Beiträge von Tullia Maestrale

    Der Ritt gestaltete sich als sehr mühselig. Immer wieder mußten sie anhalten, weil Bäume in Weg lagen, die der letzte Mistral umgeweht hatte.
    Ein weiteres Mal zügelte sie ihr Pferd, weil es vorne nicht mehr weiterging.
    Bevor sie sich darüber aufregen konnte traf sie ein dumpfer Schlag an den Kopf. Sie fiel vom Pferd und war tot bevor sie am Boden aufschlug.
    Der Zug war von Legionären begleitet, die nacxh Aleria unterwegs waren.
    Vielleicht hatten die Rebellen deshalb den Zug angegriffen,...Sie hatte den alten roten Mantel von Primus an,...vielleicht hatte man sie mit einem Offizier verwechselt. Wer rechnet schon mit einer Frau auf einem Pferd, eingehüllt in einen roten Mantel mit der Kaputze auf dem Kopf?
    Ironie des Schicksal, daß ausgerechnet sie starb weil ihresgleichen sie für eine Römerin hielten.


    Da...ein Licht,...zwei Gestalten....Mama,...Papa? Sie begann zu laufen...

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    Das Dorf lag ein paar Meilen entfernt war aber, wie alle Dörfer dieser Gegend nahezu genauso aufgebaut. Generationen bauten auf-in- oder nebeneinander.
    Sie fand das Haus ihres Cousains erst in der Dunkelheit wurde aber mit der typisch corsischen Zurückhaltung herzlich aufgenommen.
    Das Essen war einfach aber nahrhaft und die Geschichten nahmen kein Ende.
    Erst gegen Morgen fiel sie in einen leichten Schlaf.
    Schon kurz nach Sonnenaufgang wurde sie von Eselsgeblöck geweckt.
    Sie erfuhr bei einer Tasse Ziegenmilch, daß ein Zug nach Aleria aufbrechen würde um dort Oliven, Haselnüsse und Käse zum Markt zu tragen.
    Tullia schloß sich dem Zug an,...sie wollte das Grabmal ihrer Eltern aufsuchen.

    Die Überfahrt war schnell schien jedoch unendlich.
    Der Geruch der Luft änderte sich,...Tullia schien aufzublühen.
    Da lag sie,...ihr Insel.
    Tränen der Freude liefen über ihre Wangen.
    Die Seeleute machten einen Bogen um sie,wollten sie nicht stören.
    Gegen Nachmittag liefen sie in einem kleinen Hafen außerhalb der römischen Protektion ein. Das Schiff war ein Schmuggler und brachte Menschen und Material nach Corsica welches der Aufmerksamkeit Roma´s entgehen sollte.
    Tullia war das egal. Sie überwachte das Löschen der Lagung und wartete auf ihre Stute. Bald schon ritt sie durch riesige Felder und tiefe Wälder. Sie genoß jeden Schritt,...jeden Atemzug als sie endlich dort ankam wo ihr altes Dorf gestanden hatte...Verkohlte Balken, zerborstene Räume. Was die Garde des Legaten getötet hatte verschwand im allesverschlingenden Feuer.
    Sie kam an die Stelle an der sie und Primus getraut worden waren.
    Ging in sich. Es war als hörte sie die Schreie, als sähe sie die Kinder, die sich in ihrer Verzweiflung bewaffnet hatten um mit Mistgabeln, viel zu groß in ihren kleinen Händen, Messern und Schwertern ihrer ermordeten Väter und Brüder gegen die geharnischten, im Blutrausch trunkenen Legionäre warfen.
    Primus und sie hatten das Massaker nur überlebt weil sie auf der Suche nach einem geeigneten Platz für ihr Haus gesucht hatten.
    Sie fanden noch ein kleines Mädchen vor,...schwer verletzt durch einen Lanzentreffer. Sie erzählte was geschehen war und starb zitternd in Primus Armen...
    Die Sonne ging langsam unter...es wurde frisch.
    Sie ging zu ihrer Stute und ritt zum nächsten Ort um dort Quartier zu nehmen.

    Tullia horchte auf,
    Ach,...Primus erwähnte einmal einen Tribunus mit deinem Gentilnomen,...ist das dein Vater?
    Wie klein diese Welt doch war.
    Sie winkte die Bedienung herbei und zahlte auch gegen Iustus Aufbegehren 8) die Zeche. Sie strich ihm über die Hand und meinte,
    Ich muß jetzt gehen, Iustus,...schreib an die Casa Terentia in Mogo,...wenn du magst,...und hinterlasse mir eine Adresse.
    Dann erhob sie sich und verließ das Lokal ohne sich noch einmal umzudrehen.
    Sie würde noch eine Weile fortbleiben...solange die Pässe frei waren.
    Nur Roma,...Roma würde sie verlassen.

    Lando war weg,...selten hatte sie einen Menschen solcher Präsenz erlebt.
    Leid tat es ihr nur für dessen Frau. Daher begenete sie Iustus Bemerkung nur mit einem Schulterzucken. Wer wußte schon wer in Landos Fußstapfen trat.
    Auf die Idee, daß die Germanienlegion verweichlichen könnte war sie noch nicht gekommen. Im Gegensatz zu anderen Provinzen war der Limes eine offene Wunde im Leib des Imperiums,...die Legionäre dort so etwas wie Capsarii, die immer wieder Verbandswechsel machen mussten oder Sektionen herausschneiden, weil sie begannen zu faulen.
    Tullia sah ihn direkt an und entgegnete,
    Tja,...ich wollte eigentlich bald aufbrechen,...die Pässe sind frei.
    Sie nahm einen bedächtigen Schluck und leerte den Becher.
    So oft schon hatte sie mit dem Gedanken gespielt nach Corsica zu gehen. Primus war nun ein Ritter und Ala Kommandant,...sie war ihm da nur im Weg.
    Nun,...er sah das freilich anders.
    Eine wohlige Welle überkam sie, als sie an ihren Abschied dachte.
    ...glaubst du wir bleiben in Kontakt?
    Wer wußte schon wohin es Iustus trieb?

    Tullia lächelte wölfisch.Der Gedanke war nicht neu,...
    Ach weißt du,...ich hatte keine Probleme meine Ware an den Mann zu bringen als Lando mein Konkurrent war und ich denke die Kunden kaufen dort wo sie dauerhaft gute Ware zu einem vernünftigen Preis bekommen.
    Ein Schluck Saft,...
    ...außerdem ist nur Lando im Hades,...der Rest seiner Familie nicht.
    Was besonders für den alten durchtiebenen Albin galt, der die Geschicke außerordentlich an sich gezogen hatte.
    Da kam der Gedanke an Cassella wieder hoch.
    Naja,...und was Cassella und Nachfolger angeht,...so ist seit dessen Tod und Ausstellung seines Kopfes, nebst seiner Bande in der Urbs ein wenig Ruhe eingekehrt,...was sicherlich auch an der erhöhten Präsenz der Legion und des Centurio Statorum in der Stadt liegt.
    Jedoch war der gedanke an einen Nachfolger nicht von der Hand zu weisen.

    Tullia sah ihn fragend an...
    Meinst du Cassella,...diesen Halsabschneider?...der bekucjkt sich jetzt die Radieschen von unten...geschieht ihm Recht so.
    Sie nahm noch einen Schluck,...winkte der Bedienung und bestellte noch eine Runde per Handzeichen.
    Tja und noch einer hat das zeitliche gesegnet,...
    Sie sah ihn jetzt genau an,...denn der Tote war auch ihm kein Unbekannter.
    Es gab einen Kampf im Wald,...so eine Blutfehdengeschichte...eine Art Vendetta...Duccius Lando ist tot!
    Tullia wußte nicht so recht ob sie sich frueen sollte oder nicht. Lando war ihr gegenüber stets überheblich und arrogant aufgetreten. EWr hatte ihre Bemühungen ein Geschäft aufzubauen stets verhöhnt. Er war ein Blödmann und arroganter Schnösel gewesen,...aber ihn deswegen ein rostiges Schwert in den Leib zu rammen?! Sie hätte ihn lieber ruiniert gesehen.

    Der Wein und der Fruchtsaft kam und Tullia stürzte die Hälfte im Ansatz herunter. Erleichtert stöhnte sie auf und meinte,
    Wieso betrunken machen?...es ist wie in einem Fieberofen hier,...und das wolltest du,...da gibt es durchaus angenhmere Plätze als dieses Sumpfloch.
    Ein wenig verlegen sah sie Iustus an. Die Angewohnheit laut zu sprechen sorgte kurzfristig für eine gespenstische Ruhe in der Taberna.
    Tullia sah sich um und meinte provozierend,
    Ja was?...ist doch so...und im Herbst scheißen euch die Stare voll!
    Kopfschüttelnd wandte sich Tullia wieder ihrem getränk zu und sah über den becherrand auf Iustus.
    Sie grinste ein wenig,
    Weißt du noch,...?!
    Der Schalk stieg ihr in die Augen,
    ...eine Geheimagentin wolltest du aus mir machen...

    Wieder ist ein Jahr vollbracht,
    wieder hat es nichts gebracht!
    Keine Lottomillionen,
    kein Goldfund im Garten,
    langsam muß man sich schonen,
    sonst sitzt man beim Arzt beim Warten.
    Machts gut, lebt wohl ihr Sorgen
    wir scheren uns nicht um Morgen.
    Die Sonne geht auf,
    die Sonne geht unter,
    wenn ich an Dich denk´, werd ich munter!
    Danke für die Jahre die hinter uns liegen,
    mit dir werd ich die übrigen auch noch umkriegen.
    Schön, daß es dich gibt!

    Tullia wackelte mit dem Kopf.
    Hmm,...du solltest mal nach Corsica kommen,...wir haben ein paar schöne Fischgerichte.
    Sie zogen eine Schnute,
    ...aber damit kann euer armseliges Tiberdorf natürklich nicht gegen anstinken.
    Plötzlich meinte sie.
    Hey,...da ist die Taberna von der Valentina gesprochen hat,...komm...da soll es gut sein!
    Sie zog ihn zur Taberna Apicia...

    Tullia betrat die angesagteste Taberna in der Urbs. Dementsprechend voll war es. Doch sie sah einen Tisch freiwerden und war schnekll wie der Wind dort. Einem ebenfalls interessierten,. an seiner Garderobe als Senator erkennbaren,älteren Herrn gab sie lächelnd zu verstehen,, daß er sich leider wieder etwas anderes suchen müßte.
    Sie stand da und winkte Iustus herbei.
    Der PLatz war gut,...man hatte ein wenig Ruhe, einen schönen Blick nach Draußen, die Türe war in der Nähe und der Eingang zur Küche schön weit weg.
    Bring uns erstmal die Karte,...dann einen Fruchtsaft mit Wasser für mich,...habt ihr Eiswasser?...gut dann mit Eiswasser verdünnen,...aber nur 1 zu 1... für meinem Gast Falerner,...aber nicht gemischt,...bring´uns eine Karaffe Wasser dazu...und die Speisekarte!
    Mit dem Daumen zeigte sie auf den freien Platz und nahm sich dann ihren Stuhl.
    So,...erzähl´mal...wie kommst du dazu den Posten als Regionarius sausen zu lassen?

    Tullia sah Valentina kurz nach. Ihr Bruder schien ja einen großen Druck auf sie auszuüben.Das stimmte sie ein wenig traurig.
    Sie atmete tief ein und wandte sich wieder Iustus zu.
    ...und,...was machen wir zwei jetzt mit dem angebrochenen Mittag?
    Sie verzog ein wenig das Gesicht als die Düfte der Garküchen durch das Forum strichen.
    ...was meinst du,...irgendwo was essen?
    Und wie zur Bestätigung hakte sie sich bei ihm unter.

    Tullia nickte bestätigend,...der Reichtum Romas zog das Gesindel an wie Geschmeiß die Fliegen.
    Ach,...weißt du noch garnicht...?! Primus ist nicht mehr bei der Classis,...er ist zurück nach Germania,...hat das Kommando über die Ala II Numidia übernommen. Er ist vor 4 Tagen zurückgeritten.
    Sie zog die Schultern hoch. Das ungeheuere Tempo vom Primus Aufstieg war selbst ihr etwas unheimlich.

    Der Bote brachte zwei Briefe aus Germania


    Liebe Tullia,
    bitte reiche den anderen Brief an Valentina weiter,
    ich wage nicht ihn an die Casa Quintilia zu schicken.
    Es umarmt dich
    Lupus


    Geliebte Valentina,
    Tullia wird dir den Brief übergebenm, du ahnst sicher warum.
    Die Zeit ohne dich ist unendlich schwer.
    Immer wieder sehe ich Orte und Plätze an denen wir zusammen waren und das macht mich traurig.
    Denn du bist nicht da. Es fehlt etwas, etwas elementares.
    Ich hätte nicht gedacht, daß du mir trotz meiner Arbeit hier fehlst,ich hatte gehofft sie würde mich von deiner Abwesenheit ablenken.
    Neulich war ich auf dem Forum und habe etwas gekauft, ich werde es dir schenken wenn du wieder da bist.
    Sei vorsichtig in Roma, bleib bei Tullia und gib auf dich Acht!
    Ich liebe dich und sehne den Tag herbei an dem ich dich wieder in meinen Armen halten darf.
    Lupus

    Na und wie ich mich erst freue...!
    Tullia war kurz ein wenig perplex,...ja stimmt,...bevor Primus nach Misenum ging.
    Sie sah aufgrund Iustus Bemerkung an sich herunter,..."Großeinkauf". Nun wie man´s nimmt. Valentina wirkte ein wenig zerschnieft,...offenbar war die Idee mit der Brosche ein wenig zuviel für sie.
    Zärtlich streichelte sie Valentina´s Wange und nickte ihr freundlich zu.
    Es war in Ordnung,...die Brosche war nur ein kleiner Wertausdruck den sie für Valentina empfand. Wie schön würde es sein wenn Lupus und sie ...irgendwann...
    Tja,...Lupus,...nun äh,...soviel ich von Primus erfahren habe ist dieser Cassella wohl im Hades mitsamt seiner ganzen Bande.
    Das tat ihr keinesfalls leid, ...denn auch bei ihr im "Alten Optio" haben sie ihren "Schutz" angeboten. Tullia mußte grinsen als den Kerlen die Augen übergingen als sie die ganzen Offiziere der Secunda im Gastraum sahen.
    Valentina wirkte ein wenig abstinent,...sie mußte zurück nach Mogo,...mit ihrem Bruder, ...
    Iustus,...sag´...was machst du denn hier in Roma?
    Sie hatte nicht verstanden warum er den Posten des Regionarius aufgegeben hatte...

    Tullia nickte und zog Primus an sich.
    Nach einer Weile des Schmusens und Kuschelns schlief sie langsam ein.
    Als sie wieder wach wurde war Primus weg und auf seinem Kissen lag eine Rose mit einem kleinen Zettel.


    Ich liebe Dich!
    Wir sehen uns in Confluentes!
    Gib auf dich Acht und komm erst wenn du völlig genesen bist!

    Primus


    PS....ich meine es ernst!

    Sie spürte eine Welle der Enttäuschung und Traurigkeit. Eine Träne fand ihren Weg und lief langsam ihre Wange hinab.
    ...das ist,...toll...mach´dich keine Sorgen! Ich kuriere mich hier noch etwas aus und dann komme ich nach!
    Ihren Traum einer Hochzeit in Roma begrub sie,...wiedereinmal.

    Tullia nickte,...es kam ihr unglaublich vor, daß sie hier herumliegen sollte.
    Primus Sorge war angenehm,...aber irgendetwas war da noch.
    Naja,...du kennst mich ja,...ich halte mich eher an das was mein Körper sagt als an das was die Quaksalber tönen.
    Sie streichelte ihm vertraut über die Wange.
    ...aber das ist es nicht alleine was dich bedrückt,...nicht war?!

    Die UNtersuchung der Hebamme brachte nichts hervor was sie nicht selber schon wußte. Auch der obligatorische Hinweis darauf sich zu schonen war ihr geläufig. Sie fragte sich was die gute Frau wohl sagen wüprde wenn sie wüßte, daß sie vor kurzem von Mogontiacum hierher geritten war.
    Sie nahm den Tiegel Salbe und das Beutelchen Kräuter für einen Sud entgegen und entließ die Frau mit einem Silberdenar.
    Dann fiel sie zurück in ihr Kissen und starrte an die Decke.