Beiträge von Galeo Redivivus Tychicus

    Serapio und Licinus waren bereits im Gedränge verschwunden, und auch Tychcius stürzte sich nun endgültig hinein in das Durcheinander, das rund um die Arena der Rattenbeißer herrschte. So beiläufig wie möglich näherte er sich der Gruppe von Personen vor der Taverne, die eben Serapios Aufmerksamkeit erregt hatte. Sie saßen auf den wackligen Bänken, die vor der Spelunke aufgebaut worden waren und löffelten gerade aus einer großen Schale Eintopf.
    Ganz in ihrer Nähe ließ Tychicus sich schließlich ebenfalls nieder, bestellte - obwohl keinen Hunger hatte - eine kleine Portion von dem Eintopf und versuchte, über das Stimmengewirr der vielen Menschen hinweg die Gespräche jener Gruppe zu belauschen, die sich um einen älteren Mann scharte, der offensichtlich ein Bein verloren hatte.
    Leider konnte Tychicus aber nur wenig von dem, was am anderen Tisch gesprochen wurde, aufschnappen. Da sich aber keine der Personen weiter verdächtig verhielt, beschränkte Tychicus sich ersteinmal aufs Beobachten.

    Tychicus beobachtete seine Umgebung kritisch.
    Schon ihr erster Einsatz in Sachen Octavius Cato, der die Urbaner in die Subura geführt hatte, hatte nicht gerade die schönsten Erinnerungen bei ihm zurückgelassen.
    Und jetzt auch noch diese vielen Menschen!
    Es war einfach unübersichtlich, und Tychicus zweifelte beinahe daran, dass sie ihre Zielperson in diesem Getümmel jemals finden würden. Er hielt sich ganz im Schatten seines Centurios, der mit Licinus und Musca voranschritt.
    Als Celeste zu ihnen stieß musste Tychicus schmunzelnd an sein erstes Zusammentreffen mit dieser Frau denken, als er völlig überrumpelt davon gewesen war, keinen Mann anzutreffen. Auch jetzt hätte er sie beinahe nicht mehr wiedererkannt. In ihrem Geschäft nannte sich so etwas wohl die "perfekte Tarnung". Tychicus versuchte jedenfalls, in ihrer Nähe nicht allzu tief durch die Nase einzuatmen...


    Serapio schickte den Furier etwas näher an das Geschehen heran, als zwei besonders finstere Gestalten seine Aufmerksamkeit erregten. Doch Tychicus blieb hinter seinem Centurio, immer mit einem ausreichenden Abstand, sodass ihre Zusammengehörigkeit nicht gleich auffiel, er seinen Kameraden aber in einer kritischen Situation schnell zur Seite stehen konnte.

    Erleichtert, dass Glabrio ihm die Fragerei nicht übel nahm, antwortete Tychicus:


    "Gut, das werde ich machen."


    Er ging hinter Glabrio, der den Kunden bedienen wollte, zur Theke nach vorne und überprüfte das bereits angezapfte Fass, das dort unter dem Tresen stand. Es war noch mehr als zur Hälfte gefüllt mit Wein. Zufrieden trat Tychicus an den geöffneten Laden, der zur Straße hinausführte, und wo Vorbeigehende sich ihr "Fast Food" abholen konnten.
    Kurz darauf hörte er pötzlich lautes Fluchen und drehte sich herum, um zu sehen, wer hier zur Mittagszeit schon so deftig Schimpfte. Er reagierte genau rechtzeitig um zu sehen, wie Bridhe einem Gast eine Ohrfeige verpasste, die sich gewaschen hatte. Beinahe genauso erstaunt und verwirrt wie Diarmiud, der gerade unter dem Tisch, an dem der Mann saß, hervorgekrochen kam, glotzte Tychicus zu dem Tisch herüber und fragte sich, was der Gast so schlimmes gesagt haben mochte. Es war eine fremde Sprache gewesen, in der der Mann gesprochen hatte, aber Bridhe hatte offensichtlich verstanden, was er von sich gegeben hatte. Hatte er sie etwa beleidigt?

    Völlig in das Gespräch mirt Bridhe und in das Spiel mit ihrem kleinem Sohn vertieft, schreckte Tychicus hoch, als sein neuer Arbeitgeber die Küche betrat. Dieser machte aber, zur Erleichterung des jungen Mannes, keine Bemerkung dazu, dass Tychicus hier untätig herumstand und plauderte. Voll schlechten Gewissens erinnerte er sich daran, dass er ja eigentlich hatte nachsehen wollen, ob noch genug Honigwein für den Tag zur Verfügung stand. Da er aber den Aufbewahrungsort desselben immer noch nicht finden konnte, wandte er sich an Glabrio, nachdem dieser ebenfalls von Bridhes Gemüsesuppe probiert hatte:


    "Verzeiht... Ich wusste nicht, ob ich noch mehr Honigwein heraufbringen sollte, weil ich nicht genau wusste, wieviel noch da ist. Wo bewahrt ihr die Getränke denn normalerweise auf?"


    Aus dem Augenwinkel sah er, wie Diarmiud ein enttäuschtes Gesicht machte, als er erkannte, dass Tychicus das Spiel mit ihm nicht weiterspielen wollte. Aber der junge Rediviver, so leid es ih auch tat, wollte nicht schon am ersten Tag seiner neuen Arbeit bei Glabrio den Eindruck eines Faulpelzes hinterlassen, der lieber mit dem Kind der Köchin spielte als zu arbeiten. Also schenkte er Diarmiud nur ein entschuldigendes Lächeln und richtete seine Aufmerksamkeit dann wieder auf den Petronier.

    Denn sonst... Etwas in Bridhes Stimmes ließ Tychicus erkennen, dass auch die geborene Hibernierin eine Vergangenheit hatte, über die sie nicht sonderlich gerne sprach. So tat er es ihr gleich und bewahrte sie davor, dies doch tun zu müssen, in dem er keine weiteren Fragen dazu stellte.
    Nur zu ihrer Herkunft sagte er nur:


    "Hibernia... das ist wirklich weit weg von hier. Ein Mann aus Britannia hat mir einmal erzählt, so weit im Norden sei es immer viel kälter und regnerischer als hier in Italia oder Griechenland... Das kann ich mir beinahe nicht vorstellen."


    Natürlich konnte er als Tychcius es sich wohl vorstellen, denn er hatte schließlich knapp zwei Jahre in Germania gelebt. Er konnte sich noch lebhaft an den ersten Winter dort erinnern, als es tagelang ununterbrochen geschneit hatte. Als Tychicus am ersten Morgen durch das Fenster nach draußen gesehen hatte, war er aus dem Staunen gar nicht mehr herausgekommen, denn so etwas hatte er im warmen Hispania vorher noch nie gesehen gehabt.
    Aber als Timoxenus war Rom der nördlichste Punkt, denn er je bereist hatte, und so spielte er (wie er fand, überzeugend) den neugierigen, unwissenden Süd-Italier, für den Hibernia nicht mehr war als eine von Barbaren bewohnte Insel irgendwo im Norden.

    Bridhe waren wohl die hungrigen Blicke des jungen Mannes aufgefallen. Erfreut, ihr sowohl als "Abschmecker" helfen zu können als auch seinem Hunger ein wenig Abhilfe schaffen zu können, antwortete er:
    "Natürlich würde ich gerne einmal probieren."
    Er nahm den Löffel entgegen und tauchte ihn in die Suppe, pustete noch einmal auf die dampfende Portion, die sich nun darauf befand und probierte dann. Im Prinzip handelte es sich um eine gewöhnliche Gemüsesuppe, aber sie schmeckte Tychicus wirklich gut.


    "Ausgezeichnet!", befand er. "Glabrio wird mit Sicherheit mehr als zufrieden sein."


    Dann wanderte sein Blick noch einmal von Bridhe zu deren kleinem Sohn und er fragte:
    "Diarmuid und Bridhe... das sind aber ebenfalls keine römischen Namen, wenn ich mich nicht irre. Woher stammt ihr?"


    Beinahe traurig, nicht noch ein paar Löffel nehmen zu können (er wollte den Gästen, für die Bridhe ja eigentlich kochte, nicht schon die Hälfte wegessen) legte er den Löffel wieder zu Seite.

    Ich habe auch schon ein paar Mal mit Sketch-Up gearbeitet, aber mehr so aus Lust und Laune, nicht um wirklich etwas nachzubauen oder architektonisch perfekt zu konstruieren.
    Das Programm lässt, sich finde ich, in seinen Grundzügen echt leicht handhaben und es ist auch nicht schwer, zumindest einfache Gegenstände damit zu modellieren.


    Aber wie Sotericus schon sagt; Man bräuchte wirklich Abmessungen oder Baupläne, um so etwas wie eine Casa oder ein ganzes Castellum wirklich realistisch nachzubauen...

    Düfte schwebten bereits durch die Küche, die Tychicus das Wasser im Mund zusammenlaufen ließen, und er warf einen sehnsüchtigen Blick in Richtung der Speisen, die Bridhe da vorbereitete.


    "Hmm, schade. Na, ich werde wohl noch ein wenig suchen müssen."
    Auch die neue Köchin erkannte das Griechische in dem Namen, den er sich zugelegt hatte.
    "Ja, meine Familie hat ihre Wurzeln in Griechenland, aber wir leben schon seit mehreren Generationen in Süd-Italia... Oder lebten zumindest..."
    Er wurde davor bewahrt, schon wieder die traurige und vor allem mitleiderregende Geschichte zu erzählen, die er sich für seine neue Identität ausgedacht hatte, und die seiner wirklichen Geschichte in einigen weniger erfreulichen Aspekten doch so ähnlich war...
    Plötzlich stand ein kleiner Junge vor ihm, den Tychicus bis jetzt gar nicht bemerkt hatte, da er offensichtlich nur still in einer Ecke gesessen und sein Mittagessen vertilgt hatte. Jetzt stand er mit großen Augen vor dem Soldaten, der vorgab, keiner zu sein. Ein kurzer Blick zu Bridhe ließ Tychicus erkennen:
    "Ist das dein Kind?"
    Er ging leicht in die Knie und lächelte dem Kleinen freundlich zu.
    "Salve. Mein Name ist Tyc... äähm Timoxenus."
    Puuh, da hätte er beim Anblick des niedlichen Diarmuid beinahe am ersten Tag seiner Mission schon ein Fehler begangen... Der Rediviver wahrte nach dem Vorfall aber seine Fassung so gut, dass es ihn beinahe selbst beeindruckte, und er verhinderte damit, dass Bridhe vielleicht ernsthaft Verdacht schöpfen konnte.

    Nachdem er nun endlich anfange konnte, kletterte Tychicus die Leiter zum Keller hinab und fand, nachdem sich seine Augen an das Zwielicht in dem nur durch den Lichtstrahl der Luke in der Kellerdecke beleuchteten Raum gewöhnt hatten, mehrere Fässer Cervisia, von denen er eines vorsichtig unter die Luke rollte. Dann hievte er das schwappende und gluckstende Behältnis die Leiter hinauf, was wirklich als Herausforderung erwies, da das Ding nicht nur ganz schön schwer war, sondern durch die darin herumschwappende Flüssigkeit die ganze Zeit seinen Schwerpunkt verlagerte, sodass der Rediviver auf der nicht sehr langen, aber steilen Leiter mehrmals fast das Gleichgewicht verlor.
    Endlich hatte er es geschafft und beförderte das Fass in die Küche, wo Bridhe ebenfalls fleißig ihre Arbeit aufgenommen hatte.


    Da Glabrio gegangen war, wandte sich Tychicus dann an Bridhe:


    "Weißt du, ob wir noch den Hongiwein brauchen, von dem der Petronier eben gesprochen hat?


    Währenddessen sah er sich bereits suchend im Raum um, um vielleicht herauszufinden, wo hier solche Getränke aufbewahrt wurden.

    Tychicus saß im Büro und langweilte sich.
    Denn ja, auch das gehörte seit der Beförderung zu seinen Aufgaben: stundenlanges Stuhldrücken am Schreibtisch. Sehnsüchtig warf er gerade einen Blick durch das Fenster nach draußen, als es an der Tür klopfte und ein junger Mann, der offensichtlich kein Soldat war, den Raum betrat.
    Erfreut über die Abwechslung richtete der Princeps Prior sich in seinem Stuhl auf und begrüßte den Anwärter mit den üblichen Fragen:


    "Salve, Terentius Staius. Du möchtest also Probatus werden? Wie alt bist du? Wo bist du gerboren und wer sind deine Eltern?"


    Er machte eine Pause, um die Antworten des Mannes abzuwarten und diese auf einer Wachstafel zu notieren, die er schnell hervorgeholt hatte. Dann fügte er noch hinzu:


    "Du bist hoffentlich römischer Bürger und ledig, Terentius? Aus welchem Grund möchtest du bei den Cohortes Urbanae dienen?"

    Beifällig nickte und lächelte Tychicus, als Macro, mit dem er schon das eine oder andere Mal zusammengearbeitet hatte, die Zeichen der Würde seines neuen Amtes entgegennahm und sich dann zu seinen Kameraden zurückgesellte, die ihn überschwänglich beglückwünschten, Tychicus nicht ausgeschlossen.


    Dann griff der Decimer wieder zu dem Optiostab.
    Ein Name wurde genannt...
    Erst als Calvena den stocksteifen Rediviver überrascht, aber auch breit Lächeln anstubste, brachte es Tychicus fertig, den Kampf mit seiner Kinnlade zu gewinnen, die wehement den Versuch machte, herunterzuklappen. Noch völlig überrollt von dieser freudigen Überraschung, musste der junge Rediviver sich zusammenreißen, um sein Vortreten einigermaßen würdevoll erscheinen zu lassen.


    "Vielen... vielen Dank, Centurio Decimus", brachte er nur mühsam hervor, während er endlich ein aufrichtiges, freudig-überraschtes Lächeln zeigte. Ehrfürchtig nahm er die Urkunde und den Stab entgegen, als bestünden beide Dinge aus purem Gold.


    Princeps Prior... bis jetzt war dieser für ihn immer nur der unnahbare Vorgesetzte gewesen, der verdiente Veteran, der erfahrene Anführer... Dass er sich selbst so schnell in diesem Amt wiederfinden würde, hätte er sich niemals auch nur zu erträumen gewagt. Ihm wurde zwar auch klar, dass er mit dieser Beförderung ein gutes Stück an harter Arbeit und Verantwortung gewonnen hatte, die beide von ihm erwartetet wurden, aber wärend Tychicus zu seinen Kameraden zurückkehrte, überwog einfach die Freude und Euphorie über diese Überraschung.

    Tychicus warf folgenden brief bei der Villa Aurelia ein:



    ____________________________________________
    AN:
    M' Aurelius Orestes
    Villa Aurelia, Roma

    __________________________________________________


    Vielen Dank für eure Bekundungen des Mitleids und Verständnisses bezüglich des Ablebens meiner Verwandten.


    Obwohl ich doch etwas überrscht war, dass ausgerechnet ich - als eher entfernter Verwandter Rediviva Helenas - das Erbe antreten soll, bin trotzdem gewillt, dies zu tun.
    Seid jedoch versichert, dass ich, sollte ein weiterer, eher zu dazu berechtigter Anwärter seine Absicht bekunden, das Erbe der Rediviva anzutreten, gerne bereit bin, auf mein diesbezügliches Recht zu verzichten, will ich doch um jeden Preis Streitigkeiten in solchen Fällen verhindern.


    Mit Dank und den besten Grüßen,


    Galeo Redivivus Tychicus


    Sim-Off:

    Klar, immer gerne :)


    Neugierig folgte Tychicus auf dessen Wink seinem neuem Arneitgeber in die Küche und entdeckte dort eine junge Frau, die bereits bei der Arbeit war.


    "Salve, Bridhe!", grüßte er seine neue "Kollegin", nachdem Glabrio sie einander vorgestellt hatte.
    Dann machte er sich auf den Weg, um nach der gennanten Cervisia und dem Honigwein im Keller zu sehen - Oder zumindest wollte er das zuerst. Dann fiel ihm jedoch auf, dass er überhaupt nicht wusste, wo sich hier der Eingang zum Keller befand.
    Auf halbem Weg zur Tür drehte er sich wieder zu dem Petronier herum und fragte:


    "Verzeiht, aber ich weiß gar nicht, wo der Keller ist..."


    edit: Name...

    Erfrischt, sauber und voller Tatendrang kehrte Tychicus beziehungsweise Timoxenus kurz vor Mittag zur Taberna Petronia zurück. Er hatte den Besuch bei den Thermen ausgiebig genutzt um sich zu waschen und vor allem - was er seit langem nicht mehr getan hatte, denn der Militärdienst ließ solchen Luxus eigentlich nicht zu - sich einmal völlig zu entspannen und einfach nur im warmen Wasser zu liegen und nachzudenken.
    Es war etwas paradox, schließlich befand er sich gerade mitten in einem äußerst wichtigen und vor allem geheimen Einsatz im Dienste der Cohortes Urbanae, aber er hatte trotzdem an diesem Vormittag die wahrscheinlich ausgiebigste Freizeit seit seiner Rekrutierung genossen - und das war mittlerweile viele Monate her.


    Als der Rediviver eintrat und sich neugierig umsah entdeckte er einige andere Angestellte, die am Morgen noch nicht da gewesen waren, oder die er da einfach noch nicht gesehen hatte.
    Suchend hielt er nach Glabrio Ausschau, der ihn ja in seine neue Arbeit einweisen wollte.

    Tychicus war nicht minder zufrieden als der Petronier. Er hatte es geschafft, in der Taverne eine Arbeit zu finden und damit den Grundstein für seinen eigentlichen Auftrag gelegt.


    "Das ist wirklich zu freundlich von euch!" Die Erleichterung und Freude in seiner Stimme musste er noch nicht einmal spielen - sie waren echt. Er schüttelte beherzt die Hand seines neuen Arbeitgebers und sagte dann:
    "Dann statte ich wohl wirklich am besten als Erstes den Thermen einen Besuch ab. Gegen Mittag soll ich dann spätestens wieder hier sein?"


    Für ihn würde es tatsächlich einer der ersten Thermenbesuche hier in Rom sein, denn als Soldat benutzte er eher die einfachen Waschmöglichkeiten in der Castra und hatte es sich bis jetzt in seiner spärlichen Freizeit nur äußerst selten gönnen können, einmal ein richtiges Badehaus aufzusuchen.

    Tychicus genoss den neuen Morgen, als er in frisch gewaschenen Kleidern und glänzender Rüstung auf den Campus marschierte, gemeinsam mit den anderen Milites seines Contuberniums.
    Erst vorgestern hatte er den ersten Christianerauftrag erfolgreich abgeschlossen, dann hatte er sich genug Zeit genommen, um seine Ausrüstung einmal wieder auf Vordermann zu bringen. Da er nicht ahnen konnte, welch besonderer Tag dies für ihn werden würde, hatte damit zufällig voll ins Schwarze getroffen.
    Zackig marschierten die Soldaten auf den Platz und nahmen routinemäßig Formation an. Erst als er bereits in Reih und Glied stand, bemerkte der junge Miles die Gegenstände, die der Centurio heute in den Händen hielt. Minidius Calvena, der wieder einmal neben ihm stand, stieß ihm unauffälig in die Rippen und fragte mit bedeutungsvollem Blick:
    "Siehst du das? Das ist ein Optiostab!"


    Tychicus runzelte die Stirn und erkannte das Ding dann auch.
    "Aber was ist das andere, diese seltsame Tafel?"


    Calvena konnte nur noch die Schultern zucken, dann begann der Decimer seinen Inspektionsgang und die beiden Kameraden nahmen wieder hastig Haltung an. So früh am Morgen - und noch bevor der Tag überhaupt richtig begonnen hatte - schon negative Aufmerksamkeit zu erregen erwies sich immer als äuußerst unklug, was zahlreiche Beispiele in Tychicus bisheriger Laufbahn bewiesen hatten.
    Und er hatte eigentlich wenig Lust auf Strafrunden, Latrinendienst oder einen Tag als Stallbursche bei den Pferden der Equites Singulares...

    Viele der anderen Teilnehmer des Speerwurfs hatten ihren Teil schon beendet, als schließlich Tychicus an die Reihe kam.
    Das Pilumwerfen hatte ihm schon damals in der Grundausbildung Spaß gemacht, und so freute er sich darauf, nun auch hier seine Leistung zeigen zu können. Trotzdem - die vorangegangenen Speerwerfer hatten teilweise überragende Ergebnisse vorzuweisen, allen voran ein Soldat von der Classis, aber auch Tychicus' direkter Vorgänder, der, wie er vorhin nebenbei mitbekommen hatte, offensichtlich der Cousin seines Centurios war.


    So trat der Rediviver an die Wurflinie, voll konzentriert, hob den Speer mit der einen Hand und machte, wärend er versuchte, die Entfernung vor sich ungefähr abzumessen, einige Schritte nach hinten. Dann spannte er sich an, schnellte die wenigen Schritte Anlauf wieder nach vorne und ließ den Speer in hohem Bogen durch die Luft segeln.


    Als der Vermesser eine Strecke von 83 Fuß verkündete, war Tychicus jedoch etwas enttäuscht. Er hätte es sich zugetraut, zumindest diesen Decimer zu übertreffen.
    Also machte er sich bereit für den zweiten Wurf, fest entschlossen, jetzt alles aus sich herauszuholen. Der Speer sauste durch die Luft - doch Tychicus hatte schon beim Werfen bemerkt, dass seine Kraft nachgelassen hatte, sosehr er sich auch angestrengt hatte. Er erreichte nur noch 79 Fuß...


    Jetzt endgültig enttäuscht zog der junge Miles sich zurück zum Rand der Arena und beobachtete die restlichen Teilnehmer. Schließlich sah er jedoch ein, dass es sinnlos war, jetzt Trübsal zu blasen, schließlich handelte es sich hier immernoch um einen Wettbewerb und es stand den anderen Teilnehmern zweifellos zu, besser zu sein als er, sosehr das auch manchmal schmerzte. Er setzte wieder eine etwas freundlichere Miene auf und wartete interessiert auf die letzte Disziplin, den Ringkampf, bei dem er ohnehin nicht mehr teilnehmen würde.

    Zufrieden registrierte Tychicus das offensichtlich unverstellte Mitleid in Glabrios Stimme. Es konnte nur helfen, wenn der Petronier das Bedürfnis verspürte, ihm zu helfen.
    Noch zufriedener - und natürlich auch ein Stück erleichtert - reagierte der junge Mann aber auf das Angebot des Tavernenbesitzers, ihn in seiner Küche anzustellen und auch andere Aufgaben zu übernehmen.


    "Das wäre wirklich schön!", antwortete er mit einem aufrichtigen Lächeln, "Ein bisschen Kochen kann ja schließlich jeder, und ich mache ich auch gerne darüberhinaus noch bei euch nützlich. Lasten tragen und Lieferungen annehmen... Ja, das traue ich mir natürlich zu. Und das mit dem Geld ist eigendlich auch kein Problem. Dass ich überhaupt endlich einer geregelten Arbeit nachgehen kann ist schon mehr, als ich mir erhoffen konnte."


    Innerlich versuchte er allerdings, seine Euphorie wieder etwas unter Kontrolle zu bekommen und Alles wieder sachlich zu betrachten. Ihm war schließlich gerade erst der ersten Schritt gelungen.


    Sim-Off:

    EDIT: Wie in PN

    Dankbar, dem ungemütlichen Wetter zu entkommen, trat Tychicus hinter Glabrio in die Wirtsstube ein und erklärte:


    "Ich wohnte bis vor einem Jahr noch bei meinen Eltern, südlich von Misenum. Mein Vater war Bäcker und er hat mich schon früh mit seiner Arbeit vertraut gemacht, damit ich sie weiterführen könnte, wenn er zu alt würde. Doch vor einem Jahr wurde das ganze Dorf bei einem Feuer vernichtet, meine Eltern kamen dabei um, und ich selbst gehöre - nur dank eines glücklichen Zufalls - zu einem der wenigen Überlebenden. Seitdem ziehe ich durch Italia, verdiene mir das allernötigste Geld mühsam als Taglöhner und hoffte nun, hier in Rom endlich eine feste Arbeitsstelle zu finden.
    Ich beherrsche das Bäckerhandwerk also, und könnte mich mit diesen Kenntnissen vielleicht in eurer Küche nützlich machen."


    Er nahm an einem der Tische platz und probierte dann von dem Wein, den der Petronier ihm anbot, wobei er positiv von dessen Qualität überrascht war. Nur allzu viele Tavernen hier Rom schenken ausschließlich den billigsten Wein aus, den sie bekommen konnten, und die anspruchslose Kundschaft nahm das ohne jedes Murren hin. Von seinem Vater, der sich nicht selten an einen guten Tropfen Rebsaft erfreut hatte, hatte Tychicus gelernt, zumindest grob zu unterscheiden, ob es sich um einen guten oder einen schlechten Wein handelte.
    Ein kurzer Blick in die Runde bestätigte dem Rediviver dann die Information des Centurios, dass der Petronier seine Taberna erst kürzlich eröffnet hatte. Die Möbel, der Anstrich der Wände - alles wirkte noch neu, unberührt und sauber. Letzteres konnte natürlich auch auf einen deulich älteren Raum zutreffen, doch auch in dieser Hinsicht hatte Tychicus in den Wirtshäusern Roms bisher eher ernüchternde Erfahrungen gemacht.


    Auf die Frage nach seinem Namen antwortete er:
    "Mein Vater erzählte mir immer, unsere Wurzeln lägen unrsprünglich in Tarentium, was vor vielen Genenrationen ja griechische Kolonie war. Deshalb erinnern unsere Namen immer noch an diese Zeit, obwohl ich selbst mich inzwischen vertsändlicherweise eher als Italiener denn als Grieche sehe."

    Erleichtert registrierte Tychicus die Freundlichkeit in den Worten des Petroniers. Der Wind fuhr ihm durch seine - absichtlich - ungewaschenen und zerzausten Haare, als er antwortete:


    "Salve, Herr. Mein Name ist Timoxenus, ich bin gerade erst in der Stadt eingetroffen, aber ich suche schon seit langem nach einer Arbeitsstelle. Jemand auf dem Forum meinte, ihr könntet mir da vielleicht weiterhelfen, denn eure Taverna habe erst seit kurzem geöffnet."


    Er mischte einen leichten, kaum zu bemerkenden Akzent in seine Rede, den er schon häufiger bei Leuten gehört hatte, die aus dem Süden Italias stammten.
    Tychicus rückte noch einmel den kleinen Rucksack mit Habseligkeiten zurecht, den er sich gepackte hatte, und sah sein Gegenüber hoffnugsvoll, sogar leicht bittend, an.
    Solange der Tavernenbesitzer jetzt nicht allzu viele Fragen stellte - was der Rediviver nicht erwartete - konnte gar nicht so viel schiefgehen. Ja, sagte er sich mit neu aufkommendem Selbstbewusstesein, er würde das durchziehen und schaffen.