Beiträge von Tiberius Decimus Crassus

    Tiberius bemerkte, dass er sich vielleicht wirklich ein wenig im Tonfall vergriffen hatte, doch was sollte er auch machen? Immerhin würden die Bauarbeiten sowieso nicht abgebrochen werden, egal wer sich beschweren würde.


    "Entschuldigt, ich habe mich ein wenig im Tonfall vergriffen. Die Reperaturen werden nicht mehr viel Zeit in Anspruch nehmen. Ich kann ihren Erbostheit nur zur Kenntnis nehmen, denn es obliegt mir nicht über die Weiterführung der Arbeiten zu entscheiden."


    Langsam drehte sich Crassus um.


    "Ich hoffe Ihr könnt mich nun entschuldigen, schließlich liegt es sicherlich auch in eurem Interesse die Reperaturen schnellstmöglich abzuschließen."


    Der junge Decimus wendete der Dame den Rücken zu und schritt langsam zurück zu seinem Arbeitsplatz. Er musste noch das Ventil auswechseln. Innerlich betete er, dass die Frau einsichtig werden würde und ihn nicht weiterhin unnötig aufhalten würde.

    Sim-Off:

    Ups...verlesen :D Habs jetzt aber editiert.


    Die Dame war anscheinend nicht so einfach zu vertreiben. Genervt von der hochnäsigen Frau spitzte sich Tiberius' Tonfall langsam wirklich zu.


    "Dann sollte es ja meiner Meinung nach auch gepflegt bleiben. Wenn es in eurem Interesse liegt zukünftig in Dreckwasser zu baden, könnt ihr ja gerne Beschwerde bei der Stadtverwaltung einreichen - die die Reperaturen übrigens genehmigt hat."

    Eigentlich wollte sich Lucius Fortunatus der Frau annehmen, doch Tiberius nickte ihm zu. Das Zeichen, dass er sich um die Dame kümmern würde. Diese machte einen gepflegten äußeren Eindruck. Hochnäsig und arrogant war sie noch dazu. Sie war etwas stämmiger und hatte einen Sklaven bei sich. Eine große Warze auf der Nase der Frau bestätigte Tiberius nicht nur was das Schätzen ihres Alters anging, sondern auch darin, dass sie eine Person war, die anderen gerne das fürchten lehrte. Ohne Zweifel, es musste sich um eine Adelige handeln, so wollte Crassus sie auch ihrem Stand angemessen behandeln.


    "Die Bauarbeiten werden nicht mehr viel Zeit in Anspruch nehmen, Herrin. Ich hoffe ich kann euch derweilen vertrösten", sagte der junge Decimus mit einem beruhigend höflichen Ton. Er wusste, dass alles andere nur in einer Konfrontation ausarten würde, die zu vermeiden sein oberstes Ziel war, schließlich wollte er diese Arbeit zur Zufriedenheit des Curators bewältigen.


    "Genehmigt wurde diese Arbeit unter anderem vom Curator Aquarum, dem Senator Spurius Purgitius Macer", schloss der Aquarius an. Er hoffte, dass die Dame vielleicht auf diesen Namen hellhörig werden würde, schließlich war ein Senator von Macers' Bekanntheitsgrad keineswegs jemand, den man gerne zum Feind hatte. Schon gleich gar nicht wenn man adelig war und bestimmte Schritte sich unvorteilhaft auf den Ruf auswirken würde.

    Wieder nickte der junge Aquarius.


    "Ja, richtig, ich ziehe den technischen Teil dem handwerklichen Teil wirklich gerne vor."


    Als Macer Crassus direkt die Aufsicht über die Baustelle erteilte, war der junge Decimus zunächst ein bisschen überrascht, konnte diese Überraschung allerdings wieder schnell niederlegen, schließlich hatten ihn die Techniker darüber informiert, was die Abfolge der einzelnen Arbeitsschritte anging. Tiberius postierte sich nun unweit von den Technikern. Sie verstanden anscheinend ihr Handwerk und wussten auch, was zuerst zu tun war. Die Umleitung des Wassers. Crassus wollte die Zuständigen bei dieser Arbeit erst einmal nur beobachten, ehe er bei der Auswechslung des Ventils wahrscheinlich selbst den Arbeitern zu Hand gehen würde.


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    NSC: Lucius Fortunatus


    Lucius hatte die Bauaufsicht, zumindest hatte er sie solange, bis der Curator Aquarum und sein anscheinend neuer Aquarius zu ihnen stießen. Dass der Curator dem jungen Aquarius die Bauaufsicht erteilte, war für Fortunatus genauso erfreulich wie unglücklich. Einerseits schaute ihm nicht immer so ein erfahrener Mann wie Macer auf die Finger und Lucius konnte konzentriert arbeiten, auf der anderen Seite war da noch Tiberius, der entweder nur im Weg stehen würde oder Ahnung hatte und somit genauso nervenaufreibend wie der Curator sein würde. Doch jetzt musste er sich erst einmal auf die Arbeit konzentrieren. Es galt zuallererst die Wasserzufuhr zu unterbrechen und während des Arbeitsvorganges auf eine andere Leitung zu überbrücken. Außer Muskelkraft waren bei diesem Schritt auch Schnelligkeit und Präzision gefordert.


    Obodas, ein kräftiger, stämmiger, beinahe hünenhafter Daker war Lucius' Helfer bei diesem ersten, durchaus entscheidenden Arbeitsschritt. Während Fortunatus die Wasserleitung unterbinden sollte, fand sich Obodas' Aufgabe im Verbinden mit einer anderen Leitung, wo das Wasser weiterfließen konnte. Nur einige Sekunden war der Wasserfluss unterbunden, ehe er weitergeleitet werden konnte. Allein das Geschrei der Arbeiter, vor allem das Geschrei des Fortunatus, erzeugten einen geradezu betörenden Lärm. Lucius hoffte, dass die Anwohner in diesem Bezirk nicht so pingelig sein würden, wie die Anwohner bei der letzten Reperatur. Dadurch dass der Bauaufseher durch die erbosten Anwohner beschäftigt gewesen war, hatte sich der Bau um einige Stunden verzögert, was den Lärm sicherlich auch nicht wett gemacht hatte. Doch dies hatten diese Leute anscheinend nicht erkennen wollen und so hatte sie den Baulärm schließlich bis zur letzten Sekunde der Reperatur dulden müssen.


    Langsam floß das Restwasser ab, was die Arbeit der Säuberung der Leitung erleichterte. Nachdem auch diese verrichtet worden war, war es Zeit das Ventil auszuwechseln und die beiden neuen Anschlüsse zu verlegen. Lucius war etwas perplex, als der neue Aquarius sich kurzerhand an das Auswechseln des Ventils machte, war er Zeit seiner Ankunft doch nur tatenlos neben der Baustelle gestanden. Fortunatus hatte daran eigentlich nichts auszusetzen, so konnte die Schuld wenigstens nicht auf ihn geschoben werden, wenn etwas mit dem Ventil nicht stimmte. Lucius und seine Kollegen übernahmen die Anschlüsse. Neben dem Geschrei der Zuständigen war nun auch noch der erdrückende Lärm von Werkzeugen zu vernehmen. Dass sich wieder einmal eine römische Straße in einen Bauplatz verwandelt hatte, war nun sicherlich auch in die hintersten Gassen und Abzweigungen vorgedrungen...

    Crassus nahm Platz und nickte dem Curator zu. Was hätte er auch tun sollen? Egal welcher Befehl ihm von seinem Vorgesetzten erteilt werden würde, er müsste ihnen folgen. Außerdem war es doch recht interessant solch eine Reparatur mitzuverfolgen.


    "Gibt es noch irgendwelche anderen Anweisungen? Muss ich selbst einen Teil der Arbeit übernehmen?"


    'Nur' beobachten war zwar gemütlicher, aber keineswegs lehrreicher, wusste Tiberius.

    Tiberius folgte seinem Vorgesetzten eilig aus dem Officium der Aquarii bis zum Wasserverteiler. Er entdeckte einige Männer, die Crassus auf den ersten Blick als Zuständige für den Wasserverteiler identifizieren würde. Gespannt was ihn nun erwarten würde, grüßte er die Männer ebenfalls mit einem höflichen "Salve."

    Als Crassus einige Stunden Pausen genoss, beschloss er persönlich einen Brief für seinen Vater bei der Postannahme abzugeben, um Verus über die neuesten Ereignisse zu unterrichten.



    Ad
    Titus Decimus Verus
    Classis Misenensis
    Misenum, Italia



    Salve Vater,

    Einige Zeit ist vergangen, seit ich dich in Misenum aufgesucht habe und du mich vor den Göttern als dein Leib und Blut anerkannt ist. Zurück in Rom angekommen widmete ich mich zuerst der Arbeitssuche, die ich mit Erfolg abschließen konnte. Ich wurde von Curator Aquarum Purgitius Macer als Aquarius in Rom eingestellt. Nach dem was ich bereits gehört habe ist er ein Mann von hohem Ansehen und Einfluss. Es ist mir eine Ehre unter ihm einen Teil für das Wohl der Bürger in Rom betragen zu dürfen. Sogar über das äußerst stattliche Gehalt kann ich mich in keinster Weise beschweren.


    Es gibt etwas, dass ich dir gegenüber noch nicht erwähnt habe. Ich habe eine Zwillingsschwester. Ihr Name ist Decima Serrana und sie ist kürzlich in Rom angekommen. Derzeit verweilt sie in der Casa Decima, doch sie ist ebenso gespannt wie ich es war dich endlich kennen zu lernen. Ich hoffe du wirst sie genauso freudig und herzlich wie mich empfangen.


    Überdies hoffe ich, dass es auch dir derzeit so gut geht wie mir in Rom.


    Vale,
    Dein Sohn Tiberius




    Sim-Off:

    Geld wurde bereits überwiesen

    Tiberius lächelte zufrieden, als sein Vorgesetzter seine Arbeit lobte. Bei Macer's nächster Frage musste der Aquarius kurz nachdenken. Er wusste, dass er darüber bereits irgendwo gelesen hatte, schließlich hatte er sich in Griechenland mit der römischen Kultur beschäftigt - wenn auch nur wenig mit der Wasserversorgung.


    "Meines Wissens läuft das Wasser zuerst in das zentrale Castellum, wo es gesammelt, gereinigt und schließlich verteilt wird."

    Nach etwa einer Stunde hatte der junge Decimus die Liste aktualisiert. Es war zwar wirklich keine besonders anspruchsvolle Arbeit, aber eine einigermaßen zeitaufwendige. Als Macer wieder das Officium betrat, nutzte der neue Aquarius die Gunst der Stunde und eilte mit der überarbeiteten Liste zu ihm.


    "Curator, ich habe die Liste aktualisiert. Ich hoffe zu deiner Zufriedenheit."


    Tiberius übergab dem Purgitius die Liste, um ihm einen Blick darüber werfen zu lassen.


    Tiberius bewältigte weiterhin ohne Probleme den leichten Aufstieg. Er musste keinerlei Anstrengung aufwenden, er war sehr sportlich. Für sein Alter hatte er eine außerordentlich kräftige Statur, was wohl auf seine Zeit in Athen bei seiner Mutter zurückzuführen ist. So ärgerte er sich teilweise auch über seine dumme Bemerkung, ob die Rediviva ihn stützen würde. Welch Fehltritt. Mit solchen faden Aussagen konnte er Minervina sicher nicht beeindrucken - ganz im Gegenteil. Manchmal gab es leider Situationen, in denen der junge Decimus unbeholfen wirkte, was er eigentlich gar nicht war. Er tat sich nur manchmal schwer sich völlig zu kontrollieren und reagierte oftmals viel zu hektisch.


    Als seine Gesprächspartnerin auf das Thema mit den Frauen zu sprechen war, breitete sich in Crassus ein sanftes Lächeln aus. Es war wie ein Spiel. Beide Seiten redeteten genau genommen um den heißen Brei. Mit Anspielungen versuchten die beiden sich immer näher aneinander heranzupirschen. Schnellstmöglich loswerden wollten die beiden den jeweils anderen jetzt wohl nicht mehr. Es war unverkennbar für Tiberius, dass nun auch bei Rediviva Interesse am Gespräch bestand und auch sie versuchte, langsam mehr über den Decimus herauzufinden - wenn auch noch auf recht defensiver Ebene. Als Crassus sich eine angebrachte Antwort überlegte, wurde sein Gesichtsausdruck ernster. Er blickte gen Himmel, als ob er dort eine Antwort erwartete. Schließlich sollte man solche Dinge nicht unüberlegt beantworten. Eine Frau wie Minervina konnte derartiges schnell in den falschen Hals bekommen.


    "Sie müssen selbstbewusst und nett sein, aber auch bescheiden und zuvorkommend. Sie müssen hinter dem Mann stehen, ihm vertrauen schenken. Zu guter Letzt müssen sie natürlich auch Sitten zu schätzen wissen. Alles andere ist entweder zweitrangig oder eine Gefahr für die Beziehung. Selbstverständlich ist nicht jeder perfekt - was auch gut so ist. So bilden die genannten Eigenschaften nur das Fundament. Vieles muss man sich erst aneignen. Neues entdecken."


    Sowohl an seiner Stimme, als auch an seiner Mimik und Gestik, konnte man eindeutig erkennen, dass er die Wahrheit sprach. Einzig und allein die Wahrheit. Er sagte dies mit vollem Ernst und mit voller Aufmerksamkeit.


    Noch immer waren die beiden jungen Erwachsenen auf dem Weg zur Villa Tiberia. Zum ersten Mal machte Tiberius sich darüber Gedanken, wohin er jetzt eigentlich ging. Minervina und sein Begleiter befanden sich auf dem Weg zur Villa einer der angesehensten Patrizierfamilien des Imperiums. Auch wenn er manchen Adeligen nur wenig Ehre zusprach, waren sie doch Römer, denen man besonders viel Respekt entgegenbringen sollte. Von adeliger Abstammung zu sein hatte schließlich nicht nur Vorteile. Man hatte jederlei Pflichten und Crassus wusste, dass - wenn man es auch nicht für Wahr haben wollte - auch die Patrizier viele Zugeständnisse machen mussten. Die junge Rediviva war dafür wohl ein sehr gutes Beispiel, wie Tiberius im Laufe des Gespräches herausfinden durfte. Doch der Decimus verworf seinen Gedankengang für den Moment, um auf Minervina's nächste Bemerkung einzugehen. Tiberius grinste.


    "Vielleicht ist es Zufall, vielleicht ist es Schicksal. Ich weiß jedenfalls eines. Es ist keinesfalls unglücklich - zumindest für mich."


    Ob Minervina dem vielleicht noch etwas hinzuzufügen hatte, war wohl ihre Entscheidung. Jedenfalls war es wohl die ehrlichste Antwort, die Tiberius liefern konnte. Auch wenn er es für nahezu unmöglich hielt, hoffte er, dass die Rediviva noch etwas ergänzte und auch ihre Freude über diese Situation bekundete.


    Dann erreichten sie die prächtige Villa. Auch wenn die Casa seiner Familie keinesfalls schäbig oder dergleichen war, war die Villa Tiberia noch um einige Stücke prächtiger und größer. Wieder erfüllte den Decimus Unsicherheit, als Minervina dem Vestibulum des Hauses immer näher kam. Tiberius blieb stehen.


    "Minervina...ich weiß nicht. Ich weiß nicht ob es so gut ist, dass ich mitkomme. Wir kennen uns kaum und ich bin kein Patrizier. Deine Familie wird dies sicherlich nicht gutheißen. Ich will nicht, dass du wegen mir Ärger bekommst."


    Crassus klang leicht besorgt, was man ihm wohl nicht verübeln konnte. Er sorgte sich wohl mehr um Minervina. Zwar ahnte er, dass die Rediviva versuchen würde, seine Gefühle schnell zu umgehen, um selbst keine Gefühle zeigen zu müssen. Doch konnte sie der junge Decimus im Anblick der Villa nicht mehr unterdrücken.

    Der junge Decimus bemerkte, dass Minervina mit seiner Bemerkung nicht ganz zufrieden war, vor allem weil sie anscheinend keine Antwort wusste. Keine Antwort war auch eine Antwort. Doch Tiberius war nicht der Typ, der es bei einem Schweigen lassen würde, lieber würde er die Lage wieder etwas auflockern und so die Rediviva nicht als Verliererin dastehen lassen.


    “…Aber…ehrlich gesagt wäre ich auch sehr enttäuscht, wenn du mich einfach so stehen lassen würdest“, fügte er mit einem leichten Lächeln hinzu.


    Dies sollte die junge Frau wohl aus ihrer Sackgasse befreien und wieder eine Basis für das weitere Gespräch errichten. Tiberius musste bei der nächsten Bemerkung seiner Gegenüber schmunzeln. Doch wollte er nicht weiter nachhaken, er hatte einfach keine Lust auf solch belanglose Themen einzugehen. Vor allem wenn es doch viel Wichtigeres zum Reden gab. Als sie ihn auf seine Schmeicheleien ansprach, blieb sein Gesichtsausdruck allerdings wider Erwarten ernst. Er fühlte sich irgendwie bedrängt. Doch so wollte er es natürlich nicht stehen lassen. Immerhin hätte sie langsam mitbekommen sollen, dass er seinen Vater erst vor kurzen kennengelernt hatte und so noch nicht viel von ihm lernen hätte können.


    “Nein. Nur bestimmte Frauen“, sagte der Decimus direkt und monoton.


    Angestrengt war Tiberius nicht. Wenn er nur an die Hügel und Steppen von Griechenland dachte, war das ein Kinderspiel. Er musste wieder an die alten Zeiten denken. Seine Familie hatte eine mittelgroße Schafherde, die Crassus immer auf die Steppen hinausführen musste. An warmen Tagen ließ er sich ins Gras fallen, das durch die Sonne bereits ein gelb-braun angenommen hatte und beobachtete den klaren, blauen Himmel. Er hatte ein recht schönes Leben in Athen und hoffte, dass sein zukünftiges in Rom genauso werden würde.


    “Ich bin völlig erschöpft. Ich kann mich kaum mehr halten…Willst du mich stützen?“


    In Crassus‘ Worten konnte man eindeutig heraushören, dass er das Stilmittel der Ironie benutzte. Dies wurde unterstrichen, indem er der jungen Frau abermals ein freundliches Lächeln schenkte. Ein noch breiteres Lächeln entfaltete sich auf Tiberius‘ Gesicht, als ihn Minervina als ‚Rüpel‘ bezeichnete und sich aus seiner Umarmung befreien wollte. Trotz allem konnte der junge Decimus nicht behaupten, dass er die Umarmung nicht genoss. Im Gegenteil, es war ein schönes Gefühl…das Gefühl der Nähe zur hübschen Rediviva. Jedoch konnte er ihre Reaktion, sich möglichst schnell zu befreien, nicht Übel nehmen. Es war wohl doch ein wenig zu viel des Guten – immerhin kannten sie sich erst ein paar Minuten.


    “Ja…das wäre eine Überlegung wert. Doch ich würde es einfach als…unglückliche Zusammenreihung von unglücklichen Situationen bezeichnen.“


    Mit diesen Worten wollte Crassus Minervina in keinster Weise provozieren. Ganz im Gegenteil. Er versuchte zumindest einen Hauch von Sympathie und ein wenig Vertrauen zu erlangen.

    Tiberius ahnte, dass Minervina bei seiner etwas direkten Frage den Drang verspüren würde entsprechend zu kontern. Wahrlich, sie war eine Frau mit Temperament, was der junge Decimus eher als Herausforderung anstatt als Hindernis ansah. Dennoch wollte er die Situation nicht weiter zuspitzen, er genoss dieses Gespräch zu sehr um das Risiko einzugehen, es in einer Diskussion ausarten zu lassen. Um trotzdem nicht wie ein Idiot, oder als Mann ohne Stimme dazustehen, entschied er sich dafür neutral aber dennoch gewählt zu antworten. Schließlich sollte sie nicht das Gefühl haben, das Gespräch zu kontrollieren. Es war Pflicht des Mannes die Frau zu schützen und nicht andersherum.


    “Ich hindere dich nicht daran mich jetzt einfach so stehen zu lassen, Minervina. Doch ich denke, dass du das nicht willst.“


    Es war vielleicht etwas wage und arrogant, dies zu behaupten, was ohne Zweifel mehr Feststellung als Kommentar war, an dem es anscheinend nach Crassus‘ Meinung nichts mehr zu rütteln gab. Schließlich ging die Rediviva schon zu Beginn auf seine Annäherung ein, was nicht gerade von Desinteresse zeugte. Wenn sie trotzdem seine Bemerkung in Frage stellen würde, dann würde sie nur zeigen, dass sie nicht gerne zu ihrer Meinung stand – oder einfach wirklich kein Interesse am Gespräch hatte.


    Es folgte ein leichter Anstieg, den Tiberius, als er seine Aufmerksamkeit kurz der Umgebung widmete, bemerkte. Minervina schien dabei leicht angestrengt und ihr Lächeln schwand plötzlich, mochte der Decimus zumindest in ihrem zarten Gesicht deuten. So etwas Belangloses wollte er allerdings nicht weiter kommentieren, eine pingelige Frau wie seine Gegenüber würde daraus womöglich falsche Schlüsse ziehen. Nicht dass sie denkt, er würde jede noch so kleine und gleichzeitig belanglose Tatsache kommentieren und diese in den Mittelpunkt rücken. So lauschte er ihr weiterhin, als sie ihn anscheinend einen Ratschlag gab – oder es zumindest versuchte. Tiberius grinste leicht.


    “Ja…leider hat mein Vater da noch ein Wörtchen mitzureden. Er will dass ich Magistrat werde. Doch bin ich ihm nicht böse, denn dann hätte ich nicht die Chance so bildhübsche und gleichzeitig nette Frauen wie dich zufällig auf der Straße kennenzulernen.“


    Crassus schenkte ihr wieder ein schelmisches Lächeln, das allerdings nicht allzu lange anhielt, schließlich wollte er mit seinen schmeichelhaften Worten nicht als Schleimer dastehen.


    “Aber genug der Schmeicheleien…Wie weit ist es denn noch zur Villa?“


    Weiter ging es bergauf, was den jungen Decimus allerdings nicht einschüchterte. Er war sowohl körperlich als auch geistlich fit. Dennoch war er nicht fähig den Trubel um sich zu bemerken, er war voll und ganz auf Minervina konzentriert. Ihre indirekte, aber dennoch effektive Bemerkung wies ihn darauf hin, dass er nahe dran war die nächste Person anzurempeln. Im letzten Moment wich er nach links aus, wodurch er eine Art Kettenreaktion in Bewegung setzte. Wieder rempelte er seine junge Gesprächspartnerin an, die daraufhin Probleme mit ihrer Balance hatte und fast zu Boden fiel. Doch diesmal konnte er in letzter Sekunde Vorsicht walten lassen und sie sanft auffangen. Er setzte ein Lächeln auf, als er sie in seinen Armen widerfand.


    “Bitte verpass mir jetzt keine Spitznamen…“


    Was natürlich mit einem amüsierten, aber dennoch nicht arroganten Unterton auf sein ähnliches Malheure zu Beginn des Treffens erinnern sollte. Einen kurzen Moment starrte er noch immer mit einem Grinsen auf dem Gesicht tief in ihre Augen, ehe er sie losließ und hoffte, dass er nun kein Donnerwetter, sondern selbiges von ihr zu erwarten hatte.

    Tiberius lächelte, ein Hindernis stellte dies wirklich nicht da.


    "Nein Curator, das stellt in keinster Weise ein Hindernis oder dergleichen dar. Wie gesagt, ich lerne gerne dazu."


    Nachdem der junge Decimus als Aquarius anscheinend angenommen wurde, wollte er die Gunst der Stunde nutzen und gleich genaueres wissen.


    "Ich danke dir Curator. Achja, wie geht es jetzt weiter und was wird meine erste Aufgabe sein?"


    Vielleicht war diese Frage etwas voreilig und forsch, doch wollte er den Moment nutzen, wenn er schon mit seinen zukünftigen Vorgesetzten sprechen konnte. Zudem wollte er mit seiner neuen Arbeit möglichst schnell beginnen.