernte. Es war dieselbe Götzendarstellung, der er sich bereits gewidmet hatte. Auch diesmal konnte er ihr nichts abgewinnen.
    "Ja, der Garten ist wundervoll!" Er nickte ihr bestätigend zu und wies auf den Teich, an dem er noch vor einigen Minuten gesessen hatte. "Dort drüben befindet sich ein Teich, in dem es Goldfische gibt! Welch eine Verschwendung, nur um etwas Kurzweil zu haben! Möchtest du ihn sehen? Den Teich, meine ich." Ihre Gegenwart wirkte auf ihn und wollte seine Sinne vernebeln.

    Die beiden Männer schritten gemächlich, jedoch zielstrebig zurück zur Villa. Während Hannibal zu erzählen begann, lauschte Cassim nur seinen Worten. Jedes Detail, welches er dabei aufnehmen konnte und ihm wichtig erschien, sog er in sich auf. Er erwähnte dabei auch einen griechischen Sklaven, der in der Kunst der Medizin bewandert sein sollte. Wenn sich dieser Sklave um die Verletzungen des Römers zu kümmern hatte, dann war er auch mit Sicherheit gut genug für ihn. Zudem man mit einem Griechen meistens nichts falsch machen konnte.
    Ihr Weg hatte sie wieder zurück in die Sklavenunterkunft geführt, dorthin wo Hannibal ihn als erstes nach seiner Ankunft geführt hatte. Hannibal hatte einen vorbeikommenden Sklaven damit beauftragt, den besagten Medicussklaven herbeizuschaffen. Cassim setzte sich derweil auf sein Lager, welches er sich ausgesucht hatte und beobachtete den Sklaven, der zu seinem Lager ging und sich an der kleinen Holztruhe, die daneben stand, zu schaffen machte. Er vernahm das krächzende Geräusch der Truhe, als er sie öffnete. Zu gerne hätte er gewusst, was sich darin verbarg. Er streckte seinen Hals, um einen Blick zu erhaschen, indes Hannibal weiter erzählte. Cassims Anstrengungen fruchteten jedoch nicht. "Außer diesem einen, wie hieß er noch, Gracchus, hat keiner der Männer eine Gefährtin? Welch ein armseliges Leben diese Römer doch führen müssen!" Man konnte Cassims Verachtung nicht nur anhand seiner Wortwahl ausmachen, auch der Ausdruck seines Gesichtes, den er dabei hatte, sagte alles.
    Cassim konnte erahnen, wie der Sklave die Truhe wieder schloss. Letztendlich konnte er doch noch herausfinden, was Hannibal da aus seiner Truhe entnommen hatten, wobei diese Erkenntnis nicht sehr befriedigend war. Das kleine Kästchen und der Beutel, den Hannibal neben sein Lager stellte, gaben ihr Geheimnis nicht preis und bevor Cassim noch danach fragen konnte, hatte sich auch schon der Medicus in der Sklavenunterkunft eingefunden. Cassim rümpfte, wenn auch unscheinbar, bei seinem Anblick die Nase. Einen solchen fetten Menschen war ihm noch nie zu Gesicht gekommen. Es blieb nur zu hoffen, dass er in der Ausübung seiner Profession sorgfältiger und gewissenhafter war, als er es in Bezug auf die Sorge um sein Äußeres war.
    Atheius, der Medicus hatte sich zu ihm gewandt und ihn nach seiner Verletzung gefragt. Daraufhin entledigte sich Cassim seiner Tunika, sodass sein durchtrainierter muskulöser Oberköper zum Vorschein kam. Ebenso wurde die klaffende Wunde sichtbar, die quer über seine Brust verlief. "Hier bin ich verletzt!"

    Bridhes Erwiderung entsprach nicht dem, was zu hören erwartet hatte. Sie hatte ihn auf dreiste Weise einfach abblitzen lassen und sich sofort von ihm abgewandt. Solch ein Verhalten war er von einer Frau und schon gar nicht von einer Sklavin gewöhnt. Mehr als pikiert schaute er drein. Dieses Weibsstück hatte ihn ohne Zweifel aus der Fasson gebracht. Dies änderte sich erst, als er auf den Nubier aufmerksam wurde, der sich inzwischen ebenfalls zum Unterricht eingefunden hatte. Ein weiterer Mann unter den vielen Schönen war nicht weiter schlimm. Im Notfall wollte Cassim ihm Bridhe überlassen. :D Es waren ja noch genügend andere Schönheiten anwesend.
    Eine davon, die Blonde, sprach ihn mit Namen an. Er wandte sich zu der Anmutigen, die neben Bridhe saß und lächelte wieder nonchalant. Zwar schmerzte es seine Ohren, wie sie seinen Namen mit ihrem fremden Akzent verunstaltete, jedoch war dies weniger von Belang. Die Fragen, die sie ihm stellte, hatten etwas Entlarvendes an sich. Wie entblättert fühlte er sich mit einem Mal. Doch resolut, wie immer, hatte er eine passende Antwort parat.
    "Oh du strahlend goldene Grazie, meine Heimat liegt im fernen Parthien. Der Krieg hat mich unglücklicherweise hierher geführt. Weswegen man mich hergeschickt hat, blieb auch mir bislang verborgen. Meiner Bildung dürfte nichts mehr hinzuzufügen sein. Aber diese Römer halten mich offenbar für einen Barbaren. Wobei sich die Frage stellen müsste, wer wohl der größere Barbar von uns ist." Den letzten Part seiner Erwiderung hatte er eher zu sich selbst gesagt und sich daher etwas in der Lautstärke gedrosselt. Dem fügte er sogleich ein strahlendes Lächeln an, so dass jede Frau hätte dahin schmelzen müssen. "Und du, Goldene? Woher kommst du?"

    Die Einsamkeit konnte ein kurzweiliges Vergnügen sein, wenn man sich inmitten einer unüberschaubaren Menge von fremden Menschen befand und man selbst als eine Art Exot gesehen wurde. Die Ruhe und Beschaulichkeit des Teiches zu genießen war einerlei, jedoch die Einsamkeit in Cassims Herzen überwog bei solchen Gelegenheiten. Stets kreisten seine Gedanken um die Lieben daheim und um seinen Besitz, dem er nun verlustig gegangen war. Was ihm aber am meisten fehlte, war der Liebreiz Yasminas, seiner Lieblingssklavin, der Duft ihrer zarten, geschmeidigen Haut, die pechschwarzen Haare und die unendliche Tiefe ihrer schwarzbraunen Augen. Seit sie ein junges Mädchen von dreizehn war, bereit einen Mann zu empfangen, hatte sie ihm treu gedient. Sie hatte sich in all den Jahren, als gute Investition erwiesen, denn nur bei ihr fand er den Ausgleich, den er nach einem anstrengenden Tag bedurfte und bei seiner ersten Frau in diesem Maße nie wirklich gefunden hatte.
    Seine Augen verfolgten zum wiederholten Male die Bewegungen eines der Goldfische im Teich, der, nachdem er Cassims Anwesenheit bemerkt hatte, Reißaus nehmen wollte. Als er dessen Überdrüssig wurde ließ er seinen Blick in die Weite, des sich vor ihm ausbreitenden Gartens, schweifen. Da! Ein Mädchen! Yasmina! Er hatte sie genau gesehen! Trübten ihn nun schon seine Sinne oder war es Realität? Dessen musste er sofort auf den Grund gehen! Ohne lange zu zögern, war er wieder auf den Beinen und lief eilenden Schrittes auf das Mädchen zu. "Yasmina!" Bald schon hatte er sie eingeholt. Seine Hand berührte bereits ihre Schulter. Sie hatte sich eine weiße Rose in ihr schwarzes Haar gesteckt, was auf ihn äußerst apart wirkte. Mit einem sanften Griff versuchte er sie, zu sich umzudrehen. "Yasmina, du Tausendschöne!" Als er endlich in ihr liebreizendes Antlitz blicken konnte, musste er bestürzt feststellen, dass er einem Irrtum aufgesessen war. Doch was sich vor ihm offenbarte, war nicht minder uninteressant. "Oh du bist gar nicht Yasmina. Aber Moment, kenne ich dich nicht? Bist du nicht die Schöne vom Nil? Du hast auch am Unterricht teilgenommen, nicht wahr." Cassim hatte mittlerweile vom Lateinischen ins Griechische gewechselt, da er sich noch entsinnen konnte, wie schwer sich die kleine Ägypterin mit Latein getan hatte.

    Cassim wandte sich wieder verächtlicht von dem Götzenbild ab. Ein kurzer Rundumblick, der der Orientierung dienen sollte machte ihn ein weiteres Mal auf den Gartenteich aufmerksam, den er bereits am Tag seiner Ankunft bestaunt hatte. Wasser hatte etwas anziehendes auf den Parther. Wenn man aus einem Landstrich stammte, wo jeder einzelne Tropfen Wasser kostbar war, musste solch ein Teich, der einzig zur Entspannung und Kurzweil diente, wie eine einzige opulente Prasserei erscheinen.
    Er näherte sich dem Ufer und blieb stehen. Auf der Wasseroberflache erkannte er sein eigenes verzerrtes Spiegelbild wieder. Langsam beugte er sich zum Wasser hinunter und schöpfte mit seiner Hand etwas von dem kühlen Nass. Es fühlte sich angenehm erfrischend an. Er führte seine Hand an die Nase und schnupperte daran. Das Wasser roch frisch. Es war Trinkwasser.
    Mit einem Mal wurde seine Aufmerksamkeit durch etwas orange-rotes abgelenkt, welches sich im Wasser schnell fortbewegte. Es war der dicke Leib eines der Goldfische, die den Teich bevölkerten.
    Cassim Augen strichen über den Uferbereich des Teiches, der mit teils blühenden Wasserpflanzen angelegt war. Ein wahres Idyll! An diesem Platz ließ es sich aushalten, das musste man den Römern schon lassen.
    Er wunderte sich schon darüber, dass ihm bislang noch niemand über den Weg gelaufen war. Laut Hannibals Aussagen musste es in der Villa doch von Menschen nur so wimmeln. Wobei er einem Zusammentreffen mit einem der Herrn der Villa möglichst ausweichen wollte. Doch nun erfreute er sich vorerst einmal der vermeintlichen Einsamkeit am Teich.


    Sim-Off:

    Freiwillige vor! :D

    Was konnte Cassim besseres widerfahren, als in Gesellschaft mit so vielen schönen Frauen zu sein? Kurz nachdem die Rothaarige das Zimmer betreten hatte, folgte ihr auch schon eine weitere junge Frau. Sie erinnerte ihn ein wenig an Yasmina. Ihre Haare, der dunkle Teint, der zarte Körper, all das rief ihm seine Lieblingssklavin wieder ins Gedächtnis. So lange hatte er sich jetzt schon missen müssen. Cassim sehnte sich nach ihrem lieblichen Duft, ihrem gescheidigen Körper und ihren begnadeten Händen, die ihn stets nach dem Bad massierten. Er seufzte innerlich, während neben ihn erst die Rothaarige und kurz darauf die Dunkle Platz nahmen.
    Während er dem Geplauder der Schönheiten untereinander lauschte, wurde ihm bewußt, welche Art von Unterricht hier am angebachtesten war. Die meisten bedienten sich einem gebrochenen Latein, welches von Zeit zu Zeit auch Wörter aus fremdartigen Sprachen zu Tage förderte. Die einzige, die damit weniger Schwierigkeiten hatte, war Bridhe, die zu seiner Rechten saß.
    Sie hatte sich dazu entschlossen, ihre Scheu abzulegen und ihn zu beachten. Ihrer Frage setzte er ein charmantes Lächeln entgegen. "Ich heiße Cassim, meine Schöne. Ja, es stimmt. Ich bin erst wenige Tage hier und hätte ich ahnen können, welch Liebreiz sich in der Villa verborgen hält, hätte ich mich längst auf die Suche nach dir gemacht." =)

    Heute musste Cassims Glückstag sein! Kurz nachdem die blonde Schönheit den Raum betreten hatte, folgte ihr eine Rothaarige, die ihren beiden Geschlechtsgenossinen in nichts nachstand. Er wusste nicht, welcher er mehr Aufmerksamkeit schenken sollte.
    Die Rote blieb verschüchtert neben der Blonden stehen, die sich derweil mit Bridhe, der blassen Sklavin, neben die er sich gesetzt hatte, unterhielt. Neben den üblichen Frauengeschichten, die ihn weniger interessierten, fielen auch diverse fremdklingende Namen. Wahrscheinlich auch Sklavinnen. Allerdings zwei davon würden heute nicht erscheinen, da sie sich woanders aufhielten. Schade eigentlich, dachte Cassim. Aber man konnte nicht alles haben! Außerdem bemächtigte sich die Blonde gelegentlich einer Sprache, die ihm nicht im mindesten geläufig war und wodurch sich für ihn das Zuhören noch etwas schwieriger gestaltete.


    Cassim ertappte sich immer wieder dabei, wie er seine Blicke über seine Nachbarin gleiten lies. Wie schön sie doch war, trotz ihrer Blässe. Der, mit dem sie zusammen war, musste ein wahrer Glückspilz sein! Sie schien jedoch krampfhaft seinen Blicken auszuweichen, was für ihn nicht unbemerkt blieb. "Keine Sorge, ich beiße nicht!" Er lächelte sie freundlich an. Womöglich hatte man ihr Schauermärchen über sein Volk erzählt und deshalb war sie so zurückhaltend. Wie auch immer, die beiden anderen Schönheiten verdienten es auch, dass man ihnen noch mehr Aufmerksamkeit schenkte. Deshalb erhob er sich und bat den beiden jungen Damen die freien Stühe neben sich an. "Bitte, nehmt doch Platz. Diese Stühle sind noch frei!"

    "Einen Löwen!" Cassim hob verwundert die Augenbraue an. Er musste unwillkürlich an seine Kinder denken. Keines von ihnen hatte je einen Löwen besessen. Er wäre auch niemals auf die Idee gekommen, wenigstens seinen Söhnen ein solches wildes Tier zu schenken. "Dieser Serenus? Wie alt ist er? Alt genug, um einen Löwen zu besitzen?" Er fragte sich nur, was man mit dem Tier anstellen würde, wäre es erst einmal ausgewachsen und bereit auf Menschen los zu gehen. Wieder einmal kam er zum Schluß, dass es sich bei den Römern, um ein höchst eigenartiges Volk handelte. Er wusste noch lange nicht alles über diese Menschen. Dass, was er von seinem Sklaven erfahren hatte, war nur ein Bruchteil dessen, was ihn noch alles erwartete.
    Kaum hatte er seine Wunde erwähnt, machte sie sich auch schon wieder auf unangenehme Weise bemerkbar. Ein ziehender Schmerz lähmte ihn für einen kurzen Moment und ließ ihn sein Gesicht verziehen. Dann traf sein Blick Hannibal, der ihm versicherte, er kenne etwas, was ihm helfen könne. Jetzt hatte Hannibal ihn aber richtig neugierig gemacht! Als der Sklave von einem Medicus zu sprechen begann, horchte er auf. "Ein Medicus?" In seiner Frage konnte man sehr deutlich ein gewisses Maß an Erstaunen heraushören, was nicht daran lag, dass im das Wort oder der Medicus an sich nicht bekannt war. Vielmehr wunderte es ihn, in seiner Situation auf medizinische Hilfe hoffen zu dürfen.
    "Gibt es hier in der Villa etwa auch einen Medicus?", fragte er verwundert, nachdem der Sklave damit begonnen hatte, die Bewohner der Villa aufzuzählen. Es wunderte ihn nicht, wenn der Medicus auch einer der Sklaven war. Bereits bei seiner Ankunft waren ihm vielen Sklaven aufgefallen, die er gesehen hatte und die ihm begegnet waren. Mit etwas Wehmut musste er an sein eigenes Zuhause denken. Ob seine Familie ihn für tot hielt? Was sie zu Hause nur machten? Gab es dieses Zuhause eigentlich noch oder war es im Krieg zerstört worden? Auf all diese Fragen gab es keine Antwort. Noch nicht! Doch seine Zeit würde kommen, davon war Cassim überzeugt!
    Als Hannibal nun mit seiner Aufzählung bei den Herrschaften angekommen war, hörte er noch aufmerksamer zu und versuchte sich diese, für ihn fremdklingenden Namen zu verinnerlichen. Eines machte ihn jedoch stutzig. "Nur zwei Frauen? Es leben nur zwei Frauen in der Villa? Das ist ja wirklich.." Den Rest dachte er sich nur, jedoch sein Schmunzeln war unübersehbar.
    Diese Römer waren doch tatsächlich bemitleidenswerte Menschen, wenn sie sich nur mit einer Frau zufrieden gaben oder sogar mit gar keiner, wie in diesem Fall! Wahrscheinlich lag darin auch der Grund verborgen, weswegen sie die halbe Welt erobert hatten. Wenn man zu Hause nichts zu melden hatte, dann musste man es eben anderswo versuchen. :D

    Cassim beobachtete still und lauschte dessen, was dort drinnen gesprochen wurde. Bridhe hieß die junge Frau. Dieser Name war sehr ungewöhnlich für seine Ohren.
    Ein Lächeln umschmeichelte seinen Mund, als besagte Bridhe ihm einen kurzen Blick zuwarf und denselben dann ganz schnell wieder von ihm nahm. Ihre Wangen erröteten, was sie für ihn noch reizvoller machte. Sie war einer Rose gleich, an deren Schönheit man sich erfreuen konnte.
    Erwartungsvoll verfolgte er das Zwiegespräch weiter. Es versetzte ihn etwas in Erstaunen, als er von ihrem Umstand hörte. Schwanger war sie, so stellte sich heraus. Das war ihm erst gar nicht aufgefallen. Gab es etwa einen Mann, dem sie ihr Herz geschenkt hatte? Eine interessante Aufgabe, dies herauszufinden.
    Cassim war es nahezu entgangen, dass nicht nur die junge hübsche Frau ihn entdeckt hatte. Auch bei dem anderen Sklaven hatte seine Anweseheit Aufmerksamkeit erregt.
    "Oh, ich äh, ja! Ja, wegen des Unterrichts."
    Die Frage des Sklaven hatte ihn mehr als überrascht. Auch wenn er nicht wegen des Unterrichtes vorbei gekommen war, konnte dies eine Gelegenheit sein, der jüngen Frau etwas näher zu kommen.
    Noch ehe er einteten konnte, wurde er von einer weiteren Schönheit überrascht. Die junge Frau mit dem goldenen Haar, deren Teint nicht minder blaß war wie Bridhes, huschte an ihm vorbei und betrat mit einem scheuen Hallo den Raum.
    Cassim wusste gar nicht, wie ihm geschah. Die Ansammlung von so viel Schönheit an einem einzigen Ort, an dem auch er sich mittendrin befand, bereitete ihm ein wohliges Gefühl.
    So trat er ebenfalls ein und nahm neben Bridhe Platz.