Beiträge von Manius Aurelius Orestes

    Die Aurelier standen in einer langen Schlange ganz hinten. Man wurde wohl von den Brautleuten begrüßt. Es war seit langem die erste Hochzeitsfeierlichkeit auf der Orestes zugegen war. Er würde sich alles genau anschauen und merken - nur für den Fall, dass er mal wissen müsste, worauf es bei einer gelungenen Hochzeit so ankam. "Titus haben wir eigentlich auch ein Geschenk dabei?", raunte er dem Vetter zu, als er sah, dass viele der Gäste dem Brautpaar etwas überreichten. Dann schaute er sich um, ob er bekannte Gesichter zu sehen bekam. In der Ferne sah er Corvinus mit Laevina und da und dort noch andere Gesichter. Be manchen fragte er Ursus leise, ob er sie kenne, bei anderen glaubte er, dass sie nicht so wichtig waren. Langsam rückte die Schlange weiter nach vorne und sie kamen näher an die Brautleute heran.


    Sacerdos Atia Fortunina:
    Die Sacerdos lächelte, es war dieses Lächeln, das sie immer dann aufsetzte, wenn sie ein Lachen unterdrücken wollte. "Fast richtig, Decimus, zuerst der Weihrauch, dann die Kekse. Der Weihrauch ist so etwas wie ein Anklopfen. Bildlich gesprochen, steigt er hinauf zu den Göttern und macht sie auf das Heilige Geschehen aufmerksam, das im Begriffe ist sich zu ereignen." Oh, das klang jetzt aber gelehrt. Diesen Satz hatte ihre Lehrerin damals gesagt und den hatte sie sich eingeprägt. Eine Ministra brachte die Schriftrolle mit den Texten, die für das Opfer notwendig war. Atia Fortunina reichte sie dem Decimer mit den Worten: "Schau Dir die Texte schon einmal an, nachher hält dann immer eine Camilla Dir die Schriftrolle, dass Du lesen kannst, aber auch die Opfergaben halten, oder die Hände erheben kannst. Achja die roten Dinge sind ein paar kurze Anweisungen, bei den dicker geschriebenen Worten musst Du das einsetzen was für dich passt, bene?"


    ORDO SACRIFICII
    Voropfer
    Incensum
    Der Priester vel Opferherr nimmt Weihrauch und legt ihn in das Kohlebecken, dazu sprechend:
    "O Fortuna Redux, nimm diesen duftenden Weihrauch an, er sei Dir eine Gabe, die Dir wohlgefällt."
    Panis
    Der Priester vel Opferherr nimmt das Brot (vel Kuchen vel Kekse) und legt ihn auf den Foculus, dazu sprechend:
    "O Fortuna Respiciens, nimm auch diesen N. entgegen, und gib dieses oder jenes"
    Incensum
    Der Priester vel Opferherr nimmt den Wein und gießt ihn die Patera auf dem Foculus, den ersten Schluck aber auf den Boden, dazu sprechend:
    "O Fortuna Virgo, nimm auch diesen Wein zu Deiner Labung entgegen, und gib dieses oder jenes."


    Hauptopfer
    Darreichungsformelt
    Der Priester vel Opferherr deutet auf das Opfertier und erhebt dann die Hände zum Gebet würdevoll sprechend::
    "O Fortuna Redux, da es recht ist Dir Opfer darzubringen, sei Dir dieser Hase geweiht, auf dass Du Deine Diener segnest."
    Opfergebet
    Der Priester vel Opferherr erhebt die Hände zum Himmel und betet so oder mit eigenen Worten:
    "O Fortuna Redux, dieses Opfer, das ich Dir bringe, sei Dir geweiht, es erfreue Dich und neige Dein Ohr meinem Wunsch zu..."


    "Achja, das Opfergebet ist die kürzeste Formulierung, da kannst Du auch selber etwas mit einbrigen." Dabei schaute sie ihn freundlich an und nickte aufmunternd. "Ja, wir schaffen das schon."

    Gerade bei einer so schwierigen Mission, die sich die Decimer ausgesucht hatten, so fand Orestes, war es gut im Tempel der Kapitolinischen Trias ein Opfer darzubringen. Ah, fiel ihm dabei ein, darauf sollte er noch hinweisen. "Senator, wenn Du zu Beginn des Voropfers den Weihrauch auflegst. Lege in jedes der drei Kohlebecken ein gute Handvoll Weihrauch, und sprich ein beim ersten, dem linken, ein Gebet zu Iuno, beim zweiten, dem rechten, zu Minerva und beim dritten - also dem in der Mitte zum Optime Maxime." Schließlich bildeten die drei eine Kultgemeinschaft. "Minervas Hilfe werdet ihr mehr als einmal brauchen. Und Iuno soll Eure Familie hier beschützen." Dann schloss er seine Erläuterungen. Alles ist bereitet. Ihr könnt beginnen.

    Orestes lief nur hinter Ursus her, da dieser sich hier anscheinend schon auskannte. Nicht das es nötig gewesen wäre, schließlich hatten sie die Wachen begleitet, aber man merkte, dass Ursus diese Wege schon einmal gegangen war. Für Orestes war es der erste Besuch hier im Bereich des Palastes, so schaute er aufmerksam und auch staunend. Denn hübsch war es hier,a uch wenn er nichts anderes erwartet hatte.

    Tatsächlich eine Flavierin also. Irgendwie hatte er die anderen patrizischen Familien außer acht gelassen. Und so eigentlich mehr zufällig richtig geraten. Vielleicht war ihm der Name Flavia Celerina auch schon einmal begegnet. "Flavius Aquilius. Aber natürlich ich habe mit ihm vor einiger Zeit gesprochen, bezüglich der Kooptation bei den Palatinischen Saliern. Das ist jetzt gerade übrigens passiert. Avianus und ich sind kooptiert. Catulus hat sich nicht mit dem Flavier in Verbindung gesetzt. Aber gut, das kann er im Zweifel ja noch tun." Bis zu diesem Punkt war das Gespräch ja eigentlich ganz gut gelaufen, dann kam das, was sich Orestes ja schon hatte denken können. Corvinus war nicht wirklich begeistert.


    Orestes verkniff sich - dazu kannte er spätestens seit der Geschichte mit Fhionn auch die dunklen Seiten seines Familienoberhauptes - jegliche Bemerkungen, dass seine Abneigung unter Umständen etwas mit den persönlichen Problemen mit Tiberius Vitamalacus, zu tun haben könnte. Stattdessen argumentierte er auf sachlicher Basis :D Nun ob eine solche Sache politisch etwas bringt oder nicht, würde ich nicht so schnell verneinen. Durus hat eine wichtige Position im Cultus Deorum inne - und wenn ich sowohl den Cursus honorum bestreiten will, aber auch beim CD bleiben, was ja mehr als sinnvoll ist und der Sitte der Väter entspricht. Ich denke gerade, Deine Verbindung mit den Flaviern und eine mögliche mit den TIberiern könnte da sinnvoll sein. Und was die andere Frage anbelangt, muss ich Dir ehrlich sagen, ich weiß es nicht. Es ist ja auch noch nichts geschehen. Wir sind uns über den Weg gelaufen, und ich bin verliebt, ob sich da etwas entwickelt, hängt ja von vielem ab. mir war es nur sehr wichtig, dass Du es weißt, nicht, dass irgendein Gerücht entsteht, oder Du Durus im Senat triffst und er Dich anspricht und Du nichts weißt oder ähnliches. Das wäre für alle Seiten peinlich." Und würde wahrscheinlich alle Chancen zunichte machen.


    Sacerdos Atia Fortunina:
    Äußerst charmant dieser Decimus Meridius, dachte sich die Atierin und merkte, dass sie etwas rot wurde. Als dann der jüngee Decimer sie ansprach schmunzelte sie. "Gerne, das Opfer besteht aus zwei Teilen. Zuerst das Voropfer in dem Weihrauch, Kekse und Wein geopfert werden. Dann das Hauptopfer", sie schaute noch einmal auf das Opfertier, "Euer Hase. Das Voropfer findet vor der Kultstatue statt, das blutige Opfer dann draußen auf dem Altar. Bene?". In ihrer Erklärung machte sie immer wieder eine kurze Pause, um zu sehen ob Decimus Mattiacus es mitbekommen hatte, so auch jetzt.


    "Beim Voropfer nimmst Du die Gaben und legst den Weihrauch in das Kohlebecken, die Kekse auf den Altar und den Wein schüttest Du in die kleine Opferschüssel auf dem Altar. Bei jeder Gabe bittest Du die Göttin darum, dass sie dich hören und erhören möge. Ich kann Dir auch gerne eine Schriftrolle geben, auf der die Gebete draufstehen, Du musst dann nur noch Deine Bitte jeweils einsetzen. Das Voropfer schließt Du mit einer Drehung nach rechts ab. Da ist ganz wichtig. Dann gehen wir nach draußen und opfern den Hasen." In diesem Moment musste sie sich wieder an ihre ersten Tage im Tempel der Fortuna zurückerinnern. Die Hasen hatten ihr Leid getan und sie hatte geheult, als wären es ihre Haustiere. Das hatte sich mit der Zeit aber gelegt und sie konnte jetzt professionell damit umgehen. "Dazu bestreichst Du den Hasen mit der Mola salsa. Vorher das hätte ich fast vergessen, gibt es eine Besprengung mit Wasser und einer der Ministri sagt das 'Favete linguis', dann sprichst Du die Darbringungsformel. Dir werden die Hände gewaschen und mit einem besonderen Tuch abgetrocknet. Und dann kommt erst der Ritus mit der Mola salsa. Dann gibt Dir ein Diener das Opfermesser und Du streichst dem Hasen vom Kopf bis zum Schwänzchen über den Rücken. Dann kommt das Opfergebet, in das Du auch noch einmal Deine Bitte zum Ausdruck bringen solltest. Und dann tötest Du den Hasen, am besten mit einem Schnitt. Um den Rest kümmern wir uns dann. Alles klar?"


    Der sacerdos war schon klar, dass dies jetzt eine Menge an Informationen war, aber schließlich würde der jüngere Decimer ja auch schon einmal geopfert haben und die Dinge jetzt nur gerade nicht so präsent haben :D


    Ein aurelischer Sklave brachte diesen kurzen Brief:



    Mn AUR Orestes C' Flavio Aquilio s.p.d.
    Mit diesem kleinen bilettum will ich Dir mitteilen, dass ich - wie vereinbart - dem großen Mars ein Opfer dargebracht habe, anlässlich der Kooptation zu den Saliern. Die vitalia waren rein und ich konnte eine Litatio verkünden, so das meiner Kooptation nichts mehr im Wege zu stehen scheint. Ich freue mich schon auf das Training und die Tänze. Vale.

    Zitat

    Original von Marcus Flavius Aristides
    „Ich danke Dir, Aurelius, für die Läuterung des Toten. Damit hast Du uns die Arbeit sehr erleichtert!“
    Ein guter Priester schien jener Mann zu sein, das würde Marcus mal seinem Vetter Gracchus gegenüber erwähnen. Noch ehe er weitere Worte an den Priester richten konnte, hörte er jedoch den Ruf des Redivivers. Marcus sah zu ihm rüber und wölbte überrascht eine Augenbraue hoch.


    Orestes hatte das Ritual beendet und nickte auf die Erwiderungen der Urbaner. Doch weil er weder die Ermittlungen stören wollte, noch es für angebracht hielt ein Schwätzchen zu halten, verabschiedete er sich. "Mögen die Götter Euren Ermittlungen gewogen sein. Vale!" Und ging wieder seiner Wege.

    "Litatio!", sagte Orestes würdig, aber auch erleichtert, als er festgestellt hatte, dass die Vitalia makellos und schön waren. Dies war doch immer wieder ein erhebender Moment. Und auch das leichte Piepsen in merkwürdig-hohen Frequenzen, das er in diesem Moment vernahm, nahm nichts von seiner Andacht. Die Opferdiener kamen ihren Pflichten nach. Orestes verließ den Altar und ließ sie ihre Arbeit tun.


    Er selbst verharrte noch einen Moment, dann nickte er beim Gehen Verus zu. "Ich gehe mich jetzt reinigen und so weiter. Wir sehen uns ja morgen. Vale!.

    Sacerdos Manlius Acidinus:


    Als der Senator sprach und vom Thema des Singens ablenkte entspannten sich die Züge des Priesters. "Der heutige Tag scheint günstig. Bisher ist noch kein Opfer abgelehnt worden. Und die Ministri kann ich natürlich bereitstellen. Sie werden sich sogar danach drängen, einem Triumphator helfen zu können."


    Orestes freute sich innerlich über das Lob des Senators, schließlich war er noch jung an Jahren und wenig reif an Erfahrung, seine Frage beantwortete er mit schlichter Zuvorkommenheit:



    "Wann auch immer ihr es wünscht. Ihr könntet sogar sogleich beginnen. Der Altar ist frei und ich kann Dir einige Ministri zur Verfügung stellen."




    Sim-Off:

    Da ich die nächste Woche nicht da bin. Kannst Du das Opfer ja in einem durchposten, Du kennst Dich ja aus. Das gleiche gitl für die anderen Opfer... Grazie per la sua comprensione..

    Es war Orestes noch nicht ganz gelungen sich auf die Unterrichtssituation einzustellen, als der Duccier kam. Schließlich waren erst wenige Momente vergangen seit Tilla gegangen war. Danke, der Nachfrage. Es ist alles in Ordnung - sehr sogar. Aber steigen wir doch gleich ein. Für heute habe ich drei Dinge vor. Primum besprechen wir das Opfer von gestern nach. Secundum, möchte ich Dich die Götterliste abfragen. Et tertium habe ich einen Text eines Römers über die Germanen abschreiben lassen, der jüngst erschienen ist. Dazu würde ich gerne Deine Meinung hören. Ist von Deiner Seite noch etwas? Wenn nicht kannst Du gleich mit dem Opfer anfangen. Was hast Du gesehen, was ist Dir aufgefallen. Was hat Dich beeindruckt?.


    Mit der Zeit des Redens gerieten seine anderen Gedanken und Gefühle etwas in den Hintergrund. Es war doch gut, dass er ein ens rationale war.

    Corvinus lenkte vom eigentlichen Thema des Gespräches in ruhigere, weil beruhigende Fahrwasser. Orestes tat ihm den Gefallen und ging auf seine Themen ein: "Also ich würde nichts beschwören wollen. Schließlich war es mitten in der Nacht und ich noch im Halbschlaf. Aber selbst wenn nicht, schließlich ist es seine Sklavin, also muss er auch dafür sorgen, dass wir nicht um unseren zumeist wohlverdienten Schlaf kommen, oder?", sagte er mit einem Augenzwinkern, das viele Interpretationen offen ließ, was Orestes eigentlich dachte oder wie er die Situation beurteilte. Eines stand jedenfalls fest - er würde und wäre die Sklavin auch noch so hübsch niemals etwas mit ihr anfangen. Aber darüber wollte jetzt nicht mit Corvinus reden.


    Deshalb freute er sich als sein Verwandter ein Gerücht ansprach, das durchs Haus geisterte. "Ah, Celerina heißt sie? Eine Flavierin nehme ich an? Und wie ich Dich kenne, kann man Dir eigentlich schon gratulieren, was Du allerdings nicht bestätigen wirst." Dieser Schluss war nun nicht besonders schwer, weder eine Claudierin noch eine Tiberierin kamen für Corvinus in Frage, daher ex negativo der Schluss. Aber wenn wir gerade beim Thema Frauen sind... Orestes blickte Corvinus an, weil er seinen Gesichtsausdruck sehen wollte, wenn er den Namen der Frau nannte, die er getroffen, oder besser gesagt die ihn getroffen hatte. Ich bin da vor kurzem, einer jungen Dame begegnet, die mir ... ähm sagen wir es mal gefällt, und wenn ich die Signale nicht allzu falsch deute, na ähem Du weißt schon.” Irgenwie war es bei Ursus leichter gewesen. ”Na es ist natürlich nichts passiert. Ich weiß mich ja zu benehmen. Und sie ist eine Patrizierin. Marcus, ähm es ist eine Tiberierin” Da war es raus. Also sie heißt Tiberia Arvinia und wurde von ihrem Vater, der irgendwo ist Osten des Reiches wohnt nach Rom geschickt, damit ihr hier ein Mann gesucht würde." An dieser Stelle dachte sich, dass es besser sei, aufzuhören und zu sehen, was Corvinus zu sagen hatte.

    Orestes stand auf und lachte wieder herzlich. Er hielt Tilla die Tür auf und machte eine Handbewegung, die Tilla sicherlich als ein "Mademoiselle" interpretieren konnte. "Auch wenn ich es wirklich gerne sofort wüsste, was sie sagt oder antowortet, geh mal lieber zurück in die Villa. Wahrscheinlich kommt mein Schüler gleich, und da wäre es unpassend, wenn mich die Antwort zu sehr ablenkt. Am besten suchst Du mich heute Abend in der Villa und sagst es mir.". Warum musste er auch immer so vernünftig sein.


    Er verabschiedete Tilla und wollte sich wieder an seine Unterlagen setzen, aber sien Kopf war mit anderem. Mit einer anderen gefüllt. Er hoffte, dass er sich später besser konzentrieren könnte. Denn schließlich hatten er viel für den heutigen Unterricht vorbereitet.

    Orestes konnte ihre Gebärde nicht erkennen, da er gerade ihre Schreibtafel las :D. "Nein mein Schüler kommt aus Germanien und ist Germane. Und jetzt will er römischer Priester werden. Da ist es spannend zu vergleichen, was unsere Gelehrten über die Germanen sagen, und was die Germanen über sich selbst sagen, oder? Dann setzte er noch eine letzte Zeile unter den Brief und verschloss ihn. Dann suchte er aus seinem Geldbeutel 10 Sesterzen und legte die Sesterzen und den Brief vor Tilla auf den Tisch.


    Mn Aurelius Orestes Tiberiae Arviniae s.p.d.


    Verehrteste Arvinia,
    in dem Moment, in dem ich Dir diesen Brief schreibe fällt mir etwas merkwürdiges auf. Zum einen ist mir unsere Begegnung noch so präsent, dass ich Dein Lachen noch in meinen Ohren und Dein Lächeln noch in meinen Augen wahrzunehmen meine. Zum anderen scheint es mir, als ob wir uns schon Monate nicht gesehen haben – so jedenfalls macht mich meine Sehnsucht glauben. Beides – und darin scheinen beide Wahrnehmungen in eins zu fallen – bringt mich aber dazu, auf ein baldiges, ja sehr baldiges Wiedersehen zu hoffen. Ich hoffe, dass dieser Brief und diese Blumen, die ich mitschicke, in Dir denselben Wunsch erwecken oder nähren mögen, den auch ich habe: Dich in Bälde wiederzusehen. Leider sind die nächsten Tage bei mir so gedrängt, dass es kaum möglich sein wird, doch müssen wir dabei nicht verzagen (auch wenn mein Herz bei dem Gedanken Dich nicht sofort wiederzusehen verzagen möchte!), denn noch vor den Kalenden des October möchte ich mein Versprechen wahrmachen. Im kleinen Theater des Balbus geben sie drei Tage vor den Kalenden eine Pantomime der Orestie – und wenn es von Deiner Seite aus möglich wäre, wäre es mir eine große Freude Dich dorthin führen zu können.
    In verehrender Verbundenheit
    Vale
    Dein Manius Aurelius Orestes.


    Also, das ist der Brief von dem ich sprach. Und erinnerst Du Dich noch an das Gespräch im Zimmer von Ursus. Hier hast Du 10 Sesterzen kaufe bitte wunderschöne Blumen. Wenn etwas übrigbleibt, kannst Du es gerne behalten. Und dann bringst Du Blumen und Brief in die Villa Tiberia und gib sie bitte persönlich einer jungen Dame mit Namen TIberia Arvinia. Geht das?
    Er schaute Tilla an, als wollte er sagen, das ist jetzt ein sehr wichtiger Auftrag für mich.

    Ursus hatte ihm Glück gewünscht, das würde er wohl auch brauchen können, denn schließlich würde er es Corvinus beibringen müssen und solange er nicht wusste, welchem Zweig der tiberischen Familie Arvinia angehörte, konnte er zumindest nicht ausschließen, dass sie mit diesem Vitamalacus näher verwandt war als es Corvinus und damit auch ihm lieb war. Aber das würde die Zeit zeigen und es war nichts, was seine momentane Hochstimmung vermiesen könnte. Dass es Ursus schwerfiel eine geeignete Frau zu finden, konnte er kaum glauben, deshalb sagte er scherzhaft: "Dass Du noch keine Frau gefunden hast liegt doch nur daran, dass Du es Dir nicht wegen einer, mit allen verscherzen willst, oder?"


    Dann wandte er sich wieder Tilla zu: "Gut, dann machen wir es so, wenn ich den Brief geschrieben habe, gebe ich ihn Dir und gebe Dir auch etwas Geld mit, damit Du die schönsten Blumen kaufen kannst, die Du findest. Beides zusammen bringst Du dann in die Villa Tiberia. Bene?. Er wusste zwar noch nicht, wie er diesen Brief schreiben sollte, aber das würde er schon hinbekommen.

    Orestes lachte herzhaft. Diese Tilla mit ihrer leichten Naivität war wirklich erfrischend. Sie bemerkte anscheinend - und wahrscheinlich ohne es zu wollen - immer, wenn jemand zwei oder drei Gedankenschritte auf einmal tat. "Nein, ich bin doch hier Sacerdos, und zu meinen Pflichten gehört es auch diejenigen auszubilden, die auch einmal Sacerdos werden wollen. Diese Discipuli müssen eine Menge lernen, theoretisches und praktisches. Und den Text, den ich Dich habe abschreiben lassen, der ist für meinen Schüler. Der ist aus Germanien und mit Hilfe des Textes können wir einiges erarbeiten." Dann schaute er sich die Abschrift an.


    "Schön Tilla, da hast Du Dich ja toll verbessert! Das sieht schon ganz gut aus. Wenn Du möchtest kannst Du Dir ein Stück Obst nehmen, dann schreibe ich kurz den Brief zu Ende, den Du dann wegbringen kannst, bene?" Er deutete auf die Obstschale auf dem Tisch in der sich Äpfel, Birnen, aber auch ein paar Granatäpfel befanden. Dann nahm er den Brief, den er sicherlich schon hundert Male angefangen und wieder verworfen hatte und der jetzt langsam seiner Zufriedenheit entsprach hervor und schrieb die letzten Zeilen.

    Der Aurelier nickte den vorgestellten Urbanern zu besonders natürlich dem Centurio und Standesgenossen - wobei es dem Priester schon merkwürdig ankam, dass ein Patrizier bei den Urbanern - aber das würde schon seine Gründe haben. Er hörte den Ausführungen des Decimers genau zu. Glücklicherweise schien niemand der Anwesenden an diesen abergläubischen Unsinn von Seelentieren zu glauben, der in den unteren Schichten so verbreitet war. Das freute Orestes, denn so konnte er sich diese Gebete und Formeln sparen. "Schade, dass wir den Namen nicht wissen, aber das macht eigentlich auch nichts, er kommt ja anscheinend aus gutem Hause, die werden alle notwendigen RIten durchführen lassen. Bene. Kann ich dann anfangen?"


    Als ihm das bestätigt wurde, sprach er: ""Favete linguis!" Und schaute sich bedeutungsschwer um, als dann so gut es eben ging, Stille eingekehrt war, tauchte er den mitgebrachten Buchs ins Wasser und besprengte zunächst sich und dann den Toten. Ihr Götter der Unterwelt, nehmt diesen Römer bei Euch auf und lasst seinen Geist nicht wandeln auf der Erde!. Er machte eine kurze Pause und wiederholte dann das Besprengen des Toten, genauso das Gebet. Er tat dies noch ein drittes Mal bevor er sich an die wandte, besonders an den Optio Valetudinarii und sprach während er zunächst den Optio, dann alle - auch die anderen die herumstanden - mit dem Wasser besprengte als Zeichen der Reinigung. Danach gab er den Buchs und das Eimerchen einem der Umstehenden Urbaner. Er selbst aber erhob die Hände und betete:Ihr Götter der Unterwelt, dieses Wasser, mit dem ich die Anwesenden besprenge, sei für Euch ein Zeichen der Reinigung. Allen, die diesen Toten berührt oder gesehen haben und mit diesem Wasser besprengt worden sind, seien gereinigt - vor Euren Augen - von dem Makel des Todes.


    Er ließ die Hände sinken. Das war zwar die kürzeste Form des Rituals aber sie war ausreichend, dass die Untersuchungen weitergehen konnten, und der Tote zu seiner Familie gebracht werden konnte, die dann die restlichen Rituale würde durchführen können. Als Zeichen das das Ritual und das Gebet beendet war drehte er sich nach rechts und sprach: Loqui licet

    "Gut, dann schreibe ich ihr morgen einen Brief. Sie geben verschiedenes. Es kommt eigentlich nur ein Pantomimus mit einer nicht allzu tragischen Handlung in Frage. Nächste Woche gibt es die Orestie - sehr passend wie ich finde. Zumal sie ja nicht immer tragisch endet." ;)
    Dann schaute er zu Tilla, auch dieser Vorschlag von Ursus gefiel ihm, schließlich konnte er so sicher sein, dass Arvinia die Blumen bekam, die sie bekommen sollte – die schönsten. Sicherlich hätte er auch welche besorgen können, aber da sein Geschmack, was Blumen anbelangt nicht besonders ausgeprägt war, entschloss er sich auf Tillas Hilfe zurückzugreifen. ”Bene, dann komme ich auf Dein Wissen über schöne Blumen zurück, Tilla.”.
    Zufrieden und glücklich schaute Orestes nun beide an und nahm sich noch einen Keks.