Die Zeit des Herumlungerns war endgültig vorbei. Längst schon war Cassims Wunde verheilt und er hatte sich nach seiner Aufgabe gesehnt.
Seit einigen Tagen war es nun endlich so weit. Ein junger, flüggegewordener Falke war vor einigen Tagen angekommen. Der Parther hatte ihn schon erwartet. Sofort hatte er sich dem Tier angenommen. Mit der Hilfe anderer Sklaven hatte er eine geeignete Voliere gezimmert, die nun im hinteren Teil des hortus ihren Platz gefunden hatte. Hier wollte er auch mit dem Falken arbeiten, weitab von der Villa und den störenden Blicken der Sklavenschaft.
Die ersten Monate mit den jungen Falken dienten dazu, um eine Bindung zu dem Tier aufzubauen. Das Tier sollte sich an seinen neuen Herrn gewöhnen können. Es dauerte noch lange, bis der Vogel soweit war und er das erste mal frei fliegen durfte. Dies war eine der schwierigsten und zeitaufwendigsten Phasen bei der Abrichtung eines jungen Falken. Es bedurfte viel Geduld und Ausdauer. Die Zeit, die dafür nötig war, wollte sich der Parther nehmen, denn für ihn gab es nichts schöneres, als mit einem solchen Tier arbeiten zu können. Bereits als Kind hatte er aufmerksam verfolgt, wie man einem Falken abrichtete. Als er dann selbst alt genug gewesen war, eine solche Verantwortung zu übernehmen, hatte er diese gerne übernommen und bald gab es nichts mehr, was er lieber tat. So waren die Jahre vergangen und er war zum Mann herangewachsen, jedoch an seinem Interesse für die Falknerei hatte sich nichts geändert. Dabei konnte er alles um sich herum vergessen. Die Schmach, die ihm durch seine Gefangennahme zuteil geworden war, sie war für kurze Zeit wie fortgewischt. In dieser Aufgabe ging Cassim völlig auf.
Der Parther hatte nun fast den ganzen Tag mit dem Falken zugebracht. Jetzt, da es bereits dämmerte, war es an der Zeit, den Falken zu füttern. Der Vogel hatte sich sein Fressen redlich verdient. Hierzu hatte man Cassim einen Eimer mit toten Küken bereit gestellt. Wahrlich kein schöner Anblick! Aber angesichts dessen, da sich niemand außer ihm hierher verirrte, störte es nicht weiter. So sollte man meinen! Jedoch bemerkte der Parther recht schnell, dass er an diesem Abend nicht alleine war. Er hatte ein Rascheln gehört. Angestrengt spähte er in die Richtung, aus der das Geräusch kommen musste. Bald erkannte er den Umriss einer Frauengestalt und er wunderte sich, was gerade sie hier verloren hatte. "Hallo! Das ist aber eine Überraschung! Komm doch näher!" Er grinste breit, denn mit ihrem Erscheinen hatte er nicht gerechnet.
Für die junge Dame reserviert!