Beiträge von Aurelia Laevina

    Ich lag also richtig, es waren Tiberier. Ich strahlte noch ein bisschen mehr. Endlich lernte ich noch mehr Patrizier in Rom kennen und dann auch noch einen Senator und Pontifex! Ich schaute ihn ein bisschen anerkennend, ein bisschen bewundernd an. Doch dann wanderte mein Blick und mein Interesse zu der Dame in seiner Begleitung.
    "Nein, leider nicht. Wir wollten gerade ein wenig in die Stadt gehen." Dann warf ich noch einen Blick auf Severa, denn mir kam ein lustiger Gedanke. Wäre es nicht super, wenn... Und bevor ich zuende gedacht hatte, sprach ich es auch schon aus.
    "Willst Du uns nicht begleiten, Arvinia? Es wird sicherlich spannender, als in der Männerrunde!" Dabei wusste ich weder, um welche Männerrunde es sich handelte, was der Anlass war noch, wer Arvinia war. Trotzdem fand ich meine Idee gut!

    Da ich Roma so interessant fand und alles um mich her begierig einsog, war ich etwas verwirrt von Ursus Auskunft über Tillas Anfrage. Ich nickte also möglichst verständnisvoll und stimmte dann zu. "Ja, klar kannst Du sie besuchen. Vielleicht komme ich auch einmal mit, dann lerne ich noch jemand Neues kennen. Das kann immer hilfreich sein!"
    Das Trajansforum! Natürlich hatte ich davon gehört und natürlich würde ich da in der Zukunft einen Teil meiner Zeit und einen Teil von Corvis Geld investieren. Den Gedanken hatte offenbar auch Ursus zur selben Zeit. Also grinste ich zurück. Wir dachten wie´s schien auf einer Wellenlänge. Ich freute mich und warf meinem heimlichen Schwarm, meinem unheimlichen Cousin ;) einen weiteren forschenden Seitenblicke zu, während wir uns der Stadtmitte näherten.
    Er hatte auch eine eigene Sklavin mitgenommen, die fast zu spät gekommen war und auch sie beobachtete ich nebenbei. So waren meine Augen also fast überall gleichzeitig.

    "Na klar! Dann lernen wir wieder eine weitere Cousine kennen!" Sicher freute ich mich, eine weitere Aurelia, das war sicherlich auch eine Bedrohung, aber erstmal war es interessant, sie kennenzulernen. Severa und ich waren gerade unterwegs um Minervina in der Stadt zu treffen. Wir hatten uns mit ihr verabredet und machten uns jetzt gerade gemeinsam mit einigen Sklaven (natürlich hatte ich wieder nur Tilla dabei) auf den Weg.
    Doch als wir an der Porta anlangten, begegneten wir gerade einigen Gästen, die gerade erst gekommen sein mussten: Es war ein einigermassen junger Mann, der mir gleich sehr symphatisch war und eine hübsche junge Frau. Ich erkannte, dass sie adelig sein mussten und musterte sie freundlich doch ein bisschen neugierig.
    Ich winkte Severa zu mir, die etwas hinter mir ging und grüsste die Fremden.
    "Salve! Herzlich willkommen in der Villa Aurelia! Ich bin Aurelia Laevina und das ist meine Cousine Aurelia Severa.", stellte ich uns vor.

    Zitat


    Bevor sie losgingen, bekam Tilla eine Rolle in die Hand gedrückt. Bevor sie jedoch nachfragen konnte was das war oder ob es ein Irrtum war, war der Überbringer schon wieder verschwunden. Sie warf einen entschuldigenden Blick zu Laevina und Ursus, öffnete die Rolle und begann zu lesen. Ihre Augen begannen zu strahlen.. da war endlich die heiss ersehnte und versprochene Nachricht von Duccia Clara.


    Tilla juchzte stumm auf, sprang freudig in die Höhe und klatschte in die Hände "Ich habe Post bekommen! Meine allererste Post!!! Noch nie habe ich einen Brief bekommen und jetzt kriege ich auch einmal Post!!" teilte sie den anderen freudestrahlend mit. "Eine Nachricht von Clara! Sie hat ein dach überm Kopf gefunden und ich darf sie besuchen kommen... was ich auch sehr gerne machen möchte." Tilla hielt im Freudentänzchen inne, sah zu Laevina rüber. "Darf ich denn? Nur schauen, ob es ihr wirklich gut geht...", fragte sie bittend schauend.


    Tilla hatte einen Brief bekommen! Dies war wirklich keine gewöhnliche Sklavin.
    Sie freute sich auf jeden Fall sichtlich und hüpfte herum. Aus dem, was sie uns danach mitzuteilen versuchte, wurde ich fast gar nicht schlau. Ich blickte also hilfesuchend zu Ursus. Tilla fragte mich, ob wir wo hingehen konnten und ich zuckte nur mit den Schultern, weil ich nicht wusste, wohin. Aber wenn man wollte, konnte man das sehr gut als "von mir aus" werten. Wir liefen schon los, während ich auf die Übersetzung von Ursus wartete und etwas ungeduldig fragte: "Wo gehen wir zuerst hin??"

    Severa brachte es auf den Punkt, wofür ich sehr dankbar war. Doch Corvinus wollte uns gerne etwas warten lassen. Nun, das liess sich wohl kaum beschleunigen. Ich seufzte leise und legte dann meinen Kopf schief, um unsern Sponsor noch etwas wohlzustimmen. Als er überlegte, wann er das letzte Mal einkaufen gewesen war, glitt mein Blick unwillkürlich über seine Aufmachung und Kleidung. Sie war nicht alt oder gar unmodisch. Aber das war ja auch gar nicht zu vergleichen. Männer würden nie verstehen können, warum Frauen einkaufen so liebten.
    Dann kam eine Frage, die mich ehrlich überraschte. Meine Augen öffneten sich. Hierauf gab es natürlich keine Antwort. Doch recht schlagfertig und ohne viel Nachdenken erwiderte ich trotzdem: "Wir verlassen uns ganz auf die grossartige Freigiebigkeit und endlose Güte unseres Vormunds!" Etwas frech war das schon, wenn es auch durchaus nicht zynisch gemeint war und so wartete ich keck schmunzelnd auf Corvinus Reaktion.

    Nach einer kurzen Weile erreichten auch Ursus und ich die Porta, an der Tilla schon ungeduldig auf uns wartete. So lange hatten wir doch gar nicht gebraucht!
    Auf die Frage nach der Sänfte, mit der ich eigentlich fast fest gerechnet hatte, überlegte ich erst kurz. Bevor ich antworten konnte, sah ich wie hübsch Ursus errötete und musste mein Entzücken mühsam unterdrücken. Wie süß!
    Ich antwortete nur etwas verspätet: "Nein, wir können gerne laufen, von mir aus!" Ich war selbst leicht überrascht. Lange Spaziergänge war ich nicht gewohnt, aber nach meinem Ausflug mit Severa war ich irgendwie auf den Geschmack gekommen. Wir betraten die Strasse, im Gefolge Tilla und einen starken Leibwächter und ich folgte Ursus willig und wartete gespannt, wo er mich hinführen würde. Während des Gehens nahm ich mit allen Sinnen meine Umgebung wahr und hier im edleren Viertel war selbst der Geruchssinn nicht so furchtbar enttäuscht, wie sonst in Rom.

    Wir wurden hineingerufen und betraten etwas schüchtern Corvis Officium. Er war gerade dabei einen Brief selbst zu schreiben, normalerweise diktierte man die doch, oder? Zumindest mein Vater hatte fast nie selbst geschrieben. Wie auch immer, nach kurzer Zeit legte Corvinus die Feder beiseite und begrüsste uns freundlich. Ich warf einen hilfesuchenden Blick auf Severa, bevor ich ansetzte: "Wir hatten uns überlegt, dass wir... gerne... etwas einkaufen wollten... Wir brauchen dringend neue Kleider..." Hoffentlich kam meine Freundin mir zur Hilfe! Um Geld bitten war nie einfach.

    Tilla und Ursus zogen sich wärmer an und ich wagte noch einen letzten Blick in den Spiegel. Als Ursus zurückkam, war ich bereit und nahm dankend und leicht schmunzelnd seinen Arm an.
    Während wir auf dem Weg zur Porta waren, wo Tilla bereits wartete, redete er schon so viel, dass ich kaum mitkam. Ich nickte zum Forum Romanum bestimmt. Das war immerhin das Zentrum des Zentrums der Welt.
    Zu den anderen Dingen nickte ich auch, nur beim Theater war ich etwas skeptisch.
    "Komödien gefallen mir schon... aber bisher war es mir ehrlich gesagt oft zu...", ich blickte ihn so um Verständnis heischend an, wie möglich und führte den Satz zuende. "... zu langweilig!" Er sollte mir bloss nicht erzählen, er kenne das nicht, dass man während einer dieser ewig langen und oft uralten oder aber von uralten Männern geschriebenen sogenannten Tragödien mit dem Einschlafen kämpfen musste. Früher hatte mich mein Vater oft ins Theater mitgenommen, doch irgendwann hatte ich so wenig Interesse gezeigt und so viel rumgemosert, dass er es bleiben liess. Vielleicht hatte er nur versucht, auf seine Weise etwas mehr Kontakt mit mir zu knüpfen und ich hatte ihn sicher nicht nur jenes Mal heftig enttäuscht. Doch das war mir natürlich (noch) nicht bewusst. Im Augenblick war ich ganz vorfreudig im Augenblick und konzentrierte mich auf die nahe Zukunft statt in die nicht ganz so helle Vergangenheit zurückzublicken.

    Ich nickte begeistert und führte Severa zu ihrem Zimmer. Orestes hatte sich geschickt aus der Affaire gezogen. Und für uns beide war das auch das Beste, Schlaf hatten wir beide dringend nötig. Also verabschiedeten wir uns auch nur kurz aber herzlich und gingen dann schlafen. Glücklich war ich schon bald eingeschlafen.

    "Ich habe auch eine Sklavin von Corvinus gekriegt! Tilla. Sie ist stumm, aber ein gutes Mädchen. Sie können wir auch mitnehmen."
    Ich stand nicht wirklich gut da, neben Severa: Sie hatte gleich zwei Sklaven, die sicher nicht stumm waren und bezeichnete ihre teuren, wenn auch schlichten Klamotten als Lumpen. Aber die seltsamen Gefühle blieben nicht einmal eine Sekunde in meinem Kopf, dann waren sie schon wieder vergessen.
    Ich grinste meine Freundin an, als sie so von ihrer Kleidung sprach, denn ich wusste dass sie es zwar ernst meinte aber auch wusste, wie übertrieben diese Äuserung war. Dennoch nickte ich bekräftigend mit dem Kopf! Dringend mussten wir einkaufen gehen! Aber erst einmal konnten wir durch einen der zahlreichen Parks flanieren und erzählen, erzählen, erzählen.
    Wie meine Cousine sprang ich auf und wollte Severa übermütig an der Hand aus dem Zimmer führen, als es rummste.
    Ich blieb erschrocken stehen, doch dann war das Klingeln zu hören, dass mir mittlerweile bekannt war und ich lachte. "Das muss sie sein!" Ich öffnete die Tür und es war natürlich Tilla. Ich wandte mich an sie und sagte: "Stell das Tablett gleich hier ab! Wir wollen in die Stadt. Kommst du mit?", das letzte war natürlich keine echte Frage, aber durch Tillas zutrauliche Art und die Behandlung die sie von Ursus und Corvinus genoss, war auch ich unbewusst schon dazu übergegangen meine Befehle auf etwas freundlichere Art auszudrücken.
    Dann wieder an Severa gewandt, deren Hand ich mittlerweile wieder freigegeben hatte, sagte ich: "Ja, lass uns sofort losgehen, aber zuerst schauen wir noch bei Corvinus vorbei!"
    Wir gingen los, doch dann fiel mir noch etwas ein und ich schickte Tilla los, Severas Sklaven zu holen. Zu zweit kamen wir also zu Corvis Büro.

    Severa und ich wollten spazieren gehen und ganz viel erzählen. Aber für unsere anschliessende Shoppingtour brauchten wir natürlich Geld. Also hatten wir uns auf den Weg zu Corvinus Büro gemacht und nun klopfte ich so lieb es ging an seine Tür... konnte man überhaupt lieb klopfen? Ich gab mir zumindest Mühe!

    Tilla legte den Spiegel beiseite und holte meine Palla. Ich stand auf und liess sie mir umlegen. Dabei bemerkte ich nicht, wie sehr Tilla mitgedacht hatte, das war für mich der selbstverständliche nächste Schritt gewesen, doch immerhin zog meine neue Leibsklavin nicht meinen Unmut auf sich. Überhaupt war ich in bester Laune. Die süssen Worte von Ursus trugen nicht unwesentlich dazu bei. Einen kleinen Dämpfer verpasste er mir, indem er mich mit Cousine ansprach. Natürlich, er war kein Kandidat für mich, wie sehr ich es mir auch wünschen mochte, er war mein Verwandter... allerdings ein entfernter Verwandter, sprach ich mir gut zu.
    Vor allem zu ihm, aber auch zu Tilla gewandt, fragte ich fröhlich: "Wollen wir gleich aufbrechen?"

    Ich schaute überrascht, als Caenis mir mitteilte, dass sie schon verheiratet war. Das hätte ich nicht gedacht. Auch zu den Überlegungen oder ihren Erfahrungen was Aussehen und Charakter angehen, nicke ich nur, denn nun hatte die Zeremonie begonnen. Zuerst interessiert, doch schnell und zunehmend gelangweilt folgte ich den Opfern und alten Sprüchen. Meine Gedanken schweiften allerdings wild umher und ich beobachtete die anderen Gäste.

    Severa setzte sich und stand wieder auf und hüpfte in meinem Zimmer herum. Ich fand es noch nicht so hübsch aber das konnte ich ja noch ändern. Ich war etwas angesteckt von Severas Übermut und klatschte begeistert in die Hände, als sie einen Ausflug vorschlug.
    "Ja, klar! Lass uns gleich aufbrechen!" Mir fiel ein, was Corvi gesagt hatte und ich fragte sie: "Hast Du einen Leibwächter oder müssen wir jemanden aus dem Haus mitnehmen?" Sollte ich Tilla mitnehmen oder lieber nicht? Sie würde nicht stören und im Zweifelsfall konnte sie uns einige Einkäufe tragen oder unser Ansehen auf der Strasse steigern... sie stellte immerhin unser "Gefolge" dar.
    "Ich muss unbedingt einkaufen gehen! Lass uns bei Corvinus vorbeischauen, vielleicht legt er mir etwas Geld aus...", sagte ich schmunzelnd. Ich schaute zur Tür, da ich mit Tilla jeden Moment rechnete. Während ich geredet hatte, hatte ich immer wieder Severa am Arm oder an der Hand gefasst oder berührt. Ich merkte es nicht, aber mir fehlte körperlicher Kontakt zu jemand vertrautem. Nicht dass ich je oft in den Arm genommen worden wäre, aber in letzter Zeit fehlte es mir besonders.

    "Ich liebe das brodelnde Leben aber genauso freue ich mich auf die schönen ruhigen Orte der Stadt. Ich werde Dir blind folgen!", meinte ich schmunzelnd. So konnte Ursus selbst für mich entscheiden, welche Orte er für die schönsten und sehenswert befand.
    ´Ihr beide habt Glück, denn sicher werdet ihr euch gut verstehen.` Der Satz ergab für mich nicht viel Sinn. Ich runzelte nun meinerseits kurz die Stirn ein wenig aber ich wusste, dass mir das nicht stand, also liess ich es rasch wieder und versicherte Ursus auch mit einem weiteren Blick auf Tilla durch den Spiegel, den sie mir vorhielt: "Ja, ganz bestimmt! Ich bin froh, dass Tilla in meinem Alter ist! Die in Griechenland waren alle alt und griesgrämig." Ich zwinkerte Tilla freundlich zu, die weder alt noch griesgrämig war - zum Glück. Ich zwinkerte ihr zu - und wunderte mich einmal mehr über mich selbst. Aber Ursus würde es sicher nicht gesehen haben. Also machte es nichts. So, wie es nichts machte, dass ich mich vor den Augen eines Herren frisieren liess. Das hatte aber auch Vorteile, die ich jetzt auskosten konnte: "Sag, was hälst du davon?", sagte ich an Ursus gewandt. Er musste mir jetzt ja ein Kompliment machen. Ich selbst war einigermassen zufrieden. Es war eine ziemlich einfache Frisur und noch nicht ganz ausgefeilt, aber dafür, dass Tilla auch noch andere Sachen konnte, als Haare machen, war es ganz akzeptabel. Aber natürlich liess ich mir das nicht anmerken und wartete lieber auf Ursus Kompliment...

    Ich war in meinem Zimmer und langweilte mich. Zumindest wusste ich nicht so recht, was ich machen sollte. Ich hatte an diesem Tag noch nicht viel gemacht, war nur ein wenig im Haus umhergeirrt und hatte lange im Atrium gesessen. Nun war ich aber zurückgekehrt und hatte mir in Folge von Ermangelung anderer sinnvollerer Tätigkeiten eines meiner neuesten Kleider angezogen und bewunderte mich gerade, als es an der Tür klopfte. Ich hatte Tilla losgeschickt, mir etwas zu Trinken zu besorgen, also dachte ich, sie wäre es. Also öffnete ich die Tür schwungvoll und fragte noch, bevor ich sehen konnte, wer davor stand: "Na, wie gefällt es Dir?"
    Als ich Severa sah, kicherte ich und zog sie schnell in mein Zimmer. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund hatten wir fast keine Zeit gemeinsam verbracht, seit sie in Rom angekommen war. Aber das würde sich heute vielleicht ändern?

    Tatsächlich musste Tilla etwas ziemlich anderes verbreitet haben, ob nun bewusst oder versehentlich. Auf jeden Fall lachte Ursus erleichtert und ich lachte mit. Er sagt zu! Ich strahlte ihn an und versicherte ihm: "Nein, so lange wird es nicht dauern. Ich kann dich ja auch nicht ewig von der Arbeit abhalten." Ob ich einkaufen wollte? Nun, das würde sich ja gar nicht vermeiden lassen. Aber vor allem wollte ich die Stadt kennen lernen. Also beschwichtigte ich ihn. "Nein, zeige mir einfach etwas von der Stadt. Und wenn ich doch etwas finden sollte...", lächelte ich verschmitzt.


    Während Tilla nun fast fertig war - dies war ja auch nur eine einfache Frisur, bei aufwendigeren verbrachte man (-also Frau) schon üblicherweise einige Stunden bei der Frisöse - ging ich kurz auf mein Befinden ein. "Ja, es geht mir gut! Es ist schön, hier zu sein. Leider habe ich noch nicht viele Mitbewohner kennen gelernt. Ach, habe ich dir schon erzählt, dass Tilla ein Geschenk von Corvinus an mich ist?" Auch bei der letzten Bemerkung strahlte ich. Der erste Tag in Rom hatte gut angefangen und nun würde ich auch noch mit diesem Traummann die wichtigste Stadt der Welt erkunden!

    Tilla begann, an meinen Haaren herumzukämmen. Ich war wirklich sehr gespannt, wie sie es machen würde. Sie war nicht allzu sanft, doch ich war einiges gewohnt, einige der Sklavinnen meines Vaters waren sehr grob gewesen, deswegen biss ich nur hin und wieder die Zähne zusammen, wenn es etwas ziepte. Es klopfte, und Tilla hatte schon aufgemacht, bevor ich sie dazu auffordern konnte. Es war Ursus! Ich freute mich und errötete leicht, als er hereinkam. "Salve, mein Herr!", antwortete ich schelmisch. Sein besorgter Unterton verwirrte mich etwas. Was war denn passiert? Also wirklich nichts Schlimmes. Ich schaute Tilla mit erhobenen Augenbrauen an. Was hatte die Ursus denn gesagt oder ausrichten lassen, dass er meinte, wir bräuchten seine Hilfe. An den tollen Mann gewandt :), sagte ich: "Nein, es ist nichts Schlimmes passiert. Eigentlich wollte ich Dich bloss bitten, dass Du mir ein wenig die Stadt zeigst. Ich wollte dich allerdings nicht bei etwas stören..." Ich gab ihm meinen liebsten Blick und warf dann noch einen zweifelten auf Tilla, so gut das ging, da sie ja hinter mir stand und meine Frisur herrichtete.

    Dass Severas Freude gedämpft zu sein schien, fiel mir zwar auf, aber es erschien mir nicht sehr verwunderlich, angesichts Severas Reife und Anstand, den ich eigentlich auch immer zu beachten versuchte und Orestes´Anwesenheit. Dieser hielt sich aus unserem Gespräch raus, was mir lieb war, aber auch mir war klar, dass wir uns jetzt nicht so austauschen können würden, wie wir es dringend wollten.
    "Du bleibst!", gab ich strahlend von mir. Dann nickte ich erst besorgt, dann ein bisschen schelmisch grinsend, ich konnte es einfach nicht zurückhalten. Natürlich wusste ich, wieso Severa nach Rom gekommen... oder besser noch geflohen war. Ihre Mutter war mir nie sehr symphatisch gewesen, auch wenn ich das natürlich nie so offen gezeigt hatte. Und schon immer, schon so lange wie wir uns kannten, schien mir, hatte Severa sich über ihr ödes Leben beschwert. Ich hatte stehts verständnisvoll zugehört und auch das ein oder andere Mal ihre Tränen durch meine verstärkt. Mir ging es ja schliesslich nicht viel anders, doch sich über die Ödnis der Provinz zu beschweren, das war immer Severas Part gewesen.
    Nachdem ich mich mit meinen Fragen etwas zurückgehalten hatte - zumindest für den Moment - fragte Severa gleich ganz viele nacheinander. Ich antwortete und musste zwischendurch kichern.
    "Ich bleibe in Rom und lebe jetzt bei Corvinus." Ich vergass für den Augenblick tatsächlich nicht nur dass Severa vermutlich nicht vom Tod meines Vaters wusste, sondern ich vergass sogar die Tatsache, wegen der ich hier war. Ich war eben sehr froh und trotzdem sehr müde. "Ja, wir machen morgen auf jeden Fall einen ganz langen Spaziergang. Ich kenne die Stadt auch noch viel zu wenig." Dann sprach sie direkt meinen Vater an. Meine Freude wich von mir. Doch ich überging die Frage für den Moment und antwortete auf die nächste. "Es war so langweilig ohne Dich! Ich habe Dich so vermisst."
    Zum Glück sprach Severa Orestes an, der sich etwas fehl am Platz zu fühlen schien. So konnte ich den Gedanken an meinen Vater wieder verdrängen, ein Gähnen unterdrücken und mich etwas anders hinsetzen. Auch Severa sah ich die Müdigkeit an. Wir sollten ins Bett gehen und morgen reden. Das wäre zumindest die vernünftige Lösung.